Gocht-Gessner Therapie (und andere Methoden)

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NettiAngel
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Gocht-Gessner Therapie (und andere Methoden)

Beitrag von NettiAngel »

Ich habe gerade was von einer Gocht-Gessner Therapie, die bei Skoliosen (auch mit Korsett), eingesetzt wird.
Habt ihr davon schon einmal etwas gehört?`

Hilft das?
Man muss sich stets vergegenwärtigen, dass der heutige Tag nur einmal kommt. Er kehrt niemals wieder!
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sloopy
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Beitrag von sloopy »

Hi Netti,

ich kenne die Methode nicht, hab aber mal im Internet gegoogled. Es gibt ein Buch zu diesem Thema ("Skoliosebehandlung" von Edeltraud Diefenbach). Die amazon.de-Kurzbeschreibung hierzu lautet wie folgt:

Kurzbeschreibung:
In diesem Buch wird die vollständige krankengymnastische Behandlung der Skoliose mit dem Korrekturprinzip nach Gocht-Geßner beschrieben. Im Zentrum der Therapie steht die Kräftigung der Rückenmuskulatur, wodurch Haltungsbild und Körpergefühl des Patienten verbessert werden. Der Schwerpunkt der Darstellung liegt dabei weniger auf den einzelnen Übungen, sondern mehr auf der prinzipiellen Behandlungsmethode.


Ich denke, dass man zwar mit einer kräftigen Rückenmuskulatur seine Haltung verbessern, man aber keine Skoliose mit allgemeiner Stärkung der Muskulatur therapieren kann. :nein:

Liebe Grüße, sloopy
Mein Thread: Mein CCtec (Erwachsenen)korsett und ich

"Bewahre mich vor dem naiven Glauben,es müsse im Leben alles glatt gehen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge, Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen." (Antoine de Saint-Exupéry)
Selbsthilfe_Dresden

Vorsicht vor übereilten Schlüssen

Beitrag von Selbsthilfe_Dresden »

Es gibt viele Methoden zur Behandlung einer Skoliose, die alle ihre mehr oder weniger übereinstimmenden Behandlungsziele auf unterschiedlichen Wegen zu erreichen suchen. Am bekanntesten dürfte neben der Behandlung nach Klapp und Voijta die Behandlung nach Niederhöffer und Lehnert-Schroth sein.
Korrekturübungen nach Gocht-Geßner zur Behandlung der äußerlich sichtbaren Symptome einer Skoliose sind empirisch entwickelt worden. Sie haben ihren Ursprung in Übungen, die schwedische Therapeuten zur Skoliose-Behandlung verwendeten. Die Übungen wurden zuerst in Berlin unter der Leitung von Prof. Gocht an der Charité systematisch zur Behandlung von Patienten mit idophatischen Skoliosen angewendet. Die behandelnde Krankengymnastin war Frau Geßner.
In der krankengymnastischen Skolioseambulanz des Oskar-Helene-Heims in Berlin wurden Kinder und Jugendliche nach dieser Methode behandelt und Krankengymnasten in dieser Methode ausgebildet.
Frau Edeltraud Diefenbach, wohnhaft in Berlin, ist ausgebildete Krankengymnastin und Lehrkraft dieser Methode. Auf unserer Homepage findet ihr einen Hinweis auf entsprechende Literatur von ihr.
Frau Diefenbach ist Mitglied im Bundesverband Skoliose.

@sloopy: Wenn ich in einer Sache über keinerlei Informationen verfüge, sollte ich mich mit meiner persönlichen Meinung zurückhalten.
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Toni
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Beitrag von Toni »

Hallo Selbsthilfe Dresden
Es ist erstaunlich, daß bei Skoliose so viele verschiedene Wege zum Erfolg/Korrektur führen sollen. Was ich gelesen habe, hat Frau Käthe Schroth (die unter anderem bei Klapp auch gelernt hat, auch die "Schwedische Skoliose-Gymnastik" in diem Schroth-Therapie intergriert- bezw, das was sich davon in ihrer langjährigen Praxis als wirksam und heilsam erwiesen hat.

Bei Kyphosen (meine Betroffenheit) hat Dr. Oliver Schmid in seiner veröffentl. Dissertation (komplexe Literaturrecherche) "Die nichtthraumatische Kyphose" klar festgestellt, daß nur 2 PhysioTherapie-Konzepte sich wirklich nachweisbar bewährt (signifikant messbare Erfolge) hätten: SCHROTH und BRÜGGER. Dabei wirkt nur SCHROTH korrigierend, während bei BRÜGGER der Schwerpunkt auf Schmerzbefreiung gelegt wird.
Es währ ernsthaft zu prüfen, wieviel therapeutische Elemente von Schroth und Gocht/Geßner sich überschneiden oder sehr ähnlich sind.
Durch die offensichtliche Monopolisierung der Methode Schroth auf die ASKLEPIOS-Unternehmen ist der Druck/das Bedürfniss wirksame "Konkurenz-Produkte" zu entwickeln und zu propagieren enorm groß.
Trotzdem würde ich ungern meine eigene WS oder die Erfolgschancen von Skoli- und Kypho-Jugendlichen in progredienten Phasen mit Therapiekonzepten experimentieren, die nicht über die Erfolgsbilanzen und den Erfahrungsschatz der Schroth-Therapeuten verfügen.
Den beiden Administratorien dieses Forums Korruption zu unterstellen halte ich für hart an der Grenze der Unverschämtheit.
Diese beiden jungen engagierten Frauen haben beide SCHROTH in Bad Sobernheim und Korsetts von RAHMOUNI als "letzte Rettung" vor einer OP am eigen Körper erlebt und erfahren. Ihnen einen Korruptionsvorwurf daraus zu stricken, daß sie nun auch anderen Betroffenen gegenüber "IHREN Königsweg" z.Teil sehr kämpferisch empfehlen und vertreten ist unfair und zeigt auch geringes Einfühlungsvermögen und genau die Intoleranz die BZebra und manchmal auch Sloopy vorgeworfen wird.
Das Gegenteil scheint der Fall zu sein: Dieses (erfolgreichste) deutschsprachige Skoliose-Forum wird von den genau diesen Stellen verbal als "lächerliches Kaffeklatsch-Forum" abqualifiziert, die angeblich Zuwendungen sponsern.
Selbsthilfe Dresden, Du bist/Ihr seid zu unserem Offline-Treffen in Bad Salzungen herzlich eingeladen. Reden wir miteinander und lernen uns kennen mit offenem Visier. Dann wird sich vieles klären. Wir feuen uns über alle Engagierten und sollten eng kooperieren, anstatt uns zwischen wirtschaftlichen und sonstigen Interssen zerfleddern zu lassen.
Liebe Grüße ins Elbflorenz
Toni
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BZebra
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Beitrag von BZebra »

Selbsthilfe_Dresden hat geschrieben:@sloopy: Wenn ich in einer Sache über keinerlei Informationen verfüge, sollte ich mich mit meiner persönlichen Meinung zurückhalten.
Es gibt schon Informationen diesbezüglich. Sloopy hatte die Sache schon richtig auf den Punkt gebracht, weshalb ich mir auch gedacht habe, ich könnte mir das abtippen sparen. Aber nun gut:

Aus "Skoliosen und die verschiedenen krankengymnastischen Behandlungsmethoden" von Christa Lehnert-Schroth, 3. Auflage

Seite 4-5
1. Methode Gocht-Geßner
Sie ist schon ziemlich in Vergessenheit geraten, zumal keine Literatur darüber vorliegt. Aber es muß darauf eingegangen werden, da sie gute Ansätze hat. Hier wird vorwiegend die schwache bzw. überdehnte Muskulatur der Konvexseite tonisiert, um ein weiteres Absinken des Rippenbuckels nach der Seite zu verhindern.

Beurteilung
Die Kontraktion der konvexseitigen interkostalen und auch oberflächlichen Thoraxmuskulatur ist grundsätzlich richtig. Man muß sich dabei über folgendes Gedanken machen:
Das Zusammenspannen der schwachen überdehnten Muskulatur von dorsal nach ventral ist richtig. Wird jedoch nur von lateral nach sternal gearbeitet, verschlimmert sich die Buckelbildung, denn einige Muskeln, die sich beim Skoliotiker lateral befinden, sind infolge der Verdrehung praktisch vordere Rumpfmuskeln (z.B. die ventralen Teile des m.serratus anterior, die kranialen Teile des m. obliquus abdominis externus und mit den vorderen Rippen auch die Interkostalmuskeln). Diese dürfen nicht zusammengespannt, sondern müssen nach vorn–aufwärts gedehnt werden. Wenn ein normaler Mensch diese vorderen Rumpfmuskeln, die sich beim Skoliotiker an der Seite befinden, zusammenzieht, dann entsteht ein rippenbuckel. Wenn das schon bei einem normal gebauten Mensch so ist, muß das einen bestehenden Rippenbuckel vergrößern, da in die Torsion hineingearbeitet wird.
Und zum Thema der anderen physiotherapeutischen Behandlungsmethoden steht auf Seite 13:
Die nachfolgende Tabelle soll noch einmal die Wirkungsweise der einzelnen Methoden veranschaulichen:

+ = positive Ergebnisse = Verbesserung
- = negative Ergebnisse = Schäden
O = bleibt bei der Behandlung unberücksichtigt
v = wird versucht, jedoch ohne nennenswerten Erfolg

1. Einbinden der gezielten Atmung als Stütze von innen
2. Berichtigung des „kyphotischen Gleichgewichts!“ (a-p-Richtung) des Skeletts und der Muskulatur (= sagittale Ebene)
3. Berichtigung des „skoliotischen Gleichgewichts“ (lateral) des Skeletts und der Muskeln (= frontale Ebene)
4. Entdrehung des Beckengürtels (= transversale Ebene)
5. Entdrehung des Rippenkorbes mit Hebelwirkung der Rippen und Atmung „im rechten Winkel“ (= transversale Ebene)
6. Entdrehung des Schultergürtels (= transversale Ebene)
7. Überkorrektur des Skeletts und der Muskeln
8. aktive Streckung der Wirbelsäule
9. orthopädische Lagerung durch Korrekturpolster aährend der einzelnen Übungen (= rtransversale Ebene)
10. muskuläre Festigung der gestreckten und gezielt zusammengezogenen Konvexseite
11. muskuläre Festigung der entdrehten und gezielt zusammengezogenen Konvexseite
12. Einbau des guten Haltungsbildes in den aufrechten Stand und die Alltagsbewegungen
13. muskuläre Kräftigung der Konvexseite, dorsal
14. muskuläre Kräftigung der Konvexseite, lateral
15. isometrische Kräftigung der Konkavseite
16. Lockerung, bzw. Geschmeidigmachen der Wirbelsäule
17. Kräftigung der Lumbalmuskulatur
18. Dehnung der Brustmuskulatur
19. Streckung des mittleren Bogens (thorakal)
20. Kräftigung der Erektoren
21. Seitbeuge des Oberkörpers
22. Drehung des Schultergürtels gegen das Becken

Schroth:
1.) + 2.) + 3.) + 4.) + 5.) + 6.) + 7.) + 8.) + 9.) + 10.) + 11.) + 12.) + 13.) + 14.) + 15.) + 16.) + 17.) + 18.) + 19.) + 20.) + 21.) O 22.) O

Gocht-Geßner:
1.) O 2.) O 3.) O 4.) O 5.) O 6.) O 7.) O 8.) O 9.) O 10.) O 11.) teilweise 12.) O 13.) + 14.) + 15.) O 16.) O 17.) O 18.) O 19.) + 20.) O 21.) O 22.) O

Niederhöffer:
1.) O 2.) O 3.) O 4.) O 5.) O 6.) O 7.) O 8.) O 9.) O 10.) teilweise 11.) O 12.) O 13.) O 14.) O 15.) + 16.) O 17.) teilweise 18.) O 19.) teilweise 20.) O 21.) O 22.) O

KLAPP:
1.) O 2.) O 3.) O 4.) O 5.) O 6.) O 7.) O 8.) teilweise 9.) O 10.) O 11.) O 12.) O 13.) +- 14.) - 15.) O 16.) + 17.) + 18.) + 19.) +- 20.) + 21.) - 22.) teilweise

Aufspann-Übungen:
1.) O 2.) O 3.) O 4.) O 5.) O 6.) O 7.) O 8.) O 9.) O 10.) O 11.) O 12.) O 13.) +- 14.) - 15.) +- 16.) O 17.) +- 18.) O 19.) v 20.) +- 21.) - 22.) O

Schwedische Umkrümmungs-Übungen:
1.) O 2.) O 3.) O 4.) O 5.) O 6.) O 7.) O 8.) O 9.) O 10.) O 11.) O 12.) O 13.) - 14.) - 15.) O 16.) - 17.) O 18.) O 19.) v 20.) O 21.) - 22.) O

weitergeführte Umkrümmungs-Übungen:
1.) O 2.) O 3.) O 4.) - 5.) - 6.) - 7.) O 8.) O 9.) O 10.) O 11.) O 12.) O 13.) - 14.) - 15.) O 16.) - 17.) O 18.) O 19.) v 20.) O 21.) - 22.) –
Statistisch ausgewertet ergibt das für

SCHROTH:
20 + / 2 O

Gocht-Geßner:
3 + / 1 teilweise / 18 O

Niederhöffer:
1 + / 3 teilweise / 18 O

KLAPP:
4 + / 2 +- / 2 - / 2 teilweise / 12 O

Aufspannübungen:
4 +- / 2 - / 1 v / 15 O

Schwedische Umkrümmungs-Übungen:
4 - / 1 v / 17 O

weiter geführte Umkrümmungs-Übungen:
8 - / 1 v / 11 O

Um was es sich hier dreht, das sind die schon seit vielen Jahren als veraltet und überholt geltenden Behalndlungsmethoden die teils nur unzureichende Korrekturerfolge liefern bis hin zu extrem schädlich sind. Die Meinung damit Skoliosen therapieren zu können stammt aus den alten Lehrbüchern. Wie Toni es schon geschrieben hat sind nur SCHROTH und VOJTA erfolgsversprechende physiotherapeutische Behandlungsmethoden bei Skoliose.

Ich für meinen Teil wurde von meinem 6. Lebensjahr an (damals noch mit Haltungsschwäche und keiner Skoliose) bis ich 13 war mit einigen dieser Methoden therapiert. Ich habe also (leider) auch praktische Erfahrungen damit sammeln können, auf die ich auch gut hätte verzichten können.
Rückblickend kann ich das, was aus dieser List hervorgeht nur bestätigen. Viele Korrekturelemente fehlten, andere konnten schon vom Prinzip her nicht funktionieren und eine extreme Mobilisierung der WS in alle Richtungen gepaart einem nicht vorhandenen Korsett führte dann letztendlich zu einer hypermobilen Wirbelsäule und ungebremster Progredienz.
Es unter ständiger Kontrolle und Skoliosetherapie (mein Orthopäde war mit Rezepten nicht geizig) von keiner Skoliose bis hin zu 60° zu schaffen spricht nicht gerade für sich, ist keine Seltenheit und auch nicht verwunderlich, wenn man sich auf vermeintliche Skoliosetherapien einläßt, die in Wirklichkeit keine sind.
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