Hallo Kathrin,
ich bin noch recht neu in der Materie, habe mich aber die letzten Wochen sehr intensiv damit auseinandergesetzt und gebe dir mal meinen bisherigen Erkenntnisstand weiter, dem sicher einige widersprechen werden. Operationen sind natürlich immer der letzte Ausweg, allerdings ist early-onset ein gravierender Risikofaktor. Das heißt so viel wie: je früher die Skoliose im Lebensverlauf auftritt, desto schlechter sind die Aussichten.
Dein Sohn ist 5. Die Wahrscheinlichkeit für Spontanremission ist sehr sehr gering, insofern mus man davon ausgehen, dass sich die Skoliose per se mit jedem weiteren Wachstumsschub stark verschlechtern wird und es auf kurz oder lang ohnehin auf eine OP hinausläuft. Je schlimmer die Krümmung, desto schlechter die Aussichten.
Ich würde dir gerne Hoffnungen machen, aber Krankengymnastik setzt natürlich muskulär-perzeptive und motorische Fähigkeiten voraus, die man mit 5 schlicht noch nicht hat und eine Korsetttherapie über eine solche Zeitspanne in dem Alter st auch schon kein Zuckerschlecken, zumal die Erfolgsaussichten nicht zwangsläufig vielversprechend sind.
Aus der Distanz würde ich sagen: lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Du kannst den Kampf aufnehmen, aber die Erfolgsaussichten sind nicht sonderlich hoch. Ich würde eine OP nicht übers Knie brechen, aber mich damit auseinandersetzen und als wahrschienliche Option verbuchen (natürlich wenn es sich um eine tatsächlich operationsbedürftige Ausprägung handelt, das muss der Arzt beurteilen).
Wichtig aber auch noch an dieser Stelle: Um welche Art von OP soll es denn gehen? Ich hoffe, dein Arzt hatte ein MAGEC-System im Sinn. Zur Erläuterung: Das ist ein System, mit dem "mitwachsende" Stäbe installiert werden, die nicht invasiv über einen Magneten bei regelmäßigen Kontrollen verlängert werden und die Begradigung somit über die Wachstumsspanne deines Sohnes erfolgt. Dafür müssen "nur" 4 Wirbel zu 2 versteift werden (in der Regel, bin natürlich kein Profi, vielleicht ist das mit den Halbwirbeln auch gar nicht möglich). Eine reguläre "Versteifung" wäre schon eine harte Nummer für deinen Sohnemann, zumal er im Alter dadurch einen womöglich verkürzten Rumpf hätte.
https://www.youtube.com/watch?v=xuHUvmKFOXg
Wir haben hier im Forum auch Dr. Thomas aus Berlin, der dieses System selbst anwendet. Schreibe ihm doch vielleicht mal und höre, was er dazu zu sagen hat.
Ebenfalls hier im Forum aktiv ist Dr. Trobisch, der ab Herbst vorraussichtlich ein neues OP System namens vertebral body tethering durchführen wird. Ob man das System direkt an einem 5 Jährigen mit Halbwirbeln austesten will... anzweifelbar. Da wäre es also auch die Frage, wie viel Wartezeit ihr euch erlauben wollt. Grade für die Altersgruppe deines Sohnes wurde das MAGEC aber schon angewendet.
Für uns alle vielleicht interessant: Solltest du beim Endokrinolgen deinen Sohn durchchecken lassen, könntest du mir die
- Serotonin- und Melatoninwerte
- Vitamin D und
- Testosteronspiegel mitteilen?
Würde mich sehr interessieren. Sollte die Neurotransmitterbalance oder der Testospiegel nicht stimmen, könntest du diese ausgleichen. So ganz abgesichert sind diese Befunde soweit ich weiß nicht, aber ausgeglichene Spiegel schaden gewiss nicht und unter Umständen nimmt es positiven Einfluss auf den Verlauf (wenn der entsprechende Arzt das anrät, natürlich).
Ich hoffe, das konnte dir weiterhelfen oder weitere Impulse für deine Recherche geben.