4 Wochen AKSK Intensiv-Reha Bad Sobernheim

Infos zu weiteren WS-Deformitäten, die mit Skoliose zusammen oder alleine auftreten
Antworten
Benutzeravatar
Toni
Profi
Profi
Beiträge: 4386
Registriert: Sa, 20.04.2002 - 19:07
Geschlecht: männlich
Diagnose: M. Scheuermann Kyphose (urspr. 68°)
M. Baastrup
Therapie: 1 Boston B.O.B.
1 Milwaukee
2 Rahmouni´s
1 TüKO
Und SCHROTHen bis bis die Sprossenwand qualmt und sich die Spiegel krümmen!
Wohnort: Allgäu

4 Wochen AKSK Intensiv-Reha Bad Sobernheim

Beitrag von Toni »

Ich durfte ( endlich! nach 22 Jahren und 9 Monaten Wartezeit!) im Januar 2025 für 4 Wochen in Bad Sobernheim schrothen, bis die Sprossenwand knackt. Es war wunderbar. Meine Scheuermann-WS fühlt sich um ca. 20 Jahre verjüngt an. Ich bin 2 cm Sitzhöhe gewachsen und habe 16 % mehr Lungenvolumen gewonnen.
Ich liebe diese Klinik, Ihre Therapeuten und Therapeutinnen, die Mitpatienten, mit denen man schnell ein familiäres Verhältnis bildet, die hohe Therapiedichte und Schroth-Qualität.
Ich war einer der ganz wenigen Erwachsenen, die außerhalb der Schroth-Zeiten konsequent Korsett getragen haben. Von den Kids und Teens erwartet man das hier, Erwachsene mit Korsett werden eher "komisch" behandelt, bezw. wird das Adult-Korsett als ernstzunehmende TherapieMöglichkeit und Schroth-Ergänzung bewusst ignoriert. Alle Erwachsenen werden systematisch in Richtung Versteifung-OP beraten. Ich bin sicher, dass das von ASKLEPIOS so vorgegeben ist, da verschiedene Kliniken des ASKLEPIOS-Konzerns an WS-Versteifungs-OP´s deutlich mehr Umsatz und Gewinne machen, als mit dem Verordnen eines guten Korsettes.
Während meine Mitpatienten bei Tisch Mittags und Abends erschöpft vom intensiven Üben und schrothen in ihre schlechten Gewohnheitshaltungen zurück gesunken sind, konnte ich mit Hilfe meiner Korsette meine auf-geschrothete Optimalhaltung quasi konservieren.
Das war so optimal und mit verantwortlich für mein hervorragendes REHA-Ergebnis.
Die Sagittalen Indikationen ( BWS-Hyperkyphose, M. Scheuermann, M. Bechterew, usw..) werden in der neuen Schroth-Terminologie alle als KT+ zusammengefasst und eine gemeinsame Gruppe gebildet.
Ich habe meine 4 wichtigsten und effizientesten Schroth-Hauptübungen bei YouTube in eine Playlist gestellt:
https://www.youtube.com/playlist?list=P ... AavwBJvu7t
In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas!
robinho
Vielschreiber
Vielschreiber
Beiträge: 913
Registriert: Fr, 16.04.2010 - 17:40
Geschlecht: männlich

Re: 4 Wochen AKSK Intensiv-Reha Bad Sobernheim

Beitrag von robinho »

Die These zur Begründung der OP-Empfehlung ist schon ziemlich steil. Meine OP, Versteifung Th4-Th12, hat vor 5 Jahren mit allem drum und dran 19500 Euro gekostet. Das ist nicht wenig, klar, aber umgerechnet sind es keine 10 Korsette. Eher deutlich weniger, wenn man die regelmäßigen Arztbesuche und Röntgenaufnahmen sowie Korsett-Nachbesserungen mit einkalkuliert. Will sagen: Auf die OP-Kosten kommt man damit locker in einem Erwachsenenleben.

Vermutlich wirst du jetzt damit argumentieren, dass OP-Patienten ein erhöhtes Risiko für Folge-OPs etc haben. Ja, da gibt's eine Korrelation. Aber ich zumindest hatte in den ersten 5 Jahren genau 3 Besuche beim Orthopäden, einfach zur Kontrolle, aber ansonsten nichts weiter bei völliger Beschwerdefreiheit.

Um nochmal zurückzukommen: Viel wahrscheinlicher ist doch, dass die allerwenigsten Menschen lebenslang ein Korsett tragen wollen. Du magst damit sehr gut zurechtzukommen und das ist für dich sehr schön, ist aber tatsächlich eine Ausnahme.
Vor allem: Wenn es wirklich so wäre wie du sagst, wieso würde man dann nicht schon versuchen den Jugendlichen das Korsett madig zu machen, denn da würde doch dein Kostenargument genauso gelten?
EOS4
Newbie
Newbie
Beiträge: 31
Registriert: Mi, 01.02.2023 - 22:40
Geschlecht: männlich

Re: 4 Wochen AKSK Intensiv-Reha Bad Sobernheim

Beitrag von EOS4 »

Will mich garnicht zu sehr einmischen aber finde es den Ärzten gegenüber auch nicht so schön sowas zu unterstellen. Wir sind mit meiner Tochter bisher in 2 Asklepios-Häusern betreut worden und haben stets ein Korsett verordnet bekommen ohne dass das Wort Op je gefallen ist. Auch die größte Schroth-Rehaklinik von der du selbst ja berichtest ist Asklepios und hat den Fokus auf konservative und nicht operative Therapie.
Malve
Newbie
Newbie
Beiträge: 45
Registriert: Do, 17.01.2019 - 13:53
Geschlecht: weiblich
Diagnose: kongenitale Skoliose Block- und Keilwirbel BWS
1.OP 1972 Versteifung BWS mit Harringtondistraktionstab,
1980 Entfernung des Stabes.
vor OP BWS 105°,nach OP BWS 90°, LWS 30°
Therapie: keine, austherapiert

Re: 4 Wochen AKSK Intensiv-Reha Bad Sobernheim

Beitrag von Malve »

Hallo,
ich finde es sehr schade, wie hier über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten bei Skoliose gesprochen wird. Klar ist, es gibt keine Heilung. Aber welchen Weg ein Patient geht, entscheidet er ganz alleine. Es hängt auch von der konkreten Situation ab. Es gibt Menschen, die kommen mit einem Korsett und den daraus resultierenden Einschränkungen gut klar, andere können sich das nicht vorstellen. Aus den Berichten hier kann man so manches über die Probleme lesen.Andere können aufgrund anderer Krankheiten kein Korsett tragen.
Eine OP ist eine endgültige Entscheidung, muss daher gut überlegt sein. Hier ist es wichtig, sich gut beraten zu lassen, zu schauen, welche Möglichkeiten gibt es für mich. Die Einschränkungen sind heute viel weniger als bei uns Langzeitoperierten. Es gibt Menschen, die können sich nicht vorstellen, mit einer versteiften Wirbelsäule zu leben.
Ich kann jedem nur raten, sich gut zu informieren, seinen eigenen Weg zu suchen. Es gibt kein Falsch oder Richtig, der Patient muss damit leben, nicht die Anderen.
Ärzte sind verprflichtet über die verschiedenen Möglichkeiten zu informierten. Auch Dr. Hoffmann hat mit Prof. Halm in Neustadt zusammengearbeitet. Gleichzeitig hat er eine gute konservative Versorgung unterstützt und begleitet.
Erfahrungsaustausch ist wichtig, um sich seine eigene Meinung bilden zu können, mehr nicht.
Meine OP ist über 50 Jahre her, ich kann damit gut leben und bin froh, dass ich diese Möglichkeit bekommen habe.Ein Korsett kann ich nicht tragen, würde meine Haut nicht mitmachen. Auch kann ich keinen Druck auf den Magen vertragen.
Eine Nachbarin (über 80 Jahre) hat sich mit dem Thema OP immer wieder auseinandergesetzt und sich dagegen entschieden. Sie hatte eine Spinalkanalstenose und dort eine OP. Sie war in einer Klink in Behandlung, die viele OPs durchführen. Keiner hat ihr eine OP aufgedrängt. Ein Korsett kann sie z.B. aufgrund eineer anderen Erkrankung nicht tragen.
Gruß
Elisabeth
Benutzeravatar
Klaus
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 15152
Registriert: Mi, 23.06.2004 - 18:36
Geschlecht: männlich
Wohnort: Hannover

Re: 4 Wochen AKSK Intensiv-Reha Bad Sobernheim

Beitrag von Klaus »

Hallo Elisabeth, (hallo zusammen),
Aber welchen Weg ein Patient geht, entscheidet er ganz alleine. Es hängt auch von der konkreten Situation ab.
Da kann ich Dir nur beipflichten. Leider wird hier manchmal zu pauschal diskutiert.
Wenn Toni als Erwachsener von seinen Erfahrungen mit REHA und Korsett berichtet, kann man das nicht mit den Erfahrungen von EOS4 mit seiner 6-jährigen Tochter vergleichen. Es ist grundsätzlich kein Problem, bei Kindern und (je nach Situation) noch Jugendlichen an ein Korsett zu kommen. Bei Erwachsenen aber schon. Das ist nichts neues, aber für Newbies wichtig zu wissen!

Ich verstehe den Post von Toni auch als Hinweis darauf, dass man sich selbst um seine optimale Behandlung kümmern muss und dazu u.U. auch eine zweite Spezialisten Meinung einholen sollte. Er hat ja durch einige Korsette sehr gute Erfolge gehabt und ärgert sich natürlich darüber, dass solche Möglichkeiten durch die wohl zu häufige OP Empfehlung bei der REHA in Bad Sobernheim ausgeschlossen werden.
Inwieweit das eine tatsächliche systemische Vorgehensweise bei Erwachsenen ist, kann ich nicht beurteilen.
Fragen sind:
1. kommt die OP Empfehlung grundsätzlich oder/und bei ungenügender bzw. wenig erfolgreicher Schroth Therapie?
2. geht es da um hoch-korrigierende Korsette (in Bad Sobernheim schon immer problematisch) oder auch um "leicht"-korrigierende Korsette, wie z.Bsp Schmerzkorsette, die das MVZ verordnet.

Gruß
Klaus
Malve
Newbie
Newbie
Beiträge: 45
Registriert: Do, 17.01.2019 - 13:53
Geschlecht: weiblich
Diagnose: kongenitale Skoliose Block- und Keilwirbel BWS
1.OP 1972 Versteifung BWS mit Harringtondistraktionstab,
1980 Entfernung des Stabes.
vor OP BWS 105°,nach OP BWS 90°, LWS 30°
Therapie: keine, austherapiert

Re: 4 Wochen AKSK Intensiv-Reha Bad Sobernheim

Beitrag von Malve »

Hallo Klaus,
vielleicht sucht ihr mal das direkte Gespräch mit den Ärzten in der Klinik und deren Beratungsrichtlinien, im Moment gibt es dazu wenig Aussagen. Raten sie jemanden konkret zu einer OP wie informieren sie darüber? Wie stehen sie zum Erwachsenenkorsett, warum lehnen sie hochkorrigierende Korsette ab?
Jeder Erwachsene, der zur Reha kommt, vielleicht auch schon ein Korsett trägt, hat schon einiges an Auseinandersetzung hinter sich, vielleicht schon eine OP Empfehlung bekommen.. Ein großer Vorteil einer Reha ist auch der Austausch unter Betroffenen.
Eine OP Empfehlung in der Rehe bedeutet ja auch nicht, dass jeder jetzt nach der Reha gleich eine OP plant... Eine Auseinandersetzung und Beratung kann auch dazu führen, dass sich jemand bewusst dagegen entscheidet und den konservativen Weg bewusster geht. Eine gute Klinik rät auch mal von einer OP ab.
Toni hat seinen Weg gesucht und gefunden. Seine Erfahrungen sind wichtig. Aber nicht jeder stellt die Korrektur in den Vordergrund. Es ist nur ein Weg von vielen.

Gruß
Elisabeth
Benutzeravatar
Toni
Profi
Profi
Beiträge: 4386
Registriert: Sa, 20.04.2002 - 19:07
Geschlecht: männlich
Diagnose: M. Scheuermann Kyphose (urspr. 68°)
M. Baastrup
Therapie: 1 Boston B.O.B.
1 Milwaukee
2 Rahmouni´s
1 TüKO
Und SCHROTHen bis bis die Sprossenwand qualmt und sich die Spiegel krümmen!
Wohnort: Allgäu

Re: 4 Wochen AKSK Intensiv-Reha Bad Sobernheim

Beitrag von Toni »

Nach dem ich ein Telefonat mit Dr. Zabar, Chefarzt von AKSK Bad Sobernheim hatte, möchte und muss ich meine Aussagen relativieren und richtig stellen. Die OP-Beratung ist eine Pflichtberatung für alle Patienten, die sich in oder in der Nähe der OP-Indikation befinden. Diese Beratung verlangen die REHA-Richtlinien der Kostenträger (Rentenversicherung, gesetzl. Krankenkassen). Die Patienten/Patientinnen müssen über ALLE Optionen informiert werden. Das hat gar NICHTS mit internen Anweisungen des ASKLEPIOS-Konzerns zu tun, wie mit Dr. Zabar glaubhaft und eindrücklich versichert hatte.
Dr. Zabar setzt sich ausdrücklich FÜR die konservative Skoliosen-Therapie ein. Hat aber einen relativ schweren Stand angesichts der neuen AWMF-Leitlinie, bei der (stur) die nur ausreichend evidenzbasierte Behandlungsmethoden angewandt und von den Kostenträgern finanziert werden dürfen. Das habe ich so verstanden und akzeptiert.

Die andere Seite war aber, dass die meisten meiner erwachsenen Mitpatientinnen nach dieser "OP-Beratung" heulend und emotional deutlich angeschlagen raus kamen und erzählten: " Ich muss / ich soll mich (bald) operieren lassen!" Das war für mich traurig zu beobachten, wie sehr diese OP-Beratungen einen emotionalen Tiefpunkt in der ansonsten so hervorragenden Reha verursacht hatten. Das insbesondere auch deshalb weil an unseren Erwachsenen-Tischen eine operierte Skoli mit am Tisch saß, der es seit ihrer rein optisch-mechanisch hervorragend gelungenen langstreckigen Spondylodese-OP von den Schmerzen und Verspannungen her extrem schlecht ging. Sie war das lebende Musterexemplar sich auf keinen Fall operieren zu lassen. Sie war auch leider nicht die Einzige, die ihre OP-Entscheidung bitter bereut hatte.

Die krasse Differenz zwischen den ärztlichen Pflicht-OP-Beratungen und den Realerfahrungen der Operierten am Tisch bei den sehr wichtigen Erfahrungsaustausch-Gesprächen beim und nach dem Abendessen ist etwas was mir Dr. Zabar leider nicht erklären konnte.

Auch das Thema Adult-Korsett ( damit meine ich "richtige Korsette" mit moderater, sorgfältig dosierter Derotationswirkung, keine nur passiv-abstützenden Stützmieder und Rahmenstützkorsette) wurde schnell mit dem Hinweis auf die offiziellen Leitlinien und fehlende Studien erklärt.
Diese Leitlinien sind aber allein schon von der Zusammensetzung des Gremiums her sehr Chirurgie-lastig. Auch offizielle Leitlinien können falsches enthalten. Z.B. wird in der Leitlinie eine ambulante Reha mit einer stationären Reha gleichgesetzt. Jede, die schon mal Schroth gelernt hat, weis, dass nicht mal die Einführungswoche in einer stationären Reha in Sobi oder BaSa ausreicht und RICHTIG Schroth zu lernen und neuromuskulär einzuüben. Bei niedergelassenen Physiotherapeuten fast unmöglich (mit Ausnahmen SkolioFit bei Katja zum Beispiel).
Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass Patienten die schon in, oder NOCH unterhalb der OP-Indikation sind, neben der OP-Beratung auch die konservative, unblutige und jederzeit ablegbare Alternative angeboten werden sollte. Man kann im Alltagsleben nach der Schroth-Reha nicht 5-6 Stunden täglich weiterschrothen. Aber man kann "Osteopathie zum umschnallen" einige Stunden tragen, das die Schmerzen und Verspannungen reduziert, Fehlbewegungen in die weitere Verkrümmung hinein verhindert und nach den Schroth-Prinzipien die Atmung dorthin lenkt, wohin man sich weit atmen soll und dort ein bischen drückt, wo man raffen und abrücken soll.

Ich hoffe mit diesem Beitrag etwas zur Klarstellung meiner Haltung und zur Richtigstellung meiner Aussagen zur OP-Beratung beigetragen zu haben. Ich kann die Leistungen der Katharina-Schroth-Klinik Bad Sobernheim ansonsten NUR MIT HÖCHSTEN TÖNEN LOBEN!!!
In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas!
Benutzeravatar
Thomas
Tech-Admin
Tech-Admin
Beiträge: 3565
Registriert: So, 19.02.2006 - 10:23
Geschlecht: männlich
Diagnose: Kyphose anfangs 59 Grad, inzwischen nur noch 49 Grad, Neuroforamen-Stenose (Einengung der Nervenwurzeln) in der HWS.
Therapie: Rahmouni-Korsett seit Februar 2006, zeitweise mit Halsteil, Schroth-Reha Juni / Juli 2010
Wohnort: Nähe Stuttgart

Re: 4 Wochen AKSK Intensiv-Reha Bad Sobernheim

Beitrag von Thomas »

Vielen Dank Toni für Deinen Bericht und die Klarstellung. Klingt für mich alles sehr schlüssig!

Gruß Thomas
robinho
Vielschreiber
Vielschreiber
Beiträge: 913
Registriert: Fr, 16.04.2010 - 17:40
Geschlecht: männlich

Re: 4 Wochen AKSK Intensiv-Reha Bad Sobernheim

Beitrag von robinho »

Für mich klingt alles ab dem zweiten Absatz überhaupt nicht schlüssig.

Dass die meisten Mitpatienten nach einer OP-Beratung heulend raus kamen und berichteten, laut den Ärzten "müssen/sollen sie sich bald operieren lassen", ist einfach völlig abwegig. Grundsätzlich empfehlen Ärzte Therapieoptionen nur und fordern ihre Patienten nicht zu irgendetwas auf. Wäre schon sehr komisch, dass es ausgerechnet in BaSo nur derart unseriöse Ärzte gäbe.

Und klar gibt es Patienten, die nach einer Skoliose-OP mehr Schmerzen als vorher haben - diese sind aber deutlich in der Unterzahl, was mit den Post-OP-Fragebögen der scoliosis research society in definierten Abständen evaluiert wird. Den meisten OP-Patienten geht es mittel- und langfristig besser.

Im Übrigen lassen sich umgekehrt genug Korsett-Patienten finden, die während der Therapie Haut-Probleme entwickeln, Schmerzen beim Tragen haben, Taubheiten beklagen, und vor allem bei denen das Korsett wenig bis gar keine Besserung erzielt hat.
Osteopathie zum umschnallen - es möchte nun mal nicht jeder lebenslang von einem relativ großen Gegenstand abhängig sein, welcher noch dazu regelmäßige Pflege und Anpassung benötigt. Ich betrachte die Stäbe meiner Spondylodese als ein Teil von mir, wenn auch keinen natürlichen, aber sie gehören zu meinem Körper und ich bin sehr froh, dass der medizinische Fortschritt eine solche Therapieoption hervorgebracht hat. Mit KEINER anderen Therapie hätte ich das erreichen können.

Ich weiß auch nicht, was es bringen soll, gegen die verschiedenen Therapieoptionen zu hetzen. Kein Arzt zwingt irgendjemanden zu irgendwas, sei doch einfach froh, dass es mehrere Möglichkeiten gibt? Andere krampfhaft überzeugen zu wollen ist meist ein Zeichen von eigener Unsicherheit.
Bernd
treues Mitglied
treues Mitglied
Beiträge: 274
Registriert: Fr, 27.02.2004 - 18:08
Geschlecht: männlich
Wohnort: Stuttgart

Re: 4 Wochen AKSK Intensiv-Reha Bad Sobernheim

Beitrag von Bernd »

> Ich weiß auch nicht, was es bringen soll, gegen die verschiedenen Therapieoptionen zu hetzen. Kein Arzt zwingt irgendjemanden zu irgendwas, sei
> doch einfach froh, dass es mehrere Möglichkeiten gibt? Andere krampfhaft überzeugen zu wollen ist meist ein Zeichen von eigener Unsicherheit.

Ganz meine Meinung. Die hier leider recht oft vorkommenden Versuche, andere krampfhaft überzeugen zu wollen, irritieren auch mich. Schroth und Korsett sind Therapieoptionen und nicht das für alle Patienten allein und einzig seelig machende.
Benutzeravatar
Toni
Profi
Profi
Beiträge: 4386
Registriert: Sa, 20.04.2002 - 19:07
Geschlecht: männlich
Diagnose: M. Scheuermann Kyphose (urspr. 68°)
M. Baastrup
Therapie: 1 Boston B.O.B.
1 Milwaukee
2 Rahmouni´s
1 TüKO
Und SCHROTHen bis bis die Sprossenwand qualmt und sich die Spiegel krümmen!
Wohnort: Allgäu

Re: 4 Wochen AKSK Intensiv-Reha Bad Sobernheim

Beitrag von Toni »

(Für mich klingt alles ab dem zweiten Absatz überhaupt nicht schlüssig.

Dass die meisten Mitpatienten nach einer OP-Beratung heulend raus kamen und berichteten, laut den Ärzten "müssen/sollen sie sich bald operieren lassen", ist einfach völlig abwegig. Grundsätzlich empfehlen Ärzte Therapieoptionen nur und fordern ihre Patienten nicht zu irgendetwas auf. Wäre schon sehr komisch, dass es ausgerechnet in BaSo nur derart unseriöse Ärzte gäbe.)


Ob es für Dich schlüssig klingt oder nicht, ist mir egal!
Ich habe berichtet wie ich es live erlebt habe und was die Patientinnen nach diesen "OP-Pflichtberatungen" emotional empfunden haben. Dafür könnte ich dir mindestens 8 Zeugen, nennen, (wenn ich gegen Datenschutz und Persönlichkeitsrechte verstoßen würde). Ich habe auch überhaupt gar nicht behauptet, dass in BaSo "unseriöse" Ärzte gäbe, die OP-Beratungen machen. Diese Ärzte haben sicher genau und sorgfältig entlang der derzeit gültigen AMWF-Leitlinie beraten. Aber ob diese Beratung "achtsam und liebevoll" war, wage ich auf Grund der Reaktionen danach wirklich zu bezweifeln. Insbesondere angesichts der Tatsache, dann an den abendlichen Erwachsenentischen 2 schmerzverzerrte Operierte saßen, deren bloser Anblick und deren Berichte jede, auch noch so positive OP-Beratung und OP-Empfehlung sofort ad absurdum geführt haben.


(Und klar gibt es Patienten, die nach einer Skoliose-OP mehr Schmerzen als vorher haben - diese sind aber deutlich in der Unterzahl, was mit den Post-OP-Fragebögen der scoliosis research society in definierten Abständen evaluiert wird. Den meisten OP-Patienten geht es mittel- und langfristig besser.)

Ich bin seit 25 Jahren Mitglied im Bundesverband Skoliose-Selbsthilfe e.V. Ich kenne SEHR VIELE Skolis. Sehr viele die mit Ihrer OP-Entscheidung bis heute richtig glücklich sind. Aber auch Mehrere die es zutiefst bereuen. Ich weis von Einer, die verstorben ist, weil sie postoperativ multiresistente Nosokominalkeime in der Wirbelsäule hatte.Sie hatte danach mehrere sehr unangenehme OPs an der vereiterten WS, die leider nicht erfolgreich waren. Eine Andere wäre fast verblutet, weil eine Schraube zu lang war und auf der Innenseite heraus die Bauch-Aorta verletzt hatte. Das sind (gottseidank) sehr seltene Fälle, aber sie sind passiert. Ich kenne persönliche mehrere Skolis die WAREN mit ihrer OP-Entscheidung Jahre- und Jahrzehnte lang sehr glücklich. Aber nun sind im unversteiften Bereich die Bandscheiben und kleinen Wirbelgelenke verschlissen und sie haben Schmerzen Ohne ENDE!!! In unserer Online-Selbsthilfegruppe Korsett-tragender Erwachsener sind 2 operierte Skolis, die trotz OP wieder Korsett tragen, gegen die Schmerzen und weil sie keine totalverlängernde Nach-OP machen wollen. Von einigen Stabbrüchen und Schrauben-Ausrissen, (nicht nur bei alten Haken-Harringtons, auch bei moderen primärstabilen HaZi ) ganz zu schweigen. Ich weis sehr wohl, dass die Spondylodese mit modernen primärstabilen Instrumentarien für sehr viele Skoliose- und Hyperkyphose-Patienten die richtige und irgendwann einzig sinnvolle Option ist. Es geht mir auch gar nicht darum gegen die OP zu argumentieren. Aber es geht mir darum, WIE die OP den Patienten nahegelegt wurde. Einige meiner Mitpatientinnen hatten sich eindeutig zur OP gedrängt oder genötigt gefühlt und waren danach hoch emotionalisiert. Das ist es was mich persönlich gestört hat. Eine Sponylodese der WS ist eine schwere Entscheidung, welche die Patienten mündig und umfassend gut informiert für sich selbst treffen müssen. Dazu sollten die Risiken und das Thema Langzeitverschleiß der unversteiften WS-Abschnitte nicht verschwiegen oder klein geredet werden.

Im Übrigen lassen sich umgekehrt genug Korsett-Patienten finden, die während der Therapie Haut-Probleme entwickeln, Schmerzen beim Tragen haben, Taubheiten beklagen, und vor allem bei denen das Korsett wenig bis gar keine Besserung erzielt hat.

Hast Du Dich mal gefragt warum das so ist? Warum gibt es so viele Korsett-Versager und Versager-Korsette? Warum landen so viele Skoliosen früher oder später doch auf dem OP-Tisch? Wo bleibt das Qualitäts-Management in der konservativen Skoliosen-Therapie?

Osteopathie zum umschnallen - es möchte nun mal nicht jeder lebenslang von einem relativ großen Gegenstand abhängig sein, welcher noch dazu regelmäßige Pflege und Anpassung benötigt.

Ich betrachte mich gar nicht als abhängig von meinem Korsett. Ich habe auch schon 3 Wochen Abenteuer-Urlaub ohne Korsett gemacht ohne Schaden für meine Wirbelsäule. Im Gegenteil. Ich genieße die Freiheit und die Wohltat den "großen Gegenstand" dann anzulegen, wenn mir danach ist und abzulegen, wenn das Korsett nervt oder stört. 1-2 mal im Jahr mein Hardware-Dessous bei meinem "Lieblings-OT" instand halten und aufpimpen zu lassen ist für mich eher eine angenehme Daseinsvorsorge.

Ich betrachte die Stäbe meiner Spondylodese als ein Teil von mir, wenn auch keinen natürlichen, aber sie gehören zu meinem Körper und ich bin sehr froh, dass der medizinische Fortschritt eine solche Therapieoption hervorgebracht hat. Mit KEINER anderen Therapie hätte ich das erreichen können.

Ohne medizinischen Fortschritt wäre ich schon 3 mal tot. Ich habe insgesamt 11 OP hinter mir, vom Titannagel im Oberschenkel bis zur Entfernung des Dickdarms. Ich habe 3 Thrombosen und eine schwere MRSA-Staphylococcen-Infektion überstanden, habe Monate in einer BGU-Klinik verbracht.
Ich bin überhaupt kein Gegner von OP, wenn sie medizinisch notwendig sind und die einzige sinnvolle Behandlungsoption darstellen. Darunter fallen auch viele sehr progrediente Skoliosen. Aber selbst WS-Chirurgen haben mir erklärt, dass sehr viele Skoliose-OP bei frühzeitiger Erkennung und konsequenter und qualitativer konservativer Behandlung vermeidbar gewesen wären. Tatsache ist, dass in Deutschland ( nicht nur Skoliose!) gerne, schnell und viel operiert wird und die vorbeugende und konservativen Behandlungen unterfinanziert und stark vernachlässigt werden. Tatsache ist auch, dass die Kliniken in Deutschland, allen voran die von shareholder-Kapitalgesellschaften betriebenen Kliniken möglichst viele OP brauchen um wirtschaftlich zu sein und für solche OP´s zertifiziert zu werden.

Ich weiß auch nicht, was es bringen soll, gegen die verschiedenen Therapieoptionen zu hetzen. Kein Arzt zwingt irgendjemanden zu irgendwas, sei doch einfach froh, dass es mehrere Möglichkeiten gibt? Andere krampfhaft überzeugen zu wollen ist meist ein Zeichen von eigener Unsicherheit.
Ich will NIEMAND "krampfhaft" überzeugen, aber ich bin lange genug dabei und ich weis was ich weis, und was ich gesehen, gehört und erlebt habe.
Wer sich darüber echauffiert, zeigt eher eigene Unsicherheit.
In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas!
Antworten