Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

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Jogi63
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Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von Jogi63 »

Hallo zusammen,

zur Entstehung der idiopathischen Skoliosen gibt es ja noch keine medizinischen Erklärungen. Ich habe eine Theorie, dass eine umgeschulte Linkshändigkeit zumindest bei mir die "Ursache" für die Skoliose war und schreibe hier im Forum um herauszufinden, ob es unter den Skolioseerkrankten auch viele umgeschulten Linkshänder gibt und meine Theorie untermauert wird.
Ich bitte daher um möglichst viele Rückmeldungen.

Meine Theorie ist, dass es durch die Umschulung von der eigentlichen dominanten Hand zu körperlichen Verspannungen und einem Verlust des Körpergefühls kommt, in dessen Folge sich dann der Körper verschiebt und sich eine Skoliose ausbildet.


Ich will das aus meinem Krankheitsverlauf begründen. Ich war bzw. bin absoluter Linkshänder. In der Schule wurde mir dann das Schreiben mit der rechten Hand beigebracht. In den nächsten Jahren bemerkte ich bei mir negative Entwicklungen, die ich jedoch nicht einordnen konnte. Im Alter von 11 oder 12 Jahren wurde dann bei mir eine stärkere Skoliose festgestellt. Im Alter von 29 Jahre habe ich zufällig ein Buch über die negativen Auswirkungen der Umschulung der Händigkeit beim Schreiben gelesen und versucht mich auf die linke Schreibhand zurückzuschulen. Aufgrund von beruflichen Anforderungen wurde dies zu diesem Zeitpunkt jedoch wieder abgebrochen. Ich habe jedoch positive Auswirkungen bezüglich dem Körpergefühl bemerkt. Im Berufsleben wurde von mir das Meiste am Computer geschrieben und viele Tätigkeiten mit der linken Hand durchgeführt (z.B. Computermaus etc.). Die Skoliose war in den letzten 20 Jahren dabei gleichbleibend bzw. hat sich leicht verbessert. Seit 6 Monaten habe ich mich nun im Alter von über 50 Jahren auf die linke Schreibhand zurückgeschult. Dabei gibt es nun massive Verbesserung beim Körpergefühl und auch der Skoliose. Es kommt einem so vor, als ob die "Störungsquelle" (falsche Beanspruchung des Körpers) beseitigt ist und sich dann der Körper automatisch nach dem Lot ausrichtet und gerade wird. Bei den traditionellen Skoliosebehandlungen wird ja versucht die Symptome durch Gymnastik, Schroth oder eine Operation etc. zu verbessern. Bei mir sieht es jetzt so aus, dass die "Krankheitsursache" beseitigt ist und sich der Körper nun selbst "heilt".

LG und würde mich über Rückmeldungen freuen.
Jogi
claudivo
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Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von claudivo »

Hallo Jogi!
Das ist ein interessanter Denkansatz. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass in einem umgeschulten Gehirn andere Dinge passieren, so z. B. auch ein anderes Körper- und Haltungsgefühl. Bei mir selbst bin ich sicher, ein "Mischhänder" zu sein. Ich schreibe zwar mit rechts, kann es aber mit links ähnlich schnell und mache sehr viele Tätigkeiten, die bei anderen automatisiert rechts passieren mit links. Z.B. ist beim Trommeln oder beim Cajon spielen die linke meine "schwere" Hand. Beim Arbeiten mit Gruppen ist es für mich also leicht, spiegelsymmetrisch vorzumachen.
Meine SCHWESTER ist eine umgeschulte Linkshänderin. In dr Grundschule wurde ihre Schreibhand unter großer Anstrengung auf rechts "getrimmt".
Im Gegensatz zu ihr habe allerdings nur ICH eine Skoliose entwickelt. Familiär, also erblich vorbelastet sind wir aber gleichermaßen. Sowohl unsere Mutter, als auch unser Opa leidet an Skoliose.

Bin gespannt, was noch für Berichte kommen.
LG,
Claudia
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Jogi63
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Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von Jogi63 »

Hallo Claudia,
ist sehr interessant was Du schreibst. Ich habe mich mit der Händigkeit beschäftigt (Barbara Sattler "Der umgeschulte Linkshänder oder Der Knoten im Gehirn", "Natürlich mit links: Zurück zur Linkshändigkeit - Befreiter leben mit der starken Hand" von Marina Neumann etc.) und kann Dir sagen, dass Du zu 99,99 % kein Mischhänder sondern Linkshänder bist.

Vielleicht hast Du Dich ja auch beim Schreiben selbst umgeschult (Nachahmung der Mehrheit der Mitschüler, Erwartung der Eltern etc.). Da Du sowieso mit der linken Hand schreiben kannst würde ich Dir empfehlen mehrere Monate nur noch mit der linken Hand zu Schreiben und auch bei anderen Tätigkeiten bewusst die linke Hand als Führungshand zu benutzen. Vielleicht ergeben sich dann bei Dir auch positive Effekte. Es wäre auch mal interessant ob deine Mutter und dein Opa eventuell auch umgeschulte Linkshänder sind. Oft wissen viele Leute nicht, dass sie eigentlich Linkshänder sind, da in früheren Zeiten oft schon Kleinstkinder zu Rechtshänder umerzogen werden.

Weitere Informationen kannst Du Dir auch im Linkshänderforum unter "www.linkshaenderforum.org/forum/index.php" holen.

Würde mich freuen von Deinen weiteren Erfahrungen zu hören und hoffe, dass sich bei Dir positive Effekte ergeben.

Liebe Grüße
Jogi

PS. Es scheint auch 2 Arten Linkshänder zu geben. Linkshänder, deren Sprachzentrum in der rechten Gehirnhälfte liegt und Linkshänder deren Sprachzentrum in der linken Gehirnhälfte liegt. Die Linkshänder mit dem Sprachzentrum in der rechte Gehirnhälfte sind vermutlich ein relativ kleiner Teil aber wohl die absoluten Linkshänder fürs Schreiben, da die rechte Gehirnhälfte die linke Hand steuert.
Saphira
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Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von Saphira »

Hallo Jogi,

ich denke, dass dieses Phänomen wohl eher die älteren Generationen betreffen dürfte, bei denen damals tatsächlich versucht wurde, eine Linkshändigkeit in eine Rechtshändigkeit umzuschulen. Heute lässt man da die Kinder sich frei entwickeln und man zwingt sie zu nichts mehr um und dennoch treten bei genügend Jugendlichen mehr oder weniger stark ausgeprägte Skoliosen auf.

Und zum Thema Mischhändigkeit bzw. Beidhändigkeit: ich würde mich auch als Beidhänder bezeichnen. Ich schreibe normalerweise mit rechts, kann es aber auch mit links (dauert nur länger und ist anstrengender, da eben ungeübter; aber eindeutig leserlich mit beiden Händen). Allerdings mache ich viele Dinge mit der linken Hand, die ein reiner Rechtshänder mit rechts machen würde (Spülen mit links, Mandarinen/Eier schälen mit links, Messer in der linken Hand wenn ich mit Messer und Gabel esse etc.) und andere mache ich normal mit der rechten Hand (schreiben, Essen nur mit Löffel oder Gabel, Computermaus bedienen, Zähne putzen etc.). Ich denke, dass jeder Mensch in der Lage ist, sämtliche Dinge mit beiden Händen zu tun und wenn man das auch hin und wieder trainiert, Dinge mit der anderen Hand zu tun (z.B. Zähne putzen) dann ist das zumindest gut für die Gehirnfunktion.

Ich denke nur, dass es eher schwierig sein dürfte, wenn man zu einseitig arbeitet. Dies sollte man bei einer Skoliose auch nicht tun, daher sind zu einseitig belastende Sportarten wie z.B. Tennisspielen oder Golfspielen bei Skoliose nicht unbedingt optimal (wobei ich z.B. Badminton mit beiden Händen spielen kann und da auch immer zwischen beiden Händen abwechsle, wenn ich spiele).

Die anderen Folgen einer umerzogenen Händigkeit sind natürlich nicht zu verachten und betreffen nicht nur den körperlichen Bereich (Koordinationsprobleme, Probleme mit der Motorik, Verspannungen etc.), sondern u.U. auch den kognitiven Bereich (schlechtere Konzentrationsfähigkeit in der Schule, evtl. schlechtere Leistungen in der Schule etc.). Meine Mutter ist z.B. auch in ihrer Kindheit von links auf rechts umerzogen worden, kann heute aber trotzdem nicht mehr mit der linken Hand schreiben (arbeitet alles v.a. mit der rechten Hand) und hat Probleme, beide Hände unabhängig voneinander zu bewegen. Mich hat nie jemand zu irgendwas anderem gezwungen und ich mache bei den Dingen intuitiv manche Sachen mit links und manche mit rechts.

Grüßle,

Saphira
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Jogi63
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Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von Jogi63 »

Hallo Saphira,

danke für deine Antwort. Zum Glück werden heute Kinder nicht mehr mit roher Gewalt zum Rechtshänder erzogen (wie z.B. bei den Dornenvögeln beschrieben). Jedoch leben wir in einer Rechtshänderwelt und Kinder lernen durch abschauen und nachmachen. Da die Händigkeit angeboren ist, werden in der Regel linkshändige Kinder durch die Vorbilder und auch Erziehung zum vorwiegenden Gebrauch der rechten Hand hingeleitet. Man soll die rechte Hand bei der Begrüßung geben, man bekommt als Kleinkind beim Essen den Löffel in die rechte Hand, kaum ein Haushalt wird eine Linkshänderschere oder einen entsprechenden Bleistiftspitzer haben.
Ich selbst habe mich bis zur Einschulung als Linkshänder „durchgesetzt“. In der Schule wurde ich auch nicht durch rohe Gewalt zum rechtshändigen Schreiben gebracht. Vom Lehrer wurde nur das Schreiben mit der rechten Hand gezeigt und da wir in der ersten Klasse bereits mit Füller schreiben mussten verschmierte man mit der linken Hand die Tinte. Daher habe ich dann die „Entscheidung“ getroffen mit rechts zu schreiben, da ich auch der einzige Linkshänder war.

Vermutlich wird es daher auch heute noch viele umgeschulte Linkshänder geben, auch wenn Linkshänder inzwischen akzeptiert sind.

Bezüglich deiner Meinung zur Beidhändigkeit oder Mischhändigkeit kann ich nach allem was ich gelesen habe sagen, dass die Händigkeit (rechts oder links, wirkliche Beidhänder gibt es wohl nicht) angeboren ist und auch so beibehalten werden sollte. Einhändige Tätigkeiten sollten dabei stets mit der dominanten Hand ausgeführt werden und bei beidhändigen Tätigkeiten die kompliziertere Bewegung mit der dominanten Hand gemacht werden.
Seit über 30 Jahren ist Badminton meine Hauptsportart, die ausschließlich mit der linken Hand ausgeführt wird. Könnte mir auch nicht vorstellen mit rechts zu spielen, obwohl ich ja mit der rechten Hand schreiben und auch weitere feinmotorische Tätigkeiten ausüben kann. Seitdem ich nur noch mit links schreibe (seit ungefähr 6 Monaten) mache ich auch immer mehr feinmotorische Tätigkeiten wieder automatisch mit links. Außerdem geht es mir deutlich besser, meine Körperhaltung und auch die Skoliose haben sich deutlich verbessert.

Ich gehe nicht davon aus, dass umerzogene Linkshändigkeit die einzige Ursache für idiopathische Skoliosen ist. Jedoch kann es bei einem Teil der Skolioseerkrankten der Fall sein, so wie ich es bei mir vermute. Falls die Theorie stimmt (wovon ich ausgehe) und ich einigen Erkrankten anregen kann auf diese Weise eine Verbesserung der Skoliose zu erreichen, würde es mich sehr freuen.

Liebe Grüße
Jogi
Saphira
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Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von Saphira »

Hallo Jogi,

ich kenne allerdings durchaus einige Leute, die eigentlich mit beiden Händen gleich gut umgehen können. Ich würde mich daher schon als Beidhänder oder Mischhänder bezeichnen ;) . Schreiben tu ich zwar normalerweise mit rechts (habe schon als Kind beim Malen den Stift immer in die rechte Hand genommen), kann es aber auch mit links und mache viele Dinge eben intuitiv entweder mit rechts oder mit links. Dabei fällt mir eben nur auf, dass ich weder ein reiner Rechtshändern, noch ein richtiger Linkshänder bin.

Und zum Schneiden mit einer Schere: ich kann mit jeder normalen Schere auch mit der linken Hand schneiden ;) . Ich frage mich daher immer, wozu man überhaupt Linkshänderscheren braucht :confused: . Weil bei mir funktioniert das mit jeder normalen Schere, egal mit welcher Hand ich schneide.

Und dann wäre noch die Frage zu klären, wie das z.B. mit dem Autofahren aussieht in Ländern mit Rechtsfahrgebot wie wir es eben hier in Deutschland haben und in Ländern mit Linksfahrgebot wie bspw. in Großbritannien? Da sind die Autos ja auch andersrum gebaut und die Briten müssen mit links schalten während wir Deutschen ja mit rechts schalten (und ja, ich kann mit beiden Händen schalten, hab das schon sehr oft ausprobiert vom Beifahrersitz aus zu schalten ;) ). Dann müsste es in Großbritannien ja mehr Linkshänder geben als in Deutschland :juggle: .

Klar lernt man hier vieles intuitiv. Aber ich glaube eigentlich kaum, dass solch banale Dinge wie z.B. die rechte Hand zur Begrüßung reichen hier tatsächlich so viel Auswirkung haben. Bei anderen Tätigkeiten wie eben schreiben, schneiden, Zähne putzen, eine Schraube reindrehen etc. hat das wahrscheinlich viel eher Auswirkungen, da man diese Tätigkeiten i.d.R. intensiver ausübt.

Grüßle,

Saphira
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Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von Jogi63 »

Hallo Saphira,

ich gebe Dir gerne recht, dass für uns Erwachsene das Hände geben mit rechts sicher nicht entscheidend ist. Das ist für uns eine untergeordnete Routinetätigkeit, die keiner Überlegung oder Konzentration bedarf. Aus der Sicht eines Kleinkindes, das das Greifen oder Hand geben gerade lernt ist dies jedoch eine schwierige Tätigkeit, die dann mit der nicht dominanten Hand gelernt wird.
Man muss die Schwierigkeit der jeweilig erlernten Tätigkeit immer aus der Sicht desjenigen sehen, der dies gerade erlernt. Und Kinder lernen ja immer an ihrer Leistungsgrenze. Und wenn dieses lernen immer mit der „schwachen“ Hand erfolgt, ist dies nicht gerade förderlich.


Bezüglich deines Scherenbeispiels kann ich sagen, dass ich auch keine Linkshänderschere besitze. Ich kann mit einer normalen Schere auch mit links oder rechts schneiden. Jedoch muss man mit links (zumindest bei schlechten Kinderscheren) um gut schneiden zu können mit dem Daumen die Halteöse extra herziehen. Wenn man eine Schere in die rechte Hand nimmt ist ein Druck auf die Halteöse gefragt, der jedoch ohne aktives Zutun beim Schneiden automatisch entsteht. Wenn Du einem Rechtshänder eine Kinderschere in die linke Hand gibst und sagst er soll damit schneiden wird er dies mit großer Wahrscheinlichkeit nicht sofort hinbekommen.


Wie Du schreibst haben für uns Erwachsene die komplizierten Tätigkeiten die größten Auswirkungen. Das Komplizierteste ist da natürlich das Schreiben, das höchste Anforderungen an die Motorik und gleichzeitig die Verbindung von Denken und Sprache bringt. Daher ist das Schreiben für einen Linkshänder mit der rechten Hand vermutlich auch das wichtigste Ereignis, das Auswirkungen für das ganze Leben hat und normalerweise auch nie mehr korrigiert wird. Um Worte oder Sätze zu schreiben muss man sich auch als Erwachsener stets konzentrieren. Zähne putzen oder Schalten am Auto sind nach einer gewissen Zeit Routinetätigkeiten die man ohne überlegen ausführen kann.



Da Du ja auch mit der linken Hand Schreiben kannst vermute ich, dass Du eine Linkshänderin bist, die aufgrund der rechtshändigen Umwelt aber das meiste mit der rechten Hand erledigt, auch wenn Du nicht dazu gezwungen wurdest.

Es würde mich daher freuen, wenn Du das Abenteuer eingehen würdest meine Theorie zu testen.

Was kannst Du erreichen?
Falls meine Theorie stimmt kannst Du eine Verbesserung deiner Skoliose erreichen, langfristig vielleicht sogar eine vollständige Heilung.

Was musst Du dafür tun?
Dafür musst Du Dich auf die linke Hand als dominante Hand umstellen. Das heißt einhändige Tätigkeiten wie Schreiben, Badminton spielen etc. ausschließlich mit links ausführen. Da Du ja sowieso schon mit der linken Hand schreiben kannst ist dies bis zur Erreichung einer größeren Schreibgeschwindigkeit natürlich ein gewisser Aufwand.

Welches Risiko besteht?
Falls Du Linkshänder oder wie von Dir vermutet Beidhänder bist keines. Falls Du Rechtshänder bist dann ist eine Umstellung auf die linke Hand schlecht fürs Gehirn.

Was würde ich Dir raten?
Falls Du die Umstellung versuchen willst, dann für zumindest 3 Monate konsequent, das heißt die linke Hand wird für diese Zeit Führhand und es sollte kein zeitweiliger Wechsel zur rechten Hand stattfinden. Daher möglichst eine Zeit nutzen, die nicht zu viel Stress hat. Ferner würde ich Dir auch empfehlen im Internet oder Literatur etwas über die Händigkeit, Umschulung und Rückschulung der Händigkeit nachzulesen, so dass Du Dir ein eigenes Bild machen kannst und nicht nur auf meine Aussagen verlässt.


Ich hoffe Du kannst eine Verbesserung bei deiner Skoliose erreichen und würde mich über einen Erfahrungsbericht von Dir freuen.

Gerne kann ich Dir auch Fragen beantworten, auch im direkten Austausch wenn es nicht über das öffentliche Forum gehen soll.


Viele Grüße
Jogi
Saphira
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Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von Saphira »

Hallo Jogi,

das einzige, was ich mich frage ist, ob das Krümmungsmuster mit der Händigkeit korreliert. Die meisten Skoliosen sind im lumbalen Bereich linkskonvex und ihm thorakalen Bereich rechtskonvex. Mir erschließt sich nicht, weshalb das so ist, dass dies das häufigste Krümmungsmuster ist. Eigentlich müssten doch beide Varianten statistisch gesehen gleich häufig vorkommen, also sowohl lumbal linkskonvex/thorakal rechtskonvex als auch lumbal rechtskonvex/thorakal linkskonvex. Jetzt wäre es vllt. mal interessant und eine Studie wert, ob das Krümmungsmuster mit der Händigkeit korreliert. Da eigentlich nach wie vor mehr Menschen Rechtshänder sind als Linkshänder, müsste es ja nach dieser Theorie so sein, dass Rechtshänder eher lumbal linkskonvex/thorakal rechtskonvex sind und Linkshänder dann lumbal rechtskonvex/thorakal linkskonvex gekrümmt sind. Nur falle ich da z.B. schon wieder aus der Rolle, da ich ja eigentlich mit rechts schreibe und das meiste mit der rechten Hand erledige, es aber eben auch mit links könnte und daher einiges mit links tue, und mein Krümmungsmuster ist lumbal rechtskonvex und thorakal linkskonvex. Also weicht mein Skoliosekrümmungsmuster von dem der Mehrheit ab. Aber vielleicht ist meine Skoliose aufgrund meines einigermaßen gleichmäßigen Einsatzes beider Hände eher so gering mit kaum Progredienz?

Grüßle,

Saphira
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Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von mick »

Hallo Jogi!

Ich finde den Ansatz interessant und kann mir zumindest vorstellen, dass "erzwungene" Bewegungen zu einseitigen Verspannungen führen können, die ggf. auch die Skoliose negativ beeinflussen können.
Für mich persönlich würde ich diesen Ansatz ausschließen, da ich absoluter Rechtshänder bin und auch keinen Anhaltspunkt dafür sehe, dass ich durch Nachahmung/Gewöhnung o.ä. umgeschult wurde. Als ich im 1. Schuljahr war, habe ich zwar einmal relativ schnell gelernt, mit links zu schreiben, als ich den rechten Arm gebrochen hatte (sah nur ein wenig krakeliger aus als mit rechts), aber als der Gips wieder weg war, habe ich wieder nur noch mit rechts geschrieben - trotz der Schwäche im rechten Arm nach der Ruhigstellung im Gips und gegen den Zuspruch von Erwachsenen, die mich eher bestärkt hatten, wie toll es doch wäre, wenn ich mit beiden Händen schreiben könnte. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich nach einer OP der linken Schulter versucht, mehr mit links zu machen, um nach der Ruhigstellung der Schulter die steif gewordene Muskulatur und Koordination wieder besser zu schulen und bin dabei mit meinen Versuchen, auch nur etwas zu greifen oder mit links die Zähne zu putzen, gescheitert.

Ich habe mich bei Deiner Theorie übrigens auch direkt, ähnlich wie Saphira, gefragt, ob damit dann nicht ein bestimmtes Krümmungsmuster einhergehen würde, weil durch die erzwungenen Bewegungen doch wahrscheinlich regelmäßig dieselben Muskelgruppen beansprucht bzw. belastet. Welches Krümmungsmuster hast Du (Jogi) denn?
Saphira hat geschrieben:Da eigentlich nach wie vor mehr Menschen Rechtshänder sind als Linkshänder, müsste es ja nach dieser Theorie so sein, dass Rechtshänder eher lumbal linkskonvex/thorakal rechtskonvex sind und Linkshänder dann lumbal rechtskonvex/thorakal linkskonvex gekrümmt sind. Nur falle ich da z.B. schon wieder aus der Rolle, da ich ja eigentlich mit rechts schreibe und das meiste mit der rechten Hand erledige, es aber eben auch mit links könnte und daher einiges mit links tue, und mein Krümmungsmuster ist lumbal rechtskonvex und thorakal linkskonvex.
Mein Krümmungsmuster ist ebenfalls der atypische Fall lumbal rechtskonvex und thorakal linkskonvex. Bin aber Rechtshänder...
Jogi63 hat geschrieben:Seit 6 Monaten habe ich mich nun im Alter von über 50 Jahren auf die linke Schreibhand zurückgeschult. Dabei gibt es nun massive Verbesserung beim Körpergefühl und auch der Skoliose. Es kommt einem so vor, als ob die "Störungsquelle" (falsche Beanspruchung des Körpers) beseitigt ist und sich dann der Körper automatisch nach dem Lot ausrichtet und gerade wird.
Es ist auf alle Fälle toll, dass Du einen Weg gefunden hast, der Dir so gut hilft. Wie stark ist denn deine Krümmung und bist Du noch sehr flexibel? Hast Du einen großen Anteil an Fehlhaltung, d.h. kannst Du Dich aus eigener Kraft noch gut aufrichten, also die Skoliose korrigieren? Denn mit zunehmendem Alter werden die Knochen ja auch eigentlich steifer/fixierter, sodass selbst bei Beseitigung der Störungsquelle (mal unterstellt, eine umgeschulte Linkshändigkeit wäre eine (Mit)Ursache) die Skoliose dann nicht mehr durch Beseitigung der Störungsquelle zu korrigieren wäre oder eben nur noch in sehr geringem Maße.

Viele Grüße,
mick
FelixFelicis
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Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von FelixFelicis »

Hallo Jogi (und alle anderen)!

Da hast du eine interessante Theorie aufgestellt. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass da was dran sein könnte.
Ich selbst bin ein sehr extremer Linkshänder. Mich hat niemand versucht zu überreden die rechte Hand zu verwenden, das hätte wahrscheinlich auch gar nicht geklappt.
Meine Mutter meinte ich wäre auch schon von Geburt an sehr linkshändig gewesen. Ich habe immer nur am linken Daumen gelutscht, mit der linken Hand nach Sachen gegriffen. Bei mir gab es da nie einen Zweifel, dass ich Linkshänder bin.
Meine rechte Hand ist schon fast unbrauchbar. Ich habe lange Zeit versucht Gitarre zu lernen, aber meine rechte Hand hat sich einfach geweigert die Griffe richtig zu lernen und Rhythmusgefühl habe ich in ihr auch null, daher kam es auch gar nicht in Frage wie ein Rechtshänder zu spielen. Da habe ich mir wirklich zwei linke Hände gewünscht. :lach:
Das Autofahren fand ich in Irland auch viel angenehmer und Linkshänderprodukte bei denen sich fast alle Linkshänderkollegen fragen wozu es sie gibt, sind für mich ein Segen.

Dass die meisten Skoliosen thorakal rechtskonvex und lumbal linkskonvex sind, ist mir auch schon aufgefallen. Ich frage mich auch woran das liegt. Was ich so gehört habe gibt es da ja auch noch Häufungen im Bezug auf das Auftrittsalter. Die infantilen sind häufiger thorakal linkskonvex und lumbal rechtskonvex.
Mein Krümmungsmuster ist auch etwas seltener, aber noch die häufigere Variante. Also für einen Linkshänder doch atypisch?

Mein Vater ist übrigens ein umerzogener Linkshänder, aber er hat keine Skoliose, im Gegensatz zu einigen anderen in unserer Familie. Vielleicht hätte ich keine Skoliose, wäre ich nicht so schrecklich linkshändig?
Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf noch weitere Erfahrungsberichte, Theorien, Studien und was noch so kommen mag zu diesem Thema.

Liebe Grüße,
Euer FelixFelicis
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Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von Schnecke007 »

Hallo zusammen,

das ist eine interessante Diskussion - für mich persönlich allerdings nur theoretischer Natur, ich bin definitiv 100%ig Rechtshänderin.
Jogi hat geschrieben:Aus der Sicht eines Kleinkindes, das das Greifen oder Hand geben gerade lernt ist dies jedoch eine schwierige Tätigkeit, die dann mit der nicht dominanten Hand gelernt wird.
Das will ich mal in Frage stellen, denn einem Kleinkind ist es total wurscht, welche Hand es zur Begrüßung hinstreckt. Auch meine bald fünfjährige Tochter streckt relativ häufig die linke Hand zum Schütteln hin. Die haben den Dreh noch nicht raus, beim Nachahmen auf die Seite zu achten bzw. sie imitieren ihr Gegenüber einfach spiegelbildlich.
FelixFelicis hat geschrieben:ch habe lange Zeit versucht Gitarre zu lernen, aber meine rechte Hand hat sich einfach geweigert die Griffe richtig zu lernen und Rhythmusgefühl habe ich in ihr auch null, daher kam es auch gar nicht in Frage wie ein Rechtshänder zu spielen.
Hm? Bei der Gitarre greift man doch ohnehin mit links? :???:

Viele Grüße,
Schnecke
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Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von Jogi63 »

Hallo Saphira und alle,

zur Entstehung der Skoliose weiß man so gut wie nichts. Aber die Mediziner finden dann das schöne Wort idiopathische Skoliose um ihr Nichtwissen zu kaschieren. Die Orthopäden, Physiotherapeuten und Orthopädiegeschäfte versuchen die Auswirkungen der Skoliose zu verringern und verdienen damit ihr Geld. An der Erforschung der Krankheit hat niemand ein wirkliches Interesse. Für die Pharmaindustrie ist die Skoliose auch uninteressant, da man nicht mit einer Tablette die Skoliose behandeln kann. Insofern weiß man auch nicht warum die Mehrzahl der Skoliosen wie Du schreibst lumbal linkskonvex und thorakal rechtskonvex sind. Man weiß auch nicht warum wesentlich mehr Frauen als Männer betroffen sind.
In meiner Recherche zur Skoliose stieß ich mal auf einen Faszientherapeuten, der als Ursache für Skoliosen Verspannungen bzw. Verklebungen der Faszien benannt hat. Durch die dauernde Störung der Faszien würde die Statik des Körpers beeinflusst und daher die Skoliose verursacht. Durch Behandlung der Faszien könnte diese Störung wieder rückgängig gemacht werden und damit auch die Skoliose verbessert werden. Ich habe bereits eine Faszienbehandlung in Erwägung gezogen, als es durch die Rückumschulung auf die linke Schreibhand bei mir zu den starken Verbesserungen bei meiner Skoliose kam.
Ich habe ja nun die Theorie entwickelt, das es durch die Umschulung auf die nicht dominante Hand (besonders beim Schreiben) zu einer dauernden „Fehlbelastung“ des Körpers kommt in dessen Folge sich dann eine Skoliose ausbildet. Was diese „Fehlbelastung“ letztendlich ist (dauernde Verspannungen von Muskeln oder eventuell der Faszien oder auch ganz was anderes) weiß ich nicht. Ich kann nur an mir feststellen, dass es bei mir mit der Rückumschulung auf die linke Schreibhand „automatisch“ zu einer starken Verbesserung der Körperhaltung und der Skoliose gekommen ist. Dies könnte Zufall sein oder vielleicht wirklich bei einem Teil der Skolioseerkrankten zutreffen.
In der Medizin ist ja nicht alles strenge Wissenschaft und oft wird hier mit Versuchen gearbeitet. Oft weiß man auch nicht warum etwas wirkt. Es heißt dann einfach was oder wer hilft hat Recht. Es sind ja auch nicht alle Menschen gleich und was dem einen hilft bringt dem anderen vielleicht nichts. Ich wollte einfach meine Theorie dem betroffenen Personenkreis vorstellen und falls die Voraussetzungen vorliegen die Möglichkeit zum Selbstversuch geben. Es würde mich freuen, wenn ich dadurch einzelnen Erkrankten helfen könnte.
Ich bin kein Mediziner und kein Skoliose Experte. Ich habe mich nur mit Skoliose und verschiedenen Behandlungsformen sowie mit der Lateralität des Menschen, der Umschulung und Rückschulung der Händigkeit beschäftigt. Ich kann nur berichten was sich bei mir getan hat und welche Schlüsse ich daraus ziehe.

Bei mir ist die Skoliose lumbal linkskonvex und thorakal rechtskonvex. Ich werde auf die Fragen und Anregungen der Forumsteilnehmer die nächsten Tage eingehen.

Liebe Grüße
Jogi
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Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von FelixFelicis »

Hallo Schnecke,
Schnecke007 hat geschrieben: Hm? Bei der Gitarre greift man doch ohnehin mit links? :???:
Rechtshänder greifen mit links, Linkshänder mit rechts. Das Greifen ist nach einer Anfangsgewöhnung nicht mehr das Komplizierte, sondern das Zupfen/Schlagen.
Hierfür sollte man am besten die Hand nehmen, die das Rhythmusgefühl hat und das ist im Normalfall beim Rechtshänder die rechte Hand und beim Linkshänder die Linke.
Mir hat man auch geraten doch auch mal zu versuchen wie ein Rechtshänder zu spielen. Die Griffe hatte ich schnell drauf, aber das Anschlagen der Saiten klappte dann gar nicht.
Vielleicht hatte ich auch nicht genügend Geduld und meine rechte Hand hätte das Greifen noch hinbekommen, aber nach einem Jahr hat es mir einfach gereicht.

Liebe Grüße,
FelixFelicis
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Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von Saphira »

Hallo Jogi,

ich glaube auch, dass es kleinen Kindern recht egal ist, welche Hand sie einem zur Begrüßung hinstrecken oder in welche Hand sie Gegenstände nehmen. Sie tun das intuitiv.

Bei mir selbst ist es eben so, dass mir gewisse Tätigkeiten mit rechts leichter fallen und andere wiederum mit links und manche Dinge kann ich tatsächlich mit beiden Händen einigermaßen gleich gut und ich wechsle dann immer wieder zwischen den Händen ab. Grundsätzlich würde ich mich allerdings schon eher als Rechtshänder bezeichnen, da die rechte Hand doch einen Tick dominanter ist als die linke. Dennoch kann ich im Vergleich zu vielen anderen Rechtshändern eben viele Dinge mit der linken Hand bzw. mache sie intuitiv mit der linken Hand, was ein reiner Rechtshänder eben mit rechts machen würde. Daher glaube ich schon, dass es vielleicht nicht unbedingt Beidhänder gibt, die alles mit beiden Händen gleich gut können, aber eben doch in gewisser Weise Mischhänder, die manche Dinge eben intuitiv mit der rechten Hand machen und andere intuitiv mit der linken Hand.

Die These, dass eine Skoliose von muskulären Verspannungen bzw. muskulären Defiziten herrührt wird meine ich in den USA zur Zeit intensiver erforscht. Da kann dann eine umgeschulte Linkshändigkeit durchaus zu muskulären Verspannungen führen. Aber das ist wahrscheinlich nur ein Puzzlestück unter vielen bei der Suche nach möglichen Ursachen für eine Skoliose. Aber es freut mich für dich, dass du einen Weg gefunden hast, deine Skoliose zu verbessern.

Grüßle,

Saphira
Wer immer nur vom großen Glücke träumt, der findet nichts, weil er das kleine Glück versäumt.
Jogi63
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Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von Jogi63 »

Hallo Mick, Hallo Saphira und alle,

Mick schrieb:
Wie stark ist denn deine Krümmung und bist Du noch sehr flexibel? Hast Du einen großen Anteil an Fehlhaltung, d.h. kannst Du Dich aus eigener Kraft noch gut aufrichten, also die Skoliose korrigieren? Denn mit zunehmendem Alter werden die Knochen ja auch eigentlich steifer/fixierter, sodass selbst bei Beseitigung der Störungsquelle (mal unterstellt, eine umgeschulte Linkshändigkeit wäre eine (Mit)Ursache) die Skoliose dann nicht mehr durch Beseitigung der Störungsquelle zu korrigieren wäre oder eben nur noch in sehr geringem Maße.


Ich versuche mal so gut wie möglich zu antworten. Ich bin ziemlich beweglich und meine Knochen sind nicht steif. Im Vorneigetest sehen einzelne Wirbel bzw. Wirbelsäulenabschnitte leicht deformiert aus. Das heißt in 40 Jahren Skoliose sind diese Knochen wohl „krumm“ gewachsen oder haben sich entsprechend der Krümmung vermehrt abgenutzt. Jedoch steht die Wirbelsäule fast im Lot. Ein vorhandener Beckenschiefstand bzw. eine Beckenverwringung hat sich zu über 90 % verbessert.
Was Du unter aus eigener Kraft gut aufrichten, also die Skoliose korrigieren meinst verstehe ich nicht. Ich kann nicht wie es einem wohl bei Schroth gelernt wird über bewusste Körperkorrektur und Drehwinkelatmung die Skoliose beeinflussen. Ich stelle aber fest, dass beim Vorneigetest, den ich mittels Spiegel selbst durchführe, nach gleichmäßiger Bewegung wie spazieren Gehen nur noch mit geübtem Auge eine Skoliose wahrnehmbar ist. Es kommt einem dann so vor, als ob durch die Bewegung die Wirbel in die richtige Lage geschoben werden, bzw. die Krümmungen eventuell durch die Bandscheiben ausgeglichen werden.
Kann sein dass ich die nächsten Tage mal meine komplette Krankengeschichte offenlege. Ich weiß aber noch nicht ob ich diese wirklich ins Netz stellen will. Es ist fast schon als Witz zu bezeichnen, dass man nach ca. 40 Jahren Skoliose durch Zufall fast vollständig gesund wird, nachdem man sich weitgehend erfolglos mit Gipsbett (Korsett habe ich verweigert), Krankengymnastik, Rückengymnastik, Spiraldynamik, Skolioseyoga, Klappsches Kriechen, Osteopathie, Faszientherapie, Rolfing, Schroth etc. und unkonventionelle Eigentherapie herumgeschlagen hat. Wobei ich nicht alles ausgeführt habe sondern mich auch teilweise nur intensiv informiert habe, ob diese Therapie für mich in Frage kommt. Bin natürlich dennoch sehr froh, dass sich diese positive Entwicklung bei mir eingestellt hat.

Liebe Grüße
Jürgen
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Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von Schnecke007 »

FelixFelicis hat geschrieben:Ich habe lange Zeit versucht Gitarre zu lernen, aber meine rechte Hand hat sich einfach geweigert die Griffe richtig zu lernen und Rhythmusgefühl habe ich in ihr auch null, daher kam es auch gar nicht in Frage wie ein Rechtshänder zu spielen.
Ach so, jetzt habe ich begriffen, wie Du das gemeint hast - Du meinst, Deine rechte Hand konnte weder die Griffe lernen (für Linkshändergitarre) noch die Saiten rhythmisch anschlagen (für Rechtshändergitarre). :ja: Schade eigentlich! Aber vielleicht war es eben einfach auch nicht "Dein" Instrument, ganz unabhängig von der Händigkeit.

Viele Grüße,
Schnecke
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Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von Mama69 »

Ich bin ein umgelernter Linkshänder. Skoliose hatte meine Großmutter, hat meine Mutter und hat meine Tochter. Ich bin der einzige Linkshänder. Vielleicht hat das Umlernen auf rechts meiner Skoliose einen negativen Input gegeben, eine genetische Disposition liegt aber auf alle Fälle vor. Unsere Skoliose wird von Ärzten und vom OT stets als untypisch beschrieben. Nunja, das Geheimnis nehme ich wohl mit ins Grab, wie ich häufig zum Spaß sagen. Denn meine Nachfrage nach der Ursache wird stets mit einem Schulterzucken beantwortet.
Ich selber bin nicht mehr sehr flexibel, selbst das Korsett kann mich nur minimal korrigieren hilft mir aber gegen die Schmerzen.
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Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von Jogi63 »

Hallo Mama69 und alle,

tut mir leid, dass es Dir nicht so gut geht und hoffe, dass Du wenigstens die Schmerzen in den Griff bekommst. Ich hatte gehofft mit meiner Theorie eventuell ein paar Erkrankten etwas helfen zu können. So was ich bis jetzt im Forum mitbekommen habe ist dies wohl nicht der Fall. Habe selbst ja lange genug unter der Skoliose gelitten und finde es frustrierend, dass es keine wirkliche Erklärung für die Entstehung der Krankheit gibt und nur die Symptome mehr oder weniger erfolgreich gebessert werden können, bzw. eine Verschlimmerung verhindert werden kann. Ich hoffe für alle Erkrankten, dass die Medizin bald weiter Erkenntnisse gewinnt, damit die Skoliose in Zukunft keine lebenslange Krankheit ist.

Liebe Grüße
Jogi
mick
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Diagnose: Skoliose, 4BH li,
bei Gradzahlen große Messabweichungen,
ca. th. 28°, lu. 35°
LL (L4/L5)
Therapie: Korsett als Jugendliche, damals auch allg. KG; jetzt Schroth und Spiraldynamik;
Reha: Aug/Sep 2011 in Bad Sobernheim, Mai/Jun 2016 in Bad Salzungen
Korsett: 2011-2014 Sanomed
seit 2015 CCtec

Re: Skoliose durch umgeschulte Linkshändigkeit??

Beitrag von mick »

Hallo Jogi!

Es ist super, dass Du von deinen Erfahrungen berichtest und einen möglichen Weg aufzeigst. Auch, wenn es mir persönlich und wahrscheinlich dem Großteil hier nicht hilft, mag es den ein oder anderen Leser hier geben, für den das ein hilfreicher Weg ist - das kann ja jeder für sich selbst überlegen.

Nur finde ich, dass man sich auch als umgeschulter Linkshänder nicht allzu große Hoffnungen machen bzw. solche nicht wecken sollte. Ich habe den Eindruck, dass deine Skoliose eher gering ist und wenig fixiert, offenbar noch sehr gut korrigierbar (darauf zielten übrigens meine Fragen ab). Das ist für viele Erwachsene nicht mehr der Fall. Dann kann selbst die Behebung einer möglichen Mitursache (obwohl es natürlich grundsätzlich ein guter Ansatz ist, eine Ursache und nicht nur Ausprägungen/Symptome zu behandeln) keine große Korrekturwirkung bringen. Was nicht heißen soll, das umgeschulte Linkshänder den Weg nicht ausprobieren sollten, vielleicht bringt es positiven Einfluss.

Viele Grüße,
mick
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