Elektrische Impulse für Muskeln durch Implantat?

Ärzte, Therapieformen, Physiotherapeuten, ...
Antworten
Sängerin52
aktives Mitglied
aktives Mitglied
Beiträge: 199
Registriert: Mo, 17.11.2014 - 18:10
Geschlecht: weiblich
Diagnose: mein 16 jähriger Sohn hat eine Skoliose (am Ende fast 90° in der BWS, 70° in der LWS) und ist jetzt seit dem 23.3.17 operiert und hat jetzt 54° thorakal und 30° lumbal
Therapie: wir hatten ein Korsett von CCTec, haben Spiraldynamik, Vojta, Osteopathie, Schroth gemacht und machen mit Spiraldynamik auch nach der OP weiter
Wohnort: Hannover

Elektrische Impulse für Muskeln durch Implantat?

Beitrag von Sängerin52 »

Hallo zusammen,

ich habe im OP Skoliose Forum folgenden Artikel entdeckt:
Kennt jemand diese Technik, hat man hier im Forum schon Erfahrungen damit? Ärzte, Physios, könnt ihr etwas dazu sagen?
Ich habe hier leider kein Stichwort entdecken können

https://idw-online.de/de/news636776

Grüße, Sängerin

ich habe es auch mal kopiert, dann findet man es immer wieder:

01.09.2015 16:26
Pulse für eine bessere Haltung
Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Um Wirbelsäulenverkrümmung bei Kindern und Jugendlichen besser behandeln zu können, setzt das EU-Projekt »StimulAIS« auf die Elektrostimulation von Muskeln. Fraunhofer-Wissenschaftler entwickelten dafür gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Forschung den Prototypen eines Implantats.

»Setz dich gerade hin!« Diese Aufforderung kennt fast jedes Kind. Doch nicht immer ist es mit einer Erinnerung getan. Zwei von hundert Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren leiden an einer Verkrümmung der Wirbelsäule. Adoleszentenskoliose heißt diese Wachstumsstörung, die eine bleibende Verformung des Rückens bewirkt. Die Deformationen sind deutlich sichtbar und werden von den Betroffenen oft als entstellend empfunden.

Die genauen Ursachen der Wirbelsäulenverkrümmung sind bei neun von zehn Patienten unbekannt oder, wie Mediziner sagen: idiopathisch. Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass die idiopathische Adoleszentenskoliose, kurz AIS, auf eine Erkrankung des zentralen Nervensystems zurückgeht. »Nach dieser Theorie ist die Übertragung von den Nerven zu den zuständigen Muskeln gestört, und zwar nur auf einer Rückenseite. Während auf der gesunden Seite die Muskeln ziehen, fehlt auf der kranken Seite der Impuls zum Gegenzug. Also kommt es zu einer Verkrümmung und Verdrehung der Wirbelsäule«, erklärt Dr. Andreas Heinig vom Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme IPMS in Dresden. Aufbauend auf dieser Theorie hat Heinigs Team zusammen mit Forschungs- und Industriepartnern aus Spanien und Frankreich einen neuartigen Ansatz zur Behandlung der Wirbelsäulenverkrümmung entwickelt. Es nutzt die Funktionelle Elektrostimulation: Dabei ersetzen gezielte elektrische Impulse jene Nervenreize, die infolge der Krankheit zu schwach oder gar nicht ausgeprägt sind. Sie sollen die tief liegenden Muskeln entlang der Wirbel anregen und so den Gegenzug aufbauen, der ein symmetrisches Wachstum ermöglicht. Innerhalb von nur zwei Jahren entwickelte das interdisziplinäre europäische Konsortium den Prototyp eines Implantats.

Das Implantat gibt in erster Linie Impulse ab, und zwar in einem Muster aus aktiven Phasen und Pausen, das der Arzt fortlaufend auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten abstimmt. Das Kernstück wird in der Leistengegend eingepflanzt. Es enthält Leiterplatten, von denen acht millimeterdünne Stromkabel an ausgewählte Bereiche längs der Wirbelsäule führen. Dort stimulieren Elektroden die erschlafften Muskeln der vom Gehirn vernachlässigten Körperseite und messen zugleich deren Aktivität. Einige weitere Elektroden führen in die gesunde Körperseite und erfassen auch dort – quasi als Referenzwert – die Muskelaktivität. Diese unterschiedlichen Daten werden durch einen internen Regelmechanismus miteinander abgeglichen, sodass die Muskelstimulation laufend an den Behandlungsfortschritt angepasst werden kann.

Um die Rotatoren-Muskeln anzuregen, benötigt man 50 Pulse pro Sekunde – und zwar über längere Zeit: Ein typisches Trainingsprogramm sieht sechs bis acht Stunden täglich vor, vorzugsweise nachts oder während anderer Ruhezeiten. Dabei sollten die Muskeln in mehreren Schüben maximal zehn Sekunden lang stimuliert werden, unterbrochen von mindestens zehnminütigen Pausen.

Stimulations- und Pausenzeiten an Muskulatur anpassbar

Die im Implantat verwendete Batterie im Standardprogramm ist etwa neun Tage leistungsfähig, danach muss sie aufgeladen werden. Das dauert ungefähr 90 Minuten und geschieht drahtlos von außen, mittels induktiver Kopplung. Ebenfalls drahtlos werden die Daten vom Implantat zu einem externen Lesegerät überspielt – und vice versa. So lässt sich die im Körper gemessene Muskelaktivität nachvollziehen. Die Stimulations- und Pausenzeiten können für jeden AIS-Patienten laufend an den Zustand seiner Muskulatur angepasst werden. »Nach welchem System das geschehen soll, haben unsere Partner in Valencia ausgetüftelt. Sollte das Implantat eines Tages bei AIS-kranken Kindern zum Einsatz kommen, dann wird der behandelnde Arzt das Lesegerät bedienen«, sagt Andreas Heinig.

Dass die Technik prinzipiell funktioniert, konnten die Forscherinnen und Forscher in ersten Tests zeigen. Dort ließen sich die Daten in beide Richtungen übertragen. Auch die Aktivierung der Muskeln klappte. Um die feinen Elektroden exakt in der tiefliegenden Muskulatur nahe der Wirbelsäule zu positionieren, hat das am Konsortium beteiligte französische Unternehmen Synimed spezielle chirurgische Präzisionsinstrumente entwickelt.

Das Konzept der Funktionellen Elektrostimulation ist den gängigen Therapien überlegen, bei denen die Kinder ein Korsett tragen oder die Wirbelsäule operativ mit Metallplatten und Stiften versteift wird: Die minimal invasive Behandlung via Implantat verspricht nicht nur, das Schlimmste zu verhindern, sie eröffnet vielmehr die Möglichkeit, Missbildungen dauerhaft zu korrigieren. Ob sie sich in der Praxis bewährt, muss die Zukunft zeigen, betont Andreas Heinig: »Wir haben klar belegt, dass diese Form von Therapie technisch machbar ist. Jetzt muss in klinischen Studien der Beweis erbracht werden, dass sie medizinisch wirksam ist und eine Heilung oder zumindest Verbesserung der Skoliose bewirken kann.«

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/pres ... pulse-fuer...
Benutzeravatar
Tammi
Profi
Profi
Beiträge: 1336
Registriert: Fr, 01.02.2008 - 16:57
Geschlecht: weiblich
Diagnose: juvenile idiopathische Skoliose
01/08: lumbal 34°, thorakal 17°
02/15: lumbal 32° mit 12° Rotation, thorakal 28°
01/17: lumbal 32° mit 6-7° Rotation, thorakal 28°
11/18: Rotation lumbal 5°
Therapie: Korsett 2/08-5/16:
2/08-2/15 Rahmouni
03/15-5/16 CCtec
KG
8 Schroth-Rehas (Bad Salzungen)
Barfußschuhe
Wohnort: Südthüringen

Re: Elektrische Impulse für Muskeln durch Implantat?

Beitrag von Tammi »

Hallo Sängerin,

ich meine, dass es vor Jahren schon mal so etwas ähnliches(?) gab. Das hat allerdings nicht gut bzw. eher schlecht, wenn überhaupt, funktioniert. Viel weiß ich darüber aber auch nicht.

LG
Tammi
"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen." - Johann Wolfgang von Goethe

Verlauf: viewtopic.php?f=27&t=31324
Rehatagebuch 2015: http://skoliose-info-forum.de/viewtopic.php?f=9&t=30726
Benutzeravatar
Klaus
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 14969
Registriert: Mi, 23.06.2004 - 18:36
Geschlecht: männlich
Wohnort: Hannover

Re: Elektrische Impulse für Muskeln durch Implantat?

Beitrag von Klaus »

Ich denke auch, dass vor einigen Jahren Dr. Steffan dazu Stellung genommen hatte und Versuche dazu nicht positiv verlaufen sind. Möglicherweise ein anderer Begriff ?

Der LINK führt übrigens nicht weiter.

Gruß
Klaus
Sängerin52
aktives Mitglied
aktives Mitglied
Beiträge: 199
Registriert: Mo, 17.11.2014 - 18:10
Geschlecht: weiblich
Diagnose: mein 16 jähriger Sohn hat eine Skoliose (am Ende fast 90° in der BWS, 70° in der LWS) und ist jetzt seit dem 23.3.17 operiert und hat jetzt 54° thorakal und 30° lumbal
Therapie: wir hatten ein Korsett von CCTec, haben Spiraldynamik, Vojta, Osteopathie, Schroth gemacht und machen mit Spiraldynamik auch nach der OP weiter
Wohnort: Hannover

Re: Elektrische Impulse für Muskeln durch Implantat?

Beitrag von Sängerin52 »

ach schade. Hätte ja sein können, dass es etwas Hilfreiches gewesen wäre. Wenn das am Fraunhofer Institut geforscht wurde dachte ich eigentlich, dass es einigermaßen seriös sein sollte.
Es handelt sich um ein EU Projekt und die Technik oder was auch immer heißt StimulAIS
man findet ein paar Sachen darüber, wenn man das Stichwort eingibt, allerdings vieles auch auf Englisch
vielleicht ist da ja etwas weiter entwickelt worden, was ihr in der Art von früher her kennt?
liebe Grüße, Sängerin

und stimmt, nur der 1. link führt weiter, aber den Text hatte ich ja ohnehin rein kopiert
Benutzeravatar
Klaus
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 14969
Registriert: Mi, 23.06.2004 - 18:36
Geschlecht: männlich
Wohnort: Hannover

Re: Elektrische Impulse für Muskeln durch Implantat?

Beitrag von Klaus »

Hallo Sängerin,

zum Begriff "Elektro Stimulation" habe ich jetzt folgendes gefunden:
viewtopic.php?f=6&t=8678
und darin den LINK zu
viewtopic.php?t=133
Da äusserte sich auch Dr. Steffan. Es ging wohl um ein scolistim Gerät, was allerdings nicht über gezielte Elektroden an der tieflegenden Muskulatur wirkte.
Vielleicht sollte Du mal Dr. Steffan kontaktieren.

Gruß
Klaus
Lilly
aktives Mitglied
aktives Mitglied
Beiträge: 124
Registriert: Fr, 08.05.2015 - 21:12
Geschlecht: weiblich

Re: Elektrische Impulse für Muskeln durch Implantat?

Beitrag von Lilly »

Hallo Sängerin,

das klingt auf alle Fälle interessant und stützt im Prinzip meine Theorie, dass man über die Muskeln an die Skoliose ran kommt. Mal salopp gesagt. Allerdings sehe ich auch diese OP eher im Bereich der stärkeren Skoliosen, sollte diese Methode erfolgreich sein. Denn an leichte und mittelgradige Skoliosen dürfte man mit angepasstem Training sowie diversen anderen Therapieformen auch oft gute bis sehr gute Erfolge haben. Eine OP an bzw. im Bereich der Wirbelsäule bleibt in meinen Augen ein immenser Eingriff, der wohlüberlegt sein will. Aber für den ein oder anderen könnte das etwas sein, sofern es eben überhaupt funktioniert.
Es ist jedenfalls spannend, was sich daraus letztendlich entwickeln wird.

Liebe Grüße,
Lilly
Antworten