ZWEIFEL

Alles zur Korsett-Therapie für Jugendliche und Erwachsene bei Skoliose, Morbus Scheuermann, Kyphose ...
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bluecat
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ZWEIFEL

Beitrag von bluecat »

Hallo,

ich muß jetzt einfach mal was reinschreiben.
Seit heute zweifel ich zum ersten Mal an meiner Korsett Therapie.
Ich bin, wie schon so oft, an meinem großen Spiegel vorbeigelaufen. Ich habe zufällig nach rechts gesehen und mich dabei von der Paketseite aus betrachtet. Ich fand mich so hässlich!!! Ich hatte einen Kloß im Hals
Ich habe gedacht deine Aussenwelt muß weiß Gott was über dein Aussehen denken, dein Korsett kann deinen Rippenbuckel auch nicht wegzaubern.
Aber auf der anderen Seite, wenn ich es einige Stunden an hatte, sieht mein Oberkörper so schön geformt aus, ich habe Taille, ich bin gestreckt. Da finde ich mich wiederrum schön, weiblich geformt. Nur leider ist das kein Dauerzustand, dafür bin ich zu alt. Ich kann wegen der Arbeit das Korsett keine 23 h tragen.

Und da hatte ich plötzlich den OP-Gedanken wieder im Kopf!!! Ich , die, die eine OP nie wollte! Die, die eine riesen Angst davor hat. Angst vor Kliniken, Ärzten, Schmerzen, möglichen Komplikationen, aus der Narkose nicht mehr wachzuwerden, erwerbsunfähig zu werden, das alles nicht durchzuhalten, lange auszufallen und anderen zur Last zu fallen.

Bin ich noch normal? Ich weiß, dass meine Gedanken wahrscheinlich übertrieben sind. Aber heute habe ich mir selbst einen richtigen Schock damit verpasst. Ich wundere mich über mich selbst.

Meine Korrektur Ergebnisse von 52° auf 39 und ca. 19° sind doch was, oder? Und trotzdem fange ich an zu Zweifeln, ob ich das alles schaffe, ob eine OP nicht doch besser wäre :(

Ich mußte mir das mal von der Seele Schreiben. Habe keinen mit dem ich sowas ernsthaft bereden kann. Mit meiner Mutter schon gar nicht, weil sie sofort wieder mit Selbstvorwürfen ankommt (Was ich nicht will, weil sie keine Schuld trifft) oder sagt ich muß das selbst entscheiden (ist mir auch keine große Hilfe der Satz).

Denkt ab und zu noch jemand so? Bin ich reif für den Psych..... ?
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Anchetcheprure
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Beitrag von Anchetcheprure »

Ich kann Dich sehr gut verstehen. Als ich Deinen Text gelesen habe, musste ich sofort an meine Gedanken denken, die mir so oft im Kopf herumschwirren. Es sind genau diese von Dir beschriebenen.
Auch ich kann mein Korsett nicht 23 Stunden tragen. Zum einen, weil ich es zeitlich nicht schaffe, zum anderen, weil sich mein Körper wehrt - psychisch und physisch. Ich bin nicht bereit, noch einmal ganz von vorne anzufangen. Und ich habe für mich entschieden: Wenn es tatsächlich heißt, ich müsste mein Korsett noch zehn weitere Jahre tragen, werde ich mich in Neustadt vorstellen und mich genauer über die OP-Methoden informieren. Ich finde es toll, wenn manche diese Disziplin haben. Ich habe sie nicht (mehr). Momentan sehe ich zwar meine Korrekturergebnisse, aber ich sehe kein Ende. Meine WS ist sehr flexibel, und ich spüre meinen Körper, der in gewisser Weise leidet. Ich kann meine Rippen teilweise nicht berühren (ertrage kaum Berührungen anderer), habe große Probleme mit meinem Bauch und habe Probleme, all dies zu akzeptieren. Daher: Ich denke, Deine Gedanken können viele auch verstehen. Ich hoffe für Dich, dass Du dieses Tal bald hinter Dir hast. Ich befinde mich seit 2 Jahren darin und versuche immer noch, da raus zu kommen.

Liebe Grüße
Anche
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bluecat
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Beitrag von bluecat »

Hallo Anche,

ich habe mir auch überlegt mir Infos von der Klinik von Prof. Halm anzufordern.
Weißt du, ich denke, andere die ein Bein oder einen Arm fehlen haben, Kleinwüchsig sind, ein entstelltes Gesicht haben oder unheilbar krank sind und unheimliche Schmerzen ertragen müssen, die haben es viel schlechter als wir! Ich bin durch meine Skoliose nicht komplett entstellt oder totkrank, habe keine uerträglichen Schmerzen, aber es fällt trotz allem auf!
Ich weiß nicht wie sehr es anderen auffällt und ich weiß nicht wie andere über mich (mein Aussehen) denken. Man wird heut zu Tage doch zuerst nach dem Aussehen beurteilt. Ich achte doch auch erst auf das äussere Erscheinungsbild. Wer macht das nicht, mal ganz ehrlich?!
Aber der Anblick von den "normalen Rücken", den schönen geraden symmetrischen Körpern, die schöne modische Kleidung anziehen können, der kann manchmal wehtun.
Wenn ich irgendwo so dastehe ohne dass ich auf meine "schrothische " Haltung achte, muß es unheimlich blöd aussehen. Die Familie sagt das stimme nicht, andere traue ich mich nicht zu fragen.

Ich denke die Familie sieht es aber wieder mit anderen Augen.

Machmal denke ich auch, das dadurch keine Beziehung hält oder entsteht.
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Anchetcheprure
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Beitrag von Anchetcheprure »

Hallo Bluecat,

Bei mir geht es gar nicht mal so um das Aussehen, weil ich mit meinem Körper eigentlich sehr zufrieden bin. Ich habe Probleme mit der ungewissen Zukunft. Ich will nicht bis 50 ein Korsett tragen und letztendlich doch irgendwann operiert werden müssen. Wenn es irgendwann eine Methode mit beweglichen Implantaten geben sollte, werde ich mich ernsthaft darüber informieren. Noch sind mir die OP's zu gewaltig, aber es kann sich vieles in 10 Jahren ändern.
Aber ich kann Dich verstehen, dass Du auch das Äußere der Skoliose nicht magst. Ich muss gestehen: Ich vermeide Spiegel, in denen ich meinen Rücken sehen kann. Insgesamt muss ich zugeben, dass mein Verhältnis zu meinem Körper nicht sonderlich gut ist. Klar, es gibt Menschen mit nur einem Bein. Das Problem ist nur: Wir spüren nicht ihre Geüfhle, sondern nur unsere. Und daher kann man nicht sagen, dass der eine mehr Recht auf's Beschweren hat als der andere. Manchmal, wenn ich mit meiner Mutter gestritten hatte, warf sie mir vor, es gebe sterbenskranke Menschen. Damit hat sie Recht. Nur hilft es mir nicht weiter. Ich habe Rückenschmerzen, ich habe die krumme WS und ich habe Zukunftsangst, die mir keiner abnimmt. Da tröstet mich der Gedanke an einen Sterbenskranken nicht. Das klingt fies und fast gefühlskalt. Aber ich habe zu oft immer nur auf andere Rücksicht genommen und meine Bedürfnisse zurückgestellt. Es reicht mit der Zeit einfach.
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Jasmin
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Beitrag von Jasmin »

Hallo Ihr 2,

ich kann nur dazu sagen, dass ich die gleichen Ängste und Sorgen hab - nur mit dem Unterschied, dass ich kein Korsett mehr trage. Ich habe mich entschlossen zu Dr. Halm zu fahren um mir Infos einzuholen und mich dann zu entscheiden was weiter passiert.

Ich habe diegleichen Ängste - ich habe einen Horror vor Krankenhäuser und Ärzten und ich habe Angst nach einer Narkose nicht mehr aufzuwachen, ich habe Angst davor gelähmt zu sein, ich habe Angst davor meinen Job durch die lange aussetzungsphase zu verlieren.

Ich hasse es meinen Rücken anzusehen und ich ertrage auch nicht die Blicke anderer. Ich vermeide es mich in Spiegeln von hinten oder rechts anzuschauen.
Ich ertrage den Blick nicht, ich fühle mich wie Quasimode und habe immer das Gefühl, dass alle auf meinen krummen Rücken starren....

Doch ich kann das sehr gut nachempfinden..nur müssen wir darauf achten, dass wir uns nicht hineinsteigern, wir leben und sind eigentlich gesund und dafür müssen wir dankbar sein.

Grüsse

Jasmin
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Fiara
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Beitrag von Fiara »

Hallo bluecat,

ich kann dich v o l l u n d g a n z verstehen. Ich hab auch manchmal diese Zweifel. Aber ich versuche, nicht darüber nachzudenken.

Trotzdem, manchmal denke ich, mit einer Operation wäre es so viel leichter. Alles wäre relativ schnell vorbei - jedenfalls schneller als mit Korsett. Ich könnte anziehen, was ich will, so wie die anderen Mädchen .. ich bräuchte keine Angst zu haben, mich runterzubeugen, weil man dann das Korsett sehen würde .. ich könnte mir normal die Schuhe zubinden .. solche Sachen eben.

Mit dem Korsett werde ich im besten Fall meine Gradzahlen halbieren können, mit einer OP wäre ich fast ganz gerade. Mag ja sein, dass es Risiken gibt, aber da denke ich unwillkürlich "Sowas passiert nur den anderen, mir nicht."

Ich weiß nicht, wie ich dir helfen könnte .. ich wollte nur sagen, dass deine Gedanken bestimmt nicht verrückt sind.
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bluecat
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Beitrag von bluecat »

Hallo,

@Anche: Ich schaue auch ein wenig ungewiss in die Zukunft. Wozu die ganze Quälerei, wenn man am Ende operiert werden muß? Obwohl, vielleicht erleichtert es auch eine OP.
Deine Gedanken mögen für manchen gefühlskalt sein, aber ich kann deine Meinung eigentlich gut nachvollziehen. Weißt du was ich glaube? Ich glaube, dass die ganze Gesellschaft viel zu sher auf sas Äussere gerichtet wird, durch Presse, Medien, Mode. Das Wesentliche wird einfach unter den Teppich gekehrt. Und ich bin eine von denen geworden, sonst würde mich das ganze vielleicht gar nicht so sehr beschäftigen.... traurige Tatsache :/ !

@ Jasmin: Mich stört meine ganze Körperhaltung, nicht nur das der Buckel zu sehen ist, auch das runterhängen einer Schulter, das Rausstellen der Hüfte auf die rechte Seite, dass macht alles noch viel auffälliger.

Quasimodo, ja, das Wort geht mir öfter durch den Kopf.

Aber du hast Recht, man darf sich nicht zu sehr hineinsteigern. Ich fürchte das mache ich zur Zeit viel. Ich war der ganzen Sache sonst viel positiver eingestimmt.

@Fiara: Danke, das ist lieb von dir! Ich werde meine Gradzahlen nicht mehr halbieren können, leider. Aber ich will das es nicht schlechter wird. Alleine das ist schon ein Erfolg. Ich fürchte ich mache mir zu viel Gedanken. Ich hoffe das dieses Tal bei mir bald wieder aufhört, es macht keinen Spass so.

Wünsche euch eine gute Nacht und danke dass ihr mir geantwortet habt!
Mir geht es etwas besser.
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Dalia
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Beitrag von Dalia »

Hallo ihr,

ich kann euch gut verstehen...

Mit den Rippenbuckeln komme ich halbwegs klar, aber mich stört mein sehr kurzer Oberkörper sehr, durch meine breiten Schultern und breiten Hüften sehe ich sehr gedrungen und "kompakt" aus. Ich wollte mir vor ein paar Tagen für 50 € neue Shirts gönnen und bin nach 4 Stunden Bummel sehr frustriert mit einem einzigen Shirt für 10 € nach Hause gefahren. 95 % der Shirts kann ich nicht ragen, weil sie für lange Oberkörper mit der richtigen Form geschnitten sind und da stimmt's bei mir eben nicht.

Es gibt schon hin und wieder Phasen, wo ich denke, dass eine OP gut wäre, ABER:

1. Es gibt keine Garantie, dass eine OP den gewünschten Erfolg bringt (vor allem nicht, wenn man eine so steife Skoliose wie ich hat).
2. Auch nach einer OP muss man weiterturnen.
3. Die Skoliose kann sich trotz OP weiter verschlechtern.

Dann doch lieber keine OP!

Ich habe zur Zeit eine schlechte Phase, also darf ich meinen Frust um die Skoliose nicht ernst nehmen. Wenn's mir gut geht, komme ich mit der Skoliose auch wieder besser klar.

Ich trage derzeit kein Korsett, habe aber jahrelang eins getragen und kann euch (bluecat und Anche) gut verstehen, dass das Korsetttragen sehr auf's Gemüt schlägt, der ganze Druck, die steife Haltung und die eingeschränkte Kleiderwahl.

Übrigens, wenn ihr Quasimodo seid, bin ich Super-Quasimodo. :rolleyes: :D

Liebe Grüße,
Dalia
Ich kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben. (Bertolt Brecht)
meine Geschichte: Dalia wird Königin (Korsett für eine Oldie-Power-Skoliose)
SissyKin
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Beitrag von SissyKin »

Hallo,
ich habe jetzt in aller Früh, eure Beiträge gelesen mit euren Zweifeln und Klagen und mich hat das sehr bewegt.
Eigentlich darf ich garnichts dazu schreiben, ich habe keine Skoliose, habe nie ein Korsett getragen...aber unsere Tochter, ich habe von ihr geschrieben, hat eine Skoliose 36 und 32 Grad, ist Korsettträgerin und grad in Bad Sobernheim. Sie hat außer der Skoliose noch eine Peronäuslähmung des linken Fußes und muss da eine Schiene tragen. Sie spricht wenig darüber, aber ich denke, ihr geht es oft ähnlich wie euch, sie könnte euch gut verstehen.
Und ich möchte ihr das dann immer ausreden...und es kommt nicht an.
Sie hat so ein schönes, klares Gesicht, hat eine positive, freundliche Ausstrahlung - ich denke immer, das ist doch das wesentliche, aber das stimmt eben nicht, zumindest nicht in diesen Breitengraden und in diesem Alter. Es gibt so wenig Menschen, die mit einer guten Haltung durchs Leben gehen, wir alle haben doch, auch ohne Skoliose, irgendwie einen nicht geraden Rücken, sind verkrümmt und gebückt...oder übergewichtig, oder haben Haarausfall, oder irgendwas und unsere Umgebung nimmt uns so wahr - und vergisst uns dann auch wieder.
Und die, die uns lieben und die uns wirklich wichtig sind, die sind und tun das doch auch mit dickem Bauch und krummem Rücken, oder.
Ich weiß, dass ich euch nicht helfen kann, verstehen kann ich euch glaube ich schon und ich wünsche euch viel Kraft und solche Ehrlichkeit und Offenheit, die ihr in dieser Diskussion gezeigt habt. Wir fahren heute nach Bad Sobernheim, werden am Mittwoch dann Hannah wieder mit nach Hause bringen, nach 5 wochen. Sie hat sich wohl gefühlt dort - und auch irgendwie verändert.
Ein fröhliches Osterfest all denen, die diese Zeilen lesen und besonders euch, Anche, Martina, Dalia...
SissyKin
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bluecat
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Beitrag von bluecat »

Hallo Dalia,

deine Argumente gegen eine OP leuchten ein. Das schlimme ist nur wenn man eine schlechte Phase hat, dann wertet man anders. So wie ich zur Zeit. Plötzlich wird das Aussehen wichtiger. Dabei wären Schmerzen noch viel schlimmer, weil die mich direkt einschränken.


@SissyKin: Natürlich kannst du schreiben! Du bist indirekt auch betroffen! Du hast das Problem, dass du zusehen mußt und wahrscheinlich machst du dir auch Vorwürfe warum das so ist?! Wie meine Mutter?
Kindern fällt es schwer (zumindest mir fiel und fällt es immer noch schwer) zu den Eltern zu gehen. Kinder merken genau, wenn Eltern sich Vorwürfe machen und Mitleid hochkommt und Verzweiflung weil Eltern oft ratlos oder unbeholfen erscheinen.
Das Ausreden ist so eine Sache. Man weiß die Mutter hat Recht. Und dann schaut man in den Spiegel oder bekommt einen Blick von anderen Leuten ab und alles ist wieder schlecht. Maßstab ist seltsamerweise oft die Außenwelt, nicht das zu Hause.

Ich wünsche euch allen auch schöne Ostern. Es tut gut sich so Sachen von der Seele schreiben zu können!
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OP oder Korsett

Beitrag von Tialine »

Hallo, Ihr Lieben,
ich war gerade 4 Wochen in Bad Salzungen. Es waren viele Operierte dort, fast alle mit Schmerzen. Die meisten hatten auch noch ein "Paket" mal grösser, mal kleiner. Perfekt war niemand, auch nicht in Neustadt Operierte.
Überlegt es Euch gut.

Liebe Grüse Tialine
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Anchetcheprure
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Beitrag von Anchetcheprure »

Hallo Ihr alle,

es tut gut, sich nicht allein zu fühlen. Denn irgendwie habe ich zu Hause das Gefühl, ich bin die einzige mit diesen Problemen. Momentan bin ich in einer arg schlechten Phase, aber ich hoffe, dass sie bald vorbei ist.
Ich bin mir bewusst, dass eine OP keine perfekte Lösung ist. Und ich werde weiterkämpfen solange es geht. Nur da ist so ein kleines Stimmchen im Hintergrund: Warum tust Du Dir das an, wenn Du eh mit 40 operiert werden musst? Und vor allem gehe ich an die Decke, wenn ich die Leute in meinem Kurs sehe, die rauchen, trinken und ihren Körper quälen, aber keinerlei Probleme haben. Und wenn, dann stöhnen sie wegen ihrer Kopfschmerzen. In solchen Momenten würde ich denen am liebsten meinen Panzer um die Ohren schmeißen. Aber das bringt mich auch nicht weiter, obwohl solche Gedanken hin und wieder sehr befreiend sind ;D Doch irgendwie kommt alles auf einmal. Wenn ich erst einmal diesen ganzen Abistress hinter mir habe, werde ich wohl auch wieder etwas positiver eingestellt sein.

Ich wünsche Euch allen frohe Ostern und eine erholsame Zeit.

Liebe Grüße
Anche
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Beitrag von Dalia »

Und vor allem gehe ich an die Decke, wenn ich die Leute in meinem Kurs sehe, die rauchen, trinken und ihren Körper quälen, aber keinerlei Probleme haben. Und wenn, dann stöhnen sie wegen ihrer Kopfschmerzen.
Diese Gedanken kann ich sehr gut verstehen. :rolleyes: Aber wirken wir auf andere nicht selbst scheinbar gesund und sorgenfrei? Vielleicht haben sie auch ganz große Probleme, von denen wir nichts wissen? Ich weß es nicht, aber manchmal habe ich eine Phase, wo ich denke, dass das Leben ungerecht ist.

Heute habe ich allerdings wieder mal einen guten Tag.

Liebe Grüße,
Dalia
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Beitrag von bluecat »

Hallo ihr zwei,

Ich kann euch gut verstehen!
Dalia hat schon ein wenig recht. Viele können nach aussen hin einen sorglosen Eindruck machen, doch welches Päckchen der /die hat, weiß man nicht, wenn man die Person nicht ein wenig kennt. Ich erzähle auch nur denen was weiter, die mir nahestehen. Viele wissen auch nix vom Korsett. Die die keines haben, können sich eh nix drunter vorstellen.
Ich habe vor einigen Tagen einer Kollegin die Seite von Rahmouni gezeigt.

Darauf war ein Mädel mit Korsett zu sehen. Wisst ihr was die gesagt hat? Das ist gut, das macht ja eine Gute Figur, Das sieht bequem aus.
Hallo??!!
Das Ding tut weh, man hat Druckstellen, die WS schmerzt als sei man verprügelt worden oder hätte einen Unfall gehabt! Man zieht sowas doch nicht aus Spass oder aus Mode an. Auf jeden Fall kam ich vor als sei ich ein Simulant, oder jemand der Mitleid auf sich ziehen wolle.

@Anche: Deine schlechte Phase wird wieder vorbeigehen, glaube mir! Dein Abistreß hängt garantiert damit zusammen.
Vielleicht ist es trotzdem gut das Korsett zu tragen, auch wenn man mit 40 zur OP muß. Ich denke das das OP Ergebnis dann noch besser sein kann. Einige haben vor der OP noch eins bekommen damit ein besseres Ergebnis rauskommt.

Kopf hoch! Im Moment geht es mir wieder was besser, vor allem, weil ich mir hier einiges von der Seele schreiben konnte.
Ich finde mich zwar nicht hübsch, aber ich möchte meinen Spiegel nicht mehr zerschlagen ;)

Ach Leute, man muß in seinem Leben schon ganz schön was über sich ergehen lassen. Aber es ist gut zu wissen, dass man nicht alleine ist!
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Beitrag von Chaney »

Hallo Martina,

zu der Bemerkung zu Rahmounis Webseite: ich habe vor ein paar Tagen auch einer anderen Studentin Bilder von meinem schiefen Becken gezeigt, worauf wir uns dann fast gestritten haben, welche Seite nun wie unregelmäßig ist (sie ist selbst beim DRK aktiv) ... hier an der Uni wissen auch die wenigsten von meinem Rückenproblem, auch wenn es schon aufgefallen ist, daß ich Rucksäcke nicht gerade tragen kann (zumindest war das im Herbst so, im Moment habe ich keinen Rucksack).

Gruß
Anne
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Beitrag von Missma »

Hallo bluecat!

Jetzt bereue ich fast, dass ich seit Donnerstag nicht mehr im Forum war. Aber ich hatte auch so ein Tief und wollte mich überhaupt nicht mit der Skoliose befassen. Was ja nicht ganz geht, da es doch immer wieder irgendwo zwickt und zwackt. Eigentlich wollte ich mich echt bemühen die Tragezeiten im Korsett zu steigern, da ich ja nicht arbeiten mußte und so Zeit gehabt hätte. Aber ich war dann so gefrustet, da ich ja nicht nur zu Hause sein wollte. Aber mit Korsett gehe ich noch nicht wirklich hinaus. Ich habe dann das Korsett auch Nachts nicht angezogen und ich konnte endlich wieder so richtig durchschlafen und ich war viel erholter. Es zehrt im Moment sehr an meinen Nerven, dass ich in der Nacht nicht durchschlafen kann. Am Morgen bin ich immer wie gerädert. und es ärgert mich unendlich, dass ich es nach zwei Monaten Korsett immer noch nicht schaffe. Mehr als fünf Stunden schaffe ich nicht :(
Das schlechte Gewissen kommt dann natürlich sofort und jetzt denke ich mir, dass ich kostbare freie Zeit nicht genützt habe. Irgendwie red ich mir auch ein, dass es mit den Gradzahlen besser wird. Aber ich denk mal, dass wir eh nur eine Verschlechterung aufhalten können. Der Gedanke auf ewig ein Korsett zu tragen und dann in Jahren doch noch opierten zu werden ist nicht gerade super, für keinen von uns. Denn für was soll dann jetzt die Quälerei. :eek:
Aber es gibt ja dann auch wieder die positiven zeiten :ja: Dann kann man wieder genug Energie entwicklen und weiter machen. Durch das Forum merken wir ja auch immer das wir nicht allein sind mit unserem "päckchen".

Ich lass euch alle schön grüßen

missma :freude:
moni

Beitrag von moni »

Hallo
habe erst heute all die Berichte gelesen, und ich erinnere mich noch ganz genau wie das bei mir war. Meine Operation liegt viele Jahre zurück, (1976); DIE Behandlung dauerte 2 Jahre, 3 x auf die Streckbank danach eingipsen bis über die Ohren, die Op mit 1/2 Jahr Gips tragen, anschließend Kosett mit Kienstütze , als ich nach 2 Jahen das Kosett abbekam setzte ich mich auf eine Spiegelkomode und wollte mir meinen geraden Rücken ansehen, was ich da zu sehen bekam war der blanke Horror, mein Buckel war noch immer da, ihr glaubt garnicht wie fertig ich war. Lange Zeit habe ich mich nicht mehr damit beschäftigt, aber Dank Internet habe ich viel über eien Rppenbuckelkorregtur gelesen, seit dem denke ich an nichts anderes. Wer kann mir etwas darüber schreiben, die Ärzte sehen nur die Ws aber das Leid und die Blicke der anderen Menschen kennen sie nicht.Ich hab Euch lieb und weiß was ihr duchmacht.
Tonia
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Beitrag von Faultier B. »

Hallo Ihr Lieben,

zum Thema "Zweifel" und Korsett möchte ich auch ein bisschen mitjammern.
Mit Sicherheit war es keine Fehlentscheidung mit dem Korsett, da es das einzige ist, was mir wirklich gegen die Schmerzen geholfen hat und darüber bin ich sehr, sehr froh. Aber manchmal, wenn ich nachts vor Schmerzen aufwache und mir meine erbärmlichen Tragezeiten angucke, bin ich doch ein bisschen am Zweifeln.
Tagsüber bzw. abends schaffe ich es gar nicht, weil ich es nur im Liegen im Korsett aushalten kann. Im Sitzen kriege ich schon nach kurzer Zeit eine sehr schmerzhafte und taube Stelle damit. Heute Nacht habe ich es
ganze 2 Std. 15 Min. angehabt und musste es dann wieder ausziehen, offen damit weiterschlafen ging auch nicht. Am liebsten würde ich mein teueres Korsett (Kosename: das Sch***teil) dann durchs geschlossene Fenster schmeißen. Vor Wochen hatte ich schonmal bis zu 6 Stunden geschafft, aber irgendwie kriege ich es in der letzten Zeit nicht mehr länger hin. Morgens bin ich dann etwas depri, wenn ich mir meine dürftigen Tragezeiten aufschreibe. Ich führe da Buch drüber. Aber wie ich es mir am Anfang so schön vorgestellt hatte, es evtl. mal paar Stunden im Büro anziehen zu können: das kann ich mir mittlerweile abschminken.

Ich quäle mich aber trotzdem lieber mit dem Korsett rum, als mich operieren zu lassen. Ich hätte große Angst vor einer OP. Ich habe schon oft überlegt, ob es nicht einfacher wäre, sich operieren zu lassen. Aber ich lese immer wieder, dass derjenige, der vorher schon chronische
Schmerzen hatte, mit großer Wahrscheinlichkeit auch nach der OP wieder Schmerzen bekommen wird. Das wäre für mich der psychische Zusammenbruch. Stonewomans Tagebuch (vor der ich großen Respekt und Hochachtung habe) ist für mich der reinste Horror, auch wenn sie bis jetzt mit dem Ergebnis zufrieden und über ihr Spiegelbild sehr glücklich ist.

Wenn ich so zuhause an meiner Sprossenwand sitze und mich im Rückspiegel angucke, kann ich mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, einen "geraden" Rücken zu haben. Meistens kann ich den Anblick gut ertragen, beim Üben bleibt einem nichts anderes übrig, als sich anzusehen. Aber natürlich habe gibt es auch mal schlechtere Tage, an denen ich es furchtbar finde und ein paar Tränchen deswegen verdrücken könnte. Was Klamotten betrifft. Mein allererster Blick nach dem Anziehen, egal ob's was neues im Geschäft ist oder daheim vorm Kleiderschrank, geht immer nach einer 90 ° Drehung zum Rippenbuckel (Paket). Ich gebe auch zu, dass ich bei anderen, symmetrischen Leuten, z. B. im Umkleideraum beim Sport, immer mal neidisch auf den Rücken gucke und abchecke, ob sich da nicht doch was unregelmäßiges finden lässt. Aber ich finde nie was! Die Leute wissen gar nicht, was sie für ein Glück mit ihrem Rücken haben. Dafür haben Sie mit Sicherheit andere Probleme. Wie Ihr schon weiter oben geschrieben habt, hat jeder sein Päckchen mit sich rumzutragen, nur dass bei uns das Päckchen (Paket) halt eine sichtbarere Form angenommen hat.

Liebe Grüße
Faultier B.
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Beitrag von Dalia »

Hallo Tonia,

hats du Beschwerden? Wo wurdest du operiert? Machst du Gymnastik nach Schroth? Das ist auch bei einer OP notwendig. Du solltest dich in der Klinik in Neustadt/Holstein vorstellen, Adresse siehe Linksammlung.

Liebe Grüße,
Dalia
Gast

Beitrag von Gast »

@faultier b.:

ich kann mir auch nicht vorstellen wie es wäre eine gerade wirbelsäule zu haben. wenn mein rücken gerade wäre,wäre das irgendwie merkwürdig für mich. hört sich zwar blöd an,aber eigentlich will ich keine ganz gerade wirbelsäule haben. ich möchte lieber meine krumme wirbelsäule behalten. das motiviert zwar überhaupt nicht,aber ich ziehe trotzdem mein korsett an. meine wirbelsäule wird sowieso nie ganz gerade sein,aber zumindest kann ich die krümmung durch das korsett etwas verbessern.

Schönen Tag noch,und nur nicht entmutigen lassen!
Antworten