Hallo zusammen,
hier nun mein Bericht zum
2. Gensinger Skoliose Workshop.
Der Workshop fand in einer Turnhalle gleich neben dem Gensinger Gesundheitsforum statt. Die Veranstaltung war gut organisiert- Lob und Dank gilt hier der Firma Scoliocare Orthomed!

Leider waren im Vergleich zum letzten Jahr relativ wenige Besucher da, aber es war schön, sogar Forumsuser und andere bekannte Gesichter zu treffen. Liebe Grüße an dieser Stelle an Katja Schumann und die Mitglieder der SHG Ulm.
Anfangs gab es zwei geschichtliche Vorträge zur Dreidimensionalen Skoliosebehandlung (Fr. Lehnert) und zur Chêneau Korsettversorgung (Dr. Chêneau). Frau Lehnerts Vortrag war sehr ergreifend und "mitten aus dem Leben". Sie erzählte von den ersten Übungen ihre Mutter, ihrer Kindheit, ihrer Jugend, ihrer ersten kurzen Ehe, ihrem Sohn, ihrer zweiten Ehe, wie die Familie von Meißen nach Sobernheim kam, durch welches Glück sie das Haus im Leinenborner Weg bekamen, wie sich alles mit der Zeit weiterentwickelte usw. Sie freute sich nicht nur über das 90-jährige Bestehen der Schroth-Therapie, sondern erwähnte auch mehrfach das 50-jährige Bestehen der Katharina-Schroth-Klinik in Bad Sobernheim.
Dr. Chêneaus Vortrag war etwas zäh, aber ich fand's beeindruckend, dass er überhaupt einen solchen Vortrag so verständlich in deutscher Sprache halten kann. Er zeigte einige Beispiele von Korsettversorgungen im Laufe der Zeit und erklärte, was früher oft falsch gemacht wurde. Dabei bemängelte er meist die fehlenden Freiräume im Korsett.
Nach einer Kaffeepause folgte ein Beitrag zur "Dreidimensionalen Skoliosebehandlung heute" von Ulrike Hammelbeck und Elli Santos. Beide sind ausgebildete Schroth-Therapeutinnen und mittlerweile Instruktoren an Dr. Weiß' ScoliOlogiC® „Best Practice" Akademie. Anfangs beantwortet Elli Santos die Frage "was machen wir anders als in den letzten 90 Jahren?" mit "alles und nichts". Ich würde eher sagen
nichts. Das ScoliOlogiC® „Best Practice" - und "New Power Schroth"-Programm beinhaltet abgewandelte Schroth-Übungen, die angeblich viel alltagstauglicher sind als die herkömmlichen Schroth-Übungen. Wenn man Schroth richtig beherrscht, konnte man aber nicht viel Neues entdecken. Mich (und andere anwesende "Schroth-Anhänger") hat das überhaupt nicht überzeugt- im Gegenteil!
Im Anschluß referierte Herr Werkmann von Scoliocare Orthomed über "Das Chêneau Korsett heute". Er zeigte Versorungsbeispiele mit Chênau-Light-Korsetten und Gensingen Braces. Sehr gut fand ich, dass er in seinem Vortrag auf den uns bekannten Leserbrief von Prof. Harms einging, in dem behauptet wurde, dass Korsett-Therapie nichts bringe. Er zeigte Beispiele, an denen sehr deutlich wurde, dass Korsett-Therapie eben doch was bringt. Diese Beispiele zeigten Röntgenaufnahmen zu Beginn der Therapie, während der Therapie und 2 Jahre nach Abschluß der Therapie und es waren deutliche Erfolge zu erkennen. Er erwähnte hierbei, dass nicht entscheidend ist, welche Firma das Korsett baut, sondern dass es auf die Erfahrung des einzelnen OTs ankommt. Im Gegensatz zu Dr. Weiß sieht er sich bzw. seine Firma nicht als "die einzig Wahren", was ihn sehr sympathisch macht.
In der Mittagspause gab's Suppe und der Nachmittag widmete sich dann dem Thema "Skoliose und Schmerzen". Den ersten Vortrag zum "Differenzialdiagnostischem Vorgehen beim Rückenschmerz" hielt ein Arzt aus dem DRK Schmerzzentrum in Mainz. Er zeigte das allgemeine Vorgehen bei Rückenschmerz und hatte leider keinerlei Bezug zu Skoliose oder (Hyper)kyphose. Auch der folgende Beitrag zu "Behandlungsmaßnahmen beim Rückenschmerz" von Dr. Wetterling vom DRK Schmerzzentrum war sehr allgemein gehalten. Es wurd mehrfach drauf hingewiesen, dass sich der Patient seinen Schmerzen nicht hingeben darf, sondern versuchen muss, aktiv zu werden, um dem Schmerzkreislauf zu entkommen. In einer späteren Diskussion wiesen die beiden drauf hin, dass sie nicht auf die Idee kommen würden, einem Patienten ein Korsett zur Schmerzbehandlung zu empfehlen, weil das viel zu passiv sei. Vielleicht hätte sich Dr. Weiß im Vorfeld schonmal mit den beiden Ärzten unterhalten sollen.
Denn nach einer weiteren Kaffeepause folgte ein Vortrag von Dr. Weiß zu "Möglichkeiten orthetischer Schmerzbehandlung". Er stellte verschiedene Korsett-Typen (physio-logic® brace und spondylogic® brace) vor, die er zur Schmerzbehandlung, auch bei erwachsenen Patienten, mit Erfolg einsetzt. Er bemerkte u.a. dass "man" (wohl eher er

) früher davon ausging, dass Schmerzen bei Skoliotikern psychosomatische Ursachen haben, "man" aber von dieser Theorie abgekommen ist und heute weiß, dass man Schmerzen mit (teils auch korrigierenden) Orthesen behandeln kann. Welch eine Erkenntnis... aber besser spät als nie!
Der letzte Vortrag eines Psychologens vom DRK Schmerzzentrum in Mainz galt dem Thema "Psyche und Schmerz". Auch dieser Vortrag war eher allgemein gehalten, die Hauptaussage war, dass Schmerz immer auch etwas mit Erwartung zu tun hat. Wer von euch den Sobernheimer Patientenvortrag zu diesem Thema kennt, weiß alles, was Dr. Müller dort erzählt hat.
Vermutlich aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit bei erschlagender Hitze kam die vorgesehene Abschlussdiskussion mangels Interesse der Besucher nicht zustande.
Ich hoffe, dass ich euch hiermit einen kleinen Einblick in den Workshop geben konnte.
Liebe Grüße,
sloopy