Skoliose, Morbus Scheuermann... Befund Röntgen

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Sabrina19081

Skoliose, Morbus Scheuermann... Befund Röntgen

Beitrag von Sabrina19081 »

Hallo zusammen!

Nachdem ich jetzt seit 5 Wochen an Schmerzen in der Brustwirbelsäule leide, habe ich heute den Röntgenbefund erhalten, in dem steht:

Hohe flache rechtskonvexe Skoliose der normal kyphosierten BWS. Es finden sich angedeutete flachmuldige Invaginationen einzelner unterer BWK als Residuen eines relativ milde abgelaufenen M. Scheuermanns. Noch keine sekundärosteochondrotischen Veränderungen. Normaler Kalksalzgehalt des abgebildeten Skelettabschnittes.

Da ich noch 14 Tage auf den Termin beim Orthopäden warten muss, würde ich mich freuen wenn mir jemand diesen Befund verständlich erklären könnte... denn ich kann nicht wirklich viel damit anfangen.

Vielen Dank!!
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SchwarzeSchnecke
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Re: Skoliose, Morbus Scheuermann... Befund Röntgen

Beitrag von SchwarzeSchnecke »

Hallo,

Zunächst einmal ein paar Fragen:

- Wurde die gesamte WS geröntgt oder nur ein Teil?
- Wurde die Aufnahme in entspannter Haltung im Stehen angefertigt oder im Liegen?

Zur richtigen Diagnose einer Wirbelsäulenverkrümmung sind nämlich Wirbelsäulenganzaufnahmen nötig, die im Stehen gemacht wurden. Nur wenige Orthopäden haben entsprechende Röntgengeräte.

- Eine Gradzahl (Krümmungswinkel nach Cobb oder Stagnara) wurde vermutlich nicht angegeben?

Erläuterung:
Die Gradzahl kann nur anhand der o.g. Ganzaufnahme zuverlässig bestimmt werden.
Da die WS im Idealfall von vorne oder hinten betrachtet völlig gerade ist, wären 0 ° der Idealwert. (Das kommt jedoch nur bei wenigen Menschen vor.) Bei 10 ° oder weniger spricht man von einer skoliotischen Verbiegung ohne Krankheitswert, bei mehr als 10 ° von einer Skoliose. Ab ca. 30 ° ist auch bei Erwachsenen die Wahrscheinlichkeit einer Progredienz (d.h. eines Fortschreitens, also einer Zunahme der Krümmung) deutlich erhöht. Dem sollte dann z.B. mit geeigneter Krankengymnastik (1. Wahl: KG nach Schroth) entgegengewirkt werden.
Von der Seite betrachtet ist die WS im Idealfall doppelt S-förmig gebogen. (Die Wirkung ist vergleichbar mit der einer Feder. Eine völlig gerade WS könnte keine Stöße abfangen.) Die Brustwirbelsäule macht einen Bogen nach hinten. Dieser Bogen heißt BWS-Kyphose. Normal sind ca. 30 - 35 ° (Cobb/ Stagnara), bei älteren Menschen evtl. auch mehr. Bei einem höheren Wert spricht man von einer Hyperkyphose.
Der Kyphosewinkel kann ebenfalls nur anhand einer WS-Ganzaufnahme im Stehen zuverlässig bestimmt werden. Im Liegen wird meist ein zu geringer Winkel gemessen.

- Die Rotation (nach Raimondi) wurde vermutlich auch nicht gemessen? (Diese wird nicht anhand des Röntgenbilds gemessen, sondern mit einer Art Wasserwaage.)

Die entsprechende Gradzahl gibt an, inwieweit Wirbelkörper gegeneinander verdreht sind. Im Idealfall ist keine Rotation vorhanden.

"Invaginationen" sind Einbuchtungen, in diesem Fall in den unteren Brustwirbeln. "Residuen" bedeutet "Überreste". Zu M. Scheuermann siehe den entsprechenden Wikipedia-Artikel.
Schädigungen der Wirbelkörper durch Einflüsse von außen sind nicht vorhanden.

- Mich würde interessieren, ob die Schmerzen eher plötzlich (Auslöser?) oder eher schleichend gekommen sind, wie sie sich anfühlen (stechend, dumpf, pulsierend usw.) und wann sie vorhanden sind (Gehen, Stehen, Liegen, bei Belastung wie z.B. Heben eines Gewichts, bei bestimmten Bewegungen usw.).

VG, Anne
Ausgewachsen und trotzdem korrigierendes Korsett? - Na klar!

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Sabrina19081

Re: Skoliose, Morbus Scheuermann... Befund Röntgen

Beitrag von Sabrina19081 »

Hallo Anne!!

Vieln Dank für deine ausführliche Antwort!!

Es wurde nur die BWS in 2 Ebenen geröngt, dazu musste ich zum Radiologen, da mein Orthopäde wohl über kein Röntgengerät verfügt... nehme ich an.
Das Röntgen wurde im Liegen angefertigt, einmal als ich auf dem Rücken lag und einmal als ich auf der rechten Seite lag.
Ich habe lediglich diesen o.g. Befund und die Bilder erhalten, es wurde nichts gemessen oder so...

Zu den Schmerzen: Ja, sie kamen plötzlich... ich musste die letzten Monate viel sitzen. Ich bekam plötzlich Schmerzen am Rücken und im Brustbein. Mein Orthopäde löste mir eine Wirbelblockade der BWS, wodurch die Schmerzen im Brustbein auch einige Zet später verschwanden.
Leider aber nicht die Rückenschmerzen. Sie befinden sich etwa in Höhe des BH-Verschlusses(etwas darunter). Die Schmerzen sind auch nicht permanent da, sondern treten hauptsächlich dann auf wenn ich den oberen Teil des Rückens abknicke und vor allem wenn ich dabei die Schultern nach vorne hängen lasse, aber auch wenn ich viel sitze, ohne Rückenlehne.
Ich kann den Schmerz genau lokalisieren, also genau benennen von welchen Wirbeln er kommt.... obwohl, wenn ich den Rücken belaste, die Schmerzen dann auch in die Schulterblätter ausstrahlen. Es ist ein ziehender/drückender Schmerz...schwer zu beschreiben, fast so als ob die betroffenen (2-3) Wirbel irgendwie blockiert sind oder so. An denen ziehts halt...
Vielleicht sind das diese Invaginationen schuld?

Viele Grüße!
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SchwarzeSchnecke
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Re: Skoliose, Morbus Scheuermann... Befund Röntgen

Beitrag von SchwarzeSchnecke »

Ein Orthopäde ohne Röntgengerät...? :eek: Erstaunlich, wenn es so etwas gibt!

Die Bilder nützen nicht für die Diagnose einer WS-Deformität. Aber wenn Du magst, kannst Du sie trotzdem hier reinstellen (anonymisiert), indem Du sie über einen externen Bilderdienst (z.B. bildercache.de) hochlädst und dann verlinkst.

Die Schmerzen befinden sich also am oder in der Nähe des Kyphosescheitel(s). Das ist ziemlich häufig, insbesondere bei Menschen mit Hyperkyphose.

Bei den Rückenschmerzen sollte zunächst geschaut werden, woher sie kommen, denn ansonsten kann keine passende Behandlung stattfinden.
Plötzlich auftretende Schmerzen sprechen eher nicht dafür, daß sie muskulär bedingt sind. Schädigungen der Wirbelkörper, die die Schmerzen erklären könnten, sind offenbar auch nicht vorhanden. Demnach sollte als nächstes auf eine Bandscheibenprotrusion untersucht werden. Wenn eine vorhanden ist, gilt es dafür zu sorgen, daß kein richtiger Vorfall daraus wird. Das kann durch verschiedene Mittel geschehen: Krankengymnastik, Rückenschule, Einrichten eines ergonomischen Arbeitsplatzes, Korsett (stützend oder korrigierend), ggf. Reha u.a.m.
Aber das sollte alles ein Arzt veranlassen, der etwas taugt.

Wir könnten Dir einen Spezialisten für WS-Deformitäten empfehlen. (Es gibt leider nur wenige.)
- Wo wohnst Du denn (ungefähr)?
- Wärst Du bereit, für eine saubere Diagnose und geeignete Behandlungsvorschläge auch eine größere Entfernung (mehrere 100 km) zurückzulegen?

VG, Anne
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