Hallo Jens,
jetzt droht das ganze in ein eigenes Thema abzudriften - weg von den sensomotorischen Einlagen des Titels. Aber trotzdem will ich kurz auf Dein Posting eingehen.
Die Berichte der Patienten waren von positiv (wie z.B. in Deinem Fall) über "keine Veränderung" bis hin zu einer deutlichen Verschlechterung der Symptomatik sehr vielseitig. Die einzelnen Fälle zu schildern, würde den Rahmen sprengen.
Was die Insider genau gesagt haben, werde ich hier öffentlich nicht sagen. Nur so viel: es geht nicht um einen gesunden Gang bei dieser Art Schuhe.
Es gibt ja inzwischen auch diverse Anbieter verschiedenster Art von Barfußschuhen bzw. Barfußtechnik-Schuhen etc.
Und das schon seit etlichen Jahren - daher auch mein Hinweis, dass im großen und ganzen der Erfolg der Schuhe nicht flächendeckend vorhanden ist, sonst hätten sie einen ganz anderen Stellenwert auf dem Markt.
Die von Dir genannten Referenzen stammen von einer Seite, die für diese Art Schuhe wirbt und sind nicht als neutral zu bewerten. Das macht eine Einschätzung der Situation sehr schwierig. Dass hier Referenzen aus den verschiedensten Bereichen genannt werden, ist absolut verständlich. Das erhöht die "Seriosität" solcher Referenzen - scheinbar.
Interessanterweise scheinen Frauen diese Schuhe nicht zu nutzen.
Und ebenso interessant: es sind sehr viele Läufer dabei. Dazu gleich noch etwas mehr:
Der Vorfußlauf entspricht leider nicht dem Laufart, die heutzutage notwendig ist, um eine physiologische Belastung der Beine bzw. des Körpers zu erhalten. Das oft genannte Beispiel des Stoßes, der sich auf den gesamten Körper überträgt ist richtig. Allerdings nicht bei normaler Geschwindigkeit. Wenn ich es will, kann ich natürlich den Fuß mit der Ferse so extrem aufsetzen, dass der Stoß wie genannt spürbar wird.
Wenn ich jedoch den Fuß korrekt aufsetze und das Abrollen des Fußes in korrektem Ablauf tätige, ist die Stoßbelastung wesentlich geringer.
Anders verhält es sich beim Rennen: hier ist der Vorfußlauf absolut angezeigt. Dies liegt schilcht an der Geschwindigkeit, mit der ich mich fortbewege. Ab einem gewissen Tempo macht es sehr viel Sinn, auf dem Vorfuß zu laufen und vor allem auch die Wadenmuskulatur zum Vortrieb zu nutzen.
Ebenso, wenn ich bergauf gehe. Auch hier ist ab einem gewissen Steigungswinkel macht es keinen Sinn mehr, mit der Ferse aufzusetzen.
Leider bekommen immer mehr Kinder schon sehr früh Schuhe wie "Crocs" oder Billigschuhe vom Discounter verpasst - und tun somit ihren Füßen nichts gutes.
Oder die Kinder lernen auch mal, mit den Füßen zu spielen - hierzu gibt es unendliche Möglichkeiten, was Du als Vater von 2 Kindern mir sicher bestätigen kannst.
Oder Kinder kommen schnell auf das "Buggy Board", weil es zu anstrengend ist, neben dem Kinderwagen des Geschwisterchens herzulaufen. Der absolute "Höhepunkt" ist mir mal in Stuttgart begegnet: da war auf dem Buggy Board noch ein Sitz festgemacht! Super Idee!
Der Weg zum Spielkameraden wird mit dem Auto zurückgelegt...
Oder noch früher im Leben des Kindes: "Gehfrei" und wie sie alle heißen. Helfen weder dem Kind, noch den Eltern.
Hier wird viel kaputt gemacht - sei es aus Bequemlichkeit oder falscher Sparsamkeit.
Interessanterweise findet man im Internet kaum echte Diskussionen über dieses Thema. Meist wird nur von den positiven Eigenschaften des Vorfußgangs berichtet, kritische Stimmen bleiben aus.
Um es nicht falsch zu verstehen: ich bin kein Gegner des Vorfußgehens.
Ich bin jedoch ein Gegner von "der einzig richtigen Lösung". Diese gibt es nämlich nicht. Entscheidend ist, herauszufinden, was die Probleme verursacht. Wenn die Ursache tatsächlich der Fersengang ist, muss hier angesetzt werden.
Jedoch nach dem Gießkannenprinzip erst mal alles ausprobieren und dann hoffen, dass ein Treffer dabei ist, ist der falsche Weg.
Für Dich sind die Zehenschuhe offensichtlich der richtige Weg! Das ist perfekt! Gehe ihn weiter. Never change a running system.
Du fragst nach einem geeignetem Training? Das kann ich Dir nach eingehender Befundung sagen. Eine allgemein gültige Lösung gibt es nicht.
Jens1969 hat geschrieben:Da hast du selbstverständlich recht. Einmal passierte Knöcherne Umbauten kann man auch mit Zehenschuhen (und anderen Barfußlaufschuhen) nicht umkehren, aber man kann ev. die Ursachen damit beseitigen und Beschwerden lindern. Schau dir mal die oberen zwei Bilder an:
https://www.zehenschuhe.de/de/know_how . Ich glaube die sind selbsterklärend .
Stimmt. Seit ich keine spitzen Schuhe mit hohen Absätzen trage, geht es mir auch viel besser.
Spaß beiseite: das Beispiel ist sehr plakativ und passend. Für eine bestimmte Generation. Zu dieser Zeit waren die im Bild rechts zu erahnenden Schuhe praktisch ein "Muss" für "die Frau von heute". Daher auch die hohe Anzahl der Hallux valgus Patientinnen (hier wohlgemerkt ein deutliches Übergewicht von Frauen zu Männern. Faktoren: "schächeres Bindegewebe" und falsches Schuhwerk (siehe Bild rechts)).
Nur leider trifft es eben nicht wirklich für Männer zu. Das heisst nicht, dass es keinen Hallux valgus bei Männern gibt. Und dass es für Männer mit der Tendenz dahin nicht eventuell sinnvoll wäre, sich den Gangablauf genau anzuschauen und ggf. umzustellen. Je nach Befund eben.
Die Wirkung auf die Rückenmuskulatur ist bekannt. Zum Beispiel auch von den High Heels. Durch die Position auf dem Vorfuß wird automatisch die Bein-, Po- und Rückenmuskulatur aktiviert, so dass die Betonung des Körpers durch Muskelspannung erhöht wird. Bei High Heels jedoch mit dem Nachteil des Risikos "Hallux valgus".
Daher macht es durchaus Sinn, dass beim Vorfußgang ein positiver Effekt auf die Rückenmuskulatur erzielt wird.
Nur kann man das nicht verallgemeinern. Es kommt immer auf den individuellen Befund an. Leider habe ich eben auch schon erlebt, dass die Beschwerden massiv verschärft wurden durch die Umstellung des Ganges.
Fazit:
Sind Probleme/Beschwerden vorhanden muss (!) an erster Stelle eine exakte Befundung stehen, bei der natürlich die Füße mit einbezogen werden! Ich schaue mir bei jedem (!) Patienten immer die Füße, die Beinachsen und die Schuhe (und damit auch den Gangablauf) an - egal, welche Diagnose auf dem Rezept steht.
Daraus resultiert dann das weitere Vorgehen.
Mir fehlen neutrale (!) Untersuchungen, die die in vielen Werbeportalen (sorry, wenn ich diese Seiten so nenne) angepriesenen Vorteile tatsächlich belegen. Referenzen, die ausschließlich positiv sind, sind nicht glaubhaft. Denn 100% Zufriedenheit gibt es nicht.
Gruß,
Alex