02.10.2009: Skoliose-Veranstaltung in Frankfurt - Bericht

[Thomas]

Hallo,

bin gerade durch das SOPF darauf gestoßen, dass morgen (Freitag der 2.10.09) in der Orthopädischen Universitätsklinik Friedrichsheim ein Skoliose-Patientenabend u.a. mit Dr. . Geiger (der ja auch ab und zu hier im SIF mischreibt) stattfindet.

Folgende Themen sind auf dem Programm:

17:00 Begrüßung
PD Dr. med. M. Rauschmann / PD Dr. med. F. Geiger

17:10 Die Entwicklung der Skoliose beim Kind und Jugendlichen.
Wann ist welche Therapie sinnvoll?
PD Dr. med. F. Geiger

17:30 Das Konzept der Skoliosetharapie nach Katharina Schroth.
Claudia Heine

17:55 Möglichkeiten der Korsettbehandlung
Was zeichnet ein gutes Korsett aus und wie erkenne ich ein schlechtes?
Albert Weitner

18:25 Was ist, wenn doch operiert werden muß?
PD Dr. med. F. Geiger

18:45 Diskussion

19:00 Führung durch das Orthopädiemuseum.
PD Dr. med. M. Rauschmann

Hier findet Ihr einen Link zum ausführlichen Programm.

Das SOPF veranstaltet im Anschluß daran noch ein kleines Forumstreffen.

Ich werde auf jeden Fall dabei sein.

Gruß Thomas

[mamaratlos]

Hallo Schildkröterich

Danke für die Info
Schade das es für mich zu kurzfristig ist . Hoffe aber auf einen ausführlichen?! bericht von dir ?


Viele liebe grüße aus den Ruhrpott

Mamaratlos.

P.S.: wäre ja mal super toll wenn mal sowas bei uns in NRW stattfinden könnte.

[Eichhörnchen]

Hallo Schildkröterich,
Leider kommt für mich die Nachricht auch zu spät, mein Mann arbeitet in Frankfurt, wenn ich früher davon erfahren hätte, wäre ich auch gekommen. Nun ist mein Mann aber wieder zu uns nach Oldenburg gekommen. Aber vielen Dank für den Hinweis vieleicht klappt es bei ja das nächste mal.
Ich würde mich auch über eine Bericht von Dir freuen.
Einen schönen Abend noch und Liebe Grüße
Eichhörnchen

[Thomas]

Hallo,

wie gewünscht ein kurzer Bericht von mir:

Das Veranstaltungs-Programm ist ja im ersten Beitrag des Threads aufgeführt.

Die Veranstaltung ging pünktlich los, und nach der Begrüßung durch Dr. Rauschmann gab Dr. Geiger einen Überblick über die heutige Möglichkeiten der Skoliose-Therapie, wobei er den Hauptaugenmerk auf die konservativen Methoden legte.

Frau Heine gab dannach eine ‚Schnelleinführung’ in Schroth. Sie wies dabei darauf hin, dass man Schroth richtig nur im Rahmen einer Reha erlernen kann, was ich für eine niedergelassene Therapeutin echt gut fand. Ich – als absoluter Schroth-Laie – fand den Vortrag äußerst interessant, wenn er auch etwas kurz ausfiel.

Herr Weitner vom gleichnamigen Sanitätshaus (das in unmittelbarer Nähe des Universitätsklinikums liegt) erklärte dann einiges zur Korsett-Therapie und auf was bei der Herstellung eines Korsetts alles zu achten sei. Er zeigte einige Beispiele von ‚schlechten’ Korsetts und zeigte, was dabei falsch gemacht wurde. Großen Wert legte er darauf, dass die Korsetts genügend Freiräume hat. Laut eigenen Angaben fertigt Herr Weitner ca. 80 bis 100 Korsetts im Jahr.

Dr. Geiger ging dann auf die verschiedenen Operationsmethoden ein, erwähnte aber sehr deutlich, dass die Operation nur die letzte Möglichkeit der Skoliose-Therapie darstellt und auch nur bei einem kleinen Teil der Skoliose-Patienten nötig ist.

Am Rande der Veranstaltung hatte ich noch die Gelegenheit, mich mit Herrn Weitner direkt übder die Korsett-Therapie und seine Korsetts zu unterhalten und mir auch einige seiner Korsetts genauer anzuschauen. Was mir dabei auffiel war, dass die Korsetts im Vergleich zu Rahmouni-Korsetts einiges starrer aufgebaut sind und in der Grundversion (unjd vor dem Aufpelottieren) praktisch keine Abpolsterungen besitzen. Laut Herrn Weitner ist dies aber nicht kritisch, da das Korsett so geschnitten ist, dass es eh nur auf Weichteile drückt, und daher auch keine Auspolsterung erforderlich ist.

Was mich etwas irritiert hat war, dass Herr Weitner der Auffassung ist, dass bereits zwischen dem Risser-Stadium 4 und 5 abgeschult werden kann. Allerdings sagte er auch klar, dass er, wenn der Patient das Korsett länger tragen möchte odder anschließend noch ein Nachtkorsett wünscht, er dies natürlich auch unterstützt.

Erwachsenen-Korsetts steht er eher kritisch gegenüber, es hat jetzt aber nicht so geklungen, als ob er sie total ablehnt. Er hat sich zumindest dafür interessiert, wie bei mir die genaue Diagnose lautet und wie ich das Korsett trage.

Nach der eigentlichen Veranstaltung gab es einen kleinen aber leckeren Imbiss, anschließend hatten wir noch die Gelegenheit, einer Führung durch das Orthopädiemuseum der Klinik beizuwohnen. Dr. Rauschmann, der das Museum (das ursprünglich in Würzburg beheimatet war) teilweise selbst aufgebaut und ausgebaut hat, übernahm selbst die Führung und gab einen sehr interessanten Überblick über die Geschichte der Orthopädie von den Anfängen bis heute, was der gesamten Veranstaltung noch das i-Tüpfelchen aufsetzte.

Nach der Veranstaltung fand noch ein kleines Forums-Treffen des Skoliose-Op-Forums in einem nahegelegenen Restaurant statt, bei dem immerhin insgesamt 19 Personen anwesend waren, und bei dem noch viele nette Gespräche zustande kamen und jede Menge an Informationen ausgetauscht wurden.

Insgesamt war die Veranstaltung und das Treffen sehr informativ. Fachlich interessant ist, dass in Frankfurt tatsächlich ein Skoliose-Anlaufstelle existiert, die man sowohl zur konservativen als auch zur operativen Therapie aufsuchen kann. Insgesamt macht zumindest für mich die Uniklinik in Frankfurt in Sachen Skoliosetherapie einen sehr guten Eindruck.

Viele Grüße

Thomas

[mamaratlos]

Hallo Schildkröterich


Erstmal tausendank für dein bericht und die Foto´s. Da kann man von Glück schreiben das wir im hier und jetzt leben und wir die auswahl haben zu guten Korsi-bauern.Die träger/inen haben mein großes mitgefühl bei diesen foto´s.
Ich weiß das ich ein Laie bin aber die aussagen von den Herr Weitner läst mich aber trotzdem sauer aufstossen .Wenn ich daran denke wie das bei unserer Tochter gelaufen ist.Das sie ja auch als ausgewchsen galt und wohin sie damit abgrutscht ist Und sie kein Korsi bekommen hätte nach dem stand von diesen Herren,wo wäre sie dann jetzt.Wird den bei diesen Herren nicht auf die beweglichkeit geachtet???Oder habe ich was falsch verstanden.Ist meine persönliche Meinung dazu.

Aber trotzalledem Danke für deinen bericht



Viele liebe grüße aus den Ruhrpott

Mamaratlos

[minimine]

Hallo Thomas,
auch von mir vielen Dank für den Bericht

Ich schließe mich der Meinung von Mamaratlos an und bin von den Aussagen von Herrn Weitner nicht besonders überzeugt. Weißt du, welche Korrekturen da so erreicht bzw. angestrebt werden?

in der Grundversion (unjd vor dem Aufpelottieren) praktisch keine Abpolsterungen besitzen. Laut Herrn Weitner ist dies aber nicht kritisch, da das Korsett so geschnitten ist, dass es eh nur auf Weichteile drückt, und daher auch keine Auspolsterung erforderlich ist.

Aua , und was ist mit dem Druck auf Rippen? Rahmouni kann ja gerade weil er weiches Pelottenmaterial benutzt sehr hohen Druck ausüben. Mein altes Korsett hatte z.B. ein sehr hartes Pelottenmaterial, mit dem ich den gleichen Druck gar nicht ausgehalten hätte. Deshalb kann ich mir das jetzt nur schwer vorstellen, wie das mit nur Plastik funktioniert

LG
Minimine
PS: Die Bilder sind ja wirklich gruselig

[Thomas]

Weißt du, welche Korrekturen da so erreicht bzw. angestrebt werden?

Herr weitner (und Dr. Geiger) sprachen auch davon, dass man mindestens 50% Korrektur erreichen sollte und Herr Weitner brachte auch dementsprechende Beispiele.

Welche Korrekturen er im Schnitt so erreicht hat er nicht erwähnt.

PS: Die Bilder sind ja wirklich gruselig

Ja, in dem Museum konnte man einige gruselige Dinge sehen, nicht nur bei den Korsetten.

Gruß Thomas

[Dalia]

Hallo Thomas, ich sage einfach nur danke für den sehr wertvollen Bericht. So kann man die Menschen besser einordnen, wenn einem einer der Namen wieder mal begegnet.

[Thomas]

Hier sind noch ein paar Eindrücke aus dem 'Deutschen Orthopädischen Geschichts- und Forschungsmuseum in der orthopädischen Universitätsklinik, Stiftung Friedrichsheim in Frankfurt'.

(langer Name )

Schaut teilweise echt gruselig aus.

Gruß Thomas

[mamaratlos]

Hallo Schildkröterich


Wauh Gruselig.Vor allen Dingen die Knochensäge.
Da möchte ich mir keine op vorstellen .Einfach zu
GRUSELIG.Aber sehr interesant



Viele liebe grüße aus den Ruhrpott

Mamaratlos

[KiraFee]

Die Beinapparate sehen ja ganz schlimm aus. Die armen Kinder die das tragen mussten.

Und auch von mir noch ein "Dankeschön" für den Bericht von der Skoliose Veranstaltung.

[Thomas]

Die Beinapparate sehen ja ganz schlimm aus. Die armen Kinder die das tragen mussten.

Dr. Rauschmann erzählte auch, dass diese Apparate von den Patienten nur sehr schlecht angenommen wurden. Die meisten Patienten legten sie wohl nach der Anpassung in der Klinik recht schnell bei Seite und versuchten, sich andersweitig zu helfen.

Gruß Thomas

[Eichhörnchen]

Hallo Thomas,
Vielen Dank für Deinen Bericht.
So ein ähnliches Korsett wie das abgebildete Milwaukee -Korsett hatte ich in meiner Kindheit,obwohl dieses noch ein bisschen bequemer aussieht.
Meines hatte ein Kopfteil das jede Wochen höher gedreht wurde sodas mann sich überhaupt nicht mehr bewegen konnte. Drehen , bücken, nach unten gucken war nicht möglich.
Habe es nicht lange getragen.
Schade das ich nicht da sein konnte.
Also nochmals Danke vor allem auch für die Bilder.
Liebe Grüße Marion

[Thomas]

Hallo Eichhörnchen,

ja, das Milwaukee dürfte ungefähr aus unserer Zeit stammen (wir sind ja ungefähr die gleiche Generation ). Habe inzwischen schon eine ganze Menge von Leuten getroffen, die so ein Teil in ihrer Jugend getragen haben!

Viele Grüße

Thomas

[Agrimon]

Hallo,

ich hatte in meiner Jugend auch so ein Milwaukee- Teil. Lange habe ich das Teil auch nicht getragen, fand es zu blöd und gebracht hat es auch nichts. Wir sind eben ca. 25 Jahre zu früh geboren worden. Ich denke, wenn die Technik damals schon so weit wie heute gewesen wäre, wäre einiges anders gelaufen, auch mit den Korsetts.

Gruß Agrimon

[Martina Bö.]

Hallo,

vielen Dank für Deinen Bericht.

Auch ich hatte so ein Milwaukee-Teil. Ich habe es fast 2 1/2 Jahre 23,5 Std. täglich getragen und der BWS Bogen hat sich gar nicht verbessert, ist also auf 34 Grad geblieben, der LWS Bogen ist von 30 auf 20 Grad.
Es war also fast alles umsonst.

Gut, das sich die Zeiten geändert haben.

Gut, dass es Menschen wie Herr Nahr, Herr Rahmouni und Herr Püttmann gibt.

Und super gut das es dieses Forum gibt.Ich Danke Euch allen!

LG

Martina

[Agrimon]

Hallo,

bei mir haben sich die Bögen auch nicht verbessert und ich habe auch in der BWS 38 Grad und in der LWS 22 Grad. Allerdings habe ich den Vorteil, dass ich 4 bogig bin und die 4 bogingen weniger die Verschlechterungs- tendenz haben, als die 3 bogigen. Warum das so ist, weiß ich leider auch nicht, ist mir aber auch recht. Dafür brauche ich kein Korsett mehr, ist das schön...

Gruß Agrimon

[Thomas]

Auch ich hatte so ein Milwaukee-Teil. Ich habe es fast 2 1/2 Jahre 23,5 Std. täglich getragen und der BWS Bogen hat sich gar nicht verbessert, ist also auf 34 Grad geblieben, der LWS Bogen ist von 30 auf 20 Grad.

Also ich finde das Ergebnis gar nicht so schlecht. Zumindest hat das Korsett eine Verschlechterung der oberen Kurve entgegengewirkt und unten sogar 10° Verbesserung erreicht. Und das in zweieinhalb Jahren. Also ich finde das gar nicht so schlecht, insbesondere für ein Milwaukee.

Und dass es bei Agrimon zumindest zu keiner weiteren Verschlechterung gekommen ist ist ja auch schon bisschen was!

Bei den vielen Erfahrungen könnt Ihr ja schon bald einen Milwaukee-Stammtisch hier aufmachen!

Viele Grüße

Thomas

[Thomas]

Das Orthopädie-Museum der Stiftung Friedrichsheim hat jetzt übrigens auch eine eigene Homepage:

http://www.orthopaedie-museum.de/

Gruß Thomas