darisaNGB hat geschrieben:Was war besonders schlimm und was habt ihr gemacht?
Gibt es irgenwelche Tricks wie es leichter geht es zu akzepieren? Hat euch etwas besonderes geholfen oder es verschlechtert???
Hallo Darisa,
wieviel Grad hat denn eure Tochter? Vielleicht muss es ja nicht unbedingt ein Rahmouni Korsett sein.
Was das psychische angeht helfen, meiner Erfahrung nach, vor allem zwei Dinge.
1.) Man sollte das Korsett selbst wollen
Dafür muss man verstanden haben, was - auch mit welcher Wahrscheinlichkeit - passiert, wenn man das Korsett jetzt nicht trägt bzw. wenn man es zu wenig trägt und was dann kurz- und langfristig die Konsequenzen sind.
Diese Informationen in dem Detail bekommt ihr eigentlich bei keinem Arzt- oder Behandlergespräch, weil das einfach zu lange dauert. Das muss man sich erlesen.
Das Problem, was an der Stelle auftaucht ist, dass der Arzt oder Behandler irgend eine Vorgabe macht, die dann einfach ungefragt von "einer Autorität" stammend übernommen und blind verfolgt wird. Machen wir im Leben alle so, sonst müssten wir uns über alles unendlich viel Gedanken machen.
Als Elternteil hat man relativ wenig Probleme eine solche Behandlermeinung einfach so zu akzeptieren, weil die Konsequenzen einen ja nur indirekt treffen. Als Jugendlicher, der so ein Korsett dann aber tragen soll, hat man ungleich mehr Motivation die Validität dieser Empfehlung zu hinterfragen. Man denkt: "Na, das wird schon nicht so schlimm sein, die übertreiben halt...". Man will es natürlich nicht wirklich wahr haben, ist ja nicht wirklich toll.
Wenn man sein Kind also dazu bringen will, das Korsett freiwillig zu tragen (ohne dass vorher das Kind schon in den Brunnen gefallen ist), dann muss man sich wirklich in die Sache reinarbeiten und auch die Hintergründe und Mechanismen verstehen und reale Beispiele über die möglichen Verläufe kennen und aufzeigen können, um das Ganze dann Abseits von irgendwelchen dogmatischen Ärzte-Meinungen seinem Kind erklären zu können.
Es ist alles eine Frage der Informationsqualität und der Didaktik. Vor allem mit Ehrlichkeit und Vertrauen kommt man am aller weitesten. Ihr müsst euch wirklich in die Situation eurer Kinder hineinversetzen und versuchen die mit ihnen zu lösen. Auch wenn ihr sie vielleicht nicht versteht (das wäre euer Versagen), sind diese Probleme oder Ängste existent, und die kann man lösen, wenn man sich damit beschäftigt.
Versucht euch vollkommen auf die Seite eurer Kinder zu stellen und die Probleme von deren Perspektive anzugehen, dann bleibt denen nichts anderes übrig, als sich mit euch zu identifizieren und auch der gleichen Meinung zu sein und das gleiche zu wollen.
Und das Beste daran, es gibt dann aufgrund von Meinungsgleicheit auch keine Differenzen mehr.
Kurz: Versorgt eure Kinder mit qualitativen Informationen, stellt ihnen eure Erfahrung, euer Wissen und euer Organisationsvermögen zur Verfügung, damit sie ihre eigenen Probleme damit lösen können.
2.) Die eigene Perspektive ist nicht die Perspektive anderer
Dann sollte man sich darüber klar werden, dass man sich selbst ein einem ganz anderen Licht sieht als andere das tun.
Man oder viele neigen dazu sich selbst überkritisch zu sehen während man das bei anderen nicht tut. Deswegen denkt man
"Oh mein Gott, die Kante die hier absteht, die sieht jeder!" In Wirklichkeit mag das Auge diese Kante zwar registrieren, ohne weiteres Wissen darüber woher die an dieser Stelle jetzt auftauchen könnte, kann man mit dieser I_nfo aber nichts weiter anfangen, weshalb die von einem Unwissenden einfach ignorierter wird.
Wer nicht weiß, dass man ein Korsett anhat, der wird die äußerlichen Zeichen die es dafür so gut wie immer zumindest ein wenig gibt, gar nicht erst wahrnehmen. Und deswegen passiert genau das hier:
KIKilein hat geschrieben:aber in meiner Klasse bemerkt garniemand dass ich ein Korsett habe auser meine Freundinnen wissen, dass ich ein Korsett habe.
In so einer Situation muss man dann leider damit fertig werden, doch nicht der Mittelpunkt der Welt zu sein und akzeptieren, dass sich die Welt so erschreckend wenig für sein Aussehen interessiert, dass sie nicht mal das Korsett bemerkt.
Was hilft, ist denke ich sich selbst einmal zu beobachten wie man die Stilentgleisungen anderer betrachtet. Während man selbst vielleicht denkt "So wollte ich aber nicht rum laufen!" denkt man im gleichen Moment "Aber es ist ja jemand anders, dann ist das ja O.K.!". Man denkt nicht halb so negativ über andere wie man anderen gerne unterstellt, sie würden über einen selbst so denken.
Andere sind außerdem immer sehr dankbar, wenn es jemanden gibt der etwas weniger perfektes anhat, denn das setzt sie weniger unter Druck. Denn keiner will ja der Letzte sein, deswegen sind alle dem Letzten eigentlich immer sehr dankbar.
Und was die objektive Sichtbarkeit des Korsetts angeht. Die lässt sich zum einen verbessern in dem von vorne herein eine (trotzdem natürlich immer noch sehr gute) Korsettart nimmt, die wenig auffällt, zum anderen muss man seinen Kleidungsstil umstellen und braucht i.d.R. wirklich einen ganzen Schrank neuer Klamotten.
KIKilein hat geschrieben:Außerdem habe ich einen Stall neuer Kleider gebraucht, weill ich keine engen Kleider mehr mit Korsett anziehen kann.
Und auch an der Stelle müsst ihr einfach beim Klamotten kaufen helfen. Als Jugenlicher hat man meistens noch keine Figurprobleme und man kann fast alles tragen. Als Erwachsener oder generell als Person mit mehr Fettpölsterchen sieht die Sache auch schon wieder ganz anders aus. Die müssen auch alle kaschieren, können nicht alles tragen und müssen mehr suchen. Es kommt, genau wie bei Erwachsenen mit Figurproblemen, bei Korsettträgern sehr auf Schnitt und Stoffqualität an auf die man beim Kleisungskauf achten muss, und so fern man das berücksichtigt ist auch fast alles kaschierbar.