Erwachsenen-Korsette Auslöser für Progredienz?

Alles zur Korsett-Therapie für Jugendliche und Erwachsene bei Skoliose, Morbus Scheuermann, Kyphose ...
Dr. Steffan
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Erwachsenen-Korsette Auslöser für Progredienz?

Beitrag von Dr. Steffan »

[Abgespalten aus anderem Thema]
Silas hat geschrieben:......Traurig fand ich nur mal wieder das, was Sie zum Thema Korsett-Therapie bei Erwachsenen schreiben, ich dachte immer, Sie hätten anderen Ärzten in diesem Punkt ebenfalls schon wie Dr. Hoffmann weiterführende Erkenntnisse.....

Silas
Genau diese Erkenntnisse habe ich und verordne deshalb erwachsenen Skoliose- und Hyperkyphosepatienten kein Korsett zur Krümmungskorrektur sondern zur Schmerztherapie. Diese Korsett aber nur zum Stabilisieren und nicht zum Korrigieren. Ich habe feststellen müssen, dass bei Erwachsenen mit Korrekturkorsetten fast immer nachhaltige Schmerzen entstehen und die Skoliose/Kyphose letztlich deutlich schlechter wird wenn das Korsett weggelassen wird. Die ursprünglichen, im Rö-Bi. zu sehenden Verbesserungen konnten nur in sehr wenigen Fällen gehalten werden. Häufig kam es zu erheblichen Verschlechterungen des Ausgangswinkels bei kompletter Abschulung. Grund ist meiner Auffassung nach die, durch ständiges aufbiegen, verursachte Lockerung der Bandstrukturen der Wirbelsäule. Ausnahmen sind nur extreme Schrothianer. Die halten durch exzessives Training die Muskulatur so gut in Schuss, dass die lockeren Bänder nichts machen.
Für alle anderen sehe ich erhebliche gesundheitliche Nachteile.
Zuletzt geändert von Dr. Steffan am Fr, 16.12.2005 - 21:23, insgesamt 1-mal geändert.
Dr. K. Steffan
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Beitrag von bluecat »

Silas hat geschrieben: Genau diese Erkenntnisse habe ich und verordne deshalb erwachsenen Skoliose- und Hyperkyphosepatienten kein Korsett zur Krümmungskorrektur sondern zur Schmerztherapie. Diese Korsett aber nur zum Stabilisieren und nicht zum Korrigieren. Ich habe feststellen müssen, dass bei Erwachsenen mit Korrekturkorsetten fast immer nachhaltige Schmerzen entstehen und die Skoliose/Kyphose letztlich deutlich schlechter wird wenn das Korsett weggelassen wird. Grund ist meiner Auffassung nach die, durch ständiges aufbiegen, verursachte Lockerung der Bandstrukturen der Wirbelsäule. Ausnahmen sind nur extreme Schrothianer, die halten durch exzessives Training die Muskulatur so gut in Schuss, dass die lockeren Bänder nichts machen. Für alle anderen sehe ich erhebliche gesundheitliche Nachteile.

Diese Gedanken bzgl. der Verschlechterung der Krümmung durch die ständige Dehnung hatte ich schon oft. Mir wurden meine Bedenken aber schon von meinem alten Othopäden genommen.
Wenn man das hier gerade liest, zieht mir ein etwas mulmiges Gefühl durch den Magen. Werde die Sache wieder genauer beobachten.
Welche Tragezeiten hatten denn die Patienten deren Krümmung sich verschlechtert hat? Ist das davon abhängig?
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Beitrag von Dr. Steffan »

Die Tragedauer lag bei über 3-4 Stunden am Stück und Schroth etwa 2-3 mal in der Woche. Bei 5-6 mal Schroth pro Woche konnte die Korrektur gehalten werden. Eine Patientin hielt das Ergebnis 2 Jahre lang wurde dann krank und konnte etwa ein halbes Jahr nicht mehr schrothen und kein Korsett mehr tragen-----"Erfolg": von einem ursprünglichen Ausgangswinkel von 42° hat sie jetzt 56°.
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Beitrag von Karlson vom Dach »

DrSteffan hat geschrieben:Ich habe feststellen müssen, dass bei Erwachsenen mit Korrekturkorsetten fast immer nachhaltige Schmerzen entstehen und die Skoliose/Kyphose letztlich deutlich schlechter wird wenn das Korsett weggelassen wird. Die ursprünglichen, im Rö-Bi. zu sehenden Verbesserungen konnten nur in sehr wenigen Fällen gehalten werden. Häufig kam es zu erheblichen Verschlechterungen des Ausgangswinkels bei kompletter Abschulung. Grund ist meiner Auffassung nach die, durch ständiges aufbiegen, verursachte Lockerung der Bandstrukturen der Wirbelsäule. Ausnahmen sind nur extreme Schrothianer. Die halten durch exzessives Training die Muskulatur so gut in Schuss, dass die lockeren Bänder nichts machen.
Für alle anderen sehe ich erhebliche gesundheitliche Nachteile.
Da bin ich gespannt, wie sich die Korrekturergebnisse der Forumsteilnehmer halten werden. Bisher gab es hier keine negativen Erfahrungen.
DrSteffan hat geschrieben:Die Tragedauer lag bei über 3-4 Stunden am Stück
Wie ist es bei Erwachsenen, die ihr Korsett 23h tragen, und das über Jahre? Hier können sich die Strukturen doch in der neuen Lage festigen, oder?
Zuletzt geändert von Karlson vom Dach am Fr, 16.12.2005 - 21:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von bluecat »

:/
Werde mir das mal kritisch im Hinterkopf behalten.
Danke für die schnelle Antwort :)
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Beitrag von bluecat »

Ups, da haben wir uns gerade überschnitten.
Ich glaube es sind nur wenige, die es schaffen, das Korsett so konsequent zu tragen wie du oder Toni (Respekt).
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Silas
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Beitrag von Silas »

Hallo Herr Dr. Steffan,

dass die meisten Korsette - auch aus Bad Salzungen kenne ich hinreichend Exemplare - oftmals noch nicht einmal in der Lage sind, einen nachhaltigen Erfolg bei Teenagern zu erzielen und sicherlich erst recht nichts bei Erwachsenen ausrichten können, ist traurige Realität.

Genauso wird Ihnen das Team Dr. Hoffmann / Rahmouni von vielen erwachsenen Patienten berichten können, die allein durch Schroth so gut wie nichts erreichen konnten, bei denen dann aber eine konsequente Kombination aus Rahmouni Korsett und Schroth zu erheblichen und dauerhaften Gradzahlgewinnen führte.

Natürlich ist ein Rahmouni nicht in jedem Fall ein Garant für Erfolg, aber das ist eine Schroth-Reha auch nicht.

Toni und ich sind sicherlich eindrucksvolle Beispiele für eine gelungene, nachhaltige Korsettversorgung in Kombination mit Schroth.

Vor 2 Jahren lagen meine Rippen auf dem Beckenkamm auf und die Verkrümmung betrug über 80°, heute könnte ich die Rippen nicht einmal mehr mit Muskelkraft soweit annähern und ich schätze die Verkrümmung auf unter 50° ohne Korsett (im Korsett ist die Korrektur natürlich noch besser). Vor einem Jahr war der Rippenbuckel für jeden deutlich sichtbar, heute sieht ihn ein Laie nicht mehr.

Die Schmerzen sind zwar nach wie vor stark, aber das waren sie mit und ohne Korsett (in beiden Fällen parallel dazu Schroth).

Die Lungenfunktion hat sich nachhaltig verbessert - und gerade das wäre Punkt, der bei schwereren erwachsenen Skoliosen und Hyperkyphosen für die Verordnung eines stark korrigierenden Korsetts spricht.

Viele Grüße
Silas
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Beitrag von BZebra »

DrSteffan hat geschrieben:Grund ist meiner Auffassung nach die, durch ständiges aufbiegen, verursachte Lockerung der Bandstrukturen der Wirbelsäule.
bluecat hat geschrieben:Diese Gedanken bzgl. der Verschlechterung der Krümmung durch die ständige Dehnung hatte ich schon oft. Mir wurden meine Bedenken aber schon von meinem alten Othopäden genommen.
Bluecat, es fehlt vor allem die Logik bei dieser These. Lockerung (Dehnung!) von Bandstruckturen, die durch das Korsett nur entlastet (verkürzt) werden?!?!
À la "sei also auch vorsichtig mit der Beinrückseitendehnung, Deine Beinrückseiten könnten sich verkürzen!!!" ;)

Da würde ich mir keine Sorgen machen. Dann wäre auch Schroth extrem schädlich für Deine WS.
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Silas
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Beitrag von Silas »

Hallo BZebra,

Danke, dass Du dieses Thema erwähnst, hatte ich nämlich voll vergessen, etwas dazu zu schreiben und möchte das gleich nachholen.



@ Bluecat

Natürlich lockert, dehnt und streckt des Korsett den aktiven und passiven Bewegungsapparat und genau das gehört genau wie bei Schroth auch zu den grundlegenden Notwendigkeiten, um eine progrediente oder teilfixierte Skoliose positiv beeinflussen zu können.

Das lässt sich gerade an meiner etwas attypischen C-förmigen Skoliose wunderbar erklären.
An der Konkavseite (das ist dort, wo die Rippen dem Becken sehr nah kommen) sind Bänder, Sehnen, Muskel stark verkürzt und wehren sich dagegen, die gewohnte Position zu verlassen. Gleichzeitig ist auf der Konvexseite (dort, wo sich die Rippen seitlich herauswölben) alles total überdehnt.

Wenn ich nun mein durchaus brutal wirkendes Rahmouni 23 h am Tag trage, wird die Konkavseite heftigst gedehnt und gestreckt. Gleichzeitig wird aber die unphysiologisch überdehnte Konvexseite durch das Korsett in eine wesentlich physiologischere Richtung gedrückt.

Und jetzt kommt der Punkt, den Du nicht verstanden hast:

Dadurch, dass nun die Bänder, Sehnen und Muskeln der Konvexseite nicht mehr zwangsüberdehnt werden, sondern in eine physiologischere Haltung gebracht werden, verkürzen und stabilisieren sich die Strukturen auf dieser Seite und bilden nun einen Gegenhalt zur krummen Wirbelsäule.

Die Konkavseite ist mittlerweile so aufgedehnt und gestreckt, dass Muskulatur und Bänder die Wirbelsäule nicht noch zusätzlich in die Krümmung zwingen.

Unter diesen Bedingungen wirkt sich Schroth dann auch wesentlich effektiver aus. Vorher musste man versuchen die "ausgeleierte" Konvexseite zu raffen, jetzt ist sie durch das Korsett schon vorgerafft.
Vorher musste man nicht nur gegen die Wirbelsäule, sondern auch noch gegen die verkürzten Strukturen der Konkavseite kämpfen, diese sind jetzt schon wesentlich beweglicher und die KG wirkt wesentlich effizienter.

Bei der Übung zwischen 2 Stäben, habe ich bevor ich das Rahmouni hatte nur minimale Korrekturwerte erreicht, heute erreiche ich eine solch massive Aufrichtung, dass meine WS fast gerade erscheint.

Viele Grüße
Silas
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Beitrag von Klaus »

Das ist ja eine unheimlich interessante Diskussion hier, vor allem, weil Dr.Steffan sein konkretes Statement bezüglich Erwachsenen-Korsetts abgibt.

(leider ist dieses Thema hier ein bischen in der falschen Rubrik, aber das sollten wir jetzt wohl nicht ändern)

Ich denke, hier geht es auch wieder mal um grundsätzlich verschiedene Denkweisen bei Korsetten.
Karlson hat geschrieben:Wie ist es bei Erwachsenen, die ihr Korsett 23h tragen, und das über Jahre? Hier können sich die Strukturen doch in der neuen Lage festigen, oder?
Dr. Steffan hat ja gar nicht ausgeschlossen, dass man damit grossen Erfolg haben kann.
Er stellt offensichtlich die Realität dar, so wie er sie bei seinen Patienten sieht. Und wenn das nicht 23 Stunden Tragezeit sind, sondern nur 2-3 Stunden, dann müsste man da ansetzen und fragen, ob das an der Akzeptanz liegt oder an anderen Dingen, die einfach die konsequente Umsetzung verhindern.
Ich habe hier mal eine Anmerkung gelesen, die sich mit der Struktur von "alten Knochen" :) beschäftigt hat. Ein Maximal Druck von 23 Stunden wurde da sehr kritisch kommentiert.

Genauso ist das mit den täglichen Schroth-Übungen.
Da muss ich ganz deutlich sagen, dass ich hier im Forum den Eindruck gewonnen habe, dass viele das sehr vernachlässigen.
Und ich spreche aus eigener Erfahrung, wenn ich sage, dass "Schroth-Pausen" sehr schnell mal entstehen.

Auch das richtige allgemeine Fitness-Training wird ja von vielen Schrothianer nicht als unbedingt wichtig eingestuft. Was passiert dann eigentlich, wenn man älter wird und seine Muskeln nur noch sporadisch in Teilen mit Schroth "versorgt"?

Ich bin 61 und habe gottseidank vor über 20 Jahren mit Fitness angefangen. Mir fehlt etwas, wenn ich es nicht mache. Aber auch ich frage mich, wielange kann ich das eigentlich weitermachen. Werde ich nie ernsthaft krank, fehlt mir nicht irgendwann mal die Kraft, die das Training so reizvoll macht?

Die Langzeit Erfahrungen mit "23 Stunden-Erwachsenen-Korsett-Trägern" sind hier ja noch recht spärlich und trotz aller Erfolge, darf man ja nicht vergessen, dass wir ja nicht alle Skoliose/Kphose Patienten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz hier im Forum haben. :)
Und selbst wenn, kann man nicht davon ausgehen, dass alle die Bereitschaft hätten, ein Korsett zu tragen, auch wenn sie wüßten, dass damit vielleicht eine Korrektur möglich ist und sie vielleicht damit besser leben könnten.

Vor so einem Hintergrund kann ich Dr. Steffan gut verstehen, dass er eben nicht davon ausgehen kann, dass seine Patienten wirklich die optimalen Bedingungen einhalten werden oder können.
Nicht jeder muss ein Kämpfer sein, auch wenn er es zunächst behauptet.
Und ein Arzt muss natürlich ziemlich sicher sein, dass die verordnete Therapie auch eingehalten wird.

Und ich werde schon hellhörig, wenn die Erfahrungen von Dr. Steffan in einer so "menschlichen Situation" die sind, dass es zu Verschlechterungen kommen kann, wenn man weder Korsett weiter tragen, noch Schroth weiter machen kann.
Bliebe die Frage, ob man das dann in so einer Situation mit Stützbandagen (die ja besser zu tragen sind) einigermassen auffangen kann?

Gruss
Klaus
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Beitrag von Dalia »

Karlson vom Dach hat geschrieben:Da bin ich gespannt, wie sich die Korrekturergebnisse der Forumsteilnehmer halten werden. Bisher gab es hier keine negativen Erfahrungen.
Wobei von den derzeitigen adulten Korsett-Usern hier noch niemand komplett abgeschult hat.
Ich kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben. (Bertolt Brecht)
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Beitrag von Karlson vom Dach »

Hallo zusammen,

also ich könnte mir schon eine Mobilisation durch das Korsett vorstellen, wenn dieses mehrmals am Tag an- und wieder ausgezogen wird. Was dagegen spricht, ist, daß doch nur in die "richtige" Richtung bewegt, also mobilisiert wird, oder?

Schroth unterstützt das Halten der Korrektur bestimmt. Allerdings wird doch schon allein durch das Korsett die Muskulatur gestärkt?!
Wie ich oben schon geschrieben hatte, vermute ich bezüglich gehaltener Korrektur ganz stark den Einfluß der täglichen Tragezeit.

Des weiteren könnte ich mir bei "steifen" und "steifer werdenden" Bechterew-Patienten vorstellen, daß diese bei einem schweren Krankheitsverlauf (=Einsteifung) in korrigierter Haltung einsteifen. Und wenn es doch mobilisiert, so bleiben wir Bechtis wenigstens beweglich und steifen eben nicht ein ;) . Besonders hier kann ich mir einfach nicht vorstellen, daß ein Korsett kontraindiziert sein soll.

Oben war vom Abschulen die Rede. Also, ich hätte kein Problem damit, nie abzuschulen. Dank Korsett kann ich wieder wie ein "normaler" Mensch leben...

Gruß,

Karlson
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Beitrag von Toni »

"Bei allem Respekt!"
Für mich ist die Aussage von Dr. Steffan etwas unlogisch- biomechanisch und pysikalisch.
Als Beispiel:
Frauen tragen manchmal gerne Schuhe mit hohen Absätzen.
Die meisten Orthopäden wettern dagegen.
Die Achilles-Sehne und die Wadenmuskulatur verkürzt sich dadurch.
Wenn eine Frau (oder ein Mann, die Gesetze der Biomechanik sind die gleichen und kennen kein Geschlecht) nur stundenweise Pumps oder hohe Absätze tragen würde, dann müsste das nach Ihrer Theorie die Achillessehne, Sprunggelenk und die Wadenmuskulatur destabilisieren!
Das Gegenteil ist aber der Fall.
Ein GUTES Korsett SPERRT in Richtung der Zunahme der Krümmung, ermöglicht aber die Aufdehnung der verkürzten Strukturen, die mit muskulärer Kraft bei Schrothen allein NICHT zu überwinden sind.
Eine Konstruktion wie das von Ihnen propagierte pneumatische Scheunemann-Kubco dehnt verkürzte Strukturen pauschal und ungezielt in ALLE Richtungen auf bei VOLLER Beweglichkeit! Um wieviel mehr müsste das demnach destabilisieren?
Oder irre ich mich da? gibt es medizinische oder biomechanische Gesetzmäßigkeiten/Argumente, die ich (noch)nicht kenne und die meine und unsere vielfältigen Erfahrungen entkräften?

Die Frage ist, wo Ihre Patientin gelandet wäre OHNE Korsett!
Ich kenne auch Fälle, wo sich trotz und im Rahmouni-Korsett Kyphosen und Skoliosen um mehr als 10° verschlimmert haben (Z.B. Lurchi oder Fine bei Lurchi TROTZ bereits bestehender verknöchernder Spangenbildung!)

Ich glaube auch daß konservativ arbeitende Erwachsene das Korsett nich wirklich völlig abschulen dürfen, sondern mit einer Balance aus Korsett-Tragezeiten und Schroth einen Status Quo halten müssen, notfalls ein Leben lang.
Die OP-Entscheidung ist ja auch ultimativ, aber das Risiko ist trotz allem ein Vielfaches größer.
Gruß Toni
Denkt POSITIV und bleibt NEGATIV!
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Beitrag von Klaus »

Toni hat geschrieben:Ich glaube auch daß konservativ arbeitende Erwachsene das Korsett nich wirklich völlig abschulen dürfen, sondern mit einer Balance aus Korsett-Tragezeiten und Schroth einen Status Quo halten müssen, notfalls ein Leben lang.
bestimmt ein Leben lang!

Ja, genau das ist ja die Diskussion.
Was ist, wenn man diese Balance nicht mehr hinbekommt, weil man längerfristig krank ist oder mit dem Alter nicht mehr die Kräfte hat oder die Akzeptanz verliert, weil ganz andere Beschwerden hinzukommen?

Rutscht man dann in die Ausgangstellung zurück oder wird das noch schlimmer als vorher?
Ist das abhängig von der Intensität der vorangegangenen Tragezeit?

Immerhin sind es bezüglich Abschulung Erfahrungen von Dr. Steffan mit relativ geringer vorangegangener Tragezeit.
Erfahrungen mit langer Tragezeit liegen nicht vor!

Insofern finde ich diese Diskussion etwas problematisch, wenn Erfahrungen mit theoretischen Erörterungen und Vermutungen gemischt werden.

Natürlich sind die Kämpfer unter uns im absoluten Vorteil, aber nicht jeder ist einer und Kämpfer werden sicherlich auch mal müde. :)
Das Leben geht leider mit Volldampf nicht unendlich weiter, selbst ich will das oft nicht so recht glauben. :)

Da würde mich schon interessieren, ob eine möglicherweise besser akzeptierte Bandage das Korsett ablösen kann, wenn es nicht mehr anders geht. Dann sollte eine Verschlimmerung über die Ausgangslage hinweg doch zu stoppen sein, oder?

Gruss
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Beitrag von Dalia »

Klaus hat geschrieben:bestimmt ein Leben lang!
Hm, solange das nicht erwiesen ist, kann man nicht "bestimmt" sagen. Aber "wahrscheinlich" würde ich schon sagen.
Was ist, wenn man diese Balance nicht mehr hinbekommt, weil man längerfristig krank ist oder mit dem Alter nicht mehr die Kräfte hat oder die Akzeptanz verliert, weil ganz andere Beschwerden hinzukommen?
Daran denke ich auch immer wieder. Meine Antwort, die ich mir dafür gegeben habe, ist, dass ich mit dem Korsett den Alterungsprozess und den körperlichen Verfall aufhalten bzw aufschieben kann. Sprich, wenn ich jetzt kein Korsett trage, geht es mir mit 80 Jahren schlechter, als wenn ich jetzt eins trage. Aber vielleicht werde ich nicht so alt... :D Die Antwort auf meine Antwort werde ich nie erfahren, da ich nicht beide Varianten an mir selbst testen kann. Aber ich glaube bzw. bin davon überzeugt, dass das Korsett mir körperlich gut tut und dass es auch längerfristig wirkt.

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Beitrag von Silas »

Ich bin mir ganz sicher, dass ich in einigen Jahren auch ohne Korsett ein akzeptables Ergebnis außerhalb der OP-Indikation halten können werde und den Beweis trete ich gerne an.

Das Rahmouni ist zwar das beste, was meinem Rücken, den Hüft- und Kniegelenken je passiert ist, aber ich kann mir nicht vorstellen, dieses ein Leben lang ununterbrochen zu tragen, dafür schränkt es im Alltag zu sehr ein.

Mit den Behinderungen ohne Korsett habe ich leben gelernt, mit denen im Korsett kann ich mich nur für einen begrenzten Zeitraum arrangieren.
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Beitrag von BZebra »

Klaus hat geschrieben:dass seine Patienten wirklich die optimalen Bedingungen einhalten werden oder können.
Das setzt erst mal voraus, daß es diese "optimalen Bedingungen" in Zeit gemessen von denen Dr. Steffan hier spricht überhaupt gibt (bei erwachsenen Patienten).
Klaus hat geschrieben:Was ist, wenn man diese Balance nicht mehr hinbekommt, weil man längerfristig krank ist oder mit dem Alter nicht mehr die Kräfte hat oder die Akzeptanz verliert, weil ganz andere Beschwerden hinzukommen?

Rutscht man dann in die Ausgangstellung zurück oder wird das noch schlimmer als vorher?
Ist das abhängig von der Intensität der vorangegangenen Tragezeit?
Klaus, Du schreibst doch, daß Du schon seit Jahren intensiv Krafttraining betreibst. Ich gehe mal davon aus, daß Du hierzu doch auch die Grundlagen kennst. Es sind die gleichen, die auch bei Schroth oder Korsett gelten.

Ein Mensch der intensiv Krafttraining betreibt und dann damit aufhört - sei es von heute auf Morgen - zieht davon keine Nachteile für seine Muskulatur nach sich. Der immer wieder diskutierte Jojo-Effekt im negativen Sinne, den gibt es nicht. Die Muskulatur baut sich im schlechtesten Falle bis zu dem Zustand ab, den sie vorher hatte (mal die normale Alterung und den dadurch bedingten Muskelschwund, der in dieser Zeit ja auch stattfindet außer Acht gelassen). Man muss in keinem Falle befürchten, durch gezieltes Training und Muskelaufbau bei Abbruch selbigen auf ein muskulär niedrigeres Niveau als vorher zu rutschen.

Der Jojo-Effekt beziet sich auf den Stoffwechsel. Der Stoffwechsel wird durch diese Extremsituationen (Sport, Diät) trainiert. Arbeitet mit den gegebenen Ressourcen effizienter und wenn dann eine Zeit ohne Extrembelastung oder Diät kommt, legt er vermehrt Reserven an (Fett).

Man glaubt sogar, auch einen Jojo-Effekt bei der Muskulatur feststellen zu können. Hat ein Mensch seinen Körper trainiert, hört damit auf, baut die Muskelmasse wieder ab und beginnt dann später erneut wieder zu trainieren, dann soll der Muskelaufbau schneller gehen als beim ersten mal.

Warum raten Trainer davon ab, größere Pausen zu machen und lieber das Krafttraining kontinuierlich weiter zu führen? - Wegen der Effektivität! Der Wiederaufbau der Muskulatur benötigt einen ungleich größeren Trainingsaufwand als der Erhalt der Muskulatur. Hier geht es nur um eine Kosten-Nutzen-Rechnung, nicht um Gefahren gesundheitlicher Schäden durch aprupten Trainingsabbruch.
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Beitrag von Klaus »

Erst mal Danke dafür, dass dieses Thema abgetrennt wurde. Es ist doch besser.

Hallo BZebra,

bezüglich Muskelauf/abbau hast Du Recht. Zu ergänzen wäre, dass der von Dir erwähnte schnellere Muskel-Aufbau eine Rolle spielt, wenn eine Pause nach mindestens 6 Monaten Training eingelegt wird.
So zumindest eine Theorie.

Wenn ich mir aber die verschiedenen Theorien und Details der vergangenen 20 Jahre zum Fitness-Training angucke, dann mischt sich darin auch eine gewisse Skepsis, weil die Ergebnisse der Forschungen offensichtlich verschiedenen Bedingungen unterlagen und oft auch Meinungen mit einflossen.
Z.Bsp. aus dem Bereich der Vitamine ist der Verlauf der unterschiedlichen Ergebnisse ja wohl bestens bekannt.

Ich will damit sagen, dass die Logik und das augenblickliche Wissen nicht der Garant für die absolute Wahrheit ist.
Bestes Beispiel ist ja das korrigierende Erwachsenkorsett, dass erst jetzt verstärkt ins Bewusstsein kommt, weil es eben Erfahrungen damit gibt!

So kann ich nur feststellen, dass bei der Korrektur durch ein Korsett nicht nur die Muskeln eine Rolle spielen.
Es steht hier auf der einen Seite die konkrete Erfahrung von Dr. Steffan mit einer bestimmten Personengruppe und auf der anderen Seite die theoretische Erörterung einer anderen Gruppe, die kaum Erfahrung damit gemacht hat.
Ist allerdings auch kaum zu akzeptieren, "Kämpfer"-Erwachsenen-Korsett-Träger zum Abschulen aufzufordern, nur um festzustellen, ob es ihnen dann schlechter geht, als vor dem Korsett-Tragen. :)

So wird die Entscheidung über das eigene Handeln leider nicht durch verschiedene konkrete Erfahrungen geprägt. Deshalb habe ich ja auch die Sache mit der Bandage ins Spiel gebracht, die möglicherweise sicherstellen kann, dass die von Dr. Steffan erwähnte Verschlechterung abgewendet werden kann.
Silas hat geschrieben:...aber ich kann mir nicht vorstellen, dieses ein Leben lang ununterbrochen zu tragen, dafür schränkt es im Alltag zu sehr ein.
Das ist genau der Punkt, die unterschiedliche Akzeptanz ist die Realität und nicht der "automatische Kämpfer".
:)

Gruss
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Beitrag von Silas »

Hallo Klaus,

bei mir werdet ihr diesen interessanten Versuch in wohl spätestens 3 Jahren nachvollziehen können.

Meine Skoliose war vor der Korsettbehandlung "wundervoll" progredient mit einer Krümmungszunahme von jährlich durchschnittlich 10° trotz Schroth.

Berufsbedingt wird es in 2,5 - 3 Jahren nicht mehr möglich sein, das Korsett 23 h am Tag zu tragen, da Arbeitsumstände und die Art der Kunden dem entgegenstehen. Ein ständiges hin- und her halte ich ebenfalls für kontraproduktiv, zumal die Haut dies nicht vertragen würde.

Da ich bei entsprechendem Arbeitspensum auf meinen Nachtschlaf nicht verzichten möchte, Schlafen im Korsett für mich aber nie erholsam sein wird, könnt ihr dann gespannt auf die Ergebnisse warten.

Ich persönlich kann mir nach all den positiven Zwischenergebnissen der Korsettbehandlung nicht vorstellen, dass sich die Skoliose wieder verschlechtern wird und schon gleich gar nicht in dem Tempo, das man vorher beobachten konnte.

Außerdem: sollte ein gewissenhaft arbeitender Arzt wie Dr. Hoffmann mit all seiner langjährigen Erfahrung so viele Erwachsene mit hoch korrigierenden Korsetten versorgen, wenn er tatsächlich der Meinung wäre, dass es seinen Patienten dann einige Jahre später noch schlechter geht... also bitte?

Viele Grüße
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Beitrag von Bommenate »

Hallo zusammen,

ihr habt hier eine sehr interessante Diskussion losgetreten!!!

Kurz zu mir (für diejenigen, die mich nicht kennen ;) ), ich habe seit 2 Monaten ein Rahmouni-Erwachsenenkorsett, habe BWS 110° (verknöchert) und LWS 104°. Bis Korsetttherapie kaum Schmerzen oder sonstige Beeinträchtigungen, alles soweit gut, nur eben die Super-Indikation zur OP. Das Korsett hat mir Dr. Hoffmann verschrieben, um die Bandscheiben der LWS auf Dauer zu entlasten. Er schlägt mir zwar nach wie vor die OP vor, doch mir geht es gut, also danke NEIN!!!

Meine Gedanken sind folgende....
Geplant ist das Korsett für nachts, um meine Bandscheiben zu entlasten. Über Tag versuche ich mich jetzt stundenweise an das Korsett zu gewöhnen. Das klappt noch nicht wirklich. Immer nach 1 Stunde schmerzt meine rechte Schulter inkl. Arm und ich muss es ausziehen. Da hilft auch nichts anderes. Folglich dreht sich meine WS über Tag mehrfach hin- und her. Je mehr ich über Tag schaffe, desto schlechter ist meine Nacht. Da empfinde ich es allerdings schon als angenehm, auch wenn es meist offen ist. Über Tag schränkt mich das Korsett sehr ein, nur rumsitzen kann ich nicht, habe genug zu tun, auch wenn ich zur Zeit noch Hausfrau/Mutter bin. Wenn ich wieder arbeiten gehe, wird es ganz indiskutabel. Ich will mich auch nicht so sehr einschränken, denn das reduziert meine jetzige Lebensqualität. Was nützt mir eine geradere WS, wenn es mir psychisch schlecht geht?! Demnächst werde ich lieber versuchen, die Tragezeit im Korsett in der Nacht zu steigern. Kämpfertyp hin oder her, mein Korsi lässt sich nicht so leicht tragen wie andere Skoli- oder Kypho-Korsetts. Das habe ich letzten Freitag bei Rahmouni gesehen. Bei anderen sind die Korsetts kaum sichtbar und ich dagegen kann es nicht verstecken. Meine linke Schulter ist extrem nach oben gezogen und der rechte Arm steht ab und lässt sich nicht anlegen. Gut, geht bei der extremen Krümmung nicht anders.

Meine Haltung hat sich selbst durch die kurzen Tragezeiten schon verbessert, ich kann mich bei Schrothübungen besser korrigieren und die Streckung geht besser. Allerdings ist mir auch schon aufgefallen (das macht mir Sorgen!!!), dass mein Rippenbuckel in entspannter, nicht auf besondere Korrektur achtende Haltung, stärker raus kommt als vorher!!! Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Ich kann mich zwar besser korrigieren, jedoch geht diese erzeugte Mobilität auch ins Negative. :/

Meine 110°-Verknöcherung ist zwar super schlecht, das weiß ich auch, hat aber den Vorteil, dass in den letzten 7 Jahren der Wert gleich geblieben ist. --> Also keine Verschlecherung. Bei der LWS weiß ich das nicht, müsste Dr. Hoffmann mal ausmessen. Durch das Korsett ist die Verknöcherung aber schon etwas aufgebrochen. Eigentlich toll, nur jetzt besteht die Gefahr, dass die Krümmung zunimmt, wenn ich nicht orgentlich was dagegen mache. Mehr Grade als 110/104 kann und will ich mir nicht leisten!!! Die durch die stundenweise Entdrehung eingetretene Mobilität sehe ich deshalb jetzt nicht unbedingt als Vorteil!!!

Es hat sich auch gezeigt, dass ich noch relativ gut beweglich bin, da das Korsett mich in der BWS von 110° auf 94° und in der LWS von 104° auf 60° zurückschraubt. Alles super toll, doch ich glaube nicht, dass ich mit einem Nachtkorsett noch Grade gutmachen kann. Für dauerhafte Korrektur bräuchte ich eine Tragezeit von 23 Stunden und das kann ich nicht umsetzen, bin ich auch nicht bereít zu :nein:. Dann könnte ich mich ja gleich operieren lassen, wobei auch noch eine bessere Korrektur möglich wäre, wo ich schon im Korsett nach 4 Wochen eine wie ich finde prima Korrektur aufweisen kann. Dem gegenüber steht aber das Risiko der OP mit evtl. Schmerzen nachher, die ich ja jetzt überhaupt nicht habe.

Auf der einen Seite ist das Korsett für mich gut, auf der anderen Seite wieder nicht. Sollte mal aus irgendwelchen Gründen auch immer eine OP anstehen, dann habe ich mich mit Korsett zumindet was die Mobilität und und Vitalität angeht, bestens vorbereitet.

Ich würde demnach eher zu den Personen zählen, wo die Gefahr besteht, dass die Skoliose sich progredient weiterentwickelt, wenn das Korsett nicht mehr möglich sein sollte. Ich würde das Korsett auch ein Leben lang tragen, allerdings nur über Nacht!!!

Trotzdem bleibe ich am Ball und ich denke, dass das Korsett mir mehr hilft als schadet!!!

Bommenate
Schenkt das Leben Dir eine Zitrone, mach Limonade draus!!!
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