Selbstständigkeit nach der OP / Allgemeine Fragen

Fragen zum Thema Wirbelsäulen OP's
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Vektor
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Selbstständigkeit nach der OP / Allgemeine Fragen

Beitrag von Vektor »

Hallo zusammen,

ich bin am Überlegen ob ich meine Skoliose operieren lasse.
Ich war bereits in Bad Wildungen und Neustadt in der Ambulanz und beide Kliniken würden mir zu einer OP raten.
Mit 29 Jahren bin ich jetzt ja leider aus dem "idealen" OP alter raus, allerdings stört sie mich mittlerweile doch gewaltig und ich merke auch immer mehr wie sie mich neben der psychischen Belastung auch physisch immer mehr belastet.

Meine Fragen daher:

Wie selbstständig ist man direkt nach der OP bzw. nach dem man das Krankenhaus verlassen hat wirklich?
Mir wurde gesagt das man wohl eigentlich alles wieder, erstmal eingeschränkt selber machen kann. Da ich alleine lebe und niemanden hätte der mich 24/7 pflegen kann ist mir unglaublich wichtig danach zumindest den Alltag alleine bewältigen zu können.

Wie habt ihr das mit eurem Arbeitgeber geregelt und wie läuft so eine Eingliederung wieder ab.
Habe die Hoffnung ich nach 2-3 Monaten zumindest wieder von Zuhause etwas am PC im Homeoffice erledigen kann, ist das eine realstische Einschätzung?

Grundsätzlich würde ich gerne wissen wie Leute die die OP in meiner Altersklasse gemacht haben so klar kommen? Habt ihr es bereut, hättet ihr lieber noch länger gewartet, welche Einschränkungen habt ihr danach tatsächlich?

Das wars erstmal ;) Freue mich auf Resonanz
Lya500
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Re: Selbstständigkeit nach der OP / Allgemeine Fragen

Beitrag von Lya500 »

Hallo Vektor,

ich wurde im Alter von 33 Jahren an einer sehr ausgeprägten und schmerzhaften Hyperkyphose operiert. Meine Wirbelsäule wurde dabei komplett von oben bis unten versteift und ich habe dadurch keine körperlichen Einschränkungen. Ich habe die OP bis heute nicht bereut, allerdings habe ich ersteinmal alle konservativen Möglichkeiten ausgeschöpft. Viele Jahre nahm ich Schmerztabletten und habe versucht mit einem Korsett und einer Reha der OP aus dem Wege zu gehen. Leider war der Zug für mich schon abgefahren und weder Reha noch ein Korsett brachten den Erfolg. Ich will dir nicht von einer OP abraten, aber sie sollte genau überlegt sein und man sollte sich im Vorfeld viele Infos und Meinungen anhören. Warst du denn schon einmal in einer Reha? Was wurde dir denn außer einer OP noch vorgeschlagen? Sind die Ärzte bei denen du vorstellig warst der Meinung, dass nur eine OP in Frage käme? Es braucht seine Zeit, bis man sich nach der OP wieder erholt und du wirst die erste Zeit auf Hilfe von außen angewiesen sein. Bei mir hat es ungefähr 6 Wochen gedauert, bis ich einigermaßen aus dem gröbsten raus war und wieder einige Dinge selbstständig machen konnte. Du bekommst nach der OP außerdem noch Medikamente gegen die Schmerzen. Deinen Arbeitgeber solltest du im Vorfeld informieren, damit er sich auf eine eventuelle Wiedereingliederung einstellen kann. Das sitzen fällt in den ersten Wochen sehr schwer und du musst ersteinmal wieder ein neues Gefühl für deinen Körper etwickeln...das braucht alles seine Zeit und man muss sehr viel Geduld aufbringen. Wann man wieder anfangen kann zu arbeiten kann ich die nicht beantworten...bei den einen geht es schneller und bei den anderen dauert es etwas länger. Im Schnitt ist man ca. 3-6 Monate außer Gefecht. Alleine wirst du das mit einer OP nicht schaffen, du solltest dir dafür für die Zeit zu Hause Hilfe holen.

Viele Grüße
Lya
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Raven
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Re: Selbstständigkeit nach der OP / Allgemeine Fragen

Beitrag von Raven »

Hallo Vektor,
Vektor hat geschrieben:Wie selbstständig ist man direkt nach der OP bzw. nach dem man das Krankenhaus verlassen hat wirklich?
Mir wurde gesagt das man wohl eigentlich alles wieder, erstmal eingeschränkt selber machen kann. Da ich alleine lebe und niemanden hätte der mich 24/7 pflegen kann ist mir unglaublich wichtig danach zumindest den Alltag alleine bewältigen zu können.
nach der Entlassung kann man grundlegende Dinge:
Treppen steigen, sitzen (oft aber nur kurz), sich ins Bett legen und wieder aufstehen, ohne Gehhilfen (in der Klinik hat man meist einen Gehwagen/Rollator) gehen. Du wirst dir auch Kleinigkeiten zu Essen selbst zubereiten können, essen ohne Hilfe. Du wirst dich ankleiden können (Schuhe binden wird aber sehr schwierig sein). Du wirst Körperpflege betreiben können (Badewanne benutzen und Fußpflege werden zu umständlich sein).
Deutliche Einschränkungen wirst du bemerken bei Dingen wie:
einkaufen (man kann nur ein geringes Gewicht tragen, weite Strecken laufen wird mühsam sein, Radfahren geht erstmal nicht, Autofahren ebenso nicht)
putzen/abspülen (bücken, ausladende Bewegungen mit den Armen, Benutzen von Leiter/Hocker natürlich tabu)
Wäsche machen (bücken, so schwer tragen, Betten beziehen...).
Allgemein wirst du feststellen, dass alles langsamer geht, du eher ermüden wirst (mehr liegen, vormalige Kleinigkeiten im Haushalt erschöpfen einen rasch). Pflege wirst du nicht benötigen, aber es wäre sehr sinnvoll, wenn du dir vorher jemanden organisierst, der für dich Einkäufe erledigt (manche Geschäfte und Supermärkte liefern auch), mal durchputzt und den du auch bei Bedarf um etwas bitten kannst, wenn du etwas nicht erledigen kannst. Hast du zu irgendwelchen Menschen in deiner Umgebung eine Bekanntschaft, jemand, der für sowas in Frage käme?
Wie habt ihr das mit eurem Arbeitgeber geregelt und wie läuft so eine Eingliederung wieder ab.
Habe die Hoffnung ich nach 2-3 Monaten zumindest wieder von Zuhause etwas am PC im Homeoffice erledigen kann, ist das eine realstische Einschätzung?
Für die meisten mir bekannten Heilungsverläufe nach einer solchen OP ist das nicht unrealistisch. Jedoch kannst du dich nicht darauf verlassen. Einen deutlichen Unterschied dürfte auch die Stundenzahl machen sowie die Art und Weise, wie und wann du es erledigst (dauernd telefonisch am Schreibtisch erreichbar ist was anderes, als über den Tag verteilt beliebig unterbrechbar Dinge am PC in einer für dich angenehmen Körperhaltung zu erledigen).

Viele Grüße
Raven
Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen.
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Re: Selbstständigkeit nach der OP / Allgemeine Fragen

Beitrag von Vektor »

Hallo Raven Hallo Lya, vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Die haben mir schon sehr viel geholfen.

Grundsätzlich habe ich Leute die mich unterstützen können und auch bereit wären mir zu helfen. Hatte eher sorgen das tatsächlich jemand die ganze Zeit vor Ort sein müsste, aber so wie ich das entnommen habe ist das ja nicht nötig :) Das beruhigt etwas.

Lya, in der Wachstumsphase war ich leider nicht Behandlung und habe mich, was ich mir wohl selber auf die Kappe schreiben darf, erst recht spät begonnen mich mit dem Thema auseinander zu setzten. Bei uns liegt die Skoliose in der Familie. Eine meiner Schwestern wurde in der Jugend operiert, ein andere nicht. Ich sehe also wie es mit OP und wie es ohne ist.

Ich habe die letzen 1-2 Jahre Krankengymnastik gemacht und bin seit ca. 1/2 Jahr eine Schroththerapie. In einer Rhea war ich noch nicht.
Mein Orthopäde hat mit mir intensiv gesprochen und im Prinzip auch nur die Optionen aufgetan, weiter Physio/Schroth oder OP.
Die Orthopäden sind allerdings etwas zurückhaltender mit der Empfehlung würden aber doch, gerade mit Blick auf die Zukunft, eher dazu raten als zu alternativen Behandlungsmethoden
Momentan muss ich sagen das ich ganz gut klar komme und mich in meinem alltäglichen Leben kaum eingeschränkt fühle.
Mir fällt jedoch immer mehr auf das ich schneller Schmerzen bekomme und es hier und da eben doch weh tut. Abgesehen davon knabbert es ziemlich an meinem Selbstbewusstsein.. obwohl alle sagen, ach das sieht man gar nicht du gehst doch gerade. Aber leider ist man ja selbst sein größter Kritiker und hat es doch ständig vor Augen.

Im Prinzip habe ich aus allen Terminen und Gesprächen als Fazit entnommen, das es auf jedenfall nicht besser wird und eine OP in der Zukunft sehr wahrscheinlich nötig wird. Dann natürlich durch die stetige Progression umfangreicher.
Lya500
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Re: Selbstständigkeit nach der OP / Allgemeine Fragen

Beitrag von Lya500 »

Hallo Vektor,
Vektor hat geschrieben:Lya, in der Wachstumsphase war ich leider nicht Behandlung und habe mich, was ich mir wohl selber auf die Kappe schreiben darf, erst recht spät begonnen mich mit dem Thema auseinander zu setzten.

Das war bei mir genauso, meine Eltern haben mich in meiner Jugendzeit im Alter von 14 Jahren aufgrund meiner deutlich sichtbaren Wirbelsäulenverkrümmung von einem zum anderen Orthopäden geschleppt und sämtliche Ratschläge eingeholt...mir war das damals alles relativ egal, da ich zu diesem Zeitpunkt von Schmerzen verschont blieb. Eine OP Empfehlung hatte ich damals dennoch und zwar sollte diese in Cuxhaven Saalenburg durchgeführt werden. Die OP Methode (von hinten und vorne operieren) hatte mich aber dermaßen abgeschreckt, dass ich die OP permanent zur Seite schob und alles andere ersteinmal ausprobierte. Das du an einen Orthopäden gelangt bist, der die Schroth-Therapie verordnet ist auch ein Glückstreffer, denn die meisten Orthopäden ignorieren eine Skoliose und schenken ihr wenig Beachtung. Kommst du denn mit den Schroth-Übungen gut zurecht und wendest du sie auch zu Hause an? Hast du denn aktuell Beschwerden und nimmst evtl. Medikamente? Vielleicht könnte dir auch erstmal eine Reha Linderung verschaffen. Mit einer Skoliose von 66 Cobb liegst du eindeutig in der OP Indikation, was aber nicht bedeutet, dass man sich sofort operieren lassen muss. Es kommt auch immer auf die Gesamtsituation an z.B Schmerzen, jahrelange Medikation, eingeschränktes Lungenvolumen und psychisches Leiden. Für eine OP bei dir ist es nicht zu spät, nur solltest du dir dafür auch eine gute und spezialisierte Klinik suchen.
Vektor hat geschrieben:Bei uns liegt die Skoliose in der Familie.
Eine meiner Schwestern wurde in der Jugend operiert, ein andere nicht. Ich sehe also wie es mit OP und wie es ohne ist.
Skoliosen sind genetisch veranlagt. Auch in meiner Familie gibt es Skoliose und einer meiner Brüder hat ebenfalls eine Hyperkyphose und ist in Behandlung...nur bin ich die einzige operierte ;). Egal wie du dich auch entscheidest, ich wünsche dir alles Gute und eine für dich hoffentlich richtige Entscheidung.

Gruß
Lya
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