Sohn (14) hat starke Hyperkyphose und geringe Compliance

Infos zu weiteren WS-Deformitäten, die mit Skoliose zusammen oder alleine auftreten
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Korsa23
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Sohn (14) hat starke Hyperkyphose und geringe Compliance

Beitrag von Korsa23 »

Hallo in die Runde,

ich bin neu hier. Ich wollte eigentlich im Elternforum posten, habe aber nun gesehen, dass es zulassungsbeschränkt ist.

Mein Sohn (14) hat leider eine starke Hyperkyphose (Cobb-Winkel 75°) entwickelt. Er war schon seit seiner Geburt immer eher "muskelschwach", hatte nie viel Ausdauer und Durchhaltevermögen. Wir haben im Wechsel Krankengymnastik, Logopädie und Ergotherapie gemacht, waren auch bei diversen Ärzten, ob er evtl. autistisch ist oder unter ADS leidet. Es war sehr schwierig, ihn für häusliche Übungen zu motivieren und irgendwann war bei uns Eltern einfach die Energie erschöpft. Wir haben auch verschiedene Sportarten ausprobiert (Schwimmen, Bouldern, Rückengymnastik), aber immer hatte er nach einer Weile keine Lust mehr, war müde, hatte tausend Ausreden.

So, nun ist er also 14 und hat eine starke Kyphose entwickelt. Wir waren beim Arzt in der Uniklinik (halbes Jahr Wartezeit), dieser hat ihn geröntgt und ihm ein Korsett verschrieben. Und uns gesagt, dass das Wachstum in ca. einem Jahr abgeschlossen sein wird. Dass wir den Zustand nicht mehr vollständig beseitigen, höchstens noch ein bisschen verbessern können. Außerdem konnten wir noch ein Rezept für Krankengymnastik ergattern.

Der Physiotherapeut (war ein "normaler", habe jetzt erst gelesen, dass es auch spezielle Schroth-Therapeuten gibt) hat meinem Sohn gesagt, er soll seinen PC in die Ecke schmeißen und täglich 8 Stunden Sport machen. Außerdem hätte er auch eine Verbiegung im Lendenwirbelbereich (sorry, weiß gerade den Fachbegriff nicht) und könnte dann irgendwann nicht mehr laufen, wenn der Wirbelkanal zu sehr eingeklemmt wird.

Mein Sohn ist komplett fertig mit den Nerven und wir Eltern stehen natürlich auch unter Schock. Zu allererst bin ich natürlich wütend auf uns selber, dass wir ihn nicht zu mehr Bewegung gezwungen haben. Ich hätte ich nie damit gerechnet, dass so etwas passiert. Mein Mann und ich waren beide eher Stubenhockerkinder und keiner von uns hat solche gravierenden Probleme entwickelt (oder wir wissen es nicht).

Zum zweiten ist die Frage: Was machen wir jetzt am besten? Ich hänge komplett in der Luft und habe das Gefühl, wir bräuchten erstmal psychologische Unterstützung, einfach mal jemanden, mit dem man in Ruhe alles besprechen kann. Unser Sohn versucht nun, sich an das Korsett zu gewöhnen. Da er aber seit ein paar Monaten unter einem starken Juckreiz leidet (per Hautbiopsie wurde eine entsprechende Krankheit diagnostiziert) und keine Creme/Tablette so richtig anschlägt, ist die Situation richtig besch***en.

Gestern kam er heulend zu mir und sagte, er möchte lieber sofort operiert werden. Er leidet psychisch sehr unter der Kyphose. (Aber uns Eltern ist überhaupt nicht klar, was eine Operation genau bedeuten würde. Der Arzt hat eine Operation auch gar nicht erwähnt.)

Ich habe nun viel hier im Forum gelesen und gesehen, dass es die Möglichkeit gibt, eine 4-wöchige Intensiv-Behandlung in einer Schroth-Klinik zu machen. Die Frage ist halt nur, wie sinnvoll das bei seiner Compliance ist. Ein täglich 4-stündiges Trainingsprogramm würde mein Sohn nie durchhalten.

Außerdem habe ich hier im Forum gelesen, dass es spezielle Korsettfirmen gibt und einige Korsette "Plastikschrott" sind. Sein Korsett wurde im Sanitätshaus angepasst, es handelt sich um ein Korsett MKS Lumbo forte plus.

Ich bin gerade so komplett ratlos, was wir nun am besten tun können. Wie wir Eltern ihn unterstützen können. (Er schlägt vor, dass wir gemeinsam Sport machen.) Was wir tun können, damit er ein kleines Erfolgserlebnis hat und die Compliance steigt. Mit wem wir einfach mal reden können, um ein bisschen mehr Klarheit zu bekommen. Ob wir uns hinter eine stationäre Therapie klemmen sollen oder ob das bei einem 14-jährigen Totalverweigerer eh keinen Sinn macht. Ob wir ein anderes Korsett brauchen. Die Tatsache, dass sich das Wachstumsfenster schließt und wir dadurch natürlich auch Zeitdruck haben, macht die ganze Situation nicht einfacher.

Ich schicke erstmal ab. Vielleicht hat jemand ein paar Gedankenanstöße für mich.
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eric
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Re: Sohn (14) hat starke Hyperkyphose und geringe Compliance

Beitrag von eric »

Bei der von dir erwähnten Ortthese handelt es sich nicht um ein Korsett im üblichen Sinne.
Ich kann euch nur empfehlen einen Spezialisten aufzusuchen.
Wo wohnt ihr?
In einer Reha lernt er auch "gleichgesinnte" kennen und dies könnte die Motivation steigern.
Auf alle Fälle ist es mit 14 noch nicht zu spät eine konservative Therapie anzugehen.
Eine OP sollte immer das letzte Mittel der Wahl sein.
Grüße Eric
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Re: Sohn (14) hat starke Hyperkyphose und geringe Compliance

Beitrag von Klaus »

Hallo Korsa,

willkommen im Forum.
Ich wollte eigentlich im Elternforum posten, habe aber nun gesehen, dass es zulassungsbeschränkt ist.
Dort ist aber wenig Aktivität, deswegen bist Du in dieser Rubrik schon richtig.
Der Physiotherapeut (war ein "normaler", habe jetzt erst gelesen, dass es auch spezielle Schroth-Therapeuten gibt) hat meinem Sohn gesagt, er soll seinen PC in die Ecke schmeißen und täglich 8 Stunden Sport machen
Das ist natürlich Unsinn und überhaupt nicht motivierend.
Außerdem hätte er auch eine Verbiegung im Lendenwirbelbereich (sorry, weiß gerade den Fachbegriff nicht) und könnte dann irgendwann nicht mehr laufen, wenn der Wirbelkanal zu sehr eingeklemmt wird.
Also so etwas festzustellen ist die Aufgabe einer ärztlichen kompletten Diagnose. Was steht denn konkret in dem Bericht der Uniklinik?
Eine BWS Hyperkyphose von 75° (Rundrücken) kommt in der Regel nicht allein vor. Als Ausgleich gibt es häufig eine LWS Hyperlordose (Hohlkreuz) und evtl. auch eine Steilstellung der HWS, also eine Verminderung der dortigen Lordose. Ferner kann eine relativ geringe Begleitskoliose auftreten, die aber nicht unbedingt behandlungbedürftig sein muss.
Ob es Verengungen im Wirbelkanal geben kann, sollte ein MRT klären können.
er möchte lieber sofort operiert werden. Er leidet psychisch sehr unter der Kyphose. (Aber uns Eltern ist überhaupt nicht klar, was eine Operation genau bedeuten würde. Der Arzt hat eine Operation auch gar nicht erwähnt.)
Wenn ein Arzt einer Klinik, die wohl eher chirurgisch ausgerichtet ist, eine OP nicht erwähnt, würde ich so einen großen, nicht wieder rückgängig zu machenden Eingriff, erst einmal beiseite schieben. Die Nebenwirkungen, insbesondere die Langzeitwirkungen können (müssen aber nicht) erheblich sein!
Kann es sein, dass es hier weniger um körperliche Beschwerden (Schmerzen) geht?
...dass es die Möglichkeit gibt, eine 4-wöchige Intensiv-Behandlung in einer Schroth-Klinik zu machen. Die Frage ist halt nur, wie sinnvoll das bei seiner Compliance ist. Ein täglich 4-stündiges Trainingsprogramm würde mein Sohn nie durchhalten.
Das Besondere an dieser Schroth REHA (vorzugsweise in Bad Sobernheim) ist aber, dass er dort andere gleichaltrige mit gleichen oder ähnlichen Problemen trifft. Das ist nicht zu unterschätzen! Eric hat das auch bestätigt und ich habe schon gelesen, das es manchmal sogar Tränen beim Abschied am Ende der REHA gegeben hat.
Außerdem habe ich hier im Forum gelesen, dass es spezielle Korsettfirmen gibt und einige Korsette "Plastikschrott" sind
Es gibt unterschiedliche Arten von Korsetts, ganz nach der individuellen Situation. Diese Situation können ärztliche Spezialisten am besten einschätzen, die sich hier im Forum aufgrund ausreichender positiver Erfahrungsberichte herausgebildet haben.
http://www.skoliose-info-forum.de/viewt ... =25&t=6472
Bitte unbedingt auch die Einleitung lesen.
In welcher Region wohnt ihr denn?
Mit wem wir einfach mal reden können, um ein bisschen mehr Klarheit zu bekommen.
Das leisten diese Spezialisten natürlich auch.

Gruß
Klaus
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Raven
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Re: Sohn (14) hat starke Hyperkyphose und geringe Compliance

Beitrag von Raven »

Hallo Korsa,

auch von mir ein Willkommen.

Beim Lesen deines Postings und der Antworten der anderen (deren Inhalt ich zustimme!) ist mir ein Aspekt aufgefallen der noch nicht erwähnt wurde:

Allein "Sportfaulheit" macht keine Hyperkyphose. Allerdings kann ich mir gut vorstellen dass bei deinem Sohn grundsätzlich eine eher muskelschwache (hypothone) Veranlagung besteht die dazu führt dass ihn die erwähnten Sportarten so erschöpfen dass trotz einem ggf. sehr wohl vorhandenen psychischen Durchhaltevermögen die nötige Anstrengung so hoch ist dass er einfach nicht sichtbar durchhält.
Gerade in Zusammenhang mit einer nun bereits bestehenden Hyperkyphose die eine Folge einer hypothonen Veranlagung sein kann - also nicht von der "Sportfaulheit" kommt, sondern beides als Folge einer Hypothonie - würde ich durchaus dazu raten auch diesen Aspekt abzukären. Könnte ggf. das Ehlers-Danlos-Syndrom oder Marfan-Syndrom vorliegen? (Weitere Hinweise wären: eher groß, eher dünne Statur, teils direkt schlaksig, oft auffällig beweglich z.B. an den Händen.)
Über sowas bescheid zu wissen kann, abgesehen vom medizinischen Aspekt, auch psychisch Druck rausnehmen, da ich vermute dass sich dein Sohn schon häufig an diversen Stellen hat anhören müssen dass er sich nur mal anstrengen solle, andere doch auch...

Wohlgemerkt, keine "Ferndiagnose". Mich hat es allerdings hellhörig gemacht dass euer Sohn Hyperkyphose hat und ihn schon von Geburt an körperlich vieles angestrengt hat.

Viele Grüße
Raven
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Thomas
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Re: Sohn (14) hat starke Hyperkyphose und geringe Compliance

Beitrag von Thomas »

Hallo Korsa23,

auch von mir ein Willkommen hier!

Zu Deinen Korsettfragen:
Korsa23 hat geschrieben: Fr, 11.08.2023 - 22:14 Außerdem habe ich hier im Forum gelesen, dass es spezielle Korsettfirmen gibt und einige Korsette "Plastikschrott" sind. Sein Korsett wurde im Sanitätshaus angepasst, es handelt sich um ein Korsett MKS Lumbo forte plus.
Im Falle einer Hyperkyphose, und besonders dann, wenn sie so stark ausgeprägt ist mit 75 Grad mit 14 Jahren, hilft kein vorgefertigtes Korsett wie das Lumbo Forte Plus, sondern es muss ein individuell gefertigtes Korsett aus festem Kunstoff sein, sonst kann der nötige Korrekturdruck gar nicht aufgebracht werden. Und dieses Korsett sollte möglichst lange am Tag, am besten 23 Stunden täglich, getragen werden. Dann besteht eine ernsthafte Chance, die Hyperkyphose in den Griff zu bekommen, ansonsten ist die OP praktisch unausweichlich.

Und ja, es gibt nur wenige wirklich gute Korsettbauer in Deutschland. Schau in unsere Liste, ob Du in der Nähe einen findest, ansonsten musst Du unter Umständen für das Wohl Deines Kindes weit fahren.

Auch die Kompetenz Eures Arztes bezüglich der Therapie von schweren Wirbelsäulenverkrümmungen zweifle ich etwas an, insbesondere schon deshalb, weil er Euch anstatt eines richtigen Korsetts mit einer vorgefertigten Bandage abspeist. Schau in die Liste nach einem erfolgreichen Gespann aus kompetentem Arzt und gutem Korsettbauer. In Berlin ist das zum Beispiel Dr. Wilke (bei Kindern) mit dem Korsettbauer CCtec, in Bad Sobernheim das dortige MVZ mit dem Korsettbauer Sanomed, in Stuttgart bzw. Leonberg Frau Dr. von Richthofen mit der Fa. Rahmouni.

Viele Grüße

Thomas
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Re: Sohn (14) hat starke Hyperkyphose und geringe Compliance

Beitrag von Korsa23 »

Hallo,

vielen Dank für Eure lieben Antworten. Es beruhigt mich schon sehr, dass niemand geschrieben hat: "Du als Mutter bist schuld!" Denn natürlich mache ich mir tausend Vorwürfe. (Gestern erschien bei Spiegel Online ein Artikel über ein Kind mit Mukoviszidose, das wurde täglich von seinen Eltern zu 1 Stunde Trampolinspringen gezwungen. Ich weiß nicht, wie diese Eltern das geschafft haben, denen gebührt ein Orden.)

@Klaus: Mir fällt gerade auf, dass wir den ärztlichen Bericht gar nicht haben. Ich ging davon aus, dass mein Mann diesen abgeheftet hat. Aber wir haben nur eine CD mit den Bildern (die wir nach mehrmaligem Hinterhertelefonieren erhalten haben). Ich kümmere mich darum, den zu erhalten. Er hat auf jeden Fall auch eine leichte Skoliose. Aber am gravierendsten ist die Kyphose.
Einen Termin für ein MRT haben wir in den nächsten Wochen. Das wurde angesetzt, um Scheuermann auszuschließen.
Schmerzen hat er keine (sagt er), es geht vor allem um die Optik (Buckel + Schulternschiefstand).

@Eric: Wir wohnen im Raum Hamburg. Wir wurden vom Kinderarzt zum Kinderkrankenhaus Hamburg-Altona geschickt (und haben ein halbes Jahr auf den Termin gewartet). Ich ging also schon davon aus, dass wir dort bei einem Spezialisten gelandet sind.
(Webseite: https://www.kinderkrankenhaus.net/unser ... liose.html)

Wegen dem Korsett hat der Arzt gar nichts gesagt, sondern uns nur das Rezept gegeben. Da haben wir einfach nur das örtliche Sanitätshaus angerufen und das hat uns dann an ihre "Korsett"-Filiale verwiesen. Das ganze Ding sieht echt horrormäßig aus und ich kann meinen Sohn schon verstehen, dass er es nicht tragen will. (Und mir war bis eben nicht bewusst, dass es sich um eine medizinische Bandage handelt. Mir ist der Unterschied aber schon aufgefallen, als ich nach "Skoliose und Korsett" gegoogelt habe.)

Der Physiotherapeut hat meinem Sohn nun auch noch den Floh ins Ohr gesetzt, er könnte das Korsett verhindern, wenn er jeden Tag eine Stunde lang physiotherapeutische Übungen macht.

Hat jemand von Euch Erfahrung, wie lange es dauert, bei einem der von euch genannten Spezialisten einen Termin zu bekommen? Und macht man dann einen Termin für eine Korsett-Anfertigung gleich mit? Beim Gedanken, jetzt wieder ein halbes Jahr zu warten, wird es mir etwas mulmig. Laut Arzt sind die Wachstumsfugen schon fast geschlossen.

@Raven: Ehlers-Danlos-Syndrom oder Marfan-Syndrom schließe ich aus, das passt leider überhaupt nicht. Es ist eher eine generelle Schlappheit. (Aber nicht immer, manchmal ist er erstaunlich ausdauernd und kein bisschen verschwitzt, wenn es zum Beispiel irgendwo steil bergauf geht. Das macht ihm überhaupt nichts aus.)

@Thomas: Danke für deine Einschätzung. Ich denke, ich werde mich darum kümmern, noch eine Zweitmeinung einzuholen. Und ich werde mich auch informieren, welcher Arzt uns die Reha in Bad Sobernheim verordnen kann und mich aktiv darum kümmern, auch wenn mein Sohn das (im Moment) verweigert. Ich glaube, ich werde es mir sonst später ewig vorwerfen, wenn ich jetzt das letztmögliche Behandlungsfenster verpasse.

Berlin wäre auf jeden Fall gut für uns erreichbar. Die anderen Orte wären eher schwieriger erreichbar, aber natürlich auch machbar, wenn man jetzt noch etwas retten kann.
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Raven
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Re: Sohn (14) hat starke Hyperkyphose und geringe Compliance

Beitrag von Raven »

Hallo Korsa,
Wegen dem Korsett hat der Arzt gar nichts gesagt, sondern uns nur das Rezept gegeben. Da haben wir einfach nur das örtliche Sanitätshaus angerufen und das hat uns dann an ihre "Korsett"-Filiale verwiesen. Das ganze Ding sieht echt horrormäßig aus und ich kann meinen Sohn schon verstehen, dass er es nicht tragen will. (Und mir war bis eben nicht bewusst, dass es sich um eine medizinische Bandage handelt. Mir ist der Unterschied aber schon aufgefallen, als ich nach "Skoliose und Korsett" gegoogelt habe.)
kurz hierzu:

Häufig ist es der Fall dass Korsetts von relativ beliebigen Herstellern (wie einfach dem örtlichen Sanitätshaus) nicht nur weniger bis nicht helfen sondern auch auffälliger als nötig aussehen und sich unangenehmer als nötig tragen.

(Nur exemplarisch: Mein erstes Korsett, vom örtlichen Sanitätshaus, hatte eine sehr breite Form (als dünnes, "dürres" Kind auf einmal Kleidung für Übergewichtige gebraucht), Körperformen wie Taille, Busen (Mädchen) waren nicht mehr sichtbar. Schnallen standen ab, sah aus wie ein Extrabuckel hinten.
Bei Korsett Nr. 1 wurde auch "schön dezent" verschwiegen was da kommt und es vom Arzt als "sowas wie ein festes Unterhemd" schöngeredet. Das Korsett war knallweiß und leuchtete unter aller möglichen Kleidung durch.
Ein späteres von einem vernünftigen Hersteller folgte den Körperformen gut, die Schnallen waren so befestigt dass sie nicht übermäßig abstanden und sie waren vorne, und die Körperformen alle vorhanden, Kleidung nur eine Nummer größer als ohne passte drüber. Man konnte auch die Farbe aussuchen, auch mit Comics oder ähnlich der Kleidung die man trägt (z.B. Jeans, schwarzgraue Muster).
Korrekturwerte vergleiche ich hier absichtlich nicht da Nr. 1 und 2 unterschiedliche Zwecke erfüllten. Nr. 1 korrigierte nur im Bereich des Messfehlers.)

Keine Anschuldigung an dich/ euch - man weiß es erstmal natürlich nicht besser, und jetzt bist du hier und man kann etwas daran ändern. :ja:


Viele Grüße
Raven
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Re: Sohn (14) hat starke Hyperkyphose und geringe Compliance

Beitrag von Toni »

Hallo Korsa23,
da ist ja vieles bisher schief gelaufen! Aber es ist noch gar nichts zu spät! Eine wirbelsäulenversteifende OP wäre nach meiner Erfahrung die allerletzte Option. Mir ist aus Deinem Bericht noch vieles unklar. Was ist die Diagnose? Die eigentliche Ursache für die 74° Kyphose? Ist es "nur" Haltungsschwäche? Fehlhaltung? Durch zu viel Sitzen am Pad, Laptop und Smartphone? Allgemeine Schlappheit? Oder hat es "echten" klinischen Krankheitswert? Keilwirbelbildung? Morbus Scheuermann? Schmorl´sche Knoten? Dazu müsste man die seitlichen Röntgenbilder mal sehr genau ansehen.
Dein Sohn benötigt schnellstmöglich eine Wirbelsäulen-Intensiv-Reha nach SCHROTH! Egal was die Ursache, Auslöser der Hyperkyphose ist.
Unbedingt benötigt er ein stark aufrichtendes = reklinierendes Korsett. Dafür ist es NIE ZU SPÄT! (Ich habe eine wirklich erfolgreiche Anti-Kyphosen-Therapie mit Schroth-Reha und Rahmouni-Korsett erst mit über 50 Jahren erhalten). Das Korsett muss sehr gut sein und muss von einem sehr erfahrenen Orthopädietechniker hergestellt werden. Die gibt es sehr selten im nächstbesten Sanitätshaus um die Ecke.
Dein Sohn braucht dringend Erfolgserlebnisse, positive Verstärker-( Erfolgs-Belohnungen) und erfolgreiche Vorbilder als Mentor.
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Re: Sohn (14) hat starke Hyperkyphose und geringe Compliance

Beitrag von Klaus »

Hallo Korsa,
Schmerzen hat er keine (sagt er), es geht vor allem um die Optik (Buckel + Schulternschiefstand).
OK. Ich hatte deshalb gefragt, weil fehlende Beschwerden die Motivation für das regelmässige Tragen eines korrigierenden Korsetts nicht gerade fördert.
Berlin wäre auf jeden Fall gut für uns erreichbar.
Dann ist doch Dr. Wilke mit dem Korsettbauer CCtec (falls das eine Behandlungsoption ist, die akzeptiert wird) die beste Möglichkeit.
Bislang hatte CCtec auch eine Möglichkeit in Hamburg. Die Homepage spricht nur von:
Ausgewählte Partner ergänzen unsere Möglichkeiten einer individuellen Betreuung.
Diese können Sie gerne bei uns erfragen.
Das wäre ein großer Vorteil für Euch, weil ein Korsett häufiger kontrolliert werden sollte.
Der Physiotherapeut hat meinem Sohn nun auch noch den Floh ins Ohr gesetzt, er könnte das Korsett verhindern, wenn er jeden Tag eine Stunde lang physiotherapeutische Übungen macht.
Sofern es um gezielte KG nach Schroth geht, wäre das schon eine gute Option.
Die Erfahrungen zeigen aber, dass man dazu unbedingt eine stationäre Schroth REHA machen sollte, in der dann auch abgeklärt werden kann, ob das bereits ausreicht (aber nach der REHA Übungen zuhause) oder ob ein zusätzliches korrigierendes Korsett erforderlich sein könnte.
Mit den erlernten "Lieblingsübungen" täglich 30 minuten geht das auch.

Es kann aber auch sein, dass ein Korsett vor der REHA notwendig ist, weil z.Bsp. aufgrund von zu starken Verkürzungen in den Strukturen (Muskeln, Bänder und Sehnen) eine optimale Schroth REHA zunächst nicht möglich ist.
Das sollte ihr mit Dr. Wilke besprechen, der auch für den Antrag zuständig sein sollte. Ich würde diese Schroth REHA in den Vordergrund stellen, weil Dr. Wilke je nach Diagnose gern mal die Spiraldynamik als Einzel-Therapie erwähnt. Das ist nicht mit einer Schroth REHA zu vergleichen.
Hat jemand von Euch Erfahrung, wie lange es dauert, bei einem der von euch genannten Spezialisten einen Termin zu bekommen?
Da hilft bei Dr. Wilke die online Terminierung auf seiner Homepage. Bis zum 18.8. ist er im Urlaub.

Gruß
Klaus
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Re: Sohn (14) hat starke Hyperkyphose und geringe Compliance

Beitrag von Toni »

Korsett-Compliance ist ein heikles Thema! Bei Jungs viel problematischer als bei jungen Damen. Wenn es mein Sohn wäre, dann wäre mir kein Weg zu weit und ich würde meinen Sohn notfalls von HH nach Stuttgart zu Rahmouni schleppen. Dr. Wilke in Berlin ist bei Skoliosen sehr gut. Über von ihm behandelte "Kyphoscheuermänner" hab ich noch so gut wie gar nichts gelesen oder gehört. Außerdem ist Dr. Wilke nach meinen Informationen gerade sehr überlaufen.
Eine gute Alternative als Korsett-Bauer wäre der sehr erfahrene Orthopädietechniker-Meister Rainer Hilker vom Sanitätshaus Klindwort in Bad Schwartau bei Lübeck. Das ist zumindest nicht soooo weit entfernt von HH. Ich hatte einmal ein Anti-Kyphose-Korsett von CCtec. Das war lange her, aber dieses Korsett war eine echte untragbare Katastrophe. CCtec wollte mir ein zwar ein neues formen, aber dazu kam es leider nicht mehr, weil ich dann eine andere Großbaustelle hatte und ich hätte dazu vom Allgäu nach Berlin kommen müssen. Dann bin ich doch bei meinen hervorragend bewähren Rahmouni´s geblieben.
Wenn Dein Sohn bei 74°Cobb bereits in der OP-Indikation ist und so schnell wie möglich operiert werden will, dann wurde er über Risiken und mögliche Langzeitfolgen noch nicht richtig und ehrlich aufgeklärt. Es ist ein Irrtum zu glauben, mit einer WS-Versteifungs-OP sind alle Probleme quasi wegoperiert wie bei einem entzündeten Blinddarm! Das würden die Chirurgen, die Patientengut-Nachschub für ihre Klinikauslastung benötigen gerne glauben machen. Aber so ist es nicht. Selbst wenn er operiert werden möchte, ist das OP-Ergebnis besser, wenn er vorher durch eine gutes Reklinationskorsett aufgerichtet werden würde. Die OP- in dem von Dir beschriebenen Zustand würde ihn zunächst sogar noch weiter schwächen. Ohne Veränderung der Lebensweise würden dann die nicht-versteiften WS-Abschnitte weiter in die Krümmung gehen und diese Bandscheiben und Nervenwurzeln würden dann besonders darunter leiden. Ich kenne genügend Operierte, die trotz Edelstahl und Titan in der WS buchstäblich um ihr Leben schrothen müssen.
Ich bin aus eigener Erfahrung überzeugt, dass eine erfolgreiche Behandlung einer WS-Deformation nur mit Compliance, Willensstärke, Geduld und einer gewissen Leidensfähigkeit des/der Patientin überwunden und zumindest teilweise geheilt werden kann. Wenn das nicht vorhanden oder motivierter ist, würde auch das allerbeste Korsett nichts nützen.
Bitte mach Dir als Mutter keine Vorwürfe und Selbstbezichtigungen! Du hast bisher nichts falsch gemacht. Ich wurde als Jugendlicher von meinem Vater 20 mal amTag bei Tisch, bei Schularbeiten, bei jeder Gelegenheit angebrüllt: "Du hockst da wie ein hingeschissenes Fragezeichen! Bauch rein! Kopf hoch, Brust raus! Schultern zurück! Rücken gerade!" Als Lehrling mit 15 musste ich sogar ein paar Wochen ein Gipskorsett im Hochsommer ertragen. Das hat alles nichts genützt ich bin immer krummer und kränker geworden. Bei mir hast erst sehr spät und aus mir selber heraus im Kopf "Klick" gemacht und Ichhabe mich dann mit Hilfe dieses Forums um eine wirksame Behandlung gekümmert und hatte echten Erfolg. Als mach nicht zu viel Stress, es ist im Gegensatz zur Aussage vieler Orthopäden nie zu spät. Und doch sind JETZT die Chancen eines gute Korsett und einer Schroth-Reha noch am größten!
Denkt POSITIV und bleibt NEGATIV!
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