Hallo Genesis,
viel bzgl. der im Forum auftauchenden Unterschiede - Korsett hilft gut, Korsett hilft nicht - hängt sicher mit der Qualität von Korsetts zusammen.
Gewisse Tendenzen (klar, das sind nur Tendenzen, aber es gibt auch Studien) gibt es hier ja schon, bzgl. Bauform und Wirksamkeit von orthopädischen Korsetts. Die Wirksamkeit einer Therapie wird deutlich verzerrt, wenn sich innerhalb dieser viele "Untertherapieformen" finden, die zu einem großen Anteil beitragen und erst recht beigetragen haben (früher gab es noch mehr von diesen schlechten Korsetts).
Ich trug eines, zwischen meinem 10. und 13. Lebensjahr. Es half trotz hoher Tragezeiten (18 - 23 Stunden am Tag, nie "Durchhänger", auch mir nie etwas wie Urlaub ohne Korsett erlaubt) nicht. Keine einzige Röntgenkontrolle zeigte eine Verbesserung oder auch nur einen annähernden Stopp des Fortschreitens der Verkrümmung gegenüber einer vorherigen. Die Korsettherapie fand zwischen 1993 und 1997 statt.
Mit dem, was ich heute über Korsetts weiß: dieses "Teil" hatte mit solchen, die bei sehr vielen Patienten Verbesserungen zu zeigen, nichts zu tun.
Beispielsweise hatte meines keine Pelotten, keine Ausweichzonen, war völlig symmetrisch, war hinten zu schließen, und wurde selbst in Zeiten von viel Wachstum nur alle paar Jahre durch ein neues ersetzt (und auch nicht zwischendurch abgeändert; die Korsettschnallen wurden dann eben weiter außen zugemacht, so wie man ein weiteres Loch bei einem Gürtel wählt, wenn der nicht mehr passt).
Gäbe es nur solche Korsetts, würde ich die Korsetttherapie eindeutig ablehnen.
Gleiches galt für die Physiotherapie: Nach heutigem Wissen war von der Physiotherapie, die ich erhielt, nichts hinsichtlich Krümmungsreduktion und gezieltem (!) Muskelaufbau zu erwarten. Es handelte sich mal um ca. ein Jahr Voijta (ausschließlich Voijta, wird heutzutage für Skoliotiker die sich normal bewegen können - z.B. nicht mehrfachschwerbehindert - nicht empfohlen), in einer anderen Praxis - wir wechselten nur aus räumlichen Gründen, dass die andere Therapie nicht sinnvoll war, wussten wir nicht - um symmetrische Übungen ähnlich Pilates. Keiner der Physiotherapeuten hat ich je für mein Krümmungsmuster interessiert, Diagnose "Skoliose" war alles.
Bei mir ist übrigens eine Vererbung auch wahrscheinlich: Beide Elternteile haben eine leichte bis mittlere Skoliose, Gradzahlen unbekannt (sie sind nicht in Behandlung). Behandelt wurde die Skoliose meines Vaters nie, die meiner Mutter mit Therapien die nach heutiger Sicht nicht helfen (schwimmen gehen).
Nach der OP gab es übrigens bei mir auch keine Verschlechterung, weder in Form der (seltenen) Krümmungszunahme im versteiften Bereich, noch in der Form von Krümmungszunahmen im nichtversteiften Bereich (gut, bei Th3-L5 ist nicht mehr viel übrig, es hätte aber trotzdem zu einer Zunahme kommen können). Verschleißerscheinungen habe ich glücklicherweise bis jetzt auch nicht. Nie Nach-OPs, keine erneute Orthesenversorgung, und beides war auch nie im Gespräch. An Schmerzen kenne ich auch nur solche, die auf temporäre ungünstige Umstände zurückzuführen sind. (Sprich: Ich habe durchaus rascher als "rückengesunde" Leute Schmerzen, wenn ich z.B. zu lange oder auf schlechten Stühlen sitze, ein technisches Praktikum machen muss und dergleichen. Ich bin aber im Alltag schmerzfrei und nehme auch keine Schmerzmittel.)
Das von Dr. Steffan genannte ist mir bewusst. Ich kenne viele operierte Patienten, und in manchen Foren und Selbsthilfegruppen hat man nicht deutlich mit dem Effekt "die, denen es schlechter geht, melden sich wieder, sodass man denkt, vielen geht es schlecht" zu tun. (Sondern eher: man kennt sich schon vor der OP, und viele halten einen lange auf dem Laufenden, wie's ihnen so geht.)
Evtl. ringt ein Korsett nur etwas bei Jugendlichen, die aufgrund falschen Tischtragens eine leichte nicht sichtbare Skoliose entwickelt haben, aber selbst hier heist es, Ursachen und nicht Symptome zu bekämpfen.
Was meinst du mit "Tischtragen"? Ich vermute, die Autokorrektur deines Browsers hat dieses Wort reingemogelt? Möglicherweise meinst du etwas wie Sitzhaltung, Schultisch o.ä.?
Ursachen bekämpfen finde ich auch wichtig - gerade, weil diese sicherlich mit weniger Umständen verbunden ist (ich hätte gerne meinen Schultisch gegen einen anderen getauscht, um kein Korsett zu brauchen
) - , aber was, wenn man die nicht kennt?
Viele Grüße
Raven