Andrew hat geschrieben:Ich kann mir nur nicht vorstellen, das Korsett mein ganzes Leben zu tragen. Klar, mit Korsett stehe ich deutlich gerader, aber wie gesagt, das Korsett hilft nur, wenn man es jeden Tag anzieht. Ich wachse schliesslich nicht mehr und daher ist eine bleibende Korrektur nicht mehr möglich, ausser OP.
Ich kann nur unterstreichen was Lurchi schon geschrieben hat.
Das Rahmouni-Korsett ( JEDES Korsett!) ist kein Zuckerschlecken. Das weis ich sehr gut.
Das Korsett ist auch
NURdas "Werkzeug" für DEINE Begradigung. Es ist nicht wahr, daß das Korsett nicht mehr hilft, weil Du erwachsen bist.
Die Begradigung der Wirbelsäule findet primär im Kopf statt!
Du musst erst realisieren daß DU GERADE werden willst.
Dann musst Du mit allen Mitteln kämpfen. Das Korsett ist nur eines von vielen "Kampfmittel", wenn auch ein sehr sehr wichtiges.
Der Weg zur Begradigung führt über eine sehr gute
COMPLIANCE.
Das bedeutet, daß Du eine ungeheuere Diziplin DIR SELBST gegenüber aufbringen musst. Es gibt keine Ausreden "ich kann das Korsett nicht in der Öffentlichkeit tragen...." das ist Quatsch!!!
Ich habe Vorträge und Vorlesungen vor Hunderten von Menschen im Korsett gehalten, Seminare und Tagungen im Korsett veranstaltet usw....
warum kannst Du das Korsett nicht in der Öffentlichkeit tragen? Weil Du es überhaupt nicht tragen willst!
Hast Du eine Schroth- REHA gemacht? Hast Du Operierte Kennengelernt die solche Schmerzen hatten, daß sie so verzweifelt waren, daß sie nur noch an Suizid gedacht haben?
Hast Du zu Hause eine Sprossenwand und kämpfst jeden Tag mindestens 30 minuten gegen Deine Krummheit?
Wie ist Deine Haltung, beim Essen, am Computer, beim Zähneputzen, im Auto, jede Sekunde in der Du das Korsett NICHT trägst? Bemühst Du Dich im eine optimal-korrigierte, reklinierte, geräkelte Haltung?
Läuft im Hinterkopf bei Dir die "permanente kleine Schroth- Selbstkontrolle" mit, bei allem was Du tust? Hast Du Dir die "neue reklinierte Haltung" verinnerlicht?
Wie ist es wenn Du das Korsett trägst?
Hängst Du passiv darin oder versuchst Du das Korsett immer wieder aktiv als Hebel für Die Aufdehnung Deiner offensichtlich ausgeprägten Verkürzungen zu nutzen?
Mir fällt es überhaupt nicht mehr mehr schwer, eine Haltung ohne Korsett zu bewahren, in der weder Kyphose, noch Lordose sichtbar sind. Ich kann inzwischen Tagelang auf das Korsett verzichten ohne in mein altes krummes und inkliniertes Haltungsmuster zurückzufallen.
Doch dann empfinde ich es als ein Wohltat und as Wellness pur, eines meiner Korsett anzulegen und Wirkung auf den Körper zu geniesen.
Ich kann mir durchaus vorstellen, daß mich mein Korsett für den "Rest" meines Lebens begleitet und unterstützt, auch wenn ich es nicht mehr ständig trage. Ich spüre selbst, wenn es gut ist, es zu tragen. Ich schlafe auch hervorragend gut im Korsett, nach (zugegeben) schwieriger Gewöhnung.
Nun zur OP.
Das scheint ein gute und schnelle Lösung zu sein.
ABER:
Da wird nur ein Stück BWS "gewaltsam" begradigt und versteift. Das ist nicht so schlimm, denn die BWS ist eh der unbeweglichste und steifste Teil der WS.
Die Kyphose bist Du los.
Aber um welchen Preis?
Du gehst das Risiko einer lebensgefährlichen OP ein. (Mir ist mindestens ein Toter und 3 Querschnittsgelähmte als Folge einer Spondylodese-OP bekannt).
Es wird NUR die Kyphose operiert.
Deine Kopfhaltung, die hängenden vorgezogenen Schultern, der schlaffe Bauch, das gekippte Becken, das Hohlkreuz, die ganzen Beinrückseitenverkürzungen, dein gesamter Haltungsapperat wird auch NACH der OP der Habitus eines typischen Kyphotikers bleiben, nur daß dann die Spannungen und Dysbalancen zwischen Deinem begradigten Rücken und dem nach wie vor in den Kyphose-Strukturen belassenen Körper größer und schlimmer als vorher sind.
Eine Kyphose-OP ist KEINE "ganzheitliche" Methode!
Du bist danach sehr geschwächt und es besteht die Gefahr daß Du abhängig von Schmerzmitteln wirst.
Für die meiste Orthopäden bist Du danach als Operierter austherapiert und uninteressant. Wenn Du danach doch noch Probleme hast, wirst Du als Hypochonder in die "Psychoecke" abgedrängt. Selbst von denen, die Dich operiert haben und andere Ärzte lehnen Dich als Patient ab, weil Sie die Verantwortung für eine operierte WS nicht mittragen möchten.
Es besteht daher die reale gefahr, daß Du nach einer OP psychisch und physisch schlimmer dran bist als vorher.
Die Kombination Korsett- Schroth- gezielter Sport mit Bewusstseins- und innerer Haltungsänderung ist aber GANZHEITLICH. Und es ist auch "nachhaltig" wirksam, wenn DU DRANN BLEIBST, bis DU ZIELE erreicht hast, die Du DIR stecken musst.
Erwarte nicht, daß eine ein ganzes Leben lang in Fehlstatik verkrümmte WS in wenigen Stunden im Rahmouni gerade wird und dann wie von Selbst gerade bleibt.
Es ist ein harter und langer Kampf, den Du vor allem gegen Dich SELBST- gegen DEINEN inneren Schweinehund führen musst- mit allen Mitteln und an mehren Fronten.
Das Korsett ist "nur" die stärkste Waffe in diesem Kampf, der sicher ein ganzes Leben dauern wird, auch wenn, und besonders wenn Du operiert bist.
BITTE denk mal drüber nach!
Gruß Toni