Frage zum M. iliopsoas in Bezug auf die Lumbalkrümmung

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Sängerin52
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Diagnose: mein 16 jähriger Sohn hat eine Skoliose (am Ende fast 90° in der BWS, 70° in der LWS) und ist jetzt seit dem 23.3.17 operiert und hat jetzt 54° thorakal und 30° lumbal
Therapie: wir hatten ein Korsett von CCTec, haben Spiraldynamik, Vojta, Osteopathie, Schroth gemacht und machen mit Spiraldynamik auch nach der OP weiter
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Frage zum M. iliopsoas in Bezug auf die Lumbalkrümmung

Beitrag von Sängerin52 »

Hallo liebe Leute,
ich habe mal wieder eine Frage.

Wie ihr wisst, wenn ihr meine posts öfter lest, ist mein Sohn ja in verschiedenen Behandlungen gleichzeitig.
Eines davon ist eine Fazienarbeit, ähnlich dem Rolfing.

Nun ist der Therapeut beim vorletzten Mal bei meinem Sohn mit der Behandlung des Psoas beschäftigt gewesen. Mein Sohn sagte selbst, dass er vom Empfinden her auf der rechten Seite das Gefühl habe, der Psoas sei etwa so dick wie ein gut gewachsener Porree, hihi und auf der linken sei er gerade wie ein kleiner Finger, das Gefühl sei extrem unterschiedlich. Der Therapeut fühlte, dass die rechte Seite extrem fest ist und sich schwierig lösen ließ und die linke Seite mit der wenigen Kraft nicht wirklich Kraft übernehmen konnte.
Nach dieser Behandlung war die Statik trotzdem etwas verändert und das Becken stand gerader.

Eine Woche später konnte er sein CCtec Korsett nicht mehr wirklich tragen, weil es unglaublich weh tat auf der linken Seite in Höhe der Spina iliaca anterior superior. Er ist dann immer ausgewichen und war damit schräg im Korsett. Am Mittwoch hatte er einen spontanen Termin in Berlin, weil er das Korsett so nicht mehr tragen konnte und sie haben es sehr verändert, so dass es jetzt wieder geht. Sie haben es dabei auch fester gezogen und so gemacht, dass er das Becken nicht mehr wirklich Richtung Hohlkreuz bewegen kann.
Sie waren etwas irritiert, wie es in einer Zeit von zwei Monaten zu dieser Veränderung gekommen sein kann.

Meine Frage ist jetzt: kann es sein, dass beide Ereignisse etwas miteinander zu tun haben?
Der Psoas hat seine Ursprünge ja innen an der Wirbelsäule und wenn er einseitig sehr stark kontrahiert ist, hat das natürlich auch Einflüsse auf die Stellung der Wirbelsäule. Der Hauptbogen meines Sohne ist nach Herrn Wilke unten, auch wenn man es oben viel mehr sieht.

Der Therapeut sagte, dass so ein Ungleichgewicht auch kommen kann, wenn man für eine längere Zeit eine Schonhaltung einnehmen musste und das System damit in eine starke Lateralität gebracht hat. Mein Sohn hatte sich mit 2,5 Jahren das linke Bein gebrochen und ich fand, dass er danach etwas merkwürdig ging, aber es haben mir alle gesagt, dass sich das schon wieder geben würde und irgendwann fand ich es auch wieder normal, aber vielleicht hatte ich mich auch einfach nur dran gewöhnt.

Das linke Bein ist auch das, wo er am Anfang der Verschlechterung der Skoliose mehr und mehr ein extremes X-Bein bekam und richtig starke Schmerzen beim gehen (das hat sich mittlerweile glücklicherweise wieder recht gerade entwickelt, so dass er wieder ohne Probleme gehen, laufen und springen kann)

Meine Fragen an euch: könnt ihr euch vorstellen, dass das zusammen hängt und wie es das genau macht?
Hat jemand Erfahrungen gemacht, gerade was das Ungleichgewicht im M. psoas major bzw. Iliopsoas angeht?
Und kennt ihr Übungen, wie man effektiv den linken Iliopsoas wieder dazu bewegt, mehr zu arbeiten?

Mir ist durchaus klar, dass sehr viele verschiedene Ursachen für die Skoliose diskutiert werden und keiner bisher genau weiß, wie sie denn nun wirklich entsteht, aber wenn wir mal den gesamt-körperlichen Erscheinungsverlauf anschauen, könnte hier auch ein Ansatzpunkt liegen?

Ich freu mich über Rückmeldungen und Erfahrungen von euch

liebe Grüße, Sängerin
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gitti
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Re: Frage zum M. iliopsoas in Bezug auf die Lumbalkrümmung

Beitrag von gitti »

Hallo Sängerin,

ich hatte vor einiger Zeit auf dieser Seite dazu etwas gefunden
https://www.original-bootcamp.com/blog/ ... psoas.html
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Tammi
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Re: Frage zum M. iliopsoas in Bezug auf die Lumbalkrümmung

Beitrag von Tammi »

Hallo Sängerin,

für Skoliosen mit lumbalen Hauptbögen gibt es Schroth-Übungen, die den Psoas nutzen. Die sind dann eben besonders effektiv für die lumbale Krümmung. Ich hoffe, das hilft.

Liebe Grüße
Tammi
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seit 2015 CCtec

Re: Frage zum M. iliopsoas in Bezug auf die Lumbalkrümmung

Beitrag von mick »

Hallo Sängerin,

noch ergänzend zu Tammi: Es in der Tat ein wesentliches Element von Schroth bei lumbalen Krümmungen, den Psoas einzubeziehen. Das sind die Übungen, bei denen das Bein der Paketseite gebeugt wird oder irgendwo gegen gedrückt wird. Z.B. beim Schulterzug/Schultergegenzug nehmen die lumbalen Krümmungen einen Hocker unter den Oberschenkel der Paketseite und drücken hinein. Ganz klassische Übung hierzu auch der Sprossenheber, wobei ich den Eindruck hatte, dass der in Bad Sobernheim deutlich mehr im Fokus ist als in Bad Salzungen (zumindest BaSo 2011 und BaSa 2015). Durch die Beugung des Beins soll der Muskel arbeiten und da er ja an der Wirbelsäule (lumbal) ansetzt, diese zurückziehen - unterstützend zur Raffung des Lendenwulstes.
Ich glaube, dass auch der Muskelzylinder mit dem Psoas arbeitet, aber dabei bin ich mir nicht so sicher.

Es ist jedenfalls nicht ungewöhnlich, dass der bei deinem Sohn auf den beiden Seiten nicht gleich ist (ob der tatsächlich so unterschiedlich dick ist oder sich das auch durch Rotation und Verspannung so anfühlt, weiß ich nicht).
Sängerin52 hat geschrieben:Meine Frage ist jetzt: kann es sein, dass beide Ereignisse etwas miteinander zu tun haben?
.

Ich bin ja grundsätzlich ein großer Freund davon, dass alles miteinander zusammenhängt ;D
Wobei mir hier nicht ganz klar ist, was das erste "Ereignis" ist - das ist ja an sich kein ungewöhnlicher Zustand bei Skoliose, dass da der eine Muskel fester ist als der auf der anderen Seite, der dann wiederum keine Kraft hat. Und genau auf diese Situation ist das Korsett ja an sich auch ausgerichtet. Weißt du denn was verändert wurde?

Ist dein Sohn lumbal rechtskonvex, belastet rechts mehr als links, die linke Hüfte ist weiter nach vorne gekippt und zieht das linke Bein mehr in die X-Stellung (oder umgekehrt, was hier auch immer Henne und Ei sind)?
Das mit dem linken gebrochenen Bein würde da auch ganz gut ins Bild passen, finde ich, da er dann ja schon mehr rechts belastet hat und sich da velleicht auch nach rechts schon aus dem Lot bewegt hat. Aber ob das jetzt eine Skoliose verursachen kann... Würde mal das nächste Mal Dr. Wilke fragen ;)

Viele Grüße,
mick
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