Stabilisierung, Mobilisierung, Dehnung oder Kräftigung?

Ärzte, Therapieformen, Physiotherapeuten, ...
Antworten
Mama69
treues Mitglied
treues Mitglied
Beiträge: 310
Registriert: Mi, 02.04.2014 - 14:11
Geschlecht: weiblich
Diagnose: Ich habe selber Skoliose thorakolumbal 70º.
Meine Tochter (15J.) hat Skoliose thorakolumbal 35º sowie eine noch nicht eindeutig klassifizierte Muskelerkrankung.
Therapie: ich: Schroth, Schmerzkorsett, Manuelle Therapie, Spiraldynamik
Tochter: Schroth, Korsett, Manuelle Therapie
Wohnort: Bayern

Stabilisierung, Mobilisierung, Dehnung oder Kräftigung?

Beitrag von Mama69 »

Hallo,
aufgrund meiner akuten Schmerzen habe ich Meinungen verschiedener Ärzte und Physiotherapeuten zu o.g. Themen gehört.
Ein bischen verunsichert mich das.
Was ist denn nun das Richtige?
Wovon wieviel und wann nicht?

Mein Arzt sieht Mobilisierung und Dehnung in meinem Fall (hochgradige Skoliose, Erwachsene) eher kritisch. Er meint, ich sollte mir meine Stabilität erhalte und nur stabilisierende Übungen machen. Keine Mobilisierung, keine Extension, wenig Dehnung.

Die Physiotherapeuten sehen die Dehnung und Mobilisierung als wichtig, da ich sehr verspannt und verklebt im Gewebe bin. Die Begründung: erst wenn diese Spannungen gelöst werden, kann ich mich auch aktiv aufrichten.

Was ist eure Erfahrung?
Mein Gefühl sagt mir, dass das Lösen der Verspannungen und Blockaden gut tut.
Aber wird dann womöglich das "relativ stabile Gefüge" instabil und verschlechtert sich?

Natürlich mache ich zusätzlich Schroth und kräftigende Übungen. Allerdings, wenn ich davon zu viel mache, werden die Schmerzen schlimmer.
Am besten geht es mir nach Aquajogging.
mick
Vielschreiber
Vielschreiber
Beiträge: 513
Registriert: Do, 13.10.2011 - 09:04
Geschlecht: weiblich
Diagnose: Skoliose, 4BH li,
bei Gradzahlen große Messabweichungen,
ca. th. 28°, lu. 35°
LL (L4/L5)
Therapie: Korsett als Jugendliche, damals auch allg. KG; jetzt Schroth und Spiraldynamik;
Reha: Aug/Sep 2011 in Bad Sobernheim, Mai/Jun 2016 in Bad Salzungen
Korsett: 2011-2014 Sanomed
seit 2015 CCtec

Re: Stabilisierung, Mobilisierung, Dehnung oder Kräftigung

Beitrag von mick »

Hallo Mama69,

da habe ich auch schon ganz unterschiedliche Meinungen von Ärzten/Therapeuten gehört. Die ultimative Antwort wird es wohl auch hier nicht geben ;) In irgendeinem Thread hatte kürzlich mal jemand geschrieben (vielleicht Klaus?), dass bei Schroth (?) die Lehre sich von der reinen Stabilisierung weg entwickelt.

Meine Erfahrungen sind diese:

Ich persönlich habe auch das Problem (wie Deine Physiotherapeuten sagen), dass ich bei Blockaden nicht gut korrigieren kann. Das ist bei mir im Beckenbereich, ich kann dann die Übungen nicht so gut ausführen (und zwar sowohl bei Schroth als auch offenbar bei Spiraldynamik). Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Blockaden und Verpannungen eine gesunde Stabilisierung geben.
Dr. Wilke sagte zuletzt, dass sich die Oberflächenspannung/Verspannungen deutlich gelöst haben und ich viel entspannter dastehe und deshalb jetzt die Tiefenmuskulatur, die bis dahin "geschlafen" hat, trainieren solle. Auch daraus würde ich schließen, dass oberflächlich zu hohe Spannung (bzw. Verspannungen) nicht gut sind.

Ich würde folgendes tun:

1. Hast Du einen guten Physiotherapeuten zuhause, der Dich kennt und dem Du vertraust? Dann würde ich diesen alles fragen (genau diese Sachen, ob durch die Mobilisierung etc. Instabilität gefördert wird) und mich danach richten, was dieser sagt.

2. Verspannungen könntest Du z.B. versuchen, mit der blackroll zu lösen - oder benutzt Du die schon? Ich krieg damit Verspannungen recht gut weg und es ist nicht die typische Mobilisierung/Dehnung.

3. Blockaden würde ich lösen lassen (oder selbst lösen, wenn Du kannst), nur nicht zu oft. Dabei gibt es wohl auch unterschiedliche Techniken, die sanfter oder mehr "hauruck" sind.

4. Weiter dabei bleiben, Stabilität eher durch Schroth oder Kräftigungsübungen zu erreichen.

5. Bei der Dehnung wäre ich vorsichtiger - vielleicht erst einmal nur die wirklich verkürzten Partien dehnen, die eher in die Fehlstellung noch hineinziehen.

6. Dinge, die Dir gut tun, wie Aquajogging weiter machen bzw. ausbauen.

Das ist natürlich nur meine Laienmeinung - habe von Ärzten und Physiotherapeuten auch schon konträre Meinungen gehört. Ich denke, dass es darauf ankommt, wie man es macht (also dass z.B. mobilisieren/dehnen nicht per se schlecht ist) und glaube denjenigen, die mir ganz konkret auf Fragen antworten, Gründe nennen oder erklären können, wieso man bei welchem Muskel/Gelenk dehnen/mobilisieren/kräftigen/ in bestimmte Richtungen bewegen etc sollte. Außerdem achte ich auch darauf, was mir gut tut (höre also auf mein Gefühl) und versuche zu sehen, wann ich mehr gerade/mehr schief dastehe.

Viele Grüße,
mick
Benutzeravatar
Klaus
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 14971
Registriert: Mi, 23.06.2004 - 18:36
Geschlecht: männlich
Wohnort: Hannover

Re: Stabilisierung, Mobilisierung, Dehnung oder Kräftigung

Beitrag von Klaus »

Hallo Mick,
In irgendeinem Thread hatte kürzlich mal jemand geschrieben (vielleicht Klaus?), dass bei Schroth (?) die Lehre sich von der reinen Stabilisierung weg entwickelt.
Richtig.
Meine REHA in 2005 hatte ja auch schon viele zusätzliche mobilisierende Elemente, obwohl zu diesem Zeitpunkt die Stabilsierung noch sehr hoch gehalten wurde. Also Stabilsierung unbedingt vor Mobilisierung. In den entsprechenden Veranstaltungen und persönlichen Gesprächen habe ich dann gemerkt, dass die Lebensqualität im Alltag dann immer mehr in den Vordergrund gerückt wurde. Stabilisierung und Mobilisierung eher in individueller Kombination.

Was Christa Lehnert Schroth selbst angeht, so hat sie in einem persönlichen Gespräch (Bad Sobernheim 2011) noch strikt das Fitness- Training abgelehnt, weil es eben nicht der "reinen Schroth Lehre" entspricht. Aber das wurde ja bereits seit mindestens 2005 in Bad Salzungen als zusätzliche Maßnahme zur allgemeinen Fitness angeboten.

Gruß
Klaus
Bernd
treues Mitglied
treues Mitglied
Beiträge: 259
Registriert: Fr, 27.02.2004 - 18:08
Geschlecht: männlich
Wohnort: Stuttgart

Re: Stabilisierung, Mobilisierung, Dehnung oder Kräftigung

Beitrag von Bernd »

ich antworte mal auch wenn der Thread etwas älter ist.

> Die Physiotherapeuten sehen die Dehnung und Mobilisierung als wichtig, da ich sehr verspannt und verklebt im Gewebe bin. Die Begründung: erst wenn diese Spannungen gelöst > werden, kann ich mich auch aktiv aufrichten.

Das trifft wohl auch auf mich zu. Die ganze Rückenmuskulatur ist verklebt und hat sich nach dem gestrigen schrothen noch mehr zugezogen. War heute morgen richtig schmerzhaft. Heute lasse ich mal das schrothen, rolle mich mal intensiv mit der Blackroll aus und mache einen ausgiebigen Abendspaziergang. Nächste Woche versuche ich es mal mit Osteopathie. Der soll ruhig richtig zulangen, eine Streichelmassage bringt meinem "Uhu-Rücken" nix :-)
Christa
Newbie
Newbie
Beiträge: 8
Registriert: Mo, 15.08.2016 - 16:36
Geschlecht: weiblich
Diagnose: idiopathische Skoliose 35° nach Copp
Therapie: 1972-1974 Klappsches Kriechen
2010--2016 Schroth,
2014 -2016 Korsett,
2016 Spiralstabilisation,
2016-17 therapeutisches Klettern
seit 2016 Cantienica Methode,
seit 2016 Alexander-Technik,
seit 2020 Eyeboody.

Re: Stabilisierung, Mobilisierung, Dehnung oder Kräftigung

Beitrag von Christa »

Zur Frage der Dehnung wurde mir im April diesen Jahres in Bad Salzungen gesagt, dass diese sofort im Anschluss mit Stabilisierungsübungen gefestigt werden sollte. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass der Rumpf zusammenfällt.
Bernd
treues Mitglied
treues Mitglied
Beiträge: 259
Registriert: Fr, 27.02.2004 - 18:08
Geschlecht: männlich
Wohnort: Stuttgart

Re: Stabilisierung, Mobilisierung, Dehnung oder Kräftigung

Beitrag von Bernd »

Um die Verwirrung komplett zu machen: in der Argentalklinik meinte meine Therapeutin erst warm machen (z.B. Crosstrainer), dann kräftigen (z.B. Schroth), dann dehnen.
Macht auch irgendwie Sinn weil das kräftigen verstärkt auch die Verspannungen. Um diese Verspannungen abzubauen machen zusätzliche Dehnungen Sinn. Dabei sollte möglichst nicht zuviel Stabilität verloren gehen (Verspannungen geben auch Stabilität). Das ist alles eine schwierige Balance, die jeder für sich individuell finden muss.
Antworten