Korsett...ja oder nein?

Alles zur Korsett-Therapie für Jugendliche und Erwachsene bei Skoliose, Morbus Scheuermann, Kyphose ...
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Steph
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Korsett...ja oder nein?

Beitrag von Steph »

Hallo zusammen,
ich bin 23 Jahre alt und habe seit meiner Jugend eine Skoliose. Beschwerden habe ich gar keine.

Diese wurde ursprünglich bei 18 Grad diagnostiziert und ich habe es geschafft sie auf 10 Grad zu bessern. Zumindest laut meinem alten Orthopäden.
Vor knapp einem Monat dachte ich mir, dass ich mich bei einem „Spezialisten“ in München mal untersuchen lasse (Routine, da keine Beschwerden).
Als ich mich ausgezogen habe, hat er sofort die Bremse reingehauen und gesagt ich muss operiert werden, weil ich eine Hyperkyphose habe. Den Buckel haben wir auch gesehen, er hat sich aber nie wirklich nennenswert geändert. Es kamen dann Sprüche wie „mit 40 bist du ein Invalide“, „du wirst früh sterben“, „der Eingriff ist Routine, Fliegen im Flugzeug ist gefährlicher“, etc. Auch hat er von sich behauptet, dass er eine „Koryphäe“ in diesem Gebiet ist und er einer der besten Ärzte deutschlandweit ist.
Am nächsten Tag sind wir zu unserem Orthopäden. Er hat nur mit dem Kopf geschüttelt und mich geröntgt. Das Problem ist, dass er keine Ganzkörperaufnahmen macht. Er hat die Winkel gemessen und gesagt, dass meine BWS Skolisoe bei 12 Grad liegt und meine LWS Skoliose bei 15 Grad. Die Kyphose hat er mit knapp 60 Grad gemessen (Bild ohne Aufrichtung). Er hat mir normale KG verschrieben und gesagt ich soll meine Muskulatur stärken. Ich muss dazu sagen, dass ich die letzten Jahre über wenig gemacht habe (Studium, etc..). Die KG mache ich bei einer Schroth Therapeutin. Sie meint (nach längerer Untersuchung), dass man das in den Griff bekommt. Seit meiner Jugend gehe ich auch einmal monatlich zur manuellen Therapie.

Dann bin ich durch googeln auf dieses Forum hier gestoßen. Das Lesen hier war sehr informativ, allerdings hat es mich auch sehr viel Überwindung gekostet bei den ganzen Problemen die man hier findet..Ursprünglich wollte ich ein stiller Mitleser bleiben, aber ich habe ein paar Fragen, die mich beschäftigen..

Bei Dr. Hoffmann habe ich dann einen Termin vereinbart (trotz der schlechten Jameda Bewertungen).
Dort war ich letzte Woche. Er war sehr nett und hat sich Zeit genommen, ob das beim nächsten Besuch auch noch so sein wird, wird sich zeigen. Generell bin ich noch sehr beweglich. Es wurden Ganzkörperaufnahmen gemacht (schade um die Aufnahmen davor wegen der Strahlung, aber bei Verzweiflung schaltet man den Kopf schneller ab). Die Gradzahlen weichen aber ab… Skoliose BWS knapp 22! Grad, LWS 16 Grad und Kyphose 71 Grad. Die 3D Vermessung kommt auf ähnliche Ergebnisse. Ich kann mich um ca. 10 Grad selbst aufrichten lt. den Aufzeichnungen. Er hat mir die Schroth Reha empfohlen und ein Korsett. Wir waren im Anschluss auch gleich bei Herrn Rahmouni. 20 Grad Verbesserung sollten drin sein.

Jetzt habe ich mir aber mehr Zeit genommen das Forum zu durchstöbern. Dabei sind mir doch einige schlechte Erfahrungen neben den vielen positiven Berichten aufgefallen. Bedenken habe ich wegen den Nerven und einer Verschlechterung (v.a. HWS, vor dieser Stütze habe ich am meisten Angst), da ich auch absolut keine Rückenschmerzen habe. Eine OP kommt nie im Leben in Frage.

Was soll ich machen? Zuerst nur Schroth und dann kontrollieren oder doch schon Korsett und dann zusätzlich Schroth? Bin wirklich am verzweifeln. Wenn ich mir einige Geschichten anschaue, bei denen das Korsett geholfen hat (z.B. beim User Romeo), bin ich optimistischer. Der länger zurückliegende Beitrag von Dr. Steffan, bei dem es zu mehr Problemen kommen kann als Hilfe, gibt mir allerdings sehr zu denken!
Ich möchte bestimmt nicht mein ganzes Leben lang ein Korsett tragen.
Dr. Hoffmann hat gemeint, dass 1-2 Jahre konsequentes tragen reichen und dann eben mein Leben lang Sport. Damit kann ich mich anfreunden, auch wenn es sehr schwer wird.
Nur habe ich wie gesagt bedenken, dass es zu Problemen kommen kann, die ich bisher nie hatte. Es ist eine Situation, die mir mittlerweile wirklich Magenschmerzen bereitet. Vor meinem Termin bei Dr. Hoffmann habe ich eigentlich nur gutes über diese Therapieform gelesen. Mit der Zeit lese ich aber immer häufiger die negativen Aspekte.

Mein Hauptproblem ist glaube ich meine schlampige Haltung und noch dazu das ich Linkshänder bin. Zum Schreiben muss ich mich etwas krümmen, sonst klappt es nicht. In der Familie gibt es auch einige mit Kyphosen, alle leben bzw. lebten ohne größere Einschränkungen bis ins hohe Alter.

Das ich etwas machen muss, ist klar? Nur was am besten?

Würde mich sehr über eure Ratschläge freuen. Im Anhang die Röntgenbilder von Dr. Hoffmann und die 3D-Vermessung. Einen leichten Schulterschiefstand habe ich, auf dem Bild ist er allerdings etwas krasser, weil ich beim Röntgen quasi gepackt und hingestellt wurde mit den Worten "so stehen bleiben" (bei der 3D Vermessung auch). Also Normalerweise bin ich in der Hinsicht nahezu gerade. Macht sich das evtl. in den Gradzahlen bei der BWS Skoliose bemerkbar? Weil ich kann es mir immer noch nicht erklären, dass mein bisheriger Orthopäde so dermaßen daneben lag (trotz Toleranz)..
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Thomas
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Re: Korsett...ja oder nein?

Beitrag von Thomas »

Hallo Steph,

die Frage, ob Du Dir ein Korsett antun solltest, ist schwer zu beantworten.

Mit 23 besteht sicher noch die Chance, ein paar Grad herauszuholen. Ob dafür wirklich ein bis zwei Jahre Tragezeit reichen, weiß ich nicht. Wie viele Stunden am Tag (und in der Nacht) könntest Du denn das Korsett tragen? Was machst Du beruflich? Du studierst noch? Das würde es zumindest leichter machen.

Wenn Du keine Beschwerden durch Deine Kyphose hast ist es sicherlich schwerer, auf gute Tragezeiten zu kommen, als wenn Du z.B. Schmerzen hättest. Dann trägt sich ein Korsett wesentlich leichter, weil der positive Effekt der Schmerzbefreiung die negativen Begleiteigenschaften überwiegt.

Ein Korsett dauerhaft zu tragen ist kein Zuckerschlecken, und man ist durch ein Korsett schon ziemlich in seiner Bewegungsfähigkeit eingeschränkt.

Solltest Du Dir ingesamt gut überlegen.

Ein Patentrezept gibt es leider keines!

Viele Grüße

Thomas
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aktueller Thread: Neuroforamenstenose und Korsett mit Halsteil
Phill
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Re: Korsett...ja oder nein?

Beitrag von Phill »

Hi,

mit Schildkröterich hast du ja eine Meinung eines langjährigen Kontaktträgers.
Ich kann dir nur sagen... ich würde es probieren.

Ich hatte 25 Jahre keine Schmerzen, wusste nicht mal wirklich was ich habe und dann brach es von heute auf Morgen auf mich ein. Manchmal reicht schon eine Änderung der Lebensverhältniisse und der Körper kann das Problem nicht mehr kompensieren.

Ich bin bei Dr. Wilke in Behandlung. Ich treibe viel Sport und dehne mich und Schrothe etc pp. Ich konnte bisher meine Haltungsprobleme zwar etwas verbessern, komme aber aus eigener Kraft nicht mehr weiter und an meinen Schmerzen hat es nur bedingt was geholfen. Leide trotzdem unter muskulären Schmerzen jeden Tag, dann noch die Optik die mir auch arg zu schaffen macht, aber das scheint ja bei dir nicht so das Problem.

Dr. Wilke hat mir bisher noch nicht die Option Korsett gestellt, er geht da anscheid einen anderen Weg als Herrn Dr Hoffmann.
Ich denke doch schon das du in deinem Alter eine Korrektur erreichen kannst. Ob die 2 Jahre dann zeitlich realistisch sind weis ich nicht. Wichtig ist das man die Korrektur auch selber halten kann und das bedarf Zeit, denn Strukturen müssen sich anpassen. Genau so wie der Rundrücken entstanden ist über Jahre, wird es auch eine Zeit dauern bis er wieder halbwegs aufgerichtet ist.

Ob und wieviel, dass hängt von deinem Willen ab. Wie lang trägst du das Korsett, wie oft Schrothest du bzw betreibst generell aktive Rücken und Muskelpflege. Ich möchte es auch mit Korsett probieren, da es neben Schroth und Op die einzigste alternative ist.

Du hast vielleicht die Chance dich in ein paar Jahren so stabilisiert zu haben, dass du das Korsett kaum vielleicht auch nie wieder tragen musst. Das kann dir keiner genau sagen, dazu ist die Situation eines jeden einzelnen zu unterschiedlich.

Grüße Phill
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Klaus
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Re: Korsett...ja oder nein?

Beitrag von Klaus »

Hallo Steph,
Diese wurde ursprünglich bei 18 Grad diagnostiziert und ich habe es geschafft sie auf 10 Grad zu bessern. Zumindest laut meinem alten Orthopäden.......Bei Dr. Hoffmann. ...Skoliose BWS knapp 22! Grad, LWS 16 Grad
Von welchem Zeitraum sprichst Du bei dieser Verschlechterung?
Was soll ich machen? Zuerst nur Schroth und dann kontrollieren oder doch schon Korsett und dann zusätzlich Schroth? Bin wirklich am verzweifeln.
Da Du keine Beschwerden hast, gibt es keinen Grund, mit einem Korsett anzufangen, von dem Du nicht 100% überzeugt bist. Es sei denn, die Verschlechterung Deiner Skoliose hat in den letzten Jahren (älterer Jugendlicher - junger Erwachsener) stattgefunden. Von der Kyphose gibt es offensichtlich keine Vergleichswerte.

Ich würde auf jeden Fall mit Schroth, besser noch mit stationärer REHA anfangen. Da kannst Du in Ruhe zusammen mit den Therapeuten feststellen, wie weit Dich das bringt und mit anderen direkten Erfahrungsaustausch auch zu einem möglichen Korsett betreiben.
Die fast typischen 1-2 Jahre des Dr. Hoffmann beziehen sich in der Regel offensichtlich auf Leute, die einen relativ hohen Anteil von Fehlhaltung haben. Also die Haltung, aus der man mit eigener Kraft kommen, aber nicht halten kann. Das scheint bei Dir ja der Fall zu sein.

Wenn Du selbst 10 Grad schaffst, wird Dich Schroth (incl. weiterer Therapien bei der REHA) vermutlich nicht nur darin stablisieren, sondern auch in der Korrektur weitergehen. Es geht da ja auch viel um Dehnung von verkürzten Strukturen im gesamten Körper, ohne die Du generell nicht weiterkommst.
Wenn Rahmouni von 20 Grad spricht, gibt es möglicherweise dann keinen so großen Unterschied zur Korsett-Therapie, die nun mal die stärkste Waffe bei der Aufdehnung ist. Nützt Dir aber nur, wenn Du das gleichzeitig durch die gezielte aktive Muskelpflege (z. Bsp. Schroth) stabilisierst. Die Praxis sieht häufig anders aus und deswegen gibt es auch Bedenken, wenn man das Korsett bei Beschwerdefreiheit nur nach Lust und Laune trägt und Schroth gleichzeitig auch noch vernachlässigt. Thomas und Phil haben ja schon einiges dazu gesagt.

Ich glaube, Du wirst ersteinmal ohne Korsett genug damit zu tun haben, eine Therapieform möglichst täglich wirklich konsequent durchzuziehen!
Skoliose BWS knapp 22! Grad, LWS 16 Grad und Kyphose 71 Grad.
Eigentlich ist das eine typische Situation bei Hyperkyphose. (Was ist eigentlich mit Hyperlordose (Hohlkreuz)?)
Nur ist die dabei relativ geringe Begleitskoliose mit BWS 22 Grad schon etwas grenzwertig, möglicherweise muss man diese Skoliose bei der Behandlung mit einbeziehen. Schwerpunkt ist aber die Hyperkyphose mit symmetrischen Schroth Übungen.

Gruß
Klaus
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Re: Korsett...ja oder nein?

Beitrag von Phill »

Hi,

ich denke auch Klaus hat da ziemlich recht. Wenn man mit einen Korsett anfängt sollte einen bewusst sein das das Korsett einen ein ganze Zeit lang begleiten wird und wie lange das sein wird weis keiner, vielleicht bekommt man es auch nie wirklich los, aber trägt es nur noch zeitlich begrenzt oder nachts

Toni ist ja so ein bsp. Er konnte sich komplett aufrichten auch die Korrektur 2 Wochen ohne Probleme halten, aber trug das Korsett doch ab und an gerade an Tagen wo es einem muskulär schwer fiel bzw man merkt das man zurück sinkt.

Dann gibts hier auch Fälle wie Romeo das stimmt. Aber wie gesagt am Ende entweder probiert man es oder nicht, aber mit nur mal ab und zu tragen, dass birkt Risiken...das ist der Punkt vor dem auch Dr. Stephan warnt.

Grüße Phill
Steph
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Re: Korsett...ja oder nein?

Beitrag von Steph »

Vielen Dank für eure Antworten!

Ich bin noch Student, daher würde ich mir da wahrscheinlich etwas leichter tun können. Ich weiß, dass es sehr schwer sein wird, aber ich habe die Disziplin um das durchzuziehen, wenn es sein muss. Es war die Rede von den klassischen 23h am Tag..also mal tragen und dann mal nicht tragen (je nach Bedarf) würde nicht in Frage kommen (außer in der Eingewöhnung mit den Pausen zwischendrin). Das würde ich wie gesagt komplett durchziehen bis zum (bitteren) Ende. Mir wurde gesagt, dass ich unbedingt parallel dazu etwas machen muss. Das habe ich auch vor. Bin deshalb ja schon bei einer Schroth Therapeutin und die Reha steht auch an, muss den Antrag jetzt dann wegschicken. Dr. Hoffmann möchte mich nach Bad Sobernheim schicken.

Die 18 Grad wurden ursprünglich 2007 gemessen (glaube ich, bin mir nicht mehr sicher mit der Jahreszahl). 2009 waren es dann 10 Grad und Anfang Juni 2016 „12“ Grad. Eine Verschlechterung ist auf den Bildern zu sehen in den 7 Jahren, hält sich aber meiner Meinung nach in Grenzen, v.a. wenn ich es mit anderen Fällen vergleiche. Bei Dr. Hoffmann ist der Winkel aber eben 22 Grad (3 Wochen später geröntgt). Jetzt ist natürlich die Frage, ob der Schulterschiefstand bei Dr. Hoffmann das Ergebnis verfälschen kann? Weil auf dem Bild vom bisherigen Orthopäden war ich fast gerade. Nur waren es eben keine Ganzkörperaufnahmen. Die gemessenen Stellen von Dr. Hoffmann findet man aber auch auf dem Bild vom anderen Orthopäden. Und ich war bei beiden dabei als sie gemessen haben… die Kyphose wurde nie im Leben angeschaut. Erst jetzt beim alten Orthopäden als ich ihn angesprochen habe. Da gab es auch eine gesplittete Aufnahme und er kam auf 59,8 Grad, Dr. Hoffmann auf 70,8. Ich habe aber vor ein paar Jahren eine 3D Vermessung gehabt, die Ergebnisse werde ich mir demnächst holen. Bis vor ein paar Wochen wusste ich selbst nicht was eine Kyphose ist, für mich war das eigentlich normal, v.a. wegen der Skoliose und weil es in der Familie doch öfter vorgekommen ist mit dem Buckel.
Lordose wurde nicht erwähnt von Dr. Hoffmann oder Herrn Rahmouni. Laut der 3D Vermessung sollte sie im Normbereich sein (40 Grad normal und 35 Grad aufgerichtet). Ein Hohlkreuz mache ich hin und wieder bei den Übungen, das schaffe ich aber nahezu komplett auszugleichen. Meinen Hals schaffe ich auch wieder auf relative Normalposition zu stellen, ansonsten hängt er etwas nach vorne, genauso wie die Schultern. Meine aufgerichtete Position kann ich über mehrere Stunden halten, manchmal erwische ich mich dann, dass ich mich dann wieder in die alte/“normale“ Position bringe. Leichte Schmerzen habe ich, wenn ich mehrere Stunden stehe und mich dabei die ganze Zeit aufrichte oder beim schnell Gehen nach ca. 3-4 km am Stück. Dann schmerzt es im Buckel (an der WS) minimalst. Kurz hinsetzen für 1-2 Min reicht, damit es wieder vorbeigeht, oder kurz in die normale Position und weitergehen. Ein weiteres Problem ist glaube ich mein Schlaf. Am besten schlafe ich in der Embryonalstellung. Das ist ja auch nicht förderlich. Ich arbeite aber daran..

Eigentlich hatte ich bis vor kurzem Vertrauen in das Korsett, v.a. nach dem Besuch bei Dr. Hoffmann und Herrn Rahmouni..aber je mehr ich lese, desto schlechter wird mir.
Große Angst habe ich eben vor einem möglichen Halsteil, einer Nervenschädigung (meine Nerven sind sehr empfindlich laut Neurologen) oder das ich das Ergebnis nicht halten kann und es sich sogar noch verschlechtert dadurch (siehe Beitrag von Dr. Steffan). Oder das Schmerzen entstehen (dauerhaft) die ich bisher nie hatte, bzw. dass das Korsett kaum bis gar nicht oder gar falsch korrigiert. Mit den Schmerzen während des Tragens würde ich wahrscheinlich zurechtkommen, wahrscheinlich auch mit der kurzfristigen Einschränkung. Aber auf Dauer über einige Jahre (>2) das Korsett zu tragen…ich weiß nicht ob ich das verkrafte. Ich habe auch eine Krampfader im linken Bein (äußere Stammvene), die bereitet mir seltenst Probleme seit ich von ihr „offiziell“ weiß (Dez. 2015). Gesehen haben wir sie schon als ich 13 Jahre alt war, damals sagte man mir es sein eine „Sportlervene“ und "normal". Ich habe viel Kampfsport gemacht, ist ja auch nicht gerade ideal für den Rücken..

Dr. Hoffmann meinte, dass die ca. 10 Grad Aufrichtung nicht sehr viel sind. Herr Rahmouni sprach von einer leichten Fixierung. Dr. Hoffmann hatte hingegen gesagt, dass ich nicht fixiert bin. Ich kann später live Bilder von meinem Rücken hochladen mit Normalstellung und aufgerichteter Stellung und dann beim vorbeugen (normal vs. aufgerichtet). Da erkennt man meiner Meinung nach einen großen Unterschied, v.a. beim nach vorne beugen. Ganz gerade bin ich zwar nicht, komme aber fast ran.

Ich weiß wirklich nicht was ich machen soll. Der Antrag für das Korsett liegt schon bei der Krankenkasse. Aber ich bin unsicher. Ich würde Stand jetzt lieber noch ein Jahr intensiv (täglich) Gymnastik/Schroth (+ Reha) versuchen und mich dann erneut untersuchen lassen. Damals habe ich auch meine Krankengymnastik 3x täglich durchgezogen, also würde ich das wieder schaffen. Nur darf ich nicht erneut den Fehler machen, es dann „lockerer“ zu nehmen falls eine Verbesserung eintritt. Ich habe aber dann Angst, dass es schon zu spät sein könnte in einem Jahr mit dem Korsett..im Dezember werde ich 24. Auf der anderen Seite, eine Verschlechterung dürfte es ja eigentlich nicht geben, wenn ich regelmäßig etwas mache? Und zur Fixierung dürfte es ja dann eigentlich auch nicht kommen?
Ich kenne noch einen Personal Trainer, der studiert ist und auch Rückentrainings macht. Auch macht er Rückenschulen (zertifiziert nach §20 KK) und er war Olympiateilnehmer. Ich habe ihm von meiner Situation geschrieben (vor dem Besuch bei Dr. Hoffmann), jetzt muss ich ihm erneut schreiben. Meint ihr das da ein paar Stunden helfen können, zusätzlich zu Schroth? Also ich würde natürlich kein Gerätetraining o.ä. machen, nicht damit ich die schlechte Haltung noch verstärke/verschlechtere. Krafttraining nur mit eigener Kraft ohne Gewichte.

Ich bin total hin und hergerissen…..Sorry für den langen Text.
Phill
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Re: Korsett...ja oder nein?

Beitrag von Phill »

Hallo,

das mit dem Rückentraining ist immer so eine Sache, wie gesagt davon kann ich ein Lied singen.

Es ist nicht einfach Übungen korrekt auszuführen in der maximal korrigierten Haltung (nach Schroth). Die meisten Trainer sind nur auf allgemeine Probleme spezialisiert. Man kann jemand mit normalen Rückenproblemen nicht gleich stellen wie jemand mit einer richtigen Fehlstellung der WS.

Der Aufrichtung sind immer grenzen gesetzt, sehe das immer selber an mir. Ich komme aus der Fehlhaltung gut raus, aber irgendwann ist halt Schluss und eine Fehlstellung zu korrigieren ist dann nicht mal so einfach möglich. Da bedarf es einfach größere Kräfte (vereinfacht gesagt)

Wenn du Krafttraining machst dann musst du schon wirklich echt aufpassen nicht noch weiter in die verkürzten Strukturen rein zu trainieren. Ich weis von was ich da rede, den selben Fehler habe ich auch gemacht und das war mir nicht mal so bewusst.

Du musst erst einmal wieder ein besseres Körpergefühl bekommen und überhaupt verstehen was gerade bedeutet.

Ich würde erst einmal Schroth versuchen und Reha Sport bzw eine Reha an sich ist auch nicht verkehrt.

Ich kam z.B. mit Spiraldynamik nicht wirklich so klar, erst Schroth hat mir geholfen. Es sind zwar mehr Übungen für zu Hause und Spiraldynamik zielt mehr darauf hinaus auch im Alltag die Bewegungsabläufe zu verbessern, aber Schroth hat mir persönlich sehr viel gebracht.

Solltest dir aber jemand qualifiziertes suchen, wenn du Schroth ambulant lernst.

Wenn du dir nicht sicher bist ein Korsett zu tragen, dann würde ich dir auch erst einmal davon abraten. Herr Dr. Wilke scheint auch erst einmal zu schauen wie weit der Patient aus eigener Kraft sich korrigieren kann.

Laut seiner Erfahrung tun sich Erwachsene schwerer mit einen Korsett. So lange du noch keine Schmerzen hast rennt ein Korsett vielleicht auch nicht weg, du kannst ja erst einmal schauen was aus eigener Kraft so möglich ist.

Um so besser du dich korrigieren kannst um so einfacher wird es dir vielleicht auch fallen ein Korsett zu tragen, falls du dich dann doch dafür entscheidest.



Grüße Phill
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Re: Korsett...ja oder nein?

Beitrag von Klaus »

Hallo Steph,
Die 18 Grad wurden ursprünglich 2007 gemessen (glaube ich, bin mir nicht mehr sicher mit der Jahreszahl). 2009 waren es dann 10 Grad und Anfang Juni 2016 „12“ Grad. Eine Verschlechterung ist auf den Bildern zu sehen in den 7 Jahren, hält sich aber meiner Meinung nach in Grenzen, v.a. wenn ich es mit anderen Fällen vergleiche. Bei Dr. Hoffmann ist der Winkel aber eben 22 Grad (3 Wochen später geröntgt).
Offensichtlich haben die Ärzte bislang nicht richtig vermessen können und der Vergleich muss auf Deine Einschätzung begrenzt bleiben. Ich habe deshalb gefragt, weil sich im Erwachsenenalter Skoliosen unter 30 Grad, manche sagen unter 20 Grad, normalerweise nicht mehr verschlechtern. 2009 warst Du 18 und es hat trotzdem eine Veränderung "in Grenzen" gegeben. Aber da spielt natürlich auch die damalige Behandlung eine Rolle, wenn die wenig konsequent war, ist es wieder in Richtung der alten Situation mit BWS 18 Grad gegangen, was möglicherweise der heutigen mit 22 Grad entspricht.
Bis vor ein paar Wochen wusste ich selbst nicht was eine Kyphose ist, für mich war das eigentlich normal, v.a. wegen der Skoliose und weil es in der Familie doch öfter vorgekommen ist mit dem Buckel.
Die BWS Hyperkyphose (es gibt eine natürliche BWS Kyphose, z. Bsp. Lego (Gaby) wäre froh eine zu haben;) ) hat mit 71 Grad ein hohes Potential, dass sich das noch weiter verschlechtern kann (nicht unbedingt muss), wenn nichts dagegen getan wird. Möglicherweise hatte das schon frühzeitig Einfluss auf Deine Skoliose.
Ich habe aber vor ein paar Jahren eine 3D Vermessung gehabt, die Ergebnisse werde ich mir demnächst holen.
Eine optische 3D Vermessung kannst Du nicht mit einer Röntgenaufnahme vergleichen! Wenn diese im LWS Bereich 35/40 Grad ergibt, kann man allerdings nicht davon ausgehen, dass Du eine Hyperlordose hast, sondern eine natürliche Lordose.
Meinen Hals schaffe ich auch wieder auf relative Normalposition zu stellen, ansonsten hängt er etwas nach vorne,...
Bei einer BWS Hyperkyphose und einer normalen LWS Lordose gibt es in der Regel den Ausgleich in der HWS, nämlich durch eine abgeflachte natürliche HWS Lordose oder Steilstellung.
Interessant, dass Du das ausgleichen kannst. Die meisten Leute haben bei der Korrektur der BWS Probleme damit, die Korrektur nach oben in die HWS zu bekommen.
Ich würde Stand jetzt lieber noch ein Jahr intensiv (täglich) Gymnastik/Schroth (+ Reha) versuchen und mich dann erneut untersuchen lassen. Damals habe ich auch meine Krankengymnastik 3x täglich durchgezogen, also würde ich das wieder schaffen. Nur darf ich nicht erneut den Fehler machen, es dann „lockerer“ zu nehmen falls eine Verbesserung eintritt. Ich habe aber dann Angst, dass es schon zu spät sein könnte in einem Jahr mit dem Korsett.
Bei Erwachsenen ist absolut keine Eile mit einem Korsett geboten. Es sei denn, es geht um Schmerzbekämpfung, die man nur so in den Griff bekommt. Wenn Dr. Hoffman eine Indikation für ein Korsett sieht, muss das nicht unbedingt heißen, dass z. Bsp. auch Dr. Steffan das so sieht. Der würde dabei auch das Alter einbeziehen und die Gruppe bis ca. 29 Jahren bevorzugt sehen, bei denen das ganz individuell in Betracht kommen könnte. Insofern hast Du in dieser Hinsicht auch noch Zeit.
Auf der anderen Seite, eine Verschlechterung dürfte es ja eigentlich nicht geben, wenn ich regelmäßig etwas mache?
Ja wenn der Antrag auf eine REHA auf den Weg kommt und Du bis dahin "Anfänger"-Schroth probierst und dabei insbesondere auf Deine Hyperkyphose (symmetrische Übungen) achtest, bist Du auf einem guten Weg.
Ich kenne noch einen Personal Trainer, der studiert ist und auch Rückentrainings macht. Auch macht er Rückenschulen (zertifiziert nach §20 KK) und er war Olympiateilnehmer. Ich habe ihm von meiner Situation geschrieben (vor dem Besuch bei Dr. Hoffmann), jetzt muss ich ihm erneut schreiben. Meint ihr das da ein paar Stunden helfen können, zusätzlich zu Schroth?
Bei Fehlstellungen der Wirbelsäule sagt "studiert" leider nichts aus. Was Rückenschule betrifft, habe ich sogar in Bad Salzungen (2005) erlebt, dass entsprechende Therapeutin (nicht Schroth) bei manchen Übungen daneben lag und von uns korrigiert werden musste. Insofern macht das nach meiner Ansicht erst Sinn, wenn man sich mit der eigenen Situation ausreichend selbst auseinandergesetzt hat.
Ich bin total hin und hergerissen….
Nur weil Phil mal gesagt hat "ich würde es probieren"?
Ich denke, Du solltest jetzt mal ganz strategisch vorgehen! Wenn das Korsett im Augenblick gefühlsmässig keine Option für Dich ist und sachlich es überhaupt keine Eile damit gibt, bleibt die REHA als erster wichtiger Schritt mit den vielen Möglichkeiten der weiteren Klärung. Dann kann man den möglichen 2. Schritt einleiten. Und wenn das nicht reicht, den 3. Schritt. Keiner kann sagen, welcher Schritt nun individuell der bessere ist, das weiß man erst hinterher. Es gibt lediglich eine Einschätzung über die Höhe der Chancen.

Gruß
Klaus
Steph
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Re: Korsett...ja oder nein?

Beitrag von Steph »

Ich habe nochmal alle Röntgenaufnahmen die ich habe durchforstet. Von 2009-2012 war die Verschlechterung, seit 2012 ist es aber gleichgeblieben wenn ich die Bilder und Wirbel betrachte (+- paar Grad). Auch habe ich heute meine 3D Vermessung aus 2013 bekommen. Es stehen dort leider keine Kyphose- oder Lordosewinkel drauf, da werde ich meinen alten Orthopäden am 11.7. darauf ansprechen. Betrachte ich aber den Verlauf der „Kurve“, sehe ich keinen Unterschied zu jetzt im normalen Zustand. Die 3D Vermessung an sich finde ich schon relativ genau bei Lordosen und Kyphosen, die Winkel stimmen nahezu komplett überein mit der Röntgenmessung von Dr. Hoffmann. Traurig, dass der bisherige Orthopäde nicht darauf schon eher eingegangen ist…das werde ich ihm auch sagen. Er ist eigentlich ein super Arzt, der alles ernst nimmt und sich sehr viel Zeit nimmt. Aber anscheinend fehlt ihm in dem Bereich leider die Kompetenz. Evtl lernt er ja daraus. Meinen Papa hat er vor einigen Jahren perfekt am Knie operiert.

Ich hatte gerade eben meine 2. Schroth Sitzung.
Die Therapeutin hat sich sehr um mich gekümmert und sogar die Zeit überzogen. Sie geht extra auf meine Hyperkyphose ein mit symmetrischen Übungen, da diese ja mein Hauptproblem ist. Vom Lesen hier weiß ich, dass das so richtig ist. Ich bin froh, dass ich sie nicht darauf ansprechen musste. Sie hat das alles von selbst gemacht. Morgen habe ich einen weiteren Termin. Sie korrigiert mich permanent, erklärt mir alles sehr ausführlich was wichtig ist und was wie gut ist (Becken, Atmung, etc.) und sie macht mich auf meine Schwächen aufmerksam. Begleitend kommt immer meine Mama mit zu den Sitzungen, damit sie auch lernt worauf es bei den Übungen ankommt, damit sie mir zu Hause über die Schultern schauen kann. Eigentlich läuft alles so ab wie man es sich vorstellen müsste. Ich muss sagen, dass diese Übungen ziemlich anstrengend sind, aber meine Motivation ist jetzt sehr hoch und es macht spaß. Endlich mal wieder nach langer Zeit keine Verzweiflung und ein Hauch Glücksgefühle. Mit dem nächsten Rezept werde ich die Therapiezeit von 20 Min auf 60 Min aufstocken (mit privater Zuzahlung ist das möglich). Das finde ich sinnvoll, da man dann um einiges intensiver arbeiten kann.
Der Reha Antrag liegt bei der Krankenkasse. Jetzt hoffe ich, dass alles schnell geht mit dem Termin zur Reha. Das mit dem Personal Training lege ich auch vorerst auf Eis, evtl. erst, wenn ich wirklich stabilisiert bin in allem.

Mit der Entscheidung pro bzw. kontra Korsett überlege ich immer noch. Nach der heutigen Therapie bin ich mir allerdings ziemlich sicher, dass ich es zunächst ohne versuchen werde, nach dem Motto „kann ja nur besser werden durch die richtigen Übungen und die Reha wenn ich es konsequent durchziehe“. Muss ich da bei der KK oder bei der Firma Rahmouni Bescheid geben, dass ich das Projekt Korsett vorerst auf Eis lege?

Noch einmal vielen Dank für all eure Ratschläge!
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Re: Korsett...ja oder nein?

Beitrag von Klaus »

Hallo Steph,
Er ist eigentlich ein super Arzt, der alles ernst nimmt und sich sehr viel Zeit nimmt. Aber anscheinend fehlt ihm in dem Bereich leider die Kompetenz. Evtl lernt er ja daraus. Meinen Papa hat er vor einigen Jahren perfekt am Knie operiert.
Ich musste schmunzeln, denn das ist ein Klassiker hier im Forum. :D Aber Du bist auf einem guten Weg.
Bezüglich Korsett-Absage, keine Ahnung wie weit das bezüglich Genehmigung bei der KK ist und ob es Vorarbeiten bei Rahmouni gibt oder ob er auf eine Rückmeldung wartet.

Gruß
Klaus
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