Korsett

Fragen und Antworten rund um das Thema Skoliose
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esoiloks15
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Geschlecht: weiblich
Diagnose: Skoliose
Therapie: Korsetttherapie, einmal in der Woche Krankengymnastik nach Woita

Korsett

Beitrag von esoiloks15 »

Hallo, eigentlich schreibe ich nie in Foren, aber dieses scheint mir perfekt, um mein Anliegen los zu werden.
Ich, weiblich 15, habe seit 6.5 Monaten ein Korsett. Meine Skoliose wurde sehr früh diagnostiziert und seitdem kratzte ich immer an der Grenze zum Korsett, trotz KG seit 2013. Im April 2018 wurde ich vorstellig in der Kieler Lubinusklinik bei Prof. Dr. Hopf. Und im Juli stand fest, dass ich aufgrund von ca. 33° ein Korsett brauche. Mitte September des selben Jahres bekam ich es dann. Obwohl ich schon älter bin, sollte es noch helfen, da meine Wachstumsfugen noch sehr geöffnet waren. Fakt ist, dass ich genau 5 Monate nach Therapiebeginn nur noch noch ca. 19° hatte und meine Wachstumsfugen, entgegen aller Ertwartungen, schon ziemlich weit geschlossen waren.
Man muss sagen, dass ich meine doofen Übungen von der KG, bei denen ich in jeder Hand eine zwei-Kilo-Hantel habe, auch zu Hause jeden Tag machen soll. Der Professor sagte allerdings, dass KG gar nicht so viel bringt. Meine Eltern glauben, dass ich meine Übungen bis zu dem Zeitpunkt immer gemacht habe. Ich habe sie es glauben lassen, aber es gar nicht gemacht. Auch sonst war/bin ich überhaupt nicht die Fleißigste, was das Tragen des Korsetts angeht. Häufig kriegen sie es gar nicht mit, dass ich mein Korsett nicht sooo trage, da ich es oft ablege, wenn ich aus der Schule nach Hause komme und alleine bin und auch viel Zeit unter der Bettdecke in meinem Zimmer verbringe. Eigentlich bin ich gar nicht so eine, die ewig nicht aus ihrem Zimmer kommt... Naja... seit diesem Besuch bei dem Professor zur Kontrolle, habe ich das Tragen leider offensichtlicher schleifen lassen. Außerdem habe ich offiziell jetzt auch mit meinen Übungen aufgehört. Schließlich weiß ich ja, dass sie eh nichts bringen, da ich sie ja inoffiziell gar nicht gemacht habe.
Dadurch, dass ich jetzt offensichtlich nicht mehr gerne das Korsett trage und auch keine Übungen mehr mache, streite ich mich manchmal mit meinen Eltern, besonders mit meiner Mutter. Sie ist von meiner "Abneigung" nämlich überhaupt nicht begeistert und lässt es mich immer durch Worte, Mimik und Gestik spüren. Das spornt mich aber irgendwie überhaupt nicht an, es konsequent anzugehen. Meine Mutter kann mich einfach nicht verstehen und das weiß sowohl ich als auch sie, nur leider versucht sie es noch nicht mal, sich in meine Lage zu versetzen, weil sie meint, es würde nichts bringen, da sie es ja ganz anders machen würde und ihr das an meiner Stelle sowieso viel wichtiger wäre. Das Problem ist halt, dass sie nicht meinen Alltag, meinen Körper, mein Alter hat und viel viel sportlicher ist als ich es bin. Ich sage ihr, dass diese Übungen komplett Sch****** sind und sie sagt, dass es ja wohl nicht so schlimm ist, diese Übungen 10-15 Minuten am Tag zu machen, aber sie macht solche Sachen ja auch gerne, ich nicht. Dort sind wir komplett verschieden und das sieht sie nicht. Nicht jeder hat Spaß daran.
Und ich merke es ja selbst. Je länger sie mir hinterher rennt und immer den Teufel an die Wand, wegen OP, malt, desto weniger habe ich Lust dieses Ding zu tragen. Ich bin einfach eine faulere Person als sie es ist. Und ich trage mein Korsett immer nachts und in der Schule. Nachmittags möchte ich dann einfach auf der Couch oder im Bett liegen, in einer Position, die angenehm ist und entspannen. Dann tanze ich zweimal die Woche und habe Theater-AG.
Ich habe, als Tipp für alle, die auch keine Motivation finden, meinem Korsett einen Namen gegeben. So ist Susi einfach menschlicher für mich und wirkt nicht so steif. Leider schalte ich diesen Gedanken schnell mal aus, aber es hilft auf jeden Fall.
Was kann ich machen, damit Mama und ich uns endlich eher auf Augenhöhe begegnen? Sie denkt, ich muss bald eine OP haben, weil ich inkonsequent bin. Aber ich weiß, dass mein Rücken sich auch ohne Übungen und nicht 23h am Tag tragen, verbessert hat. Das kann ich ihr leider nicht sagen, da ich sie ja über Monate angelogen habe.
Ich hoffe, ihr könnt mir helfen, wie ich das Problem lösen könnte oder mir auch einfach zeigen, dass ich nicht alleine diese Ansicht vertrete.
Lady S
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Therapie: Seit 2003 Schroth-KG, 3 Rehas in Bad Salzungen.
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Re: Korsett

Beitrag von Lady S »

Ich kann Dich so gut verstehen... ich bin zwar 50 Jahre älter als Du, drücke mich aber vor dem Üben zuhause so viel es nur geht :/
Leider ist es halt so, dass Du im Moment in einem Altersabschnitt bist, in dem die Skoliose sich noch stark verändern kann, und zwar zum Guten und zum Schlechten. Deine Chance ist jetzt.
Man muss sagen, dass ich meine doofen Übungen von der KG, bei denen ich in jeder Hand eine zwei-Kilo-Hantel habe, auch zu Hause jeden Tag machen soll.
Deine Übungen wundern mich nun allerdings. "Hopf" ist ja eigentlch ein Name in der Skoliosetherapie, wenn auch eher auf der operativen Seite. War da nie von KG nach Katharina Schroth die Rede?
Eigentlich ist das die KG bei Skoliosen, da sie asymmetrisch wirkt. Am besten erlernt man sie bei einer mehrwöchigen Reha in Sobernheim oder Salzungen - und das ist auch ein riesiger Motivationsschub, weil da lauter "solche" sind (das hat ein bisschen Jugendlagercharakter) und weil Du auch ganz viele Informationen zur Skoliose bekommst.
Das ist eigentlich auch schon mein Rat an Dich: mach Dich selber schlau und übernimm das Kommando! Du trägst das Korsett ja nicht Deiner Mutter zuliebe... Lies alles, was Du zur Skoliosebehandlung und zum Verlauf finden kannst; dann bist Du Dir auch eher über die jeweiligen Konsequenzen im Klaren und kannst mitreden. Auch eine OP sollte ja nicht über Deinen Kopf hinweg entschieden werden.
Grüsse, Lady S
kuddelmuddel123
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Re: Korsett

Beitrag von kuddelmuddel123 »

Hallo esoiloks15,

Du fragst:
esoiloks15 hat geschrieben: Sa, 30.03.2019 - 16:26 Was kann ich machen, damit Mama und ich uns endlich eher auf Augenhöhe begegnen?
Parallel schreibst Du
esoiloks15 hat geschrieben: Sa, 30.03.2019 - 16:26 Meine Eltern glauben, dass ich meine Übungen bis zu dem Zeitpunkt immer gemacht habe. Ich habe sie es glauben lassen, aber es gar nicht gemacht.
Wenn Du möchtest, dass Ihr auf einer Ebene redet, dann solltest Du Dich auch erwachsen verhalten. Deine Aussage zu den Übungen und auch den Tragezeiten des Korsetts ist doch noch jugendlich - sich nicht erwischen lassen. Wenn ich an meinen einen 15-jährigen Sohn denke, der seine Zahnspange nicht mit der notwendigen Dauer trägt, dann kann ich ihm hier auch nicht auf Augenhöhe begegnen. Da sehe ich mich als Mutter in der Pflicht, ihn zu ermahnen, erinnern, ... was auch immer, damit er auf die Tragezeiten kommt. Ansonsten kann es halt nicht helfen. Wenn er es selbständig passend machen würde, dann kann ich ihn auch als Erwachsenen behandeln.

Ansonsten kann ich Dir sagen, dass ich meine Schroth-Übungen auch nicht mache, weil es mir Spaß macht. Es ist für mich wie Zähneputzen einfach was, was ich zu tun habe. Aus Spaß mache ich Zumba oder Radfahren. Schroth mache ich, weil mir der Verstand sagt, dass es in meinem Alter (52) gegen eine Verschlechterung hilft. Also nix zum Nachdenken, ob ich will.
Als Motivationshilfe habe ich eine Gruppe, die sich ca. 1x/Monat mit einer Physiotherapeutin trifft und gemeinsam Schroth macht.

Die Tipps von Lady S kann ich auch nur unterstreichen. Mach Dich schlau!
Hier im Forum findest Du sehr viele Infos rund um die Entwicklung und Behandlung von Skoliosen. Dadrüber habe ich mich sehr viel belesen und dann meinem Arzt gesagt, dass ich eine Reha in Bad Sobernheim machen will. Er hat das dann beschlossen zu unterstützen. In der Reha habe ich dann nochmal ne Menge dazu gelernt und habe nun eine Vorstellung, was mich voran bringt.

Viele Grüße, Kuddelmuddel
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