Erfahrungsaustausch?!?

Alles zur Korsett-Therapie für Jugendliche und Erwachsene bei Skoliose, Morbus Scheuermann, Kyphose ...
Barbara Winter
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Erfahrungsaustausch?!?

Beitrag von Barbara Winter »

Hallo,
seit dem Wochenende lese ich mich hier durch die verschiedenen Seiten. Der größte Teil ist sehr aufschlußreich, hatte keine Ahnung, das die Skoliose doch so verbreitet ist. Vielleicht kann mir ja auch jemand mit Erfahrung helfen ? Wäre echt super!
Also, bei meinem Sohn (im Juni 16 Jahre alt) wurde im Sept. vorigen Jahres eine Skoliose von 33 Grad festgestellt. Seit Mitte Oktober trägt er jetzt ein Korsett und geht 1x in der Woche zur KG. Vergangene Woche waren wir zur Kontrolle, er wurde mit Korsett geröntgt und es wurde "nur noch" 21 Grad gemessen. Der Arzt tat sehr begeistert, für uns stellt sich allerdings die Frage, ob die Besserung auch ohne Korsett so hoch ist?
Außerdem machte der Dr. eine Andeutung von einer Kur, kann mir jemand mitteilen wie das abläuft?
Dr. Steffan
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Beitrag von Dr. Steffan »

Die Korsettversorgung sollte immer in Kombination mit einer Reha stattfinden um das Ergebnis auch muskulär halten zu können. Das Ergebnis im Korsett ist nicht schlecht könnte aber etwas besser sein. Allerdings macht man das von der Biegsamkeit der Wirbelsäule abhängig.
Dr. Steffan
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BZebra
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Beitrag von BZebra »

Hallo Barbara,

die Korrektur des Korsettes ist nicht besonders gut :nein: und wirklich kein Grund zu überschwendlicher Freude. Bei gut 30° sollte die Korrektur zumindest in die Nähe von Null Grad kommen, auf alle Fälle aber unter die Hälfte der Ausgangsgradzahl.
Beim nächsten Korsett also mal einen besseren Orthopädiemechaniker aufsuchen (z.B. Rahmouni, Sanomed).
Ansonsten solltest Du unbedingt eine Kur z.B. in Sobernheim beantragen (http://skoliose.com) und eine Krankengymnastin aufsuchen, die nach Schorth therapiert (Liste der nach Schroth ausgebildeten Krankengymnasten in der Umgebung gibt es ebenfalls in Sobernheim; siehe dazu unsere Linkseite).

LG,
BZebra
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Beitrag von Amali »

Hallo!
Ich rate dir dringend, einen kompenten arzt aufzusuchen (z.B. Doktor Hoffmann) um zu überprüfen, inwiefern das Korsett überhaupt was bringt.
ich weiss, wovon ich spreche: ich habe am Sonntag meine alten röntgenbilder rausgekramt und etwas für mich wirklich schrckliches festgestellt: waren es im Oktober 1997 als ich noch kein korsett trug oben 25 und unten 20 grad, so waren es drei monate später (ich hatte da seit 8 wochen ein korsett)im Korsett 22 und 22!! wenn man es sich genauer ansieht ist es oben identisch (vielleicht ein messfehler?) und unten etwas schlechter und das trotz korsett!! ich habe vom arzt gesagt bekommen, das es im Korsett nicht gegen 0 grad sein muss, sondern so wie ohne, man würde nur mit korsett röntgen um festzustellen, ob das korsett an den richitgen punkten ansetzt. hat es scheinbar nie. es wurde mehr, trotz Korsett und am Ende ging es von 33 und 35 auf 72 und 55 in9 Monaten.
ich empfehle dir daher dringend, zu einem kompetenten arzt zu gehen, damit euch nicht das gleiche passiert. (ich bin seit August 2000 vom 4.Brustwirbel bis zum 3.Lendenwirbel versteift)

alles Gute

:flamingdev:
Liebe Grüße

Tanja
Barbara Winter
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Beitrag von Barbara Winter »

Vielen Dank für die Antworten! Wer und wo finde ich die Herren Hoffmann, Rahmouni und Sanomed? Die Namen tauchen zwar immer wieder auf und ich vermute sie in Sobernheim?!
Wo liegt der Unterschied, zwischen einer Kur in Sobernheim und Bad Salzungen? Vermutlich bekämen wir in diesem Sommer in Sobernheim keinen Termin mehr?
Dr. Steffan
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Beitrag von Dr. Steffan »

BZebra hat geschrieben: die Korrektur des Korsettes ist nicht besonders gut :nein: und wirklich kein Grund zu überschwendlicher Freude. Bei gut 30° sollte die Korrektur zumindest in die Nähe von Null Grad kommen, auf alle Fälle aber unter die Hälfte der Ausgangsgradzahl.
Beim nächsten Korsett also mal einen besseren Orthopädiemechaniker aufsuchen (z.B. Rahmouni, Sanomed).
Leider muß ich hier zumindest teilweise wiedersprechen. Man kann solche Verbesserungen nicht standardisieren. Auch Herr Rahmouni, den ich für den besten Korsettbauer halte hat nicht durchgehend solche Ergebnisse. Teilweise sind schon junge Patienten dermaßen fest , daß sich nur geringe Verbesserungen einstellen. Ich hatte gerade gestern einen Fall der mich sehr frustriert hat. Ein 14 jähriges Mädchen hatte Trotz Korsett keine Verbesserung bei der Rö-Kontrolle. Sie wurde bei uns mit einem Cheneau Korsett versorgt und trägt es nach ihrer Angabe 23h/Tag. Unserer üblichen Verbesserungen liegen bei über 50% des Ausgangswinkels.
Dr. Steffan
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BZebra
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Beitrag von BZebra »

Patienten die so steif sind, daß ein Korsett kaum Wirkung zeigt sind immernoch Ausnahmen (davon berichtet auch Dr.Hoffmann).
Die Wahrscheinlichkeit, daß dem auch so ist, ist aber immernoch wesentlich geringer als die Wahrscheinlichkeit, daß das Problem beim Korsett liegt.

Man muß sich immer vor Augen halten daß 4 von 5 angefertigten Korsetten nicht ausreichend gut sind und Dr.Chêneau z.B. von einer Orthopädietechnik mit der er zusammenarbeitet berichten kann, daß dort bis 2001 alle Skoliosen bis 30° komplett korrigiert wurden.

Zu jeder Regel eine Ausnahme, aber die Existenz von Ausnahmen darf nicht zur Rechtfertigung von dem weit häufiger vorhandenen Mangel an Qualität dienen.
Wenn es wirklich an der mangelnden Flexibilität der WS liegt, dann hätte ein guter Arzt den Patienten ganz sicher darüber aufgeklärt, daß das Ergebnis zwar nicht allererste Sahne ist, aber leider in diesem Falle nicht mehr rauszuholen war. Das kann ich hier allerdings nicht herauslesen. Als Grund für "überschwengliche Freude" könnte ich mir höchstens vorstellen, daß dieser Orthopäde auch sonst keine besseren Korrekturergebnisse zu Gesicht bekommt ;).

Was die Orthopädietechniken angeht:
Die Adressen findet man auf unserer Linkseite.

Rahmouni, der derzeit zuverlässigste und beste sitzt in Stuttgart und arbeitet mit dem Orthopäden Dr.Hoffmann in Leonberg bei Stuttgart zusammen. Diese beiden können anhand einer Untersuchung schon sagen, auf wieviel Grad sie die Skoliose im Korsett korrigieren können. Das was letztendlich dabei raus kommt stimmt meist mit dieser Schätzung recht genau überein.

Alternative ist Sanomed in Sobernheim. Ich kann allerdings keine Einschätzung über deren Qualität und vor allem Zuverlässigkeit abgeben. Wenn es allerdings schon um einen Orthopädietechnik Wechsel geht, dann würde ich persönlich eher zu Rahmouni tendieren, weil mir das die sicherere Adresse scheint. Beim 2.Versuch kann man sich ja keine Experimente mehr leisten.

Also, ein Besuch in Stuttgart zu einer Untersuchung (Korsettsprechstunde) kann auf keinen Fall schaden.

Liebe Grüße,
BZebra
Zuletzt geändert von BZebra am Mi, 12.02.2003 - 14:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von sloopy »

Barbara Winter hat geschrieben:Vielen Dank für die Antworten! Wer und wo finde ich die Herren Hoffmann, Rahmouni und Sanomed? Die Namen tauchen zwar immer wieder auf und ich vermute sie in Sobernheim?!
Dr. Hoffmann-- Leonberg bei Stuttgart
Orthopädietechnik Rahmouni -- Stuttgart
Sanomed -- Sobernheim

Adressen, Telefonnummer gibt es in unserer Linkliste! Oben auf der Seite findest du eine Navigationsleiste, wo auch ein Link zur Linkliste ist ;)

Lieben Gruß, sloopy
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Beitrag von JuicY »

ich würde auch in jedem fall einen anderen arzt und besonders nen andren orthopädiemechanikermeister aufsuchen. bei mir wurde mit elf jahren skoliose festgestellt. damals hatte ich 18 grad (was man aber ehrlich gesagt nich genau sagen kann, da sich später rausstellte das dieser arzt noch nichmal richtig rechnen kann). dieser arzt empfiel mir auch ein korsett und neben bei versuchte er mich zu ner operation zu überreden. und das bei "nur" 18 grad.
zum glück haben meine eltern sich nicht so schnell überreden lassen und somit bekam ich ein korsett. angeblich sollte es nach chenau (weiß nich genau wies geschriebn wird) gebaut sein.nachdem ich dann zuneinem anderen arzt an die uniklinik gewechselt habe..stellete sich heraus das das korsett die pelotten (druckstellen) an einer völlig falschen stelle hatte und es eine bauweise hat die man noch nie gesehen hat. natürlich hat sich meine skoliose übelst verschlechtert auf...ich glaub es waren 37 grad. (unten weiß ich es nicht mehr genau). der neue orthopädie mechaniker machte auch direkt ein neues korsett und behielt das alte für seine vorträge "wie man ein korsett auf keinen fall bauen sollte".
schön schön...ich kam dann auch nach sobi. damal war ich 16 und dok. weiß stellte fest das das zweite korsett auch nich gut war...und im endefekt hat sich nochmal alles verschlechtert. zum schluss hatte ich 45 grad in der bws und 23 grad in der lws. in sobi haben mir die ärzte dann das korsett auch abgeraten. ich hab es quasi fünf jahre umsonst getragen. jetzt bin ich 18 und war schon zwei mal in sobi. zuletzt vor einem monat und es hat sich nur in der lws um ein grad verschlechtert....obwohl ich da schon zwei jahre kein korsett mehr getragen habe. natürlich turne ich auch nach schroth (seit ich 13 oder 14 bin).

sooo...iss alles n bischn lang geworden :juggle: ! wollte damit eigentlich nur sagen..wie wichtig es ist einen kompetenten arzt..sowie einen guten orthopädiemechaniker zu haben. :D
Dr. Steffan
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Beitrag von Dr. Steffan »

@BZebra
Korrekturen unter 50% des Ausgangswinkels sind sicher die Ausnahmen ich möchte nur vor einer Pauschalierung warnen ohne den Patienten gesehen zu haben. Ein 16 jähriger Junge kann je nach Körperentwicklung schon sehr rigide in der Wirbelsäule sein.
Zu den Ergebnissen von Herrn Dr. Cheneau, ich muß ihn mal anschreiben. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, daß ALLE Skoliosen die er 2000 behandelt hat unter 30° komplett korrigiert werden konnten. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.
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Beitrag von BZebra »

Habe eben noch mal nachgeschaut. Die Aussage bezieht sich auf einen Zeitraum bis 2001, in dem Dr.Chênau regelmäßig in Amberg war (seit dem weniger häufig).
Dr.Chêneau hat geschrieben:In Amberg sind bis 2001 alle Skoliosen von weniger als 30 ° vollkorrigiert worden. Anderseits hatte ich seit dem Anfang, 1970, bei Patienten unter 45°, die das Kosett gut getragen, und die Krankengymnastik gut gemacht hatten, Korrekturen je nach dem Fall zwischen mindestens 50% und der Überkorrektur erreicht.
Ich glaube mich entsinnen zu können, daß Dr.Chêneau diese Aussage auch einmal in der Mailingliste gemacht hat.

LG,
BZebra
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Beitrag von Dr. Steffan »

Finde ich ehrlich gesagt erstaunlich. Entweder die haben nur 11 oder 12 jährige versorgt oder nur die veröffentlicht, die gut geworden sind. Eine komplette Korrektur der Skoliose beim normalen Patientendurchschnitt glaube ich nicht. Ich kenne Herrn Cheneau und seine Korsette ebenso die Korsette von Herrn Rahmouni, beide sind Weltklasse aber wie gesagt eine 100% Korrektur bei 100% der Patienten, nee. Ich werde aber dran bleiben und mit Herrn Cheneau und Herrn Rahmouni Kontakt aufnehmen um die Sache klar zu stellen. Bin mal gespannt.
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Beitrag von BZebra »

Naja, die Aussage ist ja recht klar abgegrenzt. Es bezieht sich auf die Patienten einer bestimmten Orthopädietechnik in einem bestimmten Zeitraum.

Man könnte es als eine Art Stichprobe ansehen. Für jeden Messwert wie auch für jede Statistik, die aufgrund einer Stichprobe ermittelt wird, gibt es Fehlergrenzen. Daraus kann man mit Sicherheit nicht schließen, daß diese Aussage 100%ig ist. Die 100% sind in der Realität und in der Statistik ohnehin niemals existent.

Was man aber meines Erachtens aus dieser Aussage schließen kann ist, daß für ein Korsett, welches das Maximum an Korrektur rausholt, in der Regel (keine Regel ohne Ausnahme) ein Korrekturergebnis in dieser Größenordnung zu erwarten ist.

Dr.Chêneaus Aussagen (zur Thematik der Korsetttragezeiten und Korsettversorgung im Erwachsenenalter) folgend würde ich jetzt auch nicht unbedingt erwarten, daß er ein besonders junges Patientenkollektiv hat. Wahrscheinlich eher das Gegenteil (?).
Dr. Steffan
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Beitrag von Dr. Steffan »

BZebra hat geschrieben:Man könnte es als eine Art Stichprobe ansehen. Für jeden Messwert wie auch für jede Statistik, die aufgrund einer Stichprobe ermittelt wird, gibt es Fehlergrenzen. Daraus kann man mit Sicherheit nicht schließen, daß diese Aussage 100%ig ist. Die 100% sind in der Realität und in der Statistik ohnehin niemals existent.

Was man aber meines Erachtens aus dieser Aussage schließen kann ist, daß für ein Korsett, welches das Maximum an Korrektur rausholt, in der Regel (keine Regel ohne Ausnahme) ein Korrekturergebnis in dieser Größenordnung zu erwarten ist.
Aber gerade die Stichprobe zeigt eigentlich ein verkleinertes Abbild der Realität. Ich kenne wie gesagt die Korsette von Herr Cheneau sehr gut und eben auch einige Ergebnisse und nicht alle sind so positiv (leider). Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte die Qualität der Korsette nicht in Abrede stellen aber ich weiß eben auch wie schwer es manchmal ist eine gute Korrektur zu erreichen. Es spielen zu viele Faktoren eine Rolle um eine Pauschalierung möglich zu machen. Ich weiß von nicht wenigen Fällen, die ein Korsett von Dr. Cheneau nicht anziehen weil es zu massiv drückt und die Freiräume optisch zu sehr auffallen. Wichtig ist meines Erachtens auch die Tragbarkeit eines Korsetts. Mir ist es lieber eine Patientin trägt ein etwas weniger korrigierendes Korsett ständig als ein hochkorrigierendes nie. Aber wie gesagt ich werde mich um die genauen Daten kümmern.
Dr. Steffan
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Beitrag von BZebra »

DrSteffan hat geschrieben:[...] die ein Korsett von Dr. Cheneau nicht anziehen weil es zu massiv drückt und die Freiräume optisch zu sehr auffallen. Wichtig ist meines Erachtens auch die Tragbarkeit eines Korsetts. Mir ist es lieber eine Patientin trägt ein etwas weniger korrigierendes Korsett ständig als ein hochkorrigierendes nie.
Über die Freiräume und die Optik läßt sich streiten. Die Patienten von Rahmouni haben keinen Grund sich in diesem Punkt zu beschweren. Wo allerdings Kompromisse beim besten Willen nicht angebracht sind, das ist die Korrekturwirkung des Korsetts.

Man kann hier in diesem Forum von X Fällen lesen, bei denen sich die Skoliose trotz getragenem Korsett weiter verschlechtert hat und am Ende doch noch eine OP nötig war. Grund: Das Korsett hat nicht genügend korrigiert.

An dieser Stelle einen Kompromiss einzugehen ist ein fauler Kompromiss, der nicht im Interesse der Patienten ist. Keiner wird sich im Nachhinein dafür bedanken, daß er zwar ein bequemes Korsett hatte, jetzt aber anstatt mit damals 50° mit 90° operiert werden muß. Bei solchen Grundeinstellung unter den Korsettbauern muß man wirklich den Operateuren recht geben, die sagen, lieber eine weniger verlustreiche OP mit 50° als eine erfolglose Korsett-Therapie und danach eine OP mit zig Graden mehr und x mehr versteiften Wirbeln.

Herr Rahmouni z.B. wird hier empfohlen weil er zuverlässig ist, und diese Zuverlässiglkeit basiert darauf, daß er seinen Patienten keine halben Sachen anbietet. Er fertigt das Korsett an, welches eine Verschlechterung auch wirklich sicher verhindert.
Für eine Korsettversorgung muß man als Patient nunmal die nötige Einsicht und das nötige Durchhaltevermögen mitbringen. Wer das nicht mitbringt, und es aufgrund dessen nicht schafft sein Korsett die vorgeschriebenen Zeiten zu tragen, der ist nicht geeignet für eine Korsett-Therapie und sollte besser erst garnicht damit anfangen. Es macht keinen Sinn Patienten in dem Glauben zu lassen, es würde auch mit halben Sachen funktionieren.
Aus diese Weise lässt man die Patienten wirklich im wahrsten Sinne des Wortes ins Messer laufen und schadet durch die schlechte Ergebnisse den Ruf der Korsett-Therapie, so daß es überhauptnicht verwunderlich ist, daß die Orthopäden lieber zu einer OP als zu einem Korsett raten.

Daß 50% an Korrektur des Ausgangswinkels notwendig sind, um SICHER eine Verschlechterung zu verhindern ist so bekannt, daß es überall in der Fachliteratur zu finden ist. Eine Therapie anzubieten, die nicht diesen Standards entspricht und damit NICHT SICHER ist, ist eine Frechheit.

Dabei gibt es natürlich IMMER ein paar wenige Ausnahmen geben, bei denen das nicht möglich ist, die aber kaum diskutierenswert sind weil der Größte Anteil solcher Fälle auf solche Einstellungen zurückzuführen sind, wie Sie sie oben genannt haben.

LG,
BZebra
Allegra
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Beitrag von Allegra »

Hallo BZebra,

ich glaube zu wissen bzw. Deine Beiträge im Forum zeigen es, dass Du eine sehr starke Persönlichkeit bist, die unglaublich rational und zielorientiert und diszipliniert im Umgang mit ihrer Skoliose ist. Sei froh darüber! Aber Du musst auch verstehen, dass es viele Patienten gibt, in der Pubertät vor allem, die nicht so sind, auch niemals so sein werden. Sie sind nicht so diszipliniert mit ihrem Korsett, nicht so einsichtig und nicht so konsequent. Sie haben nicht die mentale Stärke. Diese psychologische Seite müssen Orthopäden auch berücksichtigen, finde ich. Ein Orthopäde sollte natürlich das Optimale für den Patienten anbieten. Aber soll er den Patienten in ein Korsett prügeln? Soll er zusehen, wie das Kind heult, weil das Korsett zwar auf 0° korrigiert, aber höllisch schmerzt? Es gibt eine Art von "Skoliose-Trauma" bedingt durch den jahrelangen Zwang, die Angst, das schlechte Gewissen...und ich weiss von mir und anderen Betroffenen, dass viele Skoliose-Patienten ihr Leben lang daran zu knabbern haben. Nein, ich finde schon, ein Orthopäde muss den MENSCHEN sehen und nicht nur das Röntgenbild.

Jenny
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Beitrag von BZebra »

Kein guter Orthopäde oder Korsett-Mechaniker "prügelt" (zwingt) seine Patienten zu einer Korsett-Therapie sondern überzeugt. Zu einer Korsett-Therapie gibt es Alternativen, z.B. eine Operation. Da muß man sich klar für einen Weg entscheiden. Das schlimmste was man im Jugendlichenalter machen kann, ist eine nicht konsequent durchgezogene konservative Behandlung die dann in die Hose. Damit hat man absolut nichts gewonnen.

Aus eigenen Erfahrungen kann ich zumindest von Rhamouni sagen, daß er keine Korsette anfertigt, die nicht auch tragbar sind und auch bereit ist, den Druck bei Bedarf zu reduzieren. Aber das nur in dem Rahmen, in dem eine erfolgreiche Korsett-Therapie noch sicher ist.

Es geht lediglich darum die Eingewöhnungszeit hinter sich zu bringen. Wer diese Hürde nicht schafft, der ist für eine Korsett-Therapie nicht geeignet und kann es von vorne herein vergessen.
Dann lieber doch die OP mit 50° als ein paar Jahre später, wenn dann (fast) alles versaut ist.

Wie das in der Praxis mit solchen Einstellungen aussieht, kann man z.B. im Themenbereich Korsett-Therapie Thema Korsett - Uniklin. Köln / Orthopädietechnik Kemper nachlesen. Das was Dr.Steffan da geschrieben hat legitimiert nämlich genau solchen Pfusch.

LG,
BZebra
Barbara Winter
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Beitrag von Barbara Winter »

Hallo nochmal,
entschuldigt bitte, wir kommen aus dem hohen Norden. Das Korsett meines Sohnes wurde in der Uni-Klinik-HH Eppendorf gefertigt, obwohl ich nicht viel Ahnung davon habe bin ich der Meinung, das es gut sitzt?!?
Lt. Anweisungen soll er es 23 Stunden am Tag tagen. Da er aber mit Korsett nur Häppchen zu sich nehmen kann, legt er es beim Essen ab. Ich denke das muß man akzeptieren.
Außerdem kann er mit Korsett kein Schulsport mitmachen 2 Mal/wöchentlich. Vielleicht kommt die "schlechte" Verbesserung ja auch daher?
Sollte man die KG auch mit Korsett machen?
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Beitrag von BZebra »

Hallo Barbara,

erstmal ist es O.K., wenn man das Korsett zum Schulsport mal schnell auszieht und auch mit dem Essen. Ich habs immer so gehandhabt, daß ich es zum Essen ein wenig weiter gemacht habe.
Also die Tragezeit ist vollkommen O.K. und die Korrektur im Korsett ist auch weitgehend unabhängig davon (ich wurde z.B. eine Stunde nach der ersten Anprobe im Korsett geröngt).

Selbst beurteilen, ob das Korsett gut sitzt kannst Du auf keinen Fall. Verlassen auf Eure Ärzte würde ich mich auch nicht.
Wie gesagt, am empfehlenswertesten ist wahrscheinlich ein "Ausflug" nach Stuttgart zu Dr.Hoffmann und Rahmouni um dort mal abzuklären, ob und wieviel Korrektur da noch rauszuholen wäre und falls ja, ob es sich (noch) lohnt auf ein anderes Korsett umzusteigen. Wie viele Jahre soll er es noch tragen?

LG,
BZebra
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Beitrag von Barbara Winter »

Hallo BZebra,

mein Sohn soll das Korsett ca. 1 Jahr tragen, weil er dann vermutlich ausgewachsen ist (sagt der Dr.). Verpasst wurde ihm das Korsett als er 1,88 m war, inzwischen ist er knappe 2 cm gewachsen.

Gruß
Barbara
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