Hyperkyphose und viele Fragezeichen

Infos zu weiteren WS-Deformitäten, die mit Skoliose zusammen oder alleine auftreten
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Corbinian
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Hyperkyphose und viele Fragezeichen

Beitrag von Corbinian »

Hallo :)

ich bin neu im Forum und freue mich sehr, dass es dieses Forum gibt. Ich möchte euch kurz meine Situation erklären.
Ich bin 22 Jahre alt und habe eine Hyperkyphose. Ich habe meinen Rundrücken eigentlich nie so richtig wahrgenommen, weil ich auch keine Schmerzen hatte. Und ich war auch nie der Meinung, dass man das mal genauer anschauen sollte. Immerhin habe ja auch andere Ärzte und Orthopäden nie was gesagt. Mit ungefähr 19 Jahren kam es dann allerdings, dass mich das ganze extrem störte, hauptsächlich aus ästhetischen Gründen. Also bin ich 2012 zu Dr. Hoffmann gegangen, weil ich etwas für meinen Rücken tun wollte. Damals war es eine normale Sprechstunde. Dr. Hoffmann hat sich kurz meinen Rücken angesehen, im Stehen als auch in gebeugter Haltung mit den Armen nach unten und dann ein paar Dehnübungen durchgeführt, wobei er meine starken Verkürzungen der ischiocruralen Muskulatur feststellte. Außerdem machte man noch eine Röntgenaufnahme von der gesamten WS von der Seite. Dr. Hoffmann diagnostizierte dann anschließend eine Kyphose von 48 Grad n. Stagnara, wobei er mir mitteilte, dass ich keinen Morbus Scheuermann hätte, sondern eine Kyphose als Haltungsschwäche oder Haltungsschaden, ich kann mich nicht mehr genau erinnern, und verschrieb mir KG. Auf dem Rezept stand, dass ich meine Muskulatur nur dehnen und lockern sollte. Als ich ihn noch darauf ansprach, ob evtl. ein Korsett oder KG nach Schroth notwendig wäre, verneinte er dies.
Ich machte also fleißig KG, doch leider wurde bei mir etwas völlig falsches gemacht, denn mein PT machte stets Übungen für den Muskelaufbau. Auch den angeforderten Therapiebericht übersah mein PT großzügig. Es stellte sich also keine Besserung ein und mit der Zeit verlief das ganze dann irgendwie im Sande, was einerseits bestimmten Umständen aber andererseits auch meiner eigenen Faulheit zugeschrieben werden konnte.
Nun habe ich etwas stärkere Schmerzen als damals, aber sie sind eig nicht sehr schlimm. Ab und zu tut es halt weh, wenn ich länger sitzen oder stehen muss. Aufgrund der etwas stärkeren Schmerzen und weil mich mein Rundrücken nach wie vor optisch sehr stört und ich auch ziemliche Angst vor starken Schmerzen im Alter habe, war ich vor einer Woche nochmal bei Dr. Hoffmann.
Die Sprechstunde war eigentlich wie die erste. Ich habe mich leider nicht so umfangreich informiert, weshalb ich nicht wusste, dass ich mit einer Eigenbeteiligung von 65 Euro eine erweiterte Sprechstunde haben kann. Dies muss ich mir wohl selbst zum Vorwurf machen. Jedenfalls schaute sich Dr. Hoffmann nochmals meinen Rücken an und führte ebenfalls wieder zwei Dehnübungen an mir durch. Meine Muskulatur war natürlich sehr stark verkürzt. Es wurde wieder eine Röntgenaufnahme der gesamten WS von der Seite gemacht. Es stellte sich dann leider heraus, dass sich meine Kyphose doch tatsächlich verschlechtert hat. Von 48 Grad auf jetzt 59 Grad ;( . Ich war natürlich sehr schockiert und kann es noch immer nicht so recht glauben, dass innerhalb so kurzer Zeit eine Verschlechterung von 10 Grad eingetreten ist. Dr. Hoffmann sagte aber auch, dass das alles wieder verbessert werden kann. Er verschrieb mir also erneut KG. Folgendes steht auf dem Rezept:
Diagnose: massive Lendenstrecksteife bei Kyphose, Verkürzung der ischiocruralen Muskultaur, Funktionseinschränkung.
Therapieziele: Bitte nur die Muskulatur lockern, lösen, dehnen dehnen dehnen! Kein Muskelaufbau!
ICD-10: M 40 04


Nun stellen sich mir aber einige Fragen, weil ich große Angst habe, dass mein Rücken wieder schlimmer wird.

- Ist das ausschließliche Dehen meiner Muskulatur jetzt das richtige?
- Kann ich durch das Dehnen der Muskulatur schon eine Verbesserung erzielen?
- Warum hat Dr. Hoffmann nichts von einem Korsett oder von KG nach Schroth gesagt? Vllt. deshalb, weil es nur eine normale Sprechstunde war?
- Ich sollte außerdem noch erwähnen, dass ich eine leichte Skoliose habe. Darauf ist Dr. Hoffmann gar nicht eingegangen. Ist es notwendig auch die Skoliose zu diagnostizieren?
- Warum ging Dr. Hoffmann nicht auf meine Lordose ein, falls ich eine haben sollte? Dazu wurden nämlich ebenfalls keine Messungen angestellt.
- Kann es sein, dass ein Korsett oder eine Reha noch später auf mich zukommen?

Die letzte Frage,die ich mir nun stelle ist die, ob ich doch lieber nochmal einen Termin mit den zusätzlichen 65 Euro ausmachen sollte, um evtl. noch ausstehende Dinge zu klären, welche von großer Wichtigkeit sein könnten? Wie bereits erwähnt bin ich mir bewusst, dass ich mich besser hätte informieren können. Allerdings möchte ich jetzt wirklich alles dafür geben, dass mein Rücken sich wieder verbessert.

Das war jetzt recht viel und ich hoffe, dass ich nicht zu sehr nerve mit meinen Fragen. Ich kann mir vorstellen, dass hier schon einiges immer mal wieder gesagt wurde, was ja auch nerven kann. Wenn man allerdings viele Beiträge liest, die sich ja doch immer wieder speziell mit der Situation anderer User befassen, dann entstehen automatisch noch weitere Fragen und mit der Zeit verliert man dann auch den Überblick. Ich hoffe also, dass ihr mir weiterhelfen könnt. Vielen Dank fürs Lesen :-)
mfg

Corbi
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Klaus
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Re: Hyperkyphose und viele Fragezeichen

Beitrag von Klaus »

Hallo Corbi,
- Ist das ausschließliche Dehen meiner Muskulatur jetzt das richtige?
Ja natürlich, denn das ist offensichtlich zunächst mal Dein Hauptproblem.
- Kann ich durch das Dehnen der Muskulatur schon eine Verbesserung erzielen?
Ja, denn bei "Kyphose als Haltungsschwäche oder Haltungsschaden" kann man als Hauptproblem die Fehlhaltung ansehen. Eine Fehlhaltung ist per Definition die Haltung, aus der man mit eigener Kraft herauskommen, aber nicht dauerhaft halten kann. Das hängt mit den hemmenden Verkürzungen in den Strukturen zusammen, die bei Dir möglicherweise so intensiv sind, dass Du auch kurzfristig nicht aus dieser Haltung kommst oder evtl. nur teilweise.
Ein Muskelaufbau in diesen verkürzten Strukturen ist absolut kontraproduktiv und führt in vielen Fällen zu einer Verschlechterung, so wie bei Dir.
- Warum hat Dr. Hoffmann nichts von einem Korsett oder von KG nach Schroth gesagt? Vllt. deshalb, weil es nur eine normale Sprechstunde war?
Das hat sicherlich nichts mit der normalen Sprechstunde zu tun, bei der nur die Beratungszeit kürzer kalkuliert wird.

Ein Korsett ist zwar die stärkste Möglichkeit einer Korrektur, also auch der Dehnung, aber
1. das ist schon eine besondere persönliche Herausforderung
2. es muss aufgrund der Kosten medizinisch besonders begründet sein. Hier geht es aber erst einmal um das reine Dehnen auf "konventionelle Art". Erst wenn dies nicht gelingt, würde man ein Korsett denken

Schroth KG beinhaltet zwar auch die Dehnung, aber es kann schon sein, dass aufgund der massiven Verkürzungen diese Therapie erst einmal nicht optimal gelingen kann.
Also abwarten, wie weit man mit der EXTRA-Dehnung kommt !!
- Ich sollte außerdem noch erwähnen, dass ich eine leichte Skoliose habe. Darauf ist Dr. Hoffmann gar nicht eingegangen. Ist es notwendig auch die Skoliose zu diagnostizieren?
Du meinst, er sollte die Art und die Gradzahl sagen?
Diese begleitende geringe Skoliose kommt in der Kombination häufig vor, man kann sie zwischen 10 und 20 Grad eigentlich vernachlässigen, insbesondere als Erwachsener. Unter 10 Grad ist es keine.
- Warum ging Dr. Hoffmann nicht auf meine Lordose ein, falls ich eine haben sollte? Dazu wurden nämlich ebenfalls keine Messungen angestellt.
Na ja, ich würde nachfragen, denn es gibt ja das Röntgenbild.
- Kann es sein, dass ein Korsett oder eine Reha noch später auf mich zukommen?
Das kann man nicht sagen, die konservative Behandlung ist immer auch nur ein Versuch, bei dem man immer wieder kontrollieren und möglicherweise Veränderungen in den Behandlungsoptionen vornehmen muss.
Die letzte Frage,die ich mir nun stelle ist die, ob ich doch lieber nochmal einen Termin mit den zusätzlichen 65 Euro ausmachen sollte, um evtl. noch ausstehende Dinge zu klären, welche von großer Wichtigkeit sein könnten? Wie bereits erwähnt bin ich mir bewusst, dass ich mich besser hätte informieren können. Allerdings möchte ich jetzt wirklich alles dafür geben, dass mein Rücken sich wieder verbessert.
Wenn nach Diskussion und Information in diesem Forum noch vieles für Dich offen bleibt, würde ich das machen. Aber die vorgeschlagene Behandlung selbst sollte klar sein. Du musst sie nur konsequent machen, dass ist wohl das Problem. ;)
Ich weiß nur zu gut, was es bedeutet, wenn man sich nur von Schmerzen lenken lässt.

Gruß
Klaus
Corbinian
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Re: Hyperkyphose und viele Fragezeichen

Beitrag von Corbinian »

Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen! Ich werde also nun weiterhin konsequent meine Dehnungen durchfūhren. Es gibt ja auch noch die Kontrolltermine bei Dr. Hoffmann, bei welchen man ja dann sehen wird wie weit ich gekommen bin.

Gibt es evtl. bestimmte Dehnūbungen, welche besonders effizient sind und kann man in etwa sagen, wie lange man tāglich trainieren sollte, damit sich Erfolge einstellen? Im Moment trainiere ich 15 Minuten tāglich.
Mein Physiotherapeut meinte ūbrigens, dass es nicht schlecht wāre die Faszien in die Behandlung miteinzubeziehen z.B indem ich mich mit meinem runden Rūcken auf eine Faszienrolle lege und dann auf und ab rolle. Ich denke jetzt eher, dass das wieder so eine spezielle Sache ist, die nicht wirklich nūtzlich ist in meiner Situation!?

Kurz noch etwas zum Korsett...Ich verstehe natūrlich, dass es eine besondere Herausforderung ist und auch eine besondere Begrūndung aufgrund der Kosten erfordert. Aber wenn ich doch schon mit Dehnung einiges erreichen kann, wäre es dann nicht sinnvoll das Korsett doch miteinzubeziehen? So unter dem Motto doppelt hālt besser.
mfg

Corbi
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3. Reha Bad Sobernheim 2011

Rolfing 10er Serie 2013

Behandlung abgeschlossen, Kyphose 34°, Lordose 40°

Re: Hyperkyphose und viele Fragezeichen

Beitrag von kyphoboy »

Hallo Corbi,
Mein Physiotherapeut meinte ūbrigens, dass es nicht schlecht wāre die Faszien in die Behandlung miteinzubeziehen z.B indem ich mich mit meinem runden Rūcken auf eine Faszienrolle lege und dann auf und ab rolle. Ich denke jetzt eher, dass das wieder so eine spezielle Sache ist, die nicht wirklich nūtzlich ist in meiner Situation!?
Die Faszien dürfen zwar nicht überschätzt, aber auch nicht total vernachlässigt werden. Die Black Roll ist zwar nett, aber du weißt ja nicht wo du Defizite auf faszialer Ebene hast. Deswegen würde da eine Begutachtung durch einen Rolfer bzw. Osteopathen zuerst einmal mehr Sinn machen, da du bestimmte Bereiche mit der Black Roll nicht erreicht.

Grüße

David
Meine Geschichte: viewtopic.php?f=18&t=28644
Mein Erfahrungsbericht: viewtopic.php?f=27&t=28830
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