Scheuermann seit der Jugend

Infos zu weiteren WS-Deformitäten, die mit Skoliose zusammen oder alleine auftreten
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Ronja

Scheuermann seit der Jugend

Beitrag von Ronja »

Hallo,
ich bin zufällig auf dieses Forum gestoßen und froh, dass man sich hier mit anderen Betroffenen austauschen kann. Ich weiß seit ca. 15 Jahren, dass ich Scheuermann habe, damals war ich wegen ständiger BWS-Schmerzen bei einem Orthopäden. Er sagte, meine Wirbelsäule wäre vertikal und horizontal verdreht. Naja, er verschrieb mir 10 Mal Krankengymnastik und das war's. Meine Beschwerden sind mit den Jahren schlimmer geworden. Egal, um welche körperliche Tätigkeit es sich handelt, und sei es nur das banale Bügeln der Wäsche oder der tägliche Abwasch, sofort bekomme ich Rückenschmerzen im Bereich der BWS. Ich habe einen ziemlichen Buckel, manchmal bemühe ich mich, ganz aufrecht zu sitzen, aber das ist anstrengend und schon nach einigen Minuten verfalle ich wieder in meine gekrümmte Haltung. Auch längeres Spazierengehen kann ich nicht ohne Schmerzen. Oft lege ich mich abends auf den Fußboden auf den Bauch und mein Mann muß neben meiner Wirbelsäule beidseits mit seinen Händen sein ganzes Gewicht auf meine BWS verlagern. Dann knackt es einige Male ganz laut und dann geht es wieder besser. Natürlich hält die Linderung nur in dem Moment an, aber es verschafft mir wenigstens für diese Minute Erleichterung. Manchmal lege ich mich auch auf die Lehne des Sofas und biege so mit meinem eigenen Gewicht meine BWS kräftig durch, das deutlich hörbare Knacken empfinde ich als Erleichterung. Dazu kommt, dass ich ständig Schmerzen an der Halswirbelsäule habe. Ich weiß nicht, ob das mit Scheuermann zusammenhängt. Jedenfalls habe ich deshalb fast täglich Kopfschmerzen. Wenn ich meinen Kopf von links nach recht bewege, dann knackt es auch dort ziemlich laut, mehrere Male hintereinander. Ich fürchte, mein ganzer Rücken ist ziemlich marode. Krankengymnastik hilft mir auf Dauer nicht und ich habe weder die Zeit noch das nötige Geld dafür. Was soll ich tun? Orthopäden gibt es hier nur zwei in meiner Nähe, und die sind erstens total überlastet und zweitens fühle ich mich dort auch nicht in guter ärztlicher Behandlung. Was bleibt da noch? Ich bin ganztags im Büro berufstätig und habe auch noch Haus und Garten zu versorgen. Aber gerade die körperliche Arbeit ist schlimm, weil ich sofort Schmerzen bekomme. Ob eine OP helfen würde? Was sind die Nachteile?
Vielen Dank für Eure Antworten.
Ronja
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sloopy
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Therapie: Schroth-KG, 7 Rehas in Bad Sobernheim (91,92,93,95,97,'03,'10)
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Re: Scheuermann seit der Jugend

Beitrag von sloopy »

Liebe Ronja,

willkommen im Forum!

Bevor du über die richtige Therapie nachdenkst, brauchst du erst einmal eine genaue Diagnose. Du brauchst einen kompetenten Arzt, der ein Röntgenbild erstellt, dich untersucht und dann das weitere Vorgehen mit dir bespricht. Ich denke, es kommen für dich nur zwei Ärzte in Frage: Dr. Steffan oder Dr. Hoffmann. Weitere Infos inkl. Anschrift und Telefonnr. der beiden findest du in unserer Links und Adressenliste. Eine Operation sollte in jedem Fall die letzte Möglichkeit sein. Wenn deine Schmerzen "nur" vom Scheuermann kommen, gibt es noch viele andere Möglichkeiten zur Schmerzbekämpfung. Das richtige Vorgehen für dich wäre nun folgendes:

1. Termin bei Dr. Steffan oder Dr. Hoffmann.

2. Reha in Bad Salzungen oder Bad Sobernheim- beides Kliniken, die nach Schroth therapieren. Schroth ist die einzige wirksame Therapie gegen Skoliose & Scheuermann und wird auch sehr oft zur Schmerztheapie angewendet. Hierzu findest du eine Menge Infos im Forum.

3. Regelmäßige KG nach SCHROTH zu hause, zusätzlich Schwimmen kann auch nicht schaden. Eine Liste von Schroth-Therapeuten in deiner Nähe bekommst du auf telefonische Anfrage in der Katharina-Schroth-Klinik, Bad Sobernheim, Telefonnummer in userer Linkliste.

4. evtl. eine Korsett-Therapie, da werden die Ärzte dir aber sicher genauers zu sagen, ob das überhaupt für dich in Frage käme- vorab viele Erfahrungsberichte zum Korsett im Erwachsenenalter

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Mein Thread: Mein CCtec (Erwachsenen)korsett und ich

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Toni
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Beitrag von Toni »

Hallo Ronja
Herzlich willkommen bei den "Scheuermännern" und "Scheuerfrauen" im Skoliose-Info-Forum!
Deine Anamnese (Krankheitsgeschichte) kann ich 1: 1 nachvollziehen und nachspüren, als hätt ich sie selbst geschrieben! Nur sehr wenige Ärzte nehmen und erwachsene Scheuerleute und unsere Schmerzproblematik wirklich ernst. Die meisten speisen uns mit Schmerzmitteln und (mit Glück) ein paarmal (oft noch falsche) KG ab. Ich hab eine Odysee bei 8 Orthopäden hinter mir, bis ich bei Dr. Hoffmann und dann schlieslich in Salzungen gelandet bin.
Ich war chronischer Schmerzpatient und kann Dir versichern daß ich meinen "Königsweg" gefunden habe- im wesentlichen durch dieses Forum hier!
Durch Korsett und SCHROTH bin ich nun heute wieder absolut schmerzfrei, voll leistungsfähig und fühle mich um Jahrzehnte verjüngt im Vergleich zu meinem Zustand noch vor einem halben Jahr.
Ich kann Dir aus meiner Erfahrung nur Raten auch einen Königsweg zu suchen und diesen sehr konsequent zu gehen. Ich weiss wie schwer und anstrengend- fast unmöglich- es ist, ohne SCHROTH-Ausbildung und ohne Korsett eine aufrechte und Bandscheiben-schonende Haltung mehr als ein paar Sekunden zu halten. Das gelingt mir inzwischen auch ohne Korsett schon bis zu einer Stunde!
Deine Kopfschmerzen kommen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch von der Kyphose, da du diese Vorneigung durch den Rundrücken durch teilweises Überstrecken der HWS kompensieren musst, was Verspannungen und Kopfschmerzen verursacht.
Bei mir hat die Wiederherstellung einer korrigerten Wirbelsäulenstatik mit hilfe des Korsetts und seit meiner wunderbaren REHA in Bad Salzungen viele Probleme und Symptome beseitigt, unter denen ich vorher sehr gelittten habe.
Ich kann Dir aus meiner und unserer Erfahrung nur raten: Kämpfe um ein wirklich gutes Korsett ( Rahmouni- oder Tübinger- KO) und mach sobald wie irgend möglich eine REHA in einer der beiden ASKLEPIOS-Schroth-Kliniken.
Der Königsweg dorthin führt über einen kompetenten Arzt.
Aber DU musst das fordern!

Ich rate Dir auch dringend von solchen "gewaltsamen" Press- und Druck-Korrekturen durch Das Körpergewicht deines Mannes ab!!! Das ist gefährlich! Alles was knackt kann wichtige Strukturen der WS ausleiern! Sowas sollen wenn überhaupt nur erfahrene Orthopäden, Chiropraktiker, Osteophaten oder gute, WS-erfahrene Physiotherapeuten machen, aber niemals Dein Mann (bei aller Liebe)!!!!

Eine fixierte und teilfixierte Kyphose sollte nur sehr sorgfältig dosiert und mit Hilfe eines alle paar Wochen nachgestellten 4-Punkt-Korsettes korrigiert und aufgerichtet werden. Parallel sollte das eigene Muskelkorsett so gestärkt werden, daß Du Dich immer besser selbst aufrichten kannst. Das gelingt aber nur mit Schroth.
Ich hoffe Du kannst mit unseren Tps was anfangen. Es gibt wirklich gute Wege aus dem Schmerz-Teufelskreis.
Packs an!
Gruß Toni
manubra
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Beitrag von manubra »

Hallo Ronja,

auch ich möchte Dich erst einmal herzlich im Forum Willkommen heißen.

Dein Krankheitsbild kommt mir sehr bekannt vor, da ich neben dem Scheuermann ebenfalls viel mit Kopfschmerzen und Verspannungen zu tun habe und ebenfalls den größten Teil des Tages sitzend im Büro verbringe. Für mich ist allerdings das Sitzen das schlimmste Übel, daß mir auch die meisten Schmerzen bereitet. Laufen und schwimmen, also mich bewegen, bringt mir persönlich die beste Entlastung und dabei fühle ich mich am wohlsten.
Ich habe Dir gegenüber jedoch den klaren Vorteil, daß mein Scheuermann erst im März d.J., im zarten Altern von 37 Jahren :rolleyes: , diagnostiziert wurde. Ich bin wegen meiner andauernden Rückenschmerzen zu unserem ortsansässigen Wald- und Wiesenorthopäden spaziert, der den Scheuermann festgestellt hat und mir als "nichtkassenärztliche Leistung" erstmal Akupunktur verordnet hat. In Eigenregie - und natürlich auch auf eigene Kosten - bin ich dazu auch noch zum Masseur gegangen, um die lästigen Verspannungen im Schulter-Nacken-Bereich loszuwerden und die daraus resultierenden Kopfschmerzen natürlich auch. Neben meinem Scheuermann hat der Orth. dann auch noch Rippenblockaden festgestellt. Gegen die Blockaden hat er mir natürlich nichts verschrieben (das muss man wohl auch so aushalten können).

Wie dem auch sei, nachdem ich weder durch die Akupunktur noch durch die Massagen Besserung verspürt habe, habe ich mich im Internet auf die Suche gemacht und bin auf dieses Forum hier gestoßen. Viele Leidensgenossen haben mir Mut gemacht und mir auf die Sprünge geholfen. So habe ich mich Mitte Juni d.J. auf den Weg nach Leonberg zu Herrn Dr. Hoffmann gemacht. Von den 720 zurückgelegten Kilometern bereue ich nicht einen einzigen! Herr Dr. Hoffmann ist sehr symphatisch und vor allen Dingen kompetent und er nimmt sich Zeit. Er hat noch einmal Röntgenaufnahmen von meiner WS gemacht und hat mir dringend zu einer Schroth-Kur in Bad Sobernheim geraten. Meinen Teil des Antrags habe ich bereits ausgefüllt und Herrn Dr. Hoffmann übersandt, der jetzt alles weitere in die Wege leitet. Das Wichtigste aber war, daß ich in Herrn Dr. Hoffmann nun einen Arzt gefunden habe, der alle notwendigen diagnostischen Dinge einleitet, wenn er mit seinen Röntgenaufnahmen allein nicht weiter kommt. So hat er mir als erstes eine Überweisung für ein MRT mitgegeben (Kernspintomographie) und siehe da, sein Verdacht, den er mir gegenüber in Leonberg geäußert hatte, bestätigte sich auf Anhieb. Ich hatte nämlich keine Rippenblockaden, sondern Bandscheibenvorfälle in der Brustwirbelsäule! Meine Vorfälle drücken nicht auf die Nervenwurzeln, sondern direkt aufs Rückenmark und heute wundert es mich gar nicht mehr, daß ich so schlimme Rückenschmerzen habe. Ich habe daraufhin Herrn Dr. Hoffmann die MRT-Aufnahmen und den Bericht des Radiologen nach Leonberg geschickt, woraufhin sich Herr Dr. Hoffmann mit einem neurochirurgischem Kollegen in Verbindung gesetzt hat, bei dem ich am nächsten Montag in Bad Homburg vorstellig werden muß. Soweit ich gehört habe, machen im BWS-Bereich die Bandscheibenvorfälle nur 0,1 - 2,0 % aller Vorfälle aus, es kommt also relativ selten vor.

Liebe Ronja, ich kann Dir nur raten (und schließe mich somit Sloopy und Toni vollumfänglich mit ihrer Meinung an) schnellstmöglich einen kompetenten Facharzt wie Dr. Hoffmann (Herrn Dr. Steffen kenne ich leider nicht persönlich) aufzusuchen. Ich bin heute froh und dankbar, daß ich diesen Rat hier aus dem Forum angenommen habe und ich fühle mich jetzt in guten Händen und auf dem richtigen Weg. Wenn der Arzt in Bad Homburg eine Möglichkeit sieht, daß er mir die Bandscheiben absaugen kann, meint Herr Dr. Hoffmann, daß ich mit weit über 90 %er Wahrscheinlichkeit den größten Teil meiner Schmerzen los bin. Danach mache ich eine Schroth Kur (falls die genehmigt wird) und dann gehts mir hoffentlich bald so gut wie Toni und manch anderem hier.

Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute und hoffe, daß Du hier den letzten Kick bekommst, Dein Schicksal in die Hand zu nehmen (schon allein deshalb, damit Dein Mann nicht weiter auf Dir rumdrücken muß ;D ). Laßt das bloss sein, da könnt ihr mehr Schaden als alles andere mit anrichten!!!

Viele Grüße aus dem Sauerland
Manuela
Bedenke: Ein Stück des Weges liegt hinter dir, ein anderes Stück hast du noch vor dir.
Wenn du verweilst, dann nur, um dich zu stärken, aber nicht um aufzugeben.
(Augustinus Aurelius)
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