Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

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Isi97
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Isi97 »

Dolphingirl94 hat geschrieben:[ironie]

Hallo,
also wenn eine erfolgreiche Korsetttherapie so selten ist, dann bin ich ja was ganz besonderes, genauso wie viele andere Mitglieder hier. Warum lassen wir jene Normalsterbliche eigentlich hier mitschreiben, wenn wir doch so ein besonderer Ausnahmenclub sind?

[/ironie]

Lady S, ich stimme dir voll zu, ebenso minime.
Das hier wird leider so langsam lächerlich.
LG, Dolphingirl
Ich denke genau so wie du.
Es gibt doch wirklich sehr viele, denen ein Korsett geholfen hat und ich kann einfach nicht verstehen, wie man einfach so behaupten kann, es würde nichts bringen.
Und was ich auch nicht verstehe ist: Können sich denn manche Ärzte gar nicht in uns Patienten hineinversetzen?
Wenn man doch (gerade als Korsettträger) so etwas liest, dann ist doch bei vielen der erste Gedanke, ob das denn stimmt, immerhin "kommt es ja von Ärzten". Ja schön und gut, aber es gibt auch andere Ärzte und die sagen, dass Korsett und Schroth hilft.
Auf jeden Fall ist man dann doch erst einmal verunsichert, zumindest, wenn man sich (noch) nicht so gut mit Skoliose auskennt.
Und dann passiert eben, was hier fast alle verhindern wollen, dass sich Leute, die eigl. gar keine OP brauchen, operieren lassen. Und das, obwohl man sie mit Korsett und KG super hätte behandeln können.
So, jetzt habe ich meinen Senf dazu gegeben und schaue mal, was hier noch so kommt.

LG,
Isi
schlimmer geht immer... ;)

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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von fischotter »

Hallo,

hab vor 5 Jahren nach meiner 4. OP auch ein Korsett bekommen. Den mußte ich 6 Monate, möglichst 24 Std. tragen. Nach den 6 Monaten wurde der Korsett wieder ab trainiert.
Heute ziehe ich das Ding noch zwischen durch auch mal wieder an und muß nimmer wieder feststellen wie Gut das Mistding tut.
Ich kann das Tragen, auch wenn es für einen schwerfällt, immer wieder anziehen.
Das ist meinen Meinung dazu
Ciao

Peter
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Toni
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Toni »

Dr. Trobisch hat geschrieben: Ich habe hier in Philadelphia sehr viele infantile Skoliosen und haeufig legen wir sogar einen Rumpfgips an, der nach unserer Erfahrung noch bessere Aussichten als ein Korsett hat.
Sehr geehrter Dr. Trobisch
Sind Sie sicher, daß Sie mit den Rumpfgipsen ( Sie meinen sicher ein nach dem System Dr. Risser angelegtes Gipskorsett?) an skoliotischen Kleinkindern das Beste und Richtige tun?
Ich möchte gerne mit Ihnen wetten:
Ich behaupte, daß eine Rumpforthese z.B. von Rahmouni eine wesentlich höhere Primärkorrektur ermöglicht als ein in der Shriners Kinderklinik angelegtes Risser-Gipskorsett. Es ist erstaunlich wie gut sich Kleinkinder an so ein Ding gewöhnen. Die Hygiene- und Hautpflege-Probleme wie in einem Risser-Gips gibt es nicht.
Ich bin überzeugt, daß das berühmte Shriners-Hospital an dieser Stelle auf dem skoliose-therapeutischen Stand von 1955 hängengeblieben ist, nur weil Ihr da über dem Teich keinen wirklich guten Orthopädietechniker habt. Also ist nach IHRER Erfahrung ein grauenhafter Risser-Gips logischerweise die Behandlungsform mit der besseren Aussicht auf Erfolg als z.B. das klassische amerikanische Plastikmülleimerkorsett vom Typ Boston.

Dr. Cheneau hat in seiner aktiven Zeit ca. 1.000 Skoliose-Fälle mit dem Derotations-Korsett behandelt. Davon sind nur ca. 50 Patienten in ca. 10 Jahren in der OP-Indikation gelandet. Die konservative Erfolgsquote des Shriners-Hospital würde mich an dieser Stelle brennend interessieren! Das dürfte sich vermutlich etwa reziproportional zur Universitätskinderklinik von Toulouse verhalten. Kein Wunder also, daß Euch die vermutlich erbärmlich-bescheidene Qualität eurer konservativen Therapie -Möglichkeiten dazu zwingt, besonders großartige WS-Chirurgen zu werden. Wenn man dann wie Sie auch glaubt von Anderen wissenschaftliche Fakten und randomisierte Evidenz-Studien einfordern zu müssen um die eigene Diletanz in der konservativen Behandlung kaschieren zu können, ist nach meiner Überzeugung gewaltig auf dem Holzweg.

Ich habe mehrfach ehemalige Patienten kennengelernt, die von Prof. Dr. Harms in Karlsbad/Langensteinach operiert wurden. Davon waren einige mit dem OP-Ergebnis nicht sehr zufrieden, bezw. hatten sie schon weige Jahre nach der OP starke Schmerzen in den benachbarten Wirbelgelenken.
Diese Patienten schilderten mir Prof. Dr. Harms als einen absoluten selbstherrlichen Superstar, der kaum und wenn dann nur von sehr weit Oben herab mit seinen Patienten spricht, der vorher wenig bis gar nichts aufklärt und Schmerzen nach der OP versucht wegzureden, maxmal bietet er in solchen Fällen eine Verlängerung der Versteifungsstrecke an. Den Patienten war aber mit der Erlernung der Schroth-Methode in Bad Salzungen weit besser geholfen. Schmerzbewältungstherapien, Haltungs-Bewusstsein, gezielte Kräftigung der autochtonen Muskulatur in den noch unversteiften Bereichen und deutliche Verbesserung der Vital- und Atemkapazität hat diesen Patienten so sehr geholfen, daß einige geheult haben, daß sie damals einfach "NUR" operiert wurden, OHNE vorher diese wertvollen Möglichkeiten kennengelernt zu haben, die die Methode Schroth bietet. Prof. Dr. Harms mag unzweifelhaft für die WS-Chirurgie bedeutendes geleistet haben und er mag auch ein Super-Chirurg sein. Aber ob er ein echter Skoliose-Arzt ist, wage ich zu bezweifeln. Er ist anscheinend eher ein Dipl. Ing. für Titan-Verschraubung als ein Arzt im besten Sinne.
Es gehört dazu schon ein klein bischen mehr, als Pedikelschrauben rechts oder links einzudrehen und alles andere pauschal als Schwachsinn zu bezeichnen!
Gruß Toni
Denkt POSITIV und bleibt NEGATIV!
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Radiator
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Radiator »

Toni hat geschrieben:.... nur weil Ihr da über dem Teich keinen wirklich guten Orthopädietechniker habt. Also ist nach IHRER Erfahrung ein grauenhafter Risser-Gips logischerweise die Behandlungsform mit der besseren Aussicht auf Erfolg als z.B. das klassische amerikanische Plastikmülleimerkorsett vom Typ Boston.
Kernig Formuliert, ansonsten FULL ACK :cool:
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von SchwarzeSchnecke »

Hallo Toni,

Es freut mich sehr, daß Du wieder im Forum aktiv bist und Deine tollen Beiträge verfaßt, insbesondere auch zu diesem Thema! :)

Was Dr. Trobisch angeht, verstehe ich nicht, wie man ein derart halsstarriger Ignorant sein kann...

VG, Anne
Ausgewachsen und trotzdem korrigierendes Korsett? - Na klar!

Letzter Korsett-Thread: viewtopic.php?t=20971 • Reha in Bad Salzungen: viewtopic.php?f=9&t=10543 • Hypermobilität: viewtopic.php?f=4&t=21414

Ich habe dieses Forum verlassen.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Sarius »

Hi,

ich hab jetzt alle 5 Seiten durchgelesen und kann nicht verstehen, wie man, ohne es ausprobiert zu haben einfach Behauptungen in den Raum stellen kann. Ich stimme allen zu, die Professor Harms nicht glauben können und könnte eigentlich alles einfach nochmal widerholen. Mach ich natürlich nicht... :)

Sarius
Wenn du einen Menschen glücklich machen willst,
dann füge nichts zu seinen Reichtümern hinzu,
sondern nimm ihm ein paar von seinen Wünschen.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Lehnert-Schrother »

Ich gebe mal einfach ein paar Fragen wieder, die mir nahezu jeden Tag in der Sprechstunde gestellt werden und die ganz klar nicht von den Schroth-Anhaengern widerlegt werden koennen:
Dazu können wir aber eindeutige Antworten geben!
Ist es moeglich, dass durch Physiotherapie (sprich Schroth bzw. Clear in den USA) die Wirbelsaeule flexibler und somit anfaelliger fuer eine Verschlechterung wird?
Ausschließlich zu Schoth:

Das Grundprinzip der Schroth-Therapie ist zum einen die gleichzeitige Reduktion aller Bögen; eine Mobilisierung findet, wenn, dann auf allen Ebenen gleichzeitig und ausschließlich in die jeweilige Korrekturrichtung statt (Bögen oder Wirbelrotationen werden nie verstärkt). Weit wichtiger als die Mobilisierung in Korrekturrichtung ist bei der Therapie jedoch die Stabilisierung, die zeitlich bei jeder Übung den Hauptanteil ausmacht. Darüberhinaus ist das Ziel, welches während der ganzen Therapie und bei jeder Übung angestrebt wird, eine Krümmungsmuster spezifische Haltungs- und Alltagsschulung, um progredienzfördernde Haltungen und Bewegungen im Alltag zu vermeiden. Die Schroth-Therapie hat also ein besonderes Augenmerk auf die Stabilisation und Progredienzvermeidung. Alle Schroth‘schen Behandlungsansätze zielen hierauf ab, sowohl im Kurz- als auch im Langfristigen, so dass nicht ersichtlich wäre, warum eine physiotherapeutische Maßnahmen, deren erklärtes Ziel es ist, eine Flexibilisierung der WS und hörere Verschlechterungsanfälligkeit zu vermeiden, genau das Gegenteil bewirken sollte.

Diese Frage sollte also einfach zu beantworten sein, wenn man sich mit den Prinzipien der Methode auskennt.
Mir wurde eine OP empfohlen. Was, wenn ich erst ein Jahr Physiotherapie machen moechte - Kann es sein, dass durch die Wartezeit, die Skoliose schwierieger zu operieren ist, da sie z.B. laenger wird oder eine kompensatorische Kurve strukturell wird?
Bei einer Skoliose im erwachsenen Alter deren Progredienz gering ist, dürfte sich diese Frage nicht stellen. Da kommt es auf ein Jahr, was die Operationsfähigkeit der Skoliose betrifft, nicht an.

Was progrediente Skoliosen im Kindes- und Jugendlichenalter betrifft, bei denen eine Operatonsindikation gestellt wurde, liegen diese damit bereits vollkommen außerhalb der alleinigen Therapieindikation von Physiotherapie. Diese benötigen eine Therapie mit einem hochkorrigierendem Korsett (>50% Primärkorrektur) und hier kann dieses zunächst ausprobiert werden. Allgemein ist es jedoch fahrlässig und ärztlich unverantwortbar einem progredienten Patienten, der nicht unmittelbar vor einer Operation steht, nicht dringend zu einer effektiven Korsett-Therapie zu raten, die einer weitere Verschlechterung und Einsteifung von Krümmungen entgegenwirkt, da andernfalls in der Tat die Krümmungen zunehmen können, die Skoliose schwerer zu operieren sein wird und die Operation verlustreicher wird.
Kann mir jemand garantieren, dass man durch Schroth / Korsett um eine OP herum kommt?
Eine 100%ige Garantie gibt es bei nichts im Leben. Basierend auf den individuellen Ausgangsvoraussetzungen und der individuellen Wirksamkeit des eingeschlagenen konservativen Therapieweges lässt sich jedoch eine Voraussage treffen, mit welchem Endergebnis bei entsprechender Compliance zu rechnen ist. Ob das erwartete Ergebnis letztendlich die Voraussetzungen für den Verzicht auf eine Operation mit sich bringt, ist widerum von der Entscheidung des Patienten abhängig, sich operieren zu lassen oder nicht. Bei Skoliose gibt es in den seltensten Fällen eine absolute OP-Indikation. Es ist vielmehr eine persönliche Entscheidung des Patienten, ob diesem der Aufwand und das Risiko einer Operation den angestrebten Nutzen Wert ist.
Ist es fuer die Zukunft besser, lieber nicht versteifte aber dafuer schraege Bandscheiben zu haben, oder lieber nur drei unversteifte (unterhalb einer Fusion), die dafuer aber parallel sind und damit eine bessere Druckverteilung haben?
Bei einer versteifenden Operation einer Skoliose wird lediglich eine Abnormität durch eine andere ersetzt. Es kann sowohl der natürlich entstandene und aufeinander abgestimmte krumme Verlauf der Wirbelsäule die bessere Konstellation darstellen als auch die versteifte Wirbelsäule, ganz abhängig von der Schwere der Krümmung und den damit einhergehenden Beeinträchtigungen, als auch dem möglichen Ergebnis bzw. den Verlusten durch eine Operation. Eine solche Betrachtung kann nicht auf „schräge“ oder „gerade“ Bandscheiben und einer bestimmten Anzahl freier Wirbel reduziert werden. Nicht zu vergessen ist auch, dass eine große Anzahl Skoliotiker sich selbst bei hochgradigen Krümmungen aber gleichzeitiger Beschwerdefreiheit garnicht erst diagnostizieren lassen, also eine behandlungswürdige Einschränkung überhaupt nicht wahrnehmen, und dies ganz unabhängig von den Worten, mit denen man die Form ihrer Wirbelsäule in einer Diagnose beschreiben würde.
Ich moechte einfach nur, dass mein Kind seine Kindheit unbeschwert erlebt. Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich meinem Kind nicht eine mehrwoechige Reha und jahrelanges "Schrothen" aufzwinge?
Ambulante Physiotherapie und eine ggf. elterlich begleitete stationäre Rehabilitation stellen in der Regel keine außergewöhnlichen Belastungen für ein Kind dar, können im Gegenteil sogar als ein Urlaub oder willkommene Abwechslung erlebt werden. Es ist auch zu bezweifeln, dass Eltern, die ihre Kinder derart vor jeglichen Belastungen bewahren wollen, ihnen damit für ihr weiteres Leben etwas Gutes tun.
Mein Kind wird in der Schule wegen seines Korsetts sehr gemobbt und die schulischen Leistungen leiden drunter. Wenn mir das Korsett aber garantiert, um eine OP herumzukommen, dann nehmen wir das in Kauf. Kann mir das Korsett das garantieren?
Es wäre zunächst einmal zu schauen, wieso es in der Schule zu solchen Problemen kommt. Ein gutes Korsett sollte so gut kaschierbar sein und durch Unterstützung der Eltern auch kaschiert werden, dass es bei den Mitschülern nicht auffällt. Sollte eine derartige Mobbing Situation jedoch bereits entstanden sein, dann sollten hier auch die Lehrer eingeschaltet werden. Je nach Korsettqualität, Korrigierbarkeit und Compliance kann bei einer idiopathischen Skoliose in der Tat garantiert werden, dass eine Operation nicht nötig werden wird. Stehen hier jedoch das Erreichen eines Schulabschlusses entgegen, sollte abgewogen werden, ob eine Operation nicht doch die bessere Lösung ist. Ein kritischer Aspekt wäre hier jedoch auch, dass ein Korsett per se keinen Grund für Mobbing darstellt, sondern dies meist mit der Persönlichkeit des Kindes, dem Selbstbewusstsein, zusammenhängt, und damit die Operation möglicherweise dieses Problem nicht beheben wird.


Zu Herrn Professor Harms Leserbrief, den ich nur Zitatweise hier gelesen habe,
Erwiesenermaßen ist die Korsett-Thapie Schwachsinn, kostet Geld und bringt nichts. Ich weiß nicht, wer Ihnen jetzt als Berater zur Seite steht und Sie veranlasst hat, die Korsett-Therapie als eine sinnvolle Therapie zu bezeichnen. Weiterhin bieten Sie in Ihrer Zeitschrift "Lichtblick" auch erneut eine "Skoliose-Woche" in Bad Sobernheim an. Diese Information ist aus meiner Sicht unverantwortlich, da erwiesenermaßen die Korsettbehandlung keinerlei positiven Effekt auf die Entwicklung einer Skoliose hat.
wäre noch zu sagen, dass genau dies ein Grund dafür ist, warum sich Ärzte aus der Patientenselbsthilfe – worum es beim Bundesverband, und in diesem Fall Herrn Gellner als Patient, ja geht - doch eher zurückhalten sollten.

Welche Therapien Patienten wählen und welche Erfahrungen und Ratschläge sie im Rahmen der Selbsthilfe austauschen, ist und bleibt die Sache der Patienten selbst und benötigt keiner Zustimmung eines Arztes oder der Untermauerung durch wissenschaftliche Studien eines gewissen Standards, welcher willkürlich von Ärzten so festgelegt wurde.

Was die angebliche Einseitigkeit dieses Forums betrifft (die sich, diese Fragestellung betreffend, im Übrigen auch im benachbarten Skoliose-OP-Forum so wiederfindet), handelt es sich eben um die Einstellungen der Patienten – es ist ein Selbsthilfeforum!

Ich finde es das allerletzte, wenn Ärzte anfangen die Patientenselbsthilfe zu torpedieren indem sie Patienten voreinander warnen oder ihnen vorschreiben wollen, auf einen ärztlichen Berater zurückzugreifen, um sich als Patient und medizinischee Laie im Rahmen der Patientenselbsthilfe zu äußern. Das geht entschieden zuweit!
Zuletzt geändert von Lehnert-Schrother am So, 24.04.2011 - 20:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Raven
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Raven »

Hallo,
Ambulante Physiotherapie und eine ggf. elterlich begleitete stationäre Rehabilitation stellen in der Regel keine außergewöhnlichen Belastungen für ein Kind dar, können im Gegenteil sogar als ein Urlaub oder willkommene Abwechslung erlebt werden.
dies kann ich auch bestätigen :)
Es gibt durchaus Kinder und Jugendliche, die sich - nach einer gewissen Eingewöhnung - auf ihre Reha freuen, einfach, weil es eine Zeit ohne Eltern und dafür mit Gleichaltrigen (mit der selben Erkrankung) ist.
Es ist auch zu bezweifeln, dass Eltern, die ihre Kinder derart vor jeglichen Belastungen bewahren wollen, ihnen damit für ihr weiteres Leben etwas Gutes tun.
Davon gehe ich auch aus.
Unbehandelte Skoliosen führen oft - nicht immer - zu Beschwerden, sei es Schmerzen, oder auch, mit dem Aussehen sehr unzufrieden zu sein.
Es wäre zunächst einmal zu schauen, wieso es in der Schule zu solchen Problemen kommt. Ein gutes Korsett sollte so gut kaschierbar sein und durch Unterstützung der Eltern auch kaschiert werden, dass es bei den Mitschülern nicht auffällt.
hier bin ich skeptisch. Sehr wohl bin ich der Meinung, dass man auch mit Korsett chic gekleidet sein kann, aber dass es gar nicht auffällt, denke ich auch bei heutigen oft recht figurfreundlich gebauten Korsetts nicht.
Situationen, in denen es auffallen wird:
- alltägliche Situationen wie z.B. versehentliche oder absichtliche Berührungen
- manche üblichen Kleidungsstücke nie tragen (heutzutage tragen viele Mädchen Spaghettiträgertops, hautenge Kleidungsstücke und Kleidungsstücke mit tiefem Ausschnitt; es wird auffallen wenn ein Mädchen sowas nie trägt, wennauch sicherlich daraus nicht direkt auf ein Korsett geschlossen wird, aber auch über freiwillige oder als freiwillig eingeschätzte Bekleidungseigenheiten kann gespottet werden)
- gewisse Bewegungseinschränkungen, bzw. Dinge unüblich anders machen; dies kann im Unterricht, aber auch bei Schulausflügen auffallen
- Klassenfahrten: hier fällt das Mitnehmen eines Korsetts und Ungeschicklichkeit bei bestimmten Freizeitbetätigungen auf; theoretisch könnte man das Korsett natürlich zu Hause lassen, aber Mitschüler bemerken auch eine plötzliche Zunahme der Beweglichkeit oder dass man in der einen Woche Klassenfahrt etwas schlanker aussieht
- Sportunterricht: Korsett vorher ausziehen; beim Schwimmunterricht ggf. Korsettdruckstellen sichtbar
- Handarbeitsunterricht: Kleidung nähen, es fällt beim gegenseitigen Ausmessen auf, und es fällt auf, wenn man bestimmte Kleidung nicht anfertigen oder nicht probetragen will

Ein Korsett länger als meinetwegen eine Woche zuverlässig zu verbergen, gerade wenn es Sommer ist, stelle ich mir als extrem schwierig bis so gut wie unmöglich vor.
Wie gesagt, auch mit Korsett kann man natürlich chic gekleidet sein; bei heutigen Korsetts sind keine "Sackblusen" mehr nötig (schön!).
Sollte eine derartige Mobbing Situation jedoch bereits entstanden sein, dann sollten hier auch die Lehrer eingeschaltet werden.
Da stimme ich dir voll und ganz zu (und das gilt für jegliches Mobbing, nicht nur bei Korsettträgern).
Ein kritischer Aspekt wäre hier jedoch auch, dass ein Korsett per se keinen Grund für Mobbing darstellt, sondern dies meist mit der Persönlichkeit des Kindes, dem Selbstbewusstsein, zusammenhängt, und damit die Operation möglicherweise dieses Problem nicht beheben wird.
Da ich selbst Erfahrung mit Mobbing hatte:
Es kann mit der Persönlichkeit des Kindes zusammenhängen - oder aber auch mit dem Umfeld.
Ich hatte erlebt, dass ich zur selben Zeit im einen Umfeld gemobbt, in einem anderen hingegen gemocht (!) wurde.
Häufig ist es so, dass sich Mobber schlichtweg herauspicken, wer irgendeine "Angriffsstelle" hat. Diese kann durchaus das Tragen eines Korsetts sein.
Sicherlich kann man mit einem guten Selbstbewusstsein ein Stück weit vorbeugen, womit ich aber keinesfalls sagen will, dass a) gutes Selbstbewusstsein Mobbing zuverlässig verhindert, oder b) alle gemobbten Menschen ein (schon zuvor) geringes Selbstbewusstsein besitzen.
Eine OP sollte man natürlich keinesfalls machen lassen, um Mobbing zu vermeiden bzw. um Mobbing nicht mehr weitergehen zu lassen. Wer gerne (vermeintlich) Schwache mobbt, mobbt dann nicht den Korsettträger, sondern den anfangs noch sehr vorsichtigen und später auch in bestimmten Dingen dauerhaft eingeschränkten Operierten. Eine kürzlich erfolgte WS-OP lässt sich mitunter noch weniger verstecken als ein Korsett; die (gerade anfänglichen) Bewegungseinschränkungen und die Sportbefreiung fallen natürlich auch auf.
Auch solche Patienten werden mitunter von Mitschülern geärgert/gemobbt, und Spottnamen für Operierte kenne ich aus eigener Erfahrung genug (ich war dann z.B. "die mit dem eisernen Kreuz", "Besenstiel verschluckt", "Cyborg", "zu dumm, die Schuhe zu binden" u.ä. :< ).

(Ich "verstecke" meine Versteifung recht gut, bin aber auch schon längst erwachsen und daran gewöhnt! Das erste Jahr kam ich auch noch sehr... ähm, auffällig, daher, und dass "was nicht stimmt", merkten Mitschüler auch die Jahre danach spätestens an der Sportbefreiung.)

Viele Grüße,
Raven
Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen.
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Therapie: Korsett von 7-17 Jahren, Voijta und Schroththerapie über ganze Zeit.
Juni 2010 Skoliose OP von th 3- l 1 restkrümmung etwa 15°

Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von verena*1992 »

Hallo,
weiß leider nicht wie das mit dem zitieren funktioniert, wollte nur zu Raven sagen.
Es ist durchaus möglich ein Korsett so zu kaschieren das es niemandem auffällt.
Habe das selbst ca. 10 Jahre gemacht ;)
Bei mir war die Situation jedoch so, das ich aufgrund eines Herzfehlers nie Schulsport mitgemacht habe und es so zumindest da nicht auffallen konnte.
Meist wusste es am Ende aber doch die ganze Klasse, weil ich es einfach von mir aus denen erzählt habe die es wissen durften und sowas macht dann natürlich schnell die Runde. War für mich aber auch nie ein Problem.
Aber mit Kleidung ist es sehr gut möglich das es absolut nicht auffällt. Nur ist es einfach ziemlich blöd im Sommer keine Tops tragen zu können und nur T-Shirts ohne Ausschnitt. Habe aber durchaus auch eng anliegendere Sachen getragen nicht nur Schlabbershirts :P

Um zur Anfangsfrage zu kommen, ich finde für mich war die Korsettzeit ziemlich nutzlos. Habe 10 Jahre lang wirklich konsequent das heißt 24 Stunden von meinem 7 bis zum 17 Lebensjahr ein Korsett gehabt, aber im Endeffekt wurde ich doch operiert. Habe auch nebenbei Schroththerapie und alles was dazu gehört gehabt. Doch gebracht hat das alles nichts. Daher war die OP der wirklich beste Schritt um vorallem endlich vom Korsett los zu kommen, wenn nie etwas passiert, will man es einfach dann auch nicht mehr vorallem nicht mit 17/18.

Aber ich habe über Skoliose auch eine Facharbeit geschrieben und unter anderem auch gefragt ob die Therapien eine Verbesserung gebracht haben. Dabei ist herausgekommen, dass es durchaus auch viele positive Beispiele gab wo ein Korsett eine Verbesserung erzielt hat. (Wer an der Facharbeit interessiert ist kann ich gerne melden ;) )
Auch wenn ich, ich denke Verständlicherweise niemals wieder ein Korsett tragen würde, habe ich durch die Facharbeit schon gemerkt das auch was bringen kann. Vor meiner OP war ich erstmal gänzlich gegen ein Korsett und empfand es alles als schwassining, sinnlos und utzlos da ich trotzdem operiert werden musste obwohl das gerade nicht das Ziel war. Aber ich weiß das es auch vielen helfen kann. Und vielleicht sollte man es einfach versuchen, aber nicht 10 Jahre abwarten ob sich nicht vielleicht dann doch noch was verbessert mit Korsett sondern ein paar Jährchen weniger abwarten. Denn wenn dann doch eine OP sein muss, dann wohl je früher desto besser.
Aber natürlich kann ich das nicht beurteilen sondern nur meine Erfahrungen schildern, die nunmal leider nicht positiv waren.
Gruß Verena
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Dalia
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dalia »

Ich möchte nur ein paar Punkte loswerden:

Ich hatte trotz 11 Jahre Korsett (10 Jahre lang 23 Stunden, dann 1 Jahr Abschulungsphase) und zahlreicher Therapien eine unbeschwerte und fröhliche Kindheit. Traumatisch war für mich die Begegnung mit einem Chirurgen, der mich operieren wollte und mein Korsett schlechtredete. Das war für mich viel schlimmer als die Qualen, die das Korsett verursachte. By the way, das Korsett quälte mich nur phasenweise, vor allem nach einer Neueinstellung, ansonsten war ich sehr gut daran gewöhnt, ich konnte damit auch radfahren, fuhr auf der Kirmes wilde Fahrgeschäfte, machte damit den Führerschein.

Mein Korsett ließ sich nicht hervorragend kaschieren, aber dass ich ein Korsett trug, fiel dennoch nicht auf, ich hatte einfach eine etwas kastige Figur. Raven, ich bin nicht der Ansicht, dass es negativ auffällt, wenn ein Mädchen keine Tops trägt. Es hat jedes Mädchen seinen eigenen Kleiderstil, den hatte ich auch. Ich trug im Vergleich zu anderen eher altbackene Kleidung, aber das war für meine Klassenkameraden nie ein Problem, da ich sozial absolut anerkannt war. Ich hatte eine freche Zunge, war zwar eine ruhige Schülerin, habe mich aber nie in mein Schneckenhaus verkrochen und war kontaktfreudig.

Ähnlich wie du sehe ich das mit dem Mobben, es liegt entweder an einem selbst oder am Umfeld. Wegen eines Korsetts wird man nicht gemobbt. Wenn ein Mensch gemobbt werden soll, dann findet man immer einen Punkt, über den man sich lustig machen kann. Wer das Korsett nicht mehr trägt, kann nicht darauf hoffen, dass die Mobbingattacken aufhören.

Allerdings stimmt es, dass ein Korsett für mobbende Täter eine willkommene Angriffsfläche ist. Ich war in der Kindheit und Jugend glücklicherweise nie Mobbingopfer (leider dafür im Beruf für ein Jahr), obwohl ich außer dem Korsett noch andere körperliche Auffälligkeiten hatte/habe. Wer mir dumm kam, bekam eine schlagkräftige Antwort oder wurde von mir energisch zurechtgewiesen, damit konnte ich damals jeden beeindrucken und wurde dann in Ruhe gelassen. Mobbende Täter haben meist Minderwertigkeitskomplexe und somit Schwachstellen, z.B. Übergewicht oder schlechte Noten. Daran kann/sollte man sie ruhig erinnern, wenn sie sich wieder mal über etwas lustig machen.

Ich bin sehr froh, in meiner Teenie-Zeit nicht so einem Arzt wie Dr. Trobisch begegnet zu sein. Das hätte mich als Korsettträgerin völlig demotiviert und frustriert. Mir reichte dieser operationsgeile Anti-Korsett-Chirurg, der hat genug Schaden in meiner kindlichen Seele angerichtet. Dank ihm war das Korsetttragen eine enorme Belastung. Ohne seine saublöden Kommentare wäre die Korsetttherapie seelisch viel, viel viel leichter zu ertragen gewesen. Ich habe so viel negative Motivierung erfahren müssen, schade, dass es damals dieses Forum noch nicht gab, schade, dass ich damals keinem Toni begegnet bin.

Ich sage hier vor allem sloopy, Toni und BZebra danke - diese drei waren hier im Forum für mich die größten Motivationsträger, die Korsetttherapie wieder zu beginnen. Und viele andere User haben mich zusätzlich motiviert. Dank diesem Forum und auch dank Rahmouni habe ich heute ein sehr liebevolles Verhältnis zu meinem Korsett, so sehr, dass ich es auch auf Wochenendreisen mitnehme und bei Flügen stets darauf verzichte, nur mit Handgepäck zu reisen, damit das Korsett mit kann.
Ich kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben. (Bertolt Brecht)
meine Geschichte: Dalia wird Königin (Korsett für eine Oldie-Power-Skoliose)
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Raven »

Hallo Verena,
verena*1992 hat geschrieben:Bei mir war die Situation jedoch so, das ich aufgrund eines Herzfehlers nie Schulsport mitgemacht habe und es so zumindest da nicht auffallen konnte.
das ist natürlich schon mal eine andere Voraussetzung.
Du wirst evl. auch nicht bei anstrengenderen Schulausflügen dabei gewesen sein, oder? Auch ein Punkt, durch den weniger auffallen kann.
verena*1992 hat geschrieben:weil ich es einfach von mir aus denen erzählt habe die es wissen durften
Die, die es wissen durften, waren wohl jene, mit denen du dich besser verstanden hast, oder? Je nachdem, wie man miteinander körperlich so umgeht, könnte es Leuten, mit denen man sich gut versteht, schon auffallen (z.B. eine Umarmung, sich zu dritt einen Zweier-Bussitzplatz teilen, kitzeln wollen - bzw. wenn jemand das plötzlich vermeidet).
Aber mit Kleidung ist es sehr gut möglich das es absolut nicht auffällt. Nur ist es einfach ziemlich blöd im Sommer keine Tops tragen zu können und nur T-Shirts ohne Ausschnitt.
Genau das meine ich - das fällt ja doch auf. Nur wird dann womöglich nicht auf das Tragen eines Korsetts getippt (die meisten Leute kennen keine orthopädischen Korsetts), sondern vermutet, dies sei eine persönliche Kleidungsvorliebe - auch hier könnte durchaus gespottet werden.
Habe aber durchaus auch eng anliegendere Sachen getragen nicht nur Schlabbershirts :P
Bei gut geformten Korsetts geht das, das weiß ich :ja:
Wie "eng anliegend", ist natürlich auch ein Unterschied: Figurbetont, tailliert, aber ein eher festerer Stoff ist oft okay, aber Kleidung, die eher stramm über den Körper getragen wird (mit Elasthan), wird das Korsett aber nicht kaschieren.

Viele Grüße,
Raven
Zuletzt geändert von Raven am Di, 26.04.2011 - 10:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Raven »

Hallo Dalia!
Raven, ich bin nicht der Ansicht, dass es negativ auffällt, wenn ein Mädchen keine Tops trägt. Es hat jedes Mädchen seinen eigenen Kleiderstil, den hatte ich auch.
Ich persönlich finde das auch vollkommen okay :ja: Ich richte mich übrigens nicht nach der Mode, finde es toll wenn jemand einen eigenen Kleidungsstil hat und trug auch, nachdem ich kein Korsett mehr brauchte, übrigens keine Tops (war mir einfach zu "nackig" ;) ).
Ich meinte nur: Es kann anderen einfach auffallen, ganz wertneutral eben auffallen. Bei mir ist es auch anderen (solchen, die mich überhaupt nicht ärgern wollten) aufgefallen, die mich dann fragten, warum ich nie Tops oder was mit Ausschnitt getragen habe.
Ich beurteile niemanden anhand dessen, welche Kleidung getragen wird.
Und darum ging es ja: Kann man ein Korsett völlig kaschieren? Da bin ich eben der Meinung, es geht (im Sommer) kaum; man kann zwar das Korsett an und für sich verstecken, wird dafür aber irgendeine andere Auffälligkeit (wieder ganz wertneutral gemeint) besitzen.
Dies soll natürlich kein Grund sein, ein Korsett nicht zu tragen (ich würde das Tragen eines Korsetts auch empfehlen)! Und wie ich betonte, ich finde, auch mit Korsett kann man sich hübsch kleiden.

Ich denke, jetzt wird etwas klarer, was ich gemeint hatte :)
Ich trug im Vergleich zu anderen eher altbackene Kleidung, aber das war für meine Klassenkameraden nie ein Problem, da ich sozial absolut anerkannt war.
Bei mir war das anders: Auch im Vergleich zu anderen eher altbackene Kleidung (die mir gefiel, und mit ca. 14 trug ich gerne: vernünftige Lederschuhe statt Turnschuhe, Stoffhosen statt Jeans, im Winter selbstgestrickte Pullover, im Sommer Büroblusen), aber darüber wurde sehr wohl gespottet.
Ähnlich wie du sehe ich das mit dem Mobben, es liegt entweder an einem selbst oder am Umfeld. Wegen eines Korsetts wird man nicht gemobbt. Wenn ein Mensch gemobbt werden soll, dann findet man immer einen Punkt, über den man sich lustig machen kann. Wer das Korsett nicht mehr trägt, kann nicht darauf hoffen, dass die Mobbingattacken aufhören.
Genau :ja:
Bei mir wurde vorm Korsett gemobbt (nicht wegen der Skoliose; Angriffspunkte fanden sich genug andere), mit Korsett wurde dann aufs Korsett bezogen gemobbt (aber nicht direkt wegen des Korsetts), und später nach OP kamen dann eben Sprüche wie "Eisernes Kreuz", "Cyborg" in der selben Umgebung.
In einer anderen Umgebung dafür war ich trotz untypischer Kleidung, trotz Korsett und später trotz OP vollkommen "dabei", beliebt, angenommen.
Möglicherweise auftretendes Mobbing sollte nie ein Grund sein, eine medizinische Behandlung abzulehnen bzw. abzubrechen!
Allerdings stimmt es, dass ein Korsett für mobbende Täter eine willkommene Angriffsfläche ist.
Diese Angriffsfläche wird meiner Meinung nach größer, wenn ihnen der Grund für ein Korsett nicht bekannt ist.
Korsetts sind eben recht selten - bei einem Gipsbein oder einer Zahnspange weiß jeder, wozu dies gedacht ist, bei einem Korsett machen aber durchaus Gerüchte die Runde:
- (von den Eltern verlangter) Keuschheitsgürtel
- aufgrund sexueller Vorlieben getragenes Teil
- Schutzpanzer gegen Schläge
- Schlankheits-Pressgürtel, Figurformer

Deshalb halte ich es für sinnvoll, in einer Umgebung, in der das Korsetttragen schnell rauskommen kann, entsprechend zu informieren.
Ich war in der Kindheit und Jugend glücklicherweise nie Mobbingopfer (leider dafür im Beruf für ein Jahr), obwohl ich außer dem Korsett noch andere körperliche Auffälligkeiten hatte/habe.
Puh, Glück gehabt :) (Bei mir: Von ca. Klasse 2 bis Klasse 8 Mobbingopfer, mit z.T. heftigen und auch körpergefährlichen Attacken :rolleyes:)
Wer mir dumm kam, bekam eine schlagkräftige Antwort oder wurde von mir energisch zurechtgewiesen, damit konnte ich damals jeden beeindrucken und wurde dann in Ruhe gelassen.
Das halte ich für sehr wichtig, und sollte man auch trainieren :ja:
Mobbende Täter haben meist Minderwertigkeitskomplexe und somit Schwachstellen, z.B. Übergewicht oder schlechte Noten. Daran kann/sollte man sie ruhig erinnern, wenn sie sich wieder mal über etwas lustig machen.
Da hast du auch ganz Recht :ja:
Mir war das übrigens auch damals bewusst; daran zu denken, hilft allerdings "nur" (wobei das auch schon viel wert ist!) für die Psyche, aber kann Attacken kaum verhindern. (Auch wenn ich wusste, jemand mobbt mich wohl weil derjenige auf meine Noten neidisch war - die Schläge, insbesondere die körperlichen, wurden dadurch auch nicht abgemildert.)
Ich sage hier vor allem sloopy, Toni und BZebra danke - diese drei waren hier im Forum für mich die größten Motivationsträger, die Korsetttherapie wieder zu beginnen. Und viele andere User haben mich zusätzlich motiviert. Dank diesem Forum und auch dank Rahmouni habe ich heute ein sehr liebevolles Verhältnis zu meinem Korsett, so sehr, dass ich es auch auf Wochenendreisen mitnehme und bei Flügen stets darauf verzichte, nur mit Handgepäck zu reisen, damit das Korsett mit kann.
Auch wenn ich selbst keine Korsettträgerin mehr bin:
Ich finde dieses Forum hier immer wieder toll, und bin froh darum, dass hier so viele User anderen weiterhelfen können.
Weiter so :top:


Liebe Grüße,
Raven
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dalia »

Hallo Raven, bin mit deinem Posting sehr einverstanden. :) So weit sind unsere Ansichten doch nicht auseinander. Es ist übel, dass du so viele Jahre Mobbingopfer warst. :( Früher dachte ich immer, es liegt an der Persönlichkeit, aber mit zunehmendem Alter habe ich erkannt, dass sie nicht allein verantwortlich gemacht werden kann. Wer mobben will, braucht ein Ventil und dann sucht er sich ein "geeignetes" Opfer, das in der Klasse vielleicht die schwächste Position hat.

Ich konnte mich als Schülerin insofern gut wehren, da die Attacken immer nur von Einzelnen ausgingen bzw. es waren keine wirklichen Attacken, sondern eher kleine Seitenhiebchen, die nur ein- oder zweimal auftauchten. Anders hätte es ausgesehen, wenn ich von ein- und derselben Person über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder attackiert worden wäre. Oder, ganz schlimm, wenn sich zwei oder mehr Personen gegen mich zusammengeschlossen hätten. Da hätte meine spitze Zunge wohl auch nicht mehr viel geholfen. Dass du körperlichen Attacken ausgesetzt warst, finde ich schlimm.

In meinen Augen hilft da eigentlich nur konsequentes Beobachten durch die Lehrkräfte, vielleicht auch Thematisieren in der Schule, ohne sich konkret auf das Opfer zu beziehen. Einmal Schimpfen nützt nichts. Ichbin sogar der Ansicht, dass mobbende Täter ruhig zeitweise vom Schulbesuch ausgeschlossen werden sollten (sofern das für sie auch als Strafe wirkt) bzw. sogar von Ausflügen, Wandertagen etc. Aber das ist hier ein anderes Thema.

Was ich nur sagen möchte und darin sind wir uns ja einig, dass ein Korsett allein noch keine Mobbingattacken bewirkt. Dass es eine sehr willkommene Angriffsfläche ist, ist allerdings auch nicht zu leugnen.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Raven »

Hallo Dalia,
Dalia hat geschrieben:Es ist übel, dass du so viele Jahre Mobbingopfer warst. :(
bei mir gab es eben arg viele Angriffspunkte:
- sehr gute Noten
- Asperger-Autismus: Schwierigkeiten Sozialverhalten zu interpretieren, große Motorikdefizite etc.
- untypische Interessen, bzw. alterstypische Interessen nicht gemocht haben (ich fand z.B. Mathe und Physik toll, aber ausgehen, flirten, jugendtypische Musik hören etc. interessierte mich rein gar nicht - somit: von alterstypischen Dingen oft keine Ahnung gehabt)
- deutlich südländisches Aussehen in einem Umfeld mit null Ausländer-/Migrantenanteil
- andere Klamotten als üblich
- Korsett (war damals noch sehr auffälliges Modell), Versteifungs-OP.

Da fand sich immer irgendwas, woran sich andere gut auslassen konnten.
Dalia hat geschrieben:Früher dachte ich immer, es liegt an der Persönlichkeit, aber mit zunehmendem Alter habe ich erkannt, dass sie nicht allein verantwortlich gemacht werden kann.
Ich sehe obiges durchaus als Grund, wennauch ich mir da keine Schuld gebe - provoziert habe ich echt keinen, war von mir aus ein eher stilles, nettes Kind, das Konfrontationen lieber aus dem Weg ging.
Dalia hat geschrieben:Wer mobben will, braucht ein Ventil und dann sucht er sich ein "geeignetes" Opfer, das in der Klasse vielleicht die schwächste Position hat.
Genau. Und so sehe ich obiges eben als Grund, warum da diverse Kinder/Jugendliche sich ausgerechnet mich rausgepickt haben.
Dalia hat geschrieben:Ich konnte mich als Schülerin insofern gut wehren, da die Attacken immer nur von Einzelnen ausgingen bzw. es waren keine wirklichen Attacken, sondern eher kleine Seitenhiebchen, die nur ein- oder zweimal auftauchten.
Das ist schon was anderes, als es bei mir war (aber trotzdem natürlich übel!)
Bei mir gingen die Attacken von vielen, und oft auch von angeheuerten Kindern/Jugendlichen aus, die oft mir und meiner Freundin gar nicht bekannt waren (z.B., jemand schickte seine Geschwister los, um mich zu attackieren). Den "Kern" würde ich aus ca. 10 Kindern/Jugendlichen zusammengesetzt beschreiben, und nochmal gut das Doppelte an "Gelegenheitstätern".
Dalia hat geschrieben:Dass du körperlichen Attacken ausgesetzt warst, finde ich schlimm.
Und das geht mit Korsett leider recht gut; viele haben sich darüber lustig gemacht, wie Stürze und das mühsame Aufstehen bei mir aussahen, oder dass ich die Schnürsenkel nicht auf der Straße wieder zubinden konnte (brauchte dabei eine Möglichkeit, das Bein z.B. auf einen Stuhl hochzustellen). Prügeleien kamen "natürlich" auch dazu.
Dalia hat geschrieben: In meinen Augen hilft da eigentlich nur konsequentes Beobachten durch die Lehrkräfte, vielleicht auch Thematisieren in der Schule, ohne sich konkret auf das Opfer zu beziehen.
So hatte man an einer anderen Schule das Mobbing bei mir auch beseitigen können.
Ichbin sogar der Ansicht, dass mobbende Täter ruhig zeitweise vom Schulbesuch ausgeschlossen werden sollten (sofern das für sie auch als Strafe wirkt) bzw. sogar von Ausflügen, Wandertagen etc. Aber das ist hier ein anderes Thema..
Stimme ich dir zu - bzgl. der Ansicht, und dass das eigentlich ein anderes Thema ist.
Dalia hat geschrieben: Was ich nur sagen möchte und darin sind wir uns ja einig, dass ein Korsett allein noch keine Mobbingattacken bewirkt. Dass es eine sehr willkommene Angriffsfläche ist, ist allerdings auch nicht zu leugnen.
:ja: Trotz gewisser eigener negativer Korsetterfahrungen (mein Korsett half leider nicht, war sehr auffällig, und es gab die darauf bezogenes Mobbingattacken) würde ich anderen Skoliosepatienten es auf jeden Fall empfehlen, eine Korsetttherapie zu versuchen :top:

Viele Grüße,
Raven
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von verena*1992 »

Hallo Raven
leider habe ich bisher imer noch nicht rausgefunden wie das mit zitieren funktionier :D

Jedenfalls ich hab schon so ziemlich alle Ausflüge egal wohin mitgemacht aber halt immer nur so viel wie ich konnte.
Habe auch genau wie Dalia mit Korsett mal Achterbahn fahren und ähnliches gemacht. Alles kein Problem.
Aber es stimmt schon, klar nur die die ich mochte wussten halt davon und es wäre vermutlich durch wie du sagtest Umarmung oder ähnliches auf jeden Fall aufgefallen.
Ich denke du hast recht, das es schwierig ist auf Dauer ein Korsett zu versteckt sodass es niemand mit bekommt, aber man kann es auf jeden Fall in so weit kaschieren und verstecken, dass nicht sofort jeder weiß was los ist und man so direkt zum "Opfer" wird.
Irgendwann entstehen vermutlich Fragen bei anderen Mitschülern und dann muss man schon erzählen was los ist. Soweit ist es bei mir aber nie gekommen, weil ich so gut damit klar kam das ich das von mir aus erzählt habe und auch nie jemand ein Problem damit hatte. Wenn man selbst genug darüber weiß, kann man es auch jedem verständlich erklären und normalerweise sollte so kein Mobbing entstehen. Aber ich weiß das, dass wohl nicht immer so ist. Wie du dann bedauerlicherweise selbst erleben musstest, was ja keine besonders gute Erfahrung mit einem Korsett dann war für dich.
Was ist denn dein Fazit? Würdest du aufgrund deiner Erfahrung eine Korsetttherapie empfehlen?
Ich würde es aufgrund meiner Erfahrung -vielleicht war das Korsett auch einfach falsch- vermutlich nicht tun, aber wenn Ärzte selbst schon sagen, sie finden diese Therapie schwachsinnig, nehmen sie wirklich jedem den Mut der es zumindest versuchen möchte und das sollte man bevor eine OP gemacht wird, auf jeden Fall. Eine OP sollte immer der letzte Ausweg sein und davor steht nunmal die Korsetttherapie und ein Versuch ist es schon Wert.
Liebe Grüße Verena
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Toni »

verena*1992 hat geschrieben: Was ist denn dein Fazit? Würdest du aufgrund deiner Erfahrung eine Korsetttherapie empfehlen?
Ich würde es aufgrund meiner Erfahrung -vielleicht war das Korsett auch einfach falsch- vermutlich nicht tun,
Hallo Verena, gerade in diesem Tread oder in diesem:
viewtopic.php?f=1&t=5016
Gründe für Misserfolge in der Skoliose-Behandlung

geht es uns darum zu klären, ob Korsett-Therapie tatsächlich "Schwachsinn" ist.
Du hast 10 Jahre mit großer Compliance Korsett getragen und bist am Ende doch operiert worden.
Das ist ein Misserfolg!
Das bedauere ich sehr und verstehe Deinen Frust über die sehr lange aber erfolglose Korsettzeit.
Hättest Du ohne Korsett schon viel früher (eventuell an der noch nicht ausgewachsenen WS) operiert werden müssen?
Hat das Korsett wenigstens die Progredienz verlangsamt oder aufgehalten?
Es wäre schon sehr wichtig sorgfältig zu analysieren, was zu dem Korsett-Misserfolg geführt hat.
Weist Du welche Primärkorrekturen Deine Korsette damals hatten?
Haben sie mehr als 50% der Krümmungen korrigiert?
Gab es Röntgenbilder Deiner WS im Korsett?
Wie oft wurde nachgearbeitet und aufpelottiert?
Wie und wie oft wurde kontrolliert?
Hast Du als Ergänzung zur Korsett-Therapie intensiv geschrothet?
Hast Du Schroth-Rehas gemacht? Wo?

Wenn Du einmal eine Tochter hättest, die auch mit 7 oder 8 Jahren eine Skoliose bekommt, wie würdest Du als Mutter reagieren?

a. Untätig zuschauen wie Deine Tochter immer krummer wird, denn irgendwann wird sie ja sowieso operiert.

b. Sie SOFORT ohne etwas anderes zu versuchen operieren lassen.

c. Versuchen für sie die bestmögliche konservative Behandlung zu erreichen, damit sie möglichst NICHT operiert werden muss.

Auf Deine Entscheidung bin ich sehr gespannt!
Gruß Toni
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Raven »

Hallo Verena!
verena*1992 hat geschrieben:
Aber es stimmt schon, klar nur die die ich mochte wussten halt davon und es wäre vermutlich durch wie du sagtest Umarmung oder ähnliches auf jeden Fall aufgefallen.
Ich denke du hast recht, das es schwierig ist auf Dauer ein Korsett zu versteckt sodass es niemand mit bekommt, aber man kann es auf jeden Fall in so weit kaschieren und verstecken, dass nicht sofort jeder weiß was los ist und man so direkt zum "Opfer" wird.
Gerade das "so gut wie möglich kaschieren und nix sagen" halte ich für kritisch.
Klar, kaschieren der Optik wegen ist schon gut, aber Verheimlichen finde ich keine so gute Idee, da es eben, wenn die anderen nur gewisse Auffälligkeiten (hart beim Umarmen, zieht in der Sport-Umkleide ein weiteres "Kleidungsstück" aus etc.) zu Vermutungen/Gerüchten kommen kann.
Das, was ich unten schrieb als mögliche Gerüchte, die so kursieren können,
- (von den Eltern verlangter) Keuschheitsgürtel
- aufgrund sexueller Vorlieben getragenes Teil
- Schutzpanzer gegen Schläge
- Schlankheits-Pressgürtel, Figurformer
, habe ich tatsächlich bei mir und auch anderen Korsettträgern so erlebt.
Ich denke, die Spott-Wahrscheinlichkeit ist geringer, wenn andere wissen, dass man ein medizinisch notwendiges Hilfsmittel tapfer trägt, als wenn sie denken, man trage z.B. einen von den Eltern aufgezwungenen Keuschheitsgürtel...
Soweit ist es bei mir aber nie gekommen, weil ich so gut damit klar kam das ich das von mir aus erzählt habe und auch nie jemand ein Problem damit hatte.
Genau das - du hast selber davon erzählt :) - war gut!
Was ist denn dein Fazit? Würdest du aufgrund deiner Erfahrung eine Korsetttherapie empfehlen?
Das habe ich ja geschrieben: Ja, ich würde es auf jeden Fall empfehlen :ja:
Meine Korsetttherapie ist schon lange her, sogar meine OP ist schon knapp 14 Jahre her. Mein Korsett bekam ich vor 18 Jahren... Die Technik war damals schlechter (Korsett hatte leider kaum Primärkorrektur, aber was das bedeutet, dass es schlecht ist, wussten damals weder ich, noch meine Eltern, noch hat der Orthopäde darauf hingewiesen... von Schroth hatte ich damals nichts erfahren... und übers Internet Informationen einholen ging damals noch nicht). Auch die extreme optische Auffälligkeit eines Korsetts von damals ist heute so nicht mehr gegeben.
Ich würde somit ein heutiges Korsett, dass mindestens 50 Prozent Primärkorrektur erzielt und bei dem auch auf die Optik geachtet wird (unsichtbare Korsetts gibt's nunmal nicht, aber die heutigen sind zumeist, bei guter Korrektur, doch so gebaut, dass die eigene Körperform weitestgehend erhalten bleibt und man nicht wie bei früheren aussieht als wäre man tonnenförmig), empfehlen, beispielsweise eines von Rahmouni. Schroth-Therapie würde ich unbedingt empfehlen.
Anders herum würde ich eine OP, obwohl das Ergebnis bei mir super geworden ist, nicht unbedingt empfehlen - machbar wenn wirklich nötig, okay, aber dafür sollte man sich niemals vorschnell entscheiden.

Viele Grüße,
Raven

------------------------------------------------------------------

@toni
Auch, wenn die Frage eigentlich an Verena gerichtet war, aber mich betraf dies mit der nicht funktionierenden Korsetttherapie genauso:
Ich würde mich ganz klar für
c. Versuchen für sie die bestmögliche konservative Behandlung zu erreichen, damit sie möglichst NICHT operiert werden muss.
entscheiden.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von verena*1992 »

Hallo Toni
erstmal möchte ich deine Fragen beantworten
Hättest Du ohne Korsett schon viel früher (eventuell an der noch nicht ausgewachsenen WS) operiert werden müssen?
Ich weiß es nicht genau, da ich meine Gradzahlen über diesen Zeitraum nicht alle weiß. Aber ich hätte nicht früher operiert werden können, aufgrund meines Herzfehlers, der erst einmal operiert werden musste und das war ein Jahr vor der Skoliose OP.
Hat das Korsett wenigstens die Progredienz verlangsamt oder aufgehalten?
Ich denke es hat die SKoliose über den Zeitraum des Wachstums verlangsamt oder etwas aufgehalten, dass wurde von den Ärzten so gesagt. Ich kanns schlecht beurteilen, weil ich nicht weiß was ohne Korsett passiert wäre.
Gab es Röntgenbilder Deiner WS im Korsett?
Ja viele. Hab sogar eins zu Hause und hab es mir mal angeschaut. hab aber keinen Vergleich ohne Korsett.
Weist Du welche Primärkorrekturen Deine Korsette damals hatten? Haben sie mehr als 50% der Krümmungen korrigiert?
Ich wurde jedesmal geröngt und das einzige was jedesmal gesagt wurde, "ja ist genau so viel wie letztes mal". Also eine richtige Korrektur gab es nicht.
Wie oft wurde nachgearbeitet und aufpelottiert?Wie und wie oft wurde kontrolliert?
Hab ca jedes Jahr ein neues Korsett bekommen und war alle 3/6 Monate je nachdem ob das Korsett neu war zur kontrolle da. Dabei wurde immer irgendwas geändert.
Hast Du als Ergänzung zur Korsett-Therapie intensiv geschrothet?
Hast Du Schroth-Rehas gemacht? Wo?
Ich habe schon als Säugling Krankengymnastik bekommen und diese auch bis zum 17. Lebensjahr, also kurz vor der Op immer bekommen. Habe aber erst mit 14 mit Schroth angefangen und davor Vojita gemacht. In einer Reha war ich nie, das es sowas gibt, habe ich erst im Forum erfahren.
Im Endeffekt, würde ich sagen, dass das Korsett einfach keinen Erfolg gebracht, weil es entweder nicht richtig war oder weil die Ärzte auch einfach keine Ahnung hatten. Da ich zum Beispiel nie was von einer Reha gehört hatte. Aber ich habe wirklich konsequent 23 Stunden jeden Tag das Korsett getragen, daran lag es auf gar keinen Fall.

Nun trotz allem, würde ich mich für
c. Versuchen für sie die bestmögliche konservative Behandlung zu erreichen, damit sie möglichst NICHT operiert werden muss.
entscheiden.
Einfach deshalb, weil ich weiß das ein Korsett schon was bringen kann, da ich auch darüber eine Facharbeit geschrieben habe und eine Umfrage mit anderen Patienten auch mit Korsett gemacht habe. Allerdings mit einer Einschränkung, ich würde nich 10 Jahre lang warten ob sich etwas verändert. Wenn man nach 4 oder 5 Jahren merkt, dass sich die Skoliose trotz Korsett um 30° oder so verschlechtert hat, würde ich sie nicht unbedingt weiter ein Korsett tragen lassen. Nebenbei sollte natürlich Schroth gemacht werden das ist ja klar. Wenn dann nach 5 JAhren feststeht das einfach keine Verbesserung da war und sie nun bei schon 60° oder so liegt, aber auch alt genug ist, würde ich wohl eine OP machen. Aber versucht werden sollte vor einer OP schon alles. FÜr mich war das aber im Endeffekt die Beste Lösung.
______________________
@ Raven
Also ich wollte nur sagen, dass es möglich ist, das Korsett soweit zu verstecken zumindest in heutiger Zeit, dass nicht jeder dem man auf der Straße begegnet irgendwas auffällt.
Wenn man will kann man es auf jeden FAll verstecken, ob es in einer Klassengemeinschaft möglich ist, ich habe es nie ausprobiert, weil es im Endeffekt eh jeder wusste, da ich von mir aus alles erzählt habe. Auch vor einem Jahr - bin Trainerin in einem Verein- habe ich das Korsett noch getragen und es ist dort natürlcih aufgefallen, weil ich mich nicht so krumm machen konnte bei einigen Übungen im Rad. Die Kinder haben nachgefragt, was es ist ich habe geantwortet und es war nie mehr ein Problem. Doch natürlich können einige anders reagieren deshalb sollte man wohl alle in einer Klasse vorher aufklären was es damit aufsich hat, die Meisten sind schon tolerant oder ich hatte einfach immer nette Mitschüler :D
Was bei mir eher entstandt war dann Mitleid. Aber das ist das schlimmste was es gibt für mich. Alle haben mich behandelt als wäre ich zerbrechlich oder sonst was. Das war nicht unbedingt besser. Habe dann nach der 6. aber nicht aus diesem Grund die Schule gewechselt, dort war alls viel entspannter, jeder wusste es aber es war allen egal. Ich denke das ist das beste.

Liebe Grüße Verena :)
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Raven »

Hallo Verena,
verena*1992 hat geschrieben:Also ich wollte nur sagen, dass es möglich ist, das Korsett soweit zu verstecken zumindest in heutiger Zeit, dass nicht jeder dem man auf der Straße begegnet irgendwas auffällt.
okay, da hast du natürlich Recht :ja:
Ich habe selbst mal ein Korsett an einer chic und tailliert gekleideten jungen Frau nicht bemerkt - bis ich im Bus versehentlich gegen sie stieß ;)
Sie hatte das Korsett ganz trickreich dahingehend kaschiert, eng anliegende aber nicht sich über den Körper spannende Kleidung zu tragen: taillierte Bluse, und darüber oft eine - mal eher sportliche, mal eher festliche wie zu Anzügen getragene - taillierte Weste. Die Weste hat sehr gut die kantigen oberen Enden des Korsetts und die Verschlüsse kaschiert, und da ich diese Frau nur in dem Kontext sah, merkte ich nix. Auffällig sind ja eher Veränderungen (von einen auf den anderen Tag geänderter Kleidungsstil, plötzlich weniger beweglich sein etc.), und bei jemandem, den man nicht regelmäßig sieht, fällt sowas nicht auf.
verena*1992 hat geschrieben:Was bei mir eher entstandt war dann Mitleid. Aber das ist das schlimmste was es gibt für mich. Alle haben mich behandelt als wäre ich zerbrechlich oder sonst was. Das war nicht unbedingt besser. Habe dann nach der 6. aber nicht aus diesem Grund die Schule gewechselt, dort war alls viel entspannter, jeder wusste es aber es war allen egal. Ich denke das ist das beste.
So übertriebenes Mitleid mag ich auch nicht :|
Helfen, mal - wenn konkreter Anlass besteht - fragen, wie es einem geht, das ist völlig okay, aber nicht, wenn Leute tun, als wäre ich zerbrechlich, z.B. mir jede Kleinigkeit zum Tragen abnehmen wollen, andauernd - obwohl nichts Konkretes anstand - nach meinem Befinden fragen, oder ich gefragt werde, ob eine Strecke für mich nicht zu weit zum Gehen ist (dabei habe ich nun überhaupt keine Probleme in die Richtung, bin sogar "lauf-fitter" als viele Gesunde).
(Ich weiß, dass es meist nett gemeint ist, aber ich fühle mich dabei trotzdem unwohl.)

Liebe Grüße
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von verena*1992 »

Hey Raven
Was mir zum Thema verstecken oder kaschieren des Korsettes noch eingefallen ist, also meinem Fahrschullehrer ist es nie aufgefallen und ich habe ziemlich viel Zeit mit ihm verbracht da meine Fahrkünste etwas zu wünschen übrig ließen :D
Irgendwann hab ich aber in einer Fahrstunde mal erwähnt das ich mich nicht so weit nach hinten drehen kann, als ich dann meinen Führerschein bestanden habe, hat er dann mal nahc gefragt warum das denn so ist. Hätte ich nichts erwähnt, wäre mein Korsett wohl absolut nicht aufgefallen.
Aber das ist ja auch nochmal was anderes wie eine Klassengemeinschaft oder so, wollte ich nur mal erzählt haben ;)
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