Scheuermann mit 42 Jahren?

Infos zu weiteren WS-Deformitäten, die mit Skoliose zusammen oder alleine auftreten
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dieka

Scheuermann mit 42 Jahren?

Beitrag von dieka »

Hallo an alle,

ich bin neu hier und habe wenig Beiträge entdeckt, die über Scheuermann im "vorgerückten" Alter berichten.

Ich war letzte Woche beim Orthopäden (ein junger hat die Praxis von meinem alten Orthopäden übernommen) und der hat aufgrund eines Kernspintomogramm-Bildes (2,5 Jahre alt und durch mehrere Orthopädenhände gegangen) gesagt, ich hätte Scheuermann in der LWS mit der typischen flachen LWS. Mit hübschen Schmorlschen Knötchen. Eine Skoliose habe ich auch und außerdem sind 2 Bandscheiben schon etwas aufgearbeitet, die haben keinen flüssigen Kern mehr. Und durch die gerade Stellung der LWS auch Facettenarthrose. Weiterhin sind bei mir die Iliosakralgelenke "angerostet", die blockieren gerne mal. Die rechte Seite ist stärker betroffen, das wird an der Beinlängendifferenz von 7 mm liegen, das linke ist kürzer. Allerdings trage ich schon einige Jahre einen Ausgleich.
Lustig, diese Diagnose, denn ich habe schon seit 20 Jahren zum Teil sehr starke Beschwerden und bin auch genausolange in Behandlung. Zuerst hat man auf Bechterew getippt. Als sich das dann nicht bestätigt hat, hat man gesagt, die Beschwerden kämen durch die arthrotischen Veränderungen der LWS und Iliosakralgelenke.

Kriegt man denn einen Scheuermann noch mit 42 Jahren? Ich dachte immer, das wäre eine Krankheit, die eher im Kindesalter beginnt.
Ging man früher vielleicht davon aus, daß Scheuermann nicht in der LWS auftritt oder warum kriege ich jetzt mit über 40 die Diagnose?

Hat auch jemand eine Ahnung, wie die Aussichten sind? Wie geht das weiter, gerade im Erwachsenenalter? Das habe ich vergessen, den Orthopäden zu fragen, so platt war ich über die Diagnose.

Noch ein bißchen weitere Info:
Ich habe kein Übergewicht, rauche nicht, trinke fast keinen Alkohol, ernähre mich gesund, Walke 3x die Woche (derzeit gerade nicht, da mich wieder mein Iliosakralgelenk plagt), mache seit ca. 5,5 Jahren regelmäßig Krafttraining bei Kieser. Leider kann ich seit November nicht zu Kieser gehen, da ich auch in der HWS Probleme massive Probleme habe, die steht zu steil (Facettenarthrose, Bandscheibenschäden). Dadurch hatte ich Dauerkopfschmerzen (migräneartige und/oder spannungskopfschmerzartige) und Schmerzen beim Bewegen der Augen.

Ich bedanke mich im voraus schon für alle Antworten.

Herzliche Grüsse
Karin
Spila
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Beitrag von Spila »

Hallo Karin

Herzliche Willkommen im Forum.

Ich habe auch Morbus Scheuermann in der LWS, bei mir hat man es erst mit 19 Jahren festgestellt.

Mit dem Scheuermann ist es so, dass er im Wachstum "entsteht" aber meistens nicht entdeckt wird, da er nicht immer Schmerzen verursachen kann.

Es stimmt glaub, dass der Scheuermann in der LWS nicht so bekannt ist wie derjenige in der BWS, wir bekommen nämlich keine Kyphose, dafür einen etwas abgeflachten Rücken!

Das mit dem Walking solltest du vielleicht noch mit deinem Arzt besprechen (ich weiss ehrlich gesagt nicht ganz genau was das ist), auf jeden Fall solltest du gut "gefederte" Schuhe haben und nicht auf dem Asphalt walken (bei jedem Tritt gibt es einen Schlag auf die Wirbelsäule; deshalb ist Schwimmen besser, da es da keine Schläge gibt).

Dass du den Scheuermann erst jetzt diagnostiziert bekommen hast finde ich ja wirklich blöd, da frage ich mich echt wie kompetent die Orthopäden waren (mein Arzt sagte vor kurzem zu mir: machen Sie sich nicht solche Gedanken, Sie sind nicht die einzige, die M. Scheuermann hat, es ist eine weit verbreitete Krankheit).

Machst du Krankengymnastik?
Ich habe innerhalb von 7 Lektionen ein halbstündiges Programm bei meiner Physiotherapeutin gelernt, dass ich momentan fast täglich durchführe (nach meinem Orthopäden müsste ich es nur 3 Mal machen, täglich sei aber natürlich ideal). Aber falls ich irgendwelche Probleme hätte, könnte ich wieder zu ihr gehen (mein KG-Rezept hat keine Befristung).

Ich hoffe, dass ich dir weiterhelfen konnte. Ich habe die Diagnose erst seit Ende November 2002 (oder so) und hab ihn erst vor kurzem richtig akzeptiert.

Gruss
Theres
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Toni
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Diagnose: M. Scheuermann Kyphose (urspr. 68°)
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Beitrag von Toni »

Hallo Karin
Herzlich wilkommen unter den erwachsenen Scheuermännern und "Scheuerfrauen " in unserem Forum.
Erwachsene können keinen M.Scheuermann mehr bekommen, höchstens M. Bechterew, aber der ist ja bei Dir schon negativ abgeklärt. Scheuermann ist eine Erkrankung der Knorpelanteile der WS in der Wachstumsphase. Daher spricht man bei uns Erwachsenen eigentlich nicht von Morbus Scheuermann sondern von "Zustand NACH M. Scheuermann" oder neudeutsch: "post-Scheuermann-syndrome"
Scheuermann verläuft in den leichteren Formen oft völlig unbemerkt beim Jugendlichen ab und ist nicht mal unbedingt mit einer schlechten Haltung verbunden. leichet Schmerzen weden dann auf falsches Sitzen, unergonomische Schulbänke oder zu schwere Schultaschen geschoben und mit den Ermahnungen:"Halte dich gerade!" sehr hilfreich "wegtherapiert".

Wenn dann später Rückenschmerzen entstehen, wird Scheuermann oft als "Zufallsbefund" diagnostiziert. Die Wahrscheinlichkeit, daß Scheuermänner und Scheuerfrauen häufigere und auch stärkere Rückenschmerzen bekommen können ist drastisch erhöht, da ja die knorpeligen Anteile unserer Wirbelsäulen bereits seit der Jugend "angefressen, degeneriert und minderwertig" sind. Scheuerleute geraten dann massiv in einen Teufelskreis aus Schmerzen, Verkrampfung, muskulärer Dysbalace, Fehlhaltung usw... was wiederrum die Schmerzen verstärkt usw....
An diesem Punkt kommt es dann wesentlich darauf an, eine befundgerechte und zielgerichtete Therapie zu bekommen und nicht eventuell mit irgendeiner KG, falschem Sportstudio-Training usw... diesen Teufelskreis auch noch anzuheizen.
So wie Du schreibst verhältst Du Dich ja bereits Rückengerecht und machst schon KIESER-Training. Daß Du trotzdem in den Schmerzzyklus geraten bist wundert mich selbst überhaupt nicht, weil dies auch meine nun schon 30-jährige Scheuermann-Erfahrung ist. Die allerwenigsten Orthopäden wissen, wie dieser Teufelskreis effizient zu durchbrechen ist. Ich habe letzte Woche bei meinem ersten Besuch bei Dr. Hoffmann (der 9. Orthopädie-Facharzt, zu dem ich mich in Behandlng begeben habe!) zum allerersten mal überhaupt eine wirklich große Erfahrung und hohe WS-Kompetenz gespürt, auch gegenüber "Altscheuermänner"

Ich mach auch schon alles "menschenmögliche" Rückengesunde Sportarten, 2 mal intensiv Rückenschwimmen die Woche, auf Tempur-Matratzen schlafen, auf MBT-Schuhen gehen, Übergewicht abbauen, Vitamin E- und Teufelskralle als entzündungshemmende Nahrungsergänzung einnehmen, 2 mal die Woche Physiotherapie (wenn die termine beruflich vereinbar sind), entlordoisierende Lumboflex-mieder tragen, u.s.w......
Mir gelingt es mit all den Maßnahmen gerade eben so einigermaßen schmerzarm bis manchmal sogar schmerzfrei durchzukommen. Ich bin fest überzeugt ohne diese Maßnahmen bereits in einem wesentlich elenderen Zustand zu sein!
Dann hab ich wieder Phasen wo ich nicht mehr liegen, stehen, sitzen, knien oder sonst was kann bis hin zu Blockaden am Rande der Unerträglichkeit!
Ich merke wie diese Phasen mit zunehmendem Alter im Verhältnis zu den schmerzfreien und schmerzarmen Phasen immer mehr werden. Meine Kyphose ist bei 62° nach den sorgfältigen Messsungen durch Dr. Hoffmann,die Keilwirbel sehr ausgeprägt, die kl. Wirbelgelenke und Deckplatten schon angegriffen Meine Körperhaltung und Körpergefühl ist mies bis unbefriedigend. Nun ist mir erstmalig wirklich konsequente Therapiemöglichkeiten angeboten worden: Ein ausgefüllter Kurantrag für eine SCHROTH-Therapie in Bad Salzungen und ein hochwertiges Korsett. Mir ist es als 35jähriger schon einmal gut gelungen den Schmerzzyklus zu durchbrechen, als mir damals ein Orthopäde ein Boston-Korsett und Krafttraining kombiniert mit Brügger-Bilek verordnete. Als 17jähriger Jugendlicher hatte ich eine Korsett-Therapie der Hessing-Klinik Augsburg wegen juveniler Ungeduld vieel zu früh abgebrochen. Das rächt sich in unserem Alter dann später schmerzhaft und bitterlich.
Trotz dieses Wissens und sehr vieler solcher Erfahrungen wird bis auf wenige Ausnahmen der M.Scheuermann in der Orthopädie bagatellisiert und sogar weggeredet. Siehe tread Stiefkind erwachsener Scheuermann, Diagnose Scheuermann, Geht Scheuermann in 2 Jahren wieder weg?

Ich kann Dir nur raten schnellstmöglich einen Scheuermann-kompetenten Arzt zu finden, der auch Dir eine befundgerechte Therapie anbieten kann und Dich nicht mit 6* irgendeine KG und einer Ärztemusterpackung Ratio Diclo (VIOXX- wenn Du Glück hast!) abfertigt.
Ich hab bis jetzt noch keine richtige SCHROTH-Therapie gemacht außer autodidakt aus dem Buch heraus- weis also nicht ob ichs richtig mache- aber es tut gut. Ich weis jetzt auch sicher, daß ich noch nie ein wirklich qualitatives Korsett getragen habe, obwohl mir das "Scheißding" von Boston damals schon gut geholfen hat, den Teufelskreis zu durchbrechen. Ich kann noch nicht sagen wie diese Kombinationstherapie bei mir wirkt, aber ich habe erstmals ein saugutes nicht mehr ohnmächtiges Gefühl meiner Haltung und den Schmerzen gegenüber.
Ich wünsche Dir sehr, daß Du auch einen (Deinen) Weg findest. Aber dieser Weg kommt nicht von selbst zu Dir, Du musst drum kämpfen und Durchhaltungsvermögen, Compliance entwickeln, Unbequemlichkeiten Engagement und weite fahrstrecken auf Dich nehem usw....
Leider ist wirkliche Scheuermann-Kompetenz dünn gesäht.
Gruß Toni (in freudiger Erwartung)
sabine 68
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Beitrag von sabine 68 »

Hallo Karin ,
erst mal Willkommen hier im Kreis,wir sind ja hier im Skoliose -Forum nicht nur geduldet sondern sehr willkommen (dürfen sogar zum Treffen kommen :lach: )
Ich finde es schon einen ganz schönen Hammer,das Dein Scheuermann jetzt erst festgestellt wurde.
Walken hat mir meine Orthopädin auch geraten,aber wohl eher im Hinblick auf meinen Hüftspeck.(Hat sie nicht gesagt,aber habe den Braten schon gerochen.)
Ansonsten gymnastik trotz Schmerzen weiter machen,bei mir knirscht und knackt es in den Schultern aber Bewegung ist wichtig.

Ich wünsche Dir gute Besserung.

Sabine :cool:
Sei froh ,es könnte schlimmer kommen und ich war froh und es kam schlimmer.
Spila
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Beitrag von Spila »

Ansonsten gymnastik trotz Schmerzen weiter machen,bei mir knirscht und knackt es in den Schultern aber Bewegung ist wichtig.
genau, Bewegung ist ganz wichtig!!!!!!!!!!!! (mit dem Walken lag ich in dem Fall falsch)
Denn sonst kommst du in einen Teufelskreis. Weil du es ruhig stellst, nimmt die Muskulatur ab und ist dann dem ganzen nicht mehr gewachsen.

Hier noch der Text aus dem Buch aus dem ich das habe (Theorie und Praxis der Trainingstherapie), hoffe du kommst draus
Der Verlust der normalen körperlichen Leistungsfähigkeit wird als Konditionsmangelsyndrom bzw. Dekonditioning-Syndrom bezeichnet. Dabei treten am Bewegungsapparat bei zu hohen körperlichen Belastungen Symptome wie Schmerzen und andere Reizzustände auf. Es sind entweder einzelne, mehrere oder alle Konditionsfaktoren betroffen. Das Dekonditioning-Syndrom tritt posttraumatisch, postoperativ und bei chronischen Erkrankungen auf. Bekannt wurde der Ausdruck Dekonditioning im Zusammenhang mit dem chronischen Rückenschmerz.
Eine herabgesetzte körperliche Leistungsfähigkeit vermindert die Belastbarkeit. Dann führen bereits geringe Anstrengungen zur Überlastungssymptomatik. Führen diese Überlastungssymptome zu Schonung und weiterer Ruhigstellung, dann verschlimmert sich das Dekonditioning-Syndrom, und die Toleranzgrenze nimmt weiter ab. Letztendlich führt dies zu einem Teufelskreis. Um den Teufelskreis zu durchbrechen, muss die körperliche Leistungsfähigkeit verbessert werden. Die geeignete Therapie ist das Rekonditioning - die Trainingstherapie zum Wiederaufbau der körperlichen Leistungsfähigkeit.
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