off topic (Videos von Orthesen)

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Raven
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von Raven »

Hallo Karin,
skoliose-gondelsheim hat geschrieben:Den umgekehrten Fall habe ich in meiner Praxis bisher noch nicht erlebt, kann mich aber an Jugendliche hier im Forum erinnern, die ihre Eltern davon überzeugen mussten, einen kompetenten Orthopäden aufzusuchen, auch, wenn die Anfahrt mit erheblichem Aufwand verbunden ist.
selbiges gab es auch bzgl. Orthopädietechnikern - ich erinnere mich an Fälle aus dem Forum, in denen Jugendliche ein Korsett eines nahegelegenen Orthopädietechnikers hatten, das schlecht korrigierte, und es mit einem von z.B. cctec oder Rahmouni probieren wollten, auch hier mit höherem Fahrtaufwand. Wechsel des Orthopäden kam oft natürlich mit dazu.

Viele Grüße,
Raven
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Liam
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von Liam »

Hallo,

in einigen Ausführungen hier wird des öfteren angeführt, dass ich zu sehr von meiner negativen Erfahrung bezüglich einer Orthesen-Behandlung auf andere schließe bzw. verallgemeinere.

Diese Anmerkungen muss ich zunächst einmal so stehen lassen, ganz widersprechen kann ich dem nicht.

Der Mensch ist nun mal oftmals von seinen Erfahrungen geprägt und jemand der sich als Kind einmal schlimm verbrannt hat, wird wahrscheinlich eher behutsamer mit Feuer umgehen als jemand der diese Erfahrung nicht gemacht hat. Dies habe ich schon öfter bei Bekannten und Freunden beobachtet, z.B. hört man oft "ich bin als Kind mal gebissen worden" wenn jemand ängstlich auf Hunde reagiert.
Daher ist es logisch, dass mich meine eigenen negativen Erfahrungen prägten und ich leicht in Versuchung gerate, diese als Standard-Situation wahrzunehmen und annehme, dass es jedem anderen auch so geht bzw. gegangen ist.

Dennoch ist es so, dass ich vielleicht hier als Gegenpart derer diene, die eine Orthesenbehandlung hier als Spaziergang oder sogar als tolle Erfahrung darstellen. Meine Kritik an einigen hier, die einer Orthesenbehandlung einen Mehrwert über den medizinischen Erfolg hinaus zubilligen, habe ich ja schon ausführlich erläutert.

Mir persönlich hat die Orthesenbehandlung (hier wieder außer der eventuell vohandenen medizinischen Besserung) keinen Vorteil in irgendeiner Weise gebracht. Das einzige, wirklich einzige ist, dass sie mich massiv für mein Leben geprägt hat und ich mir durch die eingetretene Mobbing Situation und der Art wie ich sie beseitigt habe, eine absolute und uneingeschränke zero tolerance Verhaltensweise angeeignet habe, die mich in meinem Leben eventuell schon einen Schritt zurück aber bestimmt drei Schritte nach vorne gebracht hat.

Ich möchte eventuell mitlesende Jugendliche die jetzt in meinem Vorstell Thread nachlesen wie sich das abgespielt hat unbedingt davor warnen nur annähernd ähnlich vorzugehen, köperliche Gewalt sollte keine Lösung sein.

Dennoch stehe ich auch heute noch in meinem Leben für totales zero tolerance, ein Umstand der mir in meinem Beruf den Nimbus "harter Hund" eingebracht hat. Ich persönlich habe keinen Bezug zu philosophischen oder religiösen Ansätzen der Lebensgesaltung, dazu bin ich ein zu rational denkender Mensch, toleriere diese natürlich bei jedem anderen, jeder darf tun und glauben was er für richtig hält, solange er auch mich toleriert. Ich habe aber sehr wohl einen Bezug zu dem biblischen Ausspruch "Wenn dir jemand auf die rechte Wange schlägt..", den ich jedoch immer damit fortführen würde "schlage ich ihm dreimal auf die linke". Ich vergebe normal nichts und zahle immer zurück, wenn es geht doppelt und dreifach und ich kann darin sehr ausdauernd sein. Die meisten Leute kennen eben nur payback und nur so kann man sich Respekt verschaffen. Das macht mich eventuell in den Augen vieler nicht gerade zu einem netten Menschen, aber man kann eben im Leben nicht nur Freunde haben.

Ich weiß dass ich mich jetzt sehr von dem ursprünglichen Thread entfernt habe, wollte aber dennoch kurz eine Antwort auf die öfter gelesene Aussage bezüglich des Verallgemeinerns geben.

Gruß
Liam
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von skoliose-gondelsheim »

Liam hat geschrieben:
Dennoch ist es so, dass ich vielleicht hier als Gegenpart derer diene, die eine Orthesenbehandlung hier als Spaziergang oder sogar als tolle Erfahrung darstellen.
Davon habe ich in diesem Forum bisher kein Wort gelesen. Vielleicht kannst du ja mal die Threads benennen, in denen die Korsetttherapie derart verharmlost wird?

LG
Karin
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von kyphoboy »

Hallo Liam,

habe mir jetzt mal deine Vorstellung durchgelesen. Ich möchte nur mal anmerken dass du nicht optimal geröntgt wurdest ( im Liegen statt im Stehen ) das Ergebnis kann also verfälscht sein und es ist möglich dass du auch an einer Hyperkyphose leidest, aber schön dass du keine Schmerzen hast. Wollte das nur mal anmerken, da sonst so etwas sofort aufgegriffen wird...

Ich muss dir in einigen Punkten auch zustimmen. Ich selbst wurde gemobbt, erst wegen meiner deutlich sichtbaren Hyperkyphose und später dann wegen meines Korsetts. Also zumindest ich habe mich anderen nicht überlegen gefühlt oder sonstetwas weil ich ein Korsett habe.

Du stellst ja nur die negativen Punkte heraus und so wie ich es herauslese hast du auch keine optimale Therapie erhalten. Trotz Mobbings wurde ich durch die gute Korrektur weiter motiviert mein Korsett zu tragen, ein Punkt der dir vielleicht hätte helfen können.

Als ich mit 16 auf ein Berufliches Gymnasium wechselte hörten die Mobbingattacken auf. Meine Mitschüler verstanden meine Situation und waren eher neugierig weil ich ein Korsett habe. Auch hier kommt es immer auf das Umfeld ein und man darf nicht verallgemeinern.
Ein weiterer Punkt der Korsetttherapie ist immer die Unterstützung des Elternhauses, der ja bei dir leider nicht gegeben war.

Ich kann deine Kritik und deine Sicht der Dinge voll nachvollziehen. Aber ich muss jetzt auch mal die positiven Dinge der Korsetttherapie in Verbindung mit einer optimalen Behandlung ( Schroth, Krafttraining ) ansprechen.

Das Korsett hat mir meine Schmerzen genommen und in Verbindung mit Schroth mir erlaubt meine Muskeln durch Kraftttraining zu stärken. Im Fitnesstudio habe ich mit 17 meine erste Freundin kennengelernt, mit der ich heute noch zusammen bin.
Dann durch die Isolation in der Klasse in der ich bis 16 war, habe ich mich Hobbies zugewandt. Ich bin einem Fotografieclub beigetreten und habe dort neue Kontakte geknüpft und dort war es egal wie mein Rücken aussieht und ob ich ein Korsett habe.

Ebenfalls dann durch das Fitnesstraining habe ich mich intensiv mit der Anatomie, Trainingslehre etc. beschäftigt was dann darin endete dass ich eine B-Trainerlizenz machte und heute nebenbei in meinem Fitnesstudio als Trainer aktiv bin.
Desweiteren bin ich durch die Krümmungsverbesserung in die Lage gekommen mich bei der DLRG im Schwimmtraining zu engagieren und eine schöne Muskulatur aufzubauen, sodass die Hyperkyphose optisch kein Thema mehr ist.

Ebenfalls der Hyperkyphose habe ich es zu verdanken dass ich durch einen Härtefallantrag mein Wunschstudium betreiben kann.

Mir geht es jetzt sehr gut, ich habe einen tollen Freundeskreis, eine Freundin und habe keine Einschränkungen.

Ich denke nicht dass es mir so heute gehen würde ohne eine optimale Therapie, zu der für mich auch das Korsett gehört.

Dennoch finde ich deine kritische Haltung gut, um auch andere Standpunkte zu bekommen. Ich selber sehe übrigens die Therapie nach Schroth nicht ganz unkritisch.

Gruß
kyphoboy
Meine Geschichte: viewtopic.php?f=18&t=28644
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von Força »

Liam hat geschrieben:Ich habe aber sehr wohl einen Bezug zu dem biblischen Ausspruch "Wenn dir jemand auf die rechte Wange schlägt..", den ich jedoch immer damit fortführen würde "schlage ich ihm dreimal auf die linke". Ich vergebe normal nichts und zahle immer zurück, wenn es geht doppelt und dreifach und ich kann darin sehr ausdauernd sein. Die meisten Leute kennen eben nur payback und nur so kann man sich Respekt verschaffen.

und du fragst dich warum du gemobbt wurdest? :confused:

Ich tret den Leuten eher so gegenüber: :love: :flower: und so krieg ich's meist auch zurück. Was die Leute an dir abstoßend finden, verzeih wenn ich so direkt bin, wird nicht dein Korsett sein sondern dein Verhalten. Ich glaub ja das dein Verhalten auch nich von ungefähr kommt. Ich wurde teilweise in der Schule auch nicht gerade nett behandelt, und es lässt einen in der Tat härter werden. Wenn dann die Familie auch noch..Was du brauchst sind echte Freunde, das hat mir damals sehr geholfen. Sich angenommen fühlen, geliebt, wertgeschätzt. Dann kriegt man die Mauern auch wieder weg. Ich denke das is eigentlich das um was es in deinen Threads geht. Bei mir kam der Umschwung tatsächlich mit dem Glauben. Aber ich denke man kann auch so sein Umfeld positiv verändern. Ich wünsch dir sehr dass du auf Menschen triffst die dein Leben auf diese Weise farbiger und froher machen, Stück für Stück deine harte Kruste wieder aufbrechen. Brauchen wir alle :) Und wenn man es nich hat gerät man schnell in eine Strudelspirale wie ich finde, man is schwieriger zu ertragen weil man selbst alles allein tragen muss, und damit überfordert ist, und dann sind es die Anderen auch, und weisen einen ab, und dann geht man dagegen an, und dann wird man weggestoßen und nich nur abgewiesen..und denkt es liegt an einem selber, oder sucht andere Gründe, aber es ist die ganze Dynamik! Und die Spirale wird verschlungener und engmaschiger...und alles was man wirklich braucht is ein unterstützendes Umfeld und Annahme. Ein sich zumindest teilweise getragen fühlen, Gemeinschaft... niemand hat je hier im Forum je bestritten dass Korsetttragen ein Sparziergang ist. Wohl eher ein Mount Everest. Aber auch den haben manche erklommen. Ich selbst musste mich schon ziemlich drauf einstellen und hab vorbereitend mental viel dran gearbeitet gut damit zurecht zu kommen. Und es ist! hart. Natürlich wäre es schöner ohne. Aber lieber so als mit all den Schmerzen. Lieber so, wo mein Körper nun die Aufmerksamkeit bekommt die er verdient. Selbstannahme geht aber nur wenn dich andere angenommen haben. Jaja, das is jetz alles etwas gefühlsduselig für dich vielleicht. Aber das wollte ich dir mal schreiben. Du musst eigentlich gar nich so viel machen oder anfangen. Du musst aufhören. Aufhören mit Leute wegpushen, aufhören mit schnell Gründe für alles zu finden warum weshalb du gemobbt wirst, und stattdesen mal dein eigenes Verhalten reflektieren. Dir Inspiration suchen die nicht mit Gewalt zu tun hat, weder verbal noch nonverbal noch physisch. Was dabei zum Beispiel helfen kann ist jeden Tag was suchen woran du dich erfreust. Einen Sport zu machen oder so, der dich wirklich ausfüllt und glücklich macht. ...und aufhören sich selbst zu bemitleiden, zu jammern, oder lass es zumindest weniger werden. Diese Wut muss raus, aber anders. Sie muss ersetzt werden mit Freude. Ablehnung mit Annahme. So wie man's ausstrahlt, so reagiert die Umwelt auf dich. Ich denke deswegen kommen manche mit Korsett sehr gut zurecht, andere überhaupt nicht. Sich selbst kann man immer verändern. Und wenn es damit anfängt öfters die Farben der Blätter an den Bäumen zu sehen und sich daran zu erfreuen. Such dir kleine Oasen. 10 Min Spaziergang im Park. Lieblingstee am Morgen. Bodybutter zum Einkremen nach der Dusche. Mach !! Such dir kleine Freudenmomente, dann bau die aus :) Überleg dir wofür du dankbar bist, schreib es dir auf. Mach!

Ich hoffe ich trete dir hiermit nicht zu nahe. Das Gute behalte, weg mit dem Rest.

LG, Ju
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von Liam »

Hallo Karin,
skoliose-gondelsheim hat geschrieben:
Liam hat geschrieben:
Dennoch ist es so, dass ich vielleicht hier als Gegenpart derer diene, die eine Orthesenbehandlung hier als Spaziergang oder sogar als tolle Erfahrung darstellen.
Davon habe ich in diesem Forum bisher kein Wort gelesen. Vielleicht kannst du ja mal die Threads benennen, in denen die Korsetttherapie derart verharmlost wird?
Ich greife jetzt mal gerade einen raus, weil dieser meines erachtens exemplarisch in seiner Klarheit ist. Ich werde gerne weitere posten, da es sich hierbei ja um die Meinung eines einzelnen Useres handelt.

viewtopic.php?t=5428
Toni hat geschrieben:Viele Jugendliche gehen absolut souverän, nüchtern und selbstbewusst mit dem Teil um und werden nicht zuletzt durch das Korsett seelisch eher stärker, lernen so klassisch-archaische Tugenden wie zum Beispiel Mut, Konsequenz, Geduld, Selbstüberwindung, Zuversicht, Tapferkeit, Duldsamkeit, Beharrlichkeit usw... lauter sehr alte und sehr konservative aber "königliche" Tugenden!
Es war ein sehr langer Thread und ich habe jetzt nur mal einen Satz aufgeführt. Auch hier, wie schon öfter beschrieben besteht natürlich das Problem, dass es aus dem Zusammenhang gerissen wurde.

Hier wird die Orthesenversorgung zwar nicht als Spaziergang dargestellt, aber wenn das keine Verherrlichung einer solchen belastenden Therapieform ist, weiß ich eigentlich nicht mehr wie man das noch steigern könnte.

Und als persönliche Anmerkung meinerseits möchte ich noch hinzufügen, dass es mal eine Äußerung eines bekannten saarländischen Politikers bezüglich solcher Sekundärtugenden gab. Ich möchte dieses nicht als politische Aussage durch meine Person fehlinterpretiert wissen, da es mir nicht um die politische Couleur dieses Politikers sondern um diese sogenannten Tugenden an sich geht.

Aber eines würde mich wirklich interessieren :
Toni hat geschrieben:Die Jugendlichen, die eine Korsett-Therapie hinter sich bringen, werden in der regel ganz herausragend starke Persönlichkeiten, die anderen Jugendlichen der "only-fun/nullBock-Generation" geistig meilenweit überlegen sind!
Das wurde sogar bei einer sozialwissenschaftlichen Langzeitstudie der Univ. Lyon wissenschaftlich bestätigt und belegt, wonach Skoliose-Patienten wesentlich erfolgreicher im Leben sind, als der franz. Durchschnitt. Weniger Arbeitslos, weniger oft geschieden, höhere Lebenszufriedenheit usw....
Wer sich in der Jugend durch eine Korsett-Therapie durchgebissen hat, kann im Leben Alles schaffen!
Ich will ja niemanden unterstellen, dass er hier etwas erfindet und daher vermute ich mal dass diese Studie existiert, aber da würde mich mal die Quellen-Angabe wirklich, wirklich interessieren.
Vielleicht liest derjenige das hier oder ich wende mich mal in einer PN an ihn, denn sorry, aber hier fällt mir der Glaube jetzt doch erheblich schwer (auch wenn ich wie gesagt keinesfalls unterstellen möchte, dass diese Studie nicht existiert, habe aber eben beim schnellen googlen, auch auf französisch, leider nichts gefunden).

Gruß
Liam
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von rejoy »

Hier ein anderes Zitat aus dem selbigen Threat:
Das Korsett ist mit weitem Abstand das unbequemste und schmerzhafteste was man einem Menschen antun kann.
Und doch sehen so viel junge (und Erwachsene!) Patienten das Korsett als ihren Freund und Helfer an eine OP zu vermeiden und aus der Op Indikation rauszukommen.
Toni, der den von dir zitierten Beitrag geschrieben hat, ist sich der Tatsache wohl bewusst, dass eine Korsetttherapie kein Zuckerschlecken ist.
Ich verstehe seine Äußerungen auch nicht als Verherrlichung dieser Therapieform. Das wäre eher dann der Fall wenn er behaupten würde, man könne entsprechende "Tugenden" oder eine entsprechende Entwicklung der Persönlichkeit einzig und allein durch das Tragen eines Korsettes erreichen und am besten solle jeder ein Korsett tragen, um solche Tugenden zu erreichen. Das wären verherrlichende Aussagen.

Ich verstehe seine Aussagen eher so, dass eine Korsetttherapie alles andere als leicht ist, aber kann (neben den Erfolgen im Hinblick auf die Skoliose) auch positive Nebenwirkungen haben. Es gibt viele Kinder und Jugendliche, die eine Korsetttherapie ohne jeglichen seelischen Schaden abschließen und sogar erhobenen Hauptes daraus gehen, weil sie stolz sind auf das was sie geschafft haben.
Man nennt dieses Phänomen auch "Resilienz" - auch aus schwierigen Lebenslagen das Beste machen und durch sie stärker werden, anstatt daran zu zerbrechen.

Resilienz gibt es nicht nur im Bezug auf Korsettherapie. Es wird immer so sein, dass die eine Person an einer Situation inneren Schaden nimmt, vielleicht daran zerbricht und eine andere Person an der genau gleichen Situation innere Stärke gewinnt und lernt.
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and meiner auch not:

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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von Tammi »

Ich bin 16, seit ich 11 bin, trage ich jetzt ein Korsett. Ich würde sagen, dass ich sehr gut damit klar komme, meine Familie und meine Freunde haben mich von Anfang an, immer unterstützt, was auch sehr wichtig für mich war und ist. In der 5. Klasse, zu der Zeit, als ich das Korsett bekommen habe, hatten wir als Klasse in der Woche jeweils eine Stunde mit einer Lehrerin, deren Tätigkeit auch etwas in den psychologischen Bereich ging. Bevor ich mein Korsett das erste mal in die Schule anzog, hatten meine Mutter und ich ein Gespräch mit dieser Lehrerin und meiner Klassenlehrerin und von irgendwem in dieser Runde, ich weiß nicht mehr, von wem, kam der Vorschlag, ich solle doch mein Korsett in einer dieser Stunden der Klasse vorstellen und erklären, die dann noch Fragen stellen darf. Das tat ich dann auch und es funktionierte erstaunlich gut, es kamen nur positive Reaktionen und interessierte Fragen. Etwa 2 Jahre später hatte ich dann mal Probleme mit Mädchen aus der Parallelklasse, ich weiß aber nicht, ob das mit dem Korsett zu tun hatte. Mein Name wurde gerufen und wenn ich mich umdrehte, wurde gelacht, ich redete dann mit meiner Mutter und die wiederum mit meiner Klassenlehrerin, nachdem diese mit den entsprechenden Mädchen redete, hörte das Ganze dann auch auf, es war mir aber im Grunde genommen sowieso ziemlich egal. Nun, fast 4 Jahre später habe ich zwar so ziemlich den Kontakt zu einigen alten Freunden verloren, ich kann einfach mit ihrer "giggeligen" Art nicht viel anfangen, aber dafür auch sehr gute neue Freunde gefunden, die mich sehr unterstützen. Mit einem Junge aus meiner Klasse wird es vielleicht sogar mal mehr als nur Freundschaft, das Korsett ist ihm total egal. Vor ein paar Monaten habe ich mit Capoeira (brasilianischer Kampftanz) angefangen.
Klar nervt mich mein Korsett und manchmal würde ich es am liebsten in die Ecke schmeißen, aber dann denke ich an die Konsequenzen, die das hätte und das, was ich schon erreicht habe und das motiviert mich wieder und wenn mich mal wieder jemand mobben sollte, soll der doch erstmal selbst ein Korsett tragen.
"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen." - Johann Wolfgang von Goethe

Verlauf: viewtopic.php?f=27&t=31324
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von Silas »

Ich kenne Toni und seine Rückengeschichte ein wenig.
Vor der Lebensleistung von Toni habe ich höchsten Respekt. Ihn hat das Leben schwer gebeutelt (und tut es leider immer noch...), aber er ist ist immer wieder aufgestanden und hat sich nicht unterkriegen lassen. Er lebt seine Ideale, ist einfach ein toller Kerl, sehr einfühlsam und unterstützt einen handfest mit seiner lieben Art und seinem unglaublichen Fachwissen.

Zunächst möchte ich Toni hier nochmal ganz herzlich dafür danken, dass er sich so lieb und intensiv um meinen Rücken gekümmert hat. Er hat mich begleitet und dafür gesorgt, dass mein Rücken die bestmögliche Behandlung bekam.

Toni hat seine Beiträge mit viel Herzblut und Emotionen geschrieben.
Seine Beiträge glühen vor Lebensmut und Engagement. Und genau daraus erklärt sich auch das von Liam genannte Zitat.

Keiner weiss besser als Toni, welch große Herausforderung eine Korsett-Therapie in jeglicher Beziehung darstellt. Er hat das alles selbst mehrfach durchlitten und etliche andere dabei begleitet.

Ich bin mir sehr sicher, dass seine etwas pathetische Darstellung v.a. Mut machen sollte und allen Korsett-Trägern zeigen sollte, dass es etwas ganz besonderes ist, die Herausforderungen einer Korsett-Therapie anzugehen und zu bewältigen.
Wer das als Glorifizierung interpretiert, irrt sich. Toni kennt den harten Weg und würde dies auch nie in Abrede stellen.
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von skoliose-gondelsheim »

Halo Liam

Zitat Toni in dem von dir verlinkten Thread:

"Das Korsett ist mit weitem Abstand das unbequemste und schmerzhafteste was man einem Menschen antun kann."

Ich sehe hier bei aller Euphorie, mit der Toni die Korsetttehrapie anpreist keinen Schimmer von Verharmlosung oder Darstellung als Spaziergang, lieber Liam. Da hast du wohl bei diesem Beitrag nur das heraus gelsesen, was in deine Ansichten passt und das ist schade.

Alle, die je ein Korsett trugen oder mit Korsetträgern zu tun haben wissen, wie schwer diese Therapie ist. Da braucht es liebevolle Unterstützung, Zuwendung und Ermutigung. Und keinesfalls die Art von Gegenpart, die du uns hier immer wieder anbietest.

Dass du diese Unterstützung nicht erfahren hast, ist bedauerlich und deine eigene Traumatisierung durch diese schwere Zeit wurde mir auch durch Forcas Beitrag begreiflich. Und ich möchte auch nicht in Abrede stellen, dass es leider womöglich wietere Erfahrungen gibt wie deine. Ich selbst habe es in meiner Praxis zum Glück bisher nicht erlebt.

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off topic (Videos von Orthesen)

Beitrag von Dalia »

In aller Kürze, da ich hier weg muss:

Liam, dieses Forum hier ist ein Selbsthilfeforum, in dem man sich gegenseitig aufbaut und unterstützt. Es ist keine Plattform dafür, seine sehr pessimistische Einstellung im gesamten Forum zu verbreiten und auf diese Weise viele Leute runterzuziehen und zu demotivieren. Du trägst eine Verantwortung für das, was du schreibst, außerdem ist diese Diskussion vom Threadthema abgekommen.
Ich kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben. (Bertolt Brecht)
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von Liam »

Hallo Dalia,

die Verantwortung von der Du sprichts bin ich mir bewusst, verweise in diesem Zusammenhang jedoch auf die im Forums-Portal gemachte Eigenbeschreibung dieser Plattform :

"Von Betroffenen für Betroffene- das ist unser Motto! Wir sind die größte deutschsprachige Online-Selbsthilfegruppe von und für Patienten mit Wirbelsäulendeformitäten und haben es uns zur Aufgabe gemacht, eine unabhängige, neutrale Kommunikationsplattform anzubieten. In unserem Forum können sich Patienten informieren und ihre Erfahrungen austauschen- kostenlos und unverbindlich."

Die Plattform sieht sich als unabhängig und neutral. Das bedeutet für mich jede Meinung zum Thema ist zugelassen solange sie den guten Sitten menschlicher Kommunikation entspricht. Ich denke das habe ich bisher eingehalten.

Man kann sich informieren und Erfahrungen austauschen, ich denke das habe ich bisher ebenso eingehalten.

Dass diese Diskussion vom Threadthema abgekommen ist sehe ich ein, auch dass mir hierfür eine Mitverantwortung zukommt. Ich werde zukünftig versuchen, mich noch enger an die Struktur des Forums zu halten.

Gruß
Liam
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von Silas »

Hallo Liam,

ich begrüße es, dass Du hier auch auf die Schattenseiten von Therapien hinweist und hier Gedankenanstöße gibst und zum Nachdenken anregst.

Um auch gegenüber sehr kritischen Stimmen seine Meinung und Erfahrungen ruhig und beharrlich zu vertreten, gehört Mut und eine starke Persönlichkeit.

Gerade wenn ich lese, was Du an schrecklichen Dingen erleben musstest und wie Du fast daran zerbrochen wärst, finde ich Deine Entwicklung beachtlich.

Viele Grüße,
Silas
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von skoliose-gondelsheim »

Sorry aber es ist mir nicht möglich, an diesem Punkt neutral zu sein.

Aus folgendem Grund:
(ich muss ein wenig ausholen)
Eine Korsettehrapie findet in den meisten Fällen im Alter zwischen 11 und 18 Jahren statt. In einer Zeit, in der die Kinder und Jungendlichen eine große Umwandlung ihres Körpers und ihrer Psyche erleben. Auf einmal ist es wichtig, wie man aussieht, wie cool man ist, was man darstellt, auf einmal ist die Peergroup und die Außendarstellung das Wichtigste auf der Welt und alles, was einen zum Außenseiter macht ist das Schrecklichste, was vorstellbar ist.

Wenn dann eine behandlungsbedürgtige Skoliose festgestellt wird und die Kinder womöglich ihren Rücken selbst als krumm empfinden, neigen viele dazu, sich lieber operieren zu lassen, als eine konservative Behandlung über sich ergehen zu lassen.
Die Vorstellung, die dann bei vielen vorherrscht und die leider von den entsprechenden Ärzten propagiert wird ist: lass dich operieren und dann ist alles gut. Als wäre das ein Spaziergang ( ;) ) wird dieser schwere und nicht mehr rückgängig zu machende Eingriff verharmlost und nicht wenige lassen sich darauf ein.

Es ist unsere Aufgabe als Therapeuten auf die konservative Behandlung hinzuweisen und es ist häufig nicht leicht, den Betroffenen eine Korsetttherapie schmackhaft zu machen. Gerade Jugendliche, gerade Mädchen wehren sich zunächst mit Händen und Füßen gegen das Korsett und manchen Eltern fällt es schwer, ihre Kinder davon zu überzeugen, dass es sinnvoll sein kann, eine Operation zu vermeiden.
Ich bin froh, dass wir hier Dr. Hoffmann in relativer Nähe haben, denn diejenigen Eltern, die mit ihren betroffenen Kindern auf unseren Hinweis hin zu ihm gefahren sind, ließen sich ausnahmslos von ihm überzeugen, eine konservative Therapie anzugehen, wenn sie seiner Ansicht nach angezeigt war.
Doch wenn die Eltern überzeugt sind, sind es die Kinder noch lange nicht. Wir verweisen dann auch gerne auf dieses Forum, in dem es ja viele Berichte über die konservative Therapie mit Korsett gibt und gerade das Teenie-Forum kann da sehr überzeugend und ermutigend sein.

Ich stelle mir vor, dass diejenigen Eltern und Jugendlichen, die sich hier im Forum über die Therapiemethoden einer Skoliose informieren und von jemandem lesen, der hier wie du, Liam, diese Therapie aufgrund eigener Erfahrung als durchweg negativ darstellt, eher wieder abgeschreckt wird, diesen Weg zu beschreiten. Ein Korsett-skeptischer Jugendlicher, der deinen Bericht liest, legt ihn dann womöglich seinen Eltern vor und sagt: siehste, taugt nichts, macht mich unglücklich, ich werde gemobbt werden.
Ich will doch lieber eine OP.

So, und jetzt?
Was ist damit gewonnen?
Nichts, im Gegenteil, eine Chance wurde vertan.
Und das kann nicht in deinem Sinne sein, Liam. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen.

Vielleicht ist es dir ja möglich, auch die positiven Aspekte einer konservativen Therapie in Erwägung zu ziehen. Vielleicht kannst du dir ja vorstellen, dass es viele erfolgreich zu Ende gebrachten Therapien mit Korsett gibt, die über dem Durchschnitt liegen. Vielleicht kannst du dir vorstellen, wie schwierig es ist, einem jungen Menschen begreiflich zu machen, dass er es wenigstens versuchen sollte, bevor er sich für eine OP entscheidet. Wenn es denn gar nicht gehen sollte, ist das noch immer eine Option, der man sich nicht verschließen darf. (Auch ich nicht, auch wenns schwer fällt :cool: ).

Die Wenigsten (ich habe noch niemanden erlebt) wollen gar nichts tun, was ja auch eine Option wäre. Die meisten, nein alle, die zu uns (oder zu Dr. Hoffmann oder ins Forum) kommen, wollen, dass ihnen in irgendeiner Art und Weise geholfen wird.
Die Vorstellung, diesen Menschen zu sagen, dass eine Korsettherapie schrecklich ist und meistens nur Stress und Ärger und Schmerzen bringt, will und will mir einfach nicht gelingen. Lieber weise ich auf die positiven Aspekte hin. Das erscheint mir wesentlich konstruktiver.

Grüße
Karin
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Silas
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von Silas »

Hallo Karin,

ich habe Liam jetzt nicht so verstanden, als ob er die konservative Therapie allgemein für schlecht hält.

Er hat schlechte Erfahrungen gemacht, u.a. wahrscheinlich auch, weil er bei einem richtig schlechten Orthopädietechniker in Behandlung war.

Das kann auch als heilsame Warnung dienen, eben nicht den Orthopädietechniker um die Ecke zu nehmen, sondern gleich zu einem richtig guten zu fahren.

Was Du mit dem Bedürfnis "cool" zu sein beschreibst, ist eine gesellschaftliche Entwicklung, die ich seit langem mit großer Sorge sehe.
Genau diese Gesellschaft diskriminiert nämlich physische und psychische Behinderung.

Bezogen auf die Korsett-Therapie (aber eigentlich auf ganz viele Therapieformen für unterschiedliche Krankheiten) ist es oft so, dass Kinder und Jugendliche sehr motiviert starten, dann aber an diesen grotesken gesellschaftlichen Normen, cool, jung, dynamisch, makellos, usw. zu sein stoßen und plötzlich Angst bekommen, nicht mehr dazu zu gehören.

Wir werden es hier im Forum wohl eher nicht schaffen, die Welt zu verbessern. Der Austausch untereinander gibt aber Sicherheit, Orientierung und Motivation. Dazu gehört es aber auch, hier mögliche traumatisierende Erfahrungsberichte zuzulassen. Das schafft nämlich auch eine Form von "Normalität", zu sehen, dass es anderen auch so geht.

Liams Situation war extrem und ich selbst habe auch eine ähnlich extreme Situation nach einem Umzug in der Schule erleben müssen (auch wenn das nichts mit der Wirbelsäule zu tun hatte), physische, psychische, sexuelle Gewalt durch Mitschüler. Man hat Hilfe beim Klassen-, Vertrauenslehrer, Schulleiter gesucht und allen war das völlig egal, man stand völlig allein dar. Damals gab es aber noch keine Internetforen, hätte ich damals diese Möglichkeit gehabt, wären die Auswirkungen dieser Traumatisierungen sicher weitaus geringer gewesen.

Liam hat seinen Weg gefunden (auch wenn ich seine Maßnahmen zur Selbsthilfe einigermaßen bedenklich fand, kann ich das gut verstehen). Das gibt Mut und Hoffnung, um in ähnlichen Situationen nicht zu zerbrechen, zu wissen, dass bei einem selbst nichts verkehrt ist und es möglich ist, diese Hölle zu überstehen.

Ich finde es gut, dass Liam offen über seine Probleme spricht und nicht so reagiert hat, wie wir es hier bei anderen im Forum schon gesehen haben, die Skoliose zum Erreichen körperlicher Perfektion schon weit unter der OP-Indikation operieren lassen zu wollen, u.ä...

Zu schreiben, wie toll es mit dem Korsett klappt, kann jeder. Über die Schattenseiten zu schreiben, ist viel schwieriger. Beides und alles dazwischen hat in einem Forum wie diesem seinen Platz und seine Berechtigung.

Viele Grüße,
Silas
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Raven
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von Raven »

Hallo Silas,

vieles von dem, was du schreibst, kann ich sehr gut nachvollziehen.
Liams Situation war extrem und ich selbst habe auch eine ähnlich extreme Situation nach einem Umzug in der Schule erleben müssen (auch wenn das nichts mit der Wirbelsäule zu tun hatte), physische, psychische, sexuelle Gewalt durch Mitschüler. Man hat Hilfe beim Klassen-, Vertrauenslehrer, Schulleiter gesucht und allen war das völlig egal, man stand völlig allein dar. Damals gab es aber noch keine Internetforen, hätte ich damals diese Möglichkeit gehabt, wären die Auswirkungen dieser Traumatisierungen sicher weitaus geringer gewesen.
:( :ja:
Mobbing war in meiner Kindheit und Jugend wortwörtlich an der Tagesordnung. Begonnen hat das schon vorm Korsett und abhängig von der Skoliose, aber sicherlich mit einer anderen Besonderheit meinerseits in Verbindung stehend*; das Korsett, das ich einige Jahre trug, wurde dann als willkommene zusätzliche Eigenschaft meinerseits von ihnen ins Mobbing integriert.
* Ich habe das Asperger-Syndrom, eine Form von Autismus, die sich in u.a. großen Schwierigkeiten von nonverbaler Interaktion und Gruppenverhalten, niedrige Reizschwelle, motorischen Schwierigkeiten etc. bei normalem Sprachvermögen und normaler Intelligenz zeigt.

Manche Lehrkräfte registrierten das Mobbing als solches, reagierten aber auch hilflos (Täter schimpfen, Täter eine Strafarbeit aufgeben, Eltern des Täters anrufen - dies, wohl gemerkt, bei etwa 14 bis 17 Jahre alten Tätern). Andere taten es als "Kinder ärgern sich eben mal" ab. Wieder andere erkannten es gar nicht als von anderen ausgehende Attacken, sondern schrieben es allein (!) mir zu; entsprechendes Geschick der Täter macht es möglich.

Auch, wenn ich das Korsett trotzdem trug (es war für mich selbstverständlich, und ich hatte Angst vor der OP): Austausch mit anderen (Korsettträgern, Schülern die aus verschiedenen Gründen gemobbt werden) hätte mir sehr gut getan. Dadurch hätte ich wohl kaum höhere Tragezeiten erreicht - hoch waren sie sowieso schon - , aber es hätte meiner Psyche gut getan. Es hat für mich, die selbst Dinge wie "cool, man muss gesund sein, man muss zu einer Gruppe gehören, ja keine Makel" gar nicht wichtig findet**, dennoch (!) Jahre gebraucht, um wieder klarzukommen. Wie viel schwerer muss es erst denjenigen fallen, die auf diese Dinge wert legen?

**Ich war eines dieser Kinder/Jugendlichen, die sich für Mode null interessiert haben (unabhängig vom Korsett), sich auch mit 55-Grad-Skoliose in Badebekleidung zeigten, auch "uncoole" Hobbies nicht verheimlichten und so gut wie keine der "üblich pubertären" Dinge mitgemacht haben.

Die OP schon mit 13 Jahren und mit Gradzahlen, bei denen sich mit heutigen (!) Korsetts wohl noch was hätte rausholen lassen, fand bei mir nicht statt, weil mir körperliche Perfektion wichtig war - bei den damaligen OP-Techniken war ein auch nur annähernd guter körperlicher Zustand erst nach längerer Zeit zu erreichen. Die erste Zeit nach OP (und damit meine ich: das erste Jahr) fiel ich sowieso noch mehr auf als mit Korsett, und schon durch die lange Schulausfallzeit (halbes Jahr) wusste jeder, was mit mir los ist bzw. dass da "irgendwas" ist.
Die OP wurde damals gemacht, da sich bei den uns zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten - meine Eltern informierten sich gut, aber Internet um noch Informationen von weiter her einzuholen und sich auszutauschen, gab's noch nicht, und die heutigen guten Orthopädietechniker waren auch noch nicht "am Start" - leider eine sich immer deutlicher abzeichnende Verschlechterung ergab. Auch, wenn - wie gesagt - bei heutigen zur Verfügung stehenden Behandlungsmethoden die OP evl. nicht nötig gewesen wäre, sehe ich es unter den damaligen Umständen und daher für mich bis heute als gute Lösung an. Gerade deshalb rate ich aber auch, mit dem Hintergrund
Silas hat geschrieben: Er hat schlechte Erfahrungen gemacht, u.a. wahrscheinlich auch, weil er bei einem richtig schlechten Orthopädietechniker in Behandlung war.

Das kann auch als heilsame Warnung dienen, eben nicht den Orthopädietechniker um die Ecke zu nehmen, sondern gleich zu einem richtig guten zu fahren.
heutigen Patienten, es nach Möglichkeit noch mit einem Korsett zu versuchen.
Mein Motto:
"Wenn schon die Mühen mit einem Korsett, dann ein richtig gut korrigierendes. (Häufig, ist mir aufgefallen, sind die schlecht korrigierenden zusätzlich auch schwieriger zu kaschieren...) Gut, dass es die Möglichkeit einer OP gibt - aber am besten, man benötigt sie nicht."

Meine damalige Situation - keine Korrektur mit zur Verfügung stehenden Korsetts möglich, Option war "OP, mit Korsett krummer werden und etwas später operieren, Behandlung einfach abbrechen und krummer werden", sehr gut verlaufende OP - würde ich daher weder generell auf andere Patienten noch auf heutige Patienten übertragen.
Dass es bei der schlechten Korrektur durch mein Korsett sicherlich am Korsetttyp lag, kann ich anhand mit guten heutigen Korsetts deutlich sagen. (Mein Korsett: geringe Primärkorrektur selbst bei 30 Grad Cobb mit 11 Jahren, eher Stützkorsett denn Korrektur, hinten zu verschließen, kein Aufpelottieren/ keine erkennbar geformten Pelotten sondern mit geringer Abweichung einfach der Körperform entsprechend geformt :/ )

Viele Grüße,
Raven
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von mick »

Hallo Zusammen!

Ich hole auch mal weiter aus und schildere meine Situation mit Korsett als Jugendliche und heute:
Ich bin als Jugendliche mit meinem Korsett überhaupt nicht klar gekommen. Ich hatte extreme Probleme mit den hier bereits genannten Themen (cool sein, dazu gehören; figurbetonte, sexy Kleidung tragen, insbesondere auch, wenn man abends ausgeht) und hatte so gut wie keine Unterstützung durch Familie und Freunde. Das Korsett war schlecht gebaut und hat null Korrektur gebracht; aber damals wurde mir gesagt, das wäre schon gut, weil die Skoliose sich nicht weiter verschlechtert. Das Forum kannte ich nicht, Schroth-Therapie auch nicht und von einer Reha hatte ich noch nie etwas gehört. Ich hatte eine Riesenmauer um aufgebaut, habe keiner Person mehr vertraut, gerade weil ich von manchen enttäuscht worden bin. Jetzt mit meinem Erwachsenen-Korsett (nur zur Schmerzverbesserung, könnte mich nie mehr damit anfreunden, noch mal ein Korsett 23h am Tag zu tragen) habe ich diese Probleme nicht, insbesondere merke ich Verbesserungen dadurch und auch durch Schroth, habe gute Freunde, bei denen ich mich auskotzen kann, wenn mal was ist und kann im Forum die Beiträge anderer Leute mit gleichen Problemen lesen, wenn mal was ist.
Langer Rede kurzer Sinn: Eine Korsett-Therapie ist an sich schon schwer, aber einen riesigen Unterschied kann auch das Umfeld ausmachen.
Ich finde auch wie Liam, dass in diesem Forum eher die guten Seiten betont werden. Das ist insofern auch absolut gut und richtig, als dass man damit Leuten Mut macht und sie motiviert, einen steinigen Weg zu gehen, um dadurch die Folgen einer OP zu vermeiden. Aber eine Korsett-Therapie in einem Umfeld, in dem vielleicht schon andere Probleme bestehen und in dem keine weitere Hilfestellung, Ermutigung oder Trost, weder durch Freunde, Familie, noch Ärzte geboten werden, ist noch einmal eine ganz andere Herausforderung. Da die Lebenssituationen ebenso unterschiedlich sind wie Persönlichkeiten, gehen Menschen unterschiedlich damit um und jeder muss letztlich seinen eigenen Weg finden. Hilfestellungen, die manche haben, haben andere halt nicht, sie müssen sich dann eine andere Kraftquelle, Informationen o.ä. suchen. Was für den einen der goldene Weg ist, ist das noch lange nicht für jeden anderen.
Aussagen in dem Sinne "liegt an dir, wenn du nicht klarkommst, andere schaffen es ja auch" (mag jetzt übertrieben klingen, aber manchmal haben Aussagen hier im Forum diesen Unterton) sind dann zum einen falsch und zum anderen nutzlos.
Bei der Benutzung dieses Forums ist dann aber schließlich auch jeder selbst gefragt, sich das aus den Beiträgen "herauszuziehen", was ihm hilft. Wenn man viel stöbert, findet man sehr viele Anregungen - Beiträge, die einem nicht passen, die keine Hilfen bieten, kann man ja ignorieren. Um weitere Hilfe zu finden, ist es ansonsten aber auch erforderlich, seine Probleme (die Schattenseiten der Korsetttherapie) schildern zu können.
Zu dem oben diskutierten Thema psychologische Grundversorgung: Gerade weil Personen unterschiedlich reagieren, ist eine psychologische Betreuung bei weitem nicht für jeden erforderlich. Aber für manche wäre es tatsächlich sicher sinnvoll; vielleicht wäre es das auch für mich gewesen, auf diese Idee ist allerdings damals niemand gekommen. Dass die Möglichkeit stärker in den Fokus rückt, indem auch Ärzte/Therapeuten sich dieser Empfehlungsmöglichkeit einfach mal bewusst sind fände ich auch nicht schlecht (zumindest bei mir früher wurde immer nur von allen Seiten gesagt, das wäre doch alles nicht so schlimm).
Einen Punkt möchte ich noch von Forca aufgreifen und direkt an Liam richten: Auch, wenn ich total gut verstehe, wenn du Leuten ablehnend begenest, solltest du deine Einstellung da vielleicht mal überdenken. Letztlich macht man nicht nur den anderen, sondern auch sich selbst das Leben noch viel schwerer, wenn man immer und in jeder Situation anderen feindlich begegnet. Man muss nicht mit jedem befreundet sein und es gibt genug Situationen, in denen es angebracht ist, nicht zu schnell zu vertrauen, sondern erst mal etwas vorsichtiger zu sein. Aber wenn man Leuten grundsätzlich erst mal freundlich statt feindlich begegnet und von sich aus hilfsbereit ist, kommen tatsächlich oftmals ähnliche Reaktionen von den Leuten zurück.

Viele Grüße,
mick
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von Raven »

mick hat geschrieben:Langer Rede kurzer Sinn: Eine Korsett-Therapie ist an sich schon schwer, aber einen riesigen Unterschied kann auch das Umfeld ausmachen.
... und das Ergebnis selbst. Du schreibst ja auch, dein heutiges Korsett hilft. Bei mir habe ich auch gesehen, dass ich - wen wundert's - Therapien, bei denen sich eine Verbesserung zeigte, viel motivierter angegangen bin als solche, bei denen jede Kontrolle eine Verschlechterung und die "Androhung" härterer Maßnahmen bedeutete. Konkret meine ich hier:
- meine Korsetttherapie: bei jeder Kontrolle Verschlechterung, was bedeutete: Tragezeiten erhöhen, mehr Physiotherapie (war aber kein Schroth, keine Reha - davon erfuhr ich erst hier im Forum), "wenn es schlechter wird, bekommst du eine Kopfstütze ans Korsett", "wenn es schlechter wird, wirst du operiert" (Gedanke an OP war für mich "Horror-Szenario", nicht "die leichte Wahl"). Orthopädentermine wurden für mich das, was für viele Leute Zahnarzttermine sind: angstbesetzt.
- dann nötige OP: strenge Verhaltensregeln, anfangs sehr starke Einschränkungen im Alltag, was bei der damaligen OP-Technik bedeutete, z.B. ein halbes Jahr nicht sitzen zu dürfen, monatelang Hilfe beim Ankleiden, Toilettengang (!) etc. zu benötigen, über ein halbes Jahr so gut wie nichts mitmachen können (selbst Freunde kurz besuchen zum Plaudern wird unter den Umständen sehr erschwert) - eine Riesenumstellung für mich als damals fitte und sehr auf Selbstständigkeit bedachte 13-Jährige; das nahm ich, sobald die OP vorüber war, aber ganz zuversichtlich auf mich: da merkte ich nämlich schrittweise Verbesserungen, und in mir kam Vorfreude auf auf die Zeit "wenn ich wieder dieses und jenes darf".
Aber eine Korsett-Therapie in einem Umfeld, in dem vielleicht schon andere Probleme bestehen und in dem keine weitere Hilfestellung, Ermutigung oder Trost, weder durch Freunde, Familie, noch Ärzte geboten werden, ist noch einmal eine ganz andere Herausforderung. Da die Lebenssituationen ebenso unterschiedlich sind wie Persönlichkeiten, gehen Menschen unterschiedlich damit um und jeder muss letztlich seinen eigenen Weg finden. Hilfestellungen, die manche haben, haben andere halt nicht, sie müssen sich dann eine andere Kraftquelle, Informationen o.ä. suchen. Was für den einen der goldene Weg ist, ist das noch lange nicht für jeden anderen.
Hier wird, denke ich, im Forum durchaus gut weitergeholfen. Sicherlich, das "Real-Life"-Umfeld kann man damit nicht ersetzen, aber meines Wissens nach wurde auch dieses teilweise zum Umdenken gebracht.
Aus meiner Erfahrung mit Patienten, die heutzutage operiert werden: Auch eine OP - als gewisse Alternative zur Korsetttherapie bei entsprechend hohen Gradzahlen - ohne unterstützendes Umfeld ist sehr belastend. Da geht es einerseits um die Hilfe im Alltag (gerade anfangs), aber auch um die langfristige Akzeptanz: "Freunde", die einen bei jeder sportlichen Aktivität hochbelastbar erleben wollen und nicht einsehen, weshalb man eine Pause braucht, weshalb man in den Sommerfeiern bei einer Reha ist anstatt zu Hause am Baggersee, "Partner", die einem im Streit skoliosebezogene Vorwürfe an den Kopf knallen, oder auch nur die Angst davor, mit körperlichen Einschränkungen und einer Narbe als unattraktiv zu gelten.
Auch das kann einen treffen; muss natürlich nicht. Mit letzterem habe ich keine Probleme, da mein Umfeld klein und wohlsortiert ist und einem als Erwachsene glücklicherweise auch solche "Zwangs-Umfelder" wie Schulklassen, in denen viele gleich private Dinge mitbekommen (z.B. durch Sportbefreiung, gemeinsamer Schwimmbadbesuch etc.), erspart bleiben. Und sicherlich auch, da ich mit meinem Umfeld eine Portion Glück habe, mir als Erwachsene nie Leute begegnet sind, die richtig negativ reagiert haben und schon gar nicht solche, die ich bereits zu meinen Freunden zählte und mich dann entsprechend enttäuschten.
Aussagen in dem Sinne "liegt an dir, wenn du nicht klarkommst, andere schaffen es ja auch" (mag jetzt übertrieben klingen, aber manchmal haben Aussagen hier im Forum diesen Unterton) sind dann zum einen falsch und zum anderen nutzlos.
Das finde ich auch.

Viele Grüße,
Raven
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von skoliose-gondelsheim »

Hi,

Dass in diesem Forum konträre Meinungen nebeneinander stehen können macht es so wertvoll, da hast du völlig recht, Silas.

Ich habe ja nun auch reichlich meine Meinung hier kundgetan und kann dem auch nichts weiter hinzufügen außer, dass ich mich für die konstruktive Diskussion bei allen Beteiligten bedanken möchte.

LG
Karin
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Re: Videos von Orthesen

Beitrag von Liam »

Hallo,

ich möchte mich wirklich für diese sachlich, teilweise emotionale aber immer faire Diskussion bedanken.

Ich sehe, dass ich auch mit teilweise kritischen Äußerungen, ein Gehör gefunden habe.

Betonen möchte ich, dass ich immer, gerade als selbst Betroffener, gegenüber jeder Möglichkeit zur Besserung der Situation von Patienten mit einer Wirbelsäulendeformation positiv eingestellt bin, auch der Orthesen-Versorgung, wenn sie passt.

Ich sehe, dass wir Erfahrungen austauschen, Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten, aber immer das Ziel im Auge behalten. Daher war es eine richtige Entscheidung für mich, mich in diesem Forum anzumelden.

Da wir uns, auch durch meine Initiative, von dem Ursprungsthema in diesem Thread entfernt haben, werde ich in diesem Thread nichts mehr posten, außer es steht in direktem Zusammenhang mit der ursprünglichen Intention.

Aber in anderen Threads werden wir uns bestimmt ´wiedersehen´.

Gruß
Liam
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