Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

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Chessie
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Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Chessie »

Hallo an alle,
habe mich ja schon an anderer Stelle als leicht panische Mama vorgestellt und möchte nun hier um Rat fragen.
Als vor einigen Wochen unser Orthopäde den Scheuermann mit Skoliose festgestellt hatte, meinte er sofort, dass dies operiert werden soll, natürlich erst nach abgeschlossenem Wachstum.
Vielleicht kann mir ja jemand näheres zum Befund sagen:

1.
Scheuermann-Kyphose thorakal mit geringer skoliotischer Komponente und konsekutiver sagittaler Balancestörung (insbesondere lumbale Hyperlordose) bei Skelettreife Risser-Stadium III, Übergang zu IV
Bildgebung:
Röntgenbild von hinten:
Leichte linkskonvexe Thorakalskoliose (T1-T11: 14 Grad) und lumbale Gegenkurve (T12-L4: 16 Grad), diese möglicherweise strukturell. Bogenschlussstörung L5-S1 und Torsionskomponente lokal.
Röntgenbild seitlich:
Sagittal Vertebral Alignment -1,6 cm, Pelvic Incidence 49°, Sacral Slope 52°, Pelvic Tilt 2°, Lumballordose 88°, globale Thorakalkyphose 72°, fokale Thorakalkyphose (T5-T10) 61°

2. Möglicherweise Spondylolyse L5-S1

Ein MRT wurde erstellt, welches die Spondylolyse wohl bestätigt.

Seit drei Wochen hat mein Sohn nun sein "Scheuermann"-Korsett und trägt es mittlerweile um die 20 Stunden täglich. Inzwischen fühlt er sich schon mit Korsett besser als ohne, wenn nicht die Schwitzerei wäre. Natürlich wissen wir noch nicht, wie sich das Korsett auswirkt und ob die Wirkung ausreicht. Aber das Damokles-Schwert der OP hängt doch schwer. Deshalb meine direkte Frage: wie soll ich mir eine solche OP vorstellen? Wird "nur" versteift, wie bei einer Skoliose-OP, oder ist es bei der Kyphose/Lordose eine andere?

Sag schon mal ganz lieben Dank
Viele Grüße

Andrea
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Zebrastreifen »

Erstmal würde ich den konservativen Weg ausschöpfen mit Schroth, Korsett. Notfalls eine Zweitmeinung einholen, beispielsweise bei Dr. Wilke in Berlin. Auch Spiraldynamik als Baustein einzubauen ist wichtig.


viewtopic.php?f=1&t=29518

Der Thread hier könnte dir Mut machen :).

Danach würde ich erst an eine Operation denken.
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Klaus
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Klaus »

Hallo Andrea,

also die Frage nach dem Befund hast Du eigentlich in Deinem Profil schon beantwortet.
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Insofern geht es hier um eine Hyperkyphose (Rundrücken) und eine Hyperlordose (Hohlkreuz) mit typisch begleitender geringer Skoliose.
Das ist bezüglich erforderlicher Korrektur wesentlich aussagekräftiger, als "Scheuermann und Skoliose".

Die Frage ist jetzt, was der Orthopäde in der Uni Klinik München (das solltest Du hier auch erwähnen) konkret zur Beweglichkeit gesagt hat bzw. welche Korrekturchancen er sieht. Das machen die uns bekannten Spezialisten nämlich mit entsprechender manueller Untersuchung und der Zusammenarbeit mit wirklich guten Korsettbauern.

Dr. Wilke aus Berlin ist z. Bsp. an einigen Tagen, zusammen mit Korsettbauer Fa. CCtec, in der Schön Klinik München Harlaching. Leider nimmt der wohl zur Zeit keine neuen Patienten auf, aber die Korsettversorgung sollte funktionieren. Welcher Korsettbauer hat euer Korsett gebaut?
Die Geschichte von Mic28 ist schon ein besonderes Beispiel für eine erfolgreiche konservative Therapie.

Gruß
Klaus
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Chessie
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Chessie »

Hallo :)

erst mal herzlichen Dank für Eure Antworten und auch für den Thread von Mic28, ist echt der Hammer!

Leider hat mich das alles auch so überfahren und ich war völlig unwissend, als wir in der Klinik ankamen (heißt nicht, dass ich heute mehr weiß :/ :/ ). Eigentlich war ich einfach nur froh, dass meinem Sohn geholfen wird und nicht mit Aussagen wie "Wenn er Rückenschmerzen hat, soll er halt eine Schmerztablette nehmen" (O-Ton ansässiger Orthopäde) abgespeist wird. Bei der Ankunft dort gingen wir auch "nur" von einer leichten bis mittelschweren Skoliose aus, die eventuell mit einem Korsett behandelt werden muss.

Zur Beweglichkeit hat unser behandelnder Arzt leider nichts gesagt, oder nur so, dass ich es nicht mitbekommen habe. Wir fühlen uns aber trotzdem wohl bei ihm, er ist in Großhadern der Wirbelsäulen-Spezialist. Natürlich werde ich eine zweite Meinung einholen, wenn das alles nicht so läuft. Momentan bin ich aber wohl noch in der Schock-Starre.

Nach der Untersuchung wurden wir auch sofort in der orthopädischen Werkstatt vom Krankenhaus vorstellig und mein Sohn wurde komplett vermessen. Nach drei Wochen war das Korsett fertig und wurde angepasst. Seit dem sind nun drei Wochen vergangen und Chris (Sohn) trägt es bereits ca. 20 Stunden pro Tag. Es fällt ihm - nach anfänglichen Schwierigkeiten, klar - inzwischen nicht mehr sooooooo schwer, da bereits jetzt die Rückenschmerzen leichter werden. Er sagt, ohne ist es schlimmer, weil er sofort wieder ins Hohlkreuz fällt. Hersteller des Korsetts ist die Firma Streifeneder, leider habe ich von dieser Firma hier noch überhaupt nichts gelesen. Werde versuchen, ein Foto hochzuladen. Es unterscheidet sich aber in der Form sehr von den Skoliose-Korsetts, ist auch ein "Scheuermann-Korsett", sagte der Orthopädie-Techniker.

Die Operation lehne ich auf jeden Fall ab - nicht nur nach der Geschichte von Mic28. Für meinen Sohn stellt sie immer noch eine Alternative zur Korsett-Therapie dar, trotz gutem Willen hat auch er das ein oder andere Tief. Darum bin ich auch interessiert an der Vorgehensweise, zur Erläuterung.

Im Befund steht noch: Bei Nichtbesserung (durch das Anti-Kyphose-Korsett) operative Kyphosekorrektur empfohlen. Ich dachte aber, die Hyperlordose ist das Problem - und das ist auch, was meinem Sohn Schmerzen bereitet.

So, nun muss ich mich wohl entschuldigen, dass ich gar so viel geschrieben habe.

Liebe Grüße
Andrea
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von general-rammstein »

hi andrea,

wenn es von streifeneder ist gehe ich davon aus, dass es sich um ein "standard hyperextensionskorsett", welches in modulbauweise daherkommt handelt oder? er wurde nicht gegipst oder?
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Klaus
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Klaus »

Hallo Chessie,
Leider hat mich das alles auch so überfahren und ich war völlig unwissend, als wir in der Klinik ankamen
Das geht den meisten so, die sich nicht vorher konkret informieren konnten.
Bei der Ankunft dort gingen wir auch "nur" von einer leichten bis mittelschweren Skoliose aus, die eventuell mit einem Korsett behandelt werden muss.
Na ja, Du kannst das auch als mittelschwere Hyperkyphose/Hyperlordose sehen, die Skoliose mit aktuellen max. 16 Grad ist dabei zu vernachlässigen.
Insofern hat sich mit der Behandlung durch ein gutes Korsett nicht viel an der vermuteten Behandlungs-Situation geändert.
...ist auch ein "Scheuermann-Korsett", sagte der Orthopädie-Techniker.
Also ich mag diesen Begriff nicht, weil es allein auf die Auswirkung eines Scheuermanns ankommt. Dieses Korsett soll den Rundrücken und das Hohlkreuz korrigieren, was auch durch andere Ursachen entstehen kann.
Im Befund steht noch: Bei Nichtbesserung (durch das Anti-Kyphose-Korsett) operative Kyphosekorrektur empfohlen. Ich dachte aber, die Hyperlordose ist das Problem - und das ist auch, was meinem Sohn Schmerzen bereitet.
Die Wirbelsäule ist immer im Zusammenhang zu sehen. LWS, BWS und HWS.
Wenn die Schmerzen in der LWS auftreten, ist vermutlich das Hohlkreuz daran beteiligt, aber dieses steht im Zusammenhang mit dem Rundrücken! Beides kann auch Auswirkungen auf die HWS haben, die z. Bsp. steilgestellt sein kann. Das ist eine Abschwächung der natürlichen HWS Lordose.
Deshalb ist es weder ein Antikyphose- noch ein Scheuermann-Korsett, sondern ein Korsett zur Korrektur des Hohlkreuzes und des Rundrückens. ;)
Er sagt, ohne ist es schlimmer, weil er sofort wieder ins Hohlkreuz fällt.
Schuld daran sind die typischen Verkürzungen in den Strukturen (Muskeln, Bänder und Sehnen), die nicht nur im Rücken auftreten können, sondern typischerweise z.Bsp. auch in der Oberschenkel-Muskulatur. Nicht nur die Wirbelsäule, sondern auch der gesamte Körper muss betrachtet werden.

Wenn das Korsett bereits so eine Auswirkung hat, kann man davon ausgehen, dass noch eine gute Beweglichkeit vorhanden ist. Dein Sohn sollte auch mal darauf achten, was dabei mit dem Rundrücken passiert.
Ich weiß nicht, was mit
globale Thorakalkyphose 72°, fokale Thorakalkyphose (T5-T10) 61°
gemeint und welcher Winkel jetzt relevant ist, aber das sollte optisch schon deutlich zu sehen sein.
Aber hier müsste nach meiner Ansicht wirklich ein üblicher Wert für die BWS Kyphose angegeben werden, weil geklärt werden muss, ob hier eine OP Indikation überhaupt vorliegt.

Zur besseren Orientierung mal die natürlichen (normalen) Werte:
BWS-Kyphose 25-40 Grad
LWS-Lordose 35-55 Grad
wobei noch andere Dinge wichtig sind, die ich gern noch erläutern kann.
Momentan bin ich aber wohl noch in der Schock-Starre.....So, nun muss ich mich wohl entschuldigen, dass ich gar so viel geschrieben habe.
Ich denke Du bist gottseidank aus der Schockstarre heraus und es wird auch höchste Zeit! Dazu ist es auch sehr wichtig, Details zu erfragen und so schnell wie möglich die konkreten Zusammenhänge kennenzulernen. Die Eigenkompetenz, die man unbedingt braucht, weil man generell mit der konservativen Behandlung auch einen selbst zu beobachtenden Versuch startet.
Dazu gehört nach meiner Ansicht unbedingt die laufende Beobachtung der Korrektur des jetzigen Korsetts und möglichst auch eine Zweitmeinung.

Gruß
Klaus
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Chessie »

Hallo General Rammstein,

Gegipst wurde Chris nicht, aber vermessen.
Habe gerade das Hyperextensionskorsett gegoogelt, so sieht es aber nicht aus. Versuche gerade Bilder hochzuladen
060b.png
060b.png (29.2 KiB) 17712 mal betrachtet
063a.png
063a.png (29.54 KiB) 17712 mal betrachtet
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Chessie »

Hallo Klaus,
erst mal riesigen Dank für Deine kompetenten Ausführungen - echt prima.
Ich weiß nun nicht, ob ich das mit den Zitaten richtig hinbekomme :eek:
Wenn das Korsett bereits so eine Auswirkung hat, kann man davon ausgehen, dass noch eine gute Beweglichkeit vorhanden ist. Dein Sohn sollte auch mal darauf achten, was dabei mit dem Rundrücken passiert.
Die Auswirkungen auf das Hohlkreuz kann man mit dem bloßen Auge nicht erkennen. Auffällig ist aber, dass er bereits jetzt schon ohne Korsett viel aufrechter steht. In der ersten Woche konnte man deutlich erkennen, wann er das Korsett anhatte und wann nicht. Jetzt muss ich ihn anfassen um das Korsett zu spüren. Werde ab heute damit anfangen, den Rücken deutlicher, also auch in der Seitenaufnahme zu beobachten.
Ich weis nicht, was mit globale Thoraklyphose 72°, fokale Thorakalkyphose (T5-T10) 61° gemeint ist
Hier ist vielleicht der "Extra-Buckel" gemeint. Zur Erläuterung: Bei uns in der Familie haben alle einen Rundrücken, deswegen fiel uns bei Chris das nicht unbedingt auf. Auffällig ist jedoch bei Chris eine zusätzliche Wölbung des Rückens auf der rechten Körperseite. Diese kommt wohl von der Skoliose - erklärte mir unser erster Orthopäde zumindest.
Schuld daran sind die typischen Verkürzungen in den Strukturen (Muskeln, Bänder und Sehnen),
Hierzu bekommt er Krankengymnastik - zum konsequenten Aufbau der Rückenmuskulatur. Leider bleibt deswegen die Schroth-Therapie wohl auf der Strecke. Das weis ich aber auch erst seit gestern und werde mich kurzfristig um Abhilfe kümmern.

Insgesamt bin ich nun guter Hoffnung, dass wir das hinkriegen. Auch wenn mir die Grad-Zahlen immer noch Angst einflösen.

Schöne Grüße
Andrea
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Tammi »

Ich vermute, dass die fokale Kyphose einfach der Kyphose-Winkel zwischen den angegebenen Wirbeln ist, während die globale die globale Kyphose die Stärke der gesamten Kyphose bezeichnet. Dass die Kyphose rechts stärker erscheint, kommt allein durch die Rotation der Wirbelkörper bei einer Skoliose.

LG
Tammi
"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen." - Johann Wolfgang von Goethe

Verlauf: viewtopic.php?f=27&t=31324
Rehatagebuch 2015: http://skoliose-info-forum.de/viewtopic.php?f=9&t=30726
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Klaus
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Klaus »

Hallo Andrea,
Werde ab heute damit anfangen, den Rücken deutlicher, also auch in der Seitenaufnahme zu beobachten...... Bei uns in der Familie haben alle einen Rundrücken, deswegen fiel uns bei Chris das nicht unbedingt auf
Der Hintergrund für die konkrete Beobachtung der LWS und BWS ist die häufig vorkommende typische Situation, dass eine Aufrichtung durch eigene Kraft entweder das Hohlkreuz verstärkt oder bei Eurer Situation möglicherweise den Rundrücken. Das hängt mit den Verkürzungen zusammen.
Das Korsett sollte das natürlich durch gleichzeitige Korrektur von Hohlkreuz und Rundrücken richtig machen.
Mit abgelegten Korsett sollte Dein Sohn mal probieren, wie gut er sich damit mehrmals selbst aufrichten kann und ob tatsächlich Hohlkreuz und Rundrücken korrigert werden. Bei einer Hyperkyphose von 71 Grad sollte dies auch deutlich zu sehen sein.
Hier ist vielleicht der "Extra-Buckel" gemeint.... Auffällig ist jedoch bei Chris eine zusätzliche Wölbung des Rückens auf der rechten Körperseite. Diese kommt wohl von der Skoliose - erklärte mir unser erster Orthopäde zumindest.
Wie Tammi auch schon angedeutet hat, kann eine Skoliose im BWS Bereich rein optisch zu einem Buckel führen, der wie ein (zusätzlicher) Rundrücken aussieht. Nach meiner Ansicht sollte sich das aber nicht in der Messsung des Kyphosewinkels auswirken. ?
Dazu allerdings noch ein wichtiges Detail zu den Bögen der Hyperkyphose und Hyperlordose. Dr. Trobisch (Forumsmitglied) hat mal in einer Studie folgenden Zusammenhang ermittelt: Die Beschwerdeanfälligkeit steigt mit der unterschiedlichen Ausprägung dieser Bögen.
Mal ausgehend von den oberen Werten Kyphose 40 Grad, Lordose 55 Grad, wäre bei Euch die Kyphose mit 32 Grad und die Lordose mit 33 Grad über dem Wert. Also eine völlig gleichmässige Sache, die eigentlich die Beschwerdeanfälligkeit senkt. Heißt natürlich nicht, dass es keine Beschwerden geben kann. Ist die Hyperkyphose aber nur 61 Grad sieht die Sache anders aus. Mal abgesehen von dem Buckel, bei dem ich ein bischen erstaunt bin, dass der durch 16 Grad Skoliose hervorgerufen sein soll. Wir kommen damit aber in eine online-Spekulation.
Klaus hat geschrieben:Schuld daran sind die typischen Verkürzungen in den Strukturen (Muskeln, Bänder und Sehnen),
Hierzu bekommt er Krankengymnastik - zum konsequenten Aufbau der Rückenmuskulatur. Leider bleibt deswegen die Schroth-Therapie wohl auf der Strecke. Das weis ich aber auch erst seit gestern und werde mich kurzfristig um Abhilfe kümmern.
Na ja, "der konsequente Aufbau der Rückenmuskulatur" muss eher der gezielte Aufbau sein. Und das kann durchaus erst einmal "konsequentes Dehnen" sein! Jeder Muskelaufbau in einer Fehlstellung ist kontraproduktiv.

Gruß
Klaus
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Chessie »

Hallo, da bin ich auch mal wieder :eek:

haben zur Zeit ein paar Problemchen mit dem Korsett, vorallem natürlich bedingt durch die Hitze.

Das Nächste ist die Verstärkung von Hohlkreuz und Rundrücken. Wie Du mir geraten hast, Klaus, habe ich begonnen, Seitenaufnahmen zu machen.
Der Hintergrund für die konkrete Beobachtung der LWS und BWS ist die häufig vorkommende typische Situation, dass eine Aufrichtung durch eigene Kraft entweder das Hohlkreuz verstärkt oder bei Eurer Situation möglicherweise den Rundrücken. Das hängt mit den Verkürzungen zusammen.
Nun werden zwei Dinge sichtbar: der von mir so genannte "Extra-Buckel", also die zusätzliche Wölbung auf der rechten Seite, wird deutlich geringer. Allerdings wird der Rundrücken UND das Hohlkreuz derzeitig stärker. Das merkt auch mein Sohn deutlich. Er meint, wenn er das Korsett abnimmt, fällt er richtig zusammen, was natürlich Schmerzen bereitet. Ich hoffe, die Krankengymnastik greift endlich. Eine zusätzliche Schroth-Therapie lehnt mein Sohn aus zeitlichen Gründen ab. Er ist schon ziemlich "ausgebucht" mit zweimal KG, Nachhilfe, Sport und natürlich den Arztterminen. Dazu kommt, dass er derzeit eine Vitamin A - Kur machen muss, was jede zweite Woche einen zusätzlichen Arzttermin bedeutet. Werde trotzdem beim Kontrolltermin nach einer Reha fragen. Ich weiß zwar nicht, ob wir da eine Chance haben aber ich kann mir gut vorstellen, dass durch die tägliche Therapie da schon andere Erfolge erzielt werden können. Mein Sohn hat auch schon zugestimmt.
Die Beschwerdeanfälligkeit steigt mit der unterschiedlichen Ausprägung dieser Bögen.
Mal ausgehend von den oberen Werten Kyphose 40 Grad, Lordose 55 Grad, wäre bei Euch die Kyphose mit 32 Grad und die Lordose mit 33 Grad über dem Wert. Also eine völlig gleichmässige Sache, die eigentlich die Beschwerdeanfälligkeit senkt.
Das würde mir erklären, warum mein Sohn nur Beschwerden nach größeren Belastungen hatte, z.B. zwei lange Tennis-Spiele an einem Tag oder ein Fußballturnier. Danach waren Schmerzen in der LWS und nach langem Sitzen, z.B. Schule danach Lernen und Nachhilfe, schmerzte die BWS.


@ Tammy:
Dass die Kyphose rechts stärker erscheint, kommt allein durch die Rotation der Wirbelkörper bei einer Skoliose.
Das hab ich mir so auch schon gedacht, werde aber beim Doktor nochmal genau bohren.

Diese Woche Donnerstag ist der große Moment: der erste Kontrolltermin seit Beginn der Korsett-Therapie. Wir sind gespannt wie Flitze-Bogen und ich habe mir einen Fragekatalog zusammen gestellt. Ganz oben steht jedoch die einzige Frage meines Sohnes: Wie lange dauerts ?!? Uns wird langsam deutlich, dass das Korsett wohl etwas länger bleibt, als uns im ersten Gespräch gesagt wurde. Der Orthopäde meinte damals, dass es nächstes Jahr im Frühjahr ausgestanden wäre, da dann das Wachstum auch beendet ist. Na, wir werden sehen. Werde mich dann bestimmt direkt melden, da ich meist nach dem Arzttermin mehr Fragen als vorher habe.

Bis dann und schöne Grüße
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Klaus »

Hallo Chessie,
Nun werden zwei Dinge sichtbar: der von mir so genannte "Extra-Buckel", also die zusätzliche Wölbung auf der rechten Seite, wird deutlich geringer
Du meinst damit sicherlich die Wirkung des Korsetts?
Allerdings wird der Rundrücken UND das Hohlkreuz derzeitig stärker. Das merkt auch mein Sohn deutlich. Er meint, wenn er das Korsett abnimmt, fällt er richtig zusammen, was natürlich Schmerzen bereitet.
Das verstehe ich nicht so richtig.
Meinst Du damit, dass Rundrücken und Hohlkreuz beim Ablegen des Korsetts stärker werden, als vorher?
Oder meinst Du den deutlichen Unterschied zwischen Korsett und Nicht-Korsett?
Ich hoffe, die Krankengymnastik greift endlich. Eine zusätzliche Schroth-Therapie lehnt mein Sohn aus zeitlichen Gründen ab.
Die KG war doch "zum konsequenten Aufbau der Rückenmuskulatur" gedacht und das geht in dieser Situation wirklich nur zielgerichtet!!
Insofern sollte eine Schroth KG keine zusätzliche Therapie sein, sondern die eigentliche Therapie !! Du wolltest das eigentlich auch kurzfristig ändern.
Er ist schon ziemlich "ausgebucht" mit zweimal KG, Nachhilfe, Sport und natürlich den Arztterminen
Ich hoffe, das ist kein Sport, der bei Deinem Sohn die Fehlstellung fördert, ohne es evtl. selbst zu bemerken.

Gruß
Klaus
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Chessie »

Hallo Klaus,

danke schon mal ganz herzlich für Deine Antwort, leider verwirrt mich das nur noch mehr!
Zitat:

Nun werden zwei Dinge sichtbar: der von mir so genannte "Extra-Buckel", also die zusätzliche Wölbung auf der rechten Seite, wird deutlich geringer

Du meinst damit sicherlich die Wirkung des Korsetts?
Klar - sorry, wenn ich mich etwas wirr ausgedrückt habe.
Meinst Du damit, dass Rundrücken und Hohlkreuz beim Ablegen des Korsetts stärker werden, als vorher?
Oder meinst Du den deutlichen Unterschied zwischen Korsett und Nicht-Korsett?
Als Du mir das letzte Mal geraten hast, die Haltung meines Sohnes bzw. die Veränderung genau zu beobachten, habe ich ihn natürlich sofort in der Seitenaufnahme und ohne Korsett fotografiert. Das habe ich dieses Wochenende wieder getan und uns kommt es wirklich so vor, als würde die Ausprägung von Rundrücken und Hohlkreuz stärker werden. Auch wenn er sich bückt erscheint uns der Rundrücken höher (O-Ton meines Sohnes: "Das wird ein richtiger Spitzberg"!). In dieser Position fällt dann auch auf, dass der rechtsseitige Rundrücken weniger wird.
Die KG war doch "zum konsequenten Aufbau der Rückenmuskulatur" gedacht und das geht in dieser Situation wirklich nur zielgerichtet!!
Insofern sollte eine Schroth KG keine zusätzliche Therapie sein, sondern die eigentliche Therapie !! Du wolltest das eigentlich auch kurzfristig ändern.
Das Rezept für die Krankengymnastik verschreibt den Aufbau der Rückenmuskulatur. An das möchte sich auch der Physiotherapeut halten. Eine Änderung der Therapie muss auch für den Therapeuten ersichtlich, also im Rezept erkennbar sein. Als ich das Rezept beim letzten Termin bekam, wusste ich eigentlich noch gar nichts von Hyperkyphose und -Lordose, ebenso kannte ich noch keine Schroth-Therapie. Da mein Sohn sich nun weigerte, zusätzlich noch etwas zu machen, habe ich dieses Thema auf unseren Kontroll-Termin verschoben. Der ist ja nun endlich übermorgen, da werde ich ohne genaue Therapie-Beschreibung nicht von dannen ziehen. Bin eh schon mehr als verunsichert.

Seit heute kommt aber nun ein neues Problem dazu. An den Druckstellen ist die Haut nun wund. Habe sofort mit PC 30 V eingeschmiert - danke an Euch für all diese wertvollen Tipps. Soll mein Sohn nun eine kleine Pause (2-3 Stunden) einlegen oder geht Korsett auch mit Tinktur?

Ganz lieben Dank
und schöne Grüße
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Klaus »

Hallo Chessie,
habe ich ihn natürlich sofort in der Seitenaufnahme und ohne Korsett fotografiert. Das habe ich dieses Wochenende wieder getan und uns kommt es wirklich so vor, als würde die Ausprägung von Rundrücken und Hohlkreuz stärker werden. Auch wenn er sich bückt erscheint uns der Rundrücken höher (O-Ton meines Sohnes: "Das wird ein richtiger Spitzberg"!). In dieser Position fällt dann auch auf, dass der rechtsseitige Rundrücken weniger wird.
Beim Kontrolltermin würde ich das bezüglich Korsett unbedingt ganz konkret abklären. Also was soll das Korsett in den einzelnen Bereichen bewirken, das sollte man immer wissen, unbedingt auch Dein Sohn!
Der ist ja nun endlich übermorgen, da werde ich ohne genaue Therapie-Beschreibung nicht von dannen ziehen. Bin eh schon mehr als verunsichert.
Genau das ist die richtige Einstellung, um die vorgesehene Wirkung des Korsetts auch wirklich zu verstehen. Insbesondere Dein Sohn, der die Therapie ja ganz aktiv machen soll und es verinnerlichen sollte. Das ist etwas anderes, als es über sich ergehen zu lassen.
Das Rezept für die Krankengymnastik verschreibt den Aufbau der Rückenmuskulatur. An das möchte sich auch der Physiotherapeut halten. Eine Änderung der Therapie muss auch für den Therapeuten ersichtlich, also im Rezept erkennbar sein.
Das Problem ist wirklich, dass nicht bekannt ist, wie kompetent der Physiotherapeut ist. Wenn der die Fehlstellung nicht optimal berücksichtigt und die üblichen Übungen bzw. Anwendungen für einen "normalen" Muskelaufbau macht, geht das möglicherweise nicht in die richtige Richtung. Aber das ist online leider nicht ohne weiteres zu klären. Deswegen die Empfehlung für einen ambulanten Schroth Therapeuten vor einer stationären REHA.

Du solltest das Gespräch schon ganz bewusst auf Schroth lenken, denn von allein wird das wohl nicht kommen, sonst wäre das schon berücksichtigt worden. Durchaus fordernd, wenn es sein muss, was am Anfang sicherlich etwas schwer fällt, weil der "Gott in Weiß" immer noch im Hinterkopf ist. ;)

Gruß
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Chessie »

Klaus, Du bist einfach unschlagbar :top: :top: :top:

habe mir ja, wie schon gesagt, einen Fragenkatalog zusammengestellt und da steht die Schroth-Therapie ganz oben auf, nicht nur ambulant sondern auch als Reha. Dazu kommt jetzt auf jeden Fall noch Dein Satz:
Also was soll das Korsett in den einzelnen Bereichen bewirken
Das muss uns der Orthopäde haarklein erklären, sonst gehe ich nicht.

Das Problem ist wirklich, dass nicht bekannt ist, wie kompetent der Physiotherapeut ist.
Die einzelnen Qualitäten kann man natürlich nicht beurteilen, die Praxis ist aber wirklich sehr gut. Die können auch Schroth-KG machen und werden das dann auch sofort machen, wenn das angewiesen wird. Zur genauen Beurteilung wollte der behandelnde Therapeut auch den Befund und die Röntgenbilder haben, insofern bin ich da eher beruhigt.

Also nochmal besten Dank - ich denke jetzt bin ich präpariert für übermorgen :)

Schöne Grüße
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Klaus »

Hallo Chessie,
Die können auch Schroth-KG machen und werden das dann auch sofort machen, wenn das angewiesen wird.
Ok, dann gehe ich davon aus, dass der Therapeut in der Situation nichts Falsches macht und sich einfach nur nach der Anweisung richtet.
Zur genauen Beurteilung wollte der behandelnde Therapeut auch den Befund und die Röntgenbilder haben, insofern bin ich da eher beruhigt.
Na ja, es laufen wahrscheinlich erst einmal 6 Behandlungen mit dieser "muskelaufbauenden Anweisung" oder? Blöd, dass sich das jetzt mit dem Kontrolltermin überschneidet, aber eine evtl. Empfehlung des Therapeuten zu Schroth KG wäre zu diesem Zeitpunkt natürlich schon gut. Aber es gibt ja hoffentlich einen Bericht nach den 6 (?) Behandlungen, der über die nächsten Behandlungen entscheidet. Da kann man ja auch mitwirken. ;)

Gruß
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Hallo an alle,

heute war unser großer Tag - der erste Kontrolltermin seit mein Sohn das Korsett trägt.
Leute, ich kann nur sagen, das war ein echter Mist-Tag!!!

Als wir heute morgen in die Klinik fuhren, waren wir recht zuversichtlich und ganz froher Natur. Natürlich dauerte es wieder zwei Stunden bis wir vor "unseren Guru" treten durften. Der kam dann auch ganz schnell auf den Punkt: Der Befund vom Radiologen liege vor, das MRT ist eindeutig, eine OP muss her!

Zunächst mal der Befund:
Betonte BWS-Kyphose sowie LWS-Lordose bei linkskonvexer thoracolumbaler Torsionsskoliose.
Im Verlauf der Lendenwirbelsäule weitgehend regelrechtes Bandscheibensignal, lediglich minimales Bulging L4/5 und L5/S1. Daneben kaudal akzentuierte spondylarthrotische Degenerationen. Im Segment L5/S1 linksseitig Verdacht einer Spondylolyse.
Segmental betonte Kyphose der Brustwirbelsäule Höhe Th8. Daneben Grund- und Deckplattenunregelmäßigkeiten vetrale mittlere/untere BWS. Prävertebral am unauffällig. Keine Protrusion, kein Discusprolaps thorakal.
Beurteilung:
- Torsionsskoliose bei segmental akzentuierter BWS-Hyperkyphose / M.Scheuermann-Kyphose sowie LWS-Hyperlordose mit kaudal akzentuierter lumbaler Spondylarthrose.
- Spondylolyse L5/S1 links

Daneben sind dann Bilder zu sehen von der Wirbelsäule, Kurven die ich mit keiner Achterbahn fahren möchte. Das wichtigste jedoch, laut Aussage unseres Arztes, sind die Keilwirbel, auch eindeutig erkennbar.

Diese Brustwirbelsäule bekommt man nur mit einer OP / Versteifung wieder gerade bzw. so, wie sie sein soll - O-Ton des Arztes. Mein Sohn zog dann sein T-Shirt hoch, klopfte auf sein Korsett und fragte: "Wozu hab ich dann das hier?" Da war dann kurz helle Aufregung im Behandlungszimmer, ach ja da war ja noch was, zeig doch mal, wie läuft's denn so? Aber das ist ja nur da, um eine Verschlimmerung bis zur OP zu vermeiden. Schließlich kann die Krümmung nicht aufgerichtet werden, da die Keilwirbel an der verkürzten Seite nicht ausgleichend wachsen können, das geht nur durch eine aufrichtende Versteifung (Kurzfassung von mir - hoffentlich verständlich ausgedrückt).
Es wurden dann noch alle Einzelheiten der OP erläutert. Als ich dann noch fragte, ob nicht ein Kontroll-Röntgenbild erstellt werden müsse, um festzustellen, welche Wirkung das Korsett erzielt, hieß es nur lapidar, dass das Korsett eh keine regulierende Wirkung haben kann. Es wäre eh ein Rätsel, warum wir schon so bald wieder vorstellig wurden.

Ihr seht - ein echter Mist-Tag!!!
Ich bin so sauer, dass ich mich auch jetzt noch nicht wieder beruhigen kann. Habe mir sämtliche Unterlagen geben lassen und bereits per Mail (Telefon ist dauernd besetzt) bei Dr. Hoffmann einen Termin angefragt. Auf der Suche nach Kyphose-Spezialisten bin ich noch auf die "Praxis am Rosengarten" in Kassel gestoßen. Kennt die jemand?

Bei meinem Sohn hat sich - ich muss ihn echt bewundern - der Kampfgeist geregt. Er wird sein Korsett weiterhin tragen und die KG durchziehen, weil es ihm guttut.

Für ein paar aufmunternde Worte sag ich jetzt schon Danke!

Liebe Grüße
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Chessie
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Chessie »

hab noch die Hälfte vergessen:

Meine Frage nach einer K.-Schroth-Therapie hieß es, die hilft ja wirklich nicht, die ist ja nur bei Verdrehungen einzusetzen, nicht in unserem Fall.

Das habe ich aber tatsächlich schon an anderen Stellen gelesen, ich bin da aber der echte Laie.

Und auf die Frage nach den Gradzahlen wurde kurz in den Unterlagen gekramt und gemeint: Kyphose 72° und Lordose 88° - eindeutige OP-Indikation.
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Tammi
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Tammi »

Hey Chessie,

lasst euch nicht entmutigen. Solche OP-fokussierten Ärzte gibt es viele, es bringt ja auch Geld und viele haben wahrscheinlich noch nie ein gutes Korsett gesehen. Wir haben hier im Forum mehrere Fälle wo sogar erwachsene Kyphose-Patienten, auch mit ähnlichen Gradzahlen, die die WS mit einem guten Korsett wieder (halbwegs) gerade bekommen haben, lasst euch nicht verunsichern und holt euch eine weitere Meinung ein. In München sollen noch Dr. von Liebe und Dr. Paulus gut sein.
Schroth wird auch bei Hyperkyphosen eingesetzt, dabei sind die Übungen dann symmetrisch, das Prinzip bleibt aber das gleiche. Es gibt in beiden Schroth-Kliniken extra Gruppen, in denen symmetrisch gegen seitliche WS-Fehlstellungen geübt wird.

LG
Tammi
"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen." - Johann Wolfgang von Goethe

Verlauf: viewtopic.php?f=27&t=31324
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Klaus
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Re: Scheuermann und Skoliose - eine Menge Fragen zum Befund

Beitrag von Klaus »

Hallo Chessie,

tut mir leid, dass das so schief gelaufen ist.
Der Arzt hat offensichtlich keine Ahnung von Schroth und möglicherweise seinen OP-Willen anfangs verschleiert.

28.5.
Im Befund steht noch: Bei Nichtbesserung (durch das Anti-Kyphose-Korsett) operative Kyphosekorrektur empfohlen.
Es ist jetzt wohl einfach eine Nichtbesserung festgelegt worden, ein Kontroll-Röntgen würde das Ziel, nämlich unbedingt eine OP, möglicherweise stören.
So einen Arzt solltest Du ganz schnell vergessen!
Habe mir sämtliche Unterlagen geben lassen und bereits per Mail (Telefon ist dauernd besetzt) bei Dr. Hoffmann einen Termin angefragt.
Na dann hat das Ganze doch etwas positives, nämlich einen wirklichen Spezialisten aufzusuchen! Und andere sind genügend gewarnt.
Auf der Suche nach Kyphose-Spezialisten bin ich noch auf die "Praxis am Rosengarten" in Kassel gestoßen. Kennt die jemand?
Bitte lass Dich mal von den vielen Erfahrungen des Forums leiten
viewtopic.php?f=25&t=6472
Es gibt genügend Alternativen, wenn Du gottseidank schon signalisierst, dass kein Weg zu weit ist. Nicht zuletzt der Versuch mit der Schön Klinik mit Dr. Wilke/CCtec, auch wenn wohl keine neuen Patienten mehr aufgenommen werden.
Bei meinem Sohn hat sich - ich muss ihn echt bewundern - der Kampfgeist geregt. Er wird sein Korsett weiterhin tragen und die KG durchziehen, weil es ihm guttut.
Der Kampfgeist ist die beste Vorraussetzung. Allerdings wird sich noch herausstellen müssen, wie gut das Korsett ist und wie der Schroth Therapeut nun konkret vorgehen will.

Gruß
Klaus
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