Skoliose, Korsett -> steife Wirbelsäule dehnen

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Spezi
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Skoliose, Korsett -> steife Wirbelsäule dehnen

Beitrag von Spezi »

Ich bin 22 Jahre alt, trage seit ca. 6 Jahren ein Korsett, anfangs 47°. Meine Hausärztin hat gemeint, ich sei hypermobil.
Jetzt war ich wieder bei Hoffmann und er hat gemeint dass meine Wirbelsäule steif ist, was wohl schlecht sei (als ich vor 6 Jahren zum ersten Mal bei ihm war, war meine Wirbelsäure bei dem Beugetest sehr biegsam). Also hat er mir Krankengymnastik zur Mobilisation (ich hoffe das ist das richtige Wort, er hatte es anders aufgeschrieben, vielleicht dehnen) aufgeschrieben. Also mache ich bei der Krankengymnastik zur Zeit Übungen, bei denen ich die Wirbelsäule krumm mache (nach vorne beugen, seitlich beugen, Katzenbuckel und sowas).
Ich soll dann nach 2 Wochen ohne Korsett geröntgt werden, um "sich den Tatsachen zu stellen". Das Korsett würde wohl nicht mehr viel bringen (es macht mich aber definitiv grader, ich denke er meint, dass die Vorteile den Nachteilen nicht überwiegen). Ich sei ausgewachsen und die Skoliose würde sich nicht mehr verschlechtern. Kann man das wirklich so einfach sagen?
Rahmouni war der Meinung es würde viel bringen und sich ohne Korsett verschlechtern, also das Gegenteil von Hoffmann, zum Dehnen hat Rahmouni nichts gesagt.
Ist es nicht eigentlich gut, wenn die Wirbelsäule versteift und ich mache gerade genau das Falsche? (die Physiotherapeutin hat gemeint wenn die Wirbelsäule versteift, was sie vielleicht nicht tut, gibt es später noch viel größere Probleme, da die Bandscheibe nicht ernährt werden kann, stimmt das so?)
Was mir auch Sorgen bereitet sind die Gradwerte meiner Skoliose von jeweils 1 Woche Korsettfrei, mit jeweils 1 Jahr Pause dazwischen. Die Werte haben sich jedes Jahr etwas verschlechtert, ich glaube das waren immer 1-2°, ca. bei 36°. Hoffmann hat gemeint ich habe es evtl. nicht so viel wie am Anfang angezogen, was jedoch nicht stimmt, ich trage es durchgehend 23 Stunden. Ich kann doch nicht glauben, dass sich die Skoliose ohne Korsett nicht mehr verschlechtert, wenn sie sich sogar mit Korsett verschlechtert?
Spezi
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Re: Skoliose, Korsett -> steife Wirbelsäule dehnen

Beitrag von Spezi »

Mir fällt gerade wieder ein was Hoffmann gesagt hat, es war "Verkürzung der ischiocruralen Muskulatur und Lendenstrecksteife".
Ich lese gerade über "Degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule" und sehe ein, dass sie wohl beweglicher sein sollte ("Bei Bewegungsmangel wird zu wenig Flüssigkeit in die Bandscheibe "geknetet" und sie wird spröde und rissig").
Dann ist die Frage eher ob die Dehnübungen die ich in der Krankengymnastik mache richtig bei Skoliose sind. Ich habe ja gelernt gerade zu sitzen, mit geradem Rücken Gegenstände aufzuheben, usw. Bei den Übungen mache ich das Gegenteil, ich mache meine Wirbelsäule so krumm wie möglich, beuge mich mit krummem Rücken vor- und seitwärts und drehe sie.
Eine Übung ist zum Beispiel, dass ich mich im stehen soweit wie möglich nach vorne beuge, den Rücken bewusst soweit wie möglich vorbeugen. Sie hat gemeint bei allen anderen Patienten muss sie sagen "Rücken gerade", bei mir jedoch "Rücken krumm".
Das schadet der Stabilität der Wirbelsäule nicht? Und noch wichtiger, das schadet der Wirbelsäule nicht?
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Dalia
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Re: Skoliose, Korsett -> steife Wirbelsäule dehnen

Beitrag von Dalia »

Hallo Spezi,

wann galt die Diagnose "hypermobil", war das vor 6 Jahren? Das kann schon sein, da du damals ja noch nicht ausgewachsen warst. Aber wenn das eine aktuelle Aussage von der Hausärztin ist, die ist keine Spezialistin für Skoliosen. Das ist Dr. Hoffmann.

Macht die Krankengymnastik Schroth? Das klingt gar nicht nach Schroth, "Katzenbuckel, nach vorne beugen, seitlich beugen", was du da beschreibst, klingt es sehr kontraproduktiv. Musst du in bestimmte Stellen des Rückens atmen und bestimmte Stellen am Rücken "raffen"? Ich würde eine Schroth-Reha empfehlen bzw. du solltest dir eine Schroth-Krankengymnastin suchen.

Eine Skoliose sollte nicht mobilisiert, sondern stabilisiert werden. Wenn Hoffmann das Rezept geschrieben hat, wird aber schon das Richtige drauf stehen.

Eine Skoliose kann sich im Erwachsenenalter sehr wohl noch verschlechtern, vor allem wenn die Krümmungswinkel etwas größer sind und du gar nichts tust. Die Verschlechterung geht nur viel langsamer vonstatten, in 5 bis 10 Jahren vielleicht um 10° oder so. Ein Korsett bringt insofern was, dass du dabei die Skoliose halten kannst. Vielleicht kannst du die Tragezeiten kürzen, also statt 23 Stunden nur noch tagsüber oder nur noch zum Schlafen.
Spezi hat geschrieben:Was mir auch Sorgen bereitet sind die Gradwerte meiner Skoliose von jeweils 1 Woche Korsettfrei, mit jeweils 1 Jahr Pause dazwischen. Die Werte haben sich jedes Jahr etwas verschlechtert, ich glaube das waren immer 1-2°, ca. bei 36°.
Das habe ich nicht ganz verstanden. Du meinst, du warst jedes Jahr beim Röntgen vorher immer eine Woche korsettfrei? Wurdest du jedes Jahr geröngt? Wie viel Grad hattest du vor 3 und vor 6 Jahren? Im Jugendalter verschlechtert sich eine Skoliose leider schnell, das Risiko einer Verschlechterung ist aber jetzt mit dem Abschluss des Knochenwachstums deutlich reduziert. Hast du das Korsett regelmäßig neu einstellen lassen? Falls nicht, kann das ein Erklärungsansatz für die Verschlechterung sein. Außerdem gilt beim Röntgen eine Messtoleranz von ca. 5°. Falls du vor 3 Jahren 5° bessere Werte hattest, fällt das unter die Messtoleranz und kannst du ignorieren.

In meinen Augen ist deine Situation icht so dramatisch, wie du es beschrieben hast. Nur die Krankengymnastin würde ich wechseln. Von der Klinik Bad Sobernheim gab es zumindest früher eine Adressenliste von Physiotherapeuten, die Schroth anbieten, vielleicht gibt es die Liste noch, die kannst du bei der Hotline anfordern (du musst das Postleitzahlengebiet nennen, das du haben willst).
Ich kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben. (Bertolt Brecht)
meine Geschichte: Dalia wird Königin (Korsett für eine Oldie-Power-Skoliose)
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Re: Skoliose, Korsett -> steife Wirbelsäule dehnen

Beitrag von Spezi »

Danke für die Antwort; ich neige leicht zum Dramatisieren, da ich mich immer selbst verrückt mache.
Nein das ist kein Schroth, aber das soll es wie ich verstanden habe auch gar nicht sein. Ich hatte vor 5 Jahren eine Schroth Reha in Bad Sobernheim. Dr. Hoffmann hat den Zusatz "kein Muskelaufbau" dazugeschrieben; es geht wohl wirklich nur ums Dehnen und Lockern.
Das Korsett wurde regelmäßig neu eingestellt. Die genauen Gradzahlen weiß ich nicht auswendig, aber es fällt vielleicht wirklich unter die Messtoleranz.
Also sollte ich einfach davon ausgehen, dass Dr. Hoffmann es richtig aufgeschrieben und die Physiotherapeutin es richtig interpretiert hat?
Saphira
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Diagnose: Skoliose: hochthorakal 15°, thorakolumbal 19°;
Hüftdysplasie bds.
Therapie: "normale" KG; Schroth-Reha in Sobi 04.2011 und 12.2013; seit 11.2013 Korsett von CCtec -> Mitte 2014 wg. Hüft- und Knieproblemen samt OPs abgebrochen

Re: Skoliose, Korsett -> steife Wirbelsäule dehnen

Beitrag von Saphira »

Hallo Spezi,

Dr. Hoffmann verschreibt häufig zunächst detonisierende (also lockernde) KG, da er der Meinung ist, dass reines Schroth nicht sonderlich effektiv ist, wenn die Muskulatur verkürzt ist, da man sonst nur in die verkürzten Strukturen hinein traniert, was somit erst recht kontraproduktiv für die Krümmung ist. Das hat also schon seine Richtigkeit so ;) . Dr. Hoffmann ist rund um Leonberg schon berühmt berüchtigt für seine KG-Rezepte mit "Dehnen, Dehnen, Dehnen, kein Muskelaufbau!" :D . Ob die Übungen deiner Physiotherapeutin allerdings produktiv sind, diese Verkürzungen zu lockern, kann ich nicht beurteilen. In Bad Sobernheim wurde sowas bei einigen Patienten (auch oder gerade bei operierten Patienten) mit der Methode nach McKenzie behandelt in Kombination mit Massagen. Frag deine Physiotherapeutin doch einfach mal, nach welchem Verfahren sie die Übungen mit dir macht oder sprich sie mal auf McKenzie an.

Grüßle,

Saphira
Wer immer nur vom großen Glücke träumt, der findet nichts, weil er das kleine Glück versäumt.
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