Hallo klaviert,
klaviert hat geschrieben:Ich frage mich hier, ob nach einer Operation der ative Einsatz der Muskeln um den Rücken gerade zu halten nicht automatisch durch die Versteifung kommt und dadurch die Übungen evtl nicht mehr ganz sinnvoll sind. Oder arbeiten die Muskeln im Versteiften Bereich noch genau wie vor der Operation ?
als Erfahrung von jemandem, der langstreckig (Th3 - L5) versteift ist:
So eine langstreckige Versteifung stützt. Aufrecht zu sitzen, bereitet mir keine Anstrengungen, auch nicht z.B. ohne Lehne. Selbst, wenn ich ausnahmsweise (Reise etc.) mal im Sitzen schlafen muss, bleibe ich dabei schön aufrecht sitzen...
Heikler sind: die Bereiche unter und über der Versteifung (diese werden, zwingt man sich in unergonomische Haltungen, schnell überlastet*), sowie kurzstreckige Versteifungen (hier müssen große Anteile der Wirbelsäule nachwievor durch die Muskulatur gehalten werden, zwischendurch ist aber ein Stück versteift).
Da bei mir durch die langstreckige Versteifung die Wirbelsäule an den meisten Bewegungen nicht mehr beteiligt ist - man sehe sich z.B. mal an, wie viele kleine "Verstell-Bewegungen" die Wirbelsäule bei Menschen ohne Versteifung immer wieder macht, auch wenn diese Bewegungen nicht als primär rückenlastig gelten - und ich daher auch den kurzen unversteiften Abschnitt und die Schultern nicht so gut "durchbewegen" kann, hatte ich auch in diesen Bereichen Probleme mit Muskelabbau. Das ließ sich aber mit leichten (!) Physio-Übungen in den Griff bekommen.
Wenn ich mir die in den Videos gezeigten Übungen so ansehe:
- wie beim Kreuzheben die Hantel vom Boden aufgehoben wird, ist für Menschen mit (langstreckiger) Versteifung absolut nicht rückengerecht; da schüttelt es mich!
- die ganzen kleinen "Verstellbewegungen" der Wirbelsäule, die ich in den Videos sehe, können mit einer Versteifung gar nicht mehr gemacht werden.
Für einen Muskelaufbau zu medizinischem Zweck (fit für den Alltag sein, Alltagsaufgaben bewältigen zu können) sind solche Übungen jedenfalls nicht gedacht. Dazu ist Physiotherapie geeignet.
Nach einer OP muss man zwar auch kein "Couchpotatoe" werden (bloß nicht! Bewegung gehört in den Alltag); Übungen mit solchen Bewegungsabläufen wie gezeigt und mit relativ hohen Gewichten - auch 50 kg ist nicht wenig, wenn das von vielleicht einer Bandscheibe abgefangen werden muss! - sind aber mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit erstens belastender und zweitens weniger effektiv. (Ich käme absolut nicht "auf den Trichter", sowas zu machen.) Aber auch ohne diese kann man einen fitten und trainiert aussehenden - vielleicht nicht so übertrieben wie in Video 2 - Körper haben.
* ich merke das z.B. bei: Sitzen auf Stühlen, die nach hinten abfallen, also hinten niedriger als vorne sind; unergonomische "Zwischen-Körperhaltungen" wie z.B. an einem normalen Tisch stehend - der für stehendes Arbeiten strenggenommen zu niedrig ist - vornüber gebeugt aus der Hüfte etwas machen (manche Leute schneiden am Küchentisch stehend ihr Gemüse, für mich nichts) oder solche Haltungen wie bei diesen beiden Personen hier:
http://sickinsight-online.de/wp-content ... oniker.jpg Letzteres führt jedenfalls bei mir zu derben Schmerzen im Nacken und Steißbein - dort, wo die Versteifung endet - und ist auch nicht durch Gewöhnung wegzubekommen.
Viele Grüße
Raven