Kyphose/Scheuermann? + Skoliose, Verspannung -- viele Fragen

Infos zu weiteren WS-Deformitäten, die mit Skoliose zusammen oder alleine auftreten
Antworten
Jo89
Newbie
Newbie
Beiträge: 1
Registriert: Fr, 22.01.2016 - 15:21
Geschlecht: männlich

Kyphose/Scheuermann? + Skoliose, Verspannung -- viele Fragen

Beitrag von Jo89 »

Hallo zusammen,

ich bin total froh, dieses Forum gefunden zu haben und habe mich direkt angemeldet. Im Moment bin ich nämlich etwas hilflos und verunsichert, wie ich am besten weitermache und vorgehe.
Ich komme aus Hamburg, bin 26 Jahre alt und habe eine ziemlich nervige Verspannung im Rücken, anscheinend Skoliose und Kyphose/Scheuermann (Befunde s. unten).
Brauche bitte mal eure Hilfe und Tipps. Habe auch schon viel im Forum gesucht und gelesen, wollte trotzdem nochmal meinen Fall schildern, ist ja doch immer speziell.

Aber eins nach dem anderen:
Mit etwa 17 Jahren war ich wegen Haltungsproblemen beim Orthopäden. Der hat mit Begutachtung und einfachen Röntgenaufnahmen einen leichten Rundrücken/evtl. Scheuermann diagnostiziert. Er sagte, viel kann ich nicht tun, das Wachstum sei weitestgehend abgeschlossen. Hatte dann normale Krankengymnastik und die Empfehlung zu Kräftigungsübungen. Habe die Übungen dann eine Zeit lang gemacht, danach zu Kraft/Gerätetraining bei Eisenhauer (ähnlich wie z.B. Kieser) übergegangen. Das alles im normalen Rahmen, also jetzt nicht übertrieben auf Muskelaufbau ausgerichtet. Hatte auch lange Zeit keine Probleme.

SYMPTOME
Seit etwa 1,5 Jahren habe ich allerdings folgende Beschwerden:
- Hauptproblem: Rechts im Rücken, ein paar Finger unterhalb vom Schulterblatt, habe ich seit etwa anderthalb Jahren eine dauerhafte Verspannung. Kein direkter Schmerz, sondern es fühlt sich an der Stelle irgendwie unangenehm zusammengedrückt an. Wenn ich den Arm schräg über den Kopf bewege oder auch die Schulter knackt es etwa an der Stelle auch (sowieso viel im Schulterbereich). Es ist dann zum Teil, als ob etwas ganz leicht herausploppt, allerdings nicht dauerhaft.
- Bei längerem Stehen oder auch Sitzen auf hartem Boden tut es im Kreuz weh, da eher auf der linken Seite.
- Schultern fühlen sich etwas schräg an (rechts weiter unten)
- manchmal unangenehmer Druck im Sprunggelenk, rechter Fuß

Damit war ich Mitte letzten Jahres (nun 26 Jahre alt) beim Orthopäden, um dem ganzen genauer auf den Grund zu gehen. Der vermutete nach einfachen Röntgenbildern eine Skoliose, schickte mich zusätzlich zum Ganzaufnahme-Röntgen und sicherheitshalber MRT. Die Röntgenbilder versuche ich anzuhängen, MRT führt wohl erstmal zu weit...
Hier die Befunde:

BEFUNDE
Röntgenbefund (Wirbelsäulenganzaufnahme im Stand):
- flachbogige linkskonvexe BWS-Skoliose (15°)
- vermehrte Kyphose (60°)
- diskrete thoracolumbale rechtskonvexe Gegenskoliose (7°)
- ebenso geringe linkskonvexe kaudale LWS-Skoliose über LWK 4 (7°)
- kein Beckenschiefstand

MRT-Befund (BWS):
- linkskonvexe Fehlhaltung
- über kyphosierte BWS mit regelrechtem dorsalen Alignement, Scheitelpunkt TH 7/8 mit Nachweis eines kleinen umschriebenen rechtsbetonten dorsomedianen Bandscheibenprolaps, direkter Kontakt zum Myelon und hier auch nachweisbarer umschriebener hyperintenser Myelonalteration im Sinne einer Myelopathie
- keine neuroforaminäre Enge
- keine weiteren umschriebenen Bandscheibenvorfälle oder neurokompressiv wirksame Diskopathie
- multiple Schmorl’sche Knötchen
- Morbus Scheuermann?

Wegen der Bandscheibenvorfalldiagnose war ich noch bei einem befreundeten Neurologen, der mich abgeklopft hat (als Nerventest) und sich auch nochmal die MRT Bilder angeschaut hat. Sagte allerdings, es sei alles in Ordnung und man müsse dafür sehr viel in die Bilder reininterpretieren, und die MRT Praxen würden da eher übervorsichtig sein.
Sowohl Orthopäde und Neurologe sagten, zwei Wirbel seien leicht keilförmig.

MASSNAHMEN
Der Orthopäde sagte, ich könne über eine Schroth-Therapie nachdenken, hat erstmal nur normale Physiotherapie verschrieben, normales Krafttraining sollte ich erstmal pausieren. Bei der Physio wurde mit mir vor allem manuelle Therapie gemacht (wurde also von den Therapeuten massiert/bewegt) und ein paar Dehnungsübungen gezeigt. Hat aber nichts verändert.
Danach war ich noch ein Rezept, aber mit Training nach Schroth. Das hat allerdings auch nicht wirklich etwas gebracht, sondern mich eher verunsichert. Zum einen war die Therapeutin selbst sehr unsicher und hat gefühlt bei jedem Mal etwas anderes erzählt, in welche Richtung ich denn wie gebogen sei. Zum anderen ist es schwer bis unmöglich, die Übungen zuhause nachzumachen (keine Sprossenwand/sonstige Hilfsmittel, schwer sich selber zu kontrollieren). Und in gerade mal 20 min Physio lernt man sowas auch nicht wirklich.

War danach nochmal bei einem anderen Orthopäden, da ich beim ersten immer etwa 8 Wochen auf einen Termin warten muss und wollte auch nochmal eine zweite Meinung hören. Der sagte „Schroth sei nur etwas für 12-jährige Mädchen“, normale Krankengymnastik ist ausreichend.
Die habe ich nun seit 3 Wochen (vor allem Dehnübungen, Aufrichten der Brust). Allerdings fühlt sich im Rücken alles fast genauso an wie vorher.

Bin momentan einfach total verunsichert, jeder sagt etwas anderes, Orthopäden haben kaum Zeit, und die Verspannung geht mir extrem auf die Nerven.
Habe nun auch viel über Schroth gelesen, aber so überzeugt bin ich nicht. Abgesehen davon sieht das meiste, was man darüber im Internet findet aus, wie auf dem Stand von vor 50 Jahren.

Brauche also ein bisschen eure Hilfe und habe speziell ein paar Fragen:
- 1. Kennt ihr gute Orthopäden/Ärzte auf diesem Gebiet in Hamburg/Norddeutschland? (Prof. Niemeyer nur bis 20 Jahre, oder?)
- 2. Was habt ihr für Tipps und Empfehlungen? Evtl ähnliche Erfahrungen? Schroth?
- 3. Was kann ich tun/sollte ich lassen, um die Verspannungen zu verbessern?
- 4. Zum Sport: Sollte ich Fitness/Krafttraining (Eisenhauer/Kieser) momentan erstmal auslassen? Bauchmuskeltraining? Kann Joggen großartig schaden?

Hoffe das ist nicht zu lang geraten... Vielen Dank schonmal für eure Hilfe!
Liebe Grüße
Jo
Dateianhänge
Teilaufnahmen, älter
Teilaufnahmen, älter
Röntgen_partiell_2.jpg (27.14 KiB) 4035 mal betrachtet
Teilaufnahmen, älter
Teilaufnahmen, älter
Röntgen_partiell_1.jpg (28.8 KiB) 4035 mal betrachtet
Röntgen_Komplett_1.jpg
Komplettaufnahme, am neusten
(25.27 KiB) Noch nie heruntergeladen
Röntgen_Komplett_2.jpg
Komplettaufnahme, am neusten
(25.5 KiB) Noch nie heruntergeladen
Sängerin52
aktives Mitglied
aktives Mitglied
Beiträge: 199
Registriert: Mo, 17.11.2014 - 18:10
Geschlecht: weiblich
Diagnose: mein 16 jähriger Sohn hat eine Skoliose (am Ende fast 90° in der BWS, 70° in der LWS) und ist jetzt seit dem 23.3.17 operiert und hat jetzt 54° thorakal und 30° lumbal
Therapie: wir hatten ein Korsett von CCTec, haben Spiraldynamik, Vojta, Osteopathie, Schroth gemacht und machen mit Spiraldynamik auch nach der OP weiter
Wohnort: Hannover

Re: Kyphose/Scheuermann? + Skoliose, Verspannung -- viele Fr

Beitrag von Sängerin52 »

Liebe Jo,

von diesen ganzen medizinischen Sachen versteh ich nix. Aber es gibt hier Ärzte und Physios im Forum, die vielleicht noch etwas dazu sagen bzw. schreiben werden.

Wie du hier von vielen lesen wirst oder schon gelesen hast, Schroth lernst du am besten über eine Reha in Bad Salzungen oder Bad Sobernheim, weil du da die echten Spezialisten sitzen hast. Ja, die Methode ist schon ziemlich alt, aber sie hat von daher auch schon viele positive Erfahrungen eingebracht.

Ich bin mittlerweile ein großer Fan der Spiraldynamik. Die ist noch nicht so alt, vielleicht 30 oder etwas mehr Jahre und kommt aus der Schweiz.
Ich habe sie entdeckt, weil mein Sohn eine starke Skoliose hat und wir alles tun wollten, was nicht OP bedeutet. Und ich finde die Art der Anwendung großartig, weil es um ein grundlegendes Bewegungskonzept geht, was man im Alltag und bei jeder möglichen Sportart anwenden kann. Sie hat den Nachteil, ähnlich wie Schroth, dass man sich erst einmal intensiv mit ihr beschäftigen muss. Aber wenn man die Prinzipien erstmal raus hat ist der Alltag dein Training.

Ich kenne mittlerweile einige, die damit schmerzfrei geworden sind. Allerdings vor allem Skoliose-Patientinnen. Scheuermänner und -frauen ;-) habe ich bisher nicht kennen gelernt, kann von daher nichts aus eigener Erfahrung sagen.
Ich habe gerade heute die Basic Ausbildung abgeschlossen.
Wenn du mehr wissen willst, findest du die Seite im Internet. Da gibt es auch Informationen. Und ihr habt in Hamburg Physiotherapeuten in der Richtung. Muss man allerdings selbst zahlen

es braucht einfach etwas Zeit bis man all die für einen wichtigen Informationen zusammen hat und dabei ist dies Forum extrem hilfreich wie ich finde
viel Glück, Sängerin
affi
aktives Mitglied
aktives Mitglied
Beiträge: 86
Registriert: Fr, 11.12.2015 - 08:59
Geschlecht: weiblich
Diagnose: Skoliose, vor OP BWS 68°, LWS 42 °;
chronische Schmerzen; Bandscheibenvorfall L5
Therapie: Chêneau-Korsett im Alter von 9 bis 14; 2002 OP (ventrale Kompressionsspondylodese Th 5-Th 12 mit Halm-Zielke-Instrumentarium); Cranyosacrale Therapie, Schmerztherapie
Wohnort: Hamburg

Re: Kyphose/Scheuermann? + Skoliose, Verspannung -- viele Fr

Beitrag von affi »

Hey Jo,

willkommen im Forum :)

Da ich zu Kyphose nichts sagen kann, nur zu dieser Frage:
1. Kennt ihr gute Orthopäden/Ärzte auf diesem Gebiet in Hamburg/Norddeutschland?
Ich hab in Hamburg auch schon ein paar Orthopäden ausprobiert.
Was Diagnostik angeht, bin ich grad von Dr. Kröber im Krankenhaus Altona begeistert. Nach 13 Jahren Schmerzen im ganzen Rücken, hatte er endlich mal ne andere Aussage als "Das ist halt so". Was ich jetzt draus mache, ist noch mal ne andere Sache, aber immerhin weiß ich jetzt, dass es eine organische Ursache für die Schmerzen gibt und muss mich nicht mehr als Psycho abstempeln lassen.
Und er hat auch einen Bandscheibenvorfall diagnostiziert, nachdem es auch da 2,5 Jahre immer nur hieß "Da ist nichts, weshalb Ihnen das Bein so weh tun kann" - wenn man es weiß, erkennt man's auch als Laie auf den alten MRT-Bildern.
Der hat immer mittwochs Sprechstunde und man braucht ne Einweisung (musst beim Hausarzt sagen, es ist ne OP-Voruntersuchung).

Die "offizielle" Expertenliste hast du ja schon gefunden. Das ist nur mal meine subjektive Ergänzung. :)

Liebe Grüße
Antje
Kopf hoch, sonst fällt das Krönchen runter.
viewtopic.php?f=18&t=31041&p=1091085#p1091085
Benutzeravatar
Klaus
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 14971
Registriert: Mi, 23.06.2004 - 18:36
Geschlecht: männlich
Wohnort: Hannover

Re: Kyphose/Scheuermann? + Skoliose, Verspannung -- viele Fr

Beitrag von Klaus »

Hallo Jo,
- 1. Kennt ihr gute Orthopäden/Ärzte auf diesem Gebiet in Hamburg/Norddeutschland? (Prof. Niemeyer nur bis 20 Jahre, oder?)
Du kennst offensichtlich dies hier (?):
viewtopic.php?f=25&t=6472
Insofern wäre Dr. Wilke in Berlin eine gute Möglichkeit. Ich würde da keine weiteren Experimente machen, auch wenn es Orthopäden gibt, die wenigstens Schroth kennen. Es geht hier um die Tatsache, dass ein Arzt sehr viel praktische Erfahrung mit möglichst vielen unterschiedlichen Wirbelsäulen-Fehlstellungs-Patienten haben sollte. So etwas findet man nur bei den Spezialisten.
Im übrigen steht Dr. Niemeyer in der Liste nur unter Möglichkeiten zum Testen.
- 2. Was habt ihr für Tipps und Empfehlungen? Evtl ähnliche Erfahrungen? Schroth?
Schroth KG sollte man am besten über eine stationäre REHA kennenlernen, ambulante Schroth Therapeuten sind leider nicht immer kompetent genug, insbesondere wenn es um symmetrisches Schroth geht. In Hamburg gibt es aber sicherlich eine gute Auswahl, damit man vor einer REHA wenigstens mal "rein schnuppern" kann. Wichtig, die Schroth Therapie braucht nur eine Heilmittelverordnung mit ganz normaler KG !!
Bei einer Hyperkyphose (Rundrücken) von 60 Grad (natürliche BWS Kyphose max. 40 Grad) und einer geringen Skoliose 15/7 Grad würde ein Korsett wahrscheinlich nicht in Frage kommen, so etwas müßte man sich grundsätzlich auch gut überlegen. Aber Behandlungsmöglichkeiten sind extrem individuell und vom Spezialisten vorzuschlagen. Was ist mit einem möglichen Hohlkreuz??
- 3. Was kann ich tun/sollte ich lassen, um die Verspannungen zu verbessern?
Dazu braucht man eigentlich das richtige individuelle Körpergefühl, was in einer REHA sozusagen in intensiver Arbeit verinnerlicht wird. Es geht viel um verkürzte Strukturen, die sich nicht nur im Rücken selbst finden. Insofern muss man viel dehnen und Verkürzungen meiden. Ich persönlich finde, dass z. Bsp. die Schroth Übung "Hocker über dem Kopf" einen schnellen Einblick bringt, vielleicht solltest Du bei der Suche nach einem geeigneten Schroth Therapeuten nach dieser Übung fragen.
- 4. Zum Sport: Sollte ich Fitness/Krafttraining (Eisenhauer/Kieser) momentan erstmal auslassen? Bauchmuskeltraining? Kann Joggen großartig schaden?
Grundsätzlich ist das zu empfehlen, wenn Du noch nicht das richtige Körpergefühl hast. Also was wie zu korrigieren ist bzw. was man vermeiden muss.
Wenn Joggen keine Beschwerden auslöst, ist das ok.

Bauchmuskeltraining an F2 solltest Du nicht machen, weil Du dabei in den Rundrücken gehst. Bei F3 solltest Du die aufgerichtete Position (Korrektur) länger halten, als die eingerollte und wenig Gewicht einsetzen. Leider liegt der Rücken dabei weitgehend frei. Das ist einerseits gut, andrerseits bietet es eine große Fehlerquelle. Es geht bei Eisenhauer ja sehr um die exakte langsame Ausführung, was leider einige Leute nicht machen und da sehe ich die unmöglichsten Verrenkungen. Meistens merken die das nicht, ich kann das verstehen, das ist mir selber am Anfang (vor meiner REHA) auch passiert. Insbesondere die typische Situation, dass man bei der Korrektur des Rundrückens ins Hohlkreuz geht.

Natürlich bietet dieses Training bei mangelnden Kenntnissen (bezüglich Fehlstellung) durch die vielen Sitzpositionen mit Rückenlehne ein weniger fehlerhaftes Training (ohne Beteiligung des Rückenstreckers und der Bauchmuskeln), was sowieso immer zu empfehlen ist. Aber z. Bsp. bei der wichtigen Übung D7 mit Bauchlehne sollte man schon sehr auf die richtige Haltung achten. Meine Interventionen, die ich ab und zu gewagt habe, kamen nicht immer gut an. :) Ansonsten natürlich die Übung mit dem Butterfly rückwärts. ich weiß gerade die Bezeichnung nicht, weil ich bei meiner Situation den normalen Butterfly C1 machen muss. Update: Butterfly rückwärts ist C5

Gruß
Klaus
Antworten