Korsett eine psychische Belastung?

Alles zur Korsett-Therapie für Jugendliche und Erwachsene bei Skoliose, Morbus Scheuermann, Kyphose ...
Skoliosegirly

Beitrag von Skoliosegirly »

Hallo!

Ich selbst trage ein Korsett. Ich trage es sehr konsequent und turne auch regelmäßig was sich bei meinem Rücken dann auch zeigt. Ich bin 14 Jahre alt und bekam das Teil mit 13. Am Anfang war ich ziemlich am Ende, konnte mich nicht bewegen und auch die Kleidung war etwas ungewohnt.
In der Schule haben eigentlich alle ganz toll reagiert. Es gab auch einige die meinten sie müssten jetzt auf mir rumklopfen, das fand aber schnell eine Ende.
Mit der Zeit hab ich mich an mein Korsett gewohnt, was heißt mit der Zeit? Eigentlich ziemlich schnell. Ich hab es brav getragen und auch geturnt (sehr wichtig!). Mein Rücken ist jetzt sehr schön und das Leben mit Korsett ist normal.
Die Kleidung: Die Hosen wurden bei mir eine Größe größer und oben zieh ich Blusen (bei euch wohl eher unpassend) oder weite T-Shirts an.
Ich hoffe ich konnte euch helfen.
Wenn ihr noch Fragen habt mailt mir unter: BINE_511@hotmail.com

Tschüss,
noch einen schönen Abend,
Skoliosegirly :)
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Gästenachricht
Christophs Dad

Korsett eine psychische Belastung?

Beitrag von Christophs Dad »

Guten Tag,

mein 15jähriger Sohn Christoph hat eine Skoliose und ich interessiere mich für Korsettbehandlung.

Tragen Sie ein Korsett und können mir etwas über psychische Belastung schreiben?
Wie gehen Sie mit Ihrem Korsett um?
Wie hat Ihre Umwelt reagiert?
Welche Kleidung tragen Sie zu einem Korsett?

Vielen Dank für Ihre Antworten
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Gästenachricht
Kerstin

Beitrag von Kerstin »

Hallo, vielleicht guckst du mal hier, denn die ersten beiträge befassen sich mit den Korsett-Thema.
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Alles Liebe!
Kerstin
:hallo:
Gast

Beitrag von Gast »

Tragen Sie ein Korsett und können mir etwas über psychische Belastung schreiben?

Bei mir war das nicht so schlimm.
Ich wollte das Korsett ja auch unbedingt haben. War damals so geschockt von meinem Röntgenbild (58°), hab mich schon unterm Messer gesehen. Insofern war mir vieles egal, hauptsache keine OP.

Wie gehen Sie mit Ihrem Korsett um? Wie hat Ihre Umwelt reagiert?

Heute trage ich es nicht mehr regelmäßig und nur noch Nachts. Da beschränken sich die Probeme mehr auf das "sperrige Handgepäckstück" was bei Reisen irgendwie transportiert werden will.

Als ich mein Korsett bekommen habe (da war ich 13), hat das meine ganze Klasse gewußt (hat der Lehrer gesagt).
Besser ist es bestimmt, wenn man es selbst sagt. Er hatte das aber schon erledigt bevor ich aus Sobernheim zurück war (no chance).

Meine ganzen Mitschüler haben alle super reagiert. Keiner hat mich deswegen gehänselt. Wenn man erzählt, daß man sonst operiert werden muß und daß der ein oder andere dabei schon im Rollstuhl gelandet ist, dann versteht das glaube ich jeder. Man muß nur offen genug damit umgehen.

Im Laufe der Zeit haben sich natürlich die Klassen geändert. Da haben es die meisten weder gewußt noch gemerkt (ist für mich auch unverständlich). Selbst die, die es von früher noch wußten haben immer wieder gefragt, ob ich eigentlich immernoch das Korsett habe (da hatte ich gerade an).

Es gab da schon ganz witzige Situationen:
Eine Mitschülerin, die hinter mir saß, machte mich einmal darauf aufmerksam, daß ich wohl den Kleiderbügel im T-Shirt vergessen hätte :biggrin:.
Der ein oder andere, der mich rücksichtslos angerempelt hat, hat sich dabei mit Sicherheit auch ganzschön weh getan, und wenn ich mal schlecht gelaunt war, hab ich solche Zusammenstöße auch selbst provoziert :bgdev:. Die entsetzen Gesichter der anderen dabei (hihi)!!

Das schlimmste ist wohl, wenn man sich im Schwimmbad vor anderen Leuten auszieht, und die können damit nicht umgehen: Gaffen einen an und kuggen dann betretenen zur Seite. Ich habe mich da richtig geschämt (blöd eigentlich).
Es hat lange Gedauert bis ich darauf richtig reagieren konnte. Am besten man zieht die Situation ins Scherzhafte, und erklärt denen daß es nur halb so schlimm ist, wie es aussieht.

Welche Kleidung tragen Sie zu einem Korsett?

Weite Kleidung und nicht diese billigen dünnen T-Shirts, da zeichnet sich sonst jede Korsett-Kante drauf ab.
Man kann sogar enge Levis-Jeans tragen. Die kann man dann zwar nicht bis ganz oben hin zuknöpfen, das kann man aber leicht mit einem Haargummi überbrücken (Pulli oder T-Shirt natürlich drüberhängen lassen).
Man muß sich schon mehr gedanken darüber machen, was man anzieht, aber man findet immer was.

BZebra
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Beitrag von sloopy »

Ich hatte zwar nie ein Korsett, aber ich möchte trotzdem noch etwas zu dem Thema sagen.

Früher dachte ich immer, ein Korsett sei etwas total schlimmes, was kein Mensch tragen muss. Als ich zum ersten Mal in Bad Sobernheim in der Katharina-Schroth-Klink war, habe ich gelernt, dass ein Korsett etwas völlig normales ist und dass echt viele Leute so ein Teil haben! Und ich denke, so wie ich dachte, denken sehr viele Leute bis zu dem Tag, an dem sie nach Sobernheim fahren. Dort gehört das Korsett wirklich dazu und ist total normal!

Falls Christoph ein Korsett verordnet bekommt, dann sollte er trotzdem eine Kur in Bad Sobernheim machen. Ein Aufenthalt hilft sicherlich nicht nur seiner Skoliose sondern auch seiner Psyche- denn wie gesagt- dort ist ein Korsett das normalste von der Welt.

Liebe Grüsse, sabine

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lisabet
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Beitrag von lisabet »

Hallo Christophs Dad,
wir stehen vor demselben problem. Meine elfjährige Tochter Luisa soll demnächst ein Korsett bekommen, wegen einer Throkolumbalskoliose von 38 Grad. Ich mache mir große Sorgen, dass dies ihr Selbstwertgefühl und ihre Lebensfreude stark beeinträchtigen wird. Sie ist ohnehin ein eher stilles, introvertiertes Mädchen, das am liebsten liest. Noch bin ich selbst so geschockt von der Diagnose, dass ich noch nicht so recht weiß, wie ich sie in der kommenden schweren zeit am besten stützend begleiten kann. Würde mich gerne mit dir weiter darüber austauschen.
Herzlichen Gruß
Lisabet
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elisabeth
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Beitrag von sloopy »

Liebe Lisabet,

ich kann deine Sorge und Verzweiflung gut verstehen. Als meine Eltern gehört haben, dass ich Skoliose habe, waren sie auch erst einmal total geschockt. Sie versuchten Informationen zu erhalten, aber meine damaliger Orthopäde meinte nur, dass man da sowieso nichts dran machen könnte und dass wir uns damit abfinden sollten. Auch ein Grund, warum ich dieses Forum ins Leben gerufen habe- ich möchte verzweifelten Patienten und Eltern eine Kommunikationsplattform bieten, um sich mit anderen Betroffenen austauschen zu können und damit sie eben nicht hilflos und alleine da stehen!

Der Orthopäde hatte uns auf die Korsett-Therapie hingewiesen, aber die Vorstellung mich in einem Korsett sehen zu müssen, fanden meine Eltern so erschreckend, dass sie sich total gegen das Korsett gewehrt haben. Ich fand das damals total gut, da ich natürlich auch kein Korsett haben wollte und Angst davor hatte. Heute weiss ich, dass es für meine Skolisoe wesentlich besser gewesen wäre, wenn ich mich nicht so gegen ein Korsett gewehrt hätte. Ich versuche jetzt (mit 23 Jahren) ein Korsett zu bekommen!

Als ich hörte, dass ich zur Kur muss, war ich total verzweifelt und habe nur noch geheult- ich war damals zehn Jahre alt und stellte mir die Kur wie einen Krankenhausaufenthalt vor. Aber die Kur in Bad Sobernehim hat mir sehr geholfen, mit meiner Skoliose umzugehen. Wenn man dort ist, sieht man, dass man nicht alleine ist. Sehr viele andere Jugendliche haben auch Skoliose und man lernt, diese zu akzeptieren. Genauso ist es mit einem Korsett- wenn man sieht, wie viele Leute ein Korsett tragen und wie gut sie damit umgehen, dann verliert man die Angst vor einem Korsett!

Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass ein Aufenthalt in Bad Sobernheim oder Bad Salzungen Dir und vor allem auch Luisa sehr helfen würde!

Kopf hoch!

Liebe Grüsse, sabine

p.s.: Darf ich fragen, wo ihr wohnt?
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Mellie.

Beitrag von Mellie. »

Für mich war das Korsett meine ganze Schulzeit durch eine Qual.Keiner wusste,was mir fehlt,aber jeder meinte seinen Senf dazugeben zu müssen!!Ich bin aber dadurch sehr selbständig geworden.Ich war zwar die meiste Zeit ein Einzelgänger,aber ich lernte auch,diese "Nettigkeiten" zu ignorieren,bzw darauf zu reagieren.Heute habe ich noch das vorstehende Schulterblatt,was mit "Bemerkungen" wie "Buckelelse" bedacht wird. Ich habe mal darauf geantwortet,das der Buckel nur da ist,weil meine ganze Intelligenz ja irgendwo hinmuss und der Kopf dafür zu klein ist.Diese Person fragte nie wieder. Wenn ich weiss,es besteht wirklich Interesse von dieser Person,erzähle ich auch,warum das so ist.Viele Fangen so an zu fragen:Die Frage ist mir irgendwie peinlich,aber warum hast Du dieses "Ding" auf dem Rücken..."(Frage mich dann jedesmal wieder,was daran so furchtbar peinlich ist!)
BlonderEngel

Beitrag von BlonderEngel »

Ich habe mein Korsett jetzt über ein Jahr (damals war ich 14) und komme nun echt problemlos damit klar. Am Anfang, habe ich oft geheult, da ich die Schmerzen und dieses Eingeenge nicht ausgehalten habe. Ich habe das Korsett dann oft abgemacht und in die Ecke gestellt. Doch meine Mutter, und später sagte ich mir auch von selbst, dass ich lieber 100 Mal ein Korsett nehme, als mich operieren zu lassen. Denn der Vorteil bei einem Korsett ist immernoch, dass man es ablegen kann, wenn man Schmerzen hat, doch wenn man durch eine OP einen Stab dann in den Rücken eingesetzt bekommt, ist das sicher schwerer realisierbar. Ein Korsett ist mir sehr wichtig und ganz ohne, komme ich auch nicht mehr damit aus, auch wenn sie das kaum Leute vorstellen können, die keine Rückenprobleme haben und ja auch nicht wissen, dass dieses Korsett meine Wirbelsäule "hält" und stabilisiert. So habe ich immer weniger Schmerzen und immer das Gefühl gerade zu laufen bzw. mich zu bewegen.
Die erste Zeit mit Korsett ist wirklich hart, da man sich nur in Ruhe oder auch schneller (das hängt von jedem selbst ab) daran gewöhnt. Ich habe ca. 1 Monat gebraucht, um mich richtig damit abzufinden, dran zu gewöhnen und damit klar zu gehen und umgehen zu können. Man muss auf eng anliegende Sachen verzichten und muss stattdessen Sachen tragen, die weiter sind und über das Korsett passen. Ich habe für den Sport eine Vollsportbefreiung und kann leider, dann immer nur zuschauen, wenn die anderen Mitschüler z.B. Volleyball spielen (hat mir immer viel Spaß gemacht) oder ich geh dann nachhause *smile*. Es gibt immer Vor- und Nachteile, doch das Korsett, finde ich, hat eindeutig mehr Vorteile als eine OP!! Ich würde ein Korsett auf jeden Fall nehmen, da es wirklich viel bringt! Man bekommt mehr Selbstbewusstsein und geht anders mit allem um.

Meine Mitschüler haben super auf das Korsett reagiert und es akzeptiert. Sie stehen voll hinter mir und halten immer zu mir. So fühlt man sich angenommen und hat dann auch keine Angst vor blöden Bemerkungen, die dich manchmal ja nicht vermeiden lassen! Die Erfahrung zu machen, ein Korsett tragen zu müssen, stärkt mich für´s Leben, denn man ist stolz auf sich selber und es war die richtige Entscheidung! Eine OP sollte eigentlich bei mir erfolgen, da ich oben 42° und unten 23° habe (ich bin 3-bogig rechts)und nach Ansicht des Arztes es die einzige Möglichkeit noch wäre, da ich ja angeblich ausgewachsen wäre. Doch wir versuchten es mit Korsett und auch wenn wir erst nach der Abschulung des Korsetts wissen, ob es geholfen hat, war es ein Erfolg für mich! Denn ich habe mich gegen die OP entschieden und gekämpft und kämpfe weiter! Den Willen muss man als "Korsetttrager" haben! Und jeder schafft es, früher oder später! Natürlich hat man auch mal eine depri Phase, doch dann sind Freunde oder die Familie da, die immer zu einem halten und hinter einem stehen!! Man ist nie alleine.

Ich wünsche Ihnen und ihrem Sohn viel Ausdauer, Durchhaltevermögen, Kraft beim Treffen der richtigen Entscheidung und viel Unterstützung und den Willen haben, die Krankheit doch etwas zu verringern - Alles Gute!

Liebe Grüße... bea ;) -BlonderEngel-

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Gast

Beitrag von Gast »

hallo,
ich bin heute 27 jahre alt und habe zwischen 11 und 16 jahren ein korsett getragen.
ich bitte sie wirklich ihrem sohn dies zu ersparen.
ich habe heute noch narben am körper, weil der panzer so eng war. dennn nur durch starken druck läßt sich die wirbelsäule verbiegen. was es heißt, jeden tag eingesperrt zu sein, mit schmerzen und ekzemen kann sich ein außenstehender nur schwer vorstellen. auch ihre angesprochene kleiderfrage erwies sich als schwierig. es gingen nur übergrößen.
gerade in der pubertät ist eine solche behandlung ein psychisches problem.
viele untersuchungen ergeben heute, daß gezielter sport (schwimmen) dem rücken weitaus besser tut.

ich trage mein korsett jetzt seit 10 jahren nicht mehr. mein rücken hat sich wieder verformt und ich bin seit 3 jahren in psychotherapeutischer behandlung, um diese erfahrung zu verarbeiten. ich bin kein schwacher mensch, aber diese behandlung ist in meinen augen unmenschlich
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Beitrag von sloopy »

Lieber Gast,

wie sehr du noch heute unter einer Korsettbehandlung leidest, finde ich erschreckend und das tut mir wirklich leid. Dennoch sollte man meiner Meinung nach nicht grundsätzlich verachten! Ich will eine Korsett-Therapie keineswegs schön reden, aber dennoch habe ich zwei Kritikpunkte zu deinem Beitrag!
ich habe heute noch narben am körper, weil der panzer so eng war.
Narben sollten aber von einem Korsett nicht bleiben. :( Wenn man sein Korsett bei einem guten Orthopädiemechaniker wie z.b. Herrn Rahmouni ( http://www.rahmouni.de ) machen lässt, dann kann einem so etwas wirklich nicht passieren. Ausserdem muss man zu regelmässigen Kontrollen, damit die Druckpolster angepasst werden.

viele untersuchungen ergeben heute, daß gezielter sport (schwimmen) dem rücken weitaus besser tut.
Aber man kann doch mit einfachem Sport niemals eine solche Korrektur erreichen wie mit einem guten Korsett. Das ist überhaupt nicht möglich!


Gruss, sabine
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Mellie.

Beitrag von Mellie. »

Lieber Gast,
auch ich hatte im Alter von 6 - 14 Jahren ein Korsett.Darunter gelitten habe ich auch,aber ich hatte das "Glück",das meine Grossmutter "Mitleid" mit mir hatte.Sie wohnte im selben Haus wie wir,was damals für mich sehr gut war.Ich brauchte nur anfangen zu jammern,dann hat sie meine Mutter so lange "bequatscht" wie man mir das antun könne usw. bis meine Mutter sagte,ich darf es ausziehen.Geholfen hat es (mir im Nachhinein betrachtet) überhaupt nicht!!!Ich war das Korsett zwar los,aber förderlich für meinen Rücken war es nicht.Im Alter von 14 Jahren wurde eine Operation notwendig,weil die Lungen drohten,eingeengt zu werden und der Magen es schon war.Ich habe erst wieder lernen müssen,richtig zu essen,bis ich satt war und nicht, bis kein Platz mehr war!
Mein Korsett wurde jedes Jahr kontrolliert,bei Bedarf auch öfter.Die Tüte mit den Röntgenbildern im Krankenhaus ist mit der Zeit schon richtig zerfleddert und wurde in eine zweite Tüte gesteckt.Vor allen Dingen ist die verdammt schwer!!!
Heute denke ich,ich hätte mit Korsett mir einiges ersparen können.Die OP zwar nicht,aber einige Zeit an Krankenhausaufenthalt,nämlich die Halo-Extension,die eine verdammte Qual war auch wenn ich einige Vorzüge auf der Station hatte,da auch das Personal Mitleid hatte.Ich war, sozusagen,"Versuchskaninchen",da ich die erste war bei der die OP in diesem Krankenhaus durchgeführt wurde.
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Beitrag von only_child »

Hey!
Sehe das genauso wie Sabine und Bea. Ein Korsett ist auf jeden Fall die "angenehmere" Lösung als eine OP. Goot sei Dank musste ich nir über eine OP nachdenken, aber als ich plötzlich von Dr. Weiß ein Korsett empfohlen bekam (meine Orthopäde hatte mir immer gesagt, dass er mir das "ersparen" wollte), war ich natürlich auch erstmal fertig, aber mit der Zeit merkt man dass es besser ist. Und wenn man dann z.B. nach Sobernheim oder sicherlich auch Bad Salzungen zur Kur fährt und dort andere Leute kennenlernt, die auch ein Korsett tragen, dann wird einem auch bewusst, dass es andere Patienten gibt, denen es viel schlimmer geht. Ich zumindest habe diese Erfahrung gemacht.

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Liebe Grüße
Julia
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Beitrag von Toni »

Lieber Gast-Unbekannt
Eine pauschale Warnung vor jedem Korsett ist sicher falsch. Es ist richtig, vor schlechten Korsetts zu warnen!
Ein Korsett das derartige physische und psychische Narben hinterlässt, wie bei Ihnen war eindeutig ein schlechtes Korsett!
Einem Kind pauschal die Chance auf eine qualitativ gute, erträglich und erfolgreiche Korsett-Therapie zu versauen und es damit bewusst in die Progredienz-Falle laufen zu lassen, bedeutet bei Kurven über 20° Cobb eine sehr hohe OP-Wahrscheinlichkeit oder ein Leben mit Schmerzen, Brustenge und Atemnot! Sport allein genügt leider nicht.
Moderne Überkorrektur-Korsette können sehr erfolgreich sein und sogar relativ gut aussehen!

Lesen Sie doch mal diesen Bericht:
http://www.baden24.de/d/html/news/stadt ... ewsid=5755
Das Mädchen ist zurecht stolz auf sich!
Ohne gute Korsetts hätte sie sicher bereits Stahl eingebaut!
Aber Ihnen gehts vermutlich wie mir selbst auch: Wer zu früh geboren ist- den bestraft das Leben.
Toni
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BZebra
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Beitrag von BZebra »

Hallo,

auch noch mal an gast-unbekannt:

Was Dir passiert ist, das ist wirklich schlimm und ärgerlich:(. Aber diese schlechte Erfahrung hast Du mit Sicherheit einem schlechten Orthopädietechniker zu verdanken. Und die gibt es leider garnicht selten.
Es heißt, daß 80% der angefertigeten Korsetts nicht ausreichend gut sind. Nicht umsonst posten wir hier ständig (ich tus nochmal) http://rahmouni.de.

In der Katharina-Schroth-Klinik in Sobernheim habe ich so viele Leute kennengelernt, die ihre Korsett-Therapie erfolgreich und ohne große Probleme durchgestanden haben. Und das nicht nur mit geringen Gradzahlen.

Du sprichst auch den grossen Druck an, der notwendig ist, um die Wirbelsäule zu begradigen. Das ist richtig. Aber Druck ist eben nicht gleich Druck. Ich selbst wurde durch mein erstes Korsett von 58° auf 18° korrigiert. Auch wenn der Druck groß war, nach der Eingewöhnungszeit war er schmerzfrei auszuhalten. Ich habe mein Korsett sogar gerne getragen, weil es für mich die einzige Alternative zu einer OP war. Im übrigen sind es bei mir heute nur noch 32°; es hat also auch etwas gebracht.

Du schreibst, daß Du heute in Psychotherapeutischer Behandlung bist, um mit der Sache klar zu kommen.
Ich kann Dir empfehlen: Mach eine Kur in Bad Sobernheim oder Bad Salzungen. Das tut nicht nur Deinem Rücken gut sondern auch Deiner Psyche.
Du bist dort unter gleich gesinnten und Du wirst dort auch sehen: Die Dinge sind nicht so, wie Du sie erlebt hast und wie sie sich für Dich jetzt darstellen.

Ein kleines Beispiel:
Eine meiner Zimmernachbarinnen in Sobernheim hatte auch ein schlechtes Korsett gehabt. Für sie war ein Korsett das schlimmste was einem überhaupt passieren konnte.
Mit 14 Jahren hatte sie sich gegen ihre Eltern durchgesetzt und ihre Korsett-Therapie einfach abgebrochen. Ihre Skoliose hatte sich dann natürlich weiter verschlechtert. Als ich sie kennen gelernt habe, war sie 19 und hatte 80°. Trotzdem hat sie ihre Entscheidung von damals nicht bereut: Es sei einfach nur schrecklich gewesen.
Ich war damals 18 und habe mein Korsett noch den ganzen Tag getragen. Also auch wenn wir während der Mittagspausen und Abends gemeinsam auf dem Zimmer waren.
Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, sie davon zu überzeugen, sich mit 19 Jahren (und vor allem mit dieser negativen Grundeinstellung) wieder ein Korsett zuzulegen. Meiner wochenlangen "Dauerdemo" hat Sie aber nicht stand gehalten ;). Sie hat sich dann (aus freien Stücken) wieder ein Korsett anfertigen lassen um es dann noch ein paar Jahre zu tragen.
Dies nur als Beispiel wie man seine Meinung ändern und seine "Traumata" überwinden kann.

Liebe Grüße,
BZebra :bandit:
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Beitrag von only_child »

Ich wollte dazu nur noch sagen, dass ich Leute kenne, die mit ihrem Korsett reiten, wandern (mit einem 25KG-Rucksack) und sich ihr Leben durch das Korsett so wenig wie möglich einschränken lassen.
_______________________________
Liebe Grüße
Julia
>Carpe diem<
lisabet
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Beitrag von lisabet »

Liebe Sabine,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Wir waren schnell noch mal zwei Wochen ohne Korsett am Meer. Morgen haben wir den Termin beim orthopädietechniker, zur anpassung. Davor graust es mir ziemlich, aber mir scheint, meine Tochter Luisa trägt das alles mit sehr viel mehr Fassung als ich selbst. Nun, die schwere zeit der Anschulung steht uns jedenfalls unmittelbar bevor.
Wir wohnen in München und sind bei dem Orthopäden Dr. Paulus. Er hat uns auch schon alle antragsformulare für eine kur in Bad Sobernheim gegeben, der Antrag läuft. Wie es jetzt weitergeht? Keine Ahnung, aber ich halte dich gerne auf dem Laufenden.
Herzlichen Gruß
lisabet
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elisabeth
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Beitrag von sloopy »

Liebe Lisabet,

es freut mich zu lesen, dass alles in die Wege geleitet wurde, damit Luisa nach Bad Sobernheim fahren kann. Der Aufenthalt wird ihr sicherlich sehr gut gefallen und sie wird lernen, mit sich und ihrer Skoliose umzugehen. In Sobernheim ist das Tragen eines Korsetts wirklich das normalste von allem und dort ist Luisa in sehr guten Händen!

Du brauchst dir auch keine Sorgen zu machen wegen der Kur- dort ist Luisa niemals alleine! Wie alt ist sie eigentlich?

Die Eingewöhnungszeit für das Korsett wird sicherlich für eure ganze Familie ziemlich hart werden, aber ihr werdet das schaffen! Du musst deiner Tochter vermitteln, dass sie etwas besonderes ist und dass sich durch das Korsett nichts an ihrer Person ändert und dass sie dadurch kein "schlechterer Mensch" ist. Unterstütze sie so gut es geht!

Ich würde mich freuen, wenn du uns auf dem Laufenden hälst!

Liebe Grüsse, sabine
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Beitrag von lisabet »

Liebe Sabine,
Luisa wird im Dezember 12. Ihre Skoliose lag im Juli bei 38 Grad lumbal und 20 Grad thorakal. Seit Anfang September trägt sie das Korsett, etwa 20 Stunden täglich (Dr Paulus fordert ein Mimimum von 18 Std.) Nun muss das Korsett nachgebessert werden, weil es zu wenig korrigiert und wir gehen nächste Woche noch mal zum Orthopädietechniker. Abgesehen davon, dass Luisa sich mit Korsett die Schuhe nicht zubinden kann und es ausziehen muss, um aufs Klo zu gehen (tut sonst unter den Achseln weh und geht am Po zu weit runter), kommt sie körperlich ganz gut damit klar. Ganz anders jedoch sieht es mit der psychischen Reaktion aus. Sie ist anders als früher reizbar, aggressiv, leicht den Tränen nahe und wird immer unzugänglicher und verschlossener. Zärtliche und liebevolle Gesten wehrt sie immer häufiger ab. Der Blick in den Spiegel ist ein großes problem für sie und sie hat Schwierigkeiten sich so zu kleiden, dass sie sich selbst gefällt.
Ich mache mir große Sorgen um ihre psychische Verfassung und habe versucht, ihr einen Jugendpsychotherapeuten anzubieten, das lehnt sie aber ab. Deshalb bemühe ich mich momentan um Gelassenheit und will erst mal abwarten. Im Frühjahr fährt sie nach Bad Sobernheim und auch wenn ihr bange ist, wegen der langen Trennung von daheim und ob sie nicht in der Schule zu viel versäumt, hoffe ich, dass ihr das Zusammensein mit anderen Betroffenen Kraft und Hoffnung gibt.
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Beitrag von sloopy »

Gepostet von lisabet
Im Frühjahr fährt sie nach Bad Sobernheim und auch wenn ihr bange ist, wegen der langen Trennung von daheim und ob sie nicht in der Schule zu viel versäumt, hoffe ich, dass ihr das Zusammensein mit anderen Betroffenen Kraft und Hoffnung gibt.
Hallo Elisabeth,

leider kann ich nur ganz kurz schreiben- nur eine Frage: habt ihr schon einen Termin für Bad Sobernheim? Ich bin auch Anfang des Jahres dort, vielleicht lernen wir uns ja mal persönlich kennen?

Liebe Grüsse sendet euch sabine
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