Meine Geschichte

Schreibe deinen Erfahrungsbericht zur Skoliose, Schmerzbekämpfung etc. oder tausche Erfahrungen mit Leidensgenossen aus
Antworten
Mellie.

Meine Geschichte

Beitrag von Mellie. »

Nachdem ich schon auf einige Fragen geantwortet habe,(hoffe,ich konnte helfen) fiel mir gerade ein,dass ich Euch allen ja auch mal meine Geschichte schreiben könnte.Meine Tochter liegt im Bett und schläft(hoffe ich jedenfalls).
Also: bei der Einschulungsuntersuchung im Jahre 1983 wurde bei mir eine "leichte bis mittelschwere" Skoliose festgestellt.Die Orthopädin in Rotenburg(Wümme);falls das jemand kennt,was ich aber nicht glaube;überwiess mich an Dr.Dreiss in der Seeparkklinik Debstedt(bei Cuxhaven).Schräg gegenüber der Klinik befindet sich eine Orthopädiewerkstatt,in der ich mit der Zeit ein "gerngesehener Gast" war.Ich glaube, so oft wie ich waren dort nur wenige(kann mich auch täuschen).Mit 6 Jahren bekam ich mein erstes und auch bestes Korsett.Ich gewöhnte mich schnell daran,es drückte nur wenig,kurz gesagt wenn nur alle so gewesen wären...Ich machte Krankengymnastik(glaube nicht,dass es die Schroth-Therapie war,5 Krankengymnasten machten 5 verschiedene Übungsprogramme mit mir).Mit 78 Jahren (1985) kam die erste Kur auf Langeoog,8 Wochen von zu Hause weg in dem Alter,es war aber trotzdem schön.Kurz vor Ende der Kur feierte ich meinen 9. Geburtstag auf Langeoog.Die 2. Kur folgte 1987,wieder auf Langeoog,diesmal nur 6 Wochen (8 Wochen gab es nicht mehr).In der Zwischenzeit 2 mal die Woche Krankengymnastik,regelmässige "Daueraufenthalte" in Debstedt (einmal sind wir morgens um 8h losgefahren und waren abends um 20h wieder zuhause,ohne Stau auf der Autobahn.das meiste war reine Wartezeit,da auch die ganzen Patienten aus der Umgebung an diesem Tag einen Termin hatten).1989 folgte die 3. Kur.Diesmal in Neuenkirchen im Saarland,da inzwischen eine andere Versicherungsanstalt dafür zuständig war,die auf Langeoog keine Häuser hatten.Mein jüngerer Bruder "leistete mir diesmal Gesellschaft",da er auch Skoliose hatte,aber nicht so schlimm,wie ich.Diese Kur war die schlimmste:alles was in den Unterlagen stand,wurde in Wahrheit anders gehandhabt.Ausgang für über 12-jährige sollte bis 21.30h sein.Ich war 12 und konnte froh sein,wenn ich das Gelände verlassen durfte um einen Rollstuhlfahrer ums Gelände rumbringen durfte.Die Rampe war so angebaut,das er den Trakt,in dem Schulunterricht war nur so erreichen konnte und noch einige andere Sachen kamen dazu...1990 wurde ich in Debstedt innerhalb des Hauses weiter überwiesen,da Korsett,Kur und Krankengymnastik nichts gebracht hatten und meine Wirbelsäule inzwischen eine Krümmung von etwa 110° hatte.Da diese Op im Haus noch nie gemacht wurde,sollte ich nach Mainz verlegt werden.Meine Eltern lehnten das ab,da das noch weiter weg gewesen wäre und sie mich so schon nur am Wochenende besuchen konnten.Im september '91 trat ich den Krankenhausaufenthalt unbestimmter Länge an.Die Ärzte entschieden sich, vorher durch die "Halo-Extension" die Eirbelsäule ein wenig zu strecken,wodurch die drei Eigenblutspenden hinfällig wurden,da sie nur max. 6 Wochen gelagert werden können.Also bekam ich das Blut wieder und die Aktion "Eigenblutspende" in Oldenburg ging von vorne los.Zwischendrin wurde in einer Praxis in Bremerhaven ein CT gemacht um genaueres zu sehen.Mit meiner "Schraubenkrone",wie meine Freundin und ich das Folterinstument der Halo-Extension nannten musste ich nach Bremerhaven gebracht werden(so schlimm war das garnicht,nur ungewohnt am Anfang und schwer).Nach dem Ct rief mich dieser Dr. sowieso in sein Sprechzimmer um mir etwas zu sagen.Das einzige,was er sagte war: "Weisst Du eigentlich,dass Du eine krumme Wirbelsäule hast?" (HAHAHA sehr witzig) Ich habe eine Gegenfrage gestellt:Wissen Sie,warum ich dieses Teil auf dem Kopf habe?Dieser Arztbesuch wurde für mich unter das Kapitel"der Weg war umsonst" eingordnet.
Am 23.11.1991 war es soweit:die OP stand auf dem Plan.Der Narkosearzt kam am Tag davor und fragte,ob ich Angst habe.Ich habe gesagt,nein,da es ja auch nichts an der Notwendigkeit ändert.Ob ich Angst hatte,oder nicht,weiss ich eigentlich garnicht so genau. Die OP begann morgens um 9h und endete um 17h.Gegen 21h wachte ich das erste Mal aus der Narkose auf.Aber nur ein paar Minuten.Am nächsten Morgen wachte ich auf und konnte meine Arme nicht bewegen.Ich hatte nachts versucht,mich auf die Seite zu drehen,was ich nicht durfte.Also wurde ich angebunden.Der OP-Tag war Montag.Jeden Tag sagte man mir:"Morgen kommst Du wieder auf die Station."Donnerstag bin ich sauer geworden,weil ich endlich wieder auf die Station wollte.(Hat nicht geholfen!!) Musste bis Sonntag auf der Wachstation bleiben.Als ich wieder hochgebracht wurde,war der 1.Advent.Auf dem Flur standen ein paar Leute und haben Weihnachtslieder gespielt.Den Empfang fand ich nicht schlecht,hat nicht jeder! :D Danach 2 Wochen strenge Bettruhe,und nur auf dem Rücken liegen.:( Es war eine Qual für mich.Ich habe das Personal zum Schluss an den Schritten auf dem Flur erkannt!!!
Nach 2 Wochen aufstehen und Gips anlegen.Der ganze Oberkörper wurde damals noch eingegipst.Und das nach 2 Wochen liegen! Der Krankenpfleger im Gipsraum sagte zu mir:"Immer auf die Tanne draussen gucken." Ich durfte nur stehen,was mein Kreislauf mir "dankte".Für mich sah alles gleich aus.rabenschwarz!Als ich das gesagt habe,wurde ich erstmal wieder ins Bett gelegt.Später ging es dann besser.Der Gips wurde fertiggestellt,musste 24 Std. trocknen und dann durfte ich langsam wieder aufstehen.Aber nicht sitzen!Genau einen Monat nach der OP, am 23.12.91 wurde ich entlassen und mit dem Krankenwagen nach Hause gebracht.Nach 2 Monaten wurde mir wieder ein Korsett "gebaut" damit ich langsam wieder anfang,normal(?) zu leben.(Duschen...)Ich bekam in der Schule ein Stehpult,was aus zwei Tischen gebaut wurde.Wenn ich mich nicht irre,steht es noch in der Schule im Keller.Ich wurde mit dem Taxi zur Schule gefahren und abgeholt.Vom Sport war ich bis zum Ende des 9. Schuljahres befreit.In der 10. habe ich nie Sportzeug mitgenommen und im Zeugnis stand "befreit".Egal.Ich kann eines jetzt perfekt:einem Volleyball ausweichen,damit ich ihn nicht an den Kopf kriege!
Ich habe einen Realschulabschluss und danach eine Ausbildung in der ländlichen Hauswirtschaft gemacht.Danach 1 Jahr Fachschule in Stade.Anschliessend habe ich 3 Jahre in einem Einrichtungshaus im Haushalt gearbeitet,bis ich in Mutterschutz ging.Meine Tochter wurde 3 Tage vor Heiligabend mit Kaiserschnitt geboren,3 Wochen zu früh.Inzwischen ist sie 8 Monate alt und wird langsam genauso frech,wie ich es als Kind war(sagt meine Mutter jedenfalls).
So ich denke soweit habe ich alles aufgeschriben,was ich für wichtig hielt.Wenn Ihr noch etwas wissen möchtet,fragt ruhig.Versuche,alles so gut es geht zu beantworten.:rolleyes: ;(
Benutzeravatar
sloopy
Seiten-Eigentümerin
Seiten-Eigentümerin
Beiträge: 6123
Registriert: Do, 01.11.2001 - 10:17
Geschlecht: weiblich
Diagnose: idiopathische thorakolumbal Skoliose
01/2010 thorakal 48°
09/2010 im Korsett 21°
08/2011 72h ohne Korsett ~37°
Therapie: Schroth-KG, 7 Rehas in Bad Sobernheim (91,92,93,95,97,'03,'10)
Rahmouni-Korsett 2002-2004
CCtec-Korsett 2010-2013
Wohnort: Eifel
Kontaktdaten:

Beitrag von sloopy »

Liebe Melli,
vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht! Wie war denn deine Schwangerschaft? Hattest du Probleme, die durch deine Skoliose oder deine OP bedingt waren? Vielleicht kannst du uns dazu einen kurzen Erfahrungsbericht im Forum "Schwangerschaft und Skoliose" posten? Danke!

Liebe Grüsse, sabine
_______________________________
" Jede Minute, die man sich ärgert, kostet einen sechzig Sekunden des Glücks " :wink:
Gast

Beitrag von Gast »

Wow!!
Respekt, dass du das geschafft hast und dir nicht den Mut hast nehmen lassen!
_______________________________
Gästenachricht
Mellie.

Beitrag von Mellie. »

Wollte während der Zeit mit Korsett öfter mal alles hinschmeissen.Heute bin ich froh,dass ich es nicht getan habe!
Meine Mutter hatte ihre liebe Not mit mir.Am schlimmsten war für mich die Zeit,wo mein Bruder auch mit zur Krankengymnastik musste.Nicht,das es allein mehr Spass gemacht hätte,aber er hat gesagt:"Nein,die Übung mache ich nicht" und hat sie nicht gemacht.(und das hat er fast immer gesagt)Nur:bei ihm wurde es besser,bei mir das Gegenteil!Oder im Sommer:alle sind im Schwimmbad,oder meine Geschwister haben mit Freunden in der Sandkuhle im Dorf gespielt und ich durfte nicht.Irgendwann bin ich auch zur Sandkuhle gegangen,nachdem meine Mutter mir das Versprechen abnahm,nicht dort runterzurutschen und habe es natürlich trotzdem gemacht!Hinterher wusste ich aber,warum ich es eigentlich nicht sollte.Hatte die halbe Sandkuhle im Korsett und das hat gepiekt und gejuckt.Da half nur Korsett aus und duschen!
Antworten