20 Jahre Skoliose Teufelskreis

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Adnil85
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20 Jahre Skoliose Teufelskreis

Beitrag von Adnil85 »

Hallo zusammen,
vielen Dank für die Aufnahme. Ich bin 38 Jahre alt und habe eine Skoliose von 32° thorakal. Den Rest weiß ich gerade ehrlich gesagt nicht mehr.

In Kürze: Ich habe folgende Fragen:

Welche Rehaklinik ist für Erwachsene zu empfehlen?
Gibt es hier auch die Möglichkeit, Kinder mitzunehmen (mit Betreuungsperson)?
Warum wird von einer Op immer abgeraten? Was ist daran so schlimm?

Meine Skoliose wurde diagnostiziert als ich 17 war. Die Betriebsärztin bei der Einstellungsuntersuchung für die Ausbildung hat sie entdeckt. Ob sie von klein auf übersehen wurde oder sich nach einem Unfall ab meinem 11. Lebensjahr entwickelt hat, weiß man nicht. Diagnostik lief dann über die Vulpius Klinik in Bad Rappenau. Es wurde ein Korsett verschrieben mit der Aussage, dass es vermutlich aber nichts mehr bringt. Außerdem solle ich ins Fitnessstudio und Rückenmuskulatur aufbauen. Korsett von Hemann in Bad Rappenau und anschließend auch KG (nicht nach Schroth).
Nach einem Jahr Abschlussuntersuchung, Korsett habe nichts gebracht, könne weggelassen werden. Ich erzählte dem Arzt von meinen starken Schmerzen im Lendenwirbelbereich. Er meinte, das sei Abnutzung und mit der Skoliose säße ich evtl mit 30 im Rollstuhl. Es hat sich dann rausgestellt, dass ich einen Bandscheibenvorfall zwischen L4 und L5 hatte.

Nun begann ein 12jähriger Kreislauf aus Medikamenten, TENS, kämpfen um jedes Physio Rezept, mehrere Anläufe im Fitnessstudio, die alles verschlimmerten und Schmerzen, Schmerzen, Schmerzen. Reha wurde nicht empfohlen. Inzwischen hatte ich eine Diagnosegeschichte nach der anderen bzgl Ohrgeräuschen, Atemnot, dauerhaften Kopfschmerzen wieder mit viel Bettelei bei den Ärzten verbunden, nicht nur Diclofenac zu verschreiben. Dann kam der zweite Bandscheibenvorfall. Außerdem kam und kommt es immer wieder zu Hexenschüssen.
Endlich fand ich Dr. Hofmann, der feststellte, dass die komplette Muskulatur verkürzt war und daher das ganze Training nix brachte. Ein Korsett wurde verordnet, aber von der KK abgelehnt, da das in dem Alter nichts mehr bringe. Da ich gerade eine neue Ausbildung zur Ergotherapeutin absolvierte, wurde die Reha aufgeschoben. Die Muskelaufdehnung half kurzfristig. Ansonsten viel MT mit viel Selbstzahler, da in 20 min nicht viel passieren kann und ich dann doppelte Einheiten vereinbart hab, die ich dann selbst zahlen musste. Osteopathie seither regelmäßig um es erträglich zu halten, auch Selbstzahler. Nach der Ausbildung war ich schwanger, daher keine Reha, dann Corona,...Frau Dr. von Richthofen empfahl Spiraldynamik, hab ich auch gemacht bzw mach ich noch. Vor zwei Jahren war ich bei einem Orthopäden hier in der Nähe, da Verdacht auf 3. Bandscheibenvorfall. Man müsse kein MRT machen, da die Behandlung ja gleich bliebe. Er empfahl Akupunktur und nach der Stillzeit stationäre Infiltration. Hab ihn gefragt, ob das denn jetzt für immer mein Leben sei. Meinte er ja, so und schlimmer. Akupunktur hab ich gemacht, die Spritzerei nicht.

Nun habe ich 3 kleine Kinder und ich hab es so satt! Jeden Morgen weiß ich nicht, ob es bis 11 Uhr dauern wird, bis ich mich aufrichten kann oder der gesamte Tag nur schmerzhaft sein wird und ich fast zusammen brech um den Alltag bewältigen zu können. Dauernd muss ich zu meinen Kindern sagen, ich kann nicht, weil mir der Rücken weh tut. Es nimmt mir so viele schöne Momente. Herumtollen, raufen oder auch nur Schuhe zubinden will gut überlegt sein, ob das machbar ist. Neulich sind wir 14km Fahrrad gefahren, also nicht weit und E-Bike. Danach konnte ich eine Woche kaum laufen geschweige denn mich aufrichten.

Vor den Kindern war mein Programm schwimmen, Pilates, laufen, Gerätetraining. Trotzdem kam immer wieder was dazu. Bspw war ich mit den Hunden länger unterwegs, ging nach unten um sie anzuleinen und peng - Hexenschuss. Mitten auf dem Feld. Irgendwie nach Hause geschafft, am nächsten Tag zum Hausarzt zum Spritzen und dann laufen laufen laufen um nicht in Schonhaltung zu kommen. Ortoton und je nachdem Tilidin und nach ein paar Tagen ging es wieder. Das geht so nicht mehr.
Ich kann und ehrlich gesagt will ich auch nicht jeden Tag 2h Sport machen. Ich will nicht, dass diese Erkrankung mein Leben beeinflusst. Im Juni habe ich wieder einen Termin bei Frau Dr. von Richthofen.

Ich könnte noch eine Weile so weiter machen, aber ich glaub, ich hab eh schon überzogen. ;)

Vielen Dank für's Lesen. Bin dankbar für alle Tipps, auch Literaturempfehlungen.
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Klaus
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Re: 20 Jahre Skoliose Teufelskreis

Beitrag von Klaus »

Hallo Adnil,
Endlich fand ich Dr. Hofmann, der feststellte, dass die komplette Muskulatur verkürzt war und daher das ganze Training nix brachte. Ein Korsett wurde verordnet, aber von der KK abgelehnt, da das in dem Alter nichts mehr bringe.
Es wurde kein Widerspruch eingelegt? Dr. Hoffmann als einer der wenigen Spezialisten war schon bekannt dafür, dass er bei entsprechender Indikation Erwachsenen-Korsette erfolgreich durchsetzen konnte.
Da ich gerade eine neue Ausbildung zur Ergotherapeutin absolvierte, wurde die Reha aufgeschoben.
Schade, denn Korsett und gezielte Muskelpflege (z. Bsp. Schroth KG) in Kombination können schon eine gute Möglichkeit sein. Insbesondere wenn es um so umfangreiche verkürzte Strukturen (Muskeln, Bänder und Sehnen) geht.
Mit MT kommt man nur temporär weiter und Fitness Studio sollte man in einer solchen Situation erst einmal nicht machen! Ein Aufbau von komplett verkürzten Muskeln ist kontraproduktiv. Von Dr. Hoffmann gab es viele Berichte darüber, dass er Fitness Training sogar "verboten" habe und zunächst die reine Dehnung empfohlen hatte. Durchaus auch vor einer Schroth REHA.
Ich kann und ehrlich gesagt will ich auch nicht jeden Tag 2h Sport machen.
Na ja, ca 30 Minuten evtl. alle 2 Tage sollten es schon, aber nicht einfach Sport, sondern eben individuelle gezielte Muskelpflege.
Frau Dr. von Richthofen empfahl Spiraldynamik, hab ich auch gemacht bzw mach ich noch.
Als einzigste Möglichkeit? Sonst nichts?
....am nächsten Tag zum Hausarzt zum Spritzen und dann laufen laufen laufen um nicht in Schonhaltung zu kommen. Ortoton und je nachdem Tilidin und nach ein paar Tagen ging es wieder. Das geht so nicht mehr.
Bei solchen Schmerzen sollte doch mindestens ein Schmerzkorsett in Frage kommen.

Gruß
Klaus
Adnil85
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Re: 20 Jahre Skoliose Teufelskreis

Beitrag von Adnil85 »

Hallo Klaus,
danke für deine Antwort.

Ich habe Widerspruch eingelegt, die KK hat abgelehnt. Beim zweiten Mal wurde der MD eingeschaltet, dann hat die KK eine andere Art Korsett vorgeschlagen. Ich weiß leider nicht mehr was für eins, aber im Nachhinein hätte ich es vermutlich annehmen sollen.

Bzgl Reha wird sich wohl die nächsten Jahre nix machen lassen, da mein Jüngster gerade 4 Monate alt ist und Begleitkinder erst ab 3 Jahren möglich sind. Ich hab gefragt, ob mein Mann als Begleitperson mit kann, aber scheinbar nicht.

Als ich damals bei Frau Dr. von Richthofen war, war Corona und ich schwanger. Daher vermutlich nur die Empfehlung zur Spiraldynamik und sie hat noch MT und KGG verordnet.

Seither hab ich mich etwas in mein Schicksal ergeben, war nicht mehr beim Arzt und bin halt zur Osteopathin. Jetzt muss ich mal wieder bisschen Gas geben und vielleicht klappts ja dieses Mal mit dem Korsett. Hab inzwischen auch die Kasse gewechselt. Wobei ich ehrlich gesagt auch etwas Angst vor dem Korsett hab. Ist zwar schon eine Weile her, aber die Schmerzen am Anfang waren auch nicht ohne.
Ist Rahmouni als Korsettbauer in BW als einziger zu empfehlen?

Seit ein paar Tagen nehm ich vor dem Schlafengehen Methocarbamol, was aber für die Stillzeit nicht optimal ist. Hat da jemand noch einen Tipp? Kurkuma wurde mir wärmstens als Entzündungshemmer empfohlen, aber ein Muskelrelaxan hab ich noch keins gefunden.

LG
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eric
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Re: 20 Jahre Skoliose Teufelskreis

Beitrag von eric »

Wenn zur den Schmerzen auch noch die vielen Bandscheiben-Vorfälle kommen, wird ein Korsett auch da helfen können.
und ja, Rahmouni ist der Beste in Bawü.
Gruß eric
Adnil85
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Re: 20 Jahre Skoliose Teufelskreis

Beitrag von Adnil85 »

Danke @eric für den Tipp.
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Klaus
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Re: 20 Jahre Skoliose Teufelskreis

Beitrag von Klaus »

Hallo Adni,
Wobei ich ehrlich gesagt auch etwas Angst vor dem Korsett hab. Ist zwar schon eine Weile her, aber die Schmerzen am Anfang waren auch nicht ohne.
Na ja, eine Korsett-Therapie sollte schon so gestaltet sein, dass die Reduzierung der grundsätzlichen Schmerzen größer ist, als die erzeugten Schmerzen bzw. Nebenwirkungen durch das Korsett bzw. die Korrektur. Offenbar ging es damals aber nicht so sehr um die Schmerzen, die jetzt vorhanden sind. Oder?

In der Regel muss man die Tragezeit allmählich anpassen und es gibt auch die Möglichkeit, den Korrekturdruck des Korsetts selbst zu regulieren.
Grundsätzlich muss man aber sagen, dass es unterschiedliche Korsette (Bauweisen) für unterschiedliche Anwendungen gibt. Da spielt auch die Lebensqualität eine Rolle, also ist z. Bsp. bei einem Schmerzkorsett die Reduzierung der Schmerzen (durch eine ganz individuelle Korrektur) größer, als die Nebenwirkungen des Korsetts im Alltag.
Es kann aber auch (zusätzlich) um eine Vorbeugung gegen eine weitere Verschlechterung der Gradzahlen oder eine möglichst optimale Korrektur (hochkorrigierend) gehen, um auch eine deutliche Verbesserung der Optik zu versuchen.


Gruß
Klaus
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