Operative Korrekturmöglichkeit eines Keilwirbels?

Infos zu weiteren WS-Deformitäten, die mit Skoliose zusammen oder alleine auftreten
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Gast

Operative Korrekturmöglichkeit eines Keilwirbels?

Beitrag von Gast »

Wäre es möglich,ohne große Beschädigung der umliegenden Bandscheiben, einen Keilwirbel von der Bauchseite aus gesehen mittig bis zum Wirbelkörperzentrum keilförmig aufzusägen und in den Zwischenraum ausgleichende Knochenmasse zu füllen und somit den Wirbel zu begradigen.
Auf dem Papier gesehen ist das recht simpel, Kante einsägen, unten drunter ausgleichenden Knochenbolzen, sagen wir mal aus dem Wadenbein, einfügen, abwarten bis der Wirbel vollständig verknöchert und fertig hat man einen geraden Blockwirbel.

Dass das keinen Sinn hat bei vielen minimalen Keilwirbeln ist mir schon klar. Aber für Leute die nur einen relativ starken Keilwirbel im Kyphosescheitel haben, wäre dass doch die Möglichkeit ihre Kyphose auf einen Schlag los zu werden.


Wird so etwas überhaupt gemacht?

Wenn ja, wo und wer?
Dr. Steffan
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Beitrag von Dr. Steffan »

Ohne Beteiligung der Bandscheiben oder der Wirbel über und unter dem betroffenen Keilwirbel ist das leider nicht möglich. Wenn man ausschließlich den Keilwirbel auffüttern würde hätte er keine Stabilität und würde bei der ersten Belastung zusammenbrechen.
Zuletzt geändert von Dr. Steffan am Do, 04.03.2004 - 17:02, insgesamt 1-mal geändert.
Dr. K. Steffan
M & M

Keilwirbel

Beitrag von M & M »

Hallo Dr. Stefan ,

mein Sohn ( 11 Jahre ) hat BWK 6 einen Keilwirbel und trägt ein Rahmouni
Korsett ( 18 Stunden ) . Uns wurde erklärt , dass durch das Korsett und die Schrothth. die Möglichkeit bestände - das sich der Keilwirbel regenerieren könnte . Gibt es da bei Ihnen Erfahrungswerte ???
Was muß man noch beachten z.B. Schulsport ect.
Über Informationen bedanken sich Max und Melanie !!!
Radiologe

Beitrag von Radiologe »

DrSteffan hat geschrieben:Ohne Beteiligung der Bandscheiben oder der Wirbel über und unter dem betroffenen Keilwirbel ist das leider nicht möglich. Wenn man ausschließlich den Keilwirbel auffüttern würde hätte er keine stabilität und würde bei der ersten Belastung zusammenbrechen.
Es gibt aber doch das Verfahren transpedikulär einen Ballonkathether in den Keilwirbel einzubringen, den Wk damit aufzurichten und dann den Hohlraum mit Knochenzement aufzufüllen. Eine minimalinvasive dorsale Instrumentierung ist dann ausreichend.

MfG Dr.G
Dr. Steffan
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Re: Keilwirbel

Beitrag von Dr. Steffan »

M & M hat geschrieben:Hallo Dr. Stefan ,

mein Sohn ( 11 Jahre ) hat BWK 6 einen Keilwirbel und trägt ein Rahmouni
Korsett ( 18 Stunden ) . Uns wurde erklärt , dass durch das Korsett und die Schrothth. die Möglichkeit bestände - das sich der Keilwirbel regenerieren könnte . Gibt es da bei Ihnen Erfahrungswerte ???
Was muß man noch beachten z.B. Schulsport ect.
Über Informationen bedanken sich Max und Melanie !!!
Im Wachstumsalter ist das durchaus möglich. Wichtig ist eine begleitende Krankengymnastik zur muskulären Stabilisierung.
Dr. K. Steffan
M&M

Keilwirbel

Beitrag von M&M »

Hallo Dr. K.Steffan ,

danke für Ihre Info , aber welche KG - Maßnahmen ( MTT ? )
sind für mein Kind - neben Schroth wichtig ? Im Moment ist er in Bad Sobernheim und erlernt Schroth , bekommt Massagen , Athemt. u.s.w.
Eine spezl. KG hat er bislang nicht verordnet bekommen . Wenn ich mehr weis , kann ich vielleicht nachfragen ob er vielleicht diese KG bekommen könnte .
Herzlichen Dank für Ihre Bemühungen .
M & M
Dr. Steffan
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Beitrag von Dr. Steffan »

Radiologe hat geschrieben:
DrSteffan hat geschrieben:Ohne Beteiligung der Bandscheiben oder der Wirbel über und unter dem betroffenen Keilwirbel ist das leider nicht möglich. Wenn man ausschließlich den Keilwirbel auffüttern würde hätte er keine stabilität und würde bei der ersten Belastung zusammenbrechen.
Es gibt aber doch das Verfahren transpedikulär einen Ballonkathether in den Keilwirbel einzubringen, den Wk damit aufzurichten und dann den Hohlraum mit Knochenzement aufzufüllen. Eine minimalinvasive dorsale Instrumentierung ist dann ausreichend.

MfG Dr.G
Macht man aber nur bei Frakturen nicht bei kongenitalen Keilwirbeln.
Dr. K. Steffan
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Re: Keilwirbel

Beitrag von Dr. Steffan »

M&M hat geschrieben:Hallo Dr. K.Steffan ,

danke für Ihre Info , aber welche KG - Maßnahmen ( MTT ? )
sind für mein Kind - neben Schroth wichtig ? Im Moment ist er in Bad Sobernheim und erlernt Schroth , bekommt Massagen , Athemt. u.s.w.
Eine spezl. KG hat er bislang nicht verordnet bekommen . Wenn ich mehr weis , kann ich vielleicht nachfragen ob er vielleicht diese KG bekommen könnte .
Herzlichen Dank für Ihre Bemühungen .
M & M
Schroth ist ideal. Bei reinen Hyperkyphosen kann die Schroththerapie symetrisch durchgeführt werden. Die dadurch erreichte muskuläre Stabilität ist ausreichend. Zusätzlich kann Ihr Sohn natürlich auch MTT machen.
Dr. K. Steffan
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Krolik
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Beitrag von Krolik »

DrSteffan hat geschrieben:
Radiologe hat geschrieben:
DrSteffan hat geschrieben:Ohne Beteiligung der Bandscheiben oder der Wirbel über und unter dem betroffenen Keilwirbel ist das leider nicht möglich. Wenn man ausschließlich den Keilwirbel auffüttern würde hätte er keine stabilität und würde bei der ersten Belastung zusammenbrechen.
Es gibt aber doch das Verfahren transpedikulär einen Ballonkathether in den Keilwirbel einzubringen, den Wk damit aufzurichten und dann den Hohlraum mit Knochenzement aufzufüllen. Eine minimalinvasive dorsale Instrumentierung ist dann ausreichend.

MfG Dr.G
Macht man aber nur bei Frakturen nicht bei kongenitalen Keilwirbeln.
Dr. Steffan sollte eigentlich Recht behalten. Ursprünglich hat Gast das zu bekämpfende Syndrom folgendermaßen beschrieben:
Gast hat geschrieben:Aber für Leute die nur einen relativ starken Keilwirbel im Kyphosescheitel haben, wäre dass doch die Möglichkeit ihre Kyphose auf einen Schlag los zu werden.
Ausgerechnet diese Behauptung stimmt leider nicht, weil es sich um den so stark ausgeprägten Keilwirbel (im Normalfall) gewaltige Gelenkinstabilitäten entwickeln! Und diese Instabilitäten werden leider auch nach dem eventuellen Aufbau eines Blockwirbels bleiben.

Hierzu möchte man folgendes Beispiel betrachten. In Bild 1 (185 KB!) werden röntgenologische Funktionsaufnahmen eines Patienten (31) dargestellt, aus denen der Befund zum großen Teil ersichtlich ist. Der erste Lendenwirbel (mit Haken hervorgehoben) und die anliegenden WS-Segmente sind vom transversalen Gleiten besonders betroffen. Der weiche Buckel hat sich als Folge der Scheuermanschen Krankheit (symmetrische Kyphose Th11-L1) entwickelt. Somit leidet der Patient an den Instabilitäts- und Schmerzgefühlen schon seit ca. 15 Jahren, während deren alle möglichen ambulatorischen Behandlungen ausprobiert worden sind.   :nein:

Die Idee der Begradigung eines Keilwirbels muss eher mit der Entwicklung eines künstlichen WS-Gelenks zusammenhängen, wie man es aus der operativen Praxis im unteren Lendenbereich kennt:

Bild 2.

Bild

Jetzt stellt sich die noch mehr provokative Frage: Könnte man eine der aus Bild 2 ähnliche Bandscheibenprothese für den Brust-Lendenbereich konstruieren und das in Bild 1 dargestellte instabile Segment L1-L2 durch das derart künstliche Segment ersetzen? Der untere Teil des Keilwirbels (L1) muss dann offensichtlich abgesägt werden.

Wird so etwas überhaupt gemacht?

Wenn ja, wo und wer?


Gruß,
Krolik
Zuletzt geändert von Krolik am So, 31.07.2005 - 18:07, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von Valentine »

Da ich selber ( 18 ) einen Keilwirbel und darauf hin eine Skoliose habe. Habe ich mich mit diesem Thema schon mit ein paar Ärzten unterhalten.
Es ist möglich einen Keilwirbel zu begradigen, dieser wird wie du sagtest durch Knochenmasse aus der Hüfte (glaube) aufgebaut und durch eine Platte (die über 2 oder 3 Wirbelkörper reicht) befestigt bzw die Skoliose korrigiert. Diese Platte kann man nach einem halben Jahr wieder herausnehmen aber dieser Bereich wird steif bleiben und die Bandscheiben soweit ich es verstanden habe existieren dann auch nicht mehr.

Diese Operation ist anscheinend nicht selten und wird an vielen? Kliniken durchgeführt.

Leider bin ich auch kein experte und habe mit der operation selber noch keine Erfahrung.
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Krolik
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Beitrag von Krolik »

Valentine hat geschrieben:Diese Operation ist anscheinend nicht selten und wird an vielen? Kliniken durchgeführt.
Die meisten WS-Operationen, die in diesem Forum diskutiert werden, sind wirklich nur die billigen plumpen Versteifungsoperationen, die man praktisch an jeder Orthopädischen Klinik Deutschlands (mit mehr oder weniger Zuversicht) durchführen kann. Trotzdem bin ich recht überzeugt, dass die echte Zukunft in der Wirbelsäulenchirurgie der Bandscheibenprothesen (wie in Bild 2 oben) gehört. Bei so einem operativen Eingriff wäre offenbar möglich, auch die Grundgeometrie des Keilwirbels zu korrigieren. Darauf komme ich aus ganz allgemeinen Überlegungen, obwohl ich hier genauso kaum als wahrer Experte angesehen werden kann.

Gruß,
Krolik
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