4 Jahre nach Behandlungsbeginn

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robinho
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4 Jahre nach Behandlungsbeginn

Beitrag von robinho »

Hallo liebe Forumsgemeinde, nachdem ich mich nun schon sehr lange hier nicht mehr gemeldet habe (und trotzdem dem ein oder anderen wohl noch als hitziger Diskussionspartner in Erinnerung geblieben bin), wird das mein vierter Thread. Ich bin inzwischen 24,5 Jahre alt.
Bilder sind aussagekräftig, darum habe ich einige angefügt.

Das Röntgenbild vom November 2011 ist etwa 6 Wochen nach der Kur in Bad Salzungen geschossen worden. Mit 26° thorakal war das mein bester Wert, den ich je hatte. Leider bin ich dann wieder auf das Anfangsniveau von 34° thorakal zurück gefallen, trotz Korsett von cctec und ca. 120 Minuten Schroth-KG pro Woche. Ich muss dazu noch sagen, dass ich von Oktober 2010 bis November 2011 ein Korsett von Rahmouni getragen habe, allerdings nur etwa 8 Stunden am Tag, und die auch nicht am Stück. Das Korsett von cctec habe ich im Schnitt auch nur 8-10 Stunden pro Tag getragen. Aus privaten Gründen trage ich es seit Dezember 2013 nur noch sehr unregelmäßig, manchmal 3 Tage am Stück gar nicht, dann wieder 8 Stunden.
Ich musste mir inzwischen leider ingestehen, dass ich eine Art Korsett-Abhängigkeit entwickelt habe. Trage ich es mal einen ganzen Tag gar nicht, tut mir mein Rücken im Bereich des Pakets weh. Das war natürlich nicht das, was ich wollte.

Mein Ziel war es immer gewesen, sowohl den Cobb-Winkel zu reduzieren als auch meinen Rücken zu symmetrisieren. Ersteres hat nicht geklappt. Und das zweite Ziel auch nicht wirklich. Der thorakale Skoliometer-Wert mag ein wenig geringer geworden sein, und die Hautfalte an der schwachen Stelle etwas unscheinbarer, aber ich bin immer noch krumm. Und ich fürchte, dass sich das mit konservativen Behandlungen bei mir auch nicht ändern wird. Immerhin sind Dr. Wilke und Herr Nahr mit meinem Rücken zufrieden.

Das ganze macht mich traurig. Ich akzeptiere zwar meine Krankheit, und mir ist selbstverständlich bewusst, dass eine Menge andere Patienten mit mir tauschen würden. Aber ich komme mir damit trotzdem sehr selten, unnormal, und einfach nicht schön vor. Kaum einer von 100 Männern hat den Grad an Skoliose oder einen stärkeren als ich.

Ich warte immer noch auf die Nachricht, dass nach einer neuen, minimal-invasiven (und am besten noch völlig risikofreien ;-) ) Methode operiert wird, ich dann endlich gerade wäre, und mir nie wieder Gedanken darüber machen muss, ob meine Krümmung in letzter Zeit schlechter geworden ist. Bitte versteht mich nicht falsch, ich bin schon bereit selbst etwas zu tun, und ich finde auch, dass ich ziemlich viel getan und versucht habe, nur schlägt es bei mir leider nicht so gut an.
Naja, die Hoffnung stirbt zuletzt...


Fast hätte ich es vergessen: Ich mache weder einen Orthopädiemechaniker noch einen mich behandelnden Arzt dafür verantwortlich, dass ich nicht zufrieden mit meiner Situation bin. Man hatte mich vor Behandlungsbeginn ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es keine Garantie für einen Behandlungserfolg gibt. Das Risiko bin ich allein eingegangen.
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Röntgenbild vom August 2010 bei Dr. Hoffmann
Röntgenbild vom August 2010 bei Dr. Hoffmann
August 2010 - Kopie.jpg (26.28 KiB) 8403 mal betrachtet
Röntgenbilder vom November 2011 und August 2013 bei Dr. Wilke
Röntgenbilder vom November 2011 und August 2013 bei Dr. Wilke
Vergleich 11-11 und 08-13 anonym.jpg (29.08 KiB) 8403 mal betrachtet
Mein Rücken im November 2011, August 2013 und März 2014
Mein Rücken im November 2011, August 2013 und März 2014
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robinho
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Re: 4 Jahre nach Behandlungsbeginn

Beitrag von robinho »

Bislang hat sich hier keiner zu Wort gemeldet. Das finde ich schade. Andererseits habe ich in dem Beitrag auch keine direkte Frage formuliert.

Ich habe ein weiteres Röntgenbild herausgekramt, das im Rahmouni-Korsett aufgenommen worden ist. Ich kann mich noch erinnern, dass es ein extremer Druck-Schmerz war, und ich das Ding nach 45 Minuten sofort ausziehen musste... Und dennoch, nur sehr wenig Korrektur! Von 34° auf 26°. Das Forumsmitglied Toni sprach davon, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, dass man mit möglichst viel Druck arbeiten sollte in der Korsett-Therapie. Das war/ist wahrscheinlich auch die Auffassung von Herrn Rahmouni.
Herr Nahr hingegen hatte mir erklärt, dass es ein "Zuviel" an Druck gibt, und dass man ab einem gewissen Druck eher die Rippen als die Wirbelsäule verformt. Das macht nach meinem Verständnis auch Sinn.

Es ist wohl leider so, dass meine Wirbelsäule im Bereich Th6 extrem, wirklich extrem, fixiert ist, und sich da nicht mehr aufbrechen lässt. Das hätte ich zu Beginn der Therapie nicht für möglich gehalten.

Nun eine Frage an diejenigen unter euch, die auch im Erwachsenenalter ein (korrigierendes) Korsett tragen: Habt ihr euer Korsett eine Zeit lang, sagen wir mindestens 1 Jahr, getragen, und dann nicht mehr? Wie geht es euch damit?
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Unmittelbar vor Rahmouni-Korsett-Behandlung, August 2010
Unmittelbar vor Rahmouni-Korsett-Behandlung, August 2010
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Im Rahmouni-Korsett, 6 Wochen nach Anschulung, Oktober 2010
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Re: 4 Jahre nach Behandlungsbeginn

Beitrag von Jens1969 »

robinho hat geschrieben:Und dennoch, nur sehr wenig Korrektur! Von 34° auf 26°.
Hallo robinho,

so schlecht schaut das doch gar nicht aus! Der Kopf steht zentriert über dem Becken, die Krümmung ist vergleichsweise niedrig. Der Rücken sieht immer noch nach meiner Auffassung recht symmetrisch aus. Ich würde zusehen, dass ich den Status einfach halte. Mit 24 Jahren und 34° Cobb dürfte das Potential für Verschlechterung bei regelmäßigem Schrothtraining eher gering sein. Du wirst natürlich für deinen Rücken ein Leben lang mehr tun müssen als andere Menschen. Oder um Dr. Hoffmann zu zitieren "Skoliose-Kranke haben einen Zweitberuf: Rückenpfleger". Aber man kann es auch positiv sehen. Dann machst du vorbeugend schon mal das, was andere erst viel zu spät tun.

Viele Grüße und Durchhaltevermögen
Jens
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Re: 4 Jahre nach Behandlungsbeginn

Beitrag von marieschen »

Hallo robinho,

Wow sind es echt schon vier Jahre her, seit Behandlungsbeginn? Wie schnell die zeit doch vergeht....
Also optisch finde ich schon, dass sich bei deinem Rücken einiges getan hat. Es ist doch um einiges symmetrischer geworden. Das Problem bei solch großen Rippenbuckel ist ja auch oft, dass die Rippen sich mit verformt haben. Sodass meist eine vollständige Korrektur nicht mehr möglich ist. Nur hast du ja echt für deine Gradzahlen einen doch relativ großen Rippenbuckel. Ich kann schon verstehen, dass es dich stört. Wie ist denn dein Skoliometerwert, weist du denn?
Wenn du dann auch noch teilweise fixiert bist, ist eine Korrektur natürlich noch schwerer... wie geht es denn jetzt bei dir weiter?
Das mit der Korsettabhängigkeit kenne ich, tagsüber komme ich super ohne klar nur nachts nicht.... ist natürlich auch nicht dass was man sich vorgestellt hat.

Liebe Grüße
Marieschen
robinho
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Re: 4 Jahre nach Behandlungsbeginn

Beitrag von robinho »

Ich danke euch für die Feedbacks! Ja, der Rücken sieht sicherlich besser aus als am Anfang. Allerdings bin ich mir nicht sicher, was den Effekt veruracht hat, da ich neben Schroth-KG und dem Korsett auch ziemlich viel Sport, in erster Linie Kraftsport gemacht habe und noch mache. Symmetrisches Training, sofern man das denn auch schafft (100% symmetrisch wird das bei mir natürlich nie sein), symmetrisiert den Rücken ja ebenfalls.

Zu den Skoliometerwerten: Ich hatte eingangs der Therapie 13°, und zwischendurch bzw. sogar jetzt (bin allerdings nicht ganz sicher, da das lange nicht mehr gemessen wurde) 9°. Wobei ich festgestellt habe, dass der Wert auch von der jeweiligen "Tagesform" abhängig ist, und inwieweit man sich korrigiert. Eigentlich sollte man sich ja beim Messen gar nicht korrigieren, aber zumindest unbewusst mache ich das glaube ich schon...

Und wie es weiter geht.. Tja, da bin ich mir nicht sicher. Reha auf jeden Fall, und Kraftsport auch weiter. Und das Korsett? Ich weiß eben nicht, ob es noch was nützt. IM cctec-Korsett hatte ich ebenfalls nur etwa das Ergebnis vom Rahmouni-Korsett bezüglich des Cobb-Winkels, also etwa 24°. Insofern KANN sich ja der Cobb-Winkel auch nicht wirklich verbessern...

Was empfehlt ihr mir?
marieschen
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Re: 4 Jahre nach Behandlungsbeginn

Beitrag von marieschen »

Hallo,

Ich glaube ich würde mit deinen Werten mit der Korsetttherapie aufhören. Es sei denn du hast extreme Schmerzen und würde dann eben versuchen das optische mit Schroth und Muskelaufbau noch ein wenig zu verbessern. Entscheiden musst du es letztendlich für dich selber... was du meinst für dich am besten ist. Da sich bei dir ja dann scheinbar nichts mehr direkt an der Verkrümmung ändern lässt.

Dann sind wir ja von den Werten her ungefähr gleich, dann kann ich schon verstehen, dass es dich ein wenig nervt. Hast du deine neue Reha schon beantragt? Ich möchte nächstes Jahr auch gerne wieder hin, da lässt sich dann ja vielleicht auch noch ein wenig was rausholen ;)

Liebe Grüße
robinho
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Re: 4 Jahre nach Behandlungsbeginn

Beitrag von robinho »

Tja das mit den Schmerzen ist eben so eine Sache... Ich fühle mich ziemlich verspannt, wenn ich morgens aufwache und es nicht anhatte. Kennst du das?
Die Rehe werde ich erst Ende dieses Jahres beantragen, da habe ich also noch Zeit. Ich gehe demnächst zu einem Physiotherapeuten, der einen guten Ruf hat, mal sehen was da geht... Auf jeden Fall möchte ich wieder nach Bad Salzungen, weil es mir dort extrem gut gefallen hat.

Mit der angesprochenen Deformierung hast du selbstverständlich auch Recht! Das ist ja auch das doofe... Und Knochen kann man leider (nahezu) nicht modellieren, nicht mal chirurgisch.
Mich plagen eben auch ab und an Gedanken, dass ich mit der Zeit immer krummer werde, vielleicht auch, wenn ich das Korsett dann ganz weglassen sollte.
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Re: 4 Jahre nach Behandlungsbeginn

Beitrag von marieschen »

Ja das Gefühl kenne ich auch, deswegen trage ich mein Korsett derzeit auch vorwiegend nachts. Tagsüber komme ich meist ohne sehr gut zurecht.
Ich werde meine Reha auch erst Ende des Jahres beantragen, möchte allerdings nach Sobi.

Mit dem krummer werden habe ich auch so meine bedenken, weswegen ich mein Korsett auch noch gerne behalten würde. Selbst wenn es nur nachts ist, um eben das Ergebnis zu halten. Ich fühle mich dann auch einfach ausgerichteter den ganzen Tag über. Das ist echt ein individuelles Thema mit dem abschalten, grade was die danach möglichen Verschlechterungen angeht. Liegen ja auch leider nicht allzu viele Erfahrungsberichte vor.
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