Selbsthilfe_Dresden hat geschrieben:@sloopy: Wenn ich in einer Sache über keinerlei Informationen verfüge, sollte ich mich mit meiner persönlichen Meinung zurückhalten.
Es gibt schon Informationen diesbezüglich. Sloopy hatte die Sache schon richtig auf den Punkt gebracht, weshalb ich mir auch gedacht habe, ich könnte mir das abtippen sparen. Aber nun gut:
Aus
"Skoliosen und die verschiedenen krankengymnastischen Behandlungsmethoden" von
Christa Lehnert-Schroth, 3. Auflage
Seite 4-5
1. Methode Gocht-Geßner
Sie ist schon ziemlich in Vergessenheit geraten, zumal keine Literatur darüber vorliegt. Aber es muß darauf eingegangen werden, da sie gute Ansätze hat. Hier wird vorwiegend die schwache bzw. überdehnte Muskulatur der Konvexseite tonisiert, um ein weiteres Absinken des Rippenbuckels nach der Seite zu verhindern.
Beurteilung
Die Kontraktion der konvexseitigen interkostalen und auch oberflächlichen Thoraxmuskulatur ist grundsätzlich richtig. Man muß sich dabei über folgendes Gedanken machen:
Das Zusammenspannen der schwachen überdehnten Muskulatur von dorsal nach ventral ist richtig. Wird jedoch nur von lateral nach sternal gearbeitet, verschlimmert sich die Buckelbildung, denn einige Muskeln, die sich beim Skoliotiker lateral befinden, sind infolge der Verdrehung praktisch vordere Rumpfmuskeln (z.B. die ventralen Teile des m.serratus anterior, die kranialen Teile des m. obliquus abdominis externus und mit den vorderen Rippen auch die Interkostalmuskeln). Diese dürfen nicht zusammengespannt, sondern müssen nach vorn–aufwärts gedehnt werden. Wenn ein normaler Mensch diese vorderen Rumpfmuskeln, die sich beim Skoliotiker an der Seite befinden, zusammenzieht, dann entsteht ein rippenbuckel. Wenn das schon bei einem normal gebauten Mensch so ist, muß das einen bestehenden Rippenbuckel vergrößern, da in die Torsion hineingearbeitet wird.
Und zum Thema der anderen physiotherapeutischen Behandlungsmethoden steht auf Seite 13:
Die nachfolgende Tabelle soll noch einmal die Wirkungsweise der einzelnen Methoden veranschaulichen:
+ = positive Ergebnisse = Verbesserung
- = negative Ergebnisse = Schäden
O = bleibt bei der Behandlung unberücksichtigt
v = wird versucht, jedoch ohne nennenswerten Erfolg
1. Einbinden der gezielten Atmung als Stütze von innen
2. Berichtigung des „kyphotischen Gleichgewichts!“ (a-p-Richtung) des Skeletts und der Muskulatur (= sagittale Ebene)
3. Berichtigung des „skoliotischen Gleichgewichts“ (lateral) des Skeletts und der Muskeln (= frontale Ebene)
4. Entdrehung des Beckengürtels (= transversale Ebene)
5. Entdrehung des Rippenkorbes mit Hebelwirkung der Rippen und Atmung „im rechten Winkel“ (= transversale Ebene)
6. Entdrehung des Schultergürtels (= transversale Ebene)
7. Überkorrektur des Skeletts und der Muskeln
8. aktive Streckung der Wirbelsäule
9. orthopädische Lagerung durch Korrekturpolster aährend der einzelnen Übungen (= rtransversale Ebene)
10. muskuläre Festigung der gestreckten und gezielt zusammengezogenen Konvexseite
11. muskuläre Festigung der entdrehten und gezielt zusammengezogenen Konvexseite
12. Einbau des guten Haltungsbildes in den aufrechten Stand und die Alltagsbewegungen
13. muskuläre Kräftigung der Konvexseite, dorsal
14. muskuläre Kräftigung der Konvexseite, lateral
15. isometrische Kräftigung der Konkavseite
16. Lockerung, bzw. Geschmeidigmachen der Wirbelsäule
17. Kräftigung der Lumbalmuskulatur
18. Dehnung der Brustmuskulatur
19. Streckung des mittleren Bogens (thorakal)
20. Kräftigung der Erektoren
21. Seitbeuge des Oberkörpers
22. Drehung des Schultergürtels gegen das Becken
Schroth:
1.) + 2.) + 3.) + 4.) + 5.) + 6.) + 7.) + 8.) + 9.) + 10.) + 11.) + 12.) + 13.) + 14.) + 15.) + 16.) + 17.) + 18.) + 19.) + 20.) + 21.) O 22.) O
Gocht-Geßner:
1.) O 2.) O 3.) O 4.) O 5.) O 6.) O 7.) O 8.) O 9.) O 10.) O 11.) teilweise 12.) O 13.) + 14.) + 15.) O 16.) O 17.) O 18.) O 19.) + 20.) O 21.) O 22.) O
Niederhöffer:
1.) O 2.) O 3.) O 4.) O 5.) O 6.) O 7.) O 8.) O 9.) O 10.) teilweise 11.) O 12.) O 13.) O 14.) O 15.) + 16.) O 17.) teilweise 18.) O 19.) teilweise 20.) O 21.) O 22.) O
KLAPP:
1.) O 2.) O 3.) O 4.) O 5.) O 6.) O 7.) O 8.) teilweise 9.) O 10.) O 11.) O 12.) O 13.) +- 14.) - 15.) O 16.) + 17.) + 18.) + 19.) +- 20.) + 21.) - 22.) teilweise
Aufspann-Übungen:
1.) O 2.) O 3.) O 4.) O 5.) O 6.) O 7.) O 8.) O 9.) O 10.) O 11.) O 12.) O 13.) +- 14.) - 15.) +- 16.) O 17.) +- 18.) O 19.) v 20.) +- 21.) - 22.) O
Schwedische Umkrümmungs-Übungen:
1.) O 2.) O 3.) O 4.) O 5.) O 6.) O 7.) O 8.) O 9.) O 10.) O 11.) O 12.) O 13.) - 14.) - 15.) O 16.) - 17.) O 18.) O 19.) v 20.) O 21.) - 22.) O
weitergeführte Umkrümmungs-Übungen:
1.) O 2.) O 3.) O 4.) - 5.) - 6.) - 7.) O 8.) O 9.) O 10.) O 11.) O 12.) O 13.) - 14.) - 15.) O 16.) - 17.) O 18.) O 19.) v 20.) O 21.) - 22.) –
Statistisch ausgewertet ergibt das für
SCHROTH:
20 + / 2 O
Gocht-Geßner:
3 + / 1 teilweise / 18 O
Niederhöffer:
1 + / 3 teilweise / 18 O
KLAPP:
4 + / 2 +- / 2 - / 2 teilweise / 12 O
Aufspannübungen:
4 +- / 2 - / 1 v / 15 O
Schwedische Umkrümmungs-Übungen:
4 - / 1 v / 17 O
weiter geführte Umkrümmungs-Übungen:
8 - / 1 v / 11 O
Um was es sich hier dreht, das sind die schon seit vielen Jahren als veraltet und überholt geltenden Behalndlungsmethoden die teils nur unzureichende Korrekturerfolge liefern bis hin zu extrem schädlich sind. Die Meinung damit Skoliosen therapieren zu können stammt aus den alten Lehrbüchern. Wie Toni es schon geschrieben hat sind nur SCHROTH und VOJTA erfolgsversprechende physiotherapeutische Behandlungsmethoden bei Skoliose.
Ich für meinen Teil wurde von meinem 6. Lebensjahr an (damals noch mit Haltungsschwäche und
keiner Skoliose) bis ich 13 war mit einigen dieser Methoden therapiert. Ich habe also (leider) auch praktische Erfahrungen damit sammeln können, auf die ich auch gut hätte verzichten können.
Rückblickend kann ich das, was aus dieser List hervorgeht nur bestätigen. Viele Korrekturelemente fehlten, andere konnten schon vom Prinzip her nicht funktionieren und eine extreme Mobilisierung der WS in alle Richtungen gepaart einem nicht vorhandenen Korsett führte dann letztendlich zu einer hypermobilen Wirbelsäule und ungebremster Progredienz.
Es unter ständiger Kontrolle und Skoliosetherapie (mein Orthopäde war mit Rezepten nicht geizig) von keiner Skoliose bis hin zu 60° zu schaffen spricht nicht gerade für sich, ist keine Seltenheit und auch nicht verwunderlich, wenn man sich auf vermeintliche Skoliosetherapien einläßt, die in Wirklichkeit keine sind.