Umgang mit Arbeitgeberwechsel

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INtakt_1992
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Umgang mit Arbeitgeberwechsel

Beitrag von INtakt_1992 »

Hallo zusammen,

ich bräuchte kurz euren Rat, ich habe Anfang Januar als vor gut zwei Wochen meinen Arbeitgeber gewechselt und ihn noch nicht ganz über meine Einschränkungen informiert, weil ich mich einfach noch nicht getraut habe.

Ich habe eine starke Kyphoskoliose und bin bereits in der OP-Indikation. Die erste Woche war schon ziemlich heftig für mich, weil ich da eine Arbeitszeit von 10-11 Std. hatte und ich normalerweise nur max. 8 Std. täglich arbeiten darf.
Bin als MFA in einer Praxis tätig, muss auch noch 1-2x die Woche zur Physiotherapie und da muss ich auch an den Tagen eine halbe Stunde früher gehen. Und ich weiß nicht wie ich es am besten sagen kann, dass ich diese Einschränkungen mit Gdb 30 usw. habe ohne das es negativ rüberkommt.

Ich würde mich um den ein oder anderen Rat freuen.

Mit besten Grüßen
INtakt_1992
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Lady S
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Re: Umgang mit Arbeitgeberwechsel

Beitrag von Lady S »

Das kann alles ein bisschen kitzlig sein.
Deinen GdB von 30 brauchst Du nicht anzugeben, aber wenn Du Einschränkungen hast, die in Richtung "fehlende Eignung für diesen Arbeitsplatz" gehen, hättest Du das schon beim Vorstellungsgespräch mitteilen müssen.
Oder was meinst Du mit "Einschränkungen"? Gibt es wichtige Arbeiten, die Du nicht machen kannst?
Und wer sagt/wo steht, dass Du nur maximal 8 Stunden arbeiten darfst?

Ansonsten: Wenn Du eine starke Kyphoskoliose hast und Dein Chef ist Arzt, dann hat er das möglicherweise auch schon gesehen. Ich würde einfach sagen: ich muss leider zweimal pro Woche früher gehen, weil ich wegen meines Rückens zur Physiotherapie muss.

Andererseits ist es laut Arbeitszeitgesetz sowieso nicht zulässig, Angestellte über 10 Stunden arbeiten zu lassen (und es gibt weitere Vorschriften über den max. Durchschnitt der Arbeitszeiten in bestimmten Zeiträumen).
Dagegen anzugehen ist in einem kleinen Betrieb nicht so einfach, vor allem, wenn alle anderen das klaglos mitmachen.

Grüsse, Lady S
Shulk
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Re: Umgang mit Arbeitgeberwechsel

Beitrag von Shulk »

Naja, sowas hättest du schon bei der Bewerbung, spätestens aber beim Vorstellungsgespräch angeben müssen, aber seis drum. Interessanter dürfte für dich (und deinen Arbeitgeber) sein, dass du dich mit GdB von 30 gleichstellen lassen kannst, d.h. du wirst mit jemanden der 50% hat gleichgestellt, was vor allem deinem Arbeitgeber zugute kommt, der dann nämlich Zuschüsse dafür bekommt, dass er dich beschäftigt. (Ob das im Nachhinein noch geht weis ich aber nicht)

Zum Thema Arbeitszeit kannst dir mal das und das durchlesen.

Zum Thema Gleichstellung kannst dich hier schlau lesen.
general-rammstein
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Re: Umgang mit Arbeitgeberwechsel

Beitrag von general-rammstein »

Hallo!

du mußt deinen GDB nicht angeben, hast dann aber auch keine zusätzlichen rechte (erweiterter kündigungsschutz etc.). ich würde offen damit umgehen, ansonsten kann sich keine win / win situation einstellen.
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INtakt_1992
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Re: Umgang mit Arbeitgeberwechsel

Beitrag von INtakt_1992 »

Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Antworten.

Nachdem ich jetzt angefangen habe meine Einschränkungen halbwegs zu erwähnen, habe ich dadurch meinen Job verloren.
Eigentlich hätte ich meine Einschränkungen gar nicht erwähnen brauchen, weil sie größtenteils bekannt waren, da ich bei diesem Orthopäden auch schon mal in Behandlung war.

Es ist immer schwierig wenn ich es beim Vorstellungsgespräch schon angegeben hätte, dann hätte ich den Job auch gar nicht erst bekommen, aber so ist es genauso doof.
2013 war ich auf Reha und dort wurde festgelegt das ich max. 6-8 Std. arbeiten darf pro Tag.

Jetzt bin ich halt zusätzlich gefrustet und weiß nicht wie es jemals weitergehen soll bzw. ob ich in diesem Beruf überhaupt noch tätig sein kann.
Und was ich auch nicht verstehen kann, warum wird man nur weil man Einschränkungen hat ständig abgelehnt?

Ich versteh das alles nicht.

Gruß INtakt_1992
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Re: Umgang mit Arbeitgeberwechsel

Beitrag von general-rammstein »

hallo!

hmm ich verstehe nicht ganz was du meinst...

wenn ich bewerber vor mir sitzen hatte und der bewerber seine ganzen probleme aufgezählt hat habe ich mich auch nicht nur einmal dabei erwischt, lieber den vermeintlich "gesünderen" zu bevorzugen. Kranke sind öfter krank. Auch wenn die Motivation zu arbeiten evtl. größer ist hat man die möglichen Fehlzeiten vielleicht unbewußt im Hinterkopf. Ich denke das ist ganz normal!

Ein Thema könnte auch eine mögliche beabsichtigte Gleichstellung sein, die dem Arbeitgeber sicher mehr Nachteile als Vorteile bringt. Das du nur soundsoviel Stunden arbeiten darfst stimmt auch nicht ganz, es ist eher eine Empfehlung und soll dir besonders im Bezug des Umgangs mit Behörden eine Erleichterung bieten oder finanzielle Aspekte in Form einer teilweisen Erwerbsminderungsrente.

Wenn der Arbeitgeber merkt, dass du dem Job aus Gesundheitlichen Gründen nicht gewachsen bist ist es ja auch normal, dass während der Probezeit das Verhältnis aufgelöst wird.
Aus diesen und anderen Gründen muß man seinen GdB oder Erkrankungen nicht angeben, außer man möchte in den Genuss der Vorteile des GdB kommen.

Ich denke grundsätzlich nicht das ein GdB oder eine Erkrankung dazu führt, dass man keinen Job mehr bekommt. Aber man muß natürlich auch ehrlich zu sich und zum Arbeitgeber sein, wenn es nicht geht und sich vielleicht etwas zuträglicheres suchen. Ansonsten hat keiner etwas vom Beschäftigungsverhältnis.

Ach und PS:

@ shulk

wie sehen denn diese Verköstigungen und finanziellen Unterstützungen der Arbeitgeber aus, wenn Sie einen Schwerbehinderten einstellen? Nämlich so das es für den Arbeitgeber mit weniger Stress und unwägbarkeiten verbunden ist einen Nichtbehinderten einzustellen. Die Unterstützung (ich spreche jetzt mal nicht von völlig unzureichend bezahlten Jobs) wiegt die Probleme, die manch Behinderter mit sich bringt, niemals auf weil sie einfach viel zu gering sind! Außerdem bürokratisch etc. Das spart sich mancher Arbeitgeber manchmal zu recht!
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Re: Umgang mit Arbeitgeberwechsel

Beitrag von Lady S »

INtakt_1992 hat geschrieben:Nachdem ich jetzt angefangen habe meine Einschränkungen halbwegs zu erwähnen, habe ich dadurch meinen Job verloren.
Oh, das ist ja schade.
Was für Einschränkungen hast Du denn? Kannst Du einen Teil der Arbeiten nicht machen, die zum Job gehören?
Dann wäre das klar:
INtakt_1992 hat geschrieben:Und was ich auch nicht verstehen kann, warum wird man nur weil man Einschränkungen hat ständig abgelehnt?
Lass Dich doch mal beraten, was für eine Stelle für Dich geeignet wäre und wie Du bei der Bewerbung am besten vorgehst.
INtakt_1992 hat geschrieben:2013 war ich auf Reha und dort wurde festgelegt das ich max. 6-8 Std. arbeiten darf pro Tag.
Das steht so ähnlich in jedem Reha-Abschlussbericht und ist eine völlig unverbindliche Empfehlung; sozusagen "heisse Luft". Das würde ich auf keinen Fall erwähnen; es sei denn, Du kannst wirklich nur 6 Stunden arbeiten.
Grüsse, Lady S
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Re: Umgang mit Arbeitgeberwechsel

Beitrag von mick »

Hallo Intakt,

das ist ja sch... gelaufen - verständlich, dass du gefrustet bist. Andererseits war es vielleicht auch gar nicht der richtige Job für dich, wenn du schon nach einer Woche merkst, dass es mit der dort üblichen Arbeitszeit für dich problematisch ist.

Ich weiß nichts über die Qualität von Reha-Abschlussberichten, aber bei max. 8 Stunden am Tag kannst du nie Überstunden machen und bei 6 Stunden am Tag kannst du noch nicht einmal die Wochenarbeitszeit einer Vollzeitstelle einhalten. Das kann heißen, dass du nur Teilzeit arbeiten könntest (z.B. 80% o.ä.). Das ist eine sehr gravierende Aussage - da solltest du dir grundsätzlich überlegen, ob die Situation nach deiner Sicht tatsächlich so ist (das würde praktisch eine Erwerbsminderung bedeuten) und auch noch einmal mit einem Arzt/Spezialisten drüber sprechen.
INtakt_1992 hat geschrieben:Jetzt bin ich halt zusätzlich gefrustet und weiß nicht wie es jemals weitergehen soll bzw. ob ich in diesem Beruf überhaupt noch tätig sein kann.
Und was ich auch nicht verstehen kann, warum wird man nur weil man Einschränkungen hat ständig abgelehnt?
Kopf nicht hängen lassen. Ich weiß nicht, wie es in deinem Beruf grundsätzlich üblich ist. Wenn es so ist, dass die Arbeitszeiten nicht flexibel sind (das schätze ich jetzt mal so ein) und bei Bedarf auch Überstunden anfallen, ist es tatsächlich schwierig. Denn es bedeutet, dass niemand da ist, um die Arbeit zu erledigen (das will der Arbeitgeber ganz sicher nicht) oder deine Kollegen auch deinen Teil nach 8 Stunden mit übernehmen müssten, wenn du immer nach 8 Stunden gehen würdest, was ihnen gegenüber nicht fair ist, wenn dein Gehalt ebenso ein Vollzeitgehalt ist.
Aber das heißt ja nicht, dass es nicht einen Job gibt, der zu dir und deinen Bedürfnissen passt. In deinem alten Job scheint es ja beispielsweise gepasst zu haben. Vielleicht findest du in deinem Bereich eine Stelle mit flexibleren Arbeitszeiten, sodass z.B. die KG kein Problem wäre? Ich mache das so, wenn ich KG hab, dass ich morgens vor der Arbeit zur KG gehe, dann ein wenig später als sonst anfange und an dem Tag länger bleibe.
Ansonsten wäre die Frage, ob du beispielsweise mit einer Fortbildung o.ä. eine Stelle findest, die eher deinen Bedürfnissen entspricht. Mach dir klar, was du wirklich willst und brauchst in deinem Job und schau dich dann um, was es für Möglichkeiten gibt, ggf. mit entsprechender Beratung.

Alles Gute!
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Re: Umgang mit Arbeitgeberwechsel

Beitrag von INtakt_1992 »

Hallo zusammen,

erstmal danke für die vielen Antworten.

Meine Einschränkungen liegen darin, dass ich nichts schweres heben darf also nicht mehr wie 5 kg, eben eine Stelle bzw. Job brauche, wo ich nicht ein Haufen Überstunden machen muss, weil nach ca. 8 Std. habe ich so dermaßen Rückenschmerzen, dass ich mich kaum mehr rühren kann und sich der ganze Brustkorb verkrampft und ich dann keine Luft mehr bekomme.
Und das war an dieser Stelle nicht gegeben, wir haben sogar an manchen Tagen ohne Pause 8 Stunden durchgearbeitet. Was ja eigentlich auch nicht erlaubt ist.

Ich muss jetzt dann sowieso auf Arbeitsamt um, und dann werde ich wohl oder übel nach Alternativen Suchen müssen, weil in einer Arztpraxis zu arbeiten wird kaum mehr möglich sein.
Wenn dann eher in einem größeren Betrieb oder öffentlichen Dienst mit eben geregelten Arbeitszeiten.

Mal sehen irgendwas wird es ja hoffentlich wieder geben, es ist halt nur doof jetzt, weil wenn man das immer früher wüsste, würde man erst dann Kündigen wenn man wirklich was hat, was auch zu einem passt.

Danke auch für eure aufmunternden Worte.

Gruß INtakt_1992
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