Erwachsenenkorsett - Voraussetzungen?

Alles zur Korsett-Therapie für Jugendliche und Erwachsene bei Skoliose, Morbus Scheuermann, Kyphose ...
Cassia
Newbie
Newbie
Beiträge: 35
Registriert: Fr, 08.05.2009 - 18:47
Wohnort: CH-Winterthur

Erwachsenenkorsett - Voraussetzungen?

Beitrag von Cassia »

Im Forum bin ich über Aussagen von Dr. Steffan gestolpert:

«Ich stehe allerdings zu meiner Meinung, dass ich hohe Korrekturen bei erwachsenen Patienten für riskant halte wenn gewisse Voraussetzungen nicht gegeben sind.»

«Wenn die vorgegebene Tragezeit eingehalten wird und dazu regelmäßig nach Schroth geübt wird ist gegen eine hohe Korrektur im Rahmouni nichts zu sagen.»

Über Schroth hab ich mich ja bereits informiert, wie sieht's jedoch mit den Tragzeiten beim Erwachsenenkorsett aus? Wie definieren sich die vorgegebenen Tragezeiten und über welchen Zeitraum?
Benutzeravatar
Thomas
Tech-Admin
Tech-Admin
Beiträge: 3569
Registriert: So, 19.02.2006 - 10:23
Geschlecht: männlich
Diagnose: Kyphose anfangs 59 Grad, inzwischen nur noch 49 Grad, Neuroforamen-Stenose (Einengung der Nervenwurzeln) in der HWS.
Therapie: Rahmouni-Korsett seit Februar 2006, zeitweise mit Halsteil, Schroth-Reha Juni / Juli 2010
Wohnort: Nähe Stuttgart

Beitrag von Thomas »

Also ich zitiere mal aus meinem Bericht über den Vortrag von Dr. Steffan auf dem Skoliose-Symposium in Bad Salzungen im Juni 2007:

[equote=""].... Bei den korrigierenden Korsetts ist seine Aussage etwas komplexer. Hier zeigte er zunächst Bilder von Toni und die (uns hier ja auch bekannten) Vorher- und Nachher-Auffnahmen seiner Kyphose und den tollen Erfolgen, die Toni damit erreicht habe, erwähnt aber auch, dass trotzdem noch niemand weiß, ob man diese Verbesserung nach einigen Jahren auch ohne Korsett halten kann. Er erwähnte natürlich Herrn Rahmouni und dass Dr. Hoffmann ja diese Art der Erwachsenen-Korsett-Versorgung befürworte. Er erwähnte auch, dass Dr. Hoffmann in nächster Zeit auch eine Studie zu diesem Thema veröffentlichen wolle.

Nach Ansicht von Dr. Steffan ist diese Art der Erwachsenen-Korsett-Verorgung ok, wenn das Korsett über mehrere Jahre hinweg 16 bis 23 Stunden am Tag getragen wird und gleichzeitig drei bis vier mal pro Woche Schroth gemacht wird.

Er sieht aber massive Probleme dann, wenn ein derartiges korrigierendes Korsett nur vier Stunden am Stück getragen wird, dann wieder abgelegt wird, und dann womöglich am selben Tag nochmals vier Stunden getragen wird. Für diesen Fall sieht er die Gefahr, dass durch das Korsett die Bänder des Halteaperrates aufgedehnt werden, und die gesamte Wirbelsäule dadurch instabiler wird. Grundsätzlich ist er der Ansicht, dass bei Skoliosen und Hyperkyphosen eher eine Verfestigung der Wirbelsäule als eine Lockerung anstrebenswert ist, und diesem Bestreben wirken die korrigierenden Korsetts entgegen, wenn sie nur jeweils kurzzeitig (weniger als 16 Stunden am Tag am Stück) getragen werden.

Dr. Steffan hat dann von seinen Erfahrungswerten in der Klinik berichtet, dass er leider nur zwei Patienten, die eine Erwachsenen-Korsettbehandlung in der positiven Art, also mit mehr als 16 Tragezeit täglich und das über Jahre hinweg, kennen gelernt habe, dagegen mindestens zwanzig, die zwar ein Korsett verschrieben bekommen hätten, dies aber nur sporadisch oder gar nicht mehr tragen würden. Und das lässt ihn zu dem Schluß kommen, dass die Erwachsenen-Korsettversorgung mit korrigierenden Korsetts eher für Ausnahmefälle geeignet ist. Er sagt aber auch ganz klar, dass er, wenn es ein Patient ausdrücklich wünscht, und er es für angebracht hält und er glaubt, dass der Patient die langen Tragezeiten auch durchhält, diesem auch ein solches Korsett verschreibt, ihn aber dann nicht direkt vor Ort versorgt, sondern dass er ihn dann zu Rahmouni schickt.
[/equote]
Quelle: viewtopic.php?p=72621#72621

Ich persönlich gehöre zu denen, die ihr Korsett praktisch rund um die Uhr tragen und komme gut damit zurecht. Ich habe bisher (nach immerhin dreieinhalb Jahren) auch noch keine schlechten Erfahrungen mit dem Korsett gemacht. Ich habe auch noch keinerlei Muskel-Atrophie festgestellt. Ich trage mein Korsett allerdings auch nicht hauptsächlich wegen einer möglichen Aufrichtung der Kyphose, sondern zur Schmerzminderung (was auch hervorragend funktioniert, ich bin praktisch schmerzfrei), und mein Korsett korrigiert auch nicht so massiv (nur ca.15°).

Gruß Thomas
Cassia
Newbie
Newbie
Beiträge: 35
Registriert: Fr, 08.05.2009 - 18:47
Wohnort: CH-Winterthur

Beitrag von Cassia »

Danke Thomas!

Interessanter Beitrag wobei mich noch interessieren würde von wievielen Jahren wir sprechen.... 5, 10 oder sogar mehr?

16 Stunden täglich scheinen mir noch erreichbar aber rund um die Uhr kann ich mir momentan noch nicht so gut vorstellen.

Wenn ich dich richtig verstanden habe, gibt es Negativergebnisse bei geringerer Tragedauer? Wäre dies evtl. mit mehr Schroth zu kompensieren?

Ich möchte mich über alle Möglichkeiten informieren und dann die für mich richtige Variante der Therapie wählen. Zeit verschwendet hab ich über die Jahre - den netten Ärzten sei Dank - schon genug. *grrrrrrrrr*

Lieber Gruss
Benutzeravatar
Thomas
Tech-Admin
Tech-Admin
Beiträge: 3569
Registriert: So, 19.02.2006 - 10:23
Geschlecht: männlich
Diagnose: Kyphose anfangs 59 Grad, inzwischen nur noch 49 Grad, Neuroforamen-Stenose (Einengung der Nervenwurzeln) in der HWS.
Therapie: Rahmouni-Korsett seit Februar 2006, zeitweise mit Halsteil, Schroth-Reha Juni / Juli 2010
Wohnort: Nähe Stuttgart

Beitrag von Thomas »

Cassia hat geschrieben:....wobei mich noch interessieren würde von wievielen Jahren wir sprechen.... 5, 10 oder sogar mehr?
Das kann Dir wohl leider noch keiner sagen. Es liegen einfach zu wenig Langzeiterfahrungen vor.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, gibt es Negativergebnisse bei geringerer Tragedauer? Wäre dies evtl. mit mehr Schroth zu kompensieren?
Wohl eher nicht. Langfristig drei bis viermal Schroth in der Woche ist ja auch schon ne ganze Menge, ich kann mir nicht vorstellen, dass noch mehr Schroth da noch viel kompensieren kann. Ist aber meine private Meinung.

Gruß Thomas
Cassia
Newbie
Newbie
Beiträge: 35
Registriert: Fr, 08.05.2009 - 18:47
Wohnort: CH-Winterthur

Negativergebnisse?

Beitrag von Cassia »

Welches waren die Folgen von geringerer Tragedauer? Verschlechterung der Gradzahl?
Benutzeravatar
Klaus
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 15159
Registriert: Mi, 23.06.2004 - 18:36
Geschlecht: männlich
Wohnort: Hannover

Beitrag von Klaus »

cassia hat geschrieben:Wenn ich dich richtig verstanden habe, gibt es Negativergebnisse bei geringerer Tragedauer? Wäre dies evtl. mit mehr Schroth zu kompensieren?
Was hier noch nicht so richtig zum Ausdruck gekommen ist, ist die Tatsache, dass es bislang noch keinen Erwachsenen gibt, der sein im Erwachsenen-Alter angelegtes Korsett wieder ganz ablegen konnte, ohne Probleme zu bekommen. Es besteht also im grunde eine lebenslange Abhängigkeit, die man allerdings individuell bezüglich Tragedauer pro Tag regeln kann.
Ob man das will, muss man für sich selbst entscheiden. Das ist auch abhängig von der eingeschätzten persönlichen Lebensqualität (mit oder ohne Korsett), die natürlich entscheidend von Schmerzen geprägt sein kann.

Das Problem beim Korsett kann durchaus sein, dass man es wegen einer Erkrankung oder aus anderen Gründen länger nicht tragen kann. Dann besteht schon die Gefahr, dass die Beschwerden ällmählich wieder zurückkommen oder auch andere Beschwerden auftreten. In einer solchen Situation ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch an Schroth KG nicht zu denken.
Korsett und Schroth sind eigentlich immer eine dringend notwendige Kombination, wobei das Korsett die stärkere Korrekturkraft ausübt und Schroth die jeweilige Situation muskulär stabilisiert. Es wird nach meiner Meinung in dieser Kombination eher das Korsett getragen, als Schroth gemacht, deswegen wird sich die Frage nach dem Ausgleich mit Schroth in der Praxis gar nicht stellen.

Dr. Chenau, berühmter Korsettbauer, hat bezüglich der Zeitdauer von tatsächlich stabilen Korrekturen von Jahrzehnten(!) gesprochen.
Vereinfacht gesagt, was sich in einer bestimmten Zeit "verbogen" hat, braucht mindestens die selbe Zeit, um wieder "gerade" zu werden.

Gruss
Klaus
Cassia
Newbie
Newbie
Beiträge: 35
Registriert: Fr, 08.05.2009 - 18:47
Wohnort: CH-Winterthur

Korsett

Beitrag von Cassia »

Genau deshalb bin ich auch skeptisch. Wie du schreibst hat man leider noch keine Langzeiterfahrungen bezüglich adulter Korsetttherapie.

Du schreibst, dass Erwachsene beim Ablegen des Korsettes Probleme bekamen? Ich habe auch gelesen, dass es bei manchen sogar zur massiven Verschlechterung kam. Weiss man mehr darüber wie es dazu kam?

Inwiefern kommt man nur mit Schroth an eine ähnliche Aufrichtung heran?

Ehrlich gesagt bin ich ziemlich verunsichert... :rolleyes:
Benutzeravatar
Klaus
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 15159
Registriert: Mi, 23.06.2004 - 18:36
Geschlecht: männlich
Wohnort: Hannover

Beitrag von Klaus »

cassia hat geschrieben:Welches waren die Folgen von geringerer Tragedauer? Verschlechterung der Gradzahl?
Bei Erwachsenen steht die Reduzierung der Schmerzen an erster Stelle!
Dafür trägt man das Korsett auch lebenslang, wenn durch Schroth KG oder andere Dinge dieses Schmerzen nicht zu reduzieren sind.
Wenn es um reine Korrektur geht, so ist wirklich vorab ganz gründlich zu klären, ob man das Korsett wirklich will !!
Wie schon gesagt, diese Korrekturprozesse sind sehr langfristig zu sehen und die mögliche Anfangseuphorie alles zu tun, um eine "Heilung" zu bekommen, kann den Blick ganz schön einschränken. Sorry, wenn ich das mal so hart formuliere, ohne Dich persönlich zu meinen!
Natürlich sind mit Erhöhung der Tragedauer die Erfolge grösser, aber es wird auch durchaus kontrovers darüber diskutiert, wie intensiv man eigentlich korrigieren sollte. Nach dem zitierten Dr. Chenau bin ich auch der Meinung, dass die Prozesse nur so schnell korrigiert werden können, wie sie sich entwickelt haben. Und da spielt nicht nur die Tragedauer eine Rolle, sondern auch die Höhe der Korrektur.
Wohlgemerkt bei Schmerzen gilt das nicht, da muss man so schnell wie möglich in den Zustand kommen, den man in der Vergangenheit noch ohne Schmerzen hatte. Und selbst das ist eine Abwägung zwischen den anfänglich durchaus möglichen grösseren Korsett-Schmerzen und den ohne Korsett vorhandenen Schmerzen.

Gruss
Klaus
minimine
Co-Admin
Co-Admin
Beiträge: 6145
Registriert: So, 17.02.2008 - 13:21
Geschlecht: weiblich
Diagnose: Skoliose
Therapie: 3x Reha (2005, 2007, 2009),
Cheneau-Korsett 12/2006-01/2008,
Rahmouni-Korsett 02/2008-10/2015
Kontaktdaten:

Beitrag von minimine »

Hallo Cassia,

ich trage auch seit 2,5 Jahren ein Erwachsenen-Korsett (übrigens aufgrund dessen, dass es Dr. Steffan vorgeschlagen hat ;) ). Meine Tragezeit liegt mittlerweile wieder bei 22 Stunden, war schonmal runter auf ca. 14-18 h, was bei meiner individuellen! Situation aber nicht ausgereicht hat. Mein Korsett korrigiert dabei sehr stark (von ca. 50° auf 16°, mittlerweile wohl auf noch weniger) und ich habe von einem Lockerungsgefühl oder ähnliches auch noch nichts gemerkt.

Ich habe immer das Gefühl, der Grund, warum soviele ihr Korsett dann doch nicht tragen, oder nicht auf die gewünschte Tragezeit kommen, liegt daran, dass man sich das alles "anders" vorgestellt hat.
Wenn du eine Korsetttherapie in Erwägung ziehst, dann solltest du wissen, dass es eben v.a. am Anfang weh tut, man u.U. Schlafprobleme hat, regelmäßig zu Kontrollterminen fahren muss, man so gut wie einen neuen Kleiderschrank voll neue Klamotten braucht, mit Motivationsproblemen kämpfen muss oder vereinfacht gesagt, es dein Leben auf den Kopf stellt. Man braucht eben eine gewissen Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen, aber das braucht man bei Schroth-KG auch (diesbezüglich könnte meine Motivation auch etwas höher sein :D )
Wenn du es dennoch mit einem Korsett versuchen möchtest oder du keine andere Alternative hast, dann tue es, überlege es dir aber gut. Ich kann dir aus meiner Erfahrung heraus sagen, man schafft es. Ich kann sogut wie alles mit Korsett machen und mich stört es auch nicht mehr großartig. Wie lange ich es noch tragen muss, kann noch niemand sagen. Rahmouni sagte nur am Anfang, dass es sehr lange dauern würde. Muss es eben tragen, bis ich stabil werde, quasi im Korsett in korrigierter Haltung fester werde. Die Tragedauer wird aber wohl auch individuell sein, eben je nachdem, was für einen Grund es hat, dass man das Korsett trägt.

Man sollte aber auch bedenken, dass es nicht nur die Erwachsenen sind, die eine Korsetttherapie nicht durchhalten. Auch Jugendliche brechen die Korsetttherapie ab. Es ist eben als Behandlungsversuch anzusehen, wie alles andere auch (nur die OP ist nicht mehr rückgängig zu machen ;) ).
Das Problem beim Korsett kann durchaus sein, dass man es wegen einer Erkrankung oder aus anderen Gründen länger nicht tragen kann
Naja, das kann bei Kindern oder Jugendlichen auch passieren. Dann muss man eben nach Alternativen suchen, bzw. wenn man so stark erkrankt ist, dass man das Korsett nicht mehr tragen kann, dann ist wohl eine Skoliose oder Kyphose nur noch Nebensache.
Korsett und Schroth sind eigentlich immer eine dringend notwendige Kombination, wobei das Korsett die stärkere Korrekturkraft ausübt und Schroth die jeweilige Situation muskulär stabilisiert
Woher weißt du das? Also bei mir ist es nicht so. Ich korrigiere mich in Schroth-Haltung noch deutlicher als im Korsett. Ich merke es daran, dass ich in Schroth-Haltung im Korsett deutlich von den Pelotten abweichen kann und ist das nicht so gewollt? Man soll sich doch nicht passiv im Korsett hängen lassen, sondern aktiv korrigieren.
Ich habe auch gelesen, dass es bei manchen sogar zur massiven Verschlechterung kam.
Wobei sich auch die Frage stellt, wie sich das Ganze ohne Korsett entwickelt hätte, vielleicht sogar noch stärkere Verschlechterung? Außerdem kann man eben nicht alles unter einen Kamm scheren. Es ist eben ein Unterschied, ob man das Korsett nur 4 Stunden am Tag trägt, oder ob man es 20 Stunden am Tag trägt. 4 Stunden käme dann ja eher Nichttragen oder zumindest Umsonst-Tragen gleich.

LG
Minimine
LG
Minimine

Lerne von gestern, lebe und wirke im heute und hoffe für die Zukunft.
Albert Einstein
Cassia
Newbie
Newbie
Beiträge: 35
Registriert: Fr, 08.05.2009 - 18:47
Wohnort: CH-Winterthur

Beitrag von Cassia »

Klaus hat geschrieben:Wie schon gesagt, diese Korrekturprozesse sind sehr langfristig zu sehen und die mögliche Anfangseuphorie alles zu tun, um eine "Heilung" zu bekommen, kann den Blick ganz schön einschränken. Sorry, wenn ich das mal so hart formuliere, ohne Dich persönlich zu meinen!
Sorry Klaus von Euphorie ist hier überhaupt nicht die Rede. Ich kläre für mich nur meine Fragen, hole mir Informationen und wäge dann genau ab. Reinsteigern und gleich loslegen ist gar nicht mein Ding. Anscheinend hinterlasse ich einen falschen Eindruck hier. :/

Irre ich mich oder muss man hier noch zwischen korrigierenden und erhaltenden Korsetten unterscheiden?

Danke minimine für deinen Bericht! Interessant fand ich deine Ausführungen zu Schroth und der Korrektur, die du dabei hast. Hattest du vor dem Korsett Schmerzen? Trägst du das Korsett zur Schmerztherapie oder Aufrichtung? Meine Schmerzen sind vor allem muskulär durch die schlechte Haltung (natürlich) bedingt. Verspannungen im Nacken/Schulterbereich lösen bei mir oft Kopfschmerzen aus. Bewege ich mich regelmässig, habe ich dieses Problem jedoch nicht. Mein Bürojob ist leider nicht unbedingt hilfreich dabei...
Benutzeravatar
Klaus
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 15159
Registriert: Mi, 23.06.2004 - 18:36
Geschlecht: männlich
Wohnort: Hannover

Beitrag von Klaus »

cassia hat geschrieben:Ich habe auch gelesen, dass es bei manchen sogar zur massiven Verschlechterung kam. Weiss man mehr darüber wie es dazu kam?
Ich denke, diese Erfahrungsberichte sprechen für sich selber. Dr. Steffan z.Bsp. schöpft sein Wissen auch nur von den vielen Patienten in der REHA und in seiner ambulanten Sprechstunde.
Für mich ist vieles auch nur eine logische Folgerung, ohne wissenschaftlichen Anspruch. Und man muss ja auch bedenken, dass die Patienten nicht unbedingt alles erzählen, gerade was das eigene Unvermögen (z.Bsp. mangelnde Tragezeit) angeht. :) Da kann es dann nur persönliche Einschätzungen bzw. Vermutungen geben, was allerdings nichts an den negativen Situationen ändert.
cassia hat geschrieben:Inwiefern kommt man nur mit Schroth an eine ähnliche Aufrichtung heran?
Nach meiner Meinung sollte man deswegen als ersten Schritt so eine Schroth REHA machen, um genau diese Erfahrung zu machen. Jeder Rücken ist anders und deswegen gibt es bestenfalls bei einem nicht fixierten Rücken ganz grob nach eigener Einschätzung die Möglichkeit von durchschnittlich evtl. ca. 10 % Prozent Verbesserung in 3-4 Wochen. Du siehst, ich winde mich, aber Du willst ja irgend etwas hören. :D
cassia hat geschrieben:Ehrlich gesagt bin ich ziemlich verunsichert...
Bei diesem Thema sind das erst einmal die meisten hier!
Da ich lange Zeit über ein Korsett nachgedacht habe, aber selbst keins trage, hoffe ich, dass ich mich in solche Anfangsprobleme gut einmischen kann.

Die meisten denken bei einem Erwachsenen Korsett zunächst an eine Maßnahme, die nach ein paar Jahren vorbei ist. Und vor einiger Zeit entstand leider nach aussen hin der Eindruck, als würden hier die Korsette von Rahmouni grundsätzlich zu diesem Ergebnis führen und nichts anderes.
Mittlerweile wird das aber gottseidank von einigen Aktiven so weit differenziert, dass man nicht mehr so viel Arbeit damit hat, den buchstäblichen Griff zum Strohhalm zu bremsen, den viele hier beim Eintritt ins Forum haben.
Und dieses Forum wird nun mal von den Usern durch die Erfahrungen gestaltet und bei Erwachsenen-Korsett-Trägern gibt es natürlich viele persönliche Erfolge. Nur das läst sich keinesfalls auf andere übertragen, schon deshalb nicht, weil der Begriff "Erfolg" eine viel zu grosse Spannweite hat.

Deswegen kann ich auch immer nur empfehlen, möglichst viel hier zu lesen und sich allmählich (wirklich ganz allmählich) eine eigene Meinung zu bilden. Nichts ist schlimmer, als eine Sache, von der man nicht voll überzeugt ist.
Es gibt hier jede Menge an entsprechenden Erfahrungsberichten und auch Zusammenfassungen, was das Erwachsenen Korsett angeht.

Gruss
Klaus
minimine
Co-Admin
Co-Admin
Beiträge: 6145
Registriert: So, 17.02.2008 - 13:21
Geschlecht: weiblich
Diagnose: Skoliose
Therapie: 3x Reha (2005, 2007, 2009),
Cheneau-Korsett 12/2006-01/2008,
Rahmouni-Korsett 02/2008-10/2015
Kontaktdaten:

Beitrag von minimine »

Hallo Cassia,
ich trage das Korsett, weil sich meine Skoliose sehr stark verschlechtert hat. Hauptziel ist eben die Stabilisation, aber nach dem Röntgen im Korsett haben Dr. Hoffmann und Rahmouni auch von Korrektur gesprochen. Auch mein Physiotherapeut ist dieser Meinung und ich auch. Ich muss aber auch sagen, ob ich jetzt ohne Korsett mal 45° oder nur 40° habe, das ist mir ziemlich egal. Hauptsache, ich bin stabil, schmerzfrei und ich stehe nicht mehr da wie ein Fragezeichen.

Ich gehörte auch schonmal zu den Menschen mit chronischen Rückenschmerzen. Dagegen hat die Reha in Sobi sehr gut geholfen. Aber das hielt nicht dauerhaft an, auch nicht mit ambulanter Schroth-KG. Hatte vor dem Korsett öfters Blockaden und Verspannungen. Im Korsett bin ich total schmerzfrei.
Bewege ich mich regelmässig, habe ich dieses Problem jedoch nicht. Mein Bürojob ist leider nicht unbedingt hilfreich dabei...
Ich trage mein Korsett übrigens auch im Büro. Dabei stört es überhaupt nicht (falls du das auch in Betracht ziehst ;D ). Als es neulich sehr heiß war, hatte ich es mal nicht an. Ich habe mich richtig darauf gefreut, als ich es Abends wieder anziehen konnte. Liegt aber daran, dass ich ohne Korsett nach einiger Zeit richtig Muskelkater bekomme und da hab ich das dann ganz schön gespürt.

LG
Minimine
LG
Minimine

Lerne von gestern, lebe und wirke im heute und hoffe für die Zukunft.
Albert Einstein
Benutzeravatar
Klaus
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 15159
Registriert: Mi, 23.06.2004 - 18:36
Geschlecht: männlich
Wohnort: Hannover

Beitrag von Klaus »

Hallo cassia,

ich muss erst mal anmerken, dass ich beim Schreiben öfter mal abgelenkt werde und sich deshalb meine Posts zeitlich verzögern. Ich hatte nicht mit einem Chat gerechnet. :D
Wollte eigentlich auch schon längst bei meinem Fitness Training sein. :)
Sorry Klaus von Euphorie ist hier überhaupt nicht die Rede. Ich kläre für mich nur meine Fragen, hole mir Informationen und wäge dann genau ab. Reinsteigern und gleich loslegen ist gar nicht mein Ding. Anscheinend hinterlasse ich einen falschen Eindruck hier.
Ich hatte aber geschrieben:
...Sorry, wenn ich das mal so hart formuliere, ohne Dich persönlich zu meinen!
Also ich finde es gut, wenn Du intensiv nachfragst, insofern ist doch mein Eindruck richtig, dass Du notwendig kritisch an die Sache gehst.
Irre ich mich oder muss man hier noch zwischen korrigierenden und erhaltenden Korsetten unterscheiden?
Es gibt Stützkorsette (feste Bandagen, Mieder u.ä.), korrigierende Korsette (in allen möglichen Variationen) und auch ein spezielles Extensions Korsett (Kubin Korsett, wird von Dr. Steffan bei Schmerzen verordnet).

Bei den korrigierenden Korsetten kann man natürlich den Korrekturgrad x-beliebig variabel gestalten und hat auch selber die Möglichkeit dies in gewissen Grenzen selbst zu steuern. Insgesamt ist das auch von der jeweiligen Philosophie des Korsettbauers abhängig.

Im anderen Thread von Dir über Schroth habe ich das Korsett als Hilfsmittel für solche Übungen angesprochen, das wäre eine vom üblichen Gebrauch abweichende Möglichkeit. In Bad Salzungen wurde das zumindest in 2005 bei meiner REHA als Möglichkeit bei einer Erwachsenen Patientin empfohlen. Ich kann mir vorstellen, dass hierbei der Korrekturgrad nicht so hoch ist, wie bei einem z.Bsp. Rahmouni Erwachsenenkorsett.
Das widerum ist dann möglicherweise bei der Krankenkasse besser durchzusetzen.
Dann gab es in 2008 beim Symposium in Bad Salzungen am Rande eine Information, wonach dort überlegt wird, bei jungen Erwachsenen Korsette mit mittleren Korrekturgraden einzusetzen, um die Situation zu verbessern.
Was wie ein Kompromiss zwischen Rahmouni (Dr. Hoffmann) und Dr. Steffan aussieht :)

Du siehst also, auf diesem Gebiet gibt es viele Variationsmöglichkeiten.

Wenn Du mit "erhaltenden" Korsetten evtl. den Erhalt des Zustandes nach Schroth KG meinst, dann gibt es neben den erwähnten festen Bandagen(sofern der Kyphose Scheitel mit erfasst wird!) auch ein Korsett, was Toni im Internet entdeckt hat. Ich komme jetzt nicht auf den Namen. Ist auf jeden Fall privat gut finanzierbar.

Gruss
Klaus
Benutzeravatar
Thomas
Tech-Admin
Tech-Admin
Beiträge: 3569
Registriert: So, 19.02.2006 - 10:23
Geschlecht: männlich
Diagnose: Kyphose anfangs 59 Grad, inzwischen nur noch 49 Grad, Neuroforamen-Stenose (Einengung der Nervenwurzeln) in der HWS.
Therapie: Rahmouni-Korsett seit Februar 2006, zeitweise mit Halsteil, Schroth-Reha Juni / Juli 2010
Wohnort: Nähe Stuttgart

Beitrag von Thomas »

Vielleicht zur Ergänzung der bisherigen Aussagen:

Laut einer Umfrage hier im Forum, an der bis heute 23 erwachsene Korsetträger teilgenommen haben, tragen über 85% der Erwachsenen ihr Korsett weniger als 16 Stunden am Tag. 73 Prozent tragen es unter 8 Stunden am Tag oder als reines Nachtkorsett, 43% tragen es sogar nur maximal 4 Stunjden am Tag.

Das bestätigt natürlich die Erfahrungen von Dr. Steffan, der ja auch davon sprach, dass die meisten erwachsenen Korsett-Träger ihr Korsett wesentlich weniger als 16 Stunden am Tag tragen.

Wie schlecht die erzielten relativ geringen Tragezeiten für den einzelnen Träger sind, kann ich nicht sagen. Ich selbst habe mit meinen hohen Tragezeiten auf jeden Fall gute Erfahrungen gemacht.

Die möglichen Gründe für die niedrige Korsett-Tragedauer der Erwachsenen hat ja Minimine schon aufgeführt. Grundsätzlich liegt es wohl einfach daran, dass die Erwachsenen die Einschränkungen, die das Korsett gerade am Anfang mit sich bringt, unterschätzen und sich so nie wirklich mit dem Korsett arangieren können, trotz der guten Vorsätze am Anfang.

In der oben aufgefühührten Umfrage waren übrigens sowohl die Träger von rein stützende Korsetts (Kubin-Orthese und Rahmenstützkorsett), als auch die Träger von korrigierenden Korsetts (in der Regel Rahmouni-Korsetts, aber auch einzelnen korrigierende Korsetts anderer Hersteller) angesprochen. Geantwortet haben meinem Gefühl nach aber im Wesentlichen (mit drei bis vier Ausnahmen) die Träger von korrigierenden Rahmouni-Korsetts.

Wobei meines Erachtens nach der Übergang zwischen einem relativ schwach korrigierenden Korrektur-Korsett und einem guten (neuartigen) Rahmenstützkorsett fließend ist, denn auch das Rahmenstützkorsett richtet mit seiner Stützfunktion den Rücken auf und 'korrigiert' so, genauso 'korrigiert' die Kubin-Orthese im Lendenwirbelbereich, wenn sie die LWS streckt. Auch der Effekt, dass laut einschlägiger Literatur beide Arten von Korsetts zu keiner wesentlichen Atrophie der Rückenmuskulatur führen, da in beiden Arten von Korsetten die Rückenmuskulatur trotz Korsett ständig die Haltung korrigiert, und gegen das Korsett arbeitet stützt meines Erachtens nach diese These.

Noch ein Satz zu der von Klaus ausgesprochenen Frage, was passiert, wenn man das Korsett wegen Krankheit oder sonstigen Problemen eine Zeitlang nicht tragen kann:

Ich war letzte Woche für eine Woche auf Urlaub in Norddeutschland und habe das Korsett (bis auf die Fahrt hin und zurück) ausgelassen. Ich hatte die ganze Zeit so gut wie keine Schmerzen und auch keinerlei Probleme mit Instabilitäten oder ähnlichem! Mein Problem ist nur, dass ich in der Woche eineinhalb Kilo zugenommen habe und jetzt mein Korsett nicht mehr bis zu den Strichen zubekomme. ;D

Gruß Thomas
Benutzeravatar
Klaus
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 15159
Registriert: Mi, 23.06.2004 - 18:36
Geschlecht: männlich
Wohnort: Hannover

Beitrag von Klaus »

Thomas hat geschrieben:Noch ein Satz zu der von Klaus ausgesprochenen Frage, was passiert, wenn man das Korsett wegen Krankheit oder sonstigen Problemen eine Zeitlang nicht tragen kann:

Ich war letzte Woche für eine Woche auf Urlaub in Norddeutschland und habe das Korsett (bis auf die Fahrt hin und zurück) ausgelassen. Ich hatte die ganze Zeit so gut wie keine Schmerzen und auch keinerlei Probleme mit Instabilitäten oder ähnlichem!
Ich habe da schon von anderen Erfahrungen gelesen und meinte auch längere Zeiträume, als 1 Woche. Aber jeder Rücken ist bekanntlich anders.

Aufgrund meines Alters (auch wenn ich mich absolut nicht so fühle :) ) denke ich natürlich auch an altersbedingte Beschwerden bzw. Krankheiten, Operationen usw. Ist vielleicht zu theoretisch, aber gut vorstellbar, dass man da öfter mal auf das Korsett verzichten muss.

Gruss
Klaus
Benutzeravatar
Klaus
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 15159
Registriert: Mi, 23.06.2004 - 18:36
Geschlecht: männlich
Wohnort: Hannover

Beitrag von Klaus »

minimine hat geschrieben:
Klaus hat geschrieben:Korsett und Schroth sind eigentlich immer eine dringend notwendige Kombination, wobei das Korsett die stärkere Korrekturkraft ausübt und Schroth die jeweilige Situation muskulär stabilisiert
Woher weißt du das? Also bei mir ist es nicht so. Ich korrigiere mich in Schroth-Haltung noch deutlicher als im Korsett. Ich merke es daran, dass ich in Schroth-Haltung im Korsett deutlich von den Pelotten abweichen kann und ist das nicht so gewollt? Man soll sich doch nicht passiv im Korsett hängen lassen, sondern aktiv korrigieren.
Du hast sicherlich recht, wenn Du das Korsett als Hilfsmittel bei Deinen Schroth Übungen siehst. Ich habe das ja als einen Aspekt des Erwachsenen-Korsett schon angesprochen. Es bietet da die weitgehende Absicherung der optimalen Schroth Haltung, nachdem auch ein gewisser relativ kurzfristiger Korrekturdruck das Schrothen in diese Haltung erst ermöglicht hat.

Meistens ist das aber nicht so, das Korsett muss da ständig einen Korrekturdruck aufbauen, den Du mit Schroth allein nie erreichen wirst, vielleicht abgesehen von den Diskussonen über die sogenannten "Power-Schrother".
Insofern ist auch zu fragen, ob diese Flexibilität im Korsett tatsächlich zur optimal möglichen Korrektur führt oder ob ein höherer Korsettdruck Dich noch weiter bringen könnte.

Andrerseits wäre es natürlich optimal, wenn Dein Korsett nur noch eine temporäre Sicherheit darstellt und Du auch ohne Korsett in dieser Haltung mittel- bis langfristig ohne Beschwerden bist.

Gruss
Klaus
minimine
Co-Admin
Co-Admin
Beiträge: 6145
Registriert: So, 17.02.2008 - 13:21
Geschlecht: weiblich
Diagnose: Skoliose
Therapie: 3x Reha (2005, 2007, 2009),
Cheneau-Korsett 12/2006-01/2008,
Rahmouni-Korsett 02/2008-10/2015
Kontaktdaten:

Beitrag von minimine »

Klaus hat geschrieben:Du hast sicherlich recht, wenn Du das Korsett als Hilfsmittel bei Deinen Schroth Übungen siehst. Ich habe das ja als einen Aspekt des Erwachsenen-Korsett schon angesprochen. Es bietet da die weitgehende Absicherung der optimalen Schroth Haltung, nachdem auch ein gewisser relativ kurzfristiger Korrekturdruck das Schrothen in diese Haltung erst ermöglicht hat.
Ich sehe das Korsett aber nicht als Hilfsmittel bei Schroth. Ich glaube du hast mich da etwas missverstanden. Ich konnte mich schon immer, also auch vor der Korsetttherapie, bei den Übungen sehr gut korrigieren und kam auch optisch in Überkorrektur. Allerdings "wirkt" Schroth bei mir erst seit ich ein Korsett, bzw. auch hier erst, seit dem ich das stark korrigierende Korsett von Rahmouni trage.

Klaus hat geschrieben:Meistens ist das aber nicht so, das Korsett muss da ständig einen Korrekturdruck aufbauen, den Du mit Schroth allein nie erreichen wirst, vielleicht abgesehen von den Diskussonen über die sogenannten "Power-Schrother".
Ich glaube auch hier hast du mich missverstanden. Klar habe ich einen dauerhaften Korrekturdruck. Nur musst man sich ja im Korsett immer etwas von den Pelotten wegbewegen, denn sonst wäre dies ziemlich unangenehm. Man derotiert sich also selbst, so wie man das auch bei Schroth macht. Ich weiß ja nicht, ob es überhaupt jemanden gibt, der den ganzen Tag in optimaler Schroth-Korrektur bleiben kann, ich kann mir das nicht vorstellen.
Ich habe auch schon öfters die Übung "Zwischen zwei Stäben" im Korsett gemacht und da konnte ich schon deutlich von den Pelotten abweichen.
Insofern ist auch zu fragen, ob diese Flexibilität im Korsett tatsächlich zur optimal möglichen Korrektur führt oder ob ein höherer Korsettdruck Dich noch weiter bringen könnte
Also ich glaube, dass mein Korsett im Moment noch ziemlich gut drückt. Wurde ja auch vor 3 Wochen erst aufpelottiert.
Andrerseits wäre es natürlich optimal, wenn Dein Korsett nur noch eine temporäre Sicherheit darstellt und Du auch ohne Korsett in dieser Haltung mittel- bis langfristig ohne Beschwerden bist
Wie bereits gesagt, ich trage ja das Korsett nicht aufgrund irgendwelcher Beschwerden. Die Schmerzfreiheit ist eher ein schöner Nebeneffekt bei mir. Ich werde es noch solange tragen müssen, bis ich stabiler werde.
Aufgrund meines Alters (auch wenn ich mich absolut nicht so fühle ) denke ich natürlich auch an altersbedingte Beschwerden bzw. Krankheiten, Operationen usw. Ist vielleicht zu theoretisch, aber gut vorstellbar, dass man da öfter mal auf das Korsett verzichten muss.
Da sollte man dann aber auch sagen, dass man dann evtl. auch kein Schroth mehr machen kann und da dann genauso Beschwerden zurückkehren können.

LG
Minimine
LG
Minimine

Lerne von gestern, lebe und wirke im heute und hoffe für die Zukunft.
Albert Einstein
gauklerdavid
Vielschreiber
Vielschreiber
Beiträge: 513
Registriert: Di, 18.02.2003 - 09:40

Beitrag von gauklerdavid »

Hallo an alle,

Dann will ich doch auch mal meinen Senf dazugeben.

Meine Erfarung (in chronologischer Reihenfolge)

1) Mit korrigierendem Rahmouni Korsett 1 und Schroth:
-sehr positiv
-Schmerzen besser
-Muskulatur besser
-Belastbarkeit besser
-Haltung besser


2) Mit korrigierendem Rahmouni Korsett 2 (mehr Korrektur) und Schroth:
Zuviel Schmerzen im KOrsett die nicht weg gingen, meiner Meinung nach durch zu starke Korrektur.. Dadurch unregelmaesige Tragezeit.

3) Danach Phase ohne Korsett und ein bisschen Schroth
Eine Phase in der ich mich subjektiv instabiler fuehlte und oft Schmerzen hatte. Auserdem krachte Meine Schulter. Nach einiger Zeit wurde das wieder besser.

4) Nun mit Korsett welches "mittelstark" korrigiert, ca 4 bis 8 Stunden getragen wird und Bewegungsraum bietet fuer aktive Selbstkorrektur und Schroth, sowie isometrichen Uebungen
-Wieder sehr positiv
-Schmerzen besser
-Muskulatur besser
-Belastbarkeit besser
-Haltung besser


Mein Resumee aus diesen Erfahrungen:

Ein korrigierendes Erwachsenen Korsett hat auf jeden Fall eine Wirkung
Es gibt positive Effekte die schwer mit Schroth alleine Erzeugt werden koennen (oder nur mit sehr sehr hohem Uebeauwand nach laengerer Zeit)
. Dazu zaehlen die permanente Haltungskontrolle in jeder Lebenslage, der Rasche Aufbau der Rueckenstrecker, das extrem effektive dehnen der verkuerzten Muskulatur, die Moeglichkeit Stundenlang zu sitzen, die unter Umstaenden rapide und sofortige Schmerzbefreiung. Kurz gesagt ein Korsett kann zu einem Therapiegeraet werden welches Rund um die Uhr wirken kan, jeder Zeit zur Verfuegung steht und nicht viel Zeit kostet, wenn man sich dran gewoehnt hat.

Es kann aber auch Nebenwirkungen habe. Zum Beispiel kann ein sehr stark korrigierendes Korsett welches unregelmassig getragen wird den Ruecken eventuell lockern und Muskeln Baender und Nerven kommen nicht in einen stabilen neuen Zustand. Auch muss mann sich an das Korsett gewoehnen was je nach Haerte des Korsettes und Psychosozialer Situation von sehr leicht bis fast unmoeglich fallen kann.

Es geht darum einen Kompromiss zu finden. In meinem Fall ist dies mit einem mitelstark korrigerendem Korsett welches zur Selbstkorrektur anreizt gegeben. Ich kann es recht flexibel tragen und insgesamt geht es mir damit immer besser. Ich trage nun wenn ich sehr aktiv sein will manchmal mein uraltes Tubinger und sonst zu Hause ein Korsett von Klaus Nahr. Beide Korsette unterscheiden sich durch kleine vor und Nachteile. (Das NahrKorsett hat eine Beckenform die Hosen drueber tragen etwas umstaendlich macht und das Tuebinger hat eine recht starken Bauchdruck und korrigiert nicht den Brustkorb) Sind aber eher Details.
Weiterhin halte ich ein gutes Koerpergefuehl, Schroth , aktive Selbstkorrektur und eine langsame und systematische Gewoehnung an das Korsett sowie einen langsamen Aufbau der Korrektur fuer wichtig, Man muss immer dran denen dass der Umbau der Muskulatur und des anderen Gewebes beim Erwachsenen viel Zeit kostet und nicht so komplett moeglich ist wie beim Kind. Nichtsdestotrotz ist oft mehr weit moeglich als man aufgrund der frustrierenden Erfahrung mit falschen Therapiemethoden so denkt.

David
Benutzeravatar
Klaus
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 15159
Registriert: Mi, 23.06.2004 - 18:36
Geschlecht: männlich
Wohnort: Hannover

Beitrag von Klaus »

Hallo minimine,

ich trage ja nun kein Korsett und muss zugeben, dass ich nicht alle Beiträge in der Korsett Rubrik bis ins Detail lese.
Aber ich habe mir bislang vorgestellt, dass bei Erwachsenen die Kombination Korsett und Schroth so funktionieren sollte, dass die jeweils temporär erreichte Korrektur durch das Korsett durch aktive Muskelpflege wie Schroth immer parallel stabilisiert werden muss und das Schritt für Schritt.

Nun gibt es offenbar dabei unterschiedliche Reaktionen, so unterschiedlich wie die Rücken auch sind.
Bei Dir ist es offenbar so, dass Schroth bezüglich Korrektur die Hauptkomponente darstellt und das Korsett dabei die Funktion hat, die erreichte Schroth Haltung über den Tag/Nacht zu halten, aber auch durch Korrektur Anreiz für eine noch bessere Schroth Korrektur zu geben. Ist das jetzt richtig gedacht? :)
minimine hat geschrieben:Wie bereits gesagt, ich trage ja das Korsett nicht aufgrund irgendwelcher Beschwerden. Die Schmerzfreiheit ist eher ein schöner Nebeneffekt bei mir. Ich werde es noch solange tragen müssen, bis ich stabiler werde.
Deswegen finde ich Deine Situation eigentlich optimal, weil Du offensichtlich muskulär in der Lage bist, immer besser zu sein, als der jeweilige Korsett-Druck. Und das ist die beste Voraussetzung für eine Situation, in der Du auf das Korsett dann möglicherweise ganz verzichten kannst.

Nur ich glaube, dass das bei den meisten so nicht der Fall ist. Wie oben schon gesagt, Korsett als Hauptkomponente zur Korrektur bzw. als dauerhafte Sicherheit und Schroth zur Stabilisation, mehr oder weniger intensiv bis möglicherweise gar nicht.
minimine hat geschrieben:
Klaus hat geschrieben:Aufgrund meines Alters (auch wenn ich mich absolut nicht so fühle ) denke ich natürlich auch an altersbedingte Beschwerden bzw. Krankheiten, Operationen usw. Ist vielleicht zu theoretisch, aber gut vorstellbar, dass man da öfter mal auf das Korsett verzichten muss.
Da sollte man dann aber auch sagen, dass man dann evtl. auch kein Schroth mehr machen kann und da dann genauso Beschwerden zurückkehren können.
Richtig, nur die Frage ist ja, ob durch ein z.Bsp stark korrigierendes Korsett nicht eine grössere Instabilitäts-Gefahr hervorgerufen werden könnte, als durch Schroth Übungen, die man nicht mehr machen kann.

Und David ist ein typischer Fall, von dem offenbar Dr. Steffan spricht, wenn es um Nebenwirkungen eines stark korrigierenden Korsetts geht.
David hat geschrieben:Es geht darum einen Kompromiss zu finden. In meinem Fall ist dies mit einem mitelstark korrigerendem Korsett welches zur Selbstkorrektur anreizt gegeben....
Weiterhin halte ich ein gutes Koerpergefuehl, Schroth , aktive Selbstkorrektur und eine langsame und systematische Gewoehnung an das Korsett sowie einen langsamen Aufbau der Korrektur fuer wichtig, Man muss immer dran denen dass der Umbau der Muskulatur und des anderen Gewebes beim Erwachsenen viel Zeit kostet und nicht so komplett moeglich ist wie beim Kind.
Das entspricht der Vorstellung von Dr. Chenau , dass die Dinge so langsam wieder korrigiert werden können, wie sie entstanden sind. Ich kann das gut nachvollziehen.
Also der 30 jährige hat eine reelle Chance (aber auch nicht mehr), dass er bis zum Rentenalter wieder "gerade" ist. :) Gottseidank gibt es aber immer Ausnahmen und ich bin gespannnt, wie es bei Dir, minimine, weitergeht.

Gruss
Klaus
minimine
Co-Admin
Co-Admin
Beiträge: 6145
Registriert: So, 17.02.2008 - 13:21
Geschlecht: weiblich
Diagnose: Skoliose
Therapie: 3x Reha (2005, 2007, 2009),
Cheneau-Korsett 12/2006-01/2008,
Rahmouni-Korsett 02/2008-10/2015
Kontaktdaten:

Beitrag von minimine »

Hallo Klaus,
Klaus hat geschrieben:Aber ich habe mir bislang vorgestellt, dass bei Erwachsenen die Kombination Korsett und Schroth so funktionieren sollte, dass die jeweils temporär erreichte Korrektur durch das Korsett durch aktive Muskelpflege wie Schroth immer parallel stabilisiert werden muss und das Schritt für Schritt.

Ich weiß ja nicht, wie das Korsett bei anderen wirkt, ich kann ja nur von mir sprechen. Aber auf meinen Fall bezogen, würde ich das, was du geschrieben hast, genau umdrehen. Die Korrektur, die ich temporär mit Schroth erreiche, kann ich auf Dauer nicht halten, so dass das Korsett bei mir das zurückrutschen verhindert. Dadurch, dass ich eben sehr flexibel bin, erreiche ich auch eine gute Korrektur, kann dies aber nicht halten. Rahmouni sagte dazu, dass meine Wirbelsäule aufgrund dieser Flexibilität zurückfedert und sie sich so eben nie stabilisieren könnte, deswegen musste ich ja auch mit meiner Tragezeit wieder nach oben. Oder anders gesagt, Schroth reicht bei mir nicht aus.
Klaus hat geschrieben:Bei Dir ist es offenbar so, dass Schroth bezüglich Korrektur die Hauptkomponente darstellt und das Korsett dabei die Funktion hat, die erreichte Schroth Haltung über den Tag/Nacht zu halten, aber auch durch Korrektur Anreiz für eine noch bessere Schroth Korrektur zu geben. Ist das jetzt richtig gedacht?

Ja, ich glaube, so könnte man es ungefähr bezeichnen. Aber bis auf das rot markierte. Ich korrigiere mich sehr gut mit Schroth. Nur hat Schroth ohne Korsett keine Wirkung bei mir erzielt (außer Schmerzbefreiung). Nicht bezüglich der Korrektur, sondern eher der Muskulatur. Mein Physiotherapeut meinte, die Muskelansteuerung würde jetzt erst so richtig funktionieren.
Klaus hat geschrieben:Deswegen finde ich Deine Situation eigentlich optimal, weil Du offensichtlich muskulär in der Lage bist, immer besser zu sein, als der jeweilige Korsett-Druck. Und das ist die beste Voraussetzung für eine Situation, in der Du auf das Korsett dann möglicherweise ganz verzichten kannst.
Ich denke nicht muskulär, sondern durch die Flexibilität ist das bei mir so. Ich weiß ja nicht inwieweit das zusammenhängt, wäre vielleicht ein eigenes Thema wert. Mein Physiotherapeut meinte jedenfalls, dass die Flexibilität nichts mit der Muskulatur zu tun hat, sondern mit Bändern usw. Das würde dann auch Rahmouni entsprechen, der ganz am Anfang meinte, die Bänder müssten sich auf einer Seite der Wirbelsäule verkürzen und das dauert ziemlich lange und geht eben auch nur, wenn die Wirbelsäule zwischendurch nicht in die alte Position zurückfedert.
Ich weiß nicht, wann dieser Zeitpunkt sein wird, dass ich aufs Korsett komplett verzichten kann. Klingt vielleicht komisch, aber mir fällt die Therapie leichter, wenn ich nicht ans Ende denke, sondern ans hier und jetzt.
Außerdem habe ich noch das Problem, dass man an meine untere Krümmung schlecht mit Schroth rankommt, da sie zu tief sitzt, sagt zumindest mein Physiotherapeut. Er meinte, dass diese Krümmung das Korsett alleine schaffen muss. Das werde ich aber auch in drei Wochen, wenn ich wieder bei Dr. Hoffmann bin, nochmal ansprechen, da das auch die Krümmung ist, die sich jetzt nochmal verschlechtert hat. Daneben habe ich ja noch die Lotabweichung, die alleine war schonmal Grund, um mir zur OP zu raten. Und die ist auch immer noch vorhanden, wenn auch schon wesentlich besser.
Klaus hat geschrieben:Nur ich glaube, dass das bei den meisten so nicht der Fall ist. Wie oben schon gesagt, Korsett als Hauptkomponente zur Korrektur bzw. als dauerhafte Sicherheit und Schroth zur Stabilisation, mehr oder weniger intensiv bis möglicherweise gar nicht.
Im Prinzip müsste es doch bei jedem so sein, der noch sehr flexibel ist. Ich hab hier auch irgendwo mal gelesen, dass Dr. Hoffmann irgendwo gesagt hat, dass ein Korsett bei Erwachsenen nur Sinn hat, wenn die Wirbelsäule noch flexibel ist.
Klaus hat geschrieben:nur die Frage ist ja, ob durch ein z.Bsp stark korrigierendes Korsett nicht eine grössere Instabilitäts-Gefahr hervorgerufen werden könnte, als durch Schroth Übungen, die man nicht mehr machen kann.
Eigentlich könnte ich ja dann auch sagen, dass genau Schroth bei mir diese Instabilität bewirkt hat. Meine größte Verschlechterung war genau dann, als ich gerade aus Sobi kam. Es wurde damals auch kurz bei meinem Orthopäden als Verdacht geäußert. Ich nehme aber mal an, dass es eher trotz Reha schlechter wurde.
Klaus hat geschrieben:Und David ist ein typischer Fall, von dem offenbar Dr. Steffan spricht, wenn es um Nebenwirkungen eines stark korrigierenden Korsetts geht.
Dazu auch zwei Fragen an @David: Wieso konnte Rahmouni nicht einfach Druck wegnehmen, wenn es zu stark korrigiert hat? Hast du damals das Korsett richtig abgeschult oder einfach weggelassen? Ich glaube dass das auch ein wichtiger Punkt ist.
Klaus hat geschrieben:Das entspricht der Vorstellung von Dr. Chenau , dass die Dinge so langsam wieder korrigiert werden können, wie sie entstanden sind. Ich kann das gut nachvollziehen.
Also der 30 jährige hat eine reelle Chance (aber auch nicht mehr), dass er bis zum Rentenalter wieder "gerade" ist.
Da habe ich wohl wirklich einen Pluspunkt. Die Verschlechterung bei mir war ja relativ spät mit Anfang 20. Und ich bekam daraufhin ja auch gleich ein Korsett. Aber genau wegen diesem hohen Verschlechterungspotential wäre bei mir eine langsame Korrektur wohl auch zu langsam gewesen, bzw. war es ja auch mit meinem ersten mittelmäßigen Korsett.

Wenn du schon Dr. Cheneau ansprichtst, ich dachte eher, er wäre ganz gegen Erwachsenenkorsetts. Schreibt er zumindest auf seiner Webseite:

[equote="Dr. Cheneau schreibt auf seiner Website:"]Das Tragen bei Jünglingsskoliosen muss bis zum Alter von einundzwanzig sogar zweiundzwanzig Jahren verlängert werden. Es gibt Patienten, die das Tragen noch weiter verlängern. Es gibt mehr und mehr Erwachsenen, die ein Korsett als erste Versorgung fordern, obwohl ich in etwas negativer Weise reagiere.[/equote]

Er schreibt aber auch:
[equote="Dr. Cheneau schreibt auf seiner Website:"]Abbott heilte die Skoliotiker, wie auch ernsthaft, wie auch bei Erwachsenen. Aber seine Nachfolger konnten ihm nicht folgen. Ich versuche, es zu machen, indem ich hoffe, mich so nahe wie möglich von der Höhe des Meisters zu erhöhen.[/equote]

[equote="In Englisch klingts nicht so holprig"]Abbott cured scoliosis, even serious, even adult. But his successors did not know how to follow him. I try to do it while hoping to raise thee more close possible up to the height of the Master.[/equote]
Macht vielleicht Hoffnung :)
Klaus hat geschrieben:Gottseidank gibt es aber immer Ausnahmen und ich bin gespannnt, wie es bei Dir, minimine, weitergeht.
Und Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel! ;)

LG
Minimine
LG
Minimine

Lerne von gestern, lebe und wirke im heute und hoffe für die Zukunft.
Albert Einstein
Antworten