Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Schreibe deinen Erfahrungsbericht zur Skoliose, Schmerzbekämpfung etc. oder tausche Erfahrungen mit Leidensgenossen aus
Trekki
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Trekki »

Ich bin ebenfalls entsetzt über solche Behauptungen und denke mit Schrecken an die Zeit vor noch nicht einmal einem halben Jahr zurück, als meine Tochter die Diagnose Skoliose bekommen hat. Wie hätte ich wohl reagiert, wenn ich damals schon so etwas gelesen hätte? Es fällt uns sowieso noch so schwer mit der Skoliose und dem Korsett zu leben. Leider muss ich immer wieder mit meiner Tochter über das Tragen des Korsetts diskutieren, weil sie immer noch jede Gelegenheit nutzt um ihren "Hugo" auszuziehen und dann etwas längere Pausen zu machen. Wie würde sie wohl nach dem Lesen eines solchen Artikels reagieren? Ich mag nicht weiter darüber nachdenken.

Und das Ganze fällt mir dann umso schwerer, weil ihre Diagnose ja lautet nur eine OP bis zum Ende des Wachstums hinauszuzögern. Trotzdem haben wir uns für die konservative Behandlung entschieden, natürlich immer noch mit der Hoffnung verbunden, diese OP ganz vermeiden zu können, obwohl meine Hoffnung auch immer mehr schwindet. Wir wollen aber nicht aufgeben!

Leider ist meine Meinung damit über die operierende Fraktion der Orthopäden noch weiter gesunken, da wir ja schon ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Wir hoffen und vertrauen jedenfalls weiterhin auf die konservative Behandlung,auch dank dieses hervorragenden Forums hier, dass uns immer wieder Mut macht durchzuhalten.

Liebe Grüße
Trekki
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Raven
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Raven »

Hallo minimine,
minimine hat geschrieben:Wenn man sich ein wenig mit DRG´s beschäftigt, dann wird auch deutlich, dass viele Komplikationen gar nicht mehr als Komplikation geführt werden.
was bedeutet "DRG"? Diese Abkürzung sagt mir überhaupt nichts.
minimine hat geschrieben: Ich hatte noch kein Skoliose-OP-Aufklärungsgespräch, mich würde aber schon interessieren, inwiefern auf Langzeitfolgen aufmerksam gemacht wird.
Meine OP ist ja schon länger her. Damals wurde von Langzeitfolgen nicht wirklich etwas gesagt - eigentlich nur, dass bei einer Geburt wohl ein Kaiserschnitt nötig ist und dass die Implantate bei zu großer Belastung oder Verschleiß brechen können.
Das war, meines und meiner Eltern Wissen nach, alles.
Und dann hieß es noch - was ja nun überholt ist, aber anscheinend immer wieder noch geäußert wird -, man brauche nach dem Ende der Genesung (also nach einem Jahr) keinerlei Physiotherapie mehr bzw. könne "alles machen".
Daran hielt ich mich, leider, dann auch für ein gutes Jahrzehnt weitestgehend :nein:

Wie das in aktuellen OP-Aufklärungsgesprächen aussieht, weiß ich jedoch nicht.

Viele Grüße,
Raven
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von sloopy »

Raven hat geschrieben:was bedeutet "DRG"? Diese Abkürzung sagt mir überhaupt nichts.
DRG = Diagnosis Related Groups (deutsch: Diagnosebezogene Fallgruppen) bezeichnen ein ökonomisch-medizinisches Klassifikationssystem, mit dem Leistungen an Patienten anhand der Haupt- und Nebendiagnosen für den einzelnen Behandlungsfall und der fallbezogen durchgeführten Behandlungen in Fallgruppen klassifiziert werden. Jede Neuaufnahme eines Patienten in Krankenhaus, Rehabilitation und Pflege definiert jeweils einen neuen Fall, der die weitere Behandlung kennzeichnet. Die festgestellten DRG, mit Haupt- und Nebenklassen, werden vom Leistungsträger zum Kostenträger als Abrechnungsgrundlage gemeldet.

Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Diagnosebe ... allgruppen

LG,
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von minimine »

Hallo Raven,

die Abkürzung DRG steht für Diagnosis Related Groups und ist das Abrechnungssystem für stationäre Krankenhausleistungen. Die Diagnose und operative Prozedur wird mit einer Fallpauschale vergütet (und ich kann mir nur vorstellen, dass eine Skoliose-OP, insbesondere bei einem jungen, ansonsten gesunden Menschen sich schon lohnt). Bei Komplikationen allerdings wird diese nur 4 Monate nach der Entlassung dem Eingriff zugeordnet. Tritt danach eine Komplikation auf (und Abnutzungserscheinungen treten sicherlich nicht nach 4 Monaten auf), werden diese separat betrachtet und nicht mehr im Zusammenhang mit dem ersten Fall gesehen. Es ist damit nicht mehr so einfach, Langzeitfolgen direkt der OP zuzuordnen. Klar, nichtsdestotrotz kann es Langzeitstudien geben. Aber ich glaube schon, dass ein Chirurg es für die Argumentation für eine OP nutzen kann.

Ich dachte mir schon, dass das Thema Langzeitfolgen nicht gerade besondere Beachtung bei den Aufklärungsgesprächen findet. Wer weiß auch noch 10, 20 Jahre nach der OP, was damals so alles besprochen wurde, v.a. wenn auch noch die Eltern die Entscheidung treffen müssen und das Kind nicht selbst entscheiden kann. Aber ich denke schon, dass solche Hinweise beim einen oder anderen vielleicht doch zu einer Entscheidung gegen die OP führen könnte, insbesondere wenn tatsächlich die alternativen Behandlungsmethoden zusätzlich angeboten werden würden(was ja aber leider nicht die Regel ist).

LG
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Raven
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Raven »

Hallo minimine,

danke für die Erklärung, was DRG ist, und die Details dazu :yes:
minimine hat geschrieben: Bei Komplikationen allerdings wird diese nur 4 Monate nach der Entlassung dem Eingriff zugeordnet. Tritt danach eine Komplikation auf (und Abnutzungserscheinungen treten sicherlich nicht nach 4 Monaten auf), werden diese separat betrachtet und nicht mehr im Zusammenhang mit dem ersten Fall gesehen.
Puh, das hätte ich nicht gedacht, dass nur vier Monate hierbei zählen.
Gerade bei einer so großen OP mit doch recht langsamer und langer Genesung.
Nach vier Monaten ist ja noch lange nicht alles im endgültig belastbaren Zustand, auch nicht bei heutigen OPs.
Ich dachte mir schon, dass das Thema Langzeitfolgen nicht gerade besondere Beachtung bei den Aufklärungsgesprächen findet. Wer weiß auch noch 10, 20 Jahre nach der OP, was damals so alles besprochen wurde, v.a. wenn auch noch die Eltern die Entscheidung treffen müssen und das Kind nicht selbst entscheiden kann.
Sagen wir es mal so, ich habe ein recht gutes Gedächtnis ;) (soll keine Angeberei sein oder so, sondern ich kann mich einfach an viele Dinge, egal ob nun hierbei oder anderes, lange und detailliert erinnern). Ich war auch bei zumindest sehr vielen (wenn nicht allen) Gesprächen dabei, dort wurde nichts gesagt.
Ob nun eventuell mit meinen Eltern "heimlich" etwas besprochen wurde, während ich z.B. beim Röntgen war, kann ich natürlich nicht wissen.
Jedenfalls, was schon darauf hindeuten könnte, dass keine so gute Aufklärung diesbezüglich stattfand: Davon, dass nach der OP ein sechsmonatiges Sitzverbot herrscht (das gibt es übrigens heutzutage nicht mehr!), erfuhren wir erst ziemlich kurzfristig, nach Aufnahme in die Klinik (damals gab es zwei Wochen stationäre OP-Vorbereitung mit KG; eine Woche vor OP wurden wir über das Sitzverbot informiert bzw. ich erfuhr es und rief meine Mutter an). Dass meine Mutter es schon vor mir erfahren hat, glaube ich nicht, da sie sehr verwundert bis geschockt reagierte darauf und sie beileibe keine gute Schauspielerin ist...
Die Sache mit dem Sitzverbot hing zwar von der Versteifungsstrecke ab, jedoch hätte man ja zumindest etwas der Art "falls bis L4 oder L5 versteift werden muss, gibt es ein sechsmonatiges Sitzverbot" vorankündigen können.
(Hier vermute ich auch wieder sehr: Viele Patienten, bzw. vor allem Eltern junger Patienten, hätten die OP mitunter abgesagt, wenn über sowas früh informiert worden wäre!)

In den Aufklärungsgesprächen ging es eben um die Langzeitfolgen kaum, sondern vor allem um
- Ablauf und Dauer des Klinikaufenthalts
- Narkose-Risiko
- OP-Risiko (die "direkten" Komplikationen)
- Komplikationen bzgl. Schwangerschaft, Stabbruch
- Verhalten fürs erste Jahr nach OP, voraussichtliche Genesungszeiten, Schulausfall, Sportbefreiung
- Korsett nach OP
- Umgang zu Hause, was die Eltern an pflegerischer Leistung erbringen müssen.
Aber ich denke schon, dass solche Hinweise beim einen oder anderen vielleicht doch zu einer Entscheidung gegen die OP führen könnte, insbesondere wenn tatsächlich die alternativen Behandlungsmethoden zusätzlich angeboten werden würden(was ja aber leider nicht die Regel ist).
Das denke ich auch :yes:

Viele Grüße,
Raven
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dalia »

Raven und alle anderen Operierten, ich finde eure Beiträge hier im Forum sehr wertvoll, schließlich kennt ihr häufig beide Seiten, die der Korsetttherapie und der OP, und ihr helft, den Blick ins rechte Licht zu rücken. OPs sind wirklich sehr sinnvoll und eine sehr gute Option, die Entscheidung dafür sollte aber stets gut überlegt werden, da die chirurgischen Auswirkungen einer OP nie wieder rückgängig gemacht werden können.

Nun liegt ja leider keine Genehmigung für die Veröffentlichung des Leserbriefes vor, aber Zitieren ist ja nicht verboten (Quelle ist hoffentlich klar, aus dem neuesten Lichtblick, 21 ;)). Dass ein Chirurg contra Korsetttherapie ist, überrascht mich nicht wirklich, aber die Polemik, in der Prof. Harms schreibt, und seine Wortwahl befremden mich sehr. Ich zitiere wortwörtlich:

"Erwiesenermaßen ist die Korsett-Therapie Schwachsinn, kostet Geld und bringt nichts. Ich weiß nicht, wer (...) Sie [Herr Gellner ist angesprochen] veranlasst hat, die Korsett-Therapie als eine sinnvolle Therapie zu bezeichnen."

Und an anderer Stelle heißt es, dass die Korsetttherapie "erwiesenermaßen (...) keinerlei positiven Effekt auf die Entwicklung einer Skoliose hat." Die bereits existierenden Ergebnisse von Studien seien "mehr als fragwürdig".

Ich finde seine Aussagen unglaublich, unverschämt und äußerst verletzend. Sie sind ein Schlag ins Gesicht für jeden, der von einer Korsetttherapie profitiert hat.

Ich habe insgesamt ca. 17 Jahre Korsetterfahrung (10 Jahre 23-stündig, dann ein Jahr langsam abgeschult, dann 11 Jahre kein Korsett, jetzt seit 6 Jahren nachts). Ich weiß hunderttausendmal besser als dieser Chirurg, der niemals ein Korsett am eigenen Leib tragen musste, was für einen sehr positiven Effekt ein gutes (!!!) Korsett auf Psyche, Körperhaltung und Skoliose hat. Ohne Rahmouni wäre meine schon sehr schwer behandelbare Skoliose davongaloppiert, hätte ich große Beschwerden und eine sehr schlechte Haltung. Nein, das ist keine Einbildung.
Die Knieschmerzen, die ich nach Korsettabschulung ungefähr 5 Jahre lang beim Treppensteigen hatte, verschwanden ungefähr zwei Wochen nach Wiederbeginn der Korsetttherapie für alle Zeiten (das war vor 6 Jahren und der Effekt hält bis heute an, andere orthopädische Maßnahmen wurden nicht durchgeführt).
Ich atme freier, bin viel ausdauernder bei Spaziergängen, meine Rückenbeschwerden sind sehr geringfügig bzw. meistens weg und nehmen rapide zu, wenn ich das Korsett 2 Tage am Stück nicht trage, mit jedem Tag ohne Korsett werden sie schneller schlimmer und meine Haltung sinkt wieder zusammen. Der äußere Effekt seit Wiederbeginn der Korsetttherapie ist so auffallend, dass ich schon von meiner Mutter und Mitmenschen darauf angesprochen wurde.

Ich finde es fatal, wenn ein Wirbelsäulenchirurg solche inkompetenten Aussagen macht. Weiterhin müsste ihm klar sein, dass er als Chirurg fast nur Patienten zu sehen bekommt, die an einer Korsetttherapie gescheitert sind (wegen qualitativ schlechter Korsett oder mangelnder Compliance durch fehlende Unterstützung), während die, die ihr Korsett erfolgreich tragen, ihn nie aufsuchen.

Seine Aussagen sind eine große Beleidigung für mich, die glücklich mit ihrem Korsett ist. Er kann sich eine Scheibe von Prof. Halm und Prof. Niemeyer abschneiden, die beide zwar auch Chirurgen sind, aber um eine differenzierte Betrachtungsweise bemüht sind und die Korsetttherapie nicht blind verurteilen, sondern ehrlich zugeben, dass die konservative Therapieform nicht in ihren Kompetenzbereich gehört.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Raven »

Hallo Dalia,
Dalia hat geschrieben:Ich finde seine Aussagen unglaublich, unverschämt und äußerst verletzend. Sie sind ein Schlag ins Gesicht für jeden, der von einer Korsetttherapie profitiert hat.
so heftig hätte ich nicht vermutet, was da in dem Leserbrief steht ;( Das ist wirklich.., wie du schreibst, sehr, sehr beschämend und arg verletzend :eek:

Liebe Grüße,
Raven
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dalia »

Raven, ich dachte zuerst auch, dass sloopy den Inhalt mit eigenen Worten wiedergegeben hat, aber es handelt sich hier tatsächlich um die Wortwahl von Prof. Harms. Das ist nicht mal ein langer Leserbrief, aber ich finde die Ausdrucksweise für einen hochrangigen Prof. recht befremdlich.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Kypho60 »

Also, ich bin ja bei Skoliose nicht so bewandert sondern habe mich eher bei Kyphosen eingelesen, aber aus meiner Erinnerung heraus gibt es viele Studien bzgl. Skoliose, die mal mehr - mal weniger die Korsettbehandlung (bei entsprechender Indikation) als sinnvoll betrachten. Ob diese Studien jetzt fragwürdig sind, liegt sicher an der Betrachtungsweise (ein General würde die Argumente eines Pazifisten sicher auch fragwürdig finden - und genauso umgekehrt). In vielen Fällen habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Einschätzung bestimmter Situationen oft eine Glaubenssache ist (siehe Atom, Islam, Klima etc...), der dann alle Argumente angepasst werden. Warum sollte es in der Medizin anders sein.

Ich kenne jetzt diesen Harms nicht, aber auf seiner Internet-Seite hinterläßt er bei mir zwar eine selbstverliebten aber auch recht kompetenten Eindruck.

Auf seiner Seite (harms-spinesurgery-com) hat er unter Skoliose-Therapie u.a. folgendes veröffentlicht:
Die Behandlung der Skoliose setzt sich aus drei Bausteinen zusammen:
* Physiotherapie
* Korsettbehandlung
* Operative Korrektur der Deformität
Da mir der Lichtblick-Artikel von Harms nicht vorliegt, kann ich mir natürlich nur eine Meinung aus den angeführten Zitaten und den vorherigen Schilderungen bilden.
Das passt doch alles nicht zusammen.
Ist der Leserbrief ein Fake, liegt da vielleicht eine Geistesverwirrung vor oder ist das ein anderer Harms???

Irgendwie erinnert mich die oben zitierten Aussage aus Lichtblick (01/2011) von Prof. Harms an eine chauvinistische Persönlichkeitsstruktur - gerade im Hinblick auf die von mir empfundene Ignoranz anderer Veröffentlichungen (auch von ihm selbst), welche die Korsetttherapie zumindest als Option akzeptieren. Natürlich kann Fachkompetenz Überheblichkeit erzeugen - habt da bitte Verständniss - aber macht er sich damit nicht gerade auch ein wenig lächerlich?
Kann es nicht sein, dass solche Aussagen, die auf mich wie moralische Verwahrlosung und Arroganz wirken, von ihm gar nicht so realisiert werden.

Problematisch finde ich allerdings, dass solche Aussage bei manchen Leuten unhinterfragt für "bare Münze" genommen werden könnten. Und dass so etwas dann unkommentiert in einem (angeblichen?) Fachblatt publiziert wird, gefällt vielleicht auch nur der OP-Fraktion, wenn sie nicht schon allein auf Grund des Stils ein gesundes Schamgefühl entwickelt.

Ich kenne mich jetzt im Presserecht nicht aus, aber kann man da nicht an gleicher Stelle eine Gegendarstellung veröffentlichen?

Ich hoffe jedenfalls nicht, dass dieser Harms nicht mehr Herr seiner Sinne ist - es wäre sicher schade, einen guten Chirugen zu verlieren. Bendenklich finde ich aber, dass er als Professer wohl seine Ansichten an Studierende weitergeben kann.

Mit nachdenklichen Grüßen
Kypho 60
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Radiator »

DrSteffan hat geschrieben: Ja, es stimmt, es gibt keine Doppelblindstudie, die die Wirkung der Korsetttherapie und/oder der Schroththerapie belegt.
Ja, es stimmt, dass diese Therapie viel Geld kostet und
Ja, es stimmt, dass dem seitlichen Profil bisher zu wenig Aufmerksamkeit in der konservativen Therapie beigemessen wurde.

Keine Doppelblindstudie zur Wirksamkeit der Skoliose-Op’s gibt,
dass eine OP auch sehr viel Geld kostet und
dass, zumindest bei älteren Op-Verfahren, auch nicht auf das seitliche Profil geachtet wurde.
Das ist wohl ethisch (zum Glück) nicht vertretbar. Doppelblind (haha) wie soll das gehen ? Mit einem Placebokorsett was nicht korrigiert ?
Placebo-OPs gibt's, das haben die in USA bei Knie OPs mal gemacht. Da kam die Kniespiegelung (Arthrosskopie) bei älteren Patienten ganz schlecht weg.
Als Skoliose Schein-OP wohl nicht zulässig.
Das seitliche Profil (sagital) wird meiner Meinung nach komplett überbewertet.
Da geht es doch im wesentlichen nur um den optisch auffälligen Flachrücken nach (Korsett) Therapie.
Aber, hat ein "Flachrücken" schon mal eine Spondylarthrose verursacht (Systemerkrankungen ausgeschlossen) wie eine erhebliche Achsenabweichung ?
Sicherlich nicht. Allerdings ist die axiale "Federwirkung" vermindert was bei entsprechenden Tätigkeiten berücksichtigt werden muss (zur Vermeidung).
Hier lautet die Frage doch, hat ein Flachrücken allein überhaupt (in welcher Ausprägung auch immer) einen spürbar krankmachenden Effekt oder sind da Überlagerungen mit im Spiel (Rest Kyphose / Skoliose mit Arthrosen kl. Wirbelgelenke, Bandscheibenprotusionen, Einengungen des SAR, ...).
DrSteffan hat geschrieben: Nicht zuletzt kann ich anhand einer Vielzahl an untersuchten Op-Patienten bestätigen, dass ein deutlicher Anteil nach 10-15 Jahren oft erhebliche Schmerzen und Verschleißerscheinungen im Bereich der Lendenwirbelsäule bekommt. Viele dieser Patienten werden zu chronische Schmerzpatienten, unfähig ihrem Beruf nachzugehen und erheblich psychisch belastet.
Das habe ich mit einem Korsett noch nie geschafft.
Das Problem einer großen WS-OP (Spondylodese) ist doch ähnlich wie bei Knie- und Hüftendoprothesen, dass ein abschließendes Urteil über die Qualität des Verfahrens erst nach Jahrzehnten gefällt werden kann. Gilt doch der Spruch: "Jeder namhafte Operateur muss eine Endoprothese herausbringen, die seinen Namen trägt".
Die Qualität des ein oder anderen operativen Designerstückchens wird aber meist erst evident, wenn der entsprechende Operateur sich die Radischen schon längst von unten anschaut.
Das Problem der Korsetttherapie war wohl die in der Vergangenheit angreifbare, einfach viel zu hohe, wirkungsarme-freie Plastikmüll-Quote zum doch hohen Preis.
Aber inzwischen scheint sich das mit der erforderlichen Primärkorrektur von >50% glücklicherweise langsam rumzusprechen und auch die Eltern passen nun vermehrt auf. :ja:

Erwachsenen Therapie ist natürlich eine ganz andere Nummer. Da könnte man durchaus mal evidence-based Korsett versus Medi., Physio ggf. OP studienmäßig testen.
Aber auch hier gilt, lange Untersuchungzeiträume, weiche (subjektive) Kriterien, geringe Attraktivität (habilitieren wird man damit wohl eher nicht).
Daneben spielen hier auch enorm individuelle Beweggründe eine Rolle. Wer schon mehrfach eine Magenblutung wegen zuviel Schmerzmittel (Diclo + Co.) flicken lassen musste hat für eine Korsettherapie sicher eine bessere Compliance.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dolphingirl94 »

Hallo,
zu dem kritisierten nicht beachteten seitlichen Profil: Soweit ich das verstanden habe setzt die (oder zumindest meine) begleitende KG, doch genau dort an...
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dr. Herchet »

Mit großem Erstaunen lese ich, welch unkollegialen Brief Herr Prof. H. am 06.12.2010 an den Lichtblick geschrieben hat. Der Lichtblick ist zur Veröffentlichung von Leserbriefen gezwungen, eine gleichzeitige Stellungnahme seitens des Bundesverbandes hätte sicher einigen Lesern das bange Gefühl genommen, wieso verschwende ich eigentlich meine Zeit mit einer Korsetttherapie?

Konservative Skoliosetherapie = Nonsens? Ich hoffe für die betroffenen Patienten, dass er dies bei seinen Studenten nicht auch so weitergegeben hat. In der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) und des Berufsverbandes der Ärzte für Orthopädie (BVO) wird die Korsetttherapie mit entsprechender Korrektur durchaus als Standarttherapie empfohlen. Dazu werden 2 Studien als wissenschaftlich fundierte Daten über deren Wirksamkeit angegeben,
Zitat:
Danielsson AJ, Hasserius R, Ohlin A, Nachemson AL. A prospective study of brace treatment versus
observation alone in adolescent idiopathic scoliosis: a follow-up mean of 16 years after maturity. Spine
2007;32-20:2198-207.

Nachemson AL, Peterson LE. Effectiveness of treatment with a brace in girls who have adolescent idiopathic
scoliosis. A prospective, controlled study based on data from the Brace Study of the Scoliosis Research
Society. J Bone Joint Surg Am 1995;77-6:815-22.

Das Statement im Leserbrief spricht den Kollegen, die am Verfahren zur Konsensbildung als Expertengruppe teilgenommen haben und den Autoren der Studien, jede fachliche Kompetenz ab. Darüber kann man sich jetzt seine eigene Meinung bilden.

Wir erlauben uns, unsere Patienten bei entsprechender Indikation weiterhin mit Korsetten zu behandeln. In Kombination mit Krankengymnastik nach K. Schroth sehen wir deren sehr guten Erfolg mit überwiegend zufriedenen Patienten. Leider ist es uns nicht möglich, den eventuellen Verlauf ohne die adäquate Therapie zu benennen, das wäre in unseren Augen unterlassene Hilfeleistung.

Ich wünsche allen Patienten, die hier mitlesen und sich zum ersten Mal mit der Diagnose Skoliose befassen müssen, dass sie den Glauben an die konservative Therapie und die Hoffnung auf eine operationsfreie Behandlung nicht sofort verloren haben. Sicher kann man nicht alle Patienten mit einer Skoliose vor einer Operation bewahren, aber jeder Patient, der nicht operiert werden muss, ist ein Erfolg. Daran sollten wir Festhalten und sie sich nicht durch eine einzelne Meinung eines in GUTER konservativer Therapie scheinbar unerfahrenen Kollegen verunsichern lassen.

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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dr. Trobisch »

Ich habe die aktuelle Disukussion nur in Teilen verfolgt, da sie, wie nicht anders in diesem Forum zu erwarten, sehr einseitig ist.
In der Tat gibt es ausser anekdotischer Erzaehlungen kaum einen Hinweis darauf, dass die konservative Therapie erfolgreich ist. Wenn alleine in Deutschland tausende von Patienten konservativ behandelt werden, dann fragt man sich, warum die behandelnden Aerzte ihre Daten einfach nicht publizieren wollen. Fuer operierte Patienten gibt es wiederum eine unzaehlbare Menge an Studien mit nutzvollen und nutzlosen Vergleichen. Aufgerufen sind hier also insbesondere die rein konservativ taetigen Aerzte, aktiv am Fortschritt der Medizin teilzunehmen. Ich sage extra "rein konservativ taetig", da jeder operative Orthopaede immer auch konservativ arbeitet.
Die Aussage alleine, dass vielen Patienten durch kons. Therapie eine OP erspart blieb, kann man nicht gelten lassen, da man nicht weiss, ob das evtl. lediglich der natuerliche Verlauf waere, der sowieso eingetraeten waere.
Dass Frau Hechet zwei Studien zitiert, die nur bedingt den Erfolg der Korsetttherapie zeigen, zeigt wie wenig akademisches Interesse besteht. Lediglich die schwammigen DGOOC Leitlienen zu zitieren, ueber die man nicht weiss, wie und durch wen sie zustande gekommen sind, ist fahrlaessig.

Die Deadline zum Einreichen der eigenen Daten fuer den naechsten Wirbelsaeulenkongress in Hamburg ist noch nicht abgelaufen. Ich rufe deswegen die sehr aktiven Herrn Stefan und Frau Hechet auf, eigene Daten vorzustellen. Sicherlich wird auch Prof. Harms anwesend sein und so wie ich sehr ueber die anschliessende Diskussion erfreut sein.

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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von robinho »

Das ist mal ein Beitrag. Tut dem Forum sehr gut.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Schnecke007 »

Was man von Deinen Beiträgen jetzt nicht immer so behaupten kann... :rolleyes:
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dalia »

Nun ja, wie Dr. Trobisch' "Kompetenzen" in Bezug auf solche Themen einzuordnen sind, kann hier nachgelesen werden. ;)

Vielen Dank an Dr. Steffan und Dr. Herchet für ihre fundierten Aussagen zur konservativen Therapie, die beiden wissen aus eigener jahrelanger, praxisbezogener Erfahrung, wovon sie sprechen.
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dr. Steffan »

Dr. Trobisch hat geschrieben:Ich habe die aktuelle Disukussion nur in Teilen verfolgt, da sie, wie nicht anders in diesem Forum zu erwarten, sehr einseitig ist.
In der Tat gibt es ausser anekdotischer Erzaehlungen kaum einen Hinweis darauf, dass die konservative Therapie erfolgreich ist. Wenn alleine in Deutschland tausende von Patienten konservativ behandelt werden, dann fragt man sich, warum die behandelnden Aerzte ihre Daten einfach nicht publizieren wollen. Fuer operierte Patienten gibt es wiederum eine unzaehlbare Menge an Studien mit nutzvollen und nutzlosen Vergleichen. Aufgerufen sind hier also insbesondere die rein konservativ taetigen Aerzte, aktiv am Fortschritt der Medizin teilzunehmen. Ich sage extra "rein konservativ taetig", da jeder operative Orthopaede immer auch konservativ arbeitet.
Die Aussage alleine, dass vielen Patienten durch kons. Therapie eine OP erspart blieb, kann man nicht gelten lassen, da man nicht weiss, ob das evtl. lediglich der natuerliche Verlauf waere, der sowieso eingetraeten waere.
Dass Frau Hechet zwei Studien zitiert, die nur bedingt den Erfolg der Korsetttherapie zeigen, zeigt wie wenig akademisches Interesse besteht. Lediglich die schwammigen DGOOC Leitlienen zu zitieren, ueber die man nicht weiss, wie und durch wen sie zustande gekommen sind, ist fahrlaessig.

Die Deadline zum Einreichen der eigenen Daten fuer den naechsten Wirbelsaeulenkongress in Hamburg ist noch nicht abgelaufen. Ich rufe deswegen die sehr aktiven Herrn Stefan und Frau Hechet auf, eigene Daten vorzustellen. Sicherlich wird auch Prof. Harms anwesend sein und so wie ich sehr ueber die anschliessende Diskussion erfreut sein.

Dr. Trobisch
Shriners Hospital for Children
Philadelphia, USA
Herr Tobisch, sind sie ein Schüler von Herrn Harms?
Dr. K. Steffan
fischotter
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von fischotter »

Hallo,
wenn mann das alles liest, bekomme ich das Kalte Grausen. die sind wohl der Meinumng es helfe nur eine OP und ein Korsett wäre Nutzlos.
Ist Hirnriisig was da geschrieben wird. Was gegen die OP spricht, passiert doch jetzt gerade in Amerika. Es ist von einer Firma M. das System CD. eingebaut worden. Dies verursacht bei manchen Probleme. Gegen die Firma M. laufen so um die 500 Klagen wegen Entschädigung und die System im Rücken muß ausgewechselt werden. Davon spricht kein Arzt bzw. irgrnd einer.

Ciao

Peter
Dr. Herchet
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dr. Herchet »

Dr. Trobisch hat geschrieben:Dass Frau Hechet zwei Studien zitiert, die nur bedingt den Erfolg der Korsetttherapie zeigen, zeigt wie wenig akademisches Interesse besteht. Lediglich die schwammigen DGOOC Leitlienen zu zitieren, ueber die man nicht weiss, wie und durch wen sie zustande gekommen sind, ist fahrlaessig.
Dann sollten Sie Ihren Blick in den Leitlinien nach unten wenden und die entsprechenden Kollegen befragen! Und das das Anwenden der Leitlinien fahrlässig ist...??? Vielleicht bei unkritischer und starrer Nutzung ohne auf den Patienten zu schauen. Ich halte es für fahrlässig, wenn einer 45 jährigen Patientin mit thorakal 40° und lumbal mit 25° OHNE Beschwerden zu einer DRINGENDEN Spondylodese geraten wird, nur weil sich die Skoliose im "Alter" weiter verschlechtern könnte, so diese Woche passiert.
...da jeder operative Orthopaede immer auch konservativ arbeitet. Die Aussage alleine, dass vielen Patienten durch kons. Therapie eine OP erspart blieb, kann man nicht gelten lassen, da man nicht weiss, ob das evtl. lediglich der natuerliche Verlauf waere, der sowieso eingetraeten waere.
Sie als auch konservativ tätiger Orthopäde können doch gern den Beweis erbringen, dass Ihre operative Tätigkeit viel effektiver und gefahrloser ist, als ein konservativer Therapieversuch! Wie sieht denn Ihr konservatives Therapiekonzept aus?

Dass auch die operativen Verfahren bei richtiger Indikation ihre Berechtigung haben, hat hier noch NIEMAND bezweifelt! Nur umgekehrt wird die konservative Therapie zu 100% in Abrede gestellt, um mal wieder zum Thema zurück zukommen!

Freundliche Grüße nach Amerika!
Dr. Herchet
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Dr. Trobisch
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Re: Korsett-Therapie schwachsinnig, teuer und nutzlos???

Beitrag von Dr. Trobisch »

Dr. Steffan,

leider bin ich kein Schueler von Prof. Harms, aber mit dem was er fuer die Wirbelsaeulenchirurgie weltweit geleistet hat, waere es sicherlich keine Schande. Der Mann weiss in der Tat wovon er redet.

Dr. Herchet,

wenn Leitlinien so wichtig sind, dann Frage ich mich warum Dr. Weiss zwar die alte DGOOC Leitlinie verfassen durfte, in dem er seine eigenen Studien als Beweis fuer den Erfolg der Schroththerapie anpreist, er aber nicht mehr in der "aktuellen" Leitlinie erwaehnt wird. Da hat sich wohl tatsaechlich mal jemand hingesetzt und die Studien gelesen (nicht nur die Abstracts) und gesehen, dass diese tatsaechlich nichtssagend sind.
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