Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

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minimine
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Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von minimine »

...bis vor kurzem war ich wohl auch jemand, der auf diese Frage mit einem deutlichen JA geantwortet hätte. Ich war sehr selbstbewusst im Umgang mit der Skoliose, mir hat es nichts ausgemacht, wenn mal das Korsett bei der Kleidung rausgeguckt hat oder wenn jemand wusste, dass ich Skoliose habe.
Aber mittlerweile hat sich das total verändert, ich möchte die Skoliose einerseits am Liebsten komplett verdrängen. Ich weiß natürlich, dass das auch keine Lösung ist. Mich stört auch nicht, dass man es kosmetisch sieht, sondern das sie einfach "da" ist. Ich weiß, dass es eine Krankheit ist und momentan setze ich das einfach mit "Schwäche" gleich. Der Rest um mich rum wirkt immer so fit und gesund, und hier und da kommt natürlich das Gespräch allgemein auf den Rücken. Dann fallen Statements wie "das ist gut für den Rücken etc." und ich denke mir nur, ist bei mir doch eh egal, erstens gilt das, was für den normalen Rücken gilt noch lange nicht für meinen Rücken und zweitens ist da wohl eh Hopfen und Malz verloren...
Andererseits mache ich mir aber auch irgendwie Gedanken um die Zukunft. Klar, die Methoden werden sicherlich nicht schlechter, aber wie wird es mir dann gehen? Einerseits möchte ich gerne sagen können, ich lebe im hier und jetzt, so habe ich bis vor Kurzem auch noch gedacht, aber verschließt man damit nicht auch die Augen für die Wirklichkeit?? Was ist im Alter, man wird doch nicht bis ins hohe Alter fit genug sein, um immer KG zu machen oder ein Korsett zu tragen?! Was ist, wenn man mit dem Alter noch andere Erkrankungen bekommt, die es dann vielleicht nicht mehr zulassen, dass man sich um die Skoliose kümmert?

Ich weiß, man muss es eh so nehmen wie es kommt, die Skoliose ist nunmal da und es gibt sicherlich auch schlimmere Krankheiten. Aber momentan muss ich über solche Themen schon irgendwie öfter grübeln und mir das jetzt einfach mal "von der Seele schreiben".

Wie ist das denn bei euch? Habt ihr eure Skoliose komplett akzeptiert? Macht ihr euch nie Gedanken um die "Zukunft" und um das Leben mit Skoliose im Alter?

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Raven
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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von Raven »

Hallo minimine,

ja, ich habe meine Skoliose bzw. die Versteifung akzeptiert.
Ich verstecke auch nicht die Narbe oder den (zugegeben, minimalen) Rippenbuckel - ich trage körperbetonte Kleidung, auch rückenfrei. Es ist für mich auch okay, wenn mich Menschen auf die Narbe ansprechen - natürlich nur, sofern das in einem vernünftigen Tonfall passiert. Es ist für mich auch okay, zu sagen wenn ich etwas nicht kann - wenn das nicht akzeptiert wird, kann mich das natürlich schon ein Stück weit ärgern bis bedrückt machen. Aber ich ärgere mich dann über die entsprechenden Leute, nicht über mich oder meine Wirbelsäule.
Ein Stück weit trägt zur Akzeptanz sicherlich auch bei, dass meine Freunde sowie mein Lebensgefährte mich voll mit dieser, durch die lange Versteifung nunmal bestehenden, Einschränkung akzeptieren.
Auch, finde ich, trägt für mich dazu bei, dass es nichts gibt, das ich gerne tun würde aber wegen Skoliose/Versteifung überhaupt nicht kann - im beruflichen wie im privaten Bereich. Sicherlich ist es hin und wieder mal lästig, wenn etwas beschwerlicher als bei manchen Menschen ist, aber es ist keine wirkliche Belastung, da es die Sachen, die ich eben gerne mache, nur wenig betrifft.
minimine hat geschrieben:Macht ihr euch nie Gedanken um die "Zukunft" und um das Leben mit Skoliose im Alter?
Klar mache ich mir auch Gedanken - aber es ist nichts, das mich belastet.
Ich sehe das realistisch; ich weiß, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die Versteifung im mittleren bis höheren Alter mal Probleme macht.
minimine hat geschrieben:...bis vor kurzem war ich wohl auch jemand, der auf diese Frage mit einem deutlichen JA geantwortet hätte. Ich war sehr selbstbewusst im Umgang mit der Skoliose, mir hat es nichts ausgemacht, wenn mal das Korsett bei der Kleidung rausgeguckt hat oder wenn jemand wusste, dass ich Skoliose habe.
Aber mittlerweile hat sich das total verändert, ich möchte die Skoliose einerseits am Liebsten komplett verdrängen. Ich weiß natürlich, dass das auch keine Lösung ist. Mich stört auch nicht, dass man es kosmetisch sieht, sondern das sie einfach "da" ist.
Wenn es dir nicht zu persönlich ist:
Was hat sich da für dich geändert? Hat dich jemand wegen Skoliose/Korsett abgelehnt, konntest du bei etwas das dir wichtig ist nicht richtig mitmachen, etc.?
minimine hat geschrieben:Dann fallen Statements wie "das ist gut für den Rücken etc." und ich denke mir nur, ist bei mir doch eh egal, erstens gilt das, was für den normalen Rücken gilt noch lange nicht für meinen Rücken und zweitens ist da wohl eh Hopfen und Malz verloren...
Das kenne ich durchaus auch.
Insbesondere nervt es mich, wenn mir - oft durchaus aus gutem Willen - falsch "geholfen" wird. Das geht einerseits bei "Überbetüddeln" los (wenn mir selbst leichte Gegenstände abgenommen werden, jemand selbst leichte Tätigkeiten wie Kochen, die ich mit Freude mache, abnehmen will), und auch bei Anbieten von Hilfe, die eigentlich schädlich ist (wenn ich mühsam vom Boden aufstehe und mich jemand hochziehen will (bloß nicht! Ich schaff's alleine, auch wenn's ungelenk wirkt), oder auch, wenn mir jemand einen weichen Sitzplatz, extra Kissen o.ä. anbieten will (damit sitze ich erst recht schlecht) ).
Lästig natürlich auch, wenn man einfach nicht ernst genommen wird, allgemeine "Rückentipps" kommen oder Kommentare wie "Mach' mehr Sport, dann geht der steife Rücken schon weg" :rolleyes: oder auch "In deinem Alter sowas? Du bist bestimmt immer zu viel vorm Computer gesessen" (tja, und dabei fühlen sich manche recht gut dadurch bestärkt, dass ich in der Tat viel am Computer sitze, Software-Entwicklerin bin und noch ein technisches Fach studiere :/ - aber ich bin kein "Couch-Potatoe", sondern gehe auch viel raus, gehe wandern, was unternehmen... ).
minimine hat geschrieben:Einerseits möchte ich gerne sagen können, ich lebe im hier und jetzt, so habe ich bis vor Kurzem auch noch gedacht, aber verschließt man damit nicht auch die Augen für die Wirklichkeit?? Was ist im Alter, man wird doch nicht bis ins hohe Alter fit genug sein, um immer KG zu machen oder ein Korsett zu tragen?! Was ist, wenn man mit dem Alter noch andere Erkrankungen bekommt, die es dann vielleicht nicht mehr zulassen, dass man sich um die Skoliose kümmert?
Verstehen kann ich das gut.
Nun, ich lebe auch ein Stück weit im Hier und Jetzt. Ich bin dankbar für jeden Tag, jeden Monat, jedes Jahr, in dem es mir gut geht. An die Zukunft denke ich, bzw. beziehe sie ins Handeln ein, diesbezüglich, Dinge zu unterlassen, die sich tendentiell später rächen.
Ich bin, wie gesagt, da auch realistisch, dass die Wahrscheinlichkeit für spätere Probleme groß ist - ich wurde mit 13 Jahren schon operiert, und bringe es mit meinen noch recht jungen 27 Jahren da also schon auf fast eineinhalb Jahrzehnte mit Versteifung. Ich kenne Patienten, die schon zehn Jahre nach OP deutliche Verschleißerscheinungen haben... Auch natürlich die Sache mit späteren Erkrankungen, die es nicht mehr so erlauben, sich um die Wirbelsäule zu kümmern. Probleme mit Knie oder Hüfte, die nunmal im Alter häufig auftreten, zu kompensieren, wird bei meiner langen Versteifungsstrecke nicht so möglich sein wie bei anderen, das weiß ich. Da mache ich mir gar nichts vor.
Ich finde es aber auch nicht gut, sich andauernd Sorgen zu machen - für mich lege ich da Wert auf Information sowie auf meinem Körper entsprechendes Verhalten, darauf, das Beste aus der aktuellen Situation zu machen. Mit starken Sorgen, ohne konkret etwas tun zu können, würde ich nichts verbessern.
Aber momentan muss ich über solche Themen schon irgendwie öfter grübeln und mir das jetzt einfach mal "von der Seele schreiben".
Dass du dir das von der Seele schreibst, ist gut :)
Und vielleicht helfen dir die Antworten ja auch ein Stück weit.

Liebe Grüße,
Raven
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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von fischotter »

Hallo minimine,
kann Dich voll und ganz verstehen. Ich hatte als 14jährger einen Orhopäden, der meinte Ahnung zu haben, hat meinen Rücken versaut. Da er meinte nicht sofort was zu machen, sondern 1 jahr später. Nun hab ich bis zum 47. durchgehalten und hab mich leider einen Arzt der soviel "Ahnung" haben sollte, mich operieren lassen. Dort fing mein Elend an. Nach 4 OP´s stehe ich wieder am anfang um wieder, hoffentlich, schmerzfrei zu werden und von den Drogen weg zu kommen. Ich bin die Geschichte Leid.

ciao

Peter
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Sarah
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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von Sarah »

Hallo minimine,
mir geht es genauso wie dir. Ich gebe es zwar vor anderen Leuten offen zu, aber trotzdem
fühle ich mich manchmal eingeschränkt.
Was mich sehr stört.. ich muss das Korsett ja einige Jahre tragen.
Dr. Hoffmann sagt ja, dass man es wahrscheinlich danach absetzen kann.
Aber was ist wenn es nicht so ist?
Davor habe ich ziemlich Angst. Vorallem er sagte, ich könne es vielleicht in 8 Jahren absetzen,
jetzt bin ich 19. Irgendwann möchte ich auch später Kinder haben, so ungefähr mit 30..
Was ist wenn ich das Korsett abschule und z.B. nach einer Schwangerschaft es sich verschlechtert.. dann war ja fast alles umsonst.
Klar man kann immer sagen, man hat alles versucht, irgendwie fänd ich es nicht gut zu wissen,
es war alles umsonst, man muss sowieso operiert werden.
Andersum habe ich sehr viel Angst vor einer Op..ich habe auch noch eine komplexe Blutgerinnungserkankung.
Zurzeit tu ich mich noch schwer mit meiner Situation und mit meinem Korsett.
Als ich krank war und das Korsett nicht tragen konnte, wurde ich zurück geworfen und musste quasi bei null anfangen. Irgendwie kann ich mich in der Woche nicht steigern,
In der Woche habe ich es am Tag ca. 3 Stunden an jeweils eine Stunde.
Aber ich schaff es einfach bei der Arbeit nicht :( In der Nacht komme ich gut damit klar.
Meine Freunde und Familie meinen, mein Korsett sieht man durch die Kleidung nicht, aber trotzdem habe ich das Gefühl das die Leute mich anstarren.
Eine Schulter ist ja auch viel höher als die andere und ich stehe recht steif.
Ich hoffe nur für uns Korsett-Träger nicht alles umsonst war.

LG
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minimine
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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von minimine »

Hallo ihr Lieben,

danke für eure Antworten. :)

@Raven:
Wenn es dir nicht zu persönlich ist:
Was hat sich da für dich geändert? Hat dich jemand wegen Skoliose/Korsett abgelehnt, konntest du bei etwas das dir wichtig ist nicht richtig mitmachen, etc.?
Im Prinzip zwei Erlebnisse. Sind mir aber wirklich zu persönlich. Das eine sorgte für die "akute" Zukunftsangst, das andere eher für den Zusammenbruch des selbstbewussten Umgangs mit der Skoliose. :/
Auch natürlich die Sache mit späteren Erkrankungen, die es nicht mehr so erlauben, sich um die Wirbelsäule zu kümmern.

Es sind ja nicht nur Erkrankungen, die es nicht mehr erlauben, sich um die Skoliose zu kümmern, sondern diese vielleicht auch zusätzlich negativ beeinflussen. Ich meine damit die Wechseljahre (die Stationsärztin in Sobernheim meinte zu mir, dass die Gefahr dann sehr hoch für eine weitere Zunahme ist und man das auch mit nichts beeinflussen kann), Osteoporose, Arthrose in Hüfte/Knien (so dass man die Einschränkung des Rückens eben nicht mehr so einfach kompensieren kann). Klingt jetzt vielleicht komisch, aber wenn ich mir so die "älteren" Skoliosepatienten angucke, dann habe ich bisher wirklich nur welche kennengelernt, die beachtliche Krümmungen haben. Da stelle ich mir schon die Frage, ob es damit einen Zusammenhang geben kann und ob so dann auch mein "Ruhestand" aussehen wird...


@ Sarah:
Klar man kann immer sagen, man hat alles versucht, irgendwie fänd ich es nicht gut zu wissen,
es war alles umsonst, man muss sowieso operiert werden.
Genauso gehts mir auch. Einerseits hab ich riesige Angst vor einer OP, andererseits gibt es doch immer so einen Gedanken, dass es ja doch irgendwann darauf hinauslaufen wird. Und um ehrlich zu sein, denke ich in letzter Zeit tatsächlich öfter über eine OP nach. Ich weiß, dass die Skoliose dann immer noch "da" wäre, aber vielleicht würde endlich mal ein wenig Ruhe einkehren. Keine Angst mehr zu haben vorm nächsten Röntgen und davor, dass es sich womöglich wieder verschlechtert hat. Allerdings fällt dieser Schritt für mich sowieso die nächste Zeit aus, da es Job-technisch gar nicht möglich wäre.
Schon komisch, jahrelang wäre es zwar theoretisch möglich gewesen (im Studium), aber ich selbst war nie für den Schritt bereit und jetzt wäre ich bereit, aber es geht zeitlich nicht...
Dann denke ich aber auch wieder, dass ich ja schon manches mal so therapiemüde war und es sich doch immer wieder gewandelt hat. Aber ich weiß auch, dass ich mein Korsett in Zukunft nur noch Nachts und bei rückenbelastenden Tätigkeiten tragen werde, und ich mich definitiv nicht mehr aufraffen kann, es auch bei der Arbeit zu tragen (ich könnte, aber ich will einfach nicht). Und hier ist dann natürlich die Angst vor einer erneuten Verschlechterung auch wieder präsent, aber ich sage mir momentan einfach, entweder es klappt oder es klappt nicht.
Meine Freunde und Familie meinen, mein Korsett sieht man durch die Kleidung nicht, aber trotzdem habe ich das Gefühl das die Leute mich anstarren.
Eine Schulter ist ja auch viel höher als die andere und ich stehe recht steif.
Genau deshalb "will" ich es nicht bei der Arbeit tragen. Ich habe es einige Tage versucht, aber ich fühlte mich total beobachtet, hab ständig an der Kleidung gezupft, damit es bloß nicht rausguckt. Dann die steifen Bewegungen, die sicherlich irgendwann auffallen, wenn man tagtäglich zusammen ist. Während meines Praktikums hab ich auch immer gedacht, die Leute rechnen ja nicht mit einem Korsett, aber man bückt und bewegt sich einfach anders. Und es fiel eben doch irgendwann auf. Da war es nicht weiter schlimm, da es nur ein Praktikum war, aber nun im richtigen Job möchte ich es einfach nicht. Das komische ist echt, ich hab mir vor dem Job nie Gedanken darum gemacht, dass sowas passieren könnte. Für mich war es irgendwie selbstverständlich, dass ich es anziehen werde und es einfach zu mir gehört. Aber es hat halt nicht geklappt.
Jetzt versuche ich es einfach Nachts und hoffe einfach, dass es klappt. Gut finde ich aber, dass ich das Korsett auch von heute auf morgen wieder 23 Stunden tragen könnte, d.h. für mich, dass ich anscheinend gar nicht soo weit zurückgefallen sein kann, da es sonst sicherlich mehr drücken würde und ich mich erst wieder neu eingewöhnen müsste.

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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von Sarah »

Hallo Minimine,
ich beneide die Leute, die das Korsett schon am Anfang lange tragen können.
Am Wochenende trage ich es auch viel länger am Tag als werktags.
Bei der Arbeit ist es einfach schwierig. Meine Kollegen und auch mein Chef wissen Bescheid.
Aber ich habe sehr viel mit Leuten zu tun, und da habe ich einfach Angst.
Auf der anderen Seite akzeptiere ich meine Skoliose. Ich mache da auch kein Geheimnis drum,
aber bei der Arbeit stört es mich sehr.
Bald bin ich ja fertig mit meiner Ausbidung und mache danach meine 12.Klasse und ein Studium.
Vielleicht gelingt es mir da besser, mich richtig an das Korsett zu gewöhnen.
minimine hat geschrieben: Jetzt versuche ich es einfach Nachts und hoffe einfach, dass es klappt. Gut finde ich aber, dass ich das Korsett auch von heute auf morgen wieder 23 Stunden tragen könnte, d.h. für mich, dass ich anscheinend gar nicht soo weit zurückgefallen sein kann, da es sonst sicherlich mehr drücken würde und ich mich erst wieder neu eingewöhnen müsste.
Auch wenn du es nicht bei der Arbeit trägst, aber ich bewunder dich und Sloopy und auch alle anderen.
Ich hoffe das wir alle, den richtigen Weg für uns finden und vielleicht nie operiert werden müssen :)


LG
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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von Saphira »

Ich kann euch durchaus gut verstehen. Ich kann nicht mitreden, wie es mit einem Korsett ist, da ich selbst keines trage. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass es schwieriger ist, wenn man ein Korsett trägt. Man spürt es halt doch und wird eher ständig an die Skoliose erinnert und hat Bedenken, dass man es sieht.

Mich selbst stört an der Skoliose weniger die Optik und ich mache mir im Moment aufgrund meiner verhältnismäßig geringen Krümmung auch eher keine Sorgen, dass es sich verschlimmern könnte. Was mir massive Probleme bereitet, sind die nahezu ständigen Schmerzen :( . Da ich leider nicht zuordnen kann, ob die Schmerzen tatsächlich von der Skoliose oder von der Hüfte herrühren, verfluche ich manchmal beides. Da wünsche ich mir manchmal einfach nur, dass das endlich mal ein Ende hat. Aber das ist bis jetzt leider nicht absehbar. Und das frustriert mich manchmal. Genauso, wie die Tatsache, dass man vielen Ärzten alles aus der Nase ziehen muss und sich selbst informieren muss und sich dann ein Bild zusammenbasteln muss. Ich bin momentan auf der Suche nach der eigentlichen Ursache der Schmerzen und der Skoliose. Aber das wird vermutlich noch ein langes Stück Arbeit, bis sich hier Puzzleteil und Puzzleteil zusammenfügt :juggle: .

Aber ich kann euch gut verstehen und wünsche euch Kraft Im Umgang mit eurer Skoliose :trost: .

Grüßle,

Saphira
Wer immer nur vom großen Glücke träumt, der findet nichts, weil er das kleine Glück versäumt.
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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von Raven »

Hallo minimine,
minimine hat geschrieben: Im Prinzip zwei Erlebnisse. Sind mir aber wirklich zu persönlich. Das eine sorgte für die "akute" Zukunftsangst, das andere eher für den Zusammenbruch des selbstbewussten Umgangs mit der Skoliose
ich hatte das fast vermutet *tröst*
So ein "Umschwung" kommt ja meist nicht aus dem Nichts...
minimine hat geschrieben:Es sind ja nicht nur Erkrankungen, die es nicht mehr erlauben, sich um die Skoliose zu kümmern, sondern diese vielleicht auch zusätzlich negativ beeinflussen. Ich meine damit die Wechseljahre (die Stationsärztin in Sobernheim meinte zu mir, dass die Gefahr dann sehr hoch für eine weitere Zunahme ist und man das auch mit nichts beeinflussen kann), Osteoporose, Arthrose in Hüfte/Knien (so dass man die Einschränkung des Rückens eben nicht mehr so einfach kompensieren kann).
Sowas meinte ich. Gerade Hüfte/Knie macht mir auch Sorgen, da ich damit die lange Versteifung sehr kompensieren muss.
minimine hat geschrieben: Klingt jetzt vielleicht komisch, aber wenn ich mir so die "älteren" Skoliosepatienten angucke, dann habe ich bisher wirklich nur welche kennengelernt, die beachtliche Krümmungen haben. Da stelle ich mir schon die Frage, ob es damit einen Zusammenhang geben kann und ob so dann auch mein "Ruhestand" aussehen wird...
Nein, komisch klingt das ganz und gar nicht.
Viele ältere Skoliosepatienten haben hohe Krümmungen. Da würde ich aber auch ein Stück weit mit einrechnen, dass früher Skoliose oft gar nicht behandelt wurde oder mit etwas "behandelt" wurde, das von seiner Art her ganz ungeeignet ist.

Meine Mutter hat auch Skoliose, allerdings nur eine recht geringe (um die 20 Grad, schätze ich mal) und ist 60 Jahre alt. Bei ihr wurde schon im Teenageralter erkannt, dass "was mit dem Rücken nicht stimmt". Die "Therapie" lautete dann: Schuheinlagen plus "Schwimmen gehen, schaff' Schwimmabzeichen". Das hatte sie aber recht bald aufgegeben. Glück gehabt hat sie dahingehend, nie wirklich Rückenbeschwerden gehabt zu haben und zu haben, höchstens die alterstypischen.

Was hier wohl bei einer Krümmung wie meiner unbehandelt bzw. so "behandelt" wie bei ihr passiert wäre, dürfte in etwa klar sein... Und Leute mit einer Krümmung von um die 40 Grad aufwärts im Teenageralter gab es früher ja auch, die eine "Therapie" wie meine Mutter bekamen.
minimine hat geschrieben:Genauso gehts mir auch. Einerseits hab ich riesige Angst vor einer OP, andererseits gibt es doch immer so einen Gedanken, dass es ja doch irgendwann darauf hinauslaufen wird.
Immerhin hast du aber, selbst wenn du operiert wirst, Zeit gewonnen. Wir sind gleich alt, ich aber schon seit 14 Jahren operiert.
Die Sachen, die ich diesbezüglich noch erdulden musste, betreffen schon heutige Patienten nicht mehr - und das ist gut. Wie eine OP (bzw. vor allem die Genesungszeit) vor 14 Jahren ablief, war viel, viel belastender. Ich durfte z.B. nach der OP ein halbes Jahr gar nicht sitzen. "Gar nicht" ist wortwörtlich zu nehmen, nämlich echt gar nicht, keine Sekunde. Was das für den Alltag bedeutet, dürfte klar sein, und das ging natürlich auch auf die Psyche, schränkte die Lebensqualität und Aktivität für den Zeitraum heftigst ein.
Also, selbst wenn du eine OP mal brauchen wirst, hast du mit dem Aufschieben einer OP durch Korsett und Schroth nur gewonnen:
- höheres Lebensalter, hast damit im jeweils selben Alter wie ich z.B. weniger Jahre mit Implantaten hinter dir
- neuere OP-Verfahren: bessere Implantate, raschere Genesungszeit
minimine hat geschrieben:Genau deshalb "will" ich es nicht bei der Arbeit tragen. Ich habe es einige Tage versucht, aber ich fühlte mich total beobachtet, hab ständig an der Kleidung gezupft, damit es bloß nicht rausguckt. Dann die steifen Bewegungen, die sicherlich irgendwann auffallen, wenn man tagtäglich zusammen ist. Während meines Praktikums hab ich auch immer gedacht, die Leute rechnen ja nicht mit einem Korsett, aber man bückt und bewegt sich einfach anders. Und es fiel eben doch irgendwann auf.
Klar fällt es auf.
Die Leute kennen zwar meist keine Korsetts, und rechnen daher auch nicht damit, aber die Steifheit fällt auf und es wird dann eben etwas anderes vermutet.
Wenn bei mir die operative Versteifung auffällt (in Bürojobs merkt eigentlich keiner was, aber dann, wenn ich z.B. Werkstattpraktikum machen musste oder auch, wenn mal was "außer Tour" ist, z.B. eigentlich Bürojob, aber es müssen mal auf dem Boden liegende Kartons ausgepackt werden oder mal ein Büro umgeräumt werden), wird meist auf eine Sportverletzung oder auch auf eine orthopädische Erkrankung der Beine getippt.

Liebe Grüße,
Raven
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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von Raven »

Hallo Sarah,
Was ist wenn ich das Korsett abschule und z.B. nach einer Schwangerschaft es sich verschlechtert.. dann war ja fast alles umsonst.
als "umsonst" würde ich das keinesfalls bezeichnen:
Wenn sich die korsetttherapierte Skoliose nach einer Schwangerschaft verschlechtert, würde das die nicht-korsetttherapierte Skoliose doch wohl auch tun.
Im Endeffekt wird wahrscheinlich deine Gradzahl mit Korsett, Abschulung und Schwangerschaft noch geringer sein als die ohne Korsetttragen und dann Schwangerschaft.

Viele Grüße,
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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von robinho »

Ich habe die Einstellung "Alles oder Nichts". Von daher stehe ich einer OP sehr offen gegenüber. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich nicht so am Leben hänge wie die anderen, weil meins auch nicht so toll ist.

minimine, wie kann dir hier etwas zu persönlich sein? Wir sind doch alle anonym...
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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von Raven »

@robinho
Auch in einem Forum, in dem man nach außen hin anonym ist, kann einem etwas zu privat sein.
Man kennt sich oft untereinander etc. Bei manchen Forenteilnehmern kennen auch Familienmitglieder oder Freunde den Nickname (also Zuordnung Person<->Nickname), und vielleicht ist es einem mal nicht so recht, wenn dann jemand etwas in einem Forum liest, das man demjenigen so nicht erzählt hätte.

Und genaue Details sind dabei nun wahrlich nich nicht wichtig.

(Bin selber in einigen Foren unterwegs, auch Forenbetreiberin, und finde es ganz normal, dass man
nicht alles schreiben mag.)

Viele Grüße,
Raven
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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von Bobo »

Hallo Minimine,

ja, ich akzeptiere meine Skoliose. Aber ich mache mir in den letzten Monaten auch mehr Gedanken was mal später sein wird, wenn vielleicht andere Erkrankungen dazu kommen. Früher (als Kind und Jugendlicher) hat mich die Skoliose eigentlich nicht interessiert, ich habe vom 6. bis zum 18. Lebensjahr ein Milwaukee Korsett getragen und auch seit dem 6. Lebensjahr schon immer nach Schroth geturnt. Aber ich habe als Jugendlicher und auch später manchmal arbeiten verrichtet, die nicht unbedingt der Skoliose zuträglich waren. Aber wenn man zu renovieren oder im Garten Arbeiten zu erledigen hat, fallen manchmal auch schwierigere Arbeiten an, die nicht rückentauglich sind und für so eine schwere Skoliose wie ich sie habe sowieso nicht. Heute versuche ich solche Arbeiten nicht mehr alleine durchzuführen und nehme mir lieber eine Hilfe dazu. Man muß versuchen, sich von der Skoliose auch abzulenken und nicht ständig daran zu denken was mal sein wird. Eine Operation war und ist für mich kein Thema (wenigstens zur Zeit) wenn auch mein damaliger Orthopäde mich gern unter sein Messer gelegt hätte.
Ich wünsche Dir eine gute Zeit und versuche mal Deine Skoliose zu vergessen um auf andere gute Gedanken zu kommen.

Viele Grüße
Bobo
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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von minimine »

Hallo Sarah,
Bald bin ich ja fertig mit meiner Ausbidung und mache danach meine 12.Klasse und ein Studium.
Vielleicht gelingt es mir da besser, mich richtig an das Korsett zu gewöhnen.
bei mir hat es im Studium total gut geklappt. Die Sitzmöglichkeiten in den Vorlesungsräumen sind zwar Gift für einen "ungepanzerten" Rücken, aber prima geeignet, um mit Korsett dort zu sitzen. Selbst wenn man das Korsett mal nicht in die Uni anzieht, dann kann man es eben Zuhause am Schreibtisch tragen und auch jederzeit zwischendurch ausziehen.
Ich hoffe das wir alle, den richtigen Weg für uns finden und vielleicht nie operiert werden müssen
Das hoffe und wünsche ich uns auch sehr. :)


Hallo Saphira,
Ich kann nicht mitreden, wie es mit einem Korsett ist, da ich selbst keines trage.
mir ging es eigentlich weniger um das Korsetttragen, sondern um die Skoliose an sich.


Hallo Raven,
Viele ältere Skoliosepatienten haben hohe Krümmungen. Da würde ich aber auch ein Stück weit mit einrechnen, dass früher Skoliose oft gar nicht behandelt wurde oder mit etwas "behandelt" wurde, das von seiner Art her ganz ungeeignet ist.
das ist sicherlich richtig. Aber es muss doch auch früher Skoliose-Patienten gegeben haben, die nach Wachstumsabschluss nur eine geringe Skoliose hatten und die nach Statistik eigentlich nicht mehr zugenommen haben dürften. Dennoch habe ich bisher noch keinen älteren Skoliose-Patienten mit nur geringer Krümmung getroffen. Entweder sie waren operiert oder hatten beachtliche Krümmungen, manchmal sogar beides.

Ist aber gut, wenn du berichtest, dass deine Mutter schon älter ist und nur eine geringe Skoliose entwickelt hat. Mein Vater hat auch Skoliose (35°), bei ihm wird es aber auf eine OP hinauslaufen (nicht wegen dem Krümmungswinkel, sondern wegen der Abnutzungserscheinungen, die wohl auch von der Skoliose mit beeinflusst wurden), allerdings erst in einigen Jahren.
Immerhin hast du aber, selbst wenn du operiert wirst, Zeit gewonnen. Wir sind gleich alt, ich aber schon seit 14 Jahren operiert.
Ja, da hast du auf jeden Fall recht. Ich habe damals die Korsetttherapie in der Uni-Klinik mit genau diesem Ziel gestartet, Zeit zu gewinnen. Ich war damals einfach nicht bereit zur OP und bereue auch nicht, mich für das Korsett und gegen die OP entschieden zu haben. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn die OP schief gehen würde und ich mit dem Wissen leben müsste, nicht alles andere versucht zu haben. Dennoch denke ich eben manchmal und in letzter Zeit eben verstärkt an eine OP. Das kann jetzt mit der momentanen Situation zusammenhängen oder auch nicht. Jedenfalls denke ich im Moment, dass eine OP kein Weltuntergang mehr wäre, weiß aber natürlich auch, dass die Skoliose trotzdem noch da wäre.

Hallo robinho,

ich denke, ich kann selbst entscheiden, was mir zu persönlich ist und was nicht.

@all:
Ich danke allen, die mir hier im Thread oder auch per PN geantwortet haben. Ich fands einfach notwendig, dass ich mir das mal von der Seele schreibe. Mit Freunden oder Familienangehörigen könnte ich niemals über dieses Thema sprechen, da sie es nicht nachvollziehen könnten, daher find ichs klasse, dass man hier immer auf ein offenes Ohr stößt.

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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von minimine »

Hallo Bobo,

ich danke auch dir für deinen Beitrag. :)
Ich wünsche Dir eine gute Zeit und versuche mal Deine Skoliose zu vergessen um auf andere gute Gedanken zu kommen.
Es ist jetzt nicht so, dass ich von Morgens bis Abends nur an Skoliose denke. Die Skoliose vergessen würde ich gerne, kann ich aber dann doch nicht. Mir hilft es eigentlich ganz gut, wenn ich mich mit dem Thema auseinandersetzen kann, z.B. hier im Forum. Wie gesagt, es gab schon einen bzw. zwei Auslöser, so dass diese Skoliose-Müdigkeit und Zukunftsangst so akut wurde. Ich hoffe einfach, dass das auch wieder vorüber geht und ich wieder selbstbewusster im Umgang mit der Skoliose werde.

Ich bewundere ja schon gerade die ältere Generation, die soviel mitmachen musste. Die Erzählungen erinnern mich immer eher an Foltermethoden, als an eine Therapie.

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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von wompi1979 »

Hallo minimine,

da genau Dein Beitrag hier der Grund war weshalb ich mich heute hier angemeldet habe, möchte ich Dir natürlich auch antworten.

Du hast gefragt, ob ich meine Skolise akzeptieren kann. Ja, ich kann meine operierte Wirbelsäule sehr gut akzeptieren. Und ich bin sehr froh, dass ich damals über meinen Orthopäden (übrigens der Einzigste der Ahnung hatte) zu Dr. Zielke in die WWK bekommen bin.

Ich hatte vor meiner OP 77° Verkrümmung in der LWS. Meine rechte Hüfte stand entsprechend hoch (ca. 5 cm Beinunterschied zur linken Seite). Heute habe ich noch ca. 10° bis 15°, also eigentlich nichts mehr. Ich bin gerade und durch die OP ca. 10 cm größer geworden. Gestört hat mich als Kind diese ungleiche Hüfthöhe nicht. Allerdings hab ich mit zunahme der Krümmung immer mehr Probleme bekommen. Die Schmerzen nahmen zu, die Luft beim Laufen wurde immer weniger und die Hexenschüsse haben auch immer mehr zugenommen. Die Zeit nach meiner OP mit Gips- und Stagnarakorsett hat mir nichts ausgemacht, im Gegenteil. Durch diese Zeit der OP und alles was danach kam, hab ich mir ein ganz gesundes Selbstbewusstsein aufgebaut, welches auch heute noch sehr hilfreich ist.
minimine hat geschrieben:Der Rest um mich rum wirkt immer so fit und gesund,
Das relativiert sich allerdings mit dem Alter. Die Bekannten um mich herum haben inzwischen fast alle mehr Probleme mit ihrem Rücken, wie ich mit meiner operierten Wirbelsäule.
minimine hat geschrieben:Andererseits mache ich mir aber auch irgendwie Gedanken um die Zukunft. Klar, die Methoden werden sicherlich nicht schlechter, aber wie wird es mir dann gehen?
Diese Gedanken sind verständlich und für mich sehr gut nachvollziehbar. Ich kann Dir jetzt nur über meine Erfahrungen berichten. Meine OP jährt sich diesen Juni zum 32. Mal. Und ich habe bis heute diese OP noch keine einzige Sekunde bereut. Wie es Dir in einigen Jahren mit, oder ohne OP gehen wird, kann Dir kein Arzt sagen. Wichtig ist, was Du für dich möchtest, und dass Du hinter dieser Entscheidung stehst. Und gerade bei einer OP ist es ganz wichtig 100% Ja zu sagen.
minimine hat geschrieben:Einerseits möchte ich gerne sagen können, ich lebe im hier und jetzt, so habe ich bis vor Kurzem auch noch gedacht, aber verschließt man damit nicht auch die Augen für die Wirklichkeit??
Wie Raven schon geschrieben hat, so habe ich mir auch gedacht, dass irgendetwas passiert sein musste, das Dich auf diese Gedanken gebracht hat. Denn bisher warst Du mit Deinem Korsett doch sehr zufrieden. Du lebst mit Deinem Korsi im hier und jetzt. Und die Wirklichkeit ist, dass Du eine Skoliose hast. Die Frage ist, wie möchtest Du weitermachen? Weiterhin Korsi tragen, oder eben eine OP machen und einen geraden Rücken haben. Um den Rücken kümmern musst Du Dich bei beiden Entscheidungen. Bedenke auch, dass eine OP in jungen Jahren besser verkraftet wird, als später im Alter.
minimine hat geschrieben:Was ist im Alter, man wird doch nicht bis ins hohe Alter fit genug sein, um immer KG zu machen oder ein Korsett zu tragen?!
Ich denke schon, dass man auch im Alter noch Korsett tragen kann. Schildkröterich hat ja ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel als wir und er scheint mit seinem Korsett ganz zufrieden zu sein. Ich denke mal, wenn man daran gewöhnt ist, immer KG und/oder Sport zu machen, dann kann man dies auch noch im Alter machen. Der Körper ist es ja gewohnt. Auch wenn vielleicht die Intensität dann nicht mehr ganz gegeben ist.
minimine hat geschrieben:Was ist, wenn man mit dem Alter noch andere Erkrankungen bekommt, die es dann vielleicht nicht mehr zulassen, dass man sich um die Skoliose kümmert?
Damit muss man leider immer rechnen. Deine Krümmung wird sich dann bestimmt nicht mehr viel verändern, außer es kommt vielleicht Osteoporose dazu. Auch kann ich mir vorstellen, dass die Schmerzen dann zunehmen.
minimine hat geschrieben:@ Sarah:
Zitat:
Klar man kann immer sagen, man hat alles versucht, irgendwie fänd ich es nicht gut zu wissen,
es war alles umsonst, man muss sowieso operiert werden.

Genauso gehts mir auch. Einerseits hab ich riesige Angst vor einer OP, andererseits gibt es doch immer so einen Gedanken, dass es ja doch irgendwann darauf hinauslaufen wird. Und um ehrlich zu sein, denke ich in letzter Zeit tatsächlich öfter über eine OP nach. Ich weiß, dass die Skoliose dann immer noch "da" wäre, aber vielleicht würde endlich mal ein wenig Ruhe einkehren. Keine Angst mehr zu haben vorm nächsten Röntgen und davor, dass es sich womöglich wieder verschlechtert hat. Allerdings fällt dieser Schritt für mich sowieso die nächste Zeit aus, da es Job-technisch gar nicht möglich wäre.
Schon komisch, jahrelang wäre es zwar theoretisch möglich gewesen (im Studium), aber ich selbst war nie für den Schritt bereit und jetzt wäre ich bereit, aber es geht zeitlich nicht...
Wenn Du über eine OP nachdenkst, dann wird es den idealen Zeitpunkt wohl nicht mehr geben. Nur wenn Du Dir ganz sicher bist die OP auch zu wollen, dann ergibt sich das auch mit dem richtigen Zeitpunkt. Und sich nach der OP um den Rücken zu kümmern ist selbstverständlich, in welcher Form auch immer. Aber die Angst, dass es wieder schlechter geworden sein könnte, die ist dann natürlich weg. Dafür gibt es dann in der ersten Zeit nach der OP die Angst, ob das Implantat noch da sitzt wo es hin gehört. Aber das gibt sich im Laufe der Jahre.

Ich wünsche Dir, die für Dich richtige Entscheidung und
ganz viele liebe Grüße, Uschi :halloatall:
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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von sloopy »

Hallo minimine,

ich akzeptiere meine Skoliose, weil ich sie als eine Krankheit empfinde, mit der man gut leben kann. Ich denke, jeder hat sein Päckchen zu tragen und da ist die Skoliose ein vergleichsweise kleines Übel. Kein Mensch ist perfekt! Skoliose erfordert keine täglichen Medikamente, keine Spritzen, ist nicht lebensbedrohlich, schränkt einen (bis auf die evtl. Schmerzen) nicht ein- man muss "nur" KG machen und manche ein Korsett tragen und wenn man die KG mal eine Zeit lang nicht so intensiv macht, passiert auch nichts dramatisches.

Ich fühle mich durch meine Skoliose nicht sonderlich eingeschränkt, mich nerven lediglich die Schmerzen, die ich zum Glück durch das Korsett nicht mehr habe. Ich weiß, dass sie wieder kommen, sobald ich das Korsett länger als 30 Stunden nicht trage, aber irgendwie ist das auch etwas, an das ich mich "gewöhnt" habe. Sie sind nicht schön, aber sie gehören halt irgendwie dazu und man muss lernen, damit umzugehen. Ich weiß, dass meine Schwachstelle mein Rücken ist und daran würde z.b. auch eine OP nichts ändern.

Über das Leben im Alter mache ich mir kaum noch Gedanken. Wer weiß schon, wie alt wir überhaupt werden, welche Krankheiten wir noch bekommen, die vielleicht die Skoliose als "nichts" erscheinen lassen, ob wir nicht eines Tages einfach umfallen, Krebs bekommen, einen tödlichen Unfall haben o.ä.. Obwohl ich selber noch jung bin, habe ich aus meinem Umfeld (Familie und Freunde) schon mehrere viel zu junge Menschen verloren. Sie standen alle mitten im Leben und doch mussten sie gehen- alles was wir tun konnten, war sie auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Ich denke, solche Erfahrungen prägen die Gedanken in Bezug auf die eigene Zukunft.


Ich vermute, dass deine Gedanken daher rühren, dass sich deine komplette Lebenssituation in den letzten Monaten verändert hat. Alles hat sich auf den Kopf gestellt und du musst dich neu orientieren und organisieren. In einer solchen Phase ist es völlig normal, dass man sich mehr Gedanken um alles mögliche macht.
minimine hat geschrieben:Genau deshalb "will" ich es nicht bei der Arbeit tragen. Ich habe es einige Tage versucht, aber ich fühlte mich total beobachtet, hab ständig an der Kleidung gezupft, damit es bloß nicht rausguckt. Dann die steifen Bewegungen, die sicherlich irgendwann auffallen, wenn man tagtäglich zusammen ist. Während meines Praktikums hab ich auch immer gedacht, die Leute rechnen ja nicht mit einem Korsett, aber man bückt und bewegt sich einfach anders. Und es fiel eben doch irgendwann auf. Da war es nicht weiter schlimm, da es nur ein Praktikum war, aber nun im richtigen Job möchte ich es einfach nicht. Das komische ist echt, ich hab mir vor dem Job nie Gedanken darum gemacht, dass sowas passieren könnte. Für mich war es irgendwie selbstverständlich, dass ich es anziehen werde und es einfach zu mir gehört. Aber es hat halt nicht geklappt.
Vielleicht bist du zu blauäugig da dran gegangen, vielleicht war auch alles ein bisschen viel auf einmal. Aber warte doch erst mal ab bis du dich auch an der Arbeit richtig eingelebt hast. Wenn erst mal die Probezeit vorbei ist, du deine neuen Kollegen besser kennst und dich allgemein sicherer fühlst, ändert sich Einstellung vielleicht auch wieder. Wie du weißt, hab ich mein Korsett anfangs auch nicht zum arbeiten bei meinem Aushilfsjob getragen, aber irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem ich es einfach nochmal versuchen wollte und siehe da, es war ok. Seitdem war ich nicht mehr ein einziges Mal ohne Korsett arbeiten.

Ich wünsche dir, dass du dich nicht von den Gedanken/Sorgen unterkriegen lässt!

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Mein Thread: Mein CCtec (Erwachsenen)korsett und ich

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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von Agrimon »

Hallo Minimine,

auch ich akzeptiere meine Skoliose, da ich schon seit 42 Jahren damit leben muss. Bei mir lässt sich auch mit einem Korsett nichts mehr ändern, da sich meine Gradzahlen auch nicht verändern. Natürlich mache ich mir auch Gedanken, wie es weiter gehen soll, da ich auch mit Verspannungen zu kämpfen habe, vor allem im Schulterbereich, aber mit Massagen und Reha lassen die Verspannungen auch nach. Ganz weg bekomme ich die Versannungen nicht mehr, aber sie werden weniger nach der Reha. Auch auf meine restlichen Gelenke, wie Knie und Fußgelenke muss ich jetzt schon vermehrt achten, damit ich später nicht noch mehr Probleme damit bekomme. Ich muss halt mein Leben so gestalten, wie es mir am Angenehmsten ist und weniger Schmerzen aufkommen oder andere Probleme auftreten. Ich habe schon genug Baustellen, die ich angehen muss, aber Schmerzen will ich dabei nicht so gerne haben.

Gruß Agrimon
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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von Thomas »

minimine hat geschrieben:Aber ich weiß auch, dass ich mein Korsett in Zukunft nur noch Nachts und bei rückenbelastenden Tätigkeiten tragen werde, und ich mich definitiv nicht mehr aufraffen kann, es auch bei der Arbeit zu tragen (ich könnte, aber ich will einfach nicht). ......
Meine Freunde und Familie meinen, mein Korsett sieht man durch die Kleidung nicht, aber trotzdem habe ich das Gefühl das die Leute mich anstarren.
Eine Schulter ist ja auch viel höher als die andere und ich stehe recht steif.
Genau deshalb "will" ich es nicht bei der Arbeit tragen. Ich habe es einige Tage versucht, aber ich fühlte mich total beobachtet, hab ständig an der Kleidung gezupft, damit es bloß nicht rausguckt. Dann die steifen Bewegungen, die sicherlich irgendwann auffallen, wenn man tagtäglich zusammen ist. Während meines Praktikums hab ich auch immer gedacht, die Leute rechnen ja nicht mit einem Korsett, aber man bückt und bewegt sich einfach anders. Und es fiel eben doch irgendwann auf. Da war es nicht weiter schlimm, da es nur ein Praktikum war, aber nun im richtigen Job möchte ich es einfach nicht. Das komische ist echt, ich hab mir vor dem Job nie Gedanken darum gemacht, dass sowas passieren könnte. Für mich war es irgendwie selbstverständlich, dass ich es anziehen werde und es einfach zu mir gehört. Aber es hat halt nicht geklappt.
Hallo Minimine,

ich verstehe sehr gut, dass Du Hemmungen hast, Dein Korsett auf Deiner neuen Arbeitsstelle zu tragen. Gerade wenn man neu anfängt, neue Kollegen hat, will man beweisen, dass man fit ist, dasss man den neuen Herausforderungen, die auf einen zu kommen gewachsen ist. Und hier ist ein Korsett einfach hinderlich. Man hat Angst, dass das Korsett in den Vorsergrund des Denkens anderer Leute rückt, dass diese nicht mehr in erster Linie den Kollegen sehen, den Menschen mit seiner ganzen Leistungsfähigkeit, sondern den Behinderten, auf den möglicherweise Rücksicht genommen werden muss, der vielleicht sogar geschont werden muss. Das passt nicht zum Tatendrang, den Du als Berufsanfänger logischerweise an den Tag legst.

Ich kann mir eherlicher Weise aus den obigen Gründen auch nicht vorstellen, dass ich in der ersten Zeit meiner Berufstätigkeit mit einem Korsett herumgelaufen wäre, lieber hätte ich wahrscheinlich damals die Schmerzen in Kauf genommen (die bei mir damals allerdings erfreulicher Weise noch sehr gering waren im Vergleich zu heute).

Heute ist es bei mir vollkommen anders. Ich bin in meiner Firma etabliert, muss niemandem mehr beweisen, wer ich bin und was ich kann. Da ist es leicht, mit einem Korsett (selbst mit gut sichtbarer Halsstütze) herumzulaufen. Und ich laufe auch nicht Gefahr, dass die Kollegen in mir nur den Behinderten sehen, da sie mich schon lange vor meiner 'Behinderung' kennengelernt haben, und gemerkt haben, dass obwohl mein Körper jetzt in einem rigiden Korsett steckt, der Mensch dahinter sich nicht verändert hat.

Was ich damit sagen will: Vielleicht gelingt es Dir ja auch, dass Du in einiger Zeit das Korsett wieder ganztägig tragen kannst. Wenn Du Dich eingelebt hast, Deinen Platz im Unternehmen erobert hast, und die Kollegen Dich besser kennen. Bis dahin kannst Du durch das nächtliche Korsetttragen vielleicht Deine Skoliose zumindest soweit in den Griff bekommen, damit sie sich nicht weiter verschlechtert. Und wie Du schon geschrieben hast: Möglicherweise wirst Du Dich eines Tages doch operieren lassen. Aber bis dahin hast Du zumindest Zeit gewonnen. Und die OP-Methoden entwickeln sich weiter.

Und mach Dir wegen Deiner Zukunfzt nicht zuviele Gedanken! Meistens kommt es eh anders, als man es geplant hat, das weiss ich aus Erfahrung. Ich bin Dir ja um einige Jahre voraus, und ich weiss auch nicht, wie lange ich noch mit meinem Korsett klarkommen werde, wie lange ich noch voll arbeiten kann, und was danach folgt. Aber ich mach mir darum keine ernsthaften Gedanken. Denn ändern kann ich in meiner gegenwärtigen situation eh nichts daran.

Also, ich glaube, insgesamt machst Du alles richtig!

Liebe Grüße

Thomas
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aktueller Thread: Neuroforamenstenose und Korsett mit Halsteil
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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von minimine »

Hallo wompi,
Wie Raven schon geschrieben hat, so habe ich mir auch gedacht, dass irgendetwas passiert sein musste, das Dich auf diese Gedanken gebracht hat. Denn bisher warst Du mit Deinem Korsett doch sehr zufrieden.

ich glaube, es gibt hier ein Missverständnis. Ich bin immer noch mit dem Korsett sehr zufrieden, auch wenn ich es nur noch Nachts trage.
Es sind im Prinzip zwei Dinge passiert. Sagen wir so, meine Zukunftsangst ist deshalb momentan so akut, weil bei jemandem in meinem Bekanntenkreis genau das eingetroffen ist, wovor ich Angst habe.
Die Frage ist, wie möchtest Du weitermachen?

Genau das kann ich im Moment nicht beantworten. Am Liebsten möchte ich die Skoliose komplett verdrängen, einfach vergessen, nicht mehr daran denken. Am Besten wäre es, ich hätte nie erfahren, dass ich sie habe. Ich weiß aber, dass das definitiv keine Lösung ist. Schon alleine deswegen, weil ich ja doch des Öfteren Schmerzen habe und ich einfach merke, dass ich nicht mit anderen mithalten kann.
So weitermachen wie bisher geht nicht, da ich das Korsett nicht mehr Ganztags tragen kann. Also hoffe ich einfach, dass die jetzige Tragezeit auch wirklich ausreicht.
Oder OP... Geht momentan definitiv nicht, außerdem sind meine Ängste vor einer OP nach wie vor sehr präsent. Nichtsdestotrotz denke ich aber vermehrt darüber nach und denke irgendwie schon, dass es irgendwann mal darauf hinauslaufen wird.
Ich denke schon, dass man auch im Alter noch Korsett tragen kann. Schildkröterich hat ja ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel als wir und er scheint mit seinem Korsett ganz zufrieden zu sein.
Schildkröterich ist in den 50-ern. Ich meinte mit Alter eher so 70 oder 80.

Hallo Sloopy,
ich akzeptiere meine Skoliose, weil ich sie als eine Krankheit empfinde, mit der man gut leben kann.
Ja, jetzt kann ich auch mit Skoliose gut leben, aber kann man das auch im Alter??


Hallo Thomas,
Also, ich glaube, insgesamt machst Du alles richtig!
Danke.
Ich kann mir eherlicher Weise aus den obigen Gründen auch nicht vorstellen, dass ich in der ersten Zeit meiner Berufstätigkeit mit einem Korsett herumgelaufen wäre
Und das aus deinem Mund... :eek: :)

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Re: Könnt ihr eure Skoliose akzeptieren?

Beitrag von fischotter »

Hallo,
habe mit 50 noch einen Korsett verpasst bekommen. Alter ist egal. In dem letzten Krankenhaus wo ich war, liefen 60-70jährige mit Korsetts rium.

Schönes wochenende

Peter
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