Korsett im Erwachsenenalter

[Max123]

Hallöchen!

Bei mir wurde eine Kyphose festgestellt. 58 grad! Normalwert liegt anscheinend zwischen 35-40 grad.
Jetzt wurde mir empfohlen eine Korsett Therapie für 2-3 Jahre (evtl. länger) zu machen.
In Stuttgart Rhamouni baut wohl sehr gute Korsetts.

Meine Frage ist nur, mit mittlerweile 34 Jahren, kann ich da überhaupt noch eine Aufrichtung erzielen? Klar im Korsett bestimmt, aber wie sieht es nach der Korsetttherapie aus? Im Regelfall klappt man dann doch wieder zusammen oder?
Zusätzlich zu meiner Kyphose wurden auch Keilwirbel und sehr sehr stark verkürzte ischiocrurale muskulatur festgestellt. Sind aber wohl gerne Begleiterscheinungen der Kyphose.

Weswegen ich zum Arzt bin, ist eben weil ich sehr oft Rückenschmerzen habe und eben, den Buckel sieht man halt doch schon ein wenig.
Aufrichten kann ich mich selber schon ein wenig, ist jedoch sehr anstrengend und eigentlich schwierig bis schmerzhaft es lange zu halten.

Deshalb überlege ich zur Zeit stark vlt doch mal eine Korsetttherapie im Erwachsenenalter auszuprobieren.
2 Jahre sind jedoch eine lange Zeit, da man es ja quasi rund um die Uhr tragen sollte (23 Stunden / Tag).

[Alex_activitas]

Hallo Max,

erst einmal: herzlich willkommen im Forum.
Du kannst auch die Rubrik "Mitglieder stellen sich vor" (http://www.skoliose-info-forum.de/viewforum.php?f=18>) nutzen, um ein wenig über dich und deine Diagnose zu erzählen.

Zu deiner Frage:
eine Korsettversorgung allein reicht mit Sicherheit nicht aus. Du solltest schon gezielte Übungen gegen deine Befunde machen, um auf lange Sicht einen Erfolg zu erzielen.
Auch mit 34 Jahren kann eine Korsett-Therapie mit begleitender Physiotherapie eine Verbesserung bringen.

Machst du denn Physiotherapie oder andere Übungen für deinen Rücken?

Viele Grüße,
Alex

[Max123]

Ich mache seit einiger Zeit Schroth Physiotherapie. Mehrmals die Woche und versuche mich täglich h zu dehnen. Habe generell das Gefühl dass Dehnen einfach mehr bringt als Muskelaufbau.
Aber überlege halt eine Korsett Therapie zu starten um evtl. noch eine bessere Aufrichtung zu bekommen. Wie stehen überhaupt die Chancen dass ein Korsett von der Krankenkasse gezahlt wird im Erwachsenenalter ?

[Thomas]

Hallo Max,

ob Du im erwachsenen Alter noch eine bleibende Aufrichtung durch eine Korsetttherapie erreichen kannst, kann Dir keiner voraussagen. Das hängt von vielen Faktoren ab, Deiner Beweglichkeit, der Qualität Deines Korsetts und nicht zuletzt von Deinen Korsett-Tragezeiten. Zumindest wird aber eine weitere Verschlechterung des Kyphosewinkels unwahrscheinlicher. In dieser Umfrage, die wir vor zwei Jahren gestartet haben, kannst Du aber die Erfahrung anderer erwachsenen Korsettträgern/Korsettträgerinnen nachlesen.

Auf jeden Fall hilft ein Korsett sehr gut gegen die akuten Schmerzen. Hierzu benötigst Du in der Regel auch keine großen Tragezeiten, ein paar Stunden am Tag reichen meist schon aus, um für den Rest des Tages schmerzfrei zu sein.

Ob die Kasse Dein Korsett genehmigt kann man ebenfalls nicht vorhersagen, hängt vom Einzelfall und der Begründung des Arztes ab. Ist auch von Kasse zu Kasse sehr unterschiedlich.

Gruß Thomas

[Klaus]

Hallo Max,

Du kannst auch die Rubrik "Mitglieder stellen sich vor" (http://www.skoliose-info-forum.de/viewforum.php?f=18>) nutzen, um ein wenig über dich und deine Diagnose zu erzählen.

Besser ist es schon, hier alles über Deine Situation zu berichten. Das wird übersichtlicher.

Jetzt wurde mir empfohlen eine Korsett Therapie für 2-3 Jahre (evtl. länger) zu machen.
In Stuttgart Rhamouni baut wohl sehr gute Korsetts.

Wer hat das denn empfohlen? War es ein Spezialist aus unserer Liste?:
http://www.skoliose-info-forum.de/viewt ... =25&t=6472
Die 2-3 Jahre mit möglicher Verlängerung klingt schon nach Dr. von Richthofen?
Da Du auch von Schroth KG sprichst, kann eine Kombination mit einem Korsett eine gute Möglichkeit sein, wenn eine kompetente Diagnose eine solche Behandlungsmöglichkeit bei Dir persönlich ergeben hat.

Habe generell das Gefühl dass Dehnen einfach mehr bringt als Muskelaufbau.

Na ja, Dehnen ist natürlich sehr wichtig bei verkürzten Strukturen (Muskeln, Bänder und Sehnen). Aber es bleibt eine instabile Situation, wenn man nicht ständig dehnen möchte oder kann. Deswegen muss schon ein Muskelaufbau stattfinden, aber nicht in der Fehlstellung, sondern in der jeweils gedehnten Situation. Sozusagen ein Muskelumbau, der als Ziel ein möglichst weitreichendes eigenes Muskelkorsett haben sollte.

Das macht z. Bsp. Schroth KG in Kombination von gleichzeitiger Dehnung und Muskelaufbau, wobei ein Korsett die stärkste Waffe gegen Verkürzungen sein und auch ein gewisser Muskelumbau durch Ausgleichsbewegungen stattfinden kann.
Wichtig ist, dass alle verkürzten Strukturen im Körper angegangen werden sollten. Typisch bei Hyperkyphose sind z. Bsp. Verkürzungen im Oberschenkel.

Gruß
Klaus

[Shulk]

Also ich habe mit knapp 30 Jahren eine Korsett-Therapie angefangen und es kein bisschen bereut.
23 Stunden am Tag habe ich mein Korsett nie getragen. Es diente auch mehr der Schmerzreduzierung und meine Kyphose war auch nie wirklich stark oder primäres Thema. Die Schmerzen im Kreuz / Lendenbereich waren ein Problem, verbunden mit einer schlechten Sitzhaltung. Im Schnitt reichten aber ~5-12 Stunden tagsüber, phasenweise habe ich es auch weg gelassen. Heute, 10 Jahre später, trage ich das Korsett immer noch. Mal mehr, mal weniger oft.

Was das Dehnen angeht ist das die schnellste und einfachste Maßnahme die man machen kann und das zeigt auch nach bereits wenigen Wochen, im Grunde sogar schon Tagen täglicher Übung nachhaltige Wirkung. Dehnen geht relativ fix. Anders sieht das natürlich mit dem Muskelaufbau aus. Das sollte man individuell richtig angehen. Muskeln können auch "falsch" aufgebaut werden. (Siehe Beitrag von Klaus) Das sollte an den richtigen Stellen richtig dosiert statt finden. Einfach mal Bauchmuskeln oder Rückenmuskeln mit Kraftübungen aufbauen kann sich auch nachteilig auswirken. Der Körper besteht ja auch aus mehr als nur Rumpf. Am offensichtlichsten ist wohl noch, dass man die Schulter- und Nackenmuskulatur nicht vergessen darf, aber auch Übungen mit Armen und Beinen gehören dazu. Vor allem sollte man die Übungen aber langsam angehen und das regelmäßig.

Wie Klaus auch schon schrieb: Das richtige Korsett hilft aber ganz gut dabei, denn entgegen vieler Meinungen baut ein Korsett, richtig gebaut und! pelotiert, die Muskeln nicht ab, sondern unterstützt den Aufbau bis zu einem gewissen Grad ohne das man es wirklich merkt. In meinem Rahmouni-Korsett konnte ich mich nie "reinfallen" lassen, sondern ich muss immer auch ein wenig selbst die Haltung bewahren. Das Korsett unterstützt dabei ohne das es wirklich anstrengt und deswegen auch in die Arbeit vertieft funktioniert. Schwer zu beschreiben, vielleicht kann es jemand anders besser.