Dr. Steffan

Alles zu Schwangerschaft und Geburt mit Skoliose oder einer anderen Wirbelsäulenverkrümmung
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Lisa-London

Dr. Steffan

Beitrag von Lisa-London »

Lieber Dr. Steffan,

meine Mutter erkrankte an Skoliose im Alter von 10. Es muss ein absoluter Albtraum gewesen sein. Im Alter von 23 hatte Sie zum Glueck alles ueberstanden.
Meine Schwester (15Y) und ich (18Y) hatten keine Skoliose, jetzt frage ich mich was waere wenn ich eines Tages Kinder bekommen wuerde, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit das meine Kinder an Skoliose erkranken?
Waere es egoistisch im Fall einer hohen Wahrscheinlichkeit trotzdem Kinder zu bekommen?

Liebe Gruesse Lisa
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sloopy
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Re: Dr. Steffan

Beitrag von sloopy »

Ich hab mich grad gefragt, welche Bedeutung wohl der Threadtitel "Dr.Steffan" im Forum "Skoliose und Schwangerschaft" hat... :D (Sorry, aber unpassender kann man einen Threadtitel nicht wählen.)

Lisa-London hat geschrieben:Im Alter von 23 hatte Sie zum Glueck alles ueberstanden.
Was hatte sie dann überstanden? Die Skoliose hat sie doch vermutlich immer noch, oder?

Lisa-London hat geschrieben:wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit das meine Kinder an Skoliose erkranken?
Im Lichtbilck (Ausgabe 2.2002 - Seite 10) wurde mal folgende Studie veröffentlicht. Allerdings gibt es mittlerweile schon neuere Erkenntnisse:

Wynne-Davies hat in langjährigen Studien die Skoliosevererbung erforscht. In mehreren Publikationen (1968, 1972, 1977) hat sie das Erkrankungsrisiko der idiopathischen Skoliose dargestellt. Besteht eine idiopathische Skoliose bei einem Verwandten 1. Grades, ist das Erkrankungsrisiko 7%, bei einem Verwandten 2. Grades 3,7%, bei einem Verwandten 3. Grades 1,6%. Das Erkrankungsrisiko für Geschwister eines Skoliotikers beträgt 2-42%, und zwar in Abhängigkeit der zu erwartenden Krümmungsgröße, dem Geschlecht und einer eventuellen elterlichen Skoliose. Zusammengefasst besteht ein Vererbungsrisiko für Skoliose, das für den engeren Verwandschaftsgrad größer ist. Für ein weiteres geschwister eines Skoliotikers ist das Skolioserisiko größer, wenn man kleinere Krümmungsn berücksichtigt, wenn das Geschlecht weiblich ist und wenn ein Elternteil eine Skoliose hat.

Erkrankungsrisko für Geschwister eines Skoliotikers:
10-20° und bd. Eltern normal: Bruder 2%, Schwester 7%
10-20° und Skoliose bei einem Elternteil: Bruder 7%, Schwester 42%
>20° und bd. Eltern normal: <2>20% und Skoliose bei einem Elternteil: Bruder 3%, Schwester 11%


Lisa-London hat geschrieben:Waere es egoistisch im Fall einer hohen Wahrscheinlichkeit trotzdem Kinder zu bekommen?
Ich find es nicht egoistisch, denn die Frage ist ja, was man aus diesem Wissen macht. Wenn man sich des Risikos bewußt ist, achtet man als Elternteil bei seinen Kindern drauf, die Erkrankung im Fall der Fälle rechtzeitig zu erkennen und dann ggf. auch gleich richtig zu behandeln.

sloopy
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Re: Dr. Steffan

Beitrag von Dr. Steffan »

Besser hätte ich es nicht erklären können.

Gerade wenn in einer Familie eine Skoliose bekannt ist, sollte man sehr genau auf seine Kinder achten.
Ich empfehle sich unbedingt regelmäßig in einer Skoliosesprechstunde vorzustellen, auch wenn nichts auffällig ist. Manchmal sind es nur kleine Veränderungen, die zeigen, dass eine Skoliose entsteht.
Lieber einmal zu viel nachgeschaut, als einmal zu wenig.

Alles in Allem aber kein Grund, keine Kinder zu bekommen.
Dr. K. Steffan
Bärle

Re: Dr. Steffan

Beitrag von Bärle »

Guten Abend, Herr Dr. Steffan,

da es gerade um die Erkrankung von Kindern geht,
habe ich eine Frage dazu.

> Rachitis, also eine Stoffwechselerkrankung wobei
sich die Knochen erweichen insbesondere die Wirbelsäule

Daraus entsteht dann die metabolische Skoliose auch schon
im Kleinkindesalter. So wie bei mir. (Dies habe ich so recherchiert)

Rachitis ist Deutsch / Racisis kommt aus dem griechischen
und heißt so viel wie axial oder Schaft oder in der Biologie
der Stamm, also die Mitte. Ich übertrage es auf meine Wirbelsäule
ISG-Gelenk und Hüfte.

Sollte bei mir im mittleren Erwachsenen Alter nicht erst die Spätfolgen der Rachitis (Erkrankung als Kleinkind) im Vordergrund stehen, bevor man ausschließlich meine Skoliose behandelt.
Also nur durch die Winkelbestimmung und die Schroth-therapie
scheine ich deffinitiv nicht zu einer Linderung meiner Schmerzen und der ganzen Problematik zu gelangen.

Da es im Beitrag um Generationsübergreifung geht, füge ich hinzu,
daß die Knochenerkrankungen (starkes Rheuma mütterlichen seits) bei mir in der Familie present sind.
Rheuma habe ich aber nicht.

Eine Ferndiagnose können Sie nicht tätigen, das ist ganz klar.
Aber ein kleiner Hinweis wäre mir eventuell hilfreich.

vielen Dank im voraus
meine Grüße, Thomas
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Re: Dr. Steffan

Beitrag von Nangala »

Hallo Lisa,

entschuldige bitte, dass ich mich hier so einmische...
Waere es egoistisch im Fall einer hohen Wahrscheinlichkeit trotzdem Kinder zu bekommen?
Wie kommst du auf diesen Gedanken? Skoliose lässt sich doch behandeln. Vor allem wenn sie früh erkannt wird. Du müsstest also nur immer mal auf den Rücken deines Kindes schauen und/oder wie Dr Steffan vorgeschlagen hat regelmäßig zur Skoliosesprechstunde gehen.

Wenn du einen Kinderwunsch hast, dann spricht doch eigentlich nichts dagegen! Und trotz Kinderwunsch keine Kinder zu bekommen, aus Angst sie könnten Skoliose haben, finde ich etwas übertrieben.
Wenn du so schon bei Skoliose denkst, frag ich mich, was du zu den ganzen "anderen Risikofaktoren" des Kinderkriegens denkst.

Wäre es egoistisch ein Kind trotz Behinderung zur zu Welt bringen?
Nein. :!: Denn jedes Kind hat ein Recht zu leben. Und jeder Kinderwunsch hat das Recht zum Kind zu werden. :!:
Zudem ist das Leben mit Behinderung (oder Skoliose) doch nicht schlechter als anderes Leben. :!: Es ist vielleicht schwieriger, anstrengender und nerviger aber es macht auch stark. Eine Skoliose und die dazugehörigen "Strapazen" überstanden zu haben, macht stark und formt die Persöhnlichkeit der Menschen.

Glaub mir, ich bin froh meine Behinderung zu haben. Ohne wäre ich 100% ein anderer Mensch. Ich hätte eine komplett andere Persöhnlichkeit...
Meine Erkrankung (und die "dazugehörige" Skoliose) haben mich zu der gemacht, die ich heute bin. Und ich bin zufrieden wie ich bin!

Also, wenn du Kinder kriegen willst, dann bekomm welche. Die wahrscheinlichkeit, ob sie nun Skoliose kriegen, ist doch eigentlich nicht so wichtig. Du weißt doch bevor das Kind entsteht auch nicht ob es ein Junge oder ein Mädchen wird.... ;)

Liebe Grüße
Gloria
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Re: Dr. Steffan

Beitrag von Dr. Steffan »

Bärle hat geschrieben:.

> Rachitis, also eine Stoffwechselerkrankung wobei
sich die Knochen erweichen insbesondere die Wirbelsäule

Daraus entsteht dann die metabolische Skoliose auch schon
im Kleinkindesalter. So wie bei mir. (Dies habe ich so recherchiert)

Rachitis ist Deutsch / Racisis kommt aus dem griechischen
und heißt so viel wie axial oder Schaft oder in der Biologie
der Stamm, also die Mitte. Ich übertrage es auf meine Wirbelsäule
ISG-Gelenk und Hüfte.

Sollte bei mir im mittleren Erwachsenen Alter nicht erst die Spätfolgen der Rachitis (Erkrankung als Kleinkind) im Vordergrund stehen, bevor man ausschließlich meine Skoliose behandelt.
Also nur durch die Winkelbestimmung und die Schroth-therapie
scheine ich deffinitiv nicht zu einer Linderung meiner Schmerzen und der ganzen Problematik zu gelangen.

Thomas
Die eigentliche Rachitis ist eine Mangelerkrankung im Kindesalter (Calciummangel) und betrifft die wachsenden Knochen. Es kommt dabei zu Verformung der Knochen.
Wenn Sie eine Rachitis im Kindesalter hatten und die Skoliose dadurch entstanden ist, kann man jetzt nur noch die Skoliose therapieren, wobei die Verformung der Knochen nicht mehr beeinflußt werden kann. Ebenso nutzt es nichts mehr Calcium zuzuführen.

Wenn ein Calciummangel erst im erwachsenen Alter Auftritt kommt es zu einer sog. Osteomalazie, die neben Frakturanfälligkeit auch Schmerzen macht.
Wenn das bei Ihnen vorliegt, sollte es natürlich behandelt werden.
Dr. K. Steffan
Bärle

Re: Dr. Steffan

Beitrag von Bärle »

Hallo, sehr gehrter Herr Dr. Steffan,

danke für Ihre rasche freundliche Antwort.

Dem Calzium werde ich noch auf die Spur gehen.
Knochenbrüche habe ich keine. (Also Kind, 12J. einen Armbruch)
Zur Reha in Bad Salzungen war ich in 2009. Die
Schmerzen sind aber immer noch zu heftig. Beim fleißigen
schrotheln bin ich weiter. Für Ausgleichsbewegung sorge ich auch.
Wohl dann doch noch ein altes Kind-Rachitis-Problem wobei man nichts weiter machen kann. Davon ist jeder Wirbelsäulenabschnitt
betroffen.
Die Hüfte hat es in Form einer Pfannendachdyslasie auch erwischt.

Also setze ich weiter alles auf die Empfehlungen
von Frau Lehnert Schroth, Ihr Buch und viel Bewegung.

meine freundliche Grüße
Thomas
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sloopy
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Re: Dr. Steffan

Beitrag von sloopy »

Bärle hat geschrieben:Dem Calzium werde ich noch auf die Spur gehen.
Knochenbrüche habe ich keine. (Also Kind, 12J. einen Armbruch)
Hallo Thomas,

bei einer Osteomalazie ist man nur anfällig für Frakturen, heißt, es kann zu Frakturen kommen, muss es aber nicht zwingend. Es kommt aber häufig (immer?) zu dumpfen Schmerzen am ganzen Körper oder unspezifischen Gelenkbeschwerden.

Wurde schonmal eine Blutuntersuchung bei dir gemacht? Genau wie bei der Osteoporose wird auch bei der Osteomalazie bei einer Blutuntersuchung ein Vitamin-D Mangel nachgewiesen. Der Körper braucht Vitamin D, um Calcium aufnehmen zu können. Anders als bei der Osteoporose findet man aber bei der Osteomalazie im Blut auch noch irgendwelche anderen erhöhten Werte (alkalische Phosphatase). Manchmal gibt es auch Anzeichen, die man auf einem Röbi erkennen kann (verminderte Knochendichte), aber das wäre bei dir bestimmt schon aufgefallen. Genauer kann dir das sicher ein Arzt sagen, ich hab nicht wirklich Ahnung davon ;).

LG, sloopy
Mein Thread: Mein CCtec (Erwachsenen)korsett und ich

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Bärle

Re: Dr. Steffan

Beitrag von Bärle »

Hallo, Sloopy

vor ca 3 Jahren wurden meine Blutwerte einigermaßen
verlässlich durchgetestet. Alles O.K.

Ich habe gerade nach Osteomalzie bei Wikipedia
geschaut, ja wie Du schreibst, Gelenkschmerzen,
Druckschmerzen usw. Also mein Schienbein fühlt sich
normal an wenn ich mein Querholz darauf klopfe.
Röbis habe ich inzwischen jede Menge (auch neue) dabei hätte
schon einem Arzt etwas auffallen müssen.
Ich werde aber meinen Hausarzt darauf unbedingt ansprechen
und er muß einen Test machen.

Irgendwie trotzdem komisch, also nach der ersten Pilates-stunde gestern war für heute Ende mit der WBS. Alles verklemmt und Schmerzen wie wahnsinn. Pilates müsste doch machbar sein.

Vieleicht doch auch einiges an Knochenproblemen
vererbt bekommen. Ich muß zu Hause nochmal nachhaken
was meine Verwandten mütterlichen seits da gehabt haben.
Probleme gabs da schon immer.
Soweit hatte ich noch nie darüber nachgedacht.
Rachitis ist ja auch nicht erblich, sondern eine damalige momentane
Erkrankung. Weiter habe ich davon auch erst vor ca. 12 Jahren erfahren. Hatte aber nichts weiter dazu gedacht und ich wußte auch nicht was das ist.

Habe wohl all die Jahre kräftig im Trüben gefischt, so ist das eben.

viele Grüße
Thomas
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