Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Schreibe deinen Erfahrungsbericht zur Skoliose, Schmerzbekämpfung etc. oder tausche Erfahrungen mit Leidensgenossen aus
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sloopy
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von sloopy »

Erstmal danke an Dr. Herchet, Dr. Steffan und Dr. Trobisch für Ihre fachmännischen Stellungnahmen! :top:

@Dr. Trobisch:
Ich weiß nicht recht, worauf Sie hinauswollen und was Ihr Beitrag mit dem eigentlichen Ursprungsthema zu tun hat. Sie bezeichnen sich selber als einen der konservativsten Chirurgen überhaupt, nutzen aber jede Gelegenheit, die konservative Therapie schlecht zu reden. Sie hatten mal angekündigt, sich die Schroth-Therapie in Sobernheim anzuschauen, aber wenn Sie ehrlich sind, haben Sie überhaupt kein Interesse daran, weil sie von Schroth nicht viel (oder gar nichts) halten. Würde ich vielleicht auch nicht, wenn ich mich noch nie aktiv damit auseinandergesetzt hätte.

Niemand hier hat die operative Therapie in Frage gestellt- bei entsprechender Indikation sagt auch in diesem einseitigen Forum sicher niemand etwas gegen eine OP. Weiterhin hat hier kein Mensch Prof. Harms' Kompetenz in Bezug auf operative Skoliosetherapie in Frage gestellt. Im Gegenzug dazu hat aber Prof. Harms im Lichtblick wortwörtlich geschrieben:
Erwiesenermaßen ist die Korsett-Thapie Schwachsinn, kostet Geld und bringt nichts. Ich weiß nicht, wer Ihnen jetzt als Berater zur Seite steht und Sie veranlasst hat, die Korsett-Therapie als eine sinnvolle Therapie zu bezeichnen. Weiterhin bieten Sie in Ihrer Zeitschrift "Lichtblick" auch erneut eine "Skoliose-Woche" in Bad Sobernheim an. Diese Information ist aus meiner Sicht unverantwortlich, da erwiesenermaßen die Korsettbehandlung keinerlei positiven Effekt auf die Entwicklung einer Skoliose hat.
und solche Aussagen sind nicht nur einseitig, sie sind auch unverschämt, dreist und dumm! Er kann ja seine Meinung zur konservativen Therapie äußern, aber er darf seine Eindrücke nicht als Tatsachen hinstellen (und ein Bundesverband als Interessenvertretung für Patienten darf sowas meiner Meinung nach nicht unkommentiert stehen lassen)!


Wäre ja schön, wenn sich mal ein Korsettbauer zu Prof. Harms' Vorwürfen äußern würde. Ich frage mich, was diese Menschen seit Jahren den ganzen Tag machen, wenn ihre Arbeit sowieso sinnlos ist. Die entwickeln und bauen doch keine Korsette, weil sie nichts besseres mit ihrer Zeit anzufangen wissen oder weil es keine anderen lukrativen Jobs für sie gibt. Oder sind die ganzen Mitarbeiter von Acto, Appelrath-Kemper, CCtec, Nusser+Schaal, Rahmouni, Regnier, Sanomed, Storch+Beller, Orthomed, Ortholutions, Weitner und wie sie alle heissen wirklich zu dumm zu merken, dass ihre Arbeit nichts taugt??? Sorry, aber das halte ich (ohne eine Studie darüber geführt zu haben) doch für äußerst unwahrscheinlich!

Gruß,
sloopy
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Carmen32 »

Liebe sloopy und der Rest der Crew,

finde es erst einmal übel wenn ein Arzt so etwas schreibt. Zu dem würde ich nicht gehen. Vielleicht kann mir sloopy mal den Link schicken?
Wirklich Erfahrung und beurteilen kann es doch nur der, der selbst ein Korsett getragen hat oder noch trägt.
Also an alle Korsett-Träger: Nicht entmutigen lassen und da kann man nur mit dem :nein: Zum Glück haben wir zwei Ohren beim einen rein, beim anderen raus.

Ich stehe gerade in der Schwebephase OP oder Korsett. Das ist wahrlich keine leichte Entscheidung.

Herzliche Grüße Carmen
Dr. Steffan
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dr. Steffan »

Dr. Trobisch hat geschrieben:Dr. Steffan,

leider bin ich kein Schueler von Prof. Harms,
Man hat aber den Eindruck.
aber mit dem was er fuer die Wirbelsaeulenchirurgie weltweit geleistet hat, waere es sicherlich keine Schande. Der Mann weiss in der Tat wovon er redet.
Mag sein, die Art und Weise wie er sie vertritt ist aber nicht akzeptabel und zudem unwürdig für eine Person seiner Reputation. Abgesehen davon kann er seine Therapie auch nicht wissenschaftlich belegen und wie sagt das Sprichwort so schön, wer im Glashaus sitzt.......
Dr. K. Steffan
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dr. Steffan »

Hier ist immer wieder von wissenschaftlichen Untersuchungen die Rede. Sicher sind die in der Medizin notwendig und sinnvoll. Was aber sagt eine wissenschaftliche Untersuchung in Bezug zum Therapieziel des Patienten aus? Nichts, rein gar nichts!

Einzig entscheidend für die Therapie ist doch, dass der Patient sie will, akzeptiert und vor allem seinen eigenen Erfolg damit hat. Als Arzt kann ich lediglich raten und empfehlen. Es geht doch nicht darum ob ich als Arzt will, dass der Patient weniger an Gradzahl hat, es geht darum, dass der Patient mit der Therapie die er durchführt und mit dem Ergebnis, dass er für sich selbst erreicht, zufrieden ist. Wie ich das hinbekomme, ist doch zweitrangig.

Es gibt Patienten, die sind mit einer 20° Skoliose hoch unzufrieden, es gibt aber auch die, die mit 120° ein erfülltes, zufriedenes Leben führen. Das sollte für mich als Arzt das Ziel meiner Therapie sein, ich will einen zufriedenen Patienten, der mit seiner Skoliose im Reinen ist. Ob ich das durch Schroth, Korsett oder Op erreiche ist doch zweitrangig. Ich muß nur in der Lage sein, meinen Patienten zu verstehen, seine Wünsche heraus zu bekommen und dem entsprechend zu therapieren. Abgesehen davon sollte ich ihn umfassend zu allen Therapiemethoden beraten können.
Was nützt es, wenn ich ihn zu einer Therapiemethode überrede oder ihm gar Angst mache um meine Therapieziele zu erreichen???? Das wäre purer ärztlicher Egoismus.
Zuletzt geändert von Dr. Steffan am Mi, 23.03.2011 - 17:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Nangala »

Ich habe dieses Thema in den letzten Tagen aufmerksam verfolgt und möchte sagen:
:goodpost:!

Wenn sich diesen Grundsatz mehr und mehr Ärzte (alle werden das wohl nicht hinbekommen ;)) zu Herzen nähmen würden, gäbe es wohl auch nicht so viele unzufriedene Patienten.
Außerdem könnte man (vielleicht auch) so eine Grundsatzdebatte sein lassen....

LG Nangala
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Radiator »

DrSteffan hat geschrieben:Hier ist immer wieder von wissenschaftlichen Untersuchungen die Rede. Sicher sind die in der Medizin notwendig und sinnvoll. Was aber sagt eine wissenschaftliche Untersuchung in Bezug zum Therapieziel des Patienten aus? Nichts, rein gar nichts!

Einzig entscheidend für die Therapie ist doch, dass der Patient sie will, akzeptiert und vor allem seinen eigenen Erfolg damit hat. Als Arzt kann ich lediglich raten und empfehlen. Es geht doch nicht darum ob ich als Arzt will, dass der Patient weniger an Gradzahl hat, es geht darum, dass der Patient mit der Therapie die er durchführt und mit dem Ergebnis, dass er für sich selbst erreicht, zufrieden ist. Wie ich das hinbekomme, ist doch zweitrangig.
Ah, das ist so nicht ganz korrekt. In zeiten schwindender Mittel hat sich evidence-based z.T. mit Recht in der Medizin ziemlich breit gemacht.
So müssen sich auch "althergebrachte" Vefahren dieser Prüfung unterziehen, um unwirksame oder nur mit dem Placebo-Effekt arbeitende Verfahren (Homöopathie, Akupunktur, etc.) aussondern zu können. Alle Verfahren mit dünner Datenlage sind da immer gleich in der Kritik, das trifft aber die Chrirugie genauso wie best. konservative Verfahren.
Vor allem wenn die Beobachtungszeiträume über Jahrzehnte laufen müssen, wird es ganz eng mit der Studienlage.
Daher auf dem Boden auch dieser unsägliche Leserbrief. Wir uns wohl noch 'ne ganze Weile verfolgen.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von minimine »

Dr.Trobisch hat geschrieben:Wenn alleine in Deutschland tausende von Patienten konservativ behandelt werden, dann fragt man sich, warum die behandelnden Aerzte ihre Daten einfach nicht publizieren wollen.
Vielleicht weil es tatsächlich noch Ärzte gibt, die ihr Hauptaugenmerk auf den Patienten gerichtet haben?! Deren Tage haben nämlich auch nur 24 Stunden. ;)
Wir alle hier wissen, dass solche Ärzte rar gesät sind und wir dankbar sein können, dass es überhaupt solche gibt. Nicht auszudenken, was wäre, wenn alle Ärzte solche egoistischen Meinungen zum Besten geben.
Mag ja sein, dass Prof. H. ein guter Chirurg ist, aber meines Erachtens gehört mehr dazu, um ein guter Skoliose-Arzt zu sein.
Die Aussage alleine, dass vielen Patienten durch kons. Therapie eine OP erspart blieb, kann man nicht gelten lassen, da man nicht weiss, ob das evtl. lediglich der natuerliche Verlauf waere, der sowieso eingetraeten waere.
Naja, dann wären aber einige Patientenverläufe schon komische Zufälle. Und die kann man nunmal nicht einfach unter den Teppich kehren.
Fuer operierte Patienten gibt es wiederum eine unzaehlbare Menge an Studien mit nutzvollen und nutzlosen Vergleichen.
Finde ich echt witzig, denn Dr. Weiß schreibt immer genau das Gegenteil, nämlich dass es eine Unmenge von Studien gibt, die die Wirksamkeit der konservativen Therapie, aber nicht der operativen Therapie beweisen.
Wer hat nun recht?? Ich denke mal Beide, denn man kann wohl alles irgendwie beweisen, wenn man nur will. ;)
Dr. Herchet hat geschrieben:Und das das Anwenden der Leitlinien fahrlässig ist...???
Sie sollten vielleicht nochmal lesen, was Dr. Trobisch genau geschrieben hat. Er hat nicht die Anwendung der Leitlinien als fahrlässig bezeichnet, sondern die bloße Nennung der Studien daraus. ;)

LG
Minimine
LG
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scolios

Leserbrief Professor Harms

Beitrag von scolios »

Ich verfolge mit Hochspannung die Diskussion um Professor Harms und warte vergebens auf eine Reaktion seitens Dr. Trobisch. Schade, Dr. Trobisch, ich lese ihre Beitraege gerne, aber leider verlassen sie jegliche Diskussion wenn es drauf ankommt. Schon in vergangen Diskussionen in diesem Forum, welches sie zu Recht als einseitig bezeichnen, brachten sie Themen nicht zum Ende wenn es ploetzlich "heiss herging". Sie fordern, ebenfalls zu Recht, die konservativ taetigen Aerzte zu mehr Aktionismus auf. Stehen sie zu ihren Aussagen! Yes, die konservativ taetigen Aerzte muessen auch ihren Beitrag zur Wissenschaft leisten. Patienten sollten sich nicht von der Aktivitaet in einem Forum beeindrucken lassen. Anderenfalls brauchen wir alle uns nicht ueber Aussagen wie die von Professor Harms zu aergern. So lange kein Beweis für die Wirksamkeit der konservativen Therapie vorliegt, kann man diesem Herrn nicht fundiert wiedersprechen.

MfG scolios
Dr. Steffan
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Re: Leserbrief Professor Harms

Beitrag von Dr. Steffan »

scolios hat geschrieben: So lange kein Beweis für die Wirksamkeit der konservativen Therapie vorliegt, kann man diesem Herrn nicht fundiert wiedersprechen.

MfG scolios
Natürlich kann ich das, für die operative Therapie liegen auch keine aussagekräftigen Studien vor. Fazit: wir lassen das mit der Skoliosetherapie in jeder Hinsicht und mit vielen anderen Therapien auch gleich. Herr Rößler wird sich freuen.
Dr. K. Steffan
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dr. Trobisch »

@scolios,

hatte nicht die Absicht, diese Diskussion zu verlassen. Bin mir aber keiner offenen Frage an mich bewusst.

Aber nochmal gerne meine Zusammenfassung der aktuellen Datenlage und des aktuellen medizinischen Wissens - und ich moechte darauf hinweisen, dass Aepfel (Korsett) nicht mit Birnen (OP) verglichen werden sollten.

Was wissen wir:

- Skoliosen koennen waehrend des Wachstumsschubes eine nicht vorhersehbare Entwicklung nehmen und sollten regelmaessig ueberwacht werden.

- Skoliosen haben eine z.T. weit ueber 70%ige Chance auch nach der Pubertaet zuzunehmen, wenn sie staerker als 50 Grad sind (ca. 1 Grad pro Jahr laut Datenlage, wobei dieses Grad nur das statistische Mittel darstellt, somit der individuelle Verlauf nicht berechnet werden kann)

- Die Wahrscheinlichkeit einer Skoliose zuzunehmen, wenn sie weniger als 30 Grad nach Wachstumsabschluss betraegt ist nahezu 0%

- Skoliosen wirken sich wahrscheinlich erst jenseits der 90 Grad auf die Lungenfunktion aus

- Skoliosen koennen zwar z.T. optisch entstellend sein, fuehren aber nicht automatische zu Schmerzen. Abweichungen des sagittalen Profils (insbesondere der lumbalen Lordose) haben eine direkte Korrelation zu Schmerzen.


Kann man verhindern, dass eine Skoliose diesen "Grenzwert" von 40 Grad erreicht?

- Korsett?: Die Datenlage ist nicht eindeutig. Eventuell kann ein geringer Teil der Patienten von einem Korsett profitieren. Die von Frau Herchet zitierte Studie beobachtet eine Erfolgsquote von 10%! ... und das auch nur, wenn sehr frueh eingeleitet, d.h. vor Wachstumsabschluss

- Schroth?: Keine unabhaengige und langfristige Datenlage!

- OP: Eine operation ist bei diesen "moderaten" Skoliosen nicht empfohlen.

Kann man verhindern, dass schwere Skoliosen (>50 Grad) weiter zunehmen?

- Korsett?: nein! Keine gueltige Datenlage

- Schroth?: nein! Keine gueltige Datenlage

- OP?: ja! eindeutige Datenlage (einschl. Langzeitstudien), dass eine Skoliose nach einer Versteifung nicht zunimmt.


- Ist die Lebensqualitaet mit oder ohne OP bei schweren (!) Skoliosen besser?: Keine eindeutige Datenlage


In diesem Forum wird nach Kritik an der Korsetttherapie bei einer 30 Grad Skoliose bei einem 13 jaehrigen Maedchen oft gegengehalten, dass der Erfolg der OP auch nicht gesichert ist. Das ist ein komplett hinkender Vergleich. Denn bei solch einer Patienten wuerde man nicht operieren.

- Muss man ein Korsett dringend empfehlen?: Man sollte es erwaehnen. Der Patient bzw. die Familie muss dann eine 10%ige Erfolgsaussicht gegen eine z.T. jahrelange Korsetttherapie (die nicht ohne psychische Nebenwirkungen ist) abwaegen.

- Muss man Schroth empfehlen: ein ganz klares NEIN (!). Man kann aber. Es gibt keine einzige Mittel- oder Langzeitstudie, die einen klaren Vorteil gegenueber des natuerlichen Verlaufes bescheinigt. Wer moechte und wem es bezahlt wird - bitte gerne. Ich bin kein Gegner der Schroth Therapie aber ich muss sie laut aktuellem medizinischem Wissen auch niemand aufzwingen, der sie nicht will.

- Muss man bei 50 Grad operieren?: NEIN, rein kosmetische Operation. Erst bei schwereren Skoliosen, die im Laufe der Jahre evtl. ueber 90 Grad schwer werden, sollte man operieren, da man dann ggf. zukuenftige Lungeneinschraenkungen vermeiden kann. Es ist aber jedem selbst ueberlassen, ob er das moechte.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von robinho »

Ich möchte zu einigen Punkten von Dr. Trobisch Stellung nehmen:
Bei 50° wird aus rein kosmetischen operiert? Was ist denn mit Schmerzen? Die nehmen doch ganz offensichtlich zu, je größer der Krümmungswinkel ist.

Was macht man mit moderaten Skoliosen (wie ich sie habe), wenn der Patient nicht zufrieden ist?

Die aussagefähigste Studie wäre wohl, wenn man mehrere Skoliotiker ca. 10fach klonen und dann alle möglichen Therapien ausprobieren würde. So etwas wird aber leider nicht möglich sein.
Dr. Trobisch
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dr. Trobisch »

Robinho,

Sie haben Recht. Ich meinte lediglich die symptomlosen Skoliosen. Wenn Schmerzen bestehen, ist es eine ganz andere Situation.
Was wenn der Patient nicht mit seiner Skoliose zufrieden ist? Es kommt darauf an, warum der Patient seine Skoliose nicht mag. Lumbale Skoliosen koennen auch schon bei ca. 35 Grad oder so aehnlich enorme Rumpfverlagerungen mit starker Tailenasymmetrie verursachen. Diese kann psychisch sehr einschraenken, aber aufgrund der Rumpfverlagerung und dem Versuch des muskulaeren Ausgleichs auch starke Schmerzen verursachen. Wenn der Patient sehr darunter leidet, dann ist es absolut legitim, die Ursache operativ zu beseitigen.
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sloopy
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von sloopy »

Gestern noch hielt ich Dr. Steffans Antwort an scolio für ziemlich überzogen, aber wenn man Dr. Trobischs Beitrag liest, läuft es in der Tat genau darauf hinaus. Wir brauchen kleine Skoliosen nicht zu behandeln, weil es keine fundierte Datenlage über mögliche Erfolge gibt und warten stattdessen ab, bis der Patient entweder Schmerzen hat oder irgendwann die 90 Grad erreicht. Das kann es ja wohl nicht sein!

Was nützt es denn, die Skoliose eines Heranwachsenden regelmässig zu überwachen, wenn man sowieso nichts unternimmt? Schroth kann man erwähnen, muss man aber nicht und ein Korsett bringt auch nur vielleicht einen Erfolg, dafür aber psychische Schäden. Also, was tun? Nichts, ausser abwarten, denn ist man erstmal bei 50 Grad angelangt, kann man ja die Optik korrigieren. Ja, dann kann man sich doch die Kontrollen auch gleich sparen- eine 90 Grad Skoliose erkennt man auch irgendwann als Laie und dann ist es ja noch früh genug zum Operateur zu gehen.

Und zuletzt- die Wahrscheinlichkeit, dass eine operierte Skoliose sich nicht verschlechtert ist gleich null. Aber was ist denn mit den nicht-versteiften Bereichen, die unter der OP in Mitleidenschaft gezogen werden? Die werden hier mal wieder gar nicht erwähnt.


Schaue ich mir jetzt mal meine persönliche Situation in Hinblick auf Dr. Trobischs Aussagen an. Ich bin ausgewachsen und habe eine 50° Verkrümmung. Weil diese sich statistisch gesehen verschlechtert und ich dazu auch noch Schmerzen habe, bin ich also ein klassischer Fall für eine OP. Nun möchte ich diese aber nicht und habe mich (trotz fehlender gültiger Datenlage) für ein Korsett entschieden und es geht mir verdammt gut damit. Ich bin froh und dankbar, dass es konservativ behandelnde Ärzte gibt, die mir die Möglichkeit dazu geben. Dr. Trobisch, wenn ich Sie richtig verstehe, hätten Sie gar keine Behandlungsmöglichkeit für mich. Eine OP möchte ich nicht und von einem Korsett würden Sie mir abraten, weil es nichts bringt. Also müssten Sie sich Mühe geben, mir die OP schmackhaft zu machen oder ich müsste mit meinen Schmerzen ausharren. Für mich als Patient keine befriedigende Vorstellung!

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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dr. Steffan »

sloopy hat geschrieben:Gestern noch hielt ich Dr. Steffans Antwort an scolio für ziemlich überzogen,sloopy
Manchmal muß man provozieren um eine Reaktion zu bekommen. :cool:
Dr. K. Steffan
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Radiator »

sloopy hat geschrieben:.... und habe mich (trotz fehlender gültiger Datenlage) für ein Korsett entschieden und es geht mir verdammt gut damit. Ich bin froh und dankbar, dass es konservativ behandelnde Ärzte gibt, die mir die Möglichkeit dazu geben.
Nur das die Ärzte mit geringer werdender Finanzlage im Gesundheitssystem auch schon immer mehr entmündigt werden.
Kann man ja schon bei den kassenverhandelten Medikamenten sehen.
Wenn Protagonisten wie Dr.Trobisch in den Medien nur laut genug gegen eine konservative Therapie wettern, wird das irgendwann mal wahrgenommenm
wenn keine qualifizierten Gegenstimmen zeitnah zu hören sind !
Da kannst du dann darauf warten, wie die Krankenkassen irgendwann mal die Kostenübernahmeerklärung bescheiden werden ;(
Keine gute Entwicklung was da auf dem McKinsey/Berger/etc. Altar noch geopfert werden wird.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Raven »

Hallo Dr. Trobisch,
Dr. Trobisch hat geschrieben:- Muss man ein Korsett dringend empfehlen?: Man sollte es erwaehnen. Der Patient bzw. die Familie muss dann eine 10%ige Erfolgsaussicht gegen eine z.T. jahrelange Korsetttherapie (die nicht ohne psychische Nebenwirkungen ist) abwaegen.
auf welche Korsetts wird sich da bezogen? Es gibt da ja sehr große Unterschiede zwischen verschiedenen Korsetts - Bauform, Primärkorrektur, optische Auffälligkeit (die sich auch auf die Tragezeiten auswirken dürfte)...
Sinnvoll wäre hier schon, die Erfolgsaussicht für verschiedene Korsetttypen getrennt zu ermitteln.
Wurden den Patienten, von denen nur 10 Prozent damit Erfolg hatten, "nur" ein Korsett verschrieben, oder haben sie es wirklich getragen? (Finde ich auch nicht unwichtig.)
Sinnvoll fände ich demnach eine Angabe wie: "x Prozent derjenigen, die ein Korsett der Art y erhalten und mindestens z Stunden pro Tag getragen haben, haben einen Erfolg [und genaue Angabe, was dieser "Erfolg" ist] erzielt".

Viele Grüße,
Raven
Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen.
OP-Röntgenbilder
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Radiator »

Dr. Trobisch hat geschrieben: - Skoliosen koennen fuehren aber nicht automatische zu Schmerzen.
Sorry, aber ich kenne keine Skoliotiker im Bereich von ~50-60 Jahren die ab so ca. ~50 Grad nicht schwerste degenerative WS Veränderungen aufweisen, die allein durch die Fehlstellung bedingt sind (konkavseitig) und mit entsprechenden Neuroforameneinengungen einhergehen. Massive Schmerzsyndrome inclusive.
Leider wurde sowas noch nie konsequent Studienmäßig erfasst. Schon gar nicht langzeitmäßig bis in das Alter.
Dr. Trobisch hat geschrieben: Kann man verhindern, dass eine Skoliose diesen "Grenzwert" von 40 Grad erreicht?
- Korsett?: Die Datenlage ist nicht eindeutig. Eventuell kann ein geringer Teil der Patienten von einem Korsett profitieren. Die von Frau Herchet zitierte Studie beobachtet eine Erfolgsquote von 10%! ... und das auch nur, wenn sehr frueh eingeleitet, d.h. vor Wachstumsabschluss
Diese Studie hinkt insofern, dass die untersuchten Korsette keine einheitlichen Qualitätskriterien aufweisen mussten (Primärkorrektur >50%).
Da wird viel Plastikmüll dabei gewesen sein, daher das "schlechte" Resultat. Verbesserungswürdig !
Dr. Trobisch hat geschrieben: Kann man verhindern, dass schwere Skoliosen (>50 Grad) weiter zunehmen?
- Korsett?: nein! Keine gueltige Datenlage
Das muss richtig heißen: werder eindeutig JA noch NEIN. Es gibt keine weitreichenden Langzeituntersuchungen mit "Qualitätskorsetten".
Wir wissen es nicht sicher, aber es könnte sein. Ein alleiniges "NEIN" ist daher unzulässig.
Dr. Trobisch hat geschrieben: - OP?: ja! eindeutige Datenlage (einschl. Langzeitstudien), dass eine Skoliose nach einer Versteifung nicht zunimmt.
Eine rein physikalische Datenlage mit dem Ergebnis: Vorher Krumm nacher Gerader und dann nicht weiter Krummer - Ende.
Schmerzfragebögen, Patienten-outcome, Langzeitfolgen (Anschlussarthosen) alles nicht untersucht.
Nicht einmal die unerwünschten OP Risiken (Anästhesie, Blutung, Infekt, Embolie, ...) wurden richtig erfasst und miteinbezogen.
Dr. Trobisch hat geschrieben: - Muss man ein Korsett dringend empfehlen?: Man sollte es erwaehnen. Der Patient bzw. die Familie muss dann eine 10%ige Erfolgsaussicht gegen eine z.T. jahrelange Korsetttherapie (die nicht ohne psychische Nebenwirkungen ist) abwaegen.
Es gibt nur diese eine, mängelbehaftete Untersuchung. Allein darauf eine entgegenläufige Empfehlung zu stützen ist waghalsig.
Der behandelnde Arzt MUSS obligat alle alternativ in Frage kommenden Heilverfahren (lt.Richtlinie) gegenüber dem Patienten mit allen Vor- und Nachteilen sowie Risiken benennen und prae OP auch ordentlich dokumentieren, ansonsten kann er durchaus diesbezüglich verklagt werden (in USA an der Tagesordnung).
Dr. Trobisch hat geschrieben: - Muss man bei 50 Grad operieren?: NEIN, rein kosmetische Operation. Erst bei schwereren Skoliosen, die im Laufe der Jahre evtl. ueber 90 Grad schwer werden, sollte man operieren, da man dann ggf. zukuenftige Lungeneinschraenkungen vermeiden kann. Es ist aber jedem selbst ueberlassen, ob er das moechte.
Ich befürchte, das mit konsequenterer Ausformulierung von Leitlinien, möglicherweise in Zukunft die Entscheidungen bzgl. der Therapieverfahren
von den Kostenträgern (Krankenversicherungen) via Kostenübernahme geregelt werden könnten. Insbesondere wenn der Sicherstellungsauftrag von der KBV an die Versicherer fällt.
Insofern sollte man als Arzt mit öffentlichen Äußerungen bezüglich pro und kontra verschiedener Therapieformen verdammt sensibel umgehen.
Denn für das "Pro" wird gerne mal (wenn billig) selbstverständlich und für das "Kontra" die Mittel gestrichen. Am Ende ist wiedereinmal die Therapiefreiheit verschmälert.
netmaus
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Therapie: KG nach Schroth ab Februar 2011 2 mal wöchentlich.

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DAS war Schrott

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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von netmaus »

Ich bin nur eine Mutter, medizinischer Laie, habe Abi, Banklehre, 49 Jahre Leben hinter mit und eine elfjähriger Tochter mit einer Skoliose, von der ein Orthopäde lapidar meinte, im Beisein meiner Tochter: "Das muss man operieren, wenn sie das ablehnen, nehmen Sie dem Kind alle Chancen einen normalen Rücken zu bekommen!"

2 Monate brauchte ich um diesen Schock zu verarbeiten und dann machten wir uns auf in die Klinik zu einem Arzt, der zum Korsett riet obwohl die Grade eine Indikation zur OP sind, zum Orthopädietechniker zur Schroth Krankengymnastik, kauften Sprossenwand, Ballkissen, Standspiegel uswuswusw.

In der KG Praxis sehen wir Mädchen, die sind gerade, der Rücken ist gerade und wir erfuhren, dass sie ein Korsett trugen, vom demselben OT, sie waren in derselben Klinik wie wir, sie gehen noch zur KG, haben das Korsett 3 Jahre getragen, abgeschult, eine andere trägt freiwillig nachts noch eins, weil sie sich wohl und sicher damit fühlt.

DAS ist Hoffnung, DAS ist für mich als Mutter der Weg, den ich mit unserer Tochter gehe.

Wie gesagt, ich drücke alles mit den Worten eines Laien aus, eine Operation an der Wirbelsäule mit allen bekannten OP Risiken, damit mein Kind zeitlebens ein Stück steife Wirbelsäule hat, und das ganze auch noch prophylaktisch, damit es nicht schlimmer wird und sie evt. später Schmerzen etc. hat???
Ein Kind mit 11 Jahren!

Wenn ich wollte wie ich könnte, und wüsste es hätte einen Sinn, würde ich gegen diesen Arzt angehen, der die Diagnose in 2 Minuten in den Raum warf, als Lösung die OP vorschlug, unserer Tochter Angst machte! und mich in eine Zwickmühle manövrierte, da ich nicht wusste was ich davon halten soll und nicht wusste, was ich tun soll.

Und jeder Arzt, der die Augen verschliesst, vor sichtbaren und nachweisbaren Erfolgen bei der Korsetttherapie, ist in meinen Augen kein guter Arzt.


Dies spiegelt nur meine persönliche Meinung wider aufgrund von persönlichen Erfahrungen, womit ich mir kein Urteil erlaube über medizinisch absolut notwenige Operationen bei einer Skoliose.
Gruss, Ute
Lady S
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Lady S »

Radiator hat geschrieben:
Dr. Trobisch hat geschrieben: - Skoliosen koennen fuehren aber nicht automatische zu Schmerzen.
Sorry, aber ich kenne keine Skoliotiker im Bereich von ~50-60 Jahren die ab so ca. ~50 Grad nicht schwerste degenerative WS Veränderungen aufweisen, die allein durch die Fehlstellung bedingt sind (konkavseitig) und mit entsprechenden Neuroforameneinengungen einhergehen. Massive Schmerzsyndrome inclusive.
Leider wurde sowas noch nie konsequent Studienmäßig erfasst. Schon gar nicht langzeitmäßig bis in das Alter.
Ich kenne einen: mich - 58 Jahre, über 50° in beiden Bögen (Typ King II).
Meine einzige heftige Schmerzattacke liegt über 10 Jahre zurück, ansonsten habe ich gelegentlich Blockaden in ISG oder im BWS-Bereich und öfter Muskelverspannungen, aber nicht so, dass ich mich dadurch eingeschränkt fühle. Diese Beschwerden sind auch niemals so, dass ich dagegen Schmerzmittel einnehmen müsste.
Meine Skoliose blieb übrigens bis zum 50. Lebensjahr völlig unbehandelt, seither Schroth-KG. Degenerative Veränderungen sind im Röntgenbild (noch) nicht zu erkennen, aber natürlich muss ich damit rechnen. Operierte Patienten müssen damit übrigens in den unversteiften Abschnitten erst recht rechnen, und zwar deutlich früher als mit 50 Jahren.
Warum es keine aussagefähigen Studien zur Skoliosebehandlung gibt, ist mir ein Rätsel.
Wahrscheinlich ist da kein Geld drin...
Grüsse, Lady S
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von sloopy »

Lady S hat geschrieben:Warum es keine aussagefähigen Studien zur Skoliosebehandlung gibt, ist mir ein Rätsel.
Einerseits ist es bestimmt eine Frage von Zeit und Geld. Andererseits ist es natürlich auch sehr schwierig, solche Studien zu führen. Eine Skoliosebehandlung zieht sich immer über mehrere Jahre, es bräuchte also Patienten, die langfristig in Therapie sind und auch bleiben und das bestenfalls bei ein und demselben Arzt und OT. Gerade bei Jugendlichen ist die "Therapietreue" schon eine schwierige Voraussetzung.

Man bräuchte Patient X, der über Jahre konsequent ein Korsett (von immer dem gleichen OT) trägt und dazu regelmässig schrothet und zur Reha fährt. Auf der anderen Seite bräuchte man Patient Y mit ähnlichen Vorraussetzungen (gleiches Alter, gleiche Skelettreife, gleiches Geschlecht, gleiche Gradzahlen und gleiches Krümmungsmuster), den man zwar von seiner Skoliose in Kenntnis setzt, ihn aber nicht behandelt. Und selbst dann weiß man ja nicht, ob bei einem Patienten die Skoliose von Natur aus progredienter ist als bei dem anderen. Die Ergebnise wären vermutlich immer schwammig und für Kritiker nicht repräsentativ.


Aber wenn man nur mal eine Patientenumfrage in einer Schrothklinik zur Zufriedenheit mit der Schroth-Therapie macht, stellt man schnell fest, dass es unzählige (erwachsene) Patienten gibt, die der Schroth-Therapie über Jahre hinweg treu sind, weil sie gute Erfahrungen damit gemacht haben. Warum gibt es denn so viele "alte Schrothianer", die immer und immer wieder nach Sobernheim fahren? Wollen die alle nur bezahlten Urlaub auf Kosten ihrer Krankenkasse machen oder bringt die Therapie diesen Patienten wirklich etwas? Natürlich ist auch Schroth nicht für jeden Skoliotiker geeignet, aber finde mal eine Therapie, die für jeden Patienten gleich hilfreich ist. Studie hin oder her- entscheidend ist doch, dass die Mehrheit der Patienten überzeugt, zufrieden und bestenfalls schmerzfrei ist! Letzteres gilt übrigens uneingeschränkt auch für die Erwachsenen-Korsett-Therapie.

sloopy
Mein Thread: Mein CCtec (Erwachsenen)korsett und ich

"Bewahre mich vor dem naiven Glauben,es müsse im Leben alles glatt gehen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge, Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen." (Antoine de Saint-Exupéry)
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