Ein neues "altes" Mitglied

Hier kann sich jeder, der möchte, kurz vorstellen und was über sich, seine Diagnose und/oder Therapie schreiben.
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PhonieMcRingRing
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Ein neues "altes" Mitglied

Beitrag von PhonieMcRingRing »

Hallo Freunde,

auch ich werde wohl für die nächsten Jahre ein aktives Mitglied hier im "Club" werden. Allerdings wird die Sache bei mir wohl etwas anders als bei vielen Neulingen.

Denn ich bin bereits 25. Ja richtig, meine Skoliose wurde - sich in der Kindheit manifestierend - zum ernsten mal mit 25 von einem Orthopäden offiziell diagnostiziert. Gestern war ich beim Ganzkörperröntgen, den Termin, wo man mir die Cobb Winkel mitteilt habe ich nächste Woche Donnerstag. Ist aber relativ ersichtlich, das sind Gut und gerne thorakal wie lumbal um die 30° (wie auch sauber vom Orthopäden geschätzt).

"Bitte wie? 25? Bei 2x 30° kommt das doch nicht von heute auf morgen, das hätte sich doch in der Kindheit manifestieren müssen?!"
Richtig, das hat es auch. Retrospektiv etwas zu sagen, ist natürlich immer etwas schwer, aber ich erinnere mich dran, dass so ab 12-13 Jahren meine linke Schulter höher als die rechte stand (Thorakal rechtskonvex). Im Laufe der Pubertät hat sich das aber nahezu sauber ausgeglichen. Nicht, weil der Bogen verschwunden wäre, sondern weil die WS lumbal eine annähernd gleiche Krümmung nach links mitgemacht hat. Ich habe nun also ein ziemlich symmetrisches "S", links nur leicht höher, das Becken rechts nur einen Tick höher. Mein Kopf sitzt also vergleichsweise im Lot, nur alles dazwischen ist echt fies. Seit wann ich so schief bin, weiß ich nicht. Hat aber definitiv vor der Pubertät angefangen und durch Schubweises Wachstum dann zugenommen. Mit 20 war ich sicherlich schon ordentlich schief.

"Aha, und...wie kommt es, dass du mit 25 Jahren plötzlich die Diagnose gestellt bekommen hast?"
Dass ich krumm bin, ist mir natürlich nicht erst gestern aufgefallen. in weiten Klamotten sieht man es nicht wirklich, da Schultern und Becken soweit OK sind und ich hatte zwar schon öfters mal Blockaden und Rückenschmerzen, aber ihr kennt ja das Geschwafel "Ja, dir fehlt Muskulatur, treib Sport, dann gehen die Schmerzen weg".

Die Abnutzung durch Skoliose ist wirklich enorm. Bisher kam ich klar, doch bereits jetzt fühlt sich mein rücken 20 Jahre älter an und die Schmerzen sind wirklich nicht mehr zum Spaßen. Daher kam erstmal der Entschluss, dass ich effektiv Muskeln aufbaue. Beim Liegestütz machen hat es dann "Krach" gemacht, ich habe mir einen Wirbel blockiert, hatte aber das Gefühl, dass sich mein Brustkorb weiter verschoben hat. Darum hab ich ursprünglich den Orthopäden aufgesucht.
Dieser sagte mir dann "Naja, da hat sich nichts verschoben. Sie haben einfach Skoliose. Und die ist ganz und gar nicht ohne!". Natürlich ganz entsetzt, das ich noch nie vorher im Leben auf die Idee kam, mal etwas dagegen zu tun.

"Ja. Bitte wie kann das denn sein? Bist du noch zu retten?"
Haha, nein. aber wer in meinem Alter ist das mit Skoliose schon? Schwarzen Humor bei Seite. Ich will jetzt keine detaillierten Familienstories auspacken... formulieren wir es mal so. Meine Eltern haben schon Probleme, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Dass sie es bei ihren Kindern nicht hinbekommen, wäre eigentlich abzusehen. Seit ich 15 war (da war es dann wohl klar sichtbar) bekam ich zwar regelmäßig zu hören "Mensch, bist du schief. Ohje, stell dich mal grade hin. Da muss man zum Orthopäden gehen. Da müsste man mal was machen"... aber nunja, beim "müsste" ist es geblieben. Die Ironie an der Geschichte: Mein Vater ist Arzt. Und hat mich tagtäglich gesehen, allerdings außer einem "da musst du mal ein bißchen Sport und Rückenschule machen" auch nichts weiter dafür gehabt. Aus heutiger Sicht könnt ihr euch denken, was in mir vorgeht, aber als Jugendlicher hat man ja
a.) keine Schmerzen und konkreten Beschwerden und
b.) denkt sich: naja, mein Vater ist Arzt, wenn es so schlimm wäre, würde er ja sicherlich was sagen, oder?
...wie ihr seht: würde es nicht. Traut keinem Arzt, auch nicht in der eigenen Familie :D
Galgenhumor...

Ich hatte mich natürlich ab einem gewissen Alter über Skoliose informiert, wo die Beschwerden zunahmen. Wie meine WS aussah... keine Ahnung. Ich hatte mich mit Bildern von Betroffenen vergleichen und dachte mir: ah ok, so sehen also 35° aus... naja, so schlimm ist es bei mir nicht. Wenn das 35 sind, habe ich bestenfalls 20 und da ich schon lange ausgewachsen bin, sollte ich statistisch damit safe sein. Besser wird es nicht, aber verschlimmern sollte es sich auch nicht.
Gleiche Auffassung hatte auch mein Vater. "Was soll in deinem Alter da schon noch passieren? Halt dich fit und dann passt das schon."
Meine Mutter war sogar noch besser: "Hoffe einfach für das Beste und denk positiv, dann wird das schon wieder."

Herrlich. Nun, als ich ihm gestern die Röntgenbilder zugeschickt habe, wurde aber auch er mit der Realität konfrontiert. Seitdem habe ich nicht mehr viel von ihm gehört (wohne nicht bei ihnen). Ob das schlechte Gewissen nagt? Ich weiß es nicht. Selbst wenn, hilft es mir nun auch nicht mehr viel weiter.

Montag ist dann meine Welt zusammengebrochen.
Orthopäde: "Ihre Skoliose ist ganz schön heftig. Ich verschreibe ihnen erstmal 10x KG und schicke sie zum Röntgen der gesamten WS. 30° sind das locker und das kann und wird sich sehr wahrscheinlich weiter verschlechtern. Das Einzige, was Sie jetzt noch tun können ist die Verschlechterung so lange es geht hinauszögern".

Bumm. Jahrelang verdrängt, so schnell kann es einen einholen. Das ist jetzt gute 2 Tage her. Ich stecke eigentlich kurz vor meiner letzten großen Prüfungsphase in der Universität, müsste 24/7 pauken, aber duchforste stattdessen das Internet. Jahrelanges wissen wird sich jetzt im Rekordtempo angeeignet. Seitdem viele Zusammenbrüche und - ja, auch als Mann mit 25 - Heulkrämpfe. Diese Welt ist neu für mich. Ich bin jetzt "Skoli".
Plötzlich ergibt alles einen Sinn. Warum ich selbst auf den ergonomischsten Stühlen einfach sau unbequem gesessen habe. Warum ich nach ein paar Minuten Sitzen Rückenschmerzen gekriegt habe mit Anfang 20. Warum ich mich ständig immer hin und her drehe und trotz Sport Rückenschmerzen habe. Warum meine rechte Brust immer viel größer war als die Linke (ich dachte immer, ich hätte da einfach viel mehr Muskeln, bzw. weniger links). Warum Rucksäcke trotz gleicher Länge der Schlaufen immer schief hingen.

Das liest sich jetzt vielleicht dämlich für euch. Aber woher soll man das wissen? Als Kind beschäftigt man sich ja nicht grundlos mit sowas und wenn man den Arzt daheim hat und er nichts beanstandet... muss es wohl an mir persönlich liegen, oder?!

Am härtesten trifft mich natürlich, dass ich dachte, ich wäre so schief wie ich bin aber es mit der Zeit nicht schlimmer werden würde. Ich war noch nie vorher bei einer Physio, von Aufenthalten in Salzungen oder Sobernheim ganz zu schweigen. Habe also nie intensiv die Sachen gelernt und bin natürlich schon lange zu alt, um damit noch irgendwas bewirken zu können.

Bis ich das verdaut habe, wird noch einige Zeit ins Land gehen.

"Machst du deinen Eltern Vorwürfe?"
Ehrlich gesagt versuche ich, nicht daran zu denken. Wenn ich den Gedankengang erstmal anfange, nimmt das kein gutes Ende. Zumal ich mich ja in einem Rahmen bewege, bzw. bewegt habe, wo man definitiv zumindest dafür hätte sorgen können, dass die Skoliose heute recht stabil knapp unter 20° wäre.
Aber keiner hat eine Zeitmaschine und das bringt mich nicht weiter. Ich versuche also, dem ganzen etwas positives abzugewinnen.
Ich habe immerhin 25 Jahre ein "normales" Leben gehabt. Vieles war schwerer und schmerzhafter für mich, aber ich war immer "ich" und nicht "ich mit Skoliose". Ich habe Hobbies gehabt, die ich mit der Diagnose wahrscheinlich nicht ausgeübt hätte. Ich habe Dinge getan, Reisen unternommen, ein Leben gelebt, dass ich mit der Diagnose so sicher nicht passiert gewesen wäre. Gut, dann sähe meine WS vielleicht besser aus, aber die Jahre kann mir keiner mehr nehmen. Einseitige Belastung durchs Gitarrespielen im Stehen, Stunden mit ein paar Kilogramm um den Hals, hätte man mir sicher von abgeraten. Diese Zeit möchte ich aber nicht missen. Ganz wichter Punkt außerdem: meine Psychosoziale Entwicklung verlief alles andere als komplikationslos und einfach. Wenn ich dran denke, wie ich auf meiner unfassbar asoz**len Schule über mehrere Jahre mit Korsett hätte rumlaufen müssen, hätte ich sicherlich noch ein paar Kackse zusätzlich wegbekommen.
Zudem hat auch keiner eine Glaskugel. So wie heute wurde das Internet damals noch nicht genutzt, dass man gleich die wichtigen Infos über gute Korsettbauer bekommen hätte, von technischen Fortschritten auch abgesehen. Die Chance ist hoch, dass ich ein 0815 suboptimales Korsett bekommen hätte, das vllt nichts gebracht hätte. Realistisch ist es wahrscheinlich zu sagen, ich hätte einige Grad weniger und könnte heute flüssig die Übungen, um effektiver entgegenzuwirken. Aber wieviele Fälle gibt es in diesem Forum von echt engagierten Mädels und Jungs, die mit 13 super diszipliniert tägliche Gymastik gemacht haben, Korsett trugen, mehrfach in Reha waren, mit 20 dann überglücklich das Korsett abschulen... und ein paar Jahre später ist alles wieder auf Status quo oder schlimmer.
Das soll um Gottes Willen nicht heißen, dass es nicht strohdoof und unverantwortlich war, wie es bei mir gelaufen ist. Ich will mir die Sache meiner psychischen Gesundheit zuliebe 1. schönreden und 2. eben sagen, dass es auch hier die Option gegeben hätte, dass es nicht viel gebracht hätte, nur so habe ich 10 "sorglose" Jahre gehabt.

"Sag mal, wenn du lernen musst, warum schreibst du uns dann hier so einen Roman?"

Ganz ehrlich: ich fühle mich hundsmiserabel und muss das erstmal wegstecken. Dafür schreibe ich es mir von der Seele. Ich bin dankbar für jeden, der liest. Ihr wisst ja: geteiltes Leid ist halbes Leid.

Wie sieht deine Vorgehensweise aus?

Hatte vorhin meine erste Sitzung Physio und habe die erste Schrothübung gelernt. 9 weitere Sitzungen Folgen. Wenn ich richtig informiert bin, sieht mein Plan dergestalt aus:

- Schrothen bis zum Ende meines Lebens
- Ich gebe der Sache ein paar Monate. Wenn die Schmerzen immer unerträglicher werden und die Progredienz Fahrt aufnimmt, werde ich ein Erwachsenenkorsett in Erwägung ziehen
- einen Aufenthalt in Salzungen oder Sobernheim kriege ich sicher nicht durch und wäre zeitlich auch nicht unkompliziert. Könnte ich in 8 Monaten vielleicht machen. Wäre evlt. nicht verkehrt um die Übungen nochmals richtig intensiv zu verinnerlichen. Aber da mache ich mir keine großen Hoffnungen
- Ich werde zwar tun, was möglich ist, bin aber Realist genug, um zu Wissen, dass es nach 25 untätigen Jahren ganz Gewiss zu einer Verschlechterung kommen wird. Ende September wird Dr. Trobisch auf dem Skoliosetag über nicht versteifende operative Verfahren sprechen. Ich werde mir das definitiv anhören. Das ist gewiss kein Thema für morgen und auch nicht für übermorgen. Aber in ganz naiver Hoffnung, falls sich die Sache in den nächsten Jahren auf 40, 50, irgendwann 60° verschlechtern sollte und die Schmerzen nicht mehr auszuhalten sind, bete ich dafür, dass es bis dahin Methoden wie das Tethering in ausgereifter Form gibt, die weniger riskant sind und konstante Ergebnisse erzielen. Beim bloßen Gedanken an eine große Versteifung wird mir schon Angst und Bange. Grundsätzlich bin ich aber einer OP nicht so abgeneigt wie einige andere. Warum nicht? Wenn ich mich schnell auf 40 oder 50° verschlechtern sollte, dann kommen die 60, 70, 80° nur umso schneller. Wenn es also ohnehin darauf hinausläuft, dann lieber mit geringerer Krümmung und in jüngerem und fitterem Alter. Und wie gesagt auf chirurgische Weiterentwicklungen hoffen.
- schlussendlich, auch wenn es mich grade mehrfach am Tag noch richtig aus den Socken haut: den Mut nicht verlieren! Es gibt nach wie vor einige, die sicher gerne mit mir tauschen würden. Und auch nach einer OP ginge das Leben weiter.

Wer tatsächlich bis hierhin gelesen hat: Respekt! Und vielen Dank. Das tut gut. Nun ab an die Lernunterlagen.
Ich drücke die Daumen und wünsche jedem in diesem Forum den nötigen Mut, der er oder sie braucht.

Phonie
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Lego66
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1.Korsett 5/12, Rahmouni
2.Kors. 8/13, Rahmouni
3.Kors. 12/14, mit Halsteil
4.Kors. 3/16, 2-Schaliges Rahmouni mit Halsteil

Re: Ein neues "altes" Mitglied

Beitrag von Lego66 »

Hallo Phonie,

jaa, ich habs tatsächlich alles gelesen! :D
Und ich kann verstehen, dass du geschockt bist. Und sauer auf deine Eltern. War ich auch am Anfang.

Aaaber:
- Tiiiief durchatmen!
- Du wirst dich an den Gedanken gewöhnen!
- Es ist alles halb so wild!
- Es muß nicht unbedingt schlimmer weden!
- Über eine OP brauchst du noch lange nicht nachdenken! Da gibt es sehr viele andere Knöpfe die du vorher noch drücken kannst.
- Mit deinen 25 Jahren bist du hier beileibe nicht einer der Senioren. Keine Bange... ;D
- Und sehr viele hier haben erst spät von ihrer Diagnose erfahren. Oder, wie in meinem Fall, sind erst im wirklich fortgeschrittenen Alter das erste Mal bei einem Spezialisten gelandet, der die Sache ernst nimmt und gezielt therapiert.

Und damit sind wir schon beim :schlaumeier: "Tipp des Tages":
Ab zu einem der Spezialisten!
viewtopic.php?f=25&t=6472
Anständige Diagnose mit Gradzahlen etc. einholen und vernünftige Therapie darauf abstimmen.
Alles Andere führt zu nix!!!

LG, Gaby
PhonieMcRingRing
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Re: Ein neues "altes" Mitglied

Beitrag von PhonieMcRingRing »

Hallo Gaby,

dann erstmal vielen Dank für deine Aufmerksamkeit! Ich weiß gar nicht, ob sauer so zutrifft... eher tiefe Trauer, Verständnislosigkeit. Das werde ich verdauen müssen.

Aktuell bin ich wirklich nicht grade in bester Verfassung. Mir fehlt der der Sport, ich bin saft- und kraftlos, komme schwer aus dem Bett. Müsste eigentlich 24/7 über den büchern hängen, aber es ist sehr schwer seinen Fokus auf die Lernerei zu setzen und den Rest beiseite zu schieben. Dass ich mich eines Tages daran gewöhnen werde, glaube ich natürlich auch. Man gewöhnt sich an vieles, auch Querschnittsgelähmte sind noch in der Lage zu lachen. Aber natürlich erfordert das jetzt erstmal einiges, dass ich mein Leben, so wie ich es die letzten Jahre vorbereitet und für die Zukunft auch vorgestellt habe, nicht ganz umsetzbar sein wird.

Ich gehe sehr gerne wandern, auch mehrwöchige Pilgermärsche habe ich schon gemacht, mit 10 kg Rucksack auf dem Rücken. Meinen 3x wöchentlichen Workout habe ich sehr lieb gewonnen. Über Stock und Stein springen, die Einseitige Belastung mit der 4 kg schweren Gitarre um den Hals, etc. etc. Das ist alles so ungewiss und diffus.

Einerseits denke ich mir: solange ich noch kann, ausnutzen! In ein paar Jahren kann ich es vielleicht nicht mehr so ohne weiteres.
Andererseits mache ich damit ja die Sache nicht besser und beschleunige die Progredienz, bis ich dann noch weniger machen kann.

Am Ende August habe ich evtl. dann zeitliche Kapazitäten um auch eine längere Reise zu einem der Spezialisten anzutreten. Wobei ich mir aber auch denke...werden die mir wirklich irgendwas anderes sagen? Am Ende des Tages sind die Möglichkeiten ja nun auch nicht so üppig. KG ambulant oder stationär --> falls unerfolgreich oder bei starken Scmerzen additives Korsett --> falls unerfolgreich irgendwann Einschränkung durch OP oder eben Einschränkung durch nicht erfolgte OP.

Zaubern können die Spezialisten ja auch nicht. Was soll der Orthopäde auch schon machen, außer mir Muskelpflege ans Herz zu legen und mich bestenfalls mal in Reha zu schicken. Korrigiert mich bitte, falls ich gänzlich daneben liege.

Dieses Forum ist allerdings schonmal eine wahnsinnige Hilfe, grade auch wegen den älteren Semestern, die zeigen, dass es nicht das Ende der Welt bedeutet, und man sich damit arrangieren kann.
Ich werde trotzdem vorsorglich immer auf den Fersen der neuesten OP Verfahren bleiben. Auch aus Interesse. Mir will nicht einleuchten, dass es seit den 80ern kein besseres Verfahren gegeben haben soll... Ich frage mich, ob da pluralistische Ignoranz zugrunde liegt oder eine Lobby neuaufkommende Verfahren einfach nicht erfolgreich werden lassen will. So ungefähr wie in der Auto Industrie. Die Explosionskisten fahren ja immernoch mit Ottomotor, der zwar verbessert, frisiert und sparsamer gemacht wurde, aber das Prinzip ist immernoch das gleiche.
Wahrscheinlich fehlt mir da aber auch einfach komplett der medizinische Sachverstand. Z.B. verstehe ich nicht wirklich, warum man die WS dabei versteifen MUSS, inkl. Entfernung sämtlicher Knorpel. Wenn man Titanstäbe reinsetzt, die die WS so lange steif halten, bis sie verwachsen ist, die Stäbe aber bis in alle Ewigkeit drin bleiben... wo ist dann überhaupt der Sinn, dass die WS verwächst? Die Stabilisierung können die Stäbe doch notwendigerweise alleine leisten.

Ich hoffe also auf ein paar findige Köpfe, die eines Tages eine Methode vorstellen, die ein paar der schweren Nachteile ausräumen können.
Bis dahin schöpfe ich Kraft aus dem Forum und versuche langsam meinen Frieden damit zu machen.
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Tammi
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Re: Ein neues "altes" Mitglied

Beitrag von Tammi »

Hallo Phonie,

meinem Verständnis nach muss die Wirbelsäule bei einer Versteifung verknöchern, um die Stäbe zu entlasten. Es gibt ja doch auch immer wieder Fälle, bei denen ein Stab bricht, oft bricht der Stab dann bei einer Pseudoarthrose, also an einer Stelle, an der die Verknöcherung nicht funktioniert hat.
Ein besseres OP-Verfahren gibt es übrigens bereits, allerdings ist es noch sehr jung (erste experimentelle Erfahrungen ca. 10 Jahre alt, in den USA seit ca. 5 Jahren immer häufiger angewendet) und wird bisher hauptsächlich im Wachstum verwendet, aber auch schon an einigen wenigen Erwachsenen.
Das Ganze nennt sich Vertebral Body Tethering. In Deutschland wird Dr. Trobisch (Forumsmitglied) im Herbst anfangen, nach dieser Methode zu operieren, erstmal allerdings nur ausgewählte Patienten, wenn es sich bewährt, wird er vermutlich mit der Zeit auch seine Auswahlkriterien weiten, zumindest lässt die Aussage, dass er glaubt, in 10 Jahren würde kein Skoliosepatient mehr versteift werden, darauf schließen. Sicher ist das noch etwas hin, aber die Aussicht, dass eine Versteifungs-OP in absehbarer Zukunft für Skoliosen eine veraltete Behandlungsmethode ist, finde ich sehr hoffnungsvoll.
Ansonsten stimme ich Gaby zu, deine Skoliose muss sich nicht zwangsläufig verschlechtern und dir größere Probleme bereiten, ich würde mich da nicht zu verrückt machen, einfach schauen, dass du spezifische Therapie startest, ein Gefühl für deinen Körper bekommst, rausfindest was dir gut tut und was nicht und dich gut um deinen Rücken kümmerst.

Liebe Grüße
Tammi
"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen." - Johann Wolfgang von Goethe

Verlauf: viewtopic.php?f=27&t=31324
Rehatagebuch 2015: http://skoliose-info-forum.de/viewtopic.php?f=9&t=30726
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Re: Ein neues "altes" Mitglied

Beitrag von PhonieMcRingRing »

Hi Tammi,

vielen Dank für deinen Beitrag. Deine bisherigen Beiträge zur Methode habe und die Aussagen von Dr. Trobisch habe ich auch gelesen. Tatsächlich sind auch genau das meine Hoffnungsschimmer. Natürlich kann man nicht wissen, wie sich die Sache entwickelt, aber natürlich würde es mich ungemein freuen, wenn junge Patienten, grade im Alter unter 15/16 oder bei Jungen auch älter auch nach einer OP noch ein Stückchen wachsen könnten, und natürlich auch grade für die Erwachsenen, wenn es da noch ein paar anwendbare Verfahren gäbe.

Wie geschrieben hoffe ich einfach stark darauf. Die Medizin ist zu so faszinierenden Sachen fähig, ich bin mir sicher, dass es auch da sinnvollere Wege gibt. Ich werde Power geben, damit eine OP wenn dann noch lange auf sich warten lässt und die Verfahren bis dahin optimiert sind. Immerhin sind die Stäbe nach heutigen OPs schon primärstabil. Ich bin jedenfalls gespannt und finde es sehr interessant, was sich da noch tut.
Ich bin gespannt, was Dr. Trobisch auf dem Skoliosetag im September erzählen wird, und für den das Verfahren in Frage kommt.
Hast du das Grundprinzip verstanden? Wo genau ist jetzt der Vorteil? Ist die OP insgesamt weniger riskant/aufwendig und wie genau schafft es die Methode, dass nicht mehr versteift wird? Wenn 2 Titanstäbe nicht ausreichen... wie sollen das dann 2 Nylonschnüre schaffen und gleichzeitig Flexibilität UND Begradigung erreichen? Oder funktioniert das so ähnlich wie ein Gummiband?

Bis dahin möchte ich genau ausfindig machen, wie weit ich gehen kann (insbes. Wandern/Trekking und Sport). Dass der Kniebeugenständer und die Landhantel wohl nicht mehr adäquat sind, damit werde ich wohl leben müssen. Wenn ich den symmetrischen Sport wenigstens nicht ganz an den Nagel hängen muss. Die Gymnastik werde ich fleißig machen, aber... ein Sportersatz ist das für mich beileibe nicht. Da werde ich mich wohl noch eingewöhnen müssen.
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Klaus
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Re: Ein neues "altes" Mitglied

Beitrag von Klaus »

Hallo PhonieMcRingRing,
Ich bin gespannt, was Dr. Trobisch auf dem Skoliosetag im September erzählen wird, und für den das Verfahren in Frage kommt.
Hast du das Grundprinzip verstanden? Wo genau ist jetzt der Vorteil? Ist die OP insgesamt weniger riskant/aufwendig und wie genau schafft es die Methode, dass nicht mehr versteift wird? Wenn 2 Titanstäbe nicht ausreichen... wie sollen das dann 2 Nylonschnüre schaffen und gleichzeitig Flexibilität UND Begradigung erreichen? Oder funktioniert das so ähnlich wie ein Gummiband?
Ich gehe mal davon aus, dass das Deine Fragen bei dem Skoliosetag sein sollen.
Hier ist ja nur die Vorstellungsrubrik. ;)
Ansonsten sind wir ja schon an anderer Stelle im regen Gedankenaustausch.

Gruß
Klaus
kuddelmuddel123
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Re: Ein neues "altes" Mitglied

Beitrag von kuddelmuddel123 »

Hallo,

ich selbst habe von meiner Skoliose im Alter von 48 Jahren erfahren. Vorher hatte ich keine Ahnung, dass am Rücken was nicht in Ordnung ist. Gefunden wurde sie nur, weil ich wissen wollte, warum mir beim Radeln die Finger und die Füße taub werden.
Aktuell weiß ich immer noch nicht, warum die Taubheit auftritt - dafür versuche ich seit 1 Jahr zu kapieren, dass ich in meinem Leben nicht mehr gesund werde - da knabbere ich immer noch dran.

Ein Satz ist mir in Deiner Vorstellung noch aufgefallen:
Warum soll eine Reha in Bad Sobernheim oder Bad Salzungen nicht durchzubekommen sein ?
Bei mir war das letztes Jahr mit 30 Grad Krümmung in der LWS und 17 Grad unterhalb davon sowie wenig Schmerzen kein Problem.
Ich musste nur selbst anhand des Internets drauf kommen, dass das eine gute Idee ist und dann den leider ahnungslosen Orthopäden massiv überreden. Die DRV hat schnell zugesagt.
--> nachdem ich im Januar / Februar 4 Wochen in Bad Sobernheim war, muss ich zugeben, dass das eine richtig gute Idee war. Ich habe dort sehr viel gelernt - kein Vergleich zu der ambulaten Physiotherapie. Außerdem musste ich erkennen, dass die ambulaten Therapeutin meinen Rücken falsch eingeschätzt hat und mich fleißig in die Krümmung hinein trainieren lassen hat.
Erst in der Reha wurde alles richtig rum gedreht - und ich musste umlernen.
Danach habe ich eine andere Therapeutin gesucht und zum Glück gefunden. Jetzt trainiere ich in die richtige Richtung.

Wenn ich mir jetzt vorstelle, ich hätte die Reha nicht durchgekämpft.... will ich gar nicht drüber nachdenken!
Daher möchte ich Dich ermuntern, auch um eine Reha zu kämpfen.

Viele Grüße, Kuddelmuddel
PhonieMcRingRing
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Re: Ein neues "altes" Mitglied

Beitrag von PhonieMcRingRing »

Hallo Kuddelmuddel und vielen Dank für deinen Beitrag
kuddelmuddel123 hat geschrieben: Aktuell weiß ich immer noch nicht, warum die Taubheit auftritt - dafür versuche ich seit 1 Jahr zu kapieren, dass ich in meinem Leben nicht mehr gesund werde - da knabbere ich immer noch dran.
Das ist auch bei mir der ausschlaggebende Punkt... zu wissen, dass es nicht "auszukurieren" oder "zu beheben" ist, sondern ich wie ein bekloppter dagegen ankämpfen muss, und Stagnation bereits ein Erfolg ist. Das motiviert nicht grade und zermürbt einen schon psychisch wirklich. Ob und wann ich mit dem Gedanken klarkommen werde... wer weiß.

Was die Reha angeht sind mir unitechnisch leider noch etwas die Hände gebunden, aber prinzipiell gebe ich euch recht. Ich hatte jetzt 2 Sitzungen ambulant und auch wenn die Therapeutin bemüht ist und einen guten Eindruck macht, reicht das bisher noch nicht und ich habe das Gefühl, dass ich zu Hause die Ausführungen nicht sauber genug mache. Da würde ich schon gerne intensiver ran. Wenn der Kopf frei ist, nehme ich es in Angriff und werde schauen, was geht.
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Diagnose: Post-Scheuermann-Syndrome, Hyperkypose-/ Hyperlordose,
Cobb zahl noch unbekannt.
Therapie: Spiraldynamik, Faszienarbeit und KG an Geräten

Re: Ein neues "altes" Mitglied

Beitrag von Phill »

Hallo,

wie ich schon in anderen Post einmal sagte, wird die psychische Seite einer WS Erkrankung immer stark unterschätzt.
Auch wenn man vielleicht keine Körperlichen Schmerzen trotz Fehlstellung/Fehlhaltung hat, kann man aber unter seelischen Ängsten, Zukunftsängsten leiden.

Das ganze kann sich schnell in Depressionen umschlagen....

Also viele hier wissen oder können sich schon annähernd gut vorstellen wie es dir gerade auch psychisch geht.

Ich selber knappere auch schon über ein Jahr psychisch daran und da gibt's schon heftige down's. Sei es drum...!

Aufgeben ist ja auch keine Alternative, also bleibt ja nur sich jeden Tag egal für welche Behandlung, Physio oder rein Mental neu zu motivieren und sich den Ar*** auf zu reisen das man einen Zustand erreicht mit dem man Leben kann.

Ich selber wusste auch bis vor gut mehr als einem Jahr nicht einmal was ich genau habe, mein Rücken fand ich nie ok, mir hat aber auch nie jemand den Weg gezeigt in der Jugend mit dem ich hätte vielleicht einiges zumindest eindämmen können.
Weder Orthopäden, noch Eltern oder sonst wer...

Viellicht war ich blind, wollte es nicht sehen...ganz ehrlich gesagt weis ich es nicht.

Vorwürfe sollte man keinen machen, aber ich weis oft sucht man die Schuld bei sich oder bei anderen....Nur wie hier schon einige gesagt haben bringt das überhaupt nichts, außer mal Frust und Wut los zu werden.

80% der Menschen rennen durch den Tag, keiner von den denk daran das er vielleicht nicht eine gute Haltung hat, das er vielleicht etwas für seinen Körper tun sollte bzw. das der Mensch z.b. für das sitzen nicht gedacht ist, und und und.

Wir Menschen sind leider so... da wird man schon mal schnell belächelt wenn man Dehnübung im Büro macht, da weil sollte das jeder tun.
Da wird man mal schnell belächelt wenn man anderes Schuhwerk trägt oder sich anders ernährt...

Und die Angst nicht dazu zu gehören bzw die Angst nicht zu Gruppe zu gehören lässt die meisten erstarren, da sie keine Veränderung zu lassen.

Der Mensch ist halt FAUL....! Aber ich schweife ab.

Was ich dir eigentlich damit sagen will...hol dir eine Diagnose, den richtigen Therapievorschlag und dann zieh es durch, ackere dafür und du wirst sehen dein Fleiß wird belohnt werden... vielleicht dauert es eine sehr sehr lange Zeit, aber ist wie alles im leben.

Du kannst nur Gewinnen, wenn du selber investierst und vielleicht schaffst du ja auch eine Verbesserung deiner Gesamtsituation deiner Schmerzen. Ich denk du hast noch einige Möglichkeiten, du musst sie nur ergreifen und durchziehen

Grüße Phill
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Klaus
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Re: Ein neues "altes" Mitglied

Beitrag von Klaus »

Hallo zusammen,

ich finde es ein bischen schade, wenn solche Gedanken in der Vorstellungsrubrik untergehen.
Die ist ja nur für eine kurze Vorstellung gedacht!

Gruß
Klaus
PhonieMcRingRing
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Re: Ein neues "altes" Mitglied

Beitrag von PhonieMcRingRing »

Klaus hat geschrieben:Hallo zusammen,

ich finde es ein bischen schade, wenn solche Gedanken in der Vorstellungsrubrik untergehen.
Die ist ja nur für eine kurze Vorstellung gedacht!

Gruß
Klaus
Sorry! Wusste ich nicht, dass es auf die Vorstellung beschränkt bleiben soll. Zur Kenntnis genommen!
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Klaus
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Re: Ein neues "altes" Mitglied

Beitrag von Klaus »

So wird die Rubrik beschrieben: ;)
Mitglieder stellen sich vor
Hier kann sich jeder, der möchte, kurz vorstellen und was über sich, seine Diagnose und/oder Therapie schreiben.
NUR VORSTELLUNG- KEINE FRAGEN!
Gruß
Klaus
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