Wie umgehen mit psychischer Belastung ?!

Infos zu weiteren WS-Deformitäten, die mit Skoliose zusammen oder alleine auftreten
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skywalker
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Wie umgehen mit psychischer Belastung ?!

Beitrag von skywalker »

Hallo Forum,

mich interessiert es sehr wie Ihr damit umgegangen seid als Ihr eure Diagnose (Hyperkyphose; Lordose etc) bekommen habt ... und euch anschließend in die Thematik eingelesen habt.
Vorallem im Bezug auf aktue Schmerzen .... wie geht ihr damit um ? Wie holt Ihr euch aus dem psychischen Loch (Falls ihr in eins fallt) ?!

Ich hab die Diagnose und Schmerzen erst seit 5 Wochen (bin jetzt 26) und fühle mich so leer ....und ich versuche mich da selbst rauszuziehen , so das ich zumindest meine Arbeit einigermaßen vernünftig bewältigen kann und meine Partnerschaft nicht so sehr darunter leidet.

Freue mich auf eure zahlreichen Kommentare :D


Gruß,
Skywalker
Lesari
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Therapie: Wird derzeit gesucht- Sehr gute Anwendung mit HuChiGong

Re: Wie umgehen mit psychischer Belastung ?!

Beitrag von Lesari »

Hallo skywalker,
als ich meine Diagnose erhalten habe, war ich ratlos.
In ein tiefes Loch bin ich erst gefallen, als mir eine falsche Therapie verschrieben,
und sich innerhalb von sechs Monaten, nur noch Schmerzen ergaben.
Daraufhin habe ich die Therapie abgebrochen, und mich dann an das erinnert was
ich im Thai Chi Chuan gelernt habe. Die Achtsamkeit und die Haltung.
Da ich zur Zeit keinen Trainer habe, bin ich zum QiGong gegangen.
Innerhalb von zwei Wochen, war ich durch die Lungenmeridianübungen (das
sind in erster Linie Atemübungen) schmerzfrei.
Doch nun brauchte ich auch etwas für die Stärkung der Muskel. Das hat mich
wieder ein Jahr gekostet, bis ich vor Ort die passenden Angebote getestet habe,
und endlich ich in diesem Jahr das gefunden habe, was ich brauche.
Qi Gong und Ausgleichgymnastik.
Ich habe meine Energie und Ausgeglichenheit wieder, mir geht es wieder gut.
Es war halt nur ein stück Arbeit.
Liebe Grüße
Lesari :)
minchen
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Diagnose: Angeborene Skoliose 39° COBB TH12-L5. (Halswirbel-Brustwirbel noch unklar, allerdings auch Skoliose erkennbar)
BWS Kyphose 37°, Sacrum arcuatum, LWS Lordose 73°
Therapie: KG nach Schroth, Korsett (CcTec).
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Re: Wie umgehen mit psychischer Belastung ?!

Beitrag von minchen »

Hallo skywalker,
mir geht es gerade sehr ähnlich wie dir!
Ich habe am 19.12.2012 erfahren das ich Skoliose, Hyperdorlose und Sacrum arcuatum (ein besonders stark gebogenes Kreuzbein) habe. Die Schmerzen habe ich mittlerweile seit 2 Jahren. Und mein Umfeld leidet stark unter meiner Launenhaftigkeit. Aus dem "Psychischem Loch" konnte mich bis jetzt keiner raus holen. Ich denke, man muss erst mal selber "darüber hinweg kommen" und sich mit seiner Situation abfinden. An manchen Tagen, scheint es mir gut zu gelingen. Aber dann gibt es wieder so Tage, zb wie gestern und heute wo ich einfach nur denke das ich ein Krüppel bin, weil ich morgens einen steifen Rücken habe und mich tagsüber so gut wie um nichts kümmern kann aufgrund der starken Schmerzen. Auf jeden Fall wünsche ich dir von Herzen gute Besserung und baldige Schmerzfreiheit. :)

LG Minchen
Ich bin wie ich bin, passt es dir nicht, schau woanders hin.
Agrimon
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Diagnose: hochthorakale Kyphoskoliose bws 24 Grad, lws 29 Grad, 4bre mit Hyperlordose
Therapie: Korsett von Rahmouni, laufen mit MBT Schuhen, Reha 30.10. bis 26.11.2013 Bad Salzungen, wegen Peritonitis Op 2017 Korsett abgesetzt, jetzt Lumbo Train Bandage, nächste Reha 2019 geplant
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Re: Wie umgehen mit psychischer Belastung ?!

Beitrag von Agrimon »

Hallo Skywalker,

ich gehe mit meiner Diagnose sehr gelassen um, da ich schon von klein auf damit konfrontiert bin. Ich kenns gar nicht anders. Mit 14 bekam ich mein erstes Korsett, ein Mörderinstrument, das ich nicht lange getragen habe. Dann hab ich die Therapie auch schleifen lassen, da es wenig gute Therapeuten in meiner Nähe gab. Erst später hab ich wieder mit normaler KG begonnen, was die Schmerzen etwas reduziert hat. 2001 war ich das erste Mal in Bad Sobernheim und habe die KG nach Schroth kennen gelernt. 2005 habe ich dieses Forum entdeckt und seitdem bin ich dabei. Seit 2012 trage ich wieder ein Korsett zur Reduzierung der LWS Schmerzen, was weitaus besser ist, als das Teil von damals. Meine psychischen Probleme sind nicht auf meiner Diagnose sondern eher auf andere Sachen beschränkt.

Gruß Agrimon
bin eine Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht und noch Interesse für andere Dinge hat

Meine Skoliose-Geschichte: Meine Skoliose
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Força
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Diagnose: 56 ° th.l Skoliose sowie 60° Hyperlordose und 1° Kyphose ^^
Therapie: seit '12 cctec Erwachsenenkorsett, viel Kombi von Physio beim Therapeuten als auch daheim.

Re: Wie umgehen mit psychischer Belastung ?!

Beitrag von Força »

Lieber Skywalker.

Ich selbst bin ja seit quasi Geburt mit Einschränkungen konfrontiert worden, daher kenne ich meinen Körper nicht gesund, er war immer "anders". Aber ich empfinde ihn nicht als falsch. Ich habe mit 13 meine erste Schroth Reha gemacht und es war psychisch eine Katastrophe und in vielen weiteren Hinsichten auch. Ich bekam dort vermittelt ich sei nicht richtig so wie ich bin. Sollte immer daran denken gerade zu gehen, gerade zu stehen..nun ist das bei mir aber angeboren, es geht also nicht anders. Irgendwann mit 17 gab ich Schroth auf weil ich mir ständig Blockierungen holte und Jahre später erfuhr ich auch warum es die absolut falsche Therapieform für mich war. Schade dass man mir mit 13, 14 nicht zugehört hat. Es war aber nicht die Krankheit Skoliose, sondern der Umgang anderer damit, deren Obzession.

Mit 14 beschloss ich mein Korsett nicht mehr zu tragen, weil ich im Korsett nicht weniger Grad hatte als ohne, aber mich z.B. zwischen zwei Stäben gut ausgleichen konnte. Ich entschied mich damals dass ich meinem eigenen Körperempfinden trauen würde, und all das tue um mehr Lebensqualität zu bekommen. Wenn es die mir aber raubt, dann verliere ich mehr als ich gewinne. Denn weshalb sonst will ich denn meine Skoliose behandeln lassen..damit es besser wird, mir hilft! Die Krümmung wird vielleicht nicht besser, aber die Beschwerden...

So sehe ich es bis heute und nun bin ich 28.

Ich versuche zu den besten Ärzten und Orthopäden zu gehen, aber auch da stelle ich "mehr Lebensqualität" vor allem anderen.

Versteh mich nicht falsch, ich bin sehr wohl gewillt Schmerzen zu ertragen und mich durchzubeißen, aber nur wenn ich das Gefühl habe dass es was bringt. Ich habe im Oktober ein neues Korsett bekommen. Im Dezember entschied man es müsse ein neues gebaut werden weil ich oben in die Krümmung gehe. Auch wurde das Korsett so verändert dass ich es nicht mehr tragen konnte und ich seit dem Opiate nehmen durfte, weil ich lordosal höllische Schmerzen hatte. Das Opiat konnte ich nach ein paar Wochen wieder absetzten. Was blieb war dass ich weniger Schmerzen als vor der Korsettzeit in der Lende habe, und mich links vom Hauptkrümmungsbogen der Skoliose noch besser strecken kann, es bringt also wohl was! Diese positiven Aspekte versuche ich mir auch immer wieder zu sage, und vor allem erstmal zu realisieren :)

Mitte Februar bekomme ich ein neues. Die Orthopäden sind sehr bemüht und versuchen ihr Bestes, das merke ich und ich bin ihnen sehr dankbar. Aber dennoch weiß ich dass ich nun wo ich wieder arbeite und meist von 8-20 Uhr außer Haus bin nicht so leicht anfangen werde können das neue Korsett zu tragen. Würde ich nun nur auf deren Ratschläge hören, wär da viel zu viel Druck.

Ich versuche mein Bestes, ich bin bereit zu probieren, aber gleichzeitig kenn bzw. erfahre ich meine Grenzen. Und wenn es mein Leben zu sehr einschränkt, dann is Schluss, dann is da die Grenze. So hoffe ich eine gute Balance zu finden, und nicht zu viel zu wollen. Vor allem hoffe ich so mir einen Ausgleich zu ermöglichen. Ich belohne mich wenn ich weiss dass ich stark war und durchhielt bei der Eingewöhnung, in dem ich mir dann Sachen gönne die bewusst als "Belohnung" dienen sollen, und die ich mir sonst vielleicht nicht so leicht gönnen würde, wie Kinobesuch, Konzertbesuch oder mal mehr Geld ausgeben wenn ich mit Freunden weggehe. Ich versuche die Leichtigkeit in meinem Leben zu erhalten, um abzuschalten, um auszugleichen. Ich lebe mit meiner Behinderung, aber ich möchte sie tragen und nicht sie mich. Dem ist natürlich vorausgesetzt dass ich mich mit meinem Körper annehme was einem in der heutigen Zeit durch die Medien-manipulations-berieselung nicht immer leicht gemacht wird. Und da gibt es kein Patentrezept, aber das ist für mich das A und O. So wie du mit deinen Behinderungen/Einschränkungen/Krankheiten umgehst, so spiegelt es sich meist dann auch bei deinen Bekannten/Freunden etc.
Bei mir ist das alles seit ich 16 bin kein großes Ding, so zumindest mein Eindruck, aber Bekannte nehmen nun durch das Korsett mehr war dass ich wirklich oft nich so kann. Denn damals als Teenie hab ich fürchterlich gelitten. Meine Ärzte, Therapeuten und Eltern fanden alles schlimm, und irgendwann fand ich mich auch schlimm, und Skoliose schlimm, und meine ganzen weiteren Behinderungen schlimm, und dann fand meine Umwelt das auch alles schlimm und das ganze Leben wurde schlimm. Aber das ist Quatsch. Meine Behinderungen sind nicht schlimm. Sie sind einfach da. Und ich kann in vielen Hinsichten besser weil intensiver leben dadurch!
Ich hör das Rauschen der Blätter im Wald, und freu mich. Ich geh mit Freunden was trinken und feier das Leben, und freu mich. Ich hab relativ schmerzfreie Tage, und freu mich. ...ich freu mich über gutes Essen, über tausend Dinge, und nehme Sachen nicht so selbstverständlich. Das hat mein Leben also sehr positiv beeinflusst find ich.

Und wenn ich wie nach Absetzten des Korsetts erstmal wieder total demotiviert bin und deprimiert, dann versuche ich erstmal mir ne Auszeit zu gönnen, z.B. auch vom Forum hier, und nun wo ich nächste Woche das neue Korsett bekomme, da "trainiere" ich meine Gedanken schon mal und stell mich wieder drauf ein und mach Pläne wie ich es diesmal zu handhaben versuche, damit es mich nicht überfordern wird. Also mit Einkaufen Freunde fragen, Tage festsetzen, Wohnung schonmal mehr aufräumen, vorplanen...aber auch nen Abenteuer-Sommer-Urlaub mit Wildnis Camping planen :)

Es ist schwierig, mit Krankheit und Behinderung zu leben, keine Frage, aber vielleicht gewinnen wir dem Leben gerade dadurch mehr ab, bzw. hinzu, weil wir nicht alles als selbstverständlich erachten, weil wir an den Herausforderungen wachsen, und dadurch wir unser Leben bestimmen, und nicht unsere Skoliose uns.

Wie umgehen mit psychischer Belastung? Lernen und probieren wie wir sie tragen können, ohne uns dabei zu fühlen dass wir sie ertragen. Im Gehirn, an unserem Willen, unseren Gedanken arbeiten, uns annehmen und ein gesundes Gefühl zu uns selbst zu haben. Das kommt nicht von heut auf morgen, aber man kann es sich sehr wohl erarbeiten.

Ich bin auf Grund meiner eigenen Erfahrung überzeugt, das dies möglich ist. Wünsche dir viel Kraft und neuen Mut hierfür, du schaffst das!

Liebe Grüße, Ju
Aktueller Verlauf mit Força carregar (Korsett)
Pirat1988
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Diagnose: linksseitige Lumbalskoliose (50°) mit Halbwirbelkeilbildung
Therapie: seit 5 Jahren KG
3 Jahre nach Voita
1 Jahr nach Schroth
1 Jahr nach Bobath
Wohnort: Wittlich

Re: Wie umgehen mit psychischer Belastung ?!

Beitrag von Pirat1988 »

Hallo Skywalker

Also mir hat bei meinem Loch geholfen:
1.)Infos und Austausch durch/mit anderen Patienten (zB hier aus dem Forum-> Du bist nicht der einzige auf der Welt der so was hat)
2.)Ich hatte oft Gedanken wie: "warum habe ICH diese komische seltene Krankheit und alle anderen sind gesund".... Aber lass dir aus meiner Erfahrung sagen, dass viele andere (auch in unserem Alter) chronische Krankheitne haben und auch oft zum Arzt oder zu Therapien müssen.

Bei Schmerzen hilft mir eine Mischung aus
-Ruhe
-Dehnung
-Wärme

LG pirat
Cogito ergo sum (René Descartes);ich weiß, dass ich nichts weiß (Sokrates)
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