Externe Umfrage zum Thema Erwachsenen-Korsett: Weitere Ergebnisse

Alles zur Korsett-Therapie für Jugendliche und Erwachsene bei Skoliose, Morbus Scheuermann, Kyphose ...
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Thomas
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Externe Umfrage zum Thema Erwachsenen-Korsett: Weitere Ergebnisse

Beitrag von Thomas »

Hallo,

wir haben mal eine etwas ausführlichere Umfrage in Google Forms verfasst zum Thema Erwachsenen-Korsett. Wenn Du auf den folgenden Link tippst, kommst Du direkt zur Umfrage:

https://forms.gle/vyFCLAyzAKViSUP16

Diese Umfrage richtet sich an alle heutigen und ehemaligen Korsettträger und Korsettträgerinnen, die ihr Korsett im Erwachsenenalter, d.h. hier ab dem Alter von ca. 20 Jahren, bekommen haben, unabhängig davon, ob sie in ihrer Jugend schon Korsett getragen haben oder nicht.

Mit der Umfrage wollen wir etwas Klarheit in die Hintergründe der Korsett-Therapie bei Erwachsenen Skoliose- und Hyperkyphose-Patienten bringen. Was sind die Gründe, dass erwachsene Menschen sich noch für eine Korsett-Therapie entscheiden, wie sind die Erfolge und Misserfolge, und wodurch sind Misserfolge begründet.

Die Beantwortung der Umfrage dauert etwa 10 bis 15 Minuten, wir bedanken uns jetzt schon für Deine Mitarbeit!

Die Umfrage wendet sich sowohl an Mitglieder des Skoliose-Info-Forums als auch an alle anderen (erwachsenen) Korsettträger mit Skoliose bzw. einer anderen Wirbelsäulenerkrankung. Ein Einloggen ins Forum ist zur Beantwortung der Fragen nicht notwendig. Die Teilnahme ist natürlich insgesamt absolut freiwillig. Am Ende der Umfrage kannst Du selbst entscheiden, wie mit Deinen Daten umgegangen werden soll.

Die Ergebnisse der Umfrage werden hier in diesem Thread in anonymisierter Form veröffentlicht.

Fall Du fragen oder Anregungen zur Umfrage hast, kannst Du gerne hier im Thread auf diesen Beitrag hier antworten.

Deine Admins und Moderatoren vom Skoliose-Info-Forum
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aktueller Thread: Neuroforamenstenose und Korsett mit Halsteil
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Erste Auswertung der Umfrage zu Erwachsenenkorsetts

Beitrag von Thomas »

So, wir haben ja versprochen, dass wir Euch an den Ergebnissen der Umfrage teilhaben lassen.

In gut einer Woche haben 28 gegenwärtige und ehemalige Korsettträger und Korsettträgerinnen auf die Umfrage geantwortet, so viele, dass es sich unserer Ansicht nach schon lohnt, die ersten Resultate zu veröffentlichen. Das heißt aber nicht, dass die Umfrage damit beendet ist. Dieser Beitrag hier soll nur einen Zwischenstand beschreiben, und wir würden uns freuen, wenn sich noch möglichst viele Personen an der Umfrage beteiligen würden.

Allgemeines zur Korsett-Therapie bei Erwachsenen

Von den 28 bisherigen Umfrageteilnehmern tragen 22 ihr Korsett heute noch immer (79%), 6 haben bereits abgeschult (21%). 70% der Umfrageteilnehmer sind männlich, 30% weiblich. Die Verteilung auf die verschiedenen Grunderkrankungen ist folgende:

Grunderkrankungen.png
Grunderkrankungen.png (85.11 KiB) 19205 mal betrachtet

Bei den Hyperkyphosepatienten gaben 61 % an, in der Jugend an Morbus Scheuermann erkrankt zu sein, der Rest hatte keine solche Erkrankung mitgemacht bzw. wusste nicht, ob er in der Jugend daran erkrankt war.

Bei den Skoliosen handelte es sich ausnahmslos um idiopathische Skoliosen, d.h. ein Grund für die Skoliose konnte nicht gefunden werden.
Knapp 30 % der Befragten verwendete zumindest zeitweise zusätzlich zum Korsett ein Halsteil.

Die Mehrzahl der Korsett-Patienten ist im Alter zwischen 40 und 60, aufgeschlüsselt auf die verschiedenen Altersgruppen ergibt sich folgendes Bild:

Altersverteilung.png
Altersverteilung.png (56.18 KiB) 19205 mal betrachtet

Die meisten der Patienten tragen ihr Korsett schon länger als fünf Jahre, das Maximum liegt bei 21 Jahren, der Teilnehmer mit der kürzesten Therapiezeit trägt sein Korsett gerade mal vier Wochen:

Tragedauer Jahre.png
Tragedauer Jahre.png (65.59 KiB) 19205 mal betrachtet

Ca. 30 % der Befragten trug schon in der Jugend ein Korsett, beim Rest startete die Korsetttherapie erst im Erwachsenenalter. Bei den Skoliosen betrug der Anteil, der schon in der Jugend ein Korsett trug 56%, bei den Kyphosen und Sonstigen Grunderkrankungen 16%.

Der größte Teil der Befragten gab an, sein bezw. ihr Korsett täglich länger als 12 Stunden zu tragen. Der längste durchschnittliche Tragedauer lag bei 23,5 Stunden pro Tag, die niedrigste bei 2 Stunden pro Tag.

Tragezeit.png
Tragezeit.png (70.58 KiB) 19205 mal betrachtet

Auf die Frage, ob das Korsetts auch nachts getragen wird bzw. wurde, ergab sich folgendes Bild, woraus sich ergibt, dass die Hälfte der Befragten ihr Korsett grundsätzlich oder überwiegend nur nachts trugen. Ein Viertel gab an, das Korsett nur tagsüber zu tragen.

nachts.png
nachts.png (101 KiB) 19205 mal betrachtet

Die nächste Abbildung zeigt, von welchen Korsettherstellern die gegenwärtig oder zuletzt getragenen Erwachsenenkorsette stammen. Der größte Anteil stammt erwartungsgemäß von Rahmouni, gefolgt von CCtec, was auch keine Überraschung ist. Aber auch Sanomed fertigt Erwachsenenkorsette, und in der Aufstellung taucht auch die Fa. Stolle aus Hamburg bzw. Schwerin auf. Insgesamt kann man sagen, dass die große Mehrzahl der Korsettträger mit ihrem jeweiligen Korsetthersteller vollauf zufrieden waren und sind.

Korsetthersteller.png
Korsetthersteller.png (58.74 KiB) 19127 mal betrachtet


Gründe für den Beginn einer Korsett-Therapie im Erwachsenenalter

Wir haben gefragt, was die Hauptgründe (Primärziele) für jeden einzelnen waren, ein Erwachsenen-Korsett zu tragen. Folgende Antworten wurden gegeben:

Primärziele.png
Primärziele.png (85.64 KiB) 19205 mal betrachtet

Man sieht deutlich, dass bei den Gründen die Schmerzreduzierung im Mittelpunkt steht. Eine tatsächliche Verkleinerung der Skoliose- bzw. Kyphosewinkel steht dagegen bei Erwachsenen nicht als erstes Ziel im Vordergrund, eher schon eine Verhinderung der weiteren Progredienz.
Bei der Umfrage wurden auch noch nachgelagerte Ziele abgefragt. Hier galten dann eine Winkelverkleinerung und eine Aufrichtung auch als erstrebenswerte Ziele.

Auf die Bitte, auf einer Skala von 1 (Ziel nicht erreicht) bis 10 (Ziel voll erreicht) anzugeben, in wieweit das Primärziel erreicht wurde, ergab sich bei allen Befragten ein Mittelwert von 7,3, bei den Skoliosen betrug der Zustimmungswert allerdings nur 5,3, bei den Hyperkyphosen und sonstigen Erkrankungen dagegen 8,2. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass bei den Hyperkyphosen öfter als bei den Skoliosen als Hauptziel die Schmerzreduzierung angegeben wurde. Bei der Schmerzreduzierung scheint die Erfolgsquote höher als bei der Winkelreduzierung bzw. die Aufhaltung der Progredienz.

Die relativ hohe Erfolgsquote bei der Schmerzreduzierung ergibt sich auch aus folgender Grafik, die die Frage nach der möglichen Schmerzmittelreduktion durch die Korsetttherapie beantwortet:

Schmerzmittel.png
Schmerzmittel.png (85.29 KiB) 19205 mal betrachtet

Mehr als zwei Drittel der Antworten sagt aus, dass die Schmerzmittel merklich oder ganz reduziert werden konnten. Nur fünf Prozent gaben an, dass sie die Schmerzmittel nicht oder nur kaum reduzieren konnten.

Es darf aber auch nicht verschwiegen werden, dass es unter den 28 Umfrageteilnehmern auch vier Patienten gab, die ihre Korsett-Therapie abbrachen, obwohl das Therapieziel noch nicht erreicht war. Diese zahl entspricht einer Abbruchquote von 14 %, unter den 4 Therapieabbrechern waren drei Skoliosepatienten und ein Hyperkyphosepatient. Die Gründe für den Therapieabbruch waren bei zwei Patienten andere medizinische Probleme, die das Korsetttragen unmöglich machten, eine Person konnte das Korsett nicht mit ihrem Alltag vereinen, bei einer Person stellte sich das gewünschte Ziel nicht ein. Insgesamt dürfte der Prozentsatz der Therapieabbrecher aber wesentlich höher sein als die Quote, die in dieser Umfrage ermittelt wurde, da davon auszugehen ist, dass Therapieabbrecher weniger Motivation haben, an der Umfrage teilzunehmen, als zufriedene Korsettnutzer.


Untersuchung der Skoliose- und Kyphose-Winkel

Der Mittelwert der thorakalen Skoliosewinkel vor Beginn der Korsett-Therapie betrug 52°, also bei einem Wert, der bei vielen Ärzten schon im Bereich einer OP-Indikation leigt. Die Korsetts erreichten beim thorakalen Skoliosewinkel eine mittlere Primärkorrektur im Korsett von 41% vom Ausgangswinkel, nach Ende der Therapie bzw. bis zum heutigen Zeitpunkt ergab sich eine durchschnittliche Korrektur (ohne Korsett gemessen) von 5 °. Bei den lumbalen Skoliosewinkeln betrugen die Werte 39° mittlerer lumbaler Skoliosewinkel, 41% Primärkorrektur und 4° endgültige Winkelverbesserung. Das zeigt, dass wenn eine größere Verbesserung der Skoliosewinkel das Ziel der Korsetttherapie gewesen sein sollte, dieses Ziel nur bedingt erreicht wurde. Eine Verminderung der Progredienz, zumindest, solange das Korsett getragen wurde, konnte aber im Schnitt durchaus erreicht werden.

Bei den Hyperkyphosen betrug der mittlere Kyphose-Ausgangswinkel 68°, die Primärkorrektur, das heißt die prozentuale Winkelreduktion des Kyphosewinkels im Korsett, betrug 31% vom Ausgangswinkel, die endgültige durchschnittliche Verbesserung des Kyphosewinkels bis zum heutigen Zeitpunkt (ohne Korsett gemessen) betrug 14°. Das heißt, das Korsett hatte im Mittel schon erheblich zur Verminderung des Kyphosewinkels beigetragen. Die Verteilung der Winkelreduktion auf verschiedene Klasssen zeigt die folgende Abbildung:

Endkorrektur Kyphose.png
Endkorrektur Kyphose.png (59.13 KiB) 19205 mal betrachtet

Zum Abschluss der korsettbezogeneen Befragung wurde noch die Frage gestellt, ob das Korsett nach Meinung der Nutzer zu einer Verkümmerung der Rumpfmuskulatur geführt hat. Die Antwort war eindeutig negativ. Über 90 % gaben an, dass das Korsett keine Veränderung der Muskelmasse bzw. sogar einen Muskelaufbau bewirkt hat.

Muskelschwund.png
Muskelschwund.png (89.73 KiB) 19205 mal betrachtet


Zusätzliche Fragen zur Gesamttherapie

Um einen Überblick über die Gesamttherapie der Skoliose bzw. Hyperkyphose der Patienten zu gewinnen, wurden die Korsett-Träger und -Trägerinnen zum Schluss noch gefragt, ob sie schon mal an einer Schroth-Rehamaßnahme teilgenommen hatten, ob sie regelmäßig schrothen, ob sie regelmäßig Physiotherapie in Anspruch nehmen oder ob sie öfters das Fitnessstudio aufsuchten.
Die Antworten ergaben, dass über 60 % der Befragten bereits einmal oder sogar mehrfach in Bad Sobernheim oder Bad Salzungen zur Reha waren.
Die Frage nach regelmäßigem Schroth wurde folgendermaßen beantwortet:

Schroth.png
Schroth.png (79.29 KiB) 19205 mal betrachtet

Dies zeigt, dass die große Mehrheit der Korsettträger (knapp 70 %) keine regelmäßigen Schrothübungen zuhause machen.

Die Physiotherapie gliedert sich folgendermaßen auf, wobei hier Mehrfachnennungen möglich waren. Das Ergebnis zeigt, dass die Patienten hier doch relativ aktiv sind, auch wenn sie zuhause ihre Schroth-Übungen doch eher vernachlässigen.

Physiotherapie.png
Physiotherapie.png (104.16 KiB) 19188 mal betrachtet

Als letztes Bild folgen noch die Antworten auf die Frage, wer regelmäßig ins Fitnessstudio geht bzw. zuhause Fitness-Übungen zusätzlich zur Korsett-Therapie macht. Die Ergebnisse sehen hier folgendermaßen aus:

Fittness.png
Fittness.png (99.56 KiB) 19205 mal betrachtet

Erstes Fazit

Grundsätzlich muss man natürlich sagen, dass eine Datenbasis von 28 Fallbeispielen noch keine ausreichende Grundlagen für allgemeingültige Erkenntnisse liefert. Daher hoffen wir, dass sich in Zukunft noch möglichst viele Korsettträger und Trägerinnen an der Umfrage beteiligen. Die Umfrage wird daher weiter offen gehalten.

Die bisherigen Ergebnisse zeigen aber schon, dass der übermäßige Anteil der Personen, die im fortgeschrittenen Alter mit der Korsetttherapie beginnen, mit den Ergebnissen der Korsetttherapie in hohem Maße zufrieden ist. Insbesondere bei den Hyperkyphosen ist das Bild durchgehend positiv.

Die Zufriedenheit bei den Skoliosen ist etwas niedriger, das liegt aber auch daran, dass bei den Skoliosen die Schmerzminderung nicht so sehr im Vordergrund steht wie bei den Kyphosen (wobei auch hier die Mehrheit als Hauptziel die Schmerzminderung angegeben hat).

Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Erwachsenenkorsett gerade bei der Schmerzminderung hervorragende Ergebnisse liefern kann, das zeigen die Ergebnisse der Umfrage deutlich. Aber auch zur Verminderung der Progression, das heißt der Vergrößerung der Skoliose- oder Hyperkyphosewinkel über die Jahre, leistet ein Korsett gute Dienste.

Es wäre schön, wenn sich diese Tatsachen auch bei den niedergelassenen Orthopäden herumsprechen würden. Gegenwärtig ist noch ein Großteil der Ärzte Korsetten gegenüber negativ eingestellt, das Gespenst des Muskelabbaus im Korsett macht die Runde, und ein Patient wird lieber unters Messer gelegt, als dass ihm ein ordentliches Korsett verschrieben wird.

So, das wäre ein erstes Fazit aus der Befragung. Wenn noch mehr Antworten kommen, werden wir gerne später noch eine weitere Auswertung machen.

Viele Grüße

Thomas
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aktueller Thread: Neuroforamenstenose und Korsett mit Halsteil
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Re: Externe Umfrage zum Thema Erwachsenen-Korsett: Erste Ergebnisse

Beitrag von eric »

Hallo Thomas,
vielen lieben Dank für die Arbeit und die tolle Auswertung der Umfrage!!!
Man müsste die Umfrage noch weiter verbreiten, dann wäre die Datenlange noch aussagekräftiger.
Gruß Eric
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Thomas
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Re: Externe Umfrage zum Thema Erwachsenen-Korsett: Erste Ergebnisse

Beitrag von Thomas »

Hallo Eric, danke für das Kompliment!

Alle Anderen möchte ich dazu anregen, an dieser Stelle hier ruhig über die Ergebnisse der Umfrage zu diskutieren oder nachzufragen, wenn Euch etwas bezüglich der Fragen oder der Auswertung nicht klar ist.

Und für alle die, die als Erwachsene gegenwärtig ein Korsett tragen oder schon einmal eines im Erwachsenenalter getragen haben, und noch nicht an der Umfrage teilgenommen haben:

Bitte beteiligt Euch an der Umfrage, damit wir noch aussagekräftigere Ergebnisse veröffentlichen können!

Hier ist nochmal der Link: https://forms.gle/vyFCLAyzAKViSUP16


Viele Grüße

Thomas
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Re: Externe Umfrage zum Thema Erwachsenen-Korsett: Erste Ergebnisse

Beitrag von effie »

Schön, dass die guten Erfahrungen von Korsettträger*innen jetzt auch systematisch erfasst werden.
Aus wissenschaftlicher Perspektive sollte man vielleicht berücksichtigen, welche Eigenschaften die Teilnehmer*innen an der Umfrage hier aufweisen: Die Beteiligung an dem Forum deutet ja sehr auf ein besonders hohes Engagement, Compliance und Behandlungswillen hin. Das gilt sicher nicht für alle Patient*innen, denen ein Korsett verschrieben/angefertigt wurde.

Vielleicht könnte man das an die deutschsprachigen Selbsthilfegruppen für Kyphose/Skoliose 'rausschicken?
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Thomas
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Re: Externe Umfrage zum Thema Erwachsenen-Korsett: Erste Ergebnisse

Beitrag von Thomas »

effie hat geschrieben: So, 08.11.2020 - 11:01 Vielleicht könnte man das an die deutschsprachigen Selbsthilfegruppen für Kyphose/Skoliose 'rausschicken?
Hallo effie,

gute Idee, aber leider sind die deutschsprachigen Selbsthilfegruppen meist nicht so kooperativ, eine solche Umfrage zu unterstützen.

Übrigens: Seit der Auswertung haben sich noch einmal acht Korsettträger und Korsettträgerinnen an der Umfrage beteiligt. Insgesamt liegen uns jetzt also 36 Antworten vor.

Es wäre schön, wenn sich weiterhin noch einige Betroffene an der Umfrage beteiligen würden. Dann werde ich auch gerne noch einmal eine neue Auswertung machen!

Hier ist nochmal der Link: https://forms.gle/vyFCLAyzAKViSUP16


Gruß Thomas
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Re: Externe Umfrage zum Thema Erwachsenen-Korsett: Weitere Ergebnisse

Beitrag von Thomas »

Zweite Auswertung der Umfrage zu Erwachsenenkorsetts bei Skoliose und sonstigen Wirbelsäulenerkrankungen

Inzwischen haben 40 ehemalige und gegenwärtige erwachsene Korsettträger und Korsettträgerinnen an der Umfrage teilgenommen. Daher möchte ich hier ein kurzes Update geben.

Die Umfrage läuft jetzt seit fünfeinhalb Wochen. In den letzten knapp vier Wochen haben also nur 12 weitere Personen auf die Umfrage geantwortet. Trotzdem hat es bei der einen oder anderen Frage doch Verschiebungen bei den Prozentwerten gegeben. Insgesamt sind die Veränderungen aber durchaus überschaubar.

Unter den Teilnehmern der Umfrage waren übrigens 36 Forenmitglieder und vier Nichtmitglieder, von denen wiederum einer früher auch Forumsmitglied war. Von den 36 Forumsmitgliedern haben alle bis auf drei ihr Forumspseudonym angegeben. 18 haben darüber hinaus noch ihr E-Mail-Adresse für eventuelle Rückfragen angegeben.

Allgemeines zur Korsett-Therapie bei Erwachsenen

Von den 40 bisherigen Umfrageteilnehmern tragen 32 ihr Korsett heute noch immer (80%), 8 haben bereits abgeschult (20%). Zwei Drittel der Umfrageteilnehmer sind männlich (67%), ein Drittel weiblich (33%). Die Verteilung auf die verschiedenen Grunderkrankungen ist inzwischen folgende:

Grunderkrankungen.png
Grunderkrankungen.png (48.82 KiB) 16993 mal betrachtet

Bei den Hyperkyphosepatienten gaben 58 % an, in der Jugend an Morbus Scheuermann erkrankt zu sein, der Rest hatte keine solche Erkrankung mitgemacht bzw. wusste nicht, ob er in der Jugend daran erkrankt war.

Bei den Skoliosen handelte es sich bis auf eine Ausnahme um idiopathische Skoliosen, d.h. ein Grund für die Skoliose konnte bei denen nicht gefunden werden.

Die Mehrzahl der Korsett-Patienten ist im Alter zwischen 40 und 60, daran hat sich seit der letzten Auswertung nichts geändert, aufgeschlüsselt auf die verschiedenen Altersgruppen ergibt sich jetzt folgendes Bild:

Alter.png
Alter.png (40 KiB) 16993 mal betrachtet

Die meisten der Patienten tragen ihr Korsett schon länger als fünf Jahre, das Maximum liegt bei 24 Jahren, der Teilnehmer mit der kürzesten Therapiezeit trägt sein Korsett gerade mal zwei Monate.

Tragedauer.png
Tragedauer.png (24.43 KiB) 16993 mal betrachtet

30 % der Befragten trug schon in der Jugend ein Korsett, beim Rest startete die Korsetttherapie erst im Erwachsenenalter. Bei den Skoliosen betrug der Anteil, der schon in der Jugend ein Korsett trug 55%, bei den Kyphosen und Sonstigen Grunderkrankungen 21%. Diese Anteile blieben seit der letzten Auswertung ziemlich konstant.

Bei der Frage, wie lange die Patienten ihr Korsett täglich trugen, gab es gegenüber der letzten Umfrage größere Veränderungen. Der Anteil der Patienten, die ihr Korsett nur bis zu vier Stunden täglich tragen bzw. trugen nahm von 15% auf 23% zu, dafür nahm der Anteil derer, die ihr Korsett täglich 12 bis 16 Stunden tragen, dementsprechend ab. Die längste durchschnittliche Tragedauer lag nach wie vor bei 23,5 Stunden pro Tag, die niedrigste bei 2 Stunden pro Tag.

Tägl. Tragezeit.png
Tägl. Tragezeit.png (31.34 KiB) 16993 mal betrachtet

Der Anteil derer, die ihr Korsett grundsätzlich nur, oder hauptsächlich nachts trugen hat sich gegenüber denen, die ihr Korsett hauptsächlich tags über tragen im Vergleich zur letzten Auswertung merklich vermindert. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass die ‚neuen‘ Umfrageteilnehmer grundsätzlich auf eine geringere Tragezeit kommen wie die 28 Teilnehmer der Umfrage vom Oktober.

nachts.png
nachts.png (55.07 KiB) 16993 mal betrachtet

Die nächste Abbildung zeigt wieder, von welchen Korsettherstellern die gegenwärtig oder zuletzt getragenen Erwachsenenkorsette stammen. Der größte Anteil stammt nach wie vor erwartungsgemäß von Rahmouni, gefolgt von CCtec, was auch keine Überraschung ist. Aber auch Sanomed fertigt Erwachsenenkorsette, und in der Aufstellung taucht auch die Fa. Stolle aus Hamburg bzw. Schwerin auf. Neu dazugekommen sind jetzt noch die Fa. Streifeneder und die Fa. Weitner. Insgesamt kann man sagen, dass die große Mehrzahl der Korsettträger mit ihrem jeweiligen Korsetthersteller vollauf zufrieden waren und sind, wobei es natürlich einzelne gibt, die mit dem Korsett nicht zurechtkamen und daher auch die Korsetttherapie abgebrochen haben.

Korsetthersteller.png
Korsetthersteller.png (45.83 KiB) 16993 mal betrachtet

Gut 20 % der Befragten verwendeten übrigens zumindest zeitweise zusätzlich zum Korsett ein Halsteil.


Gründe für den Beginn einer Korsetttherapie im Erwachsenenalter

Wir haben ja gefragt, was die Hauptgründe (Primärziele) für jeden einzelnen waren, ein Erwachsenen-Korsett zu tragen. Nach wie vor geben fast 70 % der Befragten als wichtigstes Ziel der Korsetttherapie die Schmerzreduktion an.

Primärziele.png
Primärziele.png (50.45 KiB) 16993 mal betrachtet

Eine tatsächliche Verkleinerung der Skoliose- bzw. Kyphosewinkel steht dagegen bei Erwachsenen nicht als erstes Ziel im Vordergrund, eher schon eine Verhinderung der weiteren Progredienz.

Auf die Bitte, auf einer Skala von 1 (Ziel nicht erreicht) bis 10 (Ziel voll erreicht) anzugeben, in wieweit das Primärziel erreicht wurde, ergab sich bei allen Befragten jetzt ein Mittelwert von 7,2, bei den Skoliosen betrug der Zustimmungswert allerdings nur 4,5, bei den Hyperkyphosen und sonstigen Erkrankungen dagegen 8,2 bzw. 8.3. Warum die durchschnittliche Zufriedenheit mit der Zielerreichung bei den Skoliosen um so viel niedriger ist als bei den Hyperkyphosen und sonstigen Erkrankungen müsste noch gesondert untersucht werden. Es hängt sicher damit zusammen, dass die Schmerzminderung bei den Skoliosen nicht so sehr im Vordergrund steht wie z.B. bei den Hyperkyphosen.

Wie gut die Korsette bezüglich Schmerzminderung wirken, zeigt auch folgende Grafik: Sie zeigt Auf zeigt den Einffluss der Korsetttherapie auf den Schmerzmittelkonsum der Patienten.

Schmerzmittel.png
Schmerzmittel.png (58.39 KiB) 16993 mal betrachtet

Zwei Drittel der Umfrageteilnehmer gibt an, dass die Schmerzmittel merklich oder ganz reduziert werden konnten. Nur drei Prozent gaben an, dass sie die Schmerzmittel nicht oder nur kaum reduzieren konnten. Allerdings gab ein Patient / eine Patientin auch an, dass durch das Korsett neue Schmerzen auftauchten, die vorher nicht da waren.

Es darf aber auch nicht verschwiegen werden, dass es unter den 40 Umfrageteilnehmern auch sechs Patienten gab, die ihre Korsett-Therapie abbrachen, obwohl das Therapieziel noch nicht erreicht war. Diese Zahl entspricht einer Abbruchquote von 15 %, unter den 6 Therapieabbrechern waren drei Skoliosepatienten, zwei Hyperkyphosepatienten und ein Patient mit einer Kyphoskoliose. Die Gründe für den Therapieabbruch waren bei zwei Patienten andere medizinische Probleme, die das Korsetttragen unmöglich machten, eine Person konnte das Korsett nicht mit ihrem Alltag vereinen, bei einer Person stellte sich das gewünschte Ziel nicht ein. Einer der Abbrecher hat inzwischen wieder eine Korsetttherapie bei einem anderen Hersteller aufgenommen und ist mit den gegenwärtigen Erfolgen sehr zufrieden. Insgesamt dürfte der Prozentsatz der Therapieabbrecher aber wesentlich höher sein als die Quote, die in dieser Umfrage ermittelt wurde, da davon auszugehen ist, dass Therapieabbrecher weniger Motivation haben, an der Umfrage teilzunehmen, als zufriedene Korsettnutzer.


Untersuchung der Skoliose- und Kyphose-Winkel

Der Mittelwert der thorakalen Skoliosewinkel vor Beginn der Korsett-Therapie lag bei 43°, also bei einem Wert, der bei vielen Ärzten schon im Beginn einer OP-Indikation liegt. Der größte thorakale Winkel lag bei 84°, der kleinste Winkel bei 15° bei einer Kyphoskoliose. Die Korsetts erreichten beim thorakalen Skoliosewinkel eine mittlere Primärkorrektur im Korsett von 40% vom Ausgangswinkel, nach Ende der Therapie bzw. bis zum heutigen Zeitpunkt ergab sich eine durchschnittliche Verminderung des thorakalen Skoliosewinkels von knapp 5° (ohne Korsett gemessen). Bei den lumbalen Skoliosewinkeln betrugen die Werte 39° mittlerer lumbaler Skoliosewinkel, 41% Primärkorrektur und 4° endgültige Winkelverbesserung. Das zeigt, dass wenn eine größere Verbesserung der Skoliosewinkel das Ziel der Korsetttherapie gewesen sein sollte, dieses Ziel nur bedingt erreicht wurde. Eine Verminderung der Progredienz verbunden mit einer leichten Winkelverbesserung konnte aber im Schnitt durchaus erreicht werden.

Bei den Hyperkyphosen betrug der mittlere Kyphose-Ausgangswinkel 70°, die Primärkorrektur, das heißt die prozentuale Winkelreduktion des Kyphosewinkels im Korsett, betrug 32% vom Ausgangswinkel, die endgültige durchschnittliche Verbesserung des Kyphosewinkels bis zum heutigen Zeitpunkt (ohne Korsett gemessen) betrug 16°. Das heißt, das Korsett hatte im Mittel schon erheblich zur Verminderung des Kyphosewinkels beigetragen. Die Verteilung der Winkelreduktion auf verschiedene Klassen zeigt die folgende Abbildung:

endgültige Verbesserung Hyperkyphose.png
endgültige Verbesserung Hyperkyphose.png (33.3 KiB) 16993 mal betrachtet

Zum Abschluss der korsettbezogenen Befragung wurde noch die Frage gestellt, ob das Korsett nach Meinung der Nutzer zu einer Verkümmerung der Rumpfmuskulatur geführt hat. Die Antwort war nach wie vor eindeutig negativ. 87% gaben an, dass das Korsett keine Veränderung der Muskelmasse bzw. sogar einen Muskelaufbau bewirkt hat.

Muskelschwund.png
Muskelschwund.png (44.71 KiB) 16993 mal betrachtet


Zusätzliche Fragen zur Gesamttherapie

Um einen Überblick über die Gesamttherapie der Skoliose bzw. Hyperkyphose der Patienten zu gewinnen, wurden die Korsett-Träger und -Trägerinnen zum Schluss noch gefragt, ob sie schon mal an einer Schroth-Rehamaßnahme teilgenommen hatten, ob sie regelmäßig schrothen, ob sie regelmäßig Physiotherapie in Anspruch nehmen oder ob sie öfters das Fitnessstudio aufsuchten.

Die Antworten ergaben, dass 55 % der Befragten bereits einmal oder sogar mehrfach in Bad Sobernheim oder Bad Salzungen zur Reha waren, 5% haben es noch vor und bei 2% ist eine Schroth-Reha konkret geplant.

Die Frage, inwieweit die Patienten regelmäßig schrothen, wurde folgendermaßen beantwortet:

Schroth.png
Schroth.png (38.37 KiB) 16993 mal betrachtet

Dias Ergebnis zeigt, dass die große Mehrheit der Korsettträger (70 %) keine regelmäßigen Schrothübungen zuhause machen.

Die nachfolgende Grafik zeigt die Antworten auf die Frage nach regelmäßiger Physiotherapie. Da hier Mehrfachantworten möglich waren, wurde hier ein Balkendiagramm als Darstellungsform verwendet, da die Ergebnisse insgesamt mehr als 100% ergeben.

Das Ergebnis zeigt, dass die Patienten hier relativ aktiv sind, auch wenn sie zuhause ihre Schroth-Übungen doch eher vernachlässigen. Neben der Schroth-Therapie wird hauptsächlich Manuelle Therapie und unspezifische Physiotherapie in Anspruch genommen. Gut 20% der erwachsenen Korsettträger und -Trägerinnen geht nicht regelmäßig zum Therapeuten.

Physiotherapie.png
Physiotherapie.png (42.7 KiB) 16993 mal betrachtet

Als letztes Bild folgen noch die Antworten auf die Frage, wer regelmäßig ins Fitnessstudio geht bzw. zuhause Fitness-Übungen zusätzlich zur Korsett-Therapie macht. Knapp 60% geben an, gar kein Fitnesstraining zu machen, gut 20% machen ihre Fitnessübungen zuhause. Vom restlichen Viertel machen drei Viertel speziell auf die Skoliose abgestimmte Übungen.

Fitness.png
Fitness.png (62.91 KiB) 16993 mal betrachtet



Gegenwärtiges Fazit

Auch eine Datenbasis von 40 Fallbeispielen ist noch keine ausreichende Grundlage für allgemeingültige Erkenntnisse. Daher hoffen wir nach wie vor, dass sich in Zukunft noch möglichst viele Korsettträger und Trägerinnen an der Umfrage beteiligen. Die Umfrage wird daher weiter offengehalten.

Die bisherigen Ergebnisse zeigen aber weiterhin, dass der übermäßige Anteil der Personen, die im fortgeschrittenen Alter mit der Korsetttherapie beginnen, mit den Ergebnissen der Korsetttherapie in hohem Maße zufrieden ist. Insbesondere bei den Hyperkyphosen und sonstigen Grunderkrankungen ist das Bild durchgehend positiv, bei den Skoliosen ergibt sich eher ein gemischtes Bild.

Dass die Zufriedenheit bei den Skoliosen doch um einiges niedriger, liegt wohl auch daran, dass bei den Skoliosen die Schmerzminderung nicht so sehr im Vordergrund steht wie bei den restlichen Grunderkrankungen.

Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Erwachsenenkorsett gerade bei der Schmerzminderung hervorragende Ergebnisse liefern kann, das zeigen die bisherigen Ergebnisse der Umfrage nach wie vor. Aber auch zur Verminderung der Progedienz, das heißt der Vergrößerung der Skoliose- oder Hyperkyphosewinkel über die Jahre, leistet ein Korsett gute Dienste.

Daher hier noch einmal die Aufforderung: Sorgt dafür, dass sich diese Tatsachen auch bei den niedergelassenen Orthopäden herumspricht. Erzählt Ihnen von den Erfahrungen hier. Nach wie vor ist noch ein Großteil der Ärzte Korsetten gegenüber negativ eingestellt, das Gespenst des Muskelabbaus im Korsett macht immer noch die Runde, und ein Patient wird lieber unters Messer gelegt, als dass ihm ein ordentliches Korsett verschrieben wird.

So, das wäre ein weiteres Fazit aus der Befragung. Wenn noch mehr Antworten kommen, werden wir gerne später noch eine weitere Auswertung machen, wobei dies jetzt aber etwas länger dauern kann.

Und zum Schluss noch mal den Link zur Befragung an alle die, die vielleicht noch teilnehmen wollen:

https://forms.gle/vyFCLAyzAKViSUP16

Viele Grüße

Thomas
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Re: Externe Umfrage zum Thema Erwachsenen-Korsett: Weitere Ergebnisse

Beitrag von Johanna »

Lieber Thomas,

tolle Umfrage und sehr spannende Ergebnisse.

Ich habe eine Frage zu folgender Passage: "Die Korsetts erreichten beim thorakalen Skoliosewinkel eine mittlere Primärkorrektur im Korsett von 40% vom Ausgangswinkel, nach Ende der Therapie bzw. bis zum heutigen Zeitpunkt ergab sich eine durchschnittliche Verminderung des thorakalen Skoliosewinkels von knapp 5° (ohne Korsett gemessen)."
Kannst du mir hier einen Range geben, also was war die größte Verbesserung, was die kleinste? Und wie viele Jahre wurde da das Korsett getragen, wenn möglich auch wie viele Stunden am Tag?

Vielen Dank und liebe Grüße
Johanna
Kyphkerry
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Re: Externe Umfrage zum Thema Erwachsenen-Korsett: Weitere Ergebnisse

Beitrag von Kyphkerry »

Does anyone know where the idea of muscle wasting due to bracing was first proposed? I would like to see the date of those studies and the parameters if anyone knows how to find those.

Of course, the reality in kyphosis and scoliosis bracing is that there is no long term problems with muscle loss after years of continuous use in many cases. Even when patients were placed in plaster casts, there was never a long or short term set of problems that seemed to be universal.

If anyone knows how , when or where this myth started, I would like to know. It is a real problem to have this popular but uneducated view prominent among medical professionals - who often use this wrong thinking as a way to steer patients toward surgery or use of narcotic pain killers - as if those are less risky that a corset/brace.
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Thomas
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Re: Externe Umfrage zum Thema Erwachsenen-Korsett: Weitere Ergebnisse

Beitrag von Thomas »

Hallo Johanna,
Johanna hat geschrieben: Mi, 07.04.2021 - 10:27 Kannst du mir hier einen Range geben, also was war die größte Verbesserung, was die kleinste? Und wie viele Jahre wurde da das Korsett getragen, wenn möglich auch wie viele Stunden am Tag?
ich kann gern mal nachschauen, was die Daten hergeben. Gib mir aber bitte hierzu ein paar Tage, da ich gegenwärtig beruflich ziemlich eingespannt bin!

Gruß Thomas
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aktueller Thread: Neuroforamenstenose und Korsett mit Halsteil
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Thomas
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Re: Externe Umfrage zum Thema Erwachsenen-Korsett: Weitere Ergebnisse

Beitrag von Thomas »

Johanna hat geschrieben: Mi, 07.04.2021 - 10:27 Ich habe eine Frage zu folgender Passage: "Die Korsetts erreichten beim thorakalen Skoliosewinkel eine mittlere Primärkorrektur im Korsett von 40% vom Ausgangswinkel, nach Ende der Therapie bzw. bis zum heutigen Zeitpunkt ergab sich eine durchschnittliche Verminderung des thorakalen Skoliosewinkels von knapp 5° (ohne Korsett gemessen)."
Kannst du mir hier einen Range geben, also was war die größte Verbesserung, was die kleinste? Und wie viele Jahre wurde da das Korsett getragen, wenn möglich auch wie viele Stunden am Tag?
Hallo Johanna,

hier hab ich Dir mal ne Tabelle mit den Antworten, die von den Skoliose-Patienten und Patientinnen gegeben wurden, die die Fragen nach der endgültigen Korrektur des thorakalen Skoliosewinkels, der Anzahl Jahre, die sie das Korsett getragen haben und die die Frage nach der täglichen Tragedauer beantwortet haben:

Antworten zum Thema 'Korrektur des thorakalen Skoliosewinkels'
Antworten zum Thema 'Korrektur des thorakalen Skoliosewinkels'
Skoliose thorakal.PNG (7.15 KiB) 13117 mal betrachtet

Es sind nicht mehr Antworten, weil die meisten Umfrageteilnehmer ja Hyperkyphose-Betroffene sind, und weil leider auch einige der Teilnehmer nicht alle Fragen beantwortet haben, sei es, weil sie nicht wollten, sei es, weil sie die Frage schlichtweg nicht beantworten konnten.

Die niedrigen Gradverbesserungen sind übrigens auch nicht unbedingt negativ zu bewerten. Eine Verschlechterung von z.B. nur einem Grad in einem Zeitraum von 16 Jahren kann bei einer üblichen Progredienz von einem Grad pro Jahr durchaus als positives Ergebnis gewertet werden.

Es zeigt sich aber, dass die einzelnen Korrekturergebnisse stark voneinander abweichen, jeder Fall ist verschieden, und eine für alle gültige Antwort, was ein Korsett an bleibender Aufrichtung bringen kann, kann man nicht geben.

Nicht wundern übrigens, die mittlere Korrektur ist gegenüber der letzten Auswertung etwas angewachsen, da eine neue Antwort in der Zwischenzeit hinzukam.

Ich hoffe, Dir etwas geholfen zu haben.

Gruß Thomas
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