Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Schreibe deinen Erfahrungsbericht zur Skoliose, Schmerzbekämpfung etc. oder tausche Erfahrungen mit Leidensgenossen aus
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sloopy
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Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von sloopy »

Hallo zusammen!

Voller Entsetzen habe ich im aktuellen Lichtblick (01/2011) einen Leserbrief von Prof. Dr. Harms über Korsett-Therapie gelesen. Ich bin so fassungslos, dass mir lange die passenden Worte fehlten, hier etwas über diesen Brief zu schreiben. Prof. Dr. Harms behauptet in diesem Brief, dass die Korsett-Therapie Schwachsinn sei, Geld kostet und nichts bringe. Weiterhin hätte eine Korsett-Therapie keinerlei positiven Effekt auf die Entwicklung einer Skoliose.


So etwas kann wirklich nur von einem Chirurgen kommen, der scheinbar keine erfolgreiche Korsett-Therapie kennengelernt hat. Hallo??? Kostet eine OP kein Geld? Wer sagt einem, dass es einem nach der OP besser geht? Wie viele Langzeitgeschädigte oder sogar Tote gibt es nach Wirbelsäulen-OPs und wie viele nach Korsett-Therapie? Und was ist mit all den positiven Beispielen für Korsett-Therapie, die es allein hier im Forum gibt? Ganz abgesehen von den hunderten und tausenden (ehem.) Korsett-Trägern, die nicht hier im Forum mitschreiben, weil es ihnen gut geht, weil ihnen durch eine erfolgreiche Korsett-Therapie eine lebensverändernde OP erspart geblieben ist?


Ich find es erschreckend, dass der Bundesverband (die Interessenvertretung für uns Patienten! - wenn es nicht so traurig wäre, könnte man glatt drüber lachen) einen solchen Leserbrief veröffentlicht. Solche Aussagen sind das gefundene Fressen für die Krankenkassen. Sehr gerne hätte ich euch den Leserbrief hier zur freien und offenen Diskussion im originalen Wortlaut zur Verfügung gestellt, aber die Vorsitzende des Bundesverbandes hat mir die Genehmigung zur Veröffentlichung nicht erteilt und auf eine Antwort von Prof. Dr. Harms warte ich auch nach über zwei Wochen noch.

Da aber Prof. Dr. Harms in seinem Brief zur öffentlichen Diskussion aufgerufen hat, möchte ich diese hiermit eröffnen!

sloopy
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Raven
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Raven »

Hallo sloopy,

vorweg: Ich habe den entsprechenden Leserbrief von Prof. Dr. Harms nicht gelesen bzw. habe auch keinen Zugang dazu.
sloopy hat geschrieben:So etwas kann wirklich nur von einem Chirurgen kommen, der scheinbar keine erfolgreiche Korsett-Therapie kennengelernt hat. Hallo??? Kostet eine OP kein Geld? Wer sagt einem, dass es einem nach der OP besser geht? Wie viele Langzeitgeschädigte oder sogar Tote gibt es nach Wirbelsäulen-OPs und wie viele nach Korsett-Therapie? Und was ist mit all den positiven Beispielen für Korsett-Therapie, die es allein hier im Forum gibt? Ganz abgesehen von den hunderten und tausenden (ehem.) Korsett-Trägern, die nicht hier im Forum mitschreiben, weil es ihnen gut geht, weil ihnen durch eine erfolgreiche Korsett-Therapie eine lebensverändernde OP erspart geblieben ist?
Da kann ich dir nur uneingeschränkt zustimmen - und das, obwohl bei mir eine Korsetttherapie nicht geholfen hat, ich operiert wurde und mit dem Ergebnis stets zufrieden war und bin.
Für mich (!) war die OP im positiven Sinne lebensverändernd.
Aber ich weiß, dass viele OPs eben nicht so gut ausgehen, nicht nur aufs Körperliche bezogen sondern auch psychisch, und auch, dass gute (!) Korsetts sehr wohl helfen können.
Schöner fände ich, ganz klar, auch eine einigermaßen gerade (und ich mein' das nach den Maßstäben hier, würde auch 20, 30 Grad akzeptieren...) und bewegliche Wirbelsäule statt einer fast geraden (unter 10 Grad sind übrig geblieben) und dafür steifen.
Mein Korsett war von 1994/5 - 1997 getragen, und leider von keiner guten Qualität; damals konnte man sich als Betroffene und als Eltern auch (mangels Internet) nicht richtig informieren, dass "Primärkorrektur um 10 Grad" gelinde gesagt "Plastikschrott" ist, wussten wir damals nicht :boese: .

Jedenfalls, ich finde es "unter aller Kanone", Korsetttherapie als wirkungslos zu bezeichnen.
Wobei, Korsetttherapie ist sicherlich häufig wirkungslos - weil es oft "Plastikschrott"-Korsetts sind...
Aber das betrifft ja nicht die Korsetttherapie an und für sich.

Auf jeden Fall bin ich froh, dass du das hier gepostet und zur Diskussion gestellt hast!

Viele Grüße,
Raven
Zuletzt geändert von Raven am Mo, 21.03.2011 - 11:15, insgesamt 1-mal geändert.
Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen.
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stonewoman
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von stonewoman »

Hallo Sloopy,

das ist wirklich schockierend, aber es verwundert mich nicht wirklich, denn Prof. Harms ist auch bekannt dafür oft viel zu früh zu operieren.

Natürlich gibt es Patienten, bei denen die Korsett-Therapie misslingt, aber das ist nun wirklich kein Grund das Korsett grundsätzlich zu "verteufeln". Die OP sollte wirklich IMMER der aller letzte Schritt sein!

Liebe Grüße, Stoni.
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Radiator
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Radiator »

Das Verlockende an den WS-OPs ist der wahnsinnig schnelle Effekt.
Operiert und schwupps fast gerade. Tolle Sache ?.
Vor allem bei jugendlichen ist die Abheilung geradezu rasant schnell (selbst in der Family miterlebt).
Aber man sollte nicht vergessen, dass von den 7HWK+12BWK+5LWK eine Anzahl X durch die Spondylodese quasi "entfernt" (versteift) wird.
D.h. diese Wirbelkörper nehmen an der aktiven Beweglichkeit der Wirbelsäule nie wieder teil. Die Verbliebenen Rest-WKs müssen die Mehrbelastung übernehmen.
Das hatte die Natur so nie vorgesehen. Das geht fast immer 20-30 Jahre gut, aber dann stellt sich IMMER irgendwann eine vorzeitige Spondyl-Arthrose insbesondere an den Anschlusstellen zur Versteifung ein. Und die kann dann eben auch eine ganze Menge Ärger verursachen, leider aber erst mit dieser extrem langen Latenz.
Ich kenne pers. 2 Leutz (>50 Jahre) die nach Harrington vor Jahrzehnten schmerzbedingt mittlerweile wieder beim Korsett gelandet sind.

Was also spricht gegen einen verantwortungsvollen Therapieansatz mit Korsett im Rahmen der geltenden Richtlinien ?
Vielleicht der doch enorme Preis eines Korsetts ? Immerhin >3000€ pro Stück ! Da ist der DRG einer WS-OP vermutlich günstiger.
Das sollte man ggf. auch mal überprüfen inwieweit das so noch gerechtfertigt ist.
Materialwert höchstens 50€, Arbeitszeit vielleicht 10 Stunden ? Wäre ein sehr satter Gewinn ?
Immerhin mal diskutabel.
Was ist ein z.B. Rahmouni-Korsett in € "wert", also von vornherein, ohne den Therpieausgang zu kennen.
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Toni
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Toni »

Das scheint typisch für Herrn Prof. Dr. Harms zu sein. Wer sich noch erinnern kann an die Sendung mit Pfarrer Fliege. Damals hat er in einer unglaublich herzlosen geradezu brachialen Art der heulenden Patientin und deren verzweifelter Mutter das Gleiche hingeschmettert und hätte das Mädchen am liebsten sofort auf seinen OP-Tisch gezerrt.
Er ignoriert die empirischen und pragmatischen Erfahrungen die tausende Korsett-Patienten machen und glaubt allen Ernstes mit Draht, Schrauben und Stangen Skoliosen und Kyphosen heilen zu können.
Er übersieht geflissentlich, daß die erfolgreichen Korsett-Patienten nie bei Ihm oder anderen WS-Chirurgen vorstellig werden. Er sieht ( wenn überhaupt) nur gescheiterte Korsett-Versuche und pauschaliert anhand dieser, in einer für einen Prof. Dr. Wissenschaftler unredlichen Weise, die Korsett-Therapie in Bausch und Bogen ohne zu hinterfragen, warum Korsett-Therapien scheitern.
Er ignoriert die Risiken solcher Operationen. Jede OP ist ein Risiko und die vermiedene OP ist die Beste!
http://www.tagesschau.de/inland/infektionen4.html
Auch wenn mir die Zahl etwas übertrieben erscheint, es sind mindestens 4 mal soviele Tote wie im Straßenverkehr und kein Arzt wird dafür in die Haftung genommen!
Daß das ein leidenschaftlicher "Pedikelschrauber" nicht hören mag, ist doch logisch.
Er wird von seiner Klinik dafür bezahlt, daß das Haus und der OP-Saal immer gut ausgelastet sind.
Die Risiken trägt per Unterschrift "nur" der Patient oder (bei Mindererjährigen) seine Eltern . Lest doch mal ganz genau, was da unterschrieben werden muss! Oder lasst euch die Haftungsabwehrerklärung mal genau von einem Notar verklickern.
Fordert doch den Herrn Prof. Dr. Harms auf im Gegenzug eine Garantieerklärung zu unterzeichnen, in der er erklärt, das die OP 100% sicher und das OP-Ergebnis auch langfristig schmerzfrei und problemlos bleiben wird.
Bin gespannt was Herr Professor dann sagen wird?

Mir selbst sind in den letzten 7 Jahren 3 Todesfälle nach WS-OP bekannt geworden, die konservative Korsett-Therapie hat noch keinen einzigen Abgang ins Nirwana zu verzeichnen. An einem Korsett, auch nicht am allerhärtesten Rahmouni bei der "Höllenfahrt" ist noch niemand gestorben.
Ich habe sehr viel mit ehemaligen Patienten des berühmten WS-Chirurgen Prof. Dr. Zielke gesprochen.
Dieser war von der Wirksamkeit der Korsett-Therapie sehr überzeugt und hat sein Leben lang nicht nur operiert, was ihm auf den Tisch gelegt wurde, sondern hat sich auch sehr liebevoll und geradezu erfinderisch um die konservative Orthopädie bemüht. Ich trage selbst sehr erfolgreich ein Zielke-Nusser-Korsett und bin Prof. Zielke für diese geniale Entwicklung sehr dankbar.

Das was in der konservativen Orthopädie im wahrsten Sinne des Wortes "schief läuft, welchen Murks von angeschmolzenen Müllkübeln leider immer noch viele unfähige Orthopädietechniker Kindern umschnallen und mit solchem Plastikschrott falsche Hoffungen wecken, ist ein anderes Thema das hier in diesem Forum schon viele Gigabites ausfüllt.
Wie hat es ein Sonderheft der Zeitschrift GEO SPECIAL zum Thema Wirbelsäule einmal formuliert: Orthopädie- die herzlose Medizin.
Und wie hat es Prof. Dr. Zielke in einem hervorragenden Artikel über Skoliose vor 30 Jahren in BILD DER WISSENSCHAFT genannt:
SKOLIOSE- die Schande der Orthopädie!
Für mich ist es tatsächlich eine Schande, was ein renomierter Professor der Medizin in seinem Leserbrief an den LICHTBLICK des Bundesverband Skoliose e.V. von sich gegeben hat.

Bitte lasst Euch nicht von solchen offensichtlich unüberlegten und unreflektierten Hüftschüssen eines einzelnen OP-versessenen Chirurgen verunsichern! Dieser Professor weiss offensichtlich weder wie ein wirklich gutes Korsett beschaffen sein muss noch hat er die geringste Ahnung davon, wie echte Compliance-Förderung, Motivation, psychologische Bewältigung und Physiotherapie der Skoliose/Kyphose-Patienten aussehen sollte. Er hetzt nämlich in seinem Leserbrief nicht nur gegen die Korsett-Therapie sondern auch gegen SCHROTH!
Als Professor lehrt er den Mediziner-Nachwuchs in seinem Fach und Spezialgebiet. Ihr könnt Euch nun ausmalen, was für eine Orthopäden-Generation so herangezogen und ausgebildet wird und was diese dann von Qualitätsmanagement der konservativen Skoliose-Therapie verstehen werden.... DANKE Herr Professor!!!!

Die Korsett-Therapie ist (leider nicht in allen Fällen) wirksam und hilfreich. Es kommt dabei auf zwei wesentliche Erfolgsfaktoren an: Das Korsett muss gut bis sehr gut korrigieren und der/die PatientIn muss eine hervorragende Compliance entwickeln. Dann können mit Korsett-Therapie die allermeisten WS Verkrümmungen zwar nicht vollständig geheilt aber wesentlich so verbessert werden, daß man mit der Skoliose/Kyphose gut und mit hoher Lebensqualität leben kann.
Leider gibt es "rebellierende" und so hochprogrediente Skoliosen, die sich der Korsett-Therapie tatsächlich entziehen. So bleibt auch noch genügend "Nachschub" für die Herren WS-Chirurgen zu tun. Aber hoffentlich nur für die Freundlichen und Liebevollen dieser Zunft.
Gruß Toni
Denkt POSITIV und bleibt NEGATIV!
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Raven
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Raven »

Hallo Radiator,
Radiator hat geschrieben:Das Verlockende an den WS-OPs ist der wahnsinnig schnelle Effekt.
Operiert und schwupps fast gerade. Tolle Sache ?.
so "wahnsinnig schnell", auch bei Jugendlichen, finde ich das nicht...
Ein Jahr Sportverbot ist für viele recht hart (haut auch psychisch rein), und ich kenne nicht wenige, die ihre Ausbildung abbrechen mussten (weil Beruf nicht Spondylodese-geeignet) oder in der Schule das Schuljahr nicht geschafft haben.
Schnell ist eben (bis auf die Narbe) der optische Effekt.
Und als "schnell" interpretiert man es auch oft, finde ich, weil der Eingriff eben riesig ist
... und man sieht einiges als Fortschritt, obwohl derjenige noch längst keine altersgemäße Selbstständigkeit wiedererworben hat.
Allgemein ist eine WS-OP erst mal ein ziemlicher Rückschlag.
Radiator hat geschrieben:Aber man sollte nicht vergessen, dass von den 7HWK+12BWK+5LWK eine Anzahl X durch die Spondylodese quasi "entfernt" (versteift) wird.
D.h. diese Wirbelkörper nehmen an der aktiven Beweglichkeit der Wirbelsäule nie wieder teil. Die Verbliebenen Rest-WKs müssen die Mehrbelastung übernehmen.
Genau eben das. Persönlich merke ich die Mehrbelastung rasch, wenn ich mich unergonomisch verhalten muss. Ich achte viel auf Ergonomie, zu Hause oder bei festen Arbeitsstellen alles exakt angepasst, aber geht leider nicht immer - Praktika, Ferienjobs... da gibt's leider meist irgendeinen Schreibtisch nebst irgendeinem klapprigen Stuhl :( Für viele gleichaltrige okay, zu meiner Th3-L5-Versteifung passt das eben nicht. Wenn ich dann nach ein, zwei Tagen mich fühle wie schlagartig gealtert, brauche ich nicht lang überlegen, warum.

Was wohl auch dazu kommt:
Sich allgemein fit halten, mal aus anderen gesundheitlichen Gründen mehr Sport treiben, klappt bei langer Versteifungsstrecke nicht mehr so recht.
Ich kenne einige, die große Schwierigkeiten haben, wenn sie z.B. abnehmen sollen (mit Schwimmen, Radfahren und Walking ist der Effekt nunmal nicht so groß wie bei dem, was ein Gesunder machen kann), Schwangerschaftsgymnastik betreiben sollen (geht bei langer Versteifung einfach kaum) oder Physiotherapie für ein anderes Körperteil ansteht bzw. Knie oder Hüfte im Alter nicht mehr so mitmachen (davor habe ich, ehrlich gesagt, schon ziemlich Bammel - bei langer Versteifung kompensiert man viel mit den Hüften und Knien, und wie dann mal Hüfte und Knie im Alter kompensieren?!).

Radiator hat geschrieben:Das hatte die Natur so nie vorgesehen. Das geht fast immer 20-30 Jahre gut, aber dann stellt sich IMMER irgendwann eine vorzeitige Spondyl-Arthrose insbesondere an den Anschlusstellen zur Versteifung ein. Und die kann dann eben auch eine ganze Menge Ärger verursachen, leider aber erst mit dieser extrem langen Latenz.
Da hast du ganz Recht.
Da meine OP recht früh war (mit 13), habe ich da auch ein Stück weit Angst vor.
Ca. 30 Jahre nach OP wäre ich erst 43, das ist noch relativ jung...
Leider kenne ich auch genug Leute, die schon innerhalb der ersten 5 - 10 Jahre ernsthafte Probleme bekommen, die nicht mit etwas Physiotherapie lösbar sind, sondern, wo wirklich etwas "kaputt", verschlissen ist :(
Radiator hat geschrieben: Was also spricht gegen einen verantwortungsvollen Therapieansatz mit Korsett im Rahmen der geltenden Richtlinien ?
Vielleicht der doch enorme Preis eines Korsetts ? Immerhin >3000€ pro Stück ! Da ist der DRG einer WS-OP vermutlich günstiger.
Was ist der "DRG"?
Die OP-Kosten, inklusive der Folgekosten (der direkten ohne jegliche Komplikation, und auch mal Folgeschäden wie Anschlussdegeneration rausgerechnet) wie postoperatives Korsett, Arbeitsausfall, Hausunterricht, spezielle Anschaffungen für den Arbeitsplatz... kommt sicherlich auf mehr als das, auf den Zeitraum umgerechnet.

Viele Grüße,
Raven
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von mamaratlos »

:hallo: Huhu Zusammen



Leider bin ich in schriftlichen Dingen nicht so gut um hier meine gerade angestaute Fassungslosigkeit nieder zu schreiben :eek: :eek: :schimpf: .

Das der Bundesverband da nicht billigt das es hier veröffentlich wird ,da denke ich mir nur meinen Teil darüber .

Was mich gerade auch endsetzt ist die Tatsache das es viele gibt die diesen ,,Rat" annehmen und ihre Kid´s zum Op-Tisch führen ohne zu wissen/ausprobiert zu haben wie es mit einem Korsi gelaufen wäre .Ich bin endsetzt und unendlich traurig .



Eine ohne Worte

Mamaratlos
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Unsere Skoliosegeschichte findet ihr hier: Berlin -Herr Nahr und Kletti
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Ich werde den Kopf nicht in den Sand stecken und warten bis mich ein Strauß besucht
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von uspe »

Hallo zusammen,

ich bin ehrlich gesagt auch schockiert darüber,
denn jemand der die Skoliose neu erfährt, und in dem ersten Schock- und Weltuntergangzustand
auf solche Artikel stößt, nimmt sie vielleicht unkritischer an, da in der Vorstellunf ain Korsett erstmal
eine Horrorvorstellung ist, für Teenies, die Eltern und natürlich alle.

Wer weiß an welche Strohhälme wir uns geklammert hätten, wenn uns so ein Artikel zugeflattert wäre,
das klingt dann easy, problemlos, einfach, schnell...

Ich bin sehr froh über dieses Forum, das mich aufgeklärt hat, Anfangs aufgefangen hat, meiner Tochter durch
Gleichaltrige Mut gemacht hat!!!!

Hoffentlich lassen sich nicht viele dadurch abschrecken, eine Korsetttherapie zu probieren,
und hoffentlich kommen nicht die krankenkassen auf noch dümmere ideen, was bezahlt oder nicht wird....

uspe
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Raven »

... zudem, habe ich oft den Eindruck, ist vielen Patienten - gerade, wenn OPs "angepriesen" werden - recht lange nicht klar, dass eine
Skoliose-OP eine Versteifung bedeutet. Ich habe da schon mitbekommen, dass Ärzte den Aspekt "Versteifung" nur so dezent wie irgendwie möglich erwähnt haben, aber den Aspekt "Begradigung" richtig deutlich in den Vordergrund gestellt haben.
Für arg falsche Vorstellungen sorgt häufig, finde ich, auch der Hinweis vieler Chirurgen, man könne ab 1 Jahr nach OP wieder alles machen...
Tja, (fast) alles machen schon, fragt sich nur, wie und mit welchen Auswirkungen.
Ich persönlich, und wohl nicht nur ich sondern viele, merke jedenfalls einen deutlichen Unterschied zwischen machbar (in der Tat sehr viel) und gut, nicht altersunüblich anstrengend (da sieht es anders aus).
Oft sind die Dinge aus der Kategorie "nicht gut machbar" sowieso solche, die mich wenig interessieren, somit subjektiv empfundene Einschränkung für mich geringer - es sind aber durchaus Dinge dabei, die Leute meines Alters und darunter (d.h. Leute ab 13, da meine OP mit 13 war) meist gerne und viel machen.

und, @uspe
Meine volle Zustimmung!

Viele Grüße
Raven
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Radiator »

Toni hat geschrieben:Ich habe sehr viel mit ehemaligen Patienten des berühmten WS-Chirurgen Prof. Dr. Zielke gesprochen.
Dieser war von der Wirksamkeit der Korsett-Therapie sehr überzeugt und hat sein Leben lang nicht nur operiert, was ihm auf den Tisch gelegt wurde, sondern hat sich auch sehr liebevoll und geradezu erfinderisch um die konservative Orthopädie bemüht. Ich trage selbst sehr erfolgreich ein Zielke-Nusser-Korsett und bin Prof. Zielke für diese geniale Entwicklung sehr dankbar.
Yep, den Zielke kenne ich auch noch von früher.
Der hatte die besten Erfolge mit der Korsettherapie bei den Kyphosen, selbst Keilwirbel haben die wieder aufgerichtet.
Damals noch, als die Nusser Truppe noch in der Uhlandstraße residierte. :ja:
Allerdings haben die, die Kids in das TüKo reingeschraubt (=ausziehen unmöglich).
Die Compliance war natürlich bei 100%, aber zu der Zeit wurde mit Jugendlichen auch noch nicht diskutiert. :boese:
Geht heutzutage glücklicherweiser gaaaaaar nicht mehr.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von sloopy »

Hallo!
Radiator hat geschrieben:Vielleicht der doch enorme Preis eines Korsetts ? Immerhin >3000€ pro Stück ! Da ist der DRG einer WS-OP vermutlich günstiger.
Das sollte man ggf. auch mal überprüfen inwieweit das so noch gerechtfertigt ist.
Materialwert höchstens 50€, Arbeitszeit vielleicht 10 Stunden ? Wäre ein sehr satter Gewinn ?
Soweit ich weiß, kostet ein hochkorrigierendes Korsett bei einem guten Korsettbauer unter 3.000 Euro- ca. 2.500 bis 2.700 Euro, aber das nur nebenbei. Man darf hier natürlich nicht die reinen Material- und Arbeitskosten sehen, auch Personal- und Betriebskosten sind zu beachten und ganz wichtig- die Korsette werden ständig weiterentwickelt. Das ist wichtige und notwendige Arbeit, die man als Patient natürlich nicht an jedem einzelnen Korsett sehen kann.

uspe hat geschrieben:Hoffentlich lassen sich nicht viele dadurch abschrecken, eine Korsetttherapie zu probieren,[...]
Das war meine größte Sorge vor Erstellung dieses Threads. Wenn jemand frisch mit der Diagnose frontiert wurde, sowieso schon total hilflos und durcheinander ist, wird er sich bestimmt nicht auf eine konservative Therapie einlassen wollen, wenn er solche Zeilen von einem renommierten Prof. Dr. liest. Aber eure zahlreichen Antworten in so kurzer Zeit bestätigen, dass es richtig und wichtig ist, den Leserbrief hier zu thematisieren! Prof. Dr. Harms schreibt in seinem Brief an Herrn Gellner vom Bundesverband, dass er "jederzeit gerne bereit ist, mit den Damen und Herren, die die Korsett-Therapie so hoch loben, auch öffentlich zu diskutieren". Also lieber Herr Prof. Dr.- da Sie auf meine Email nicht reagiert haben, vielleicht lesen Sie ja diese Beiträge hier im Forum. Sie sind herzlich eingeladen, sich an der Diskussion zu beteiligen!

Raven hat geschrieben:... zudem, habe ich oft den Eindruck, ist vielen Patienten - gerade, wenn OPs "angepriesen" werden - recht lange nicht klar, dass eine Skoliose-OP eine Versteifung bedeutet. Ich habe da schon mitbekommen, dass Ärzte den Aspekt "Versteifung" nur so dezent wie irgendwie möglich erwähnt haben, aber den Aspekt "Begradigung" richtig deutlich in den Vordergrund gestellt haben.
Das scheint allerdings bei allen Operateuren so zu sein. So betonte Prof. Dr. Niemeyer kürzlich während eines TV-Interviews, dass Skoliose-OPs heute keine langwierigen Tageswerke mehr sind, man nach vier Stunden "fertig" ist und der Patient hinterher keine großen Einschränkungen hat mit dem Hinweis, dass er (langzeit)operierte Patienten hat, die heute im Klettersport frönen. Ziel einer OP sei es, die Skoliose und ihre entstellenden kosmetischen Dinge zu beseitigen und die Jugendlichen sofort wieder in den täglichen Alltag zu integrieren. Risiken und Nebenwirkungen wurden gar nicht erst angesprochen- warum auch bei einem so harmlosen Eingriff?!

Aber zurück zu Prof. Dr. Harms und seinen unfassbaren Aussagen... Natürlich ist nicht jede Korsett-Therapie erfolgreich- jeder Mensch ist anders, jede Skoliose verhält sich anders, nicht jeder OT kann ein ausreichend gut korrigierendes Korsett herstellen und nicht jeder Patient ist bereit, sein Korsett anzunehmen und konsequent zu tragen. Es spielen so viele Faktoren da rein, dass man pauschal nicht sagen kann, ob eine Korsett-Therapie wirksam ist oder nicht. Aber deshalb kann man nicht sagen "Erwiesenermaßen ist die Korsett-Therapie Schwachsinn, kostet Geld und bringt nichts", so die Worte aus dem Leserbrief.

Liebe Grüße,
sloopy
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Raven »

Hallo sloopy,
sloopy hat geschrieben: dass Skoliose-OPs heute keine langwierigen Tageswerke mehr sind,
... relativ zu früher stimmt das natürlich.
Zu meiner OP-Zeit galt noch für ein halbes Jahr Sitzverbot, für ein halbes Jahr Gipskorsett, ggf. noch weiteres halbes Jahr Kunststoffkorsett.
Daran gemessen, ist es in der Tat viel einfacher geworden - nur eben, absolut gemessen, noch lange nichts Einfaches.
sloopy hat geschrieben:und der Patient hinterher keine großen Einschränkungen hat mit dem Hinweis, dass er (langzeit)operierte Patienten hat, die heute im Klettersport frönen.
...tja, nur wie viele sind das? Und für welche Versteifungsstrecken gilt das? ...
Ich jedenfalls bin, trotz super OP-Ergebnis (nicht nur die Begradigung) sehr sehr froh, dass mein Lebensgefährte fast den ganzen Haushalt macht und auch ansonsten viel Rücksicht auf mich nimmt.
Ich überlege mir auch bei Besuchen deutlich ausführlicher als Gleichaltrige, ob ich die lange Anfahrt "packe" und wie es mit der Schlafgelegenheit aussieht.
Gerade, wenn ich an meine frühere Jugend (so nach der OP, nach dem ersten Jahr, also dann ab 14) denke, gab es da schon oft Sachen, bei denen ich einfach nicht so mithalten konnte bzw. zwar "äußerlich" mithalten konnte (d.h., mitgemacht habe), es aber zu Schmerzen führte. Damit meine ich u.a. Kinobesuche, Zeltlager, Schlafsackparties,
Ausflüge oder Grillparties bei denen man natürlich keine ergonomische Sitzgelegenheit hat, die neunstündige Busanfahrt für die Schul-Abschlussfahrt o.ä.
So manch andere Aktivität, wie Kart-Fahren, Wildwasserrafting, Klettergarten, Achterbahn etc. habe ich gleich sein gelassen, war mir zu heikel.
Meine Studentenjobs muss ich mir rein nach Ergonomie aussuchen (wennauch die dann trotzdem nicht immer bestens ist, aber zumindest, es muss ein Bürojob sein - Kellnern, Babysitting, Gärtnern, Messe-Girl (...das lange Stehen) o.ä. ginge gar nicht).
Ist nunmal so, ich habe mich damit arrangiert.
Aber das scheint mir doch ein "gewisser" Unterschied zum typischen Jugendleben und der Leistungsfähigkeit Gleichaltriger zu sein ;D
Häufig bin ich da ziemlich auf Rücksicht anderer angewiesen - auf die Bekannte, die versteht, dass eine Wochenendreise quer durch Deutschland für mich beileibe keine Erholung ist, auf den Partner, der sich so gut um den Haushalt kümmert etc.

Und, wohlgemerkt, ich bin schon eine jener, denen es, relativ zu anderen Langstreckenversteiften, sehr gut geht.

Dass es die Leute, die mit Versteifung Extremsport betreiben und (erstmal) keine Beschwerden haben, tatsächlich gibt, glaube ich schon.
Aber auf die Häufigkeit kommt's eben an.
(Ich kenne auch jemanden, der sagt, seine Querschnittslähmung sei nur eine ganz kleine Einschränkung, und für ihn mag das auch gelten so wie ich ihn kenne - lebt alleine und ohne dass jemand zum Helfen vorbei kommen muss, braucht außer fürs Auto keine behindertengerechten Umbauten, nimmt Treppen auf den Händen laufend... -, gilt aber trotzdem längst nicht für alle...)
sloopy hat geschrieben:Aber zurück zu Prof. Dr. Harms und seinen unfassbaren Aussagen... Natürlich ist nicht jede Korsett-Therapie erfolgreich- jeder Mensch ist anders, jede Skoliose verhält sich anders, nicht jeder OT kann ein ausreichend gut korrigierendes Korsett herstellen und nicht jeder Patient ist bereit, sein Korsett anzunehmen und konsequent zu tragen. Es spielen so viele Faktoren da rein, dass man pauschal nicht sagen kann, ob eine Korsett-Therapie wirksam ist oder nicht. Aber deshalb kann man nicht sagen "Erwiesenermaßen ist die Korsett-Therapie Schwachsinn, kostet Geld und bringt nichts", so die Worte aus dem Leserbrief.
... genau das.
Eine Korsetttherapie mit einem Korsett eines guten OT sollte, meiner Meinung nach, daher immer versucht werden - wenn es nicht klappt, gibt es immer noch die Option der OP.
Schön, dass es die Möglichkeit einer OP gibt, um auch dann eine Möglichkeit zu haben, wenn Korsetts für diesen Patienten nicht helfen - aber es sollte sich eben nicht vorschnell dafür entschieden werden.

Viele Grüße,
Raven
Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Sabona »

Hallo,

ich frage mich, warum ein Prof.Dr.Harms so eine provozierende Aussage macht. Will er sich damit wieder mehr ins Rampenlicht rücken?
Mittlerweile ist er ja nicht mehr "Der Einzige" WS-Chirurg. Jüngere Kollegen operieren ja anscheinend auch sehr erfolgreich.

Bei mir selber hat vor ca. 40 Jahren das Korsett leider auch nicht viel gebracht. Schroth kannte anscheinend niemand. Trotz meiner fast 90 Grad bin ich nicht operiert und es geht mir gut.(Mittlerweile schrothe ich regelmäßig) Vielleicht hat das Korsett eine zu große Rotation aufgehalten.
Das Verhalten des Bundesverbandes überrascht mich eigentlich nicht. Nachdem ich mir zwei Vorträge von der Vorsitzenden angehört habe, ist mir die Einseitigkeit aufgefallen. (Deswegen bin ich auch nie Mitglied geworden)

Leider scheint die Tendenz zur schnellen OP zu gehen. Dies wird auch schon von angeblich konservativ behandelnden Orthopäden so gesehen. Das Danach interessiert dann keinen mehr. Da ist man eben austherapiert.

Ravens Beiträge als Operierte in diesem Forum finde ich sehr informativ. Sie sieht auch die Schattenseite eines solchen Eingriffes, obwohl sie mit ihrer OP zufrieden ist.
Vielleicht muß ich mich auch mal wieder mit dem OP-Thema befassen. Aber wenn es soweit kommen sollte, weiß ich, dass ich alles andere versucht habe.(Und es muß mir schon sehr, sehr schlecht gehen, dass ich mich zu diesem Schritt entschließe.)

LG
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dolphingirl94 »

Hallo,
ich finde das unglaublich. Gerade die Lichtblicke-Zeitschrift hatte oft ermutigende Beiträge, jetzt so was, da :boese: :boese: :boese:
Ich kann mein Entsetzen und meine Wut nicht in Worte fassen, besoners uspes Aussage würde ich aber voll unterschreiben.
Wenn man die Korsetttherapie besonders unter der Berücksichtigung der Beschwerdefreiheit im Alter im Gegensatz zur OP ausrechnet, bin ich mir sicher, dass insgesamt ein geringerer Wert herauskommt.
Immer nur schwarz und weiß zu sehen, ist besonders für Ärzte (denen die Menschen ja vertrauen!) ein unglaubliches Ding. Skoliose - die Schande der Orthopädie - Absolut richtig.
Wenn ich nicht eine solche Abneigung gegen Blut etc hätte, würde ich glatt überlegen, ob ich Orthopäden werden wollte.
LG, Dolphingirl
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von robinho »

Ist schon schlimm, dass jemand eine andere Meinung hat, als die meisten, die im Forum am meisten schreiben.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Raven »

Hallo robinho,

es geht hier nicht darum, dass er eine andere Meinung hat, sondern, dass "die Korsetttherapie bringt nichts"
einfach nicht stimmt.
Dass sie nicht bei jedem hilft - das trifft zu. Aber dass sie generell nichts bringt, bei keinem Patienten die Lebensqualität verbessert? Das ist eben der Knackpunkt.
Es gibt genug Skoliosepatienten, die nach konsequenter Korsetttherapie letztendlich eine weitestgehend gerade und beschwerdefreie (und natürlich weiterhin bewegliche)
Wirbelsäule haben, und zwar nicht im Korsett, sondern noch Jahre nach Abschulung des Korsetts! :ja:
Das häufig genannte Argument, man müsse ja dann weiter Physiotherapie machen, lasse ich übrigens nicht gelten - denn diese ist auch nach einer OP dauerhaft zu empfehlen!
Die Einschränkungen in einem Korsett, also direkt beim Tragen, halte ich zwar auch für größer als mit Versteifung, aaaber:
Das Korsett kann man mal ausziehen, wenn Steifheit nicht passt - die Implantate nicht!
Und gerade, wenn eine Korsetttherapie - mit einem passenden, gut korrigierenden Korsett! - frühzeitig begonnen wird, sind die Chancen hoch, nach einigen Jahren korsettfrei und normalbeweglich zu sein. Die Implantate hingegen bleiben in der Regel fürs ganze Leben im Körper, und wenn nicht, dann findet die Entfernung aufgrund von Beschwerden/Komplikationen statt, die knöchernde Versteifung bleibt aber nachwievor bestehen. Versteifung heißt immer steif.

Ich bin offen für zahlreiche Meinungen (und ich finde OPs auch okay, wenn (!) beim jeweiligen Patienten eine Korsetttherapie nebst Schroth nichts gebracht hat oder nicht durchführbar ist) - nur wenn daran grob was unberechtigt ist, finde ich es wichtig, etwas dagegen zu sagen/schreiben!
Es gibt auch Orthopäden, die der Meinung sind, eine Skoliose behandle man mit Sport, Schwimmen und Abnehmen, eine Skoliose könne nach dem 16. Lebensjahr keinesfalls mehr fortschreiten, und ab 30 Grad Cobb säße man im Rollstuhl - auch das gehört ja nicht unkommentiert stehen gelassen...

Viele Grüße,
Raven
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von sloopy »

robinho, eigentlich sollte man dir gar nicht antworten...

Es geht nicht darum, dass "wir Vielschreiber des Forums" eine andere Meinung haben, es geht um die Richtigstellung von Falschaussagen! Prof. Harms bezeichnet in seinem Leserbrief die Korsett-Therapie als sinnlos und das kann man nicht unkommentiert lassen- egal welche persönliche Meinung man zur konservativen Therapie hat. So etwas führt zu absolut unnötiger Verunsicherung von neuen Patienten und ist wie schonmal geschrieben ein gefundenes Fressen für die Krankenkassen, die sowieso manchmal lieber eine OP als konservative Maßnahmen bezahlen.

Ich habe in meinen sieben Rehas (1991-2010) viele Korsett-Patienten kennengelernt, mit denen ich teilweise noch heute Kontakt habe. Die meisten von Ihnen hatten Erfolg mit ihrer Korsett-Therapie, konnten eine herzeigbare Aufrichtung erzielen und sind heute weitestgehend beschwerdefrei. Solche Patienten haben keine Motivation, sich in einem Selbsthilfe-Forum aktiv zu beteiligen, einfach weil sie keine Hilfe mehr brauchen.

Davon mal ganz abgesehen- glaube nicht, dass "wir vom Forum" die Einzigen sind, die Prof. Harms Aussagen unmöglich finden. Wir haben zahlreiche stille Mitleser (Patienten, Ärzte, Physiotherapeuten und OTs), die sich über diesen Leserbrief mehr als geärgert haben, sich aber aus unterschiedlichsten Gründen (leider) hier nicht öffentlich dazu äussern. Vielleicht antwortet ja noch einer unsrer Fachleute.

Gruß,
sloopy
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von marieschen »

Hallo

Unglaublich dass so etwas in solch einer Zeitschrift veröffentlicht wird :eek:
Gleich der Korsetttherapie zuzuschreiben, dass sie nichts bringe... Also warten wir was passiert und operieren dann zu gegebenen Zeitpunkt?! Klar gibt es auch Fälle in denen ein Korsett eine OP nicht verhindern kann. Aber eben auch die Fälle in denen es geklappt hat :)

Eine Korsetttherapie gleich als nutzlos zu pauschalisieren von einem Arzt, finde ich ein ganz schönes Stück. Nur leider ist er ja nicht der einzige WS- Chirurg/ Orthopäde der dieser Meinung ist. Ich kann nur immer wieder mit dem Kopf schütteln!
Warum so viele Orthopäden auch einfach keine Ahnung von Skoliose haben, keine vernünftige Korsetttherapie einleiten und KG nach schroth verordnen. Wenn man denn noch mirbekommt dass viele nicht mal Schroth kennen, frage ich mich warum?! Dass habe ich sogar in meiner Ausbildung gelernt, Schroth, Korsett und sonst die noch die Möglichkeit einer OP.Und ich habe dass Thema Skloliose/ Kyphose in 90 Min abgeghandelt. Und da dürfte man doch auch von einem Orthopäden verlangen können, dass der das weiß, oder ist das zu viel verlangt?
Dr. Steffan
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dr. Steffan »

Meine Reaktion auf dieses Schreiben, in einer Zeitschrift von Patienten für Patienten, bewegt sich zwischen Entsetzen über Ärger und nicht zuletzt Unverständnis. Wie kann ein renommierter Arzt ein derartig unbeherrschtes Schreiben veröffentlichen, ohne dabei an die Wirkung beim Patienten zu denken? Wie kann ein Verband, gegründet um Patienten zu informieren und aufzuklären, ein solches Schreiben unkommentiert veröffentlichen?
Abgesehen davon wird nicht nur die Korsetttherapie, sondern jegliche konservative Therapie ins Lächerliche und Absurde geführt.
Wie wird die Reaktion der Eltern eines Kindes sein, die gerade erfahren haben, dass ihre Tochter/Sohn eine Skoliose hat? Wie die Reaktion eines Jugendlichen, der eh schon Probleme mit dem Korsett hat oder keine Lust hat Krankengymnastik zu machen?

Fachlich richtig, kollegial und vor allem im Sinne des Patienten wäre es gewesen, wenn besagter Herr das Gespräch mit den konservativ tätigen Kollegen gesucht hätte, anstatt einen ganzen Therapiezweig zu diffamieren. Vielleicht wäre man ja zu dem Ergebnis gekommen, eine gemeinsame Studie auf den Weg zu bringen.
Aber was soll ich dazu sagen? die Erde war ja auch mal eine Scheibe….

Zu den Fakten:
Ja, es stimmt, es gibt keine Doppelblindstudie, die die Wirkung der Korsetttherapie und/oder der Schroththerapie belegt.
Ja, es stimmt, dass diese Therapie viel Geld kostet und
Ja, es stimmt, dass dem seitlichen Profil bisher zu wenig Aufmerksamkeit in der konservativen Therapie beigemessen wurde.

Was aber auch stimmt, ist, dass es:
Keine Doppelblindstudie zur Wirksamkeit der Skoliose-Op’s gibt,
dass eine OP auch sehr viel Geld kostet und
dass, zumindest bei älteren Op-Verfahren, auch nicht auf das seitliche Profil geachtet wurde.

Weiterhin ist Fakt, dass eine Op erhebliche Risiken für den Patienten hat.
Um nur einige aufzuführen: Blutungen, Infektionen, Nervenschädigungen bis hin zur Querschnittslähmung und nicht zuletzt Embolien, durch die ich in jüngster Zeit eine, mir sehr liebe Patientin verloren habe.
Abgesehen davon ist nachgewiesen (Asher 2002), dass in etwa 25% der Fälle Nachoperationen notwendig werden.
Nicht zuletzt kann ich anhand einer Vielzahl an untersuchten Op-Patienten bestätigen, dass ein deutlicher Anteil nach 10-15 Jahren oft erhebliche Schmerzen und Verschleißerscheinungen im Bereich der Lendenwirbelsäule bekommt. Viele dieser Patienten werden zu chronische Schmerzpatienten, unfähig ihrem Beruf nachzugehen und erheblich psychisch belastet.
Das habe ich mit einem Korsett noch nie geschafft.

Was aber ebenfalls Fakt ist:
Die Schroththerapie gibt es seit 90 Jahren. Die Katharina Schroth Klinik führt seit 50 Jahren diese Therapie mit großem Erfolg durch. Seit Jahrzehnten wird in Bad Sobernheim und anderswo erfolgreich mit dem Korsett behandelt. Den Nachweis der erfolgreichen Therapie wird und wurde in Bad Sobernheim anhand klinikinterner Untersuchungen geführt. Das es sich dabei nicht um Doppelblindstudien handelt, liegt in der Natur der Sache. Wie bitte schön, sollte man einen Patienten mit Schroth und Korsett behandeln, ohne, dass der Patient und der Behandler weiß, dass es Schroth und Korsett ist, mit dem er da behandelt???? Abgesehen davon wäre es in höchstem Maß unethisch einen Patienten nicht zu behandeln, obwohl man weiß, dass er erkrankt ist.
Derzeit läuft eine Auswertung der Skolioseverläufe der bei uns behandelten Patienten, in naher Zukunft eine Auswertung der Korsettversorgungen. Auch die Auswertung des seitlichen Profils hat in die Auswertung, vor allem aber in das Korsettdesign Einzug gehalten.

Bleibt zu hinterfragen, warum einige Kapazitäten in der Skoliosetherapie nichts von Korsetten halten.
Liegt es vielleicht daran, dass in immer noch vielen Skoliosezentren grausam schlechte Korsette gebaut werden?
Oder liegt es daran, dass Skoliosen schon ab 35° operiert werden sollen?
Ich kann diese Fragen nicht beantworten. Ich weiß nur, dass der weitaus überwiegende Teil der in der Asklepios Katharina Schroth Klinik behandelten Patienten mit der Therapie zufrieden ist und sie als erfolgreich empfindet und das nunmehr seit 50 Jahren.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von minimine »

Hallo zusammen,

also erstmal denke ich, dass man die Meinung von Prof. Harms wohl niemals ändern wird. Da könnten wohl 20 Studien zur Wirksamkeit der Korsetttherapie veröffentlicht sein, aber jemand, der nur das Negative sehen will, wird sich immer nur die Studien rauspicken, die genau dies, nämlich das Versagen, zeigen.
Für mich ist nur ziemlich sicher, dass ich zu so einem Arzt niemals Vertrauen haben könnte und auch nicht hingehen würde.
Mag ja sein, dass er nur Korsettversager zu Gesicht bekommt, aber wenn jemand wirklich intensives Interesse an Skoliose-Patienten hätte, dann erwarte ich schon ein wenig Engagement, sich auch die konservative Therapie anzugucken. Es gibt ja Erfolge (die kann auch der Prof. nicht unter den Tisch kehren!!) und da der Herr Prof. diese anscheinend nicht kennt, gehe ich davon aus, dass er gar kein Interesse daran hat.
Fakt ist nunmal, dass das Korsett vielleicht keine Heilung darstellt, aber die OP ja wohl ganz sicher auch nicht. Von den Komplikationen ganz abgesehen (die sicherlich höher sind, als oft dargestellt, v.a. die Langzeitfolgen). Wenn man sich ein wenig mit DRG´s beschäftigt, dann wird auch deutlich, dass viele Komplikationen gar nicht mehr als Komplikation geführt werden. Ich hatte noch kein Skoliose-OP-Aufklärungsgespräch, mich würde aber schon interessieren, inwiefern auf Langzeitfolgen aufmerksam gemacht wird.
Beides sind zwei feste Bausteine in der Skoliose-Behandlung und ich finde, dass das auch gut so ist. Nicht bei jedem wirkt ein Korsett, auch nicht das noch so Beste. Aber mich stört, dass die Möglichkeit oft nichtmal angeboten wird, sobald das Röntgenbild eine bestimmte Gradzahl zeigt. Und wenn schon wir Patienten und Laien wissen, dass Korsett nicht gleich Korsett ist, dann denke ich schon, dass er das auch weiß, aber - warum auch immer - nicht wahrhaben will. Ich als Patient erwarte schon, dass mir alle Behandlungsmöglichkeiten angeboten werden und finde es einfach traurig, dass dies oft nicht so ist.

Ich finde es wirklich traurig, dass man solche Worte wählen muss, denn das einzige was darauf folgt, ist Verunsicherung bei jenen, die neu mit der Diagnose konfrontiert werden oder gerade vor der Entscheidung stehen, es nochmal konservativ zu versuchen oder gleich zu operieren. Wie Toni schon schrieb, hat der Herr Prof ja schon Jahrelang diese Meinung, durchsetzen konnte er sich bei seinen Kollegen anscheinend aber noch nicht, sonst hätte er ja wohl schon längst den absoluten Beweis gebracht. ;)

Mich würde ja brennend interessieren, wie der Bundesverband darauf reagiert, wobei ich ja eher damit rechne, dass man sowas unkommentiert stehen lässt. :rolleyes:
Wenn ich es auch Schade finde, dass ich sowas nicht mehr mitbekomme, bereue ich es definitiv nicht, dass ich meine Mitgliedschaft dort gekündigt habe.

LG
Minimine
LG
Minimine

Lerne von gestern, lebe und wirke im heute und hoffe für die Zukunft.
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