Skoliose und Bodybuilding- schlechte Kombination?

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Robath

Skoliose und Bodybuilding- schlechte Kombination?

Beitrag von Robath »

Schönen guten Abend zunächst einmal an dieses Forum!

Ich schreibe hier zum ersten Mal und aus aktuellem Anlaß, da ich mir Sorgen mache. Als ich heute beim Physiotherapeuten war, bin ich aus allen Wolken gefallen. Meine Mutter hatte mich dort hingeschickt, um einfach "nur mal zu gucken". Ich ging davon aus, daß der Therapeut begeistert sein würde von dem, was ich ihm als Rückenpartie präsentieren wollte. Ich muß dazu sagen, daß ich ca. 10 Jahre Tennis und Basketball intensiv betrieben habe, und jetzt seit 3 Jahren mich 4 mal täglich hart im Fitneßstudio abmühe (sehr saubere Trainingsausführung, keine einseitigen Übungen). Dabei greife ich auch durchaus zu rel. hohen Gewichten, da alles andere m.E. nichts bringt.
Um zum Punkt zu kommen: Der Therapeut sagte mir, ich hätte eine Skoliose (rechts neben der WS sind (etwas) mehr Muskeln) und eine Kyphose. Ich sollte tunlichst keine schweren Gewichte mehr nehmen, am besten sogar ganz auf den Kraftsport verzichten!! Denn sonst KÖNNTEN Schmerzen IRGENDWANN mal auftreten und die WS sich "verhärten" (oder so ähnlich).
Könntet ihr evtl. meine Bedenken ausräumen? Ich hatte NOCH NIE Rückenschmerzen, trainiere für mein Leben gern mit schweren Gewichten (sehr sauber) und bin übrigens 24 Jahre alt. Kann sich da überhaupt noch irgendetwas verändern bzw. verschlechtern??
Hauptsache, ich kann weiter trainieren!! Röntgenaufnahmen existieren übrigens nicht; scheinen nicht notwendig zu sein, da ein normaler Mensch meine Skoliose nur mit viel Konzentration (wenn überhaupt) erkennen kann. Optisch ist mein Rücken unauffällig, würde ich sagen.

Vielen Dank für Eure Antworten.
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Robath

Beitrag von Robath »

Kleine Korrektur: vier Mal WÖCHENTLICH natürlich...
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BZebra
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Registriert: Mo, 20.05.2002 - 15:06

Beitrag von BZebra »

Gepostet von Robath
Ich sollte tunlichst keine schweren Gewichte mehr nehmen, am besten sogar ganz auf den Kraftsport verzichten!! Denn sonst KÖNNTEN Schmerzen IRGENDWANN mal auftreten und die WS sich "verhärten" (oder so ähnlich).
Könntet ihr evtl. meine Bedenken ausräumen?
Nein, können wir nicht. Du kannst zwar Krafttraining weiter machen, das ist auch gut für den Rücken, aber Du solltest auf alle die Wirbelsäule stauchenden Übungen verzichten. Ziehen ja, Stemmen nein. Toni kann Dir dazu vielleicht näher Auskunft geben, der kennt sich da besser aus.

Eine Röntgenaufnahme der gesamten WS würde ich aber anfertigen lassen. Viele Skoliosen sind, trotzdem sie ganz beträchtlich sind, von außen kaum sichtbar und abgesehen davon gibt es auch Begleiterscheinungen von Skoliose die nicht ganz so ungefährlich sind (z.B. Wirbelgleiten).
Um also Gewissheit zu bekommen solltest Du ein Röntgenbild anfertigen und die Gradzahl ausmessen lassen.
Je nach dem wie gering oder stark Deine Skoliose dann ist kannst Du sie entweder als nicht vorhanden betrachten oder aber Du solltest zusätzlich Krankengymnastik nach Schroth machen und evt. eine Kur in Sobernheim oder Bad Salzungen.

Liebe Grüße,
BZebra
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Toni
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Beitrag von Toni »

Wenn Du Dich tatsächlich in eine muskuläre Dysbalance hineintrainiert hast, was ein Sport-Orthopäde aber erst mal bestätigen sollte, dann hat die Physiotherapeutin recht.
Du trainierst auf sehr hohem Niveau, fast wie Leistungssportler. Das ist ohne sportmedizinische Betreuung tatsächlich mit Risiken verbunden, wenn sich Fehler einschleichen!
Jeder Mensch, auch die scheinbar völlig symetrischen hat eine "Schokoladenseite" und eine schwache Seite. Logisch, daß man bei Grenzbelastungen der Muskeln (hohe Gewichte) die "Schokoladenseite" stärker trainiert, weil die schwächeren Muskeln früher "sauer" und anaerob werden. Daß man sich mit einseitigem Training eine Sekundärskoliose antrainieren kann, weis ich von Prof. Karel Knapp, Sporthochschule Köln bei dem ich mal einen Trainerlehrgang für Kanu- und Kajaksport gemacht habe.
Du brauchst dringend sportmedizinische Beratung!
Plötzlichs Aufhören ohne gezieltes Abtrainieren ist auf jeden Fall falsch. Trainiere Arme, Beine, Schultern usw... weiter und wegen Rumpf-Bauch und Rückenmuskulatur musst Du Dich untersuchen lassen.
Möglicherweise könnte Dir einseitiges Paddeln im Canadier (Indianer-Kanu) helfen, die Dysbalace auszugleichen: Nur welche Seite, ob Du rechts oder links paddeln sollst muss geklärt werden. Du siehst auf der Seite von Dr. Cheneau eine Zeichnung Abb. 11 eines Canadier-Fahrers:
http://cheneaucor.free.fr/kzsch_grundl.htm

Es wurde sogar schon versucht, Canadierfahren als ergänzende Therapie für Idiopathische Skoliosen einzusetzen. Durch Canadierfahren könntest Du die Dysbalance eventuell wieder aufheben.
Das wichtigste aber ist, daß Du einen Sportarzt findest, der wirklich durchblickt. Aber vieleicht kann Dir ja Dr.Steffan einen Hinweis geben.
Gruß Toni
Dr. Steffan
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Beitrag von Dr. Steffan »

Um genauere Auskünfte zu erteilen muß zunächst eine WS-Ganzaufnahme gemacht und der Skoliosewinkel bestimmt werden. Grundsätzlich bin ich kein Gegner von Sport bei Skoliose. Leistungssport sollte es aber nicht unbedingt sein. Alles Weitere nach der Winkelbestimmung.
Dr. Steffan
Dr. K. Steffan
Robath

Beitrag von Robath »

Um genauere Auskünfte zu erteilen muß zunächst eine WS-Ganzaufnahme gemacht und der Skoliosewinkel bestimmt werden. Grundsätzlich bin ich kein Gegner von Sport bei Skoliose. Leistungssport sollte es aber nicht unbedingt sein. Alles Weitere nach der Winkelbestimmung.
Dr. Steffan
Robath

Beitrag von Robath »

Hallo nochmal,

WS wurde jetzt ausgemessen, Skoliosewinkel soll angeblich 15 Grad betragen!

Könnt ihr mir vielleicht jetzt genaueres sagen?

Vielen Dank an alle!
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Gästenachricht
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BZebra
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Beitrag von BZebra »

Also, ich würde sagen das ist so gut wie nichts.
Von einer Skoliose spricht man ja erst ab 10°. Behandlungsbedürftig ist das meines erachtens nicht.
Ich denke mit Deinem Krafttraining bist Du schon gut bedient, stell das halt ein bißchen mehr rückenorientiert ein und dann dürfte das reichen. KG brauchst Du auch nicht.

Liebe Grüße,
BZebra
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