Tobias, wie hast Du Dich entschieden?

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Allegra
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Tobias, wie hast Du Dich entschieden?

Beitrag von Allegra »

Hallo Tobias,

nach unserem Treffen in Bad Salzungen hat mich Dein Fall am meisten berührt - und ich würde gerne wissen, wie es jetzt bei Dir weitergeht! Willst Du die OP machen lassen oder nicht?

Du kennst meine Meinung (und die von Bzebra), aber wir können ja gerne noch weiter diskutieren und uns bei unseren Erfahrungen austauschen - ich bekomme ja morgen mein Rahmouni-Korsett, was mich vor einer OP verschonen soll, und werde Dich/Euch auch von meinen Ups und Downs auf dem laufenden halten.

Ich fände es sehr schlimm, wenn Du Dich nur aus psychichen Gründen operieren lassen würdest - als Schönheits-OP sozusagen. Oder auch aus dem Glauben heraus, die OP würde Deine berufliche Karriere fördern. Ich verstehe zwar Deine Beweggründe, aber ich finde sie nicht ausreichend für eine OP. Genauso schrecklich finde ich es, wenn Menschen glauben, sie müssten sich die Nase richten oder die Brüste vergrößern/verkleinern lassen, um ein glückliches Leben zu führen.

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft (die brauchen wir alle)! Und freue mich über News!

Jenny
Tobias78
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Beitrag von Tobias78 »

Hallo Jenny!

Ist furchtbar nett von Dir, daß Du fragst! Ich habe auch tatsächlich schon so gut wie entschieden was ich mache, ein paar Tage brauche ich vielleicht noch bis ich mir wirklich hundertprozentig sicher bin. Ich schreib das dann.

Warum fändest Du es denn so schlimm, wenn ich mich operieren lassen würde? Es könnte doch sein, wir treffen uns in einem Jahr wieder (beim nächsten Treffen), ich bin operiert und total zufrieden mit mir und tausendmal glücklicher. Was soll man denn machen, wenn man mit irgendwas an seinem Körper absolut unzufrieden und deswegen todunglücklich ist?
Und es geht mir nach wie vor so: Wenn ich mich im Spiegel anschaue, dann frag ich mich immer, warum ich so zögerlich bin. Dann bin ich mir sicher, das muß gerade werden, alles andere hat überhaupt keinen Sinn. Oder wenn ich z.B. in der Stadt bin und an Schaufenstern oder irgendwelchen Glasfassaden vorbei gehe: Auch darin kann man ja sein Spiegelbild sehen. Dann kämpfe ich oft mit mir, ob ich da jetzt hingucken soll oder nicht. Auf der einen Seite hab ich immer die Hoffnung, daß ich es dann doch nicht so schlimm finde, auf der anderen Seite denk ich: Nein, tu Dir das nicht an. Ganz extrem war das, als ich noch nicht wußte, daß man operieren kann. Jetzt ist es besser.
Ich weiß nicht, ob Du Dir wirklich vorstellen kannst wie schlimm „kosmetische“ Probleme sein können (hattest Du nie welche?). Es geht ja nicht um Perfektionismus oder darum, daß ich Mister Universum werden möchte. Ich möchte doch nur mein eigenes Spiegelbild wenigstens ertragen können. Man kann doch nur glücklich sein, wenn man im Großen und Ganzen mit sich zufrieden ist. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß ich mit meinem Rücken so wie er jetzt ist jemals zufrieden sein kann oder sagen kann: Was soll’s, es gibt Schlimmeres.
Anderen geht es vielleicht ähnlich mit der Nase oder der Brust. Ist es nicht besser, die lassen sich operieren als vielleicht ein Leben lang unglücklich zu bleiben? Viele sind danach doch auch viel glücklicher. Aber es gibt natürlich auch die, die nach 40 Schönheitsop’s noch nicht glücklich sind.
Und was die Karriere betrifft: Es geht mir auch nicht darum eine große Karriere zu machen, ich möchte nur was machen, was mir Spaß macht, wenigstens nebenbei oder als Hobby. Und wenn einem dann zusätzlich zu allem Elend dieser sch*** Rücken und der mißgebildete Brustkorb auch noch in seiner absoluten Lieblingsbeschäftigung behindert, das ist absolut unerträglich. Ich hab auch schon versucht, damit aufzuhören, hab es aber nur sechs Wochen ausgehalten. Es ist natürlich irgendwie fatal, daß ich ausgerechnet dieses Hobby habe, aber ich kann mir nichts anderes vorstellen, was mir auch nur annähernd soviel Spaß machen würde.

Ich hoffe, Dein neues Korsett hat Dich noch nicht zerdrückt! Rahmouni hat mein Korsett vor einer Woche sehr heftig nachgestellt und ich hab mich immer noch nicht richtig daran gewöhnt. Ist fast schlimmer als am Anfang. So gesehen geht es mir ähnlich wie Dir, obwohl, seit ich Sloopy’s Pelotten gesehen habe glaube ich, ich kann da mit meinem Kyphose-Korsett nicht wirklich mitreden.

Auch Dir alles Gute und Danke für Deine Anteilnahme!
Tobias
Spila
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Beitrag von Spila »

Hallo Tobias

Ich hab lange nachgedacht, ob ich mich hier "einmischen" soll oder nicht, bin irgendwie nicht zu einem richtigen Entschluss gekommen. Deshalb schreib ichs einfach mal.

Tobias78 hat geschrieben:Was soll man denn machen, wenn man mit irgendwas an seinem Körper absolut unzufrieden und deswegen todunglücklich ist?
Und es geht mir nach wie vor so: Wenn ich mich im Spiegel anschaue, dann frag ich mich immer, warum ich so zögerlich bin.
Hast du es schon mal mit gezieltem Muskelaufbautraining probiert? Man kann seinen Körper auch ohne Operation recht verändern. Vielleicht wäre ja ein bisschen mehr (oder weniger (so wärs bei mir)) Speck auch "besser".
Tobias78 hat geschrieben:Anderen geht es vielleicht ähnlich mit der Nase oder der Brust. Ist es nicht besser, die lassen sich operieren als vielleicht ein Leben lang unglücklich zu bleiben? Viele sind danach doch auch viel glücklicher. Aber es gibt natürlich auch die, die nach 40 Schönheitsop’s noch nicht glücklich sind.
Ich glaube nicht, dass man ein psychisches Problem durch eine Operation lösen kann. Ich werde meine Brust auf keinen Fall vergrössern lassen, bin da reich gesegnet, da käme höchstens eine Verkleinerung in Frage, aber die würde ich höchstens aus gesundheitlichen Gründen machen (aber die gibt's ja zum Glück nicht).
Tobias78 hat geschrieben:Und was die Karriere betrifft: Es geht mir auch nicht darum eine große Karriere zu machen, ich möchte nur was machen, was mir Spaß macht, wenigstens nebenbei oder als Hobby.
Kannst du nach einer allfälligen OP wirklich besser singen?


Ich hoffe, du kannst etwas mit diesen Zeilen anfangen.

Gruss und viel Kraft
Theres

PS Du hast ja mal geschrieben, dass wohl jeder Bammel vor dem Spital hat. Also ich hab da eigentlich keinen Bammel, denn ich wurde mit 14 operiert (Beinbruch), da war ich ja noch halb Kind und hab da wirklich keine Probleme gehabt, eher im Gegenteil, ich hatte echt Spass.
Zuletzt geändert von Spila am Mi, 02.04.2003 - 16:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Allegra
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Beitrag von Allegra »

Hallo Tobias,

ich denke, jeder, der Skoliose, Scheuermann o.ä. hat, ist hin und wieder frustriert. In der Pubertät hatte ich auch Probleme mit meinem schiefen Rücken - ich konnte meinen Anblick im Spiegel nicht ertragen. Aber im Laufe der Zeit habe ich gelernt (und das war der beste Lernprozess, den ich je hatte), wie unwichtig Äußerlichkeiten sind, wenn es um Glück, Zufriedenheit, um das "Leben" eben geht (Leben mit großem L). Nein, das ist kein hohles Geschwätz, glaub mir. Wer sich an Äußerlichkeiten aufreibt, an ihnen leidet, sich nur über Äußeres definiert, hat schon verloren. Daran wird auch eine OP nichts ändern, denn das eigentliche Übel (wie definiere ich mich? mache ich mich vom Urteil anderer abhängig? wie selbstsicher bin ich? liebe ich mich?) sitzt viel viel tiefer.

Oft sind es die falschen Menschen, mit denen man sich umgibt, die einen glauben lassen, man sei "nicht vollwertig", nicht attraktiv. Wechsle lieber den Freundeskreis als Dein Äußeres! Ist auf die Dauer einfacher und gesünder.

Vielleicht kann eine OP Deinen Oberkörper ein stückweit verändern, aber erwarte vom optischen Ergebnis lieber nicht zu viel! Ich habe Operierte gesehen und weiss, es ist nicht alles so, wie es sich die Leute vorher ausgemalt haben!). Die OP wird aber möglicherweise auch neue, stärkere Probleme verursachen. Oder Dir fällt dann ein weiterer "Makel" auf, und das Ganze beginnt von vorn.

Das klingt jetzt vielleicht blöd, aber: Alles Gute, Schöne und Wahre kommt immer von innen, vom Herzen, nicht von Außen! Stärke kommt von innen, vor allem Zufriedenheit. Glück ist eine Sache der inneren Einstellung. Schönheit sowieso relativ ("beauty lies in the eye of the beholder").

Stehe zu Dir, mit all Deinen zahlreichen Stärken und all den kleinen (oder größeren) Schwächen. Schau Dich doch mal um: Wer ist schon perfekt? Niemand!

Wenn Du Dich operieren lässt, werde ich alle Daumen drücken und Dir alles Schöne der Welt wünschen - und alle Forumsmitglieder werden es genauso machen. Aber ich würde einen Luftsprung machen vor Freude, wenn Du sagst: "No! nicht mit mir! Ich liebe meinen Körper und werde es nicht zulassen, dass man (ohne triftigen Grund) Schrauben und Stangen in ihn bohrt."

Wie auch immer: Vielleicht hilft es Dir ja schon, wenn Du weisst, dass Du mit Deinen Hoffnungen und Ängsten nicht allein bist. Das Forum ist mit Dir!

In diesem Sinne
Jenny
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Beitrag von sloopy »

Lieber Tobias,

ich kann mich Jenny Tinas Worten nur anschliessen:


Man sieht nur mit dem Herzen gut-
das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar!



Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du für dich die richtige Entscheidung triffst!

Herzliche Grüße, sloopy
Mein Thread: Mein CCtec (Erwachsenen)korsett und ich

"Bewahre mich vor dem naiven Glauben,es müsse im Leben alles glatt gehen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge, Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen." (Antoine de Saint-Exupéry)
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Beitrag von netkitty »

Schließe mich all meinen Vorrednern an.
Es gibt zur Zeit ein Lied von Christina Aguilera, Beautyful der Text trifft es ziemlich genau.

Don't look at me Every day is so wonderful
And suddenly, it's hard to breathe
Now and then, I get insecure
From all the fame, I'm so ashamed

I am beautiful no matter what they say
Words can't bring me down
I am beautiful in every single way
Yes, words can't bring me down
So don't you bring me down today

To all your friends, you're delirious
So consumed in all your doom
Trying hard to fill the emptiness
The piece is gone and the puzzle undone
That's the way it is

You are beautiful no matter what they say
Words won't bring you down
You are beautiful in every single way
Yes, words won't bring you down
Don't you bring me down today...

No matter what we do
(no matter what we do)
No matter what they say
(no matter what they say)
When the sun is shining through
Then the clouds won't stay
And everywhere we go
(everywhere we go)
The sun won't always shine
(sun won't always shine)
But tomorrow will find a way
All the other times

We are beautiful no matter what they say
Yes, words won't bring us down
We are beautiful no matter what they say
Yes, words can't bring us down
Don't you bring me down today

Don't you bring me down today
Don't you bring me down today
[size=100][i]Ever tried. Ever failed.
No matter.
Try again. Fail again.
Fail better.[/i]
Samuel Becket[/size]
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Beitrag von SteffiH »

Hallo Tobias,
auch wenn du dich für die OP entscheiden solltest: bedenke, daß du vielleicht an Anfang möglicherweise glücklich über deinen 'geraden ' Rücken bist. Aber diese Phase wird vorbeigehen und werden dir deine Narben zum nächsten kosmetischen Problem werden, sodaß du dich dann nicht mehr ins Schwimmbad traust.
Den perfekten Mann / die perfekte Frau gibt es nicht.

Ich glaube ich hätte seinerzeit eine Korsett-Therapie psychisch nicht bis zum Schluß durchgehalten und irgendwann abgebrochen; inzwischen denke ich, daß dies damals für mich die beste Lösung war.
Würde mir heute die Diagnose Skoliose stellen, würde ich alles tun um an einer OP vorbeizukommen. (und an meine beweglichen 47° lasse ich auch keinen Messerwetzer mehr dran)

Liebe Grüße
Steffi

P.S. Du bist doch aus KA oder? Wenn du möchtest, können wir uns mal treffen (irgendwo zwischen KA und LD)
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BZebra
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Beitrag von BZebra »

SteffiH hat geschrieben:Ich glaube ich hätte seinerzeit eine Korsett-Therapie psychisch nicht bis zum Schluß durchgehalten und irgendwann abgebrochen
Ich bin mir sicher, daß Du es mit den heutigen Korsetten hättest. Das Durchalten bis zum Schluß ist nicht das Problem, nur der Anfang. Je länger man ein Korsett trägt umso unbedeutender wird es und umso weniger fühlt man sich dadurch im Alltag eingeschränkt. Wer diese erste Zeit durchgestanden hat, der schmeißt es nicht mehr so einfach hin sondern bringt es auch zu Ende.

Passt zwar jetzt nicht mehr zum Thema, wollte das aber nur mal kurz schreiben, denn viele denken so und kapitulieren, bevor sie überhaupt angefangen haben zu "kämpfen".

Gruß,
BZebra
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Beitrag von SteffiH »

Hi BZebra,
das 1/2 Jahr im Stagnata-Korsett haben mich damals richtig fertig gemacht. Reden konnte ich seinerzeit mit niemandem, weil sich keiner in meine Lage versetzen konnte. Neue Stadt und somit eine neue Schule - somit auch keine alten Freundinnen - und dort war ich dann wegen des Korsetts 'der Prügelknabe' der Klasse.
Länger wie dieses halbe Jahr hätte ich es sehr wahrscheinlich nicht ertragen. Urprünglich hätte das noch ein Milwaukee-Halsteil drangehabt - aber das hat der OT vergessen dranzumachen.

LG
Steffi
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BZebra
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Beitrag von BZebra »

Tobias78 hat geschrieben:Ich habe auch tatsächlich schon so gut wie entschieden was ich mache, ein paar Tage brauche ich vielleicht noch bis ich mir wirklich hundertprozentig sicher bin. Ich schreib das dann.
Zu einer Kur, gell? Die steht ja als erstes an, oder?
Ohne die gemacht zu haben, bist Du ja noch garnicht entscheidungsfähig :ja:.

Gruß,
BZebra
Tobias78
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Beitrag von Tobias78 »

Hallo!

Vielen Dank für die vielen Antworten und für Eure Mühe!!! Ist mir ja schon fast unangenehm. Trotzdem, ich hoffe ich nerve nicht, wenn ich noch mal was schreibe.
Es ist halt leider alles in Anbetracht meines Spiegelbilds so theoretisch. Das Ekel- und Haßgefühl ist so stark, da komme ich argumentativ überhaupt nicht dran. Ist ja nicht so, daß ich selbst andere Menschen nur nach dem Äußeren bewerten würde und sicher ist niemand perfekt. Aber ich denke dann immer: Warum muß ich denn gleich so unperfekt sein??? Ein bisschen weniger hätte doch auch gereicht.
Und was die Op betrifft: Sicher, vom Verstand her ist der Gedanke, Schrauben in die Knochen gedreht zu bekommen sehr unangenehm. Aber vom Gefühl her denke ich: Ich habe ja meinen Körper nicht darum gebeten so verkrüppelt zu wachsen, dann braucht der sich auch nicht über Schrauben und Stangen zu beschweren. Sollen sie doch ruhig in die mißgebildeten Wirbel bohren, am besten mit einer Schlagbohrmaschine, und eigentlich können sie gar nicht genug Schrauben und Stangen einbauen. Und wenn dem Körper das dann nicht paßt, hat er halt Pech gehabt.
Andererseits, wenn ich Schroth machen würde, müßte ich mir so viel Mühe mit meinem Körper geben, viel Zeit und Geduld investieren für einen wahrscheinlich viel geringeren kosmetischen Effekt. Das kommt mir irgendwie so vor, als würde jemand anfangen sein 30 Jahre altes, schrottreifes und total verrostetes Auto zu polieren.
Was denkt Ihr denn eigentlich über nicht-operative Schönheitsmaßnahmen, z.B. über eine Frau, die ihre Brust nicht mit einer Op sondern mit solchen Saugnäpfen und Vakuumpumpe vergrößern will? Ist das besser? Oder jemand, der zwei Stunden am Tag ins Fitness-Studio geht, nur damit er sich einigermaßen schön finden kann? Ich meine, ich würde ja auch eine Schroth-Kur eigentlich nur aus kosmetischen Gründen machen.
Jenny Tina hat geschrieben: Die OP wird aber möglicherweise auch neue, stärkere Probleme verursachen
Ich denke halt oft: Ich hab ja eigentlich nichts mehr zu verlieren und wenn’s schief geht, dann war’s das halt. Aber ich denke natürlich nicht immer so.
Spila hat geschrieben: Hast du es schon mal mit gezieltem Muskelaufbautraining probiert? Man kann seinen Körper auch ohne Operation recht verändern. Vielleicht wäre ja ein bisschen mehr (oder weniger (so wärs bei mir)) Speck auch "besser".
Ja, vor zwei bis drei Jahren. Aber ich hatte nicht das Gefühl, daß es irgendwas gebracht hat. Das hat mich damals sehr frustriert. Und Du hast recht: Mehr Speck wäre wirklich nicht schlecht. Aber das ist für mich nicht so einfach.
Spila hat geschrieben: Ich glaube nicht, dass man ein psychisches Problem durch eine Operation lösen kann.
Nein, das sicher nicht. Aber ich denke, eine Schönheits-Op kann bei manchen Menschen wie ein Schmerzmittel sein. Das behandelt ja auch nicht die Krankheit, die die Schmerzen verursacht, aber man kann dann mit dieser Krankheit viel besser leben. Ich glaube, wenn man einigermaßen hübsch ist bzw. keinen größeren körperlichen Makel hat kann man mit viel weniger Selbstbewußtsein auskommen und glücklich sein. Außerdem sind psychische Probleme wohl oft nur sehr schwer behandelbar.
Spila hat geschrieben: Kannst du nach einer allfälligen OP wirklich besser singen?
Sicher bin ich mir da nicht, aber es gibt viele Indizien, die dafür sprechen.
SteffiH hat geschrieben: Aber diese Phase wird vorbeigehen und werden dir deine Narben zum nächsten kosmetischen Problem werden, sodaß du dich dann nicht mehr ins Schwimmbad traust.
Ich will kein Schwimmbad mehr von innen sehen, auch nach einer Op nicht. Aber das stört mich nicht. Das Wasser ist ja eh meistens viel zu kalt. Daher denke ich, ich könnte mit einer Narbe leben.

Ich kann mir schon vorstellen, daß hier manche denken: Dem seine Probleme möchte ich haben. Oder: Dann soll er doch endlich die Op machen und aufhören hier rumzujammern. BZebra wird wahrscheinlich denken: Der soll hier nicht rumjammern, sondern endlich eine Kur machen (stimmt’s?). Falls das so ist: Entschuldigung.
Ich würde mich jedenfalls trotzdem sehr freuen, wenn noch jemand was schreibt und es ist wirklich nicht so, daß das alles spurlos an mir vorbei geht, was Ihr schreibt. Aber wenn Ihr denkt: „Der glaubt’s ja eh nicht.“ oder: „Ich hab keine Lust alles hundert Mal sagen“ dann ist es auch ok, wenn Ihr nichts mehr schreibt.

Viele Grüße,
Tobias

P.S.: @SteffiH: Danke für das Angebot, Landau ist ja wirklich nicht weit. Ja, wir können uns gerne mal treffen.
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sloopy
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Beitrag von sloopy »

Lieber Tobias,

ich möchte dir etwas sehr wichtiges sagen- bitte entschuldige dich hier für nichts!!! Du machst hier nichts falsch und gehst niemandem auf die Nerven oder so. Ich bin sicher, auch für die anderen zu sprechen, wenn ich sage, dass ich mir viele Gedanken um dich mache und besorgt bin, weil du so unglücklich bist. Wir wollen dir helfen und dich nicht belehren. Wenn jemand keinen Bock auf dieses Thema hat, der liest es erst gar nicht und antwortet nicht- so einfach ist das!

Du hast geschrieben, dass du denkst, du hast ja nicht mehr viel zu verlieren. Was du auf jeden Fall in deine Entscheidungsfindung integrieren musst, ist die Tatsache, dass du nach einer OP neben den psychischen Problemen auch noch physische haben könnntest. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich nicht richtig nachvollziehen kann, warum du dich, bzw deinen Körper so verabscheust, aber das ist ja auch nicht der Punkt- ich muss das nicht unbedingt verstehen. Ich kann nur sagen, was ich denke, was ich an deiner Stelle machen würde, nämlich das gleiche, wie BZebra & Spila schon gesagt haben. Erst einmal durch intensives Schroth- und Muskeltraining versuchen , meine Haltung aufzurichten, denn für eine OP ist später immer noch Zeit!

Meine Sorge (und das meine ich genauso wie ich es sage- ich mache mir Sorgen darum, Sorgen um dich und ich bin sicher, dass ich damit hier nicht die einzige bin!!) ist, dass du nach der OP feststellst, "ich bin noch immer nicht gerade" und dann in ein noch viel tieferes Loch fällst und deine Unzufriedenheit mit deinem Körper noch stärker wird, denn dann hast du auch noch häßliche Stangen und Schrauben im Rücken.

Sorry, muss an dieser Stelle erst mal aufhören!

Ganz liebe Grüße und fühl dich einmal von uns in den Arm genommen und fest gedrückt :knuddel:

sloopy
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Beitrag von Faultier B. »

Lieber Tobias,

die schlechte Phase, die Du im Moment durchmachst, berührt mich auch sehr.
Ich habe Dich als furchtbar lieben und sympathischen jungen Mann auf unserem Forumstreffen kennenlernen dürfen.
Und wenn ich Dich nicht dort , sondern irgendwo anders kennengelernt hätte, hätten ich und auch die anderen Dir niemals angesehen, dass Du Probleme mit dem Rücken hast. Ich hätte das gleiche über Dich gedacht, nämlich, dass Du ein ganz liebes, sympathisches und hübsches Kerlchen bist.

Du brauchst Dich hier für wirklich gar nichts zu entschuldigen. Ich hoffe Du kannst Deine Unsicherheit bald überwinden und entscheidest Dich für den richtigen Weg - eine OP kannst Du doch auch noch in 10 Jahren machen lassen.
Spila hat folgendes geschrieben
Hast du es schon mal mit gezieltem Muskelaufbautraining probiert? Man kann seinen Körper auch ohne Operation recht verändern. Vielleicht wäre ja ein bisschen mehr (oder weniger (so wärs bei mir)) Speck auch "besser".

Ja, vor zwei bis drei Jahren. Aber ich hatte nicht das Gefühl, daß es irgendwas gebracht hat. Das hat mich damals sehr frustriert.
Soweit ich in Erinnerung habe, hast Du gesagt, Du hättest ein halbes Jahr trainiert. Wahrscheinlich hast Du einfach zu schnell aufgegeben. Du musst mehr Geduld mit Dir selbst haben und nicht so hart mit Dir ins Gericht gehen. Probier es doch einfach nochmal. Manchmal muss man sich einfach durchbeißen und es dauert eben einfach ein bisschen länger bis man die gewünschten Erfolge hat.

Ich glaube, wir können alle sehr gut mit Dir mitfühlen und möchten Dir auch gerne schreiben, wenn wir Dir helfen können. Du darfst nicht denken, dass es uns nicht interessiert, was in Dir vorgeht.

Ganz liebe Grüße - ich freue mich schon auf unser Wiedersehen beim nächsten Forumstreffen!

Beate
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Beitrag von Allegra »

Hallo Tobias,

ich muss mich Beate anschließen: Dein optisches Problem ist viiiiieeeel kleiner, als Du glaubst (habe ich Dir ja auf dem Treffen auch schon gesagt). Du glaubst, Du bist häßlich und verkrüppelt - aber das stimmt doch gar nicht !!!!!! Mach mal die Augen auf und schau Dich um - schau Dir die Rücken und den Operkörper der Leute an - in der U-Bahn, in der Fußgängerzone, in der Uni! Sind die grade, sind die tadellos? Sind das alles Model-Typen mit v-shaped Superbody? Ich schwöre Dir, von 10 Leuten würden 9 nichts Auffälliges an Dir bemerken, und der eine, der was an Deinem Rücken bemerkt, denkt höchstens: Na, der hat aber eine etwas schlechte Haltung. Mehr nicht.

Ich glaube, dass man mit sich iselbst mmer viel kritischer umgeht, als es andere tun. Man konzentriert sich auf seinen "Makel" und macht aus einer Mücke einen Elefanten. Du könntest wirklich ganz locker und unverkrampft ins Schwimmbad gehen.

Aber andererseits denke ich mittlerweile auch: Wenn Du wirklich so immens unter Deinem Scheuermann leidest und Dir dadurch das Leben vermiesen lässt - dann lass Dich halt operieren. Ich fürchte nur, ganz wie Sloopy, dass Du Dir vielleicht zu große Hoffnungen machst, was eine OP eigentlich optisch bewirken kann. Die Ärzte tun so, als wäre eine OP die ultimative Lösung zur Behebung aller Probleme. Sie machen einem Hoffnungen, die sie aber nur zum Teil erfüllen können. Bevor Du Dich für die OP entscheidest, würde ich vorschlagen:

- Mach einfach mal eine Kur in Sobernheim oder Salzungen. Diese Zeit würde ich mir wirklich nehmen. Dein Weltbild wird sich verändern!

- Nimm auf jeden Fall mal Kontakt auf zu Leuten, die sich ihren Scheuermann operieren liessen, frag Sie nach den positiven und negativen Auswirkungen der OP, und Du wirst sehen, nicht alles ist Gold was glänzt!

- Wenn Du nach all dem immer noch glaubst, eine OP wäre die Lösung, dann tu es! Wenn der psychische Aspekt einen solchen Leidensdruck ausübt, ist eine OP dann irgendwann gerechtfertigt (schreibt ja auch Dr. Weiss in seinem Buch). Trotzdem würde ich zunächst alles andere ausprobieren - die OP rennt nicht davon (das war ja auch das Fazit meines eigenen Entscheidungsprozesses).

Liebe Grüße
Jenny
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Beitrag von Spila »

Lieber Tobias

Du brauchst dich wirklich für nichts entschuldigen. Deine Geschichte berührt mich (würde ich sonst meine Mittagspause am PC verbringen?).

Beim letzten Post hab ich geschrieben, dass ich nicht sicher bin, ob ich mich hier einmischen soll, da ich z.T. nicht so ein taktgefühl habe, ich will dich eben auf keinen Fall verletzen

Deine Einstellung zu deinem Körper schockiert mich ehrlich gesagt ein bisschen. Denn ich finde, dass dein Rücken wirklich nicht schlimm aussieht, und wie Beate hätte ich dir deine Rückenprobleme wirklich nicht angesehen!
Tobias78 hat geschrieben: Aber vom Gefühl her denke ich: Ich habe ja meinen Körper nicht darum gebeten so verkrüppelt zu wachsen, dann braucht der sich auch nicht über Schrauben und Stangen zu beschweren. Sollen sie doch ruhig in die mißgebildeten Wirbel bohren, am besten mit einer Schlagbohrmaschine, und eigentlich können sie gar nicht genug Schrauben und Stangen einbauen. Und wenn dem Körper das dann nicht paßt, hat er halt Pech gehabt.
Ich weiss, ich hab da schon eine etwas religiöse Einstellung, aber ich glaube, dass Gott meinen Körper so wachsen hat lassen, so wie er es für richtig hielt. Ich hatte einen rechten Sprachfehler. Ich wurde deswegen im Kindergarten oft gehänselt. Und musste natürlich in die Logopädie. Die ersten beiden Schuljahr hab ich dann in einer Sonderschule verbracht. Dort war ich dann mit Kindern zusammen, die auch einen Sprachfehler hatten. Die Zeit auf der Sonderschule hat mir sehr gut getan. Ich habe ein sehr grosses Selbstwertgefühl aufgebaut und hab meinen Sprachfehler, bis auf das s (ist nicht ganz perfekt) korrigiert. Als ich dann in die Regelklasse zurückgekommen bin, musste ich viel aufarbeiten, da wir gewisse Sachen nicht so genau gemacht haben, aber ich habs geschafft (meine Noten steigerten sich um eine Note in einem Semester).
Ich denke, dass mir Gott "absichtlich" diesen "Fehler" gegeben hat, damit ich so selbstsicher werde. Zudem wäre die Welt ja langweilig, wenn alle Menschen gleich wären.

Na ja, jetzt bin ich ein bisschen ausgeschweift.
Dein Körper ist nicht verkrüppelt (das würde dann ja wirklich ganz anders aussehen, dann könntest du ja nicht mehr gehen usw.) Denkst du, dass du deinen Körper besser akzeptieren kannst, wenn da Schrauben drin sind? Ich persönlich hätte da eher Probleme damit. Bin also recht froh, dass meine Schrauben aus meinem Bein wieder draussen sind. Denn so etwas unnatürliches in mir zu haben, damit hätte ich schon Probleme.

Ich denke auch, dass eine Kur in Bad Salzungen oder Bad Sobernheim wichtig für dich wäre (ich empfehle dir eher Bad Salzungen, da dort weniger Patienten sind und es ja kürzere Fristen gibt und ich persönlich die Therapie viel innovativer finde). Dort triffst du ja auch Personen, die die ähnlichen oder gleichen Probleme haben wie du (das hab mir ja bei meinem Sprachfehler sehr geholfen). Zudem ist Schroth ja wirklich die effektive Methode zum Muskelaufbau (vielleicht hast du es zuvor mit der "falschen" Methode probiert, bist nicht mit der richtigen Einstellung dran gegangen und es hast dir zu wenig Zeit gegeben).

Die OP rennt dir wirklich nicht davon! Eine Kur in dauert etwa vier Wochen, die solltest du schon vorher machen, das ist ja wirklich nicht so ein langer "Leidensweg". Wenn du dann nach der Kur (vielleicht ein paar Monate danach, wenn du siehst, wie sich dein Körper/Körpergefühl verändert) immer noch denkst, dass die OP die einzig richtige Entscheidung ist, dann würd ich sie machen!

Aber gib dir diese eine "Chance" noch!

Lieber Gruss
Theres
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BZebra
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Beitrag von BZebra »

Tobias78 hat geschrieben:BZebra wird wahrscheinlich denken: Der soll hier nicht rumjammern, sondern endlich eine Kur machen (stimmt’s?). Falls das so ist: Entschuldigung.
Ach Tobias,

Du bist'n richtig Goldiger :).
Brauchst Dich natürlich nicht zu entschuldigen und von rumjammern kann auch keine Rede sein.
Aber sinngemäß: Ja!

Lass Dich doch einfach mal drauf ein und hab nicht immer den messbaren Effekt dabei vor Augen (Dr.Weiß Studie mit den 7°, ich weiß!). Das spielt garnicht so die primäre Rolle. Es geht einfach nur darum, daß Du Deinen Körper mit anderen Augen (mit unseren Augen) wahrnimmst, denn nach dem wie wir Dich gesehen haben, finden wir ihn garnicht schlimm. Und das ist es doch primär, auf was es Dir ankommt, mit Deinem Körper zufrieden sein zu können.

Beantrage doch wenigstens mal die Kur. Das wäre schonmal der erste Schritt. Du hast bestimmt von so vielen hier gelesen, daß so eine Reha das Selbstwertgefühl unheimlich steigert und sie ihren Rücken danach mit ganz anderen Augen sehen. Warum soll das bei Dir nicht der Fall sein?

Ich garantiere Dir, Du wirst diese 4 Wochen nicht bereuen. Im Gegenteil, sie werden Dir, egal was Du danach tust, unheimlich viel für Dein Leben bringen.

Liebe Grüße,
BZebra

p.s.
Eine Rücken-Op kann man glaube ich nicht mit einer Schönheits-OP wie einer Brustvergrößerung oder einer Nasen-OP vergleichen. Das sind alles vergleichsweise kleine Eingriffe. Hätten diese OPs die Tragweite einer Wirbelsäulen-OP, dann wären sie die große Ausnahme und nur wenige Leute würden sich einem solchen Eingriff unterziehen.
Tobias78
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Beitrag von Tobias78 »

Hallo!

Vielen, vielen Dank für Eure lieben Worte!!! Ich hab alles mehrmals gelesen und ich hab mich wirklich sehr gefreut. Eigentlich wollte ich ja nur noch wissen, was Ihr von Nicht-operativen Schönheitsmaßnahmen haltet.
Ich habe gedacht bei dem Treffen, wenn ich Euch mein Rücken und den deformierten Brustkorb ohne Korsett gezeigt habe, dann werdet Ihr es auch schlimm finden und mich verstehen und sagen: Ja, damit würde ich mich auch operieren lassen. Es hat mich wirklich überrascht, daß das nicht so war. Als ich mich dann zu Hause wieder anschaut habe, hab ich gedacht: Die müssen blind sein, oder sie sind von einem anderen Stern. Das paßt irgendwie überhaupt nicht zusammen, nach wie vor nicht. Aber es hat mich schon sehr nachdenklich gemacht.
Außerdem hat mir Herr Dr. Steffan gesagt, daß es viel Zeit braucht um eine Kyphose aufzurichten. Die Studie von Dr. Weiß mit den 7° betrachtet aber nur den Zeitraum der Kur, also 4-6 Wochen. Wenn man dann zu Hause fleißig weitermacht, sind es vielleicht nach einem halben Jahr 14°. Und weil meine Kyphose wohl noch ziemlich beweglich ist, bin ich vielleicht besser dran als der Durchschnitt, vielleicht sind es bei mir 20°. Das ist nicht mehr wenig, insbesondere, wenn man es von dem bessern Röntgenbild abzieht (66°). Vielleicht wäre ich ja damit zufrieden. Außerdem sind die Wartezeiten in Bad Salzungen gar nicht lang (bzw. nicht vorhanden) und Herr Dr. Steffan sagte, man könne sehr schnell die durch Schroth mögliche Aufrichtung abschätzen.
Und nach all dem, was Ihr jetzt noch geschrieben habt, kann ich wohl keine Op mehr durchhalten. Wenn ich mir vorstelle, ich bin erst mal im Krankenhaus und der entsprechenden Atmosphäre ausgesetzt, habe es vielleicht noch geschafft, die Einverständniserklärung zu unterschreiben und dann kommt der Op-Tag und ich werde in den Operationssaal geschoben, so wie man das aus dem Fernsehen kennt: Man starrt an die Decke und sieht die Neonlampen, eine nach der anderen... Nein, das halt ich nicht durch, wenn es eventuell doch so eine große Korrekturmöglichkeit gibt und wenn Ihr alle sagt: Tu es nicht! Und: Du siehst nicht schlimm aus.
Deswegen bin ich mir jetzt wirklich absolut sicher, daß ich erst eine Kur machen muß. Möglicherweise wäre ich mir schon letzte Woche sicher gewesen, wenn mir Dr. Hoffmann nicht so eindringlich zu einer Op geraten hätte. Ich werde jedenfalls versuchen, zumindest bis zur Kur (ca. Ende Mai) kein Röntgenbild mehr anzuschauen, keinen Winkel mehr auszumessen und kein Orthopädiebuch mehr zu lesen.
Das wollte ich noch sagen: Ihr habt Recht, die Op läuft mir nicht davon, aber die Zeit. Man ist ja nur einmal jung und wenn ich denke, womit und wie ich die letzten zwei-drei Jahre verbracht habe... Ich wollte halt nicht noch mehr Zeit verlieren mit (für mich) wenig erfolgversprechenden Therapieversuchen. Aber wie gesagt, ist die Schroth-Therapie eventuell doch erfolgversprechend und deshalb werde ich es jetzt auch damit versuchen.
Andererseits, wenn ich mich anschaue fällt es mir schon sehr schwer zu glauben, daß das ohne Op was werden soll, ich finde es einfach viel zu schlimm. Aber ich werde versuchen, da vorerst nicht mehr drüber nachzudenken und es einfach abzuwarten. Und wenn ich trotzdem mal wieder von meinem Spiegelbild schockiert bin, dann werde ich noch mal Eure Beiträge lesen und dann wird es mir viel besser gehen!

Viele, viele Grüße und danke für alles!!!
Tobias
Spila
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Beitrag von Spila »

Lieber Tobias

Ich hab mit grosser Freude deinen Post gelesen.
Nach den Formalitäten rein ins Leben und geniessen!!

Gruss
Theres
... that's life, but we've got only one, so let's make the best out of it!
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Toni
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Beitrag von Toni »

Lieber Tobias
Ich habe mit Freude (aber ohne jede Genugtuung) Deinen letzen Beitrag gelesen!
Ich kann Dir versichern, als ich (wir) in Salzu Deinen unkorsettierten Body gesehen haben waren wir weder blind, noch haben wir versucht Dir einen "Kaisers-neue-Kleider-Effekt" einzureden.
Dr. Cheneau schrieb einmal:
.....Aber jeder Mensch hat
seinen Kreuzweg. Er soll sich bemühen, ihn mit allen Kräften zu überwinden.
Dein Kreuz- DEIN Mount Everest ist DEIN Körper!
Dein Körper ist DEIN Schiksal, Deine göttlliche Vorsehung, Dein Kismeth, Dein Karma, Deine spirituelle schamanische Reise oder streng physikalisch/biologisch ausgedrückt DEINE PHYSISCHE EXISTENZ.
Ich glaube, daß Du Deinen Körper nicht hassen solltest. Sooo schlecht ist der gar nicht. Ich denke da ganz gezielt an einige Freunde von mir, die inzwischen an Krebs und div. Krankheiten verstorben sind. Ich denke aber auch an Steven Hawking den theor. Physiker dessen Geist von seinem desolaten Körper aus tiefer in Raum, Zeit und in schwarze Löcher vorgedrungen ist als alle "Gesunden".
Ich denke an das wahrhaft göttliche Geigespiel des gelähmten Izaak Perlman, gegen den die knackig gesunde Anne Sofie Mutter nur noch kiegsend fiedeld.
Ich denke an mein eigenes Schiksal.
Ohne diesen "ScheißScheuermannRücken" wäre ich heute noch irgend ein Gärtner, der anderen Leuten den Rasen mäht und Begonien auf Gräber pflanzt.
So wurde ich (selber schulterklopf-klopf) einer der renomiertesten Fachleute für Kompostierung und Vergärung in Europa. Kürzlich bin ich in einer Fachzeitschrift als: Toni Baumann, der bekannte "Fermenter-Arzt".... zitiert worden, weil ich einigen Bauern geholfen habe, biologische Abstürze ihrer Biogasanlagen zu verhindern oder zu beheben. Ich war nicht wenig stolz darauf. Das war alles keine große Kunst. Nur das Bemühen in Etwas wirklich gut und kompetent zu sein.

Du darfst Deinen Körper nicht verachten oder gar hassen! Der Zimmermanns-Sohn aus Nazareth hat mal gesagt: "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!" Du bist nicht zur Liebe fähig wenn Du Dich selbst nicht liebst. DAZU GEHÖRT AUCH DEIN KÖRPER!
Dein Körper ist definitiv kein Anderer, wenn Du Dich mit dem Halm Zielke-Instrumentarium von 66° auf 36° rückbiegen und versteifen lässt.
Glaub mir- man ist doch immer wieder der Selbe, wenn man auf der I aufwacht und endlich den Misttubus aus der Röchelröhre gezogen bekommt.

Du weist gar nicht wie Du dann auf Deine Gegenüber wirkst? Vieleicht zu steif und etwas hochmütig und "von Oben herab"? Vieleicht passt diese künstlich erzwungene Haltung gar nicht mehr zu Deinem innersten, sensiblen und künstlerischen Wesen?
In der Dreigroschenoper singt Bert Brecht selbst zu Kurt Weil´s Musik:
"Ja mach nur einen Plan.
Sei nur ein großes Licht.
Dann mach noch einen zweiten Plan-
gehn tun sie beide nicht.
Denn für dieses Leben ist der Mensch nicht gut genug.
Aber sein höheres Streben ist ein schöner Zug"
Kosmetisch hab ich meinen Kadaver auch sehr oft gehasst! Nun betrachte ich mir Bilder von mir von vor ein paar Monaten und denke mir lässig: " Das Scheusal kenn ich nicht"

Was Dir (so glaube ich wenigstens) fehlen könnte, ist Kraft und Lungenvolumen. Daher würde ich Dich sehr gerne einladen zu Bergwanderungen. Ich kenne etliche 3000der im Montafon, Nord- und Südtirol für die man nicht klettern können muss und die man sogar im Rahmouni-Korsett besteigen könnte, was ich inzwischen als besondere Herausforderung ansehe, weil das nicht mal Reinhold Messner kann und macht!
Das macht ein Super-Lungenvolumen und gibt Herz-Kreislauf-Power.
Statt der Wut, mit der Du Dir Schrauben und Stangen in Deine Wirbelkörper wünscht, tu Ihm lieber sowas an! Da kannst Du genug Wut abreagieren. aber nicht in Narkose- wos eh nix bringt!
Ich habe diese alpine Erfahrung schon öfters sehr positiv erlebt.
Man kann sich mit seinem Kadaver so richtig versöhnen, wenn man glücklich aber todmüde in der Hütte in den Schlafsack kriecht.
Du wirst sehen und spüren, daß Dir die Lunge frei und groß wird, daß Du nicht nur singen sondern Jauchzen und Jodeln könntest, daß es meilenweit über die Almen schallt.
Auch Schroth erhöht uns sicher die Vitalkapazität und wird uns eine natürlichere Haltung verleihen, wenn auch nicht mit soviel Cobb° wie Halm-Zielke.
Versöhne Dich mit Deinem Körper! Du kannst nicht dauerhaft in diesem Schizma leben.

Der Nazarener hat bei Matthäus 11.28 gesagt:
"Kommt zu mir, die Ihr müsehlig und beladen seid...
(er hätte ruhig auch sagen können: die Ihr krumm und bucklig seid)
...Ich werde Euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch (Kreuz) auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und selbstlos. So werdet ihr in eurem Herzen Ruhe finden. Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht!"
Freu Dich an Deinem Körper!
Versöhne Dich mit Dir!
Er ist trotz aller realer (und eingebildeter) Mängel ein göttliches Wunder- ein Geschenk!!!
Er macht Dich zu etwas liebenswert Einmaligem, Besonderen und Wertvollem.
Er ist das kostbarste was wir haben-
DAS LEBEN!!!!
Dein Dich brüderlich liebender und mitfühlender
Toni
FRIEDE den Völkern, aber Kampf dem Cobb°!
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Beitrag von SteffiH »

Hi Toni,
du sprichst mir aus der Seele. Aber es bedarf (mit dem sich selbst lieben und akzeptieren) eine sehr lange lange Zeit, vor allem wenn man nicht so recht weiß, wo man hingehört.

Lieber Tobias,
Ich habe ca. 1 Jahr gebraucht, bis ich alles akzeptieren konnte - und auch mich selbst - wie es war nach meiner OP.
Eine OP steckt man nicht so leicht weg und ob du hinterher wirklich glücklich und zufrieden bist, das kann dir auch keiner hinterher garantieren.
Du schreibst, daß du selbst gerne singst. Laß doch die Musik in dein Herz und von dort nach außen strahlen. Daß man im Korsett nicht gut singen kann (wg. Bauchatmung etc.) ist mir schon klar (ich singe auch - zwar net so gut - in einen kleinen Chor), aber das Wichtigste ist doch, daß es Spaß machen soll.

so, das wollte ich nur mal loswerden.

Liebe Grüße
steffi

P.S.: wen's interessiert: versteift wurde der Bereich D6 - L3
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