Hi Sapling,
welche Option zum Abstimmen fehlt denn Deiner Meinung nach?
sapling hat geschrieben:Bei mir liegt die Zeit in der ich erstmals beraten/behandelt wurde nun schon fast 35 Jahre zurück, doch ich erinnere noch sehr gut, dass man mir seinerzeit schon Gipsbett und Korsett verschrieben hat.
Falls Du in dem Dir verschriebenen Gipsbett geschlafen hast und das Korsett getragen hast, aber die Skoliose sich weiter verschlechtert hat, würde das unter
fehlende Möglichkeiten der Medizin zählen. Liegt ja immerhin 35 Jahre zurück.
Jeder Orthopäde sollte heute in der Lage sein, eine Skoliose zu erkennen und zumindest die Therapiemöglichkeiten aufzeigen können. Mit Sicherheit gibt es da manches 'schwarze Schaf' doch kann ich nicht glauben, dass 90% der Verschlechterungsfälle auf die Orthopäden/Berater zurückzuführen sind.
Wir sind zwar keine Ärzte, aber die Informationen die sich hier finden sind ja nun mal für viele ausreichend genug, dass sie damit die Beratung ihrer Ärzte ersetzen und deren Funktion nur noch auf Röntgenbild machen, Gradzahl ausmessen und Rezept austellen beschränken.
Die "Beratung" tritt also in erster Linie gegen uns an. Überall wo nicht irgendwann später dann noch positivere Erfahrung gemacht wurden als ein Beispiel wie es hätte besser laufen können, sind wir dann der Maßstab, was soviel heißt, hätten die Betroffenen von ihren Ärzten und Behandlern die Informationen bekommen, die ihnen hier zur Verfügung gestellt wurden (inklusive aufzeigen "was passiert wenn?"), hätte ihrer Meinung nach eine Verschlechterung verhindert werden können.
Insbesondere gilt das für die Eltern, da die meisten Skoliosen ja entdeckt werden, wenn die Betroffenen noch nicht ganz die Verantwortung in die eigenen Hände genommen haben. Hier sollte man einmal der Frage nachgehen, inwieweit man mit dem Einsatz der Erziehungsberechtigten zufrieden ist.
… Eigenverschulden / Verschulden der Eltern
sapling hat geschrieben:Mit Sicherheit gibt es da manches 'schwarze Schaf' doch kann ich nicht glauben, dass 90% der Verschlechterungsfälle auf die Orthopäden/Berater zurückzuführen sind.
90% scharze Schaafe unter den Orthopäden??? Ich würde eher sagen die Skoliose Behandlung ansich ist ein "Schandfleck der Orthopädie"!
Jeder für Skoliose-Therapie nicht qualifizierte Arzt kann die Verantwortung an qualifiziertere Leute abgeben. Er kann eine Überweisung zu einem anderen besser qualifizierten Facharzt austellen und damit hätte er sich schon richtig verhalten und wäre "sauber" aus der Sache draußen, ohne potentiellen Schaden anzurichten, wenn der Patient sich auf ihn verläßt und nicht aus eigenem Antrieb nach besserer Behandlung und Betreuung sucht.
Aus dieser Umfrage kann man auch schön entnehmen, wie häufig Patienten hierher kommen, um sich eigenständig zu informieren und die Information ihres Arztes zu überprüfen, ohne vorher am eigenen Leibe erlebt zu haben, dass sich das tatsächlich verschlechtern kann: 10%!
Du, Sapling, forderst Eigenverantwortung?
Woher soll die kommen wenn einem gar nicht erst bewußt ist, dass sie notwendig ist? Wir verlassen uns in unserem Leben so oft auf Spezialisten, und das ist auch notwendig, sonst könnten wir garnicht erst das Haus verlassen. Man kann nicht überall wo man hingeht mal eben eine Qualitätskontrolle durchführen (mal schnell Nahrungsmittel auf Gifstoffe überprüfen oder das Auto nach dem TÜV noch mal selbst unter die Lupe nehmen, man weiß ja nie ...). Das Leben erfordert dass man Verantwortung an andere abgibt und bei der Skoliose Behandlung ist es eben so, dass man hier in falscher Sicherheit gewiegt wird, dass einem falsche tatsachen bezüglich der Kompetenz vorgegaugelt werden, weil die "Spezialisten" entweder nicht die Größe haben, darauf hinzuweisen, dass sie einer bestimmten Sache nicht gewachsen sind, oder sich ihrer Unfähigkeit auf diesem Gebiet gar nicht erst bewußt sind und ihnen das erst auf Kosten eines ihrer Patienten klar werden muss.
Wenn ich mein eigenes Beispiel nehme:
Mein Arzt hätte meine Eltern und mich nur über das Verschlechterungsrisiko von über 90% bei 32° einer 12-jährigen vor ihrer ersten Menarche aufklären müssen. Dazu noch ein paar Beispielbilder einer Verschlechterung. Das wäre es gewesen!
Hat er aber wahrscheinlich selbst nicht gewußt und hat anstelle in Aussicht gestellt, dass sich mit täglicher (unspezifischer) Krankengymnastik vielleicht noch ein Korsett vermeiden ließe!
Es ist unentschuldbar, weil ich seit meinem 6. Lebensjahr bei ihm in Behandlung war, ihm die Klinik in Sobernheim bekannt war und er mich schon spätestens ein Jahr zuvor dorthin hätte schicken müssen, da er schon zu diesem Zeitpunkt in seinen Akten eine starke Progredienz vermerkt hatte.
Sein ganzes Konzept für die Indikationsbereiche und Notwendigkeit verschiedener Behandlungsmethoden war vollkommen falsch. Es hatte von Anfang an keine Aussicht auf Erfolg eine progredient werdende Skoliose am Fortschreiten zu hindern weil konsequent alles zu spät eingeleitet wurde. Jahrelang hat die Krankenkasse also Geld für eine Prävention bezahlt, die gar keine war.
Trotzdem würde ich ihn nicht als einen schlechteren Orthopäden betrachten, im Gegenteil, ich würde ihn selbst in Bezug auf Skoliosebehandlung als einen besseren Orthopäden ansehen, als es die meisten anderen sind; denn nach Sobernheim hat er mich immerhin überwiesen, wenn auch fast zu spät. Lernfähig war er außerdem noch, zumindest hat er seinen Fehler selbst erkannt und zugegeben. Ich bin als Patientin bei ihm geblieben, zumal sein schlechtes Gewissen immer für rückfragenloses Ausstellen von Rezepten gut war.
Das was passiert ist (Verdoppelung der Gradzahl innerhalb eines 3/4 Jahres) hat er selbst nicht für möglich gehalten. Ich war eben die erste, bei der ihm so etwas passiert ist, und wahrscheinlich auch die einzige und letzte, denn ein paar Jahre später war er schon in Rente.
Skoliosen sind eben nicht so häufig, dass niedergelassene Orthopäden genug try-and-error Erfahrungen sammeln können, dass dabei jemals eine ordentliche Skoliose-Behandlung bei rauskommt. Der Erfolg hängt einzig und allein von dem theoretischen Wissen darüber ab, und dies ist in nahezu allen Lehrbüchern falsch und unvollständig so dass Orthopäden die orgdentlich beraten und behandeln eben die Ausnahme sind.
sapling hat geschrieben:Natürlich will ich die Fragestellung hier nicht kritisieren, doch scheint mir das Ergebnis allzu einseitig auf Beratungs/Behandlungsfehler hinauszulaufen.
Ich habe nichts anderes erwartet! Überrascht bin ich nur über den kleinen Anteil derer, die es seit Erstdiagnose (die ja noch nicht mal lange zurück liegen muss) noch ohne Verschlechterung bis zur Umfrage geschafft hat.